Dresdner neueste Nachrichten : 15.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19291015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1929
- Monat1929-10
- Tag1929-10-15
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- Dresdner neueste Nachrichten : 15.10.1929
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Dresdner Neuefte Nachrichten Anzesgenpkessez VII W 111-I dritte Zelle kostet tUI AMI- ) « « Bezugspkcsscx ZU Esset Zustsllung but-g 2,25 K««M« ·-———— für quewnne Mo Ihm Vieprenquzpite -—-—-«— .OW Ins Haus mvvdm ss——-—-—-z tm sstnfchtus an redaktionellen Text to us- bretd tostet 2 sit-Ah für unabhängige Tageszenung Bitteer EVEN-lo2thsetlhtæålxxllglg KTJFIPFIZOZZMZU Näh-ZWEI MFUZWUXXU For TIJUFIRJJ Uflflkfttgdsttgmagzeigetn Flzkåckngggebührx Kreuzbandiendungem Inland wöchenltktch 1.10 Ist-R -·mn o n Ind- ptdßen kann eine Gewähr nicht übernommen wes-dann mit Handecs. und Industrie-Zeitung wR-RMW GrggßsæsdensM Aedottton Betten nnd Wgetchdstøsteltu Dresden-N zerdtnnndsir.t i- Zernmß tttk den Onøvertedr Sammelnummer 24601,tttk den semvektedr 1419920023 A9Bl-2WL33 i- Teteqr.x Renefte Dresden i posischen: Dresden 2060 Nichts-erlangte Glaser-dringen ohne Rllckoorto werden weder zurückgesondt noch aufbewahrt - Im Falle höherer GemG-VWeb-stdrung oder Strettd haben unsre Besteher keinen Anspruch auf Rachlleferuvg vde Ckststtuvg des evispkschsvdsn EIESOM u-» Nr. 241 Dienstag, 15. Oktober 1929 XXML Jahrg. Umfassende Monovol-Politik des Reichs? Plan pines Tal-ais und Biermonopols Noch keine endgültige Einigmig mit Kreuger - Dkesdner Gedmkfeier für Dk.Git-efemann Die deutsch-tschechifchen Beziehungen Die vergifieude Wirkung der Opionagesovsterie Teteqramm unsres Korrespondenteu "d. Pras, 18. Oktober Seit els Wochen saß der Bibliothekar der Meißner Porzellanmanusaktuy Grösch e l, im Kuttenberger Gerichtsgesängnis unter Spionageverdacht in Unter suchungshast;«dabei konnte ihm nichts andres vorge worsen werden, als daß er das historische Schlachtsetd ndn Kolin (1757) photographiert hat. Sechsmal hat be reits der deutsche Gesandte in Prog, Dr. Walter K o ch interveniertx am Freitag hat er neuerdings eine Note im Außenministerium überreicht. Am Sonnabend nachmittag erhielt der Gesandte vom Auszenminister Dr. Benesch die strikte Erklärung, daß die Ein stellung des Verfahrens gegen Gröschel be reits erfolgt sei. Auch der deutsche Justizminister Dr. Mayr-Ha r t u n g, der auf die bisherigen Inter pellationen keine Initiative gezeigt hat, teilte dem Gesandten »mit, Grsschel werde spätejtgtzs Mputaq auf freien Fuß faktisfbsisiiis Gröschel ist in der lang-en Mrkerhast e r k r a n kt und hat vor allem seelisch schwer gelitten; er ist stark erkältet, weil die Zellen trotz der merklichen Kälte in der Nacht nicht gehetzt werden. Noch am Freitag hat Gröschel seinen Rechtsbetstand brieslich ersucht, er möge seine Uebersührung in das Gesängnisspital veran lassen. Der Rechtsanwalt wird im Namen Gröschels Schadenersatzanspruch an den tschecho-slowaki schen Staat geltend machen. Damit hat wieder einmal eine der zahlreichen Spionageaffairen, wobei Reichs deutsche unschuldig schwerstem Unbill ausgesetzt wer den, mit einer traurigen Blamage für die Regierung des Staates geendet. Wesen Photographierens eines bald 200 Jahre Der Fall Gröschel zwingt aber zu einer prin zipiellen politischen Feststellung: Wir sind, wie jedermann weiß, gegen jede nationalisstifche und chauviniftifkhe Verhetzuwg der Völker unter einander. Wir verurteilen jede Beleidigung eines Volkstums in Wort unsd Schrift, wie sie leider in Grenzgegsendscm wo zwei Nationalitäten auseinander stoßen, sich immer wieder ereignen. Abe r die Spionenriecherei in der Tfchechos Slowakei fiingt an, sich allmählich zu einer Gefahr fiir die deutsch tschechischen Beziehungen aus«-wachsen Der Fall Gröschel ist ja nicht der einzige seiner Art. Im Frühling dieses Jahres wurden, wie er innerlich, drei völlig harmlose Bautzner Bürger jenseits der tschechischen Grenze wegen Spionage ver-hast« und erst nach neuntvöchiger Unter suchun·gshaft, die ihnen körperlich, seelisch nnd wirt schaftlich den größten Schaden brachte. als völlig schuldloswieder freigelassen. Kein Wunder. daß man sich in Deutschland allerorten veranlaßt sah, deutsche Touristen beim Ueberfchreiten der ists-ethischen Grenze eindringlich auf die ischechische Spionagesurcht und die in ihr liegenden Gefahren hinzuweisen. Wie groß diese Gefahren siir harmlose Touristen find, wird da durch bewiesen, daß schon die photographische Auf nahme eines jahrhundertealten Schlachtfeldes mit einem Gedenkstein genügt, um den Verdacht der Spionage zu erwecken und aus Wochen ins Gefängnis zu kommen. Ein derartiges Verhalten der tschechischen Be hörden steht in keinerlei Einklang mit der ossiziell von Masaryk und Benesch in Prag propagierten Politik. Man kann nicht in Paris feierlich den KelloggsPaskt unter schreiben und aus jeden Krieg verzichten, unsd gleich zeitig in jedem Touristen, der ischechischen Boden be tritt, einen gefährlichen Agenten sehen, der die milii iärischen Rüstungen des tschechischen Staates aus sorschen will. Man kann auch nicht, wie es Dr. Benesch in der vergangenen Woche getan bat, vo r deu t - schen Journalisten freundliche und nette Reden halten und gleichzeitig deutsche Staatsbürger unter nichtigen Vorwänden schuldlos ins Gefängnis se tz en. Diese Dinge sollte man iin Interesse der guten Beziehungen zwischen Deutschland und der Tschecho-Slowakei - und an solchen Beziehungen haben beide Staaten ein gleich großes Interesse in Prag sehr wohl und sehr genau bedenken. fqtieii Schlachtfeldes Und des aus Ansicht-starken allgemein erhältlichen Denk mals der Schlacht wurde Gröschel els Wochen lang in Eineelhast gehalten. Wegen des gleichem-Vergebens« mußte der österreichische Elektro techniker Böh in und seine Ledensgesährtin Steindl im Olmiitzer Gerichtsgesängnis eine furchtbare Tra gödie erleben; Böhm wurde von einem Mitgesangenen erschlagen, und die Steindl ist nach einjähriger Hast an Seele und Körper schwer geschädigt in Frei heit gesetzt worden. In beiden Fällen lag weder ein ausreichender Grund sür die Verhastung, noch das ge ringste Verdachtsmoment vor, dessentwegen die Aus dehnung der Untersuchungshast verständlich erschiene. Es wird höchste Zeit, daß die tschechische Regie rung vernunstgemäßen Erwägungen Raum gibt und einen armen schwerkranken Menschen steiläßt, dessen einziges ~Verbrechen« darin bestand, daß er nicht in höherem Maße mit der in der letzten Zeit bis zur Hysterie angewachsenen Spiplnagesurcht in unserm Nachbarlande gerechnet hatte. Es wäre höchst bedauerlich, wenn die endgültige Freilasfung Gröschelg, wie ein heute vormittag eingegangenes Telegramm unsres Prager Korrespondenten andeutet, durch den Instanzenweg noch weiter hinausgezögert werden sollte. Denn Gröschel ist, wie aus den Berichten her vorgeht, ein schwerkranker Mann, und jeder weitere Tag im Gefängnis müßte seinen Zustand verschlimmern. Wir können uns nicht vorstellen, daß die tschechifchen Behörden, nachdem sie den Irrtum der Verhaftung Gröschels offen eingestanden haben, auch noch diese Schuld aus sich laden wollen. Wie steht es im übrigen mit der Entichä digung Grdschels sür die unschuldig erlittene Hast? Wir hörten bisher leider noch nicht, daß sich die Prager Regierung zu dieser selbstverständlichen Schadenersatzpslicht bekannt hätte. Arbeiterkegiemng in Australien Teleqtamm unfrcs Korrespondenteu RR London, u. Oktober Die Wahlen in Australien haben eine ver - nichtende Niederlage der bürgerlichen Koalltionsreglerunq Bruce ergeben. Nach den bis heute trüb vorliegenden Ziffern, die sich nur noch geringfügif verschieben können, ift die Verteilung der Mandate w e folgt: Arbeiten-arm 46 statt 81 Sitze, Nationaliften 15 sftatt 29 Sitze, Lande-spottet 9 statt 18 Sitze, die Ungbbänqigen 5 statt 2 Sitze. . Die Reue Berzögernng ? Teleskamm Unfre- Korrespondenten « » d« Preis-U Oktober Die Frager staatgannialtfthaft teilt anf eine Un frage des Advolaten Dir-. Otto Stein, des Rechtsver treterö Griifchels. mit, daf- fie non der Einftellnng des Verfahrens nnd der Enthafinng Grdfthels bisher noch nicht o f f i z i e ll verliiindigt toorden·fei, das vielmehr der Instanzenweg die Enthaftnng Enotb - nin ein bis zwei Tage verzögern lhnnei » Als ich diefe Mitteilung der Giaatsamvaltidaft heute vormittag dein Jnftigntinifter Niyr- H a r - tnn g vorlegte, antwortete diefer wörtlich: »Von uns ans ift die Sache Griifchel eingestellt. V i e lle icht ift er fchon enthaftet Jedenfalls mns er heute oder morgen freigelaffen werden. Die Durchftihrnng ift sache des Gericsts in Kutten derg.« Arbeitewariei bat also einen vollkommenen Sieg zu verzeichnen. Die Demission der bürgerlichen Koalis iivnsregierung wird sür beuie oder morgen erwartet. Die neue Regierung dürfte gegen Ende der Woche von dem Arbeiter-sähen Scullin gebildet werden, einem ehemaligen Journaliften irischer Abkunft. Für die Weltpoliiik wird namentlich das Zusammentreffen einer Arbeiter regierung in Australien mit der Regierung Macdos nale in England von Bedeutung sein« Die Zusam menarbeit der beiden Kabineiie wird sich namentlich in der Flotienabriistungsfrage bemerkbar machen, bei der die anstrnliscbe Marine eine nicht unbedeutende Rolle en spielen bat. Monopole nnd Reichsfinanzreform Eine ernste Warnung Die Verhandlungen mit dem Krenger- Konzern über das Zündholzmonopol und eine Reichsanleihe sollten noch am Sonn abend abend abgeschlossen werden. Dazu ist es jedoch nicht gekommen, weil man sich über verschiedene Ein zelheiten nicht einig werden konnte. So hat man denn die Besprechungen aus den heutigen Montag net-tagt Immerhin scheint das Projekt in großen Um rissen schon fertig und beiden Teilen genehm zu sein. Nach unsern Jusormationen wird zum Zweck der Durchführung des Haudelsmonopols voraus-sichtlich die Deutsche Züudholzverkauss-A.G. in eine halb staatliche Organisation umgewandelt werden, die in wesentlichen Punkten ähnliche Ausgaben zu er füllen hätte, wie das bestehende Zündholzsnndikat Bei der Festsetzung der Preise dürfte die Reichsregierung grundsätzlich dieselben Rechte haben, wie bei der jetzigen Zündholzbewirtschaftung, das heißt, es wird ihr ein Veto gegen die Hei-aussetzng der Preise ein geräumt. Etwas anders, besonders in der wichtigen Frage der Preisfestsetzung, lautet das, wag die « V o ssisch e Z e i t u n g « an Einzelheiten mitteilt. Danach wird die Trägerin des Zündholzmonopolg eine Gesellschaft öffentlichen Rechts lein, die durch ilmbildunq der bis herigen Syndikatorganisation, der Deutschen Sünd dolzverkaufs-Aktiengesellschaft, geschaffen werden soll. Das gesamte Vermögen der Gesellschaft fällt nach Ab lauf des Monopols entschädigungslos dem Deutschen Reiche zu. Die Aktien bleiben wie bisher zu 50 Pro zent in den Händen der schwedischen Fabrikanten, zu 50 Proz. in den Händen der Deutschen. Die deutschen und schwedischen Aktionäre stell-en je fünf Aufsichts ratsmitglieder. Ein Miiglied, das den Vorsitz führen dürfte, ernennt das Reich, das außerdem ein Kontroll recht erhält. Jm Gegensatz zu der jetzigen Regelung soll jedoch nach der »Vosfischen Zig.« der Aufsichtsrat nicht das Recht haben, die Zündholzpreise festzusetzen Die Preiöfestsetzung soll vielmehr aus schließlich Sache des Reiches sein. Zunächst ist vorgesehen, den Preis für zehn Schachteln Sünd hölzer billigster Sorte im Detailverkauf von 25 auf 35 Pf. zu erhöhen. Die Aktionäre der Monovolgesell schaft erhalten lediglich eine feste Dividende von acht Prozent, die zur Hälfte auf deutsche und schwedische entfällt. Was die Monopolgesellschaft etwa darüber hinaus verdient, fließt nach Schafong der erforder lichen Rücklage in eine besondere Kasse. Aus ihr er hält zunächst das Reich nach Abzug seiner Ver waltungsspefen einen erheblichen Gewinnanteil, der kleinere Rest wird als Sonderngabe an den Schweden trust gezahlt. Qb diese Version der »Vossischen Zeitung« den Tatsachen entspricht, weiß man natürlich nicht! Das Reichsfinanszministerium hüllt sich hier wie in allen übrigen Fragen in geheimnisvolles Dunkel, das auf zuhellen wir für dringlich erforderlich halten. Als seinerzeit auch an dieser Stelle gefordert wurde, daß. das Reichsfinanzministerium in der Diskussion sder gesamten Nenordnung unsrer Finanzwirtschaft die Führung ergreifen möge, wnrde uns erwidert, darüber könne erst nach Annahme des YoungsPlanes Authentisches und Zusammensassendes gesagt werden. Das klingt sehr oerständia, läßt aber völlig außer acht, daß die Zeit nicht still-steht und daß ja auch im Reichs finanzministerium selbst an allerlei Teillösungen ge arbeitet wird. Gerade das aber ist die Ge fahr. Mit iraendwelchem Flickwerk, und sei ed im einzelnen noch so schön, ist nichts mehr getan. Was wir brauchen, ist eine einheitliche· grundsähliche Finanz reform. Wenn das Reichsfinanzminisieriunt den von ihm genannten Termin selbst nicht abwarten kann nnd schon setzt durch Schaffung eines Zündholzverkausds monopols sich eine Anleihe hereinholi, möchte man auch etwas über den - sagen wir einmal geometri schen Ort dieses Monopols in d-r kommenden Reform wissen. Es ist überaus bezeichnen-d. daß man in sehr meitens Kreisen befürchtet, die Anleihe kbnnte Herrn Hilferding veranlassen, seine Resormpläne noch etwas zu ver tagen. · , « , » f «D"afs wäre aussehen Fall unerträg lich und wir düsrsen hoffen, daß im Reichstag, der den Rouopolplan ja noch erst qoncbmigen muß, darüber ein sehr offenes Wort gesprochen wird. Auch wäre es feer wünschenswert, wenn endlich in diesem Zusam menhange eine eindeutige Erklärung über die sonsti gen angeblichen Monopolpläne erfolgte. Das Reichs finanzministeriunt hat sie zwar in der Presse besprechung am Sonnabend, wie- wir noch im größten Teil unsrer letzten Ausgabe «berichteten, in Abrede gestellt. Es erklärte, daß keinerlei Entwürfe eines Tabak- und Bierntonopols ausgearbeitet seien. Doch war die Erklärung so ver klausuliert, daß sie fast einer Bestäti gung gleichsam. Jnfolgedeffen ist die Diskussion in der Preise auch keineswegs verstummt. Im Gegenteil. Die ~Mo-n-tagspoft« tagspoft« schreibt z. B. heute, in dein in Aussicht stehen den Zünsdholzmonopol wolle das Reichsfinanzministe rium eine umfassende Monopolpolitik beginnen, nnd es sei offenes Geheimnis, daß im Ministerium Entwiirse bereitlägen, die darauf ab zielen, den Handel in Bier und Tabakwaren in staat liche Regie itberzufiihrem Auch diese Pläne würden netmutlich einen andern Namen erhalten als Mono pol. In der Hauptfache würden sie aber doch auf Monopole herauskommen Die Pläne des Finanz minifters seien etwa so gedacht, daß die Fabrikanten von Bier, Tabatwaren und Ziindhölzern ausschließ lich an die Monopolverwaltung zu liefern haben. Diese verteile dann die Waren an Groß- und Klein handel. Die Vermittlerttitigkeit der letzteren würde nicht nur Erzeugung und Absatz rationalisieren, zu dem wiirde das Reich dabei genug verdienen, unt einen Abbau der dringendsten Steuern vornehmen zu können. Was also ist daran wahr, was nicht ? Daß die Geldmifcre Herrn Hilferding arg zu schaffen macht, wissen wir. Aber die notwendige Finanzreiorm ist für unser ftaatliches Leben zu wichtig, als daß wir sie uns nnr von der Not sollten diktieren lassen. Es wird höchste Zeit, daß man auch im Reichsiinanzntinisterium etwas weiter als von heute aus morgen zu denken lernt- 111-. Das mysteriöfe Anleihe-Angebot Reue Mitteilungen des ~Denlfchen« B. Berti-h 14. Oktober. lEigener Drahtberichh Im Reichssinanzministerium bestreitet man swie wir im größten Teil unsrer Sonntagsausgabe noch berichteten - d. Red.) auss entschiedenste, daß der Reichsregierung von einer englisch-ameri kanischen Gruppe ein Angebot gemacht worden sei, dessen Bedingungen bedeutend gün stiger gewesen wären als die des schwedischen sünd holzkönigs. Trotz diesem Dementi hält das Gewerk schastsorgan »D e r Deutsch e« diese Behauptung aufrecht. Es habe sich zwar nicht um ein konkretes Angebot gehandelt, doch sei dem Reichssinanzminister aus dem üblichen Wege die Bereitwilligkeit, Deutsch land eine Anleihe zu verschafsen, mitgeteilt worden. Die Verhandlungen hätten sicherlich auch bestimmte Formen angenommen, wenn dem ausländischen Wunsche Rechnung getragen worden wäre, der dahin geht, ReichsbankpräsidentDr. Schacht möge als Beauf tragter des Reiches die notwendigen Sondierungen vornehmen. Die Reichsregierung habe aber offenbar den Reichsbankpräsidenten zu einem solchen Schritt nicht bewegen können, weil Dr. Schacht in einer nur teilweisen Auszahlung der Beamtengehälter, wie sie der Reichssinanzminister befürchtete, keine Gefahr siir den deutschen Kredit erblickt habe. Hätte der Reichs bankpräsident sich nicht versagt, so wäre unter Um ständen der sehr teure kurzsristige Zwischenkredit, der über ein deutsches Bankenkonsortium abgeschlossen wurde, gar nicht notwendig gewesen. Aber auch dann noch hätten Möglichkeiten für eine langsrisiige Konso lidierungsanleihe bestanden. Die Verhandlungen darüber sollen jedoch nicht zustandegekomnten sein, weil das Finanzministerium angeblich keinen drin genden Geldbedars mehr hatte. Das Finanzministcrium wird nicht umhin können sich zu diesen sehr detaillierten Angaben des »Deuischen« doch etwas eingehender zu äußern.
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