Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1863

Anzeiger Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. W 54. Montag den 23, Februar. 18«3. .Bekanntmachung, Eines SchleußenbaueS halber wird die Frankfurter Straße auf der Strecke von der Drücke bei der großen Fuvkenbura bis an die Weststraße vom Montage den SS. dieses MonatS an für Fuhrwerk gesperrt. 1c LrihzH, am 2ß. Februar 1863. Der Rath der Stadt Leipzig. EicboriuS. Schleißner. " Holz-Auctioiü LOS Langhaufen sollen auf einer in der Nähe ver Plagwitzer Pforte gelegenen Wiese Dienstag den S4. Febr. UM S Uhr gegen Anzahlung von 10 Ngr. für jeden Haufen und unter den übrigens an Ort und Stelle bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend verkauft werden. Die Licitanten haben sich an der Plagwitzer Pforte zu versammeln. Leipzig den 18. Februar 1803. DeS Raths Forst-Deputation. , Rudolph Uielo's dramatische Vorlesung, Herr Rudolph Nielo ist in litterarischen und künstlerischen Kreisen schon seit Längerem wohlbekannt als poetische Capacität, als Gelegenheitsdichter und Programmatarius gleichsam der Düssel dorfer Maler. Die Feste derselben pflegt stets seine Muse mit Versen und Toasten zu verschönern. Noch nicht aber wußten wir, daß der begabte Mann auch ein höchst trefflicher Vorleser K 1a Linck und Holtei sei. Gestern haben wir ihn denn auch von dieser Seite kennen gelernt, indem er vor einem leider nur spärlich versammelten, dafür aber desto aufmerksameren und dankbareren Puolicum im kleinen Saale der Buchhändlerbörse Shakespeares ewig junges, graziöses Lustspiel: „Was Ihr wollt" vorlaS. Man muß ge stehen, daß Herr Nielo seine schwierige Aufgabe auf meisterliche, echt dramatische Weise löste. Für die komischen Figuren besaß er eine Fülle sprudelnden Humors, für die mehr lyrisch gehaltenen Personen und Scenen, die Liebespaare, dagegen einen Reichthum an GemüthStiefe und innerlichem Leben, daß daS ganze so bunte und glänzende dichterische Gebild in greifbarer Wahrheit und Gegen wart vor uns trat. Wir erhielten einen wirklich poetischen Genuß — damit ist Alle- gesagt, nur Schade, daß desselben verhältnißmäßig so Wenige theilhaft geworden sind. Wir wünschten, daß diese Zeilen dazu beitrügen, eine etwa stattfindende zweite Vorlesung besuchter zu machen. » * * VessentUche Gerichtssitzung. Leipzig, den 21. Februar. Der Dienstknecht Friedrich August Schwips aus Seeligenstädt, 23 Jahre alt und bereits wegen Eiaen- thumSverbrechen wiederholt bestraft, stand heute unter der Anklage eines einfachen und eine- ausgezeichneten Diebstahls. Er hatte aus dem Pferdestalle seines letzten Dienstherr», eines hiesigen Lohn- kutscherS, einen kleinen Handspiegel, welcher frei an der Wand ge hangen, bei seinem Abzüge, angeblich w^k er ihn für sein Eigen thum gehalten, sich angeeiguet und ihn erst auf ausdrückliches Ver langen seiner vormaligen Dienstfrau später zurückgegeben. Ebenso wollte er mehrere Kleidungsstücke und Effecten, welche, in seinem Besitze vorgefunden, von einem hiesigen Lohukutscher mit der größten Bestimmtheit als die ihm am Nachmittage oder Abend des 30. December vorigen Jahres aus dem Pferdestalle entwendeten wiedererkannt worden waren, in der vorjährigen MichaeliSmeffe auf dem AugustuSplatze von einem unbekannten Handelsmanne gerauft haben. Gleichzeitig mit jenen wiedererlangten Gegenständen hatten auch zwei Dieustknechte aus einem andern neben jenem ge legenen Pserdestalle Kleidungsstücke, welche mit den vorgedachten auf zusammen 15 Thlr. 6 Ngr. gewürdert worden waren, vermiß B« näherer Besichtigung der fraglichen Oertlichkeit war fe gestellt worden, daß der Dieb am Abend zuvor, als die Dien^ knechte während de- Abendessen- dett Pferdestall unverfchlsffen ge lassen hatte«, sich in denselben ««geschlichen und aas dem darüber befindlichen Heuvvden übernachtet und am nächsten Tage durch gewaltsames LoSreißen eines Bretes in den daneben gelegenen Pferdestall gelangt war. Die Thür dieses Stalles, welche von innen ohne Schlüssel geöffnet werden konnte, war unverschlossen gesunden worden. — Ueberdies war ermittelt worden, daß der Angeklagte Tags nach der Verübung des Diebstahls seiner vor maligen Geliebten ein Packet, in welchem sich Kleidungsstücke be funden, unter einem nichtigen Vorwand zur einstweiligen Aufbe wahrung übergeben hatte. Schwips wurde mit Rücksicht aus seine Nückfälligkeit zu einer einjährigen Zuchthausstrafe verurtheilt. Den Vorsitz bei der Verhandlung führte Herr Gerichtsrath Albani und waren die Anklage und die Verteidigung durch die Herren Staatsanwalt Löwe und Advocat Schilling vertreten. AtS Hilfsrichter fungirten die Herren Actuarien Holke und I)r. Krause. Verschiedenes. Einen überraschenden Anblick boten am 20. Februar die Räume des Schützenhauses in den Decorationen des Kürschner balles. Emige tausend Ellen Boas und die kostbarsten Felle verzierten Treppenhaus und Saal, dessen Eingang zwei riesige Löwen, denen ein Thürsteher in Bärenfell beigefellt war, bewachten. Die Theilnehmer mußten durch eine Ehrenpforte von Hermelin den Saal betteten, in dessen Mitte sich ein Felsen erhob, auf dessen Spitze ein schöner großer GemSbock gestiegen, umkreist von diversen Raubvögeln der Alpen. Leoparden, Tiger, Füchse u. s. w. schauten von den Fenstergesimseu grimmig auf die fröhlichen Tänzer herab, welche fast bis Tagesanbruch in unermüdlichem Humor aus harrten. Wie man uns mittheilte, hatte das Pelzwaarengeschäft des Herrn C. F. Piehler die prächtige Bärenmaske geliefert. (Lpz. Nachr.) 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