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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-03-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186503097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18650309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18650309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-03
- Tag1865-03-09
- Monat1865-03
- Jahr1865
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1865
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1278 Spitäler von ungleicher Uu-dehnung und Einrichtung, ay den verschiedensten Stadttheileu gelegen, in von einander entfernten Zeitperioden gegründä, aufzuweisen hat, durch den vielseitigen Bergleich der Spitäler mit ihreu Einrichtungen und Resultaten einen rttchhaltigeren Stoff der Belehrung für die letzte Entschei dung bietet, als Städte, die nur ein oder zwei Spitäler aufweisen, wodurch gar zu leicht die Praxis des Herkömmlichen den Sinn änger befangen zu erhalten vermag; so darf sich wohl die Ansicht ür berechtigt halten, eS könne sich aus den dortigen, streng wiffen- chaftlichen Erörterungen Manches ergeben, waS auch bei uns für die letzte Entscheidung in'S Gewicht zu fallen im Recht wäre. ^lm jedoch das Verständniß für Einzelnes, was weiter unten aus den DiScussionen wörtlich gegeben werden soll, zu ermöglichen, muß vorausgeschickt werden, daß, bei aller Ähnlichkeit des Gegen standes hier und in Paris, die Sachlage doch insofern eine wesent lich verschiedene, als bei uns der Plan eines Neubaues an einen günstiger gelegenen Ort von der verwaltenden Behörde ausgegangen, aber bei den übrigen begutachtenden Corporationen Gegner ge funden; während in Paris die Administration das alte Löiel-äiou zwar abbrechen, aber nicht allzufern davon, abermals inmitten der Stadt an einen nicht viel günstiger gelegenen Ort das neue Spital errichten, und in Bezug auf die Größe, die Zahl der aüszu- nehmenden Kranken, von dem bisherigen Modus, der sich für die Raum- und OrtSverhältniffe des üötel-äieu als ein zu großer herausgestellt, nicht weit genug zurückgehen will. Die Administration ist in diesem Sinne bereits mit einem Plan vor die Oeffentlichkeit getreten, Tr6lat hat hierauf in einer kleinen bei der Gesellschaft für Chirurgie eingereichten Schrift die Unzuträglichkeiten dieses Planes, die Verstöße gegen die Vorschriften der Hygiene, wie sie sich in unfern Tagen zu wissenschaftlicher Bedeutung entfaltet, nach gewiesen, und somit AusgangSpunct und Weg für die DiScussion selbst, die Ende vorigen Jahres viele Wochen hindurch den Haupt gegenstand der Verhandlungen in der genannten Gesellschaft abge geben, vorgezeichnet. Da in der DiScussion selbst jeder einzelne Redner zunächst die verschiedenen Oertlichkeiten von Paris mit ihren durch Lage und Größe gegebenen Eigenthümlichkeiten im Auge hatte, so kam natür lich Vieles zur Sprache, was nur für den dortigen Stand der Frage von Bedeutung sein kann. So unzweckmäßig es demnach wäre, die einzelnen Reden getreu wiederzugeben, so gewiß gestat teten doch dieselben, aus ihnen allgemeine Principien und Lehren herauszufinden, die, wie Einzelne ausdrücklich betonten, für jeden HoSpitalbau anwendbar seien. Gehe ich zu der DiScussion selbst über, so möchte ich eS zu vörderst als einen besonders glücklichen Wurf eines der ersten Redner bezeichnen, wenn er hervorhebt: aus wie viel Theilen, aus wie viel Elementen die HoSpitalfrage auch zu bestehen scheine, wie vielerlei Wünsche, Anforderungen und persönliche Interessen auch Berücksichtigung beanspruchen mögen — wolle man zu einem be friedigenden Ergebniß, zu einer gedeihlichen Lösung gelangen, so müsse man unverrückt nur das eine Ziel in'S Auge fassen, an der einzigen Richtschnur festhalten, der alles Andere, waS etwa ängst liches finanzielles Bedenken, oder kleinliche Sorge um Wahrung der Bequemlichkeitsverhältnisse des ärztlichen Personals aufzubringen vermag, sich unterzuordnen habe, an der schönsten Aufgabe echter Humanität — das Wohl des Kranken. War einmal dieser Preis als der würdigste aufgestellt und an erkannt, so war wie mit einem Schlage die DiScussion in eine so glückliche Bahn geleitet, daß eS dem Einzelnen fast schwer war, momentan auf Abwege zu gerathen, und in der Thal, so viel auch der Reden die lange Reihe der Sitzungen gehalten wurden, sie schienen sich alle um die durch obige Worte gegebene Parole zu aruppiren, man könnte sagen, es sei eigentlich nur eine Rede ge halten worden, nur die verschiedenen Stellungen, die der einzelne Redner in Bezug quf Studium oder Wirkungskreis bisher einge nommen, gaben ihm Veranlassung, von dem Vorredner in der Begründung der letzten Aufstellung, in der sie alle einig waren, abzuweichen, und seiner Rede ein neues Interesse zu verleihen. An jeden Neubau eines Hospitals den Talisman zu ketten, der am treuesten das Wohl des Kranken fördere und sichere, darauf liefen, wenn auch mit verschieden genommenem Anlauf, alle Be trachtungen hinaus. Dieses Haupterforderniß, diese Grundbedin gung, die sich wie ein rother Faden durch fast alle Reden hindurch zog, zu deren Beweisführung von verschiedenen Ausgangspunkten alle geistige Kraft eingesetzt wurde, welch' neue Entdeckung sollte eS sein? — Fast dürfte eS beschämend erscheinen, daß die Wissen schaft auf ihrer stolzen Höhe nichts Anderes ausfindig zu machen vermochte, als WaS der gesunde Sinn des schlichten Alltagsmenschen längst gefunden, und täglich wieder findet. Diese Wahrheit, über die der einfache Mann mit offenem klugen Sinn keinen Augen blick seines Lebens in Zweifel gewesen ist, welche ist eS? — Daß man, um sich sicher wohl zu befinden, als Gesunder, wie als Kranker, die reine Luft aufzusuchen hat. — Wer vermöchte, dies einmal als Ausgangspunkt erfaßt, nicht die weiteren fast üppig emporwuchernden Consequenzen, auch für den Neubau eine- Hospi tals, selbst zu ziehen? — Somit könnte ich meinen Aufsatz schließen, wenn eS nicht meinerseits Autoritätsglauben beanspruchen hieße, wollte ich erwarten, Laß meine Berficherutzß auf tzn» einfache Wort hin anerkannt würde, und wenn eS nicht andererseits eine Art Bedürfniß der menschlichen Natur wäre, den LäuterunzSkampf zu besserer Einficht in der eigenen BrnA dnrchzMmpftM. Es folgt daher in Nachstehendem als Beleg für meine Auf stellungen eine kleine Auswahl bezüglicher Stellen aus dm wich tigsten Reden möglichst wörtlich. So sagt Trölat: Wenn eS einen Punct giebt, über den alle Welt übereiuzustimmen scheint, so ist eS der, daß die Atmosphäre eines Spitals fo rein wie möglich sein muß, daß eS weit und frei der Luftströmung auSgesetzt sei; eS ist kaum nöthig an die auf fallend günstigen Resultate zu erinnern, die sich 1814 bei der Unter bringung der Verwundeten in den Schlachthäusern herauSfiellien. Michel Levy berichtet von eben fo günstigen Resultaten au- dem Krimkrieg, wo Spitäler unter Zelten eingerichtet wurdm. Dieser Einfluß einer reinen Atmosphäre erschien eher englischen GesundheitSeommission so bedeutend, daß man im neue» Militar- spital zu Woolwich Einrichtungen getroffen, um Verwundete oder Amputirte Tag und Nacht im Freien zu KWr."— Wbmit ist vor allem eine Gegend mit reiner Atmosphäre nöthig, Alles muß für freie und reichliche Luftcirculation eingerichtet sein, die Winde müssen die Wände der Gebäude bestreichen können, auf keine Winkel und zurücktretende Theile stoßen, die Sonne mutz dm ganzen Bau gleichsam baden können, die Gebäude müssen geräumig, von einander getrennt sein, um nicht InfectionSheerde zu bilden Wenn man daran denkt, was die Atmosphäre von Paris ist, wo mehr als 1,600,000 Lungen in 24 Stunden mehr als 600,000 Cubikmeter geathmete Luft aushauchen, wo eine beständige Tätig keit allerlei Ausdünstungen von Menschen und Thieren erzeugt, wo die Industrie die Luft mit dem verschiedensten Abraum erfüllt, diese Atmosphäre, die von weitem wie eine unbewegliche Staub wolke erscheint; so begreift man, daß keine VorsichtSmaßngel über flüssig ist, um dagegen zu kämpfen. Und mitten in dieser Atmo sphäre will man das Lötsl-äieu errichten! Man bezeichnet das Hospital Lariboisiöre als dm Typus eines vollkommenen Spitals, wo alle seit einem halben Jahrhun dert geträumten Fortschritte verwirklicht seien, doch find daselbst viel zu viel Kranke angehäust, die Gebäude stehen einander zu nahe, als daß die Luft hinreichend frei circulirm könnte. Nach meiner Idee würde ein gut gelegenes Hospital aus einem oder nur wenigen Gebäuden, 100 — 150 Meter von einander mtfernt, und in geraden und parallelen Linien errichtet, bestehen, und müßte ohne Hindernisse den Winden, dem Regen und der Sonne auS gesetzt sein. — Wenn man sagen wollte, daß kleine Spitäler kein ausreichendes Material für den Unterricht bieten, so ist die- durch Beispiele in Frankreich selbst, und nn Auslande hinreichend widerlegt. — Leon Lefort sagt: Die ersten Grundbegriffe der allgemeinen Gesundheitslehre weisen an, ein Spital in dem UmkrerS einer Stadt zu bauen, besser noch außerhalb der Stadt. Der, den man aufnimmt, gewinnt nur an Gesundheit und Ruhe, wenn er die Quartiers verläßt, wo die Wohnungen sich Lust und Licht streitig machen, und sich dem ländliches Aufenthalt nähert. — Die Vergleiche ergeben, daß, wenn die Spitäler im Mittelpunkt der Stadt 39,1 an Sterblichkeit bei Amputationen ergebm, die Spitäler im Umkreis und außerhalb der Stadt nur 24,2 aufzuweisen hatten. — Wenn auch bisher besondere Umstände Veranlassung gewesen, daß in London die meisten Spitäler in der Stadt liegen, so erkennt man auch heute dort die Nothwendigkeit an. sie so viel wie möglich an der Stadt hinaus zu verlegen. — Es ist nicht genug, daß ein Hospital weit von Häusermassen isolirt sei, eS müssen auch die Gebäude, die eS bilden, weit von einander entfernt sein, so daß gewissermaßen so viele Hospitäler wie Gebäude find. Dieß haben die nicht begriffen, die das Hospital Lariboisiöre in Paris, St. Jean in Brüssel gebaut haben, und die in diesem Augenblick da- Rudolfsspital in Wien beendigen. WaS die Lage betrifft, so muß eS so viel als möglich auf einem freien Orte errichtet werden, lieber auf einer leichten Anhöhe, al- in der Ebene, lieber in der Ebene, als in einem Thale. Es darf dem Flusse nahe sein, wenn das Wasser hell und sein Lauf leb haft ist, doch muß es fern sein, wenn diese günstigen Bedingungen fehlen. Sumpfiger, tiefgelegener und feuchter Boden muß ver mieden werden. Demnach vereinigt der zu einem neuen Söt«I-ä!ou bestimmte Platz fast alle schlechten Eigenschaften in sich. — Nach dem ein anderer Redner gesagt hatte, die Bequemlichkeit de- ärzt lichen Personals kümmere ihn wenig, äußert Lefort in ähnlichem Sinne: Wenn das Hospital zu Göttingen von dem König von Preußen (?) an einem ungünstigen Orte gebaut wurde, aber nahe an da- HauS de- verehrten Langenbeck, so ist die- ein Fall der Ehrerbietung an das Alter und die Wissenschaft, die den Be treffenden ehrt, aber doch ein Verfahren, das nicht nachgeahmt ) werden darf. — Ein an die Gesellschaft gerichteter Brief von einem auswärtigen alte» Chirurgen , der, etwas schroff gehalten, doch von Erfahrung und offnem Sinn Zeugniß ableF, enthält Folgende-: „Die Ge- ' sellschaft thut Recht daran, sich mit der Frage zu beschäftigen. Die Gelegenheit ist günstig, läßt man sie entschlüpfen, so ist Alle- verloren.
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