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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-11-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186511017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18651101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18651101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-11
- Tag1865-11-01
- Monat1865-11
- Jahr1865
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1865
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Petersburg, 22. Oetober. Der Vau eine- vollständige» Welt-Telegraphen geht schnell vorwärts. Bisher ist hierin Fol gendes geschehen: 1) Bon der Insel New-Foundland geht eine Lelegraphenlmie durch den amerikanischen Continent vis «ach San Francisco in Californien; von da ist sie von der neugebil- detea Compagme des russisch - amerikanischen Telegraphen (CollinS Overlavd-Telegraph) bis Neu-Westminster, der Hauptstadt de- britischen Columbia, geführt worden. 2) Bo» der Mündung des Amur ist eine Linie blS nach Chabarowka geführt worden. 3) Von WerchneudinSk und Kjachta geht eine ununterbrochen« Telezraphen- lini« über Irkutsk und Petersburg bis zur Westküste von Irland. Auf diese Weise find zm Vervollständigung der ganzen Linie noch folgend« Strecken zu erbauen: a. Bon Nen- Westminster durch die Behringstraße zur Mündung des Amur, d. Bon Chabarowka nach WerchneudinSk. v. Vom westlichen Ufer Irlands durch ein unterseeisches Kabel bis zur Insel New-Found- land. Der Bau der beiden ersten Linien ist bereits in Angriff genommen, und zwar der der ersteren von der amerikanischen Compagnie, der der anderen von der russischen Regierung. Die amerikanische Gesellschaft hat bereits eine Expedition zur Erfor schung des ganzen Küstenstriches, durch welchen die Telegraphen lmie gehen soll, und zur Herbeischaffang der an Ort und Stelle zu beziehenden Materialien entsandt. Den Draht und andere Ausrüstungs-Gegenstände hat sie in England bestellt und ist es zu hoffen, daß zum nächsten Jahre Alles zur Stelle sei» wird. Die russische Regierung hat die schwierige Linie von Chabarowka nach WerchneudinSk in einer Länge von 2810 Werst zu erbauen. Gnesen, 26. October. (Ostd. Ztg.) Gestern und vorgestern wurde hier vor dem Schwurgericht die Untersuchungssache wider Graf Leo Fink v. Finken st ein wegen wiederholter Wecbsel- sälschuug verhandelt. Sie endete mit der Verurteilung des An geschuldigten zu einer zehnjährigen Gefäugnißstrafe, 1000 Thlr. Geldbuße und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahre. Der Angeklagte, der während der Verhandlung ein anständiges und würdige- Wesen zeigte, gab an, daß er 34 Jahr« alt ist, früher Officier im 2. Jäger-Bataillon war und Ritter des rothen Adlerordens sei. Nach der eigenen Angabe des Finkenstein hat er in den letzten zwei Jahren 193,050 Thlr. Wechsel gefälscht, davo« waren bei feiner Verhaftung noch ca. 63,000 Thlr. in Umlauf. Gegenstand der Untersuchung waren nur 60 Wechsel im Betrage von 51,150 Thlr., und bleiben somit noch ca. 12,000 Thlr. zu ermitteln. Die Verteidigung, welche vom Rechtsanwalt Dockhorn in Posen geführt wurde, beschränkte sich darauf, für mildernde Umstände zu plaidiren; zu diesem Behuf« ließ sie eine große An zahl sogenannter Wechselcommisfionäre und Geschäftsmacher von hier und Trzemeßno, ihres Zeichens sonst auch Fuhrleute, Bäcker, Fleischer, Restaurateure, laden. Die Verhandlung gewährte da durch ein recht buntes Bild und ließ zuletzt bei allen Einsichtigen den Wunsch auf baldige Abschaffung der Wuchergefttze rege werden, da nur unter ihrer Herrschaft das hier aufgedeckte lichtscheue Treiben der Wechselcommisstonäre möglich ist. — Ein ehrlicher Spitzbube und ein spitzbübischer Biedermann. Ein« Anekdote, welche der »Independance" ge schrieben wird, ist bezeichnend für die jetzigen Zustände in Süd italien. Ein von den Räubern gefangener Staatsbeamter schickte an seine Freunde und Verwandten das folgend« Schreiben: »Ich bin gefangen und zum Tode verurteilt. Man verlangt sechzig tausend Francs Lösegeld für mich. Sucht eS schnell zusammen zubringen, thut bei der Regierung Schritte zu meinen Gunsten und schickt mir sogleich baares Geld, sonst schneiden sie mir die Ohren ab." Daun kam das Datum, die Unterschrift de- Absen der- und die Angabe der Stelle, wo da- Geld abgrliefert werden sollte. Aber der Brief enthielt außerdem noch eine Nachschrift von einer anderen Hand, die so lautete: „Der Gefangene ist em Spitz bube. Ich habe nur ein Lösegeld von 10.000 FrcS. von ihm ver langt. Er möchte aber gern das Uebrige für sich selbst in die Tasche stecken. Schickt mir also die 10,000 FrcS. und ich laste ihn frei." Es ist kaum nöthig noch zu bemerken, daß dieses Postscriptum von dem Bandenchef selbst herrührte, der in diesem Falle gewiß ehr licher war als sein Gefangener. — Man schreibt der Pariser »Presse" aus Hieudelaencina: »Bergleute, welche in dem spanischea Silberbergwerke, genannt die „weiße Kieselgrube", die zum größten Theile seit langer Zeit der Familie Orfila gehört, arbeiteten, habe» so eben eine Entdeckung gemacht, welche die Kunst und die AlterthumSkuude in gleiche« Maße interesstrt. Indem sie ihre unterirdischen Stollen trieben, befanden st« sich plötzlich in Gängen, deren Ursprung sich in die älteste Zeit hinein verliert. Es bestand dort eine vollständig berg männische Bearbeitung, deren Geräthe man in durchaus gut erhal tenem Zustande aefunden, so daß man constatiren konnte, daß eS kein römisches, sondern ein karthagische- oder phönicische- Werk war. Dort finden sich Hacken, Erzfirbe und vor Allem ein Schmelz ofen und zwei Schmieden, welche da- Interesse der Ingenieure i» hohem Grade erregten. All« diese Gegenstände wurden sorgfältig gesammelt und werden eS daher ermöglichen, die wiffenfchaftliche» Untersuchungen weiter zu führen, als eS nach einer oberflächliche» Prüfung geschehen konnte. Besonder- genau wird man die merk würdigen Geräthe und Kunstgegenstände zu prüfen haben, welche die Nlscheu einer Rotunde im Mittelpunkte de- Bergwerke- ent nahmen. Diese Rotunde scheint der den Göttern geweihte Ort in den Minen gewesen zu sein. Es gab dort drei Statuen, eine sitzend und von halber Lebensgröße, die beiden andern steh«»d und etwa ein« Elle groß. Die Statuen erinnern weder an griechische, noch an römische Kunst, nähern sich aber derjenigen, welche im Jahr« 1854 auf der andern Seite des Gebirge- gefunden wurde und jetzt in der Lrmeria zu Madrid unter dem Namen de- kartha gischen Hercules aufbewahrt wird. Dieselben Zeichen finden stch auf einem Dreifuß und einem Koffer, die gegen die Wände der Rotunde gestellt waren. Die gelehrte Welt gerieth schon bei der Entdeckung von 1854 in Aufregung; die jetzige wird sicher ein neue- Licht in da- Studium einer Civilisation bringen, di« sehr mächtig war und nun fast ganz verschwunden ist. Die Geräthe, Werkzeuge und Kuustgegeustände bilden jetzt einen Lheil des CabimtS des Hrn. Lassery zu Valladolid." — In den neuesten durch da- Acciseamt in London veröffent lichten Ausweisen finden sich interessante Angaben über Quantität und Qualität der am häufigsten vorkommenden Verfälschungen von Maaren. Wenn e- einen Artikel giebt, der fast nie un verfälscht verkauft wird, so ist eS der gewöhnliche Pfeffer. Werl er ungemischt gar zu stark, ja geradezu unbrauchbar wäre — so lautet die Entschuldigung. Es find indessen Fälle vorgekommen, daß in der als Pfeffer verkauften Waare auch nicht ein Körucbeu diese- Gewürzes vorhanden war. Genfhülsen gehörig zerrieben und mit 25 pEt. Gips und etwas Stärkemehl versetzt, geben eine Mischung, die sich in Geschmack und Aussehen von Pfeffer nur schwer unterscheiden läßt, auch wird weißer Pfeffer stark mit ge mahlenem Reis vermischt. Endlos waren von jeher und sind heute noch die Kunststücke, um Bier, Wein und sonstige Spirituosen zu verfälschen. Da- beliebteste und unschädlichste Medium ist Wasser, leider nur werden, um die Verdünnung durch dasselbe zu ver hüllen, den gebrannten Wässern schädliche Substanzen zugemischt, so namentlich salpetersaurer und schwefelsaurer Aether. Kaffee war früher am häufigsten mit Cichorie verfälscht worden, seit diese je doch genau so hoch wie der Kaffee selbst verzollt werden muß. ver legt stch da- Geschäft auf Fälschung der Cichorie und fälscht den Kaffee selber mit gebranntem Zucker. Erfreulich ist es, daß in neuester Zeit weniger schädliche Bierfälschungen vorgekommen find, auch sind Tabakfälschungen nur aus Irland bekannt, wo der Schnupftabak stark mit Kalk versetzt zu werden Pflegt. — Am 30. September ging aus New-Jork eine «igenthüm- liche AuSwanderungS-Expedition ab. In sämmtlichen Neu-Eng lands - Staaten, besonders aber in Massachusetts, übersteigt dl« weibliche Bevölkerung die männliche um viele Tausende, während selbstverständlich in den neubesiedelteu nordwestlichen Regionen der Union — namentlich im Staate Oregon (am stille» Oceau ge legen) und im Territorium Washington — große »Nachfrage" nach Frauen ist. Mr. Mercier, ein Bewohner de- letzteren, hat nun eine weibliche Auswanderung aus Massachusetts in Scene gesetzt und an Bord des Dampfers „eoatiaoLtLl" Ueberfahrt für sieben hundert heirathslustige Mädchen engagirt. Der Dampfer ist von der Bundesregierung zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt worden. Von New-Jork aus geht eS direct um Cap Horn nach Oregon; eine Reise, die etwa 90 Tage in Anspruch nehmen wird. Die Farmer und sonstigen weiberlose» Bewohner jener fernen Gegenden sehen der Ankunft der 760 Schönen sehnsuchtsvoll ent gegen und die dortigen Geistlichen werden alle Hände voll rmt Trauungen zu thun bekommen. Aussprüche großer Mäuuer. Ein Wort, das uns entschlüpft, ist Herr über uns. Rochefoucault. Je mehr du fühlst ein Mensch zu sein, Desto ähnlicher bist du den Göttern. Goethe. Das Weib sieht tief, der Mann sicht weit. Dem Manne ist die Welt das Herz, dem Weibe das Herz die Welt. Grabbe. Wie Einer ist, so ist sein Gott; Darum ward Gott so oft zum Spott. Goethe. Man fürchtet das Alter und weiß doch nicht, ob mau es erreicht. Bruhöre. Alle wollen Herren sein Und keiner ist Herr von sich. Goethe. Die Leute wünschen nicht- mehr zu erhalten und schonen nichts weuiger als ihr Leben. Bruhöre. Kein Mensch will etwas werden, Ein jeder will schon etwas sein. Goethe.
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