Delete Search...
Dresdner neueste Nachrichten : 03.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-03
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-192910037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19291003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19291003
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1929
- Monat1929-10
- Tag1929-10-03
- Monat1929-10
- Jahr1929
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 03.10.1929
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Mu« nq mit- 867 gegen 48 Stimmen der Kommunisten bei to Enthaltungen der Natisonalfozialiften ange u o nt me n. . Angenommen wird gegen die stimmen der kommnnicten ein gemeinsamer Antrag der Kompros Uharteien lSozialdencolratem Demokraten, Zen mkuy sanriiehe Volkspartei), wonach bei der ersten Erwerbbloiigleit Unterstützungen nnr gewährt mer ken, wenn innerhalb der letzten zwei Jahre ein Jahr Arbeit geleistet morden is (anmartiehaftbzeit) oder bei weiteren Arbeitslos ineldnngen innerhalb des letzten Jahres ein halbes Jahr Arbeit geleistet ist. Der uolksparteilithe Antrag tiber die geit a i lelte Leistnngsmindernng. gegen den fich Abg. Eifer ausgesprochen hatte, wird gegen die Volls nartei, die Dentiehnationalen nnd die Wirtschafts partei abgelehnt. Der Teil des Komnromihantrages, der ans der beitiiteten Vorlage die Sonderregelnng itir die S a i I lonarbeiter in die Hauptnorlage til-er uehmen will, wird abgele h n t. Dagegen stimmt th das Zentrum. Das Zentrutn hat zwar den Kom nromißantrag nnterzeiehnet, hatte aber zur Bedingung gemacht, daß die Volkspartei ani eigene Aendernngsi antriige verzichte. § 107b, der in bestimmten Fällen die nach der Lohnklasse höhere Unterstützung ans den Satz am U n te r st istz n n g B o r t herabsetzt, wird mit 218 gegen 208 Stimmen der Sozialdemokraten, Kommunisten nnd " Nationalsozialisten a n g e n o m m e n. Der Teil des Kompromiszantragcs, der sich ans die Anrechnung der Wartegelder, Renten usw« bezieht, wird angenommen. Danach wird in diesen Punkten die Regierungsvorlage wiederher gestellt mit der Aendernng, daß oon den Sozial- und Zusatzrenten nicht 20, sondern 80 M. im Monat an rechnungssrei bleiben. Nach dem Kompromiszantrag wird ferner die Wartezeitbestimmnng dahin geändert, dasz die Wartezeitoerlängernng beschränkt wird ans solche Arbeitslose, die das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Jm iibrigen wird die Hauptvorlage angeno m m e n. Zur namentlieben Abstimmung kommt dann die Sonderregelnng sittdieSaisonarbeiter lSätze der Krisenstirsorge), die nach Uebetnahme des Antrages Lemmer ans die Hauptvorlage der einzige Rest der bis 31. März 1931 befristeten zweiten Vorlage geblieben ist. Die Sonderregelung wird mit 229 gegen 115 Stimmen bei 11 Enthaltungen an g e n o m m e n. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Vizepriisi dent Esset schlägt vor, die dritte Beratung der Arbeitslosenversicherung am Donner s t a g um 10 Uhr beginnen zu lassen. Abg. Wendthansen (Chr. Bauern) beantragt, einen Mißtrauensantrag gegen Severing wegen des Vorgehens gegen die Landvolk führer nach den Bombenattentaten auf die Tagesord nung zu setzen. Graf Westarp iDnt.) will am Mitt woch eine Young-Plan-Debatte haben. Beide Anträge wefrden abgelehnt. Es bleibt bei dem Vorschlag Es ers. Zum Schluß stimmt der Reichstag ohne Ans sprache einem deutschnationalen Antrag aus Ver längerung der Winzerkredite zu. Der Kanzler sucht einen Ausweg Die Bottspariei verzichtet auf FrattiouozwangT B. Berlin, 2. Oktober. (Eiq. Drabtbericho Der Reichskanzler wird heute versuchen, den Kessel der Koalition wieder zn leimen und die Krise beizulegen. Bei der gestrinen Einzel abstimmnnq znr zweiten Lesung ist die Koalition regelrechi auseinandergeiallen. Die Gesamtabstim mung sindet aber erst nach der dritten Lesnng am Donnerstag statt. Die Frage iit nun: Wird die Deutsche Volkspartei, wenn ihre Verbesserungs anträge auch in der dritten Lesnnn abgelehnt werden. auch in der Schlnßabltimmung das ganze Gesetz zu Fall bringen? Es verlantet, dasz die Deutsche Volkspartei bei der End nhstimmnng keinen Fraktiouszwang tiben wird. Das würde hedenteu. daß die beiden Vorlagen, Haupt- und Sondergetetz, im wesentlichen in der Fassung angenommen werden wtirdem die iie im Sozialpolitischen Ausschuß erhalten haben. Sollte in der heutigen Besprechng des Kanzlers mit den Parteiftlhreru der Frieden notdürftig nieset-herge stellt werden« to würde unabsichtlich der Entschlus, die pruni-the Reform der Arbeitslosen vekcichernuq tu Verbindung mit der Ftuauz t e t o r m vorzunehmen-, sticht in einer se meiufamen Entschließung der Reaketnnssvarteiem sondern in einer Regierunsserkläruus use derseleqt werden. Ochwierige Bereit-tigen der Volkspartei B. Berlin, s. Oktober-. (Eia. Drahtberichti Die Fraltiou der Deutschen Volls nartei ift heute vormittag zu einer Sitzung zusam mengetreten, oou deren Ergebnis der weitere Berlnns der Dinge abhängen wird. Inzwischen hat der Reichskanzler mit Dr. Stresemann eine liiugere Aussprache gehabt, in der die Mög lichkeiten einer giitlichen Verständigung tiber die morgen vorzunehmende Abstimmung erörtert worden sind. Nach der Aussprache begab lich Dr. Streiemann zur Fraltiom Trotz lanqwieriger, mehr als drei stiiudiaer Debatte konnte man iich auf einen bestimm ten Beschluh nich-i einigen. Die Weiterberatuua wurde auf 5 Uhr vertagt. Drei Möglichkeiten sind erörtert worden: Zustimmung, Ablehnung odcr Stimmenthaltuna der Fraktiou bei der moraiqen Ab stimmung iiber das Arbeitslosenversicherunnöaeietz. Die Minister Stresemaun und Curtius setzten sich ftir die Annahme der Vorlage ein, doch erhob sich starker Widerspruch neuen eine solche Entscheiduna. Es iit nach nicht zu erkennen, ob Fraktionszwana ausactibt wer den wird oder nicht. costs Piscaioria Nein, es sind keine tragischen Heldentaten ge schehen. Kein Stier-tä«mpser hat das laufende Band Piseators besiegt. Und das romanische Caså hat seinen Geist nicht in Trauerslor zu hiillen brauchen. Oder doch ein Sieg? Man ikann es so nennen. Die Schau spieler Piscators haben die Zuschauer k. o. geboxt. Unser Berliner Redaktionsbureau meldet uns: In der gestrigen Vorstellung der Piscator-Biihne senktessich mittenim dritten Asktplötzlich der Vorhang. Ein Schauspielu trat vor und er klärte, daß die Schauspieler sich mit den Arbeitern im Protest gegen jene Macheiischaften solidarisch siihlten, die gegen das Arbeitslosengesetz gesponnen würden. Zum Ausdruck dieses Protestes träten sie vierzig Se kunden lang in den Streit. Nach Asblaus dieser Frist wurde die Vorstellung fortgesetzt. Mit Recht bemerkt hierzu die doch gewiß weder unsoziale noch rechtsstehende »Vossische Zeitung«: »Bei dem bekannten Interesse der Schauspieler siir die praktischen Probleme der Politik diirsen wir kin nehmen, daß sämtliche Deinonstranten genau über die verzwickte Materie des Arbeitslosengesetzes unter richtet sind. Wenn sie sich länger als vierzig Schm den mit politischen Dingen besassen wollten, so wür den sie zuerst die Diszipliii lernen, die sie und ihr Publikum vor leerer Wichtigtnerei zum Schaden ihres eigenen«Theaters schützen miißte.« Diese bittre Ironie werden die Herrschaften natürlich ohne jede Arziieiwirkuiig schlucken. Wer schon im bolschewistischen Kunstbetrieb steht, hat ja nach. den ~ethischen« und ~moralischen« Gesetzen des Bolichiewismus das Recht, alles zu tun, was dem politisch Andersdenkenden schadet. Er darf sich also gar nicht selbstdenkend in eine Materie versenken und erst urteilen, wenn er wenigstens etwas davon versteht. Skeptiker verträgt auch das bolschewistische Theater nicht. Also ist dieser Schlag ins Gesicht der Zuschauer in sich nur logisch. Nicht der Schläger, der Geschlagene ist ichuldig. Dieses specifisch-e Snob- Publikum, das mit dein blntbelasteteii Bolschewismus spielt, wie weiland seine Ahnen um 1789 in Pariser Kellerlokalen, diese Salonbolschewiken, die das Geld fiir die demagogischen Vorstellungen ebenso wie die Verzückungen aufbringen, hat eine klatschende Ohr seige bekommen. Auch diese Snobs, die sich da drei viertel Stunde langweilen mußten, wissen ja nicht, um welche Probleme und Schwierigkeiten es im Reichstag geht. Aber es ist so »entzöckend«, bißchen bolschewistische Revoliition zu machen» So sinsd die Haibituss dieses politisch-en Tzheaters iinsd »die Veranstalter der gestrigen Szene einander würdig. Sie gehören auch ksiinsstlerisch zusammen »Es sseihslt nat-r noch der Aristo-phan-es, »der diesen Koniödien stoss msesistert. Warum dann, wenn es aus Kosten aller Salosnsbolsschiewiikens geht, nicht auch Uraussssiihriung ain NollenidsorsplatzP Non olet, niicht washr? Und: »den Teuseil spürt das leskchen n-ie, unid wen-n er sie beiin Kragen hätte-« Das Echo der Rede Maginots Umbildung des französischen Kabinett-« Teleqrammunsreseorreipondenten ch. Bari-. YOUer Was der Kiolonialminsifder nnid Schibdiräger des früheren Ministerpräfidenten Poincarå über die be dingte Räumung der dritten Zone gesagt hat, verfeßi nicht allein die Presse in Unruhe, sondern ruft auch in Regierungskreifen lebhafte Anseinanderfetznngen iiber die Lebensdauer des jetzigen Kabineiis hervor. Als Briansd Anfang September Genf verließ, teilte er poslitifchen Freunden gefpriichsweise mit, daß er fein Ministerium vor Beginn der Kasmmerseision um bilden und nach der Linken hin entwickeln werde. Maginots Rede liat den Stein ins Rollen gebracht. Man hält die Umbiidnng der Regierung im Sinne einer Linksorientiernng fiir unbedingt notwendig. Auf dem Kongreß der französischen Linkenarteien soll-en dsise innenpolitifchen Wiinfche festgelegt werden, um Briand die Umgestaltung seiner Regierung zu er möglichen. Wie gewöhnlich, laufen neben-her Ver handlungen zwischen den Radikalen isden Demo kraten) und den Sozialisten, deren rechter Flügel unter Paul Boneonr seine Neigung, mit den Radikalen zu sammen eine Regierung zu bilden, in zahlreichen Kundgseslmngen verkündete. Eine besondere Beleuchtung erhält die parlamen tarische Lage dadurch, daß Kolonialmiuister Maginot nicht als Wortfiihrer des rechten Fliigels der Regie rnngsmajorität angesehen wird. Seine Stellung nahme zu den Haager Konserenzergebnisfen findet den Beifall der extremen Gruppen nnd wird dem gemäß durch den »Temps« unterstützt. Dagegen sprechen andre rechisfiehende Blätter- wie »Journal des Däbats», von der Nntzlosiateit der Auslese-um die Maginot den Haager Abmachungen über die Räu mung der dritten Zone zu geben versucht. Das Blatt weist ans die unabänderliche Tatsache hin, daß die Ge samträumung big Ende Juni nächsten Jahres voll-. zogen sein müsse. Diese scheinbar resianierte Stim mung, wie sie in Rechtskreisen zu beobachten ist, läßt vermuten, dasz man Briand von seinem Vorhaben. eine linksaerichteie Koalitionöreaierunq zu bilden, abzubrinaen sucht. Um so notwendiger ist es daher sür den französischen Ministerpräsidenten, völlige Klarheit über die Stellungnahme der Rechten zu den Hunger Beschlüssen zu schaffen. Der Ghearer-Gkandal Sondcrkabesldienst der Dresdngt Neuesten Nachrichten J- Waihingtom 2. Oktober. (Durch United Pres) Der amerikanische Agent und Jngenieur Shea rer wird bekanntlich beschuldsigh die ameri kani-sch-englischeu Flottenabkommen tm Auftrag der Rüstsnngdsiindustrsie hintertrieben zu haben. Er ist, wie nach der Untersuchung feststeht, nach Genf gereistz um hier durli Riickssprache mit maßgebenden politischen Persönlichkeiten gegen das Flottenabkominen, das den Bau von Kriegsschifer beschränkt, zu wirken. Dabei hat sich Shearer besonders darauf gestützt, daß nach sein-en Feststellung-en England den Washing toner Abriistunggvertrag hiintertreibe. Er will fest gestellt halten, dasz die Gesainttonuage Englands 600000 Tonnen betrage, während sie nach den Rlistungkseiuschränklingen nur 558 000 Tonnen be tragen darf. Nach außen hin habe er, so erklärt Shearer bei den Verhören, aus eigene Faust gearbeitet, denn sowohl der Bizepriisisdent der Bethlehem Ship Builsding Corporation, Samuel Wa keman, als auch Bardo, der Vizepräsident der anisersiskanischen Brown Bosvery Corporatiom hätten daran-f bestanden, daß ihre Firmen in die Angelegenheit nicht mit hin ein-gezogen würden. Besonderes Aufsehen verursachte die Verlesunsg von Akt-en des Seotland Yar«d, des Londosner Pol-izesipräsidiums, in denen Shearer als »noiorischer Gesährtc internationaler Vetbrecher und Schwindler« bezeichnet wird. Ferner wird sdurch die Akten bekannt, daß er sich auch andrer Namen, wie Radcaky, Sear und Neu-in, besdsient habe. Weiter hat die Untersuchung er geben, sdaß Shearer nach eigenen Angaben in Eng lansd für dise Vereiuiaten Staaten hat spionieren lassen. Er hat seinerzeit erklärt, daß er einen Spsion beschäftige, der an Bord britifcher Kriegsschiffe nach zuforschen habe, ob sich England auch genau an das Wafhinatoner Abkommen halte. Auch war-de gegen Shearer der Verdacht ausgesprochen, Spionage in deutschen Diensten . getrieben zu haben. Der bekannte Schiff-bona Lawrence Wi l·de r , der Präsident der amersikanischen Brown Bonery Corporation, wurde von dem Vor sitzensden befragt, osb er irgend etwas darüber wüßte, ob Shearer esin deutscher Spion gewesen sei. und ob die Englänsder genügend Beweismaterial gegen ihn besäßem um ihn anzuklagen. Wilder erwiderte, daß er in dser Tat derartiges gehört habe, nnd daß im Staats-benardement, so viel er wisse ein Dokument über diese Angelegenheit vorhanden sei. Nach diesen Ermittliungen hat sich der Untersuchungsausfchuß auf unbestimmte Zeit ve rta g t. Der Fall Kühle Anhaltbate Befchuldigungen X Dresden, 2. Oktober. Jn der kommunistischen Presse wird der Fall des in der Tschecho-Slowaket oerhasteten Arbeiters Rühle aus Schönseld bei Dresden erörtert und daran die Behauptung ge knüpft, daß im Gegensatz zu dem ebenfalls in der Tschecho-Slowakei festgenommenen Buchhalter Gröschel ans Meißen keine deutsche Behörde es trotz der verschiedenen Gesuche der Roten Hilfe für not wendig befunden habe, sich um Rühle zu kümmern. Die sächsischen Regierungsstellen hätten während dieser neun Wochen, wo Rühle sich in Leitmeritz in Hast befand, nicht einen Finger gerührt. Hierzu erfahren wir auf Ansfrage von amtlicher Stelle: Die sächsische- Regierung hat, sosbald ishr die Tatsache sder Berhaftung Rühles bekann-tge.wor-den war, unverzüglich daø Auewärtigie Amt ersucht, sich für iihni zw verwenden. Diesem Ersuchen ist das Ans wärtige Amt, das selbstverständlich auch von sich aus schon ldie erforderlichen- Schritte ergriffen hat, nach gekomiinen. Es hat hie heute jede erdenskliche An strengung gemacht, usin eine- Beschleunigung sdeiz gegen Rühle anshängisgien Verfahrens herbeizuführen« Die-sen Bemühungen- ist ibigsher ein Erfolg nicht be schieden gewesen-, weil idas Verfahren infolge der Ge ricths-ferien sehr langsame Fortschritte machte und dein Falle antscheinend wegen sein-er politischen Be deutung von den tsschect)«o-sloivafischen Behörden« ershöshte Beachtung geschenkt wird. Das gegen« Rüihle eingeleitete Strafiverssahreiv wird aus Vergehen gegen das tlskl)echso--slo-wakisches Gesetz zum Schutze der Repwhlik nnd ausf Ueber tretung des Wassenpatentø gestützt, die darin erblickt werden, »daß Rühle beim Kreis-turn-sest in Aussig, an dein er in der Uniforni des Rotsronts kämpserbundes teilgenoinmen hatte, den Ruf »Seit Moskau-« ausgestoßen und überdies ein Messer bei sich geführt haben soll. Die sächsische Regierung muß sich jeder Kritik des Vorgehens der tschecho-slowa kiskhen Behörden gegen Riihle enthalten· Sie muß aber den Vorwurf zuriickweisen, daß sie sich aus irgensdwelchen unsachlichen Gründen fiir einen Staats angehörsigen weniger energisch einsetze als sitt einen andern. Die Regierung hat auch im Falle Rithle bis her alles in ihrer Macht Ziehen-de get-an, um die Leidenszeit des Verhafteten abzukiirzen. Sie wird auch weiterhin in diesem Sinne tätig bleiben. Diefranzösischexinkspkessegegentmaginot Telegramm unsres Karten-andeuten ch. Paris, 2. Oktober Die Pariser Linkspresse ist mit den Auslegungs versuchen des Kolonialministers Maginot keineswegs einverstanden Das radikale Blatt ~La Republiaue« erblickt in der Kundgebrtiig Maginots und besonders in seiner Erklärung, die Rheinlandljeietzung bilde eine Garantie für die Durchführung der Haager Be schlüsse, einen Versuch, die wankendeMehrs heit des Kabinetts zu stützen, da sie zum Teil entschieden gegen die Räumung sei. Das Blatt weist ferner darauf hin, daß man bereits mit der Organisierung der internationalen Zahlungsbank tat sächlich mit der Verwirklichung des Young-Planes beginne, daß also im Gegensatz zu den Erklärungen Maginots die achtmonatige Frist, nach deren Ablauf die Räumung voll-zogen sein muß, bereits in diesen Tagen zu laufen beginne. Altistisn durchaus die Beweglichkeit einer Koloraturs Sopranisstin haben kann, wenn virtuoses Können die Schwere des Materials m-eiitert. Sie singt als Haupt nummer eine Konzertarie von Mozart, die Angelina- Arie aus Rossinsis vergessener Oper »La Cene-re-ntola« und als Zugasbe die Königin-Arie ans Meyer-beers «Hugenotten«, sonsst nur von Sopranen wieder gegeben. Sie singt die-se Stücke mit der Grazise, wie sie kaum sonst hell-en Stimmen eigen ist, nnd sie singt sie mit dem mächtigen, seelisch ersiülltcn Orgelklang ihres herrlichen Alts, der in der Tiefe doch zum Schöiissten gehört, was man heute ism Gesang hören kann. Die-se Misschung von Virtuositiit und Ausdruck ergibt den seltsamen Reig, der-die Kunst der Onegin charakterisiert und der ihr besonderes Merkmal ist. zwischendurch gibt es Mendelssohn. Und der brave endelssohn erglüht durch das Temperament der Onegtn. Das »Hexesnl-ied« wächst zur dra matischen Ballade—, das ,Veneziani.sche Gondels lied« gleitet »in Anmut und Heiterkeit, Goethes »Lie dende« strömt reinste Empfindung. Und es ist dann schon wieder Naiivität gewordene Intelligenz-, wenn die Qnegin Volksliedcr singt: schwedische, nor-wegische, ruf-fische, srauzösissche und deutsche. Es ist die Größe Ihrer Kunst« daß sie das Schlichte schlicht zu geben weiß. Es ist Einsachheit, die nur aus Reichtum kom men kann. Auch der Grund siir die Zuneigung, die «da»s Publikum dieser Künsstlerin in Herszlichkeit ge wahrt. Es miiszte nun schön sein, der Onegin auch in der Oper einmal zu begegnen. Denn hier ist sie ja erst ganz die Onegin. k. seh. = Heinrich Zerkaulen las im Frauenklub aus eigenen Werken. Zuerst eine neue Novelle, »Der Mord an der Nymphe Emale«. Wie-der eine Erzahlung ans dem Sächsischen Barock, jener Epoche, der Zerkaulcn seinen ersten großen Roman, »Rautenskranz und Schwerter", gewidmet hat. Von Balthasar Pcrmoser, dem Bannieister Augusts des Starken, erzählt er diesmal. Ein kleines Liebesaben teuer des Künstlers Einale, die Auge-betete eines seiner Schüler, wirst sich dem kraftvoll männlichen M·Niter an den Hals. Der msodelliert sie in Elssens bem. Tags daraus findet der eisersiichtige Schüler die Nymphenstatue im Atelie-r. Und zerschlägt sie. Aus sprache der Rivalesn, Ueberlegenheit des Künstlers, Beschamung des Schülers, happy end. Alles liebenswiirdig, lächeln-d. flüssig, verbindlich. Dann Verse auf Rügen gedi-ch«tet; Naturstsimmunaem Ge witter. Wald Pack in Pudbus, Meer beißinzx naiv Mensstvbe Idylletn Zum Schluß aus dem Manu skript des Beethoven-Romans »Musi! aus dem Rhein«. Der Knabe Beethoven fährt mit sesiner Mutter aus einem Lastenkahn den Rhein hin-unter nach Holland. Unsd phantasiert einsam aus seiner Geige. Die Leser unsrer Sonntagsbeilage kennen diese Szene. Anschaulich, ersüllt von Musik, versehlte sie auch gestern ihre Wirkung nicht. Man begrüßt-e unsd de danktse Heinrich Zerkaulen aus das herzlichste. Dankte auch era Schroeder von der Linde, die eine Anzahl Lieder Zerkaulens, lvrische Sksizzem in der iangbaren, anschmsiegsasmen Vertonung des Sieben bürgers Paul Nichte r , sympathisch vortr-ug. l.f. = Dresdner Bühneninbilare. Ida Kattner ist in diesen Tagen 25 Jahre am Residenztheater tätig. Sie gehört zu den beliebtesten Mitgliedern dieser Bühne. Eine der wenigen wirklich komischen Darstellerinnem Ida Kattner gibt immer echte, gute, alte Operestte. Dies klassischen Figuren sind ihr Ge biet. Ida Kattner hat Stil hat Humor. Schade, daß die moderne Operette ihr so wenig Gelegenheit gibt, ihr ganzes Können zu zeigen. Aber um ihretwillen wiir e es sich lohnen, wieder einmal »Don Cesar« zu geben oder den »Bettelstudenten«. Und wie wäre es mit dem »Mikado«? Der andre Jubilar ist Otto M a ries. Auch er singt jetzt 25 Jahre die Operettens helden im Frack oder im Ritterkostüm. Erst jüngst wieder als Blaubart zeigte auch er, daß es immer noch Operettenrsänger von Distinktion und Haltung gibt. Marlö hat sein Publikum in Dresden. Auch er ist seit Jahren gern gesehener Gast im Central- und Residenzt-heater. . = Das Zwickaner Museum wird stillgelegt. Aus Zwickau wird gemeldet: Die Stadtverordneten haben beschlossen, das Museum stillzulegen und den Direktor, Dr. Hildebrand Gurlitt, zu entlassen. Wie wir dazu erfahren, ist das Museum ein Opfer der Svarmaßnahmen und der Parteipolitik geworden. Der derzeitige Direktor, Dr. Hildebrand Gnrlitt, hatte das Museum neu ausge baut. Auch an dieser Stelle sind seine in allen Fach kreisen anerkannten Verdienste gewürdigt worden. Er hatte nicht nnr ein lebendiges Institut geschaffen, er hatte auch durch künstlerische Veranstaltungen aller Art das künstlerische Leben der nicht eben kunstgeseg neten Stadt bereichert. Er ist nun der Parteiwirt schait geopfert worden. Jede Partei hatte zwar den Wunsch, Museum nnd Direktor zu erhalten, sede Partei stellte aber auch andre Forderungen, über die man sich nicht einigen konnte. Zweimal ist über die Frage die Stadtverordnetensiyuna gesprenat worden. bis man ietzt den aordischen Knoten ganz einfach durchschlug. Es ist schade um dieses Museum, das sich so schön entwickelt hatte, und das sich auch noch weiter zu entwickeln versprach. Der Fall lehrt wieder einmal, welch zerstörenden Einfluß die Parteiwirt schaft auf die Kunst ausübt. =,,Sviel in Europa.« Aus E l b e rfe l d wird uns geschrieben-: Erisch L otich i u s hat in einer dreiakti gen, in Elberseld uraufsgesührtetn Komödie ~Spie·l in Europa-' einen in Träume-n und Stimmungesn lebenden Dichte-r und einen betriebsamen Amerikaner einander gsegesnsübergesstellt Der Kampf geht usm eine grau um die Gattin des Dichte·rs, die der reiche ew-Yor-ker mit Hilfe seiner Millionen zu erobern bestrebt ist, weil er sich von ihrer Schönheit große Geldeinnsahmen verspricht. Er unterliegt. Europas Gefühlsleben siegst übe-r Ame-riskas skrupellosen Ge schäfitssin-n. Eine Idee, die originell und gefällig durchgeführt, Beifall finden könnte. Doch die Ge stalten sind starre, schwarz-weiß gezeiichnete Toben Ihr Tun uind Lassen wirkt marisonettewhaft. Das schwächt die Wirkung des Spieles- Wohl beckusndeten die noch an eisn anfprsuchslosses Sosmmerprogramm ge wöhntein Theaterbesuchesr Zustimmung Aber ein durchschlagesnder Erfolg, der sich ·bei besserer Formuing der Charaktere nnd feinerer Pointierung der Dialoge hätte einstellen können, ist leider nicht zuöerszåichltåent r. . . s= Goethe-Ausgaben bei Gram-e Aus Berlin wird uns geschrieben: Eine Versteiaerung verschie dener Büchersammlungen erfolgte am so. September und I. Oktober bei Paul Graupe. Viele Erstaus gaben deutscher Klassiker, viele bibliovhile Neudrucke. Die Preise waren niedriger als bei Graupe im Juni ivenn sie auch dem Rahmen angemessen meistens höher waren als bei Perl. Bei seltenen Wertobjekten trifft das allerdings nicht zu. Ein Geichenkexemvlar Goethes mit Widmung von ihm: »Hermann und Dorothea« in blauem Seidenband (1829) brachte 1275 Mark, während das Exemplar bei Perl, ebenfalls mit eigenhändiger Widmung in rotem Papvband (allerdings 1814) für 2150 Mark gekauft worden war. Goethes »Farbenlehre« von 1810 erzielte 1500 Mark. »Götz von Berlichingen« in der ersten- auf Goethes Kosten gedruckten Ausgabe von 1778: 1925 Mark. Die Gesamtausgaben Goethes von 1810, 1816, 1827, 1834 konnten für 70 bis 400 Mark gekauft werden. Unter den seine-Werken brachte die Erstausgabe der Tragödien von 1828 den höchsten Preis: 121 Mark. Der »Phoebus«, die Zeitschrift, die Kleist 1808 ein Jahr lang herausgab, eine außer gewöhnliche Seltenheit, besonders, da sie vollständig uns in Prachtexemolar vorlag, ging mit 2150 Mark fort. Die Erstausgabe der von Goethe besorgten Lavaterschen »Physiognomischen Frag mente« war mit 580 Mark nicht zu hoch bezahlt. —- Unter den modernen Luxusdrucken brachte die Dovess Presse aute Preise. Der schöne zweibändige »Faust« in Pergament 850 Mark. Tie »Jphigenie« 650 Mark. Die Ernst-Ludwia-Presse, Janus-Presse, Kleukenss Preise, Maråes-Gesellfchaft waren mit schönen Exemplaren vertreten und erzielten mittlere An gebote. B. Grautofk e= Der Bildhauer Antoine Boutdclle ist, nach eine-m Telegramm unsres eh.-Korrefpoiidenteii, auf dem Landgut eines feiner Freunde in der Näh-e von Paris ism Alter von 67 Ja ren einem Herzschlag er leikew Bvurdelle-, ein Schüler Rodins, wurde vor a em durch seine Reliefs an einem Theater auf den Elyföifchen Feldern bekannt, die damals fast einen Skandal verursachten. Auch einige von seiner Hand Yfchasseine Statuen in den öffentlichen Anlagen von aris, das Dentmal zur Erinnerung an die- Ankunft der erste-n amerikanischen Soldaten in Frankreich und das vor einigen Wochen in Paris enthüllte Denkmal fckir den polnischen Dichter Micskiewioz, haben zu feiner Popularität beigetrag-en. « - Luni Hainfnn flieht. Vor einigen Tagen traf in Ko pensha gen eiw nsovwegdfchcs Ehepaar ein« das in eine-m kleinen Tiouvisftenhoteck Quartier nahm. Es trug sich als Knut Hanssew Pächter aus Grimftasd in Norwegen, unsd Frau eins. Vierunsdizswamzig Stunden fpäter gsexlana es eine-m lournsalisteni, festzustellen, daß Herr Hantsew kein- ansdrer als Knut Hamsiun war. Wie ein Laufs-euer ver-breitete sich »diese Nseuiaikeit in der Stadt Scharen von Pressephoiographem Journalisteir tin-d Beinchern belagertein den Eingang zum Hoteh Aber niemand wurde voraelassiem nicht einimal seine besten Freunde, ider Verlagsdirecktor Hegeck unsd der FilsmsfchauspieslerOlasf Fönß. Die Pressephotogranhen hatten mehr Gibt-eh Sie standen den aanszen Tag vor der Tür, denn sie rechneten damit, daß Knut Hamssuni doch ein-mal ausgehen werde. Am späten Nachmittag wagte sich ider Dichter heraus-; er stürzte-, als er der Pshotsographen ansichtig wunde, in ein Auto uns fliisterte dem Cihaussesnr die Adresse zu. Seitdem ist er verschwunden-. Der einzige, ider seinen Aufenthalts ort weiß, iit sder Hoteldiener, der ihm fein Gewäc nachaietfawdt bat. yama Neuen- mchktcheeu Dumka ä. Dem-es 1929 Beste Z
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview