Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-02-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186902286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-02
- Tag1869-02-28
- Monat1869-02
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1869
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
heblicheu Schritt ihrer Lösung im Eiuue der nationalen Wünsche sich genähert hat, unterliegt reinem Zweifel. , Die „Köln. Ztg." sagt: Der größte Fehler, der im Feldzuge I von 1866 begangen worden, war die der Stadt Frankfurt unter Drohungen aufgelegte Manteuffel'scbe Coniribution von 25 Millionen. Preußen- Benehmen gegen Frankfurt wird immer noch so beurtheilt, als ob eS wirklich jene Contribution eingezogen hätte, die längst bis zum letzten Heller erlaffen wurde, so daß die Behandlung Frankfurt- während de- Krieges im Äuge eine- Un befangenen eher milde, als hart zu nennen ist. Indessen hat Frankfurt doch durch Verlust seiner 1815 wieder hergestellten, freilich größtentheilS nur scheinbaren Unabhängigkeit einen mora lischen und durch Aufhebung deS Bundestage- auch einen mate riellen Verlust erlitten, so daß wir eS nur billigen können, wenn der preußische Staat bei Ordnung der Verhältnisse von Staat und Stadt sich möglichst großmüthig erweist. Und so ist eS denn auch gekommen. Die Frankfurter haben die von ihnen begehrten drei Millionen Gulden erkalte:?. Da daS Staatöministerium nicht wehr al- zwei Millionen Gulden gerechtfertigt fand, so legte der König großmüthig auS seiner Schatulle eine Million zu. Es wird natürlich noch eine ganze Zeit lang fortgeschimpft werden, aber allmählich werden doch immer mehr verständige Leute in Frank furt sich mit den neuen Zuständen auSsöhnen. Den Bundestag auSzugraben, bloß damit die Miethen in Frankfurt steigen, geht doch nicht wohl an. Die „Norddeutsche Allgem. Zeitg." schreibt: Die Hietzing er Verschwörer haben in London eine Broschüre unter dem Titel erscheinen lassen: ,,^ko is tbe real enew^ ok Oermanz??" (Wer ist der wahre Feind Deutschlands?), in welcher sie die Hülfe de- Auslandes zum Kriege gegen Preußen anrufen. Der Umstand, daß diese Broschüre dieser Tage allen Mitgliedern deS Parlament- überschickt wurde, gab diesen Gelegenheit, sich von dem Treiben der VaterlandSverräther in Hietzing zu überzeugen, und rief die Erklärung hervor, daß die welfischen Umtriebe an Niedertracht gegen Deutschland Alles überträfen, waS je die Geschichte aufzu weisen habe. Interessante Nachrichten sind auS Madrid eingetroffen. Die constituirenden Corte- haben mit überwiegender Majorität den Marschall Serrano zum obersten Inhaber der Exekutivgewalt pro- clamirt. Am 25. Februar hielt in der Sitzung der Corte- Serrano eine Ansprache an die Versammlung, in welcher er zunächst her vorhob, daß er zur Annahme der ihm übertragenen Exekutivgewalt fick nur auS patriotischen Rücksichten veranlaßt gesehen. Redner wie- alSdaun darauf hin, daß ein Mißbrauch der ihm übertragenen Gewalt unmöglich sei, da mit derselben keine Prärogative, weder da- Recht de- Veto noch das Recht über Krieg und Frieden ver bunden seien. Auch würde er diese Prärogative, selbst wenn die Versammlung ihm dieselben anvertraut hätte, nicht angenommen haben. Er hege den Wunsch, sowohl mit der Minorität der Ver sammlung wie mit der Majorität im Einvernehmen zu handeln. Der Redner schloß: „Ich werde auf meinem Posten bleiben, so lange eS nothwendig ist. DaS Wohl der Nation ist meine ein zige Sorge. Ich hege keinen andern Ehrgeiz, al- nach Erfüllung meiner Pflichten gegen da- Vaterland in da- Privatleben zurück zukehren." Die Rede wurde mit Beifall ausgenommen. Der Deputirte Sorin constatirte darauf, daß auch die Minorität mir Genugthuung von den Worten Serrano'- Kenntniß genommen habe. Uebec den Zeitpunct, bi- zu welchem Marschall Serrano die Functionen eine- höchsten Executivbeamten zu versehen haben wird, scheint in dem betreffenden Beschlüsse der Corte- nicht- ge sagt zu sein, weil man offenbar der noch zu erörternden Frage Über die künftige Regierungsform nicht vorgreifen wollte. In Belgien ist, wie bereit- kurz bemerkt, das vom Senat am Mittwoch verworfene Budget de- Justizministerium- an da- Abgeordnetenhaus zurückgegangen, von welchem eS von Neuem, mit einer Majorität von 62 gegen 42 Stimmen angenommen worden ist. Die belgische Verfassung verbietet nicht, daß ein- ein mal abgelehnteS Gesetz in derselben Session wieder vorgelegt werde. Die Budgetvorlage wird nun also nochmal- an den Senat ge langen, und man giebt sich von liberaler Seite um so mehr der Hoffnung hin, daß e- bei einer zweiten Abstimmung die Annahme dieser Körperschaft finden werde, da seine vorgestrige Ablehnung in derselben nur durch die zufällige Abwesenheit von acht liberalen Mitgliedern ermöglicht worden sei. In der französischen Deputirtenkammer übernahm der Minister SeS Innern, Forcade la Roquette, am Mittwoch die Bertheidigung der Pariser Stadtverwaltung gegen die Angriffe, welche Thier- am Tage vorher auf dieselbe gerichtet hatte. Wie Thier- Rede im Großen und Ganzen eine Wieder holung der schon am Montag von Garnier - Page- und Picard gegen die Stadtverwaltung vorqebrachten Einwände war, so wiederholte auch Forcade im Wesentlichen die auf jene Angriffe schon durch den Regierung--Commiffar, Genteur, am Montag gegebene Widerlegung. Forcade bestritt, daß, wie Thier- be hauptet hatte, ein verausgabte- Capital ein verlorne- sei. Ein verausgabte- Capital sei um ein angewandte-, und, wenn eS «ützlich angewandt sei, ein vermehrte- Capital. Dies g'lte in 1743 jeder Hinsicht von de» auf den Ausbau der Stadt Pari- ver wendeten Summen. Der Häuferwerth in Pari- habe sich in Folge dessen mehr al- verdoppelt. Wenn da- alte Pan- von 1852 2 Milliarden Franc- werth war, so sei da- jetzige 5 Mil liarden werth. Eine natürliche Folge davon sei tue Steigerung aller Geschäfte gewesen. Von Neuem habe sich der alte Aus spruch Nadaud'S, de- Deputaten der constituirenden Versamm lung, bewährt: „Wenn da-Baugewerk blüht, blühen alle anderen". DaS Kaiserreich habe eine Hauptstadt vorgefunden, welche ihrem größeren Theile nach eine Hauptstadt für da- Mittelalter und für da- alte Regime gewesen sei. DaS Kaiserreich habe daraus die Hauptstadt der modernen Gesellschaft gemacht. Herr Haußmann sei der große Quartiermeister für die Geschlechter gewesen, die da kommen werden. Um den Eindruck zu bezeichnen, welchen daS gegenwärtige Pari- auf den Fremden macht, citirte Herr Forcade den AuSspruch eines „fremdherrlichen, durch seine jüngst erfochtenen Siege berühmten General-", welcher zur Zeit der Industrie-Aus stellung zu einem Kreise um ihn versammelter Landsleute geäußert habe: „Wir haben der Welt gelehrt, daß wir eine Großmacht waren, hier erfahren wir, waS eS heißt, eine große Natron sein." Im Uebrigen, bemerkte Forcade, sei die zum Zwecke der Bauten contrahirte Schuld der Stadt Paris nicht- weniger al- untilgbar. Wenn da- vorliegende Gesetz angenommen werde, werde die ganze Schuld der Stadt Pari- capital'sirt sein Man werde schon im Jahre 1870 7 bi- 8 Millionen Franc- Ueberschüffe haben, welche jährlich wachsen würden. (Mit allen diesen und anderen Gründen wird aber doch die schmähliche Thatsache nicht wegdiSputirt, daß daS erste Gemeinwesen Frankreichs in eine ungeheuere Schuldenlast gestürzt worden ist, ohne daß die Bevölkerung von Paris auch nur ein Wort drein zu reden hat.) Die KriegSfurie der französischen Regierungsblätter ist ver stummt, aber noch dauern die von Neuem wach gerufenen Er örterungen über die entsetzlichen Folgen einer muthwilligen Störung deS Frieden- durch die Chauvinisten bei Hofe, im Cabinet, wie in der officiösen Presse fort. Der nicht mehr amtliche „Moniteur", der seine ehemaligen Freunde kennt, bringt eine ausführliche Be sprechung de- Hauptdogma der Krieg-Partei: „Die nochwendigen natürlichen Grenzen". Nachdem der Moniteur gezeigt, daß nur der Unverstand Flüsse natürliche Grenzen nennen könne, zumal in unserer Zeit, fragt er: Sind etwa die Elbe, die Weichsel, die Donau, die Wolga, der Orinoco, der Amazonenstrom. die Lena, der Amur, der Blaue Fluß, kurz gesagt, alle großen Flüsse deS Universums Grenzen? Gebirge können natürliche Grenzen bilden; die Flüsse aber, wenn man ihrer geographischen Rolle di- auf den Grund geht, sind keine Grenzlinien, sondern im Gegen- theile Mittellinien der Lande. auS dem einfachen Grunde, weil sie „ein sich fortbewegender Weg sind". Darum wählt sich im Allgemeinen jeder Staat, wenn er sich gründet, eine solche Lage, daß er von einem großen Flusse durchzogen wird. So ist denn ein Fluß weder auS historischen noch auS geographischen Gründen eine natürliche Grenze. Einen Fluß zur Grenze zu nehmen, wäre ungefähr ebenso abgeschmackt, wie eine Eisenbahnlinie zur Grenze zu nehmen." Sodann erörtert der Monireur, auf die Geschichte gestützt, die Frage über die nochwendigen Grenzen und finde: auch hier wieder, daß nicht davon die Rede sein könne, den Rhein al- nothwendige Grenze Frankreichs aufzustellen. Wenn man ein wenden sollte, daß daS alte Gallien durch den Rhem begrenzt war, so müsse dagegen bemerkt werden, daß eS sich damals keiner - wegs um eine natürliche Vertheilung gehandelt habe, sondern um eine rein administrative Begrenzung, die durchaus nicht ihre Noch wendigkeit in sich trug. Nach der Zeit deS römischen Gallien habe nochmal- eine Zeit lang bei der Tyeilung deS Reiche- Karl- veS Großen unter den Erben Ludwigs d-S Frommen der Rhein als Grenze gedient, aber sobald da- französische Volk sich von Deu>sch lank definitiv abgetrennt habe, sei eS bi- zu Ludwig XlV. wieder mit der Rheingrenze vorbei gewesen, und wenn der „große König" nach der Rheingreuze gestrebt und sie zum Theile erlangt habe, so sei da- nur durch da- Recht der Eroberung, nicht aber kraft eine- nationalen Rechte- geschehen. Eben so wenig Gewicht sei auf die Rheingrenze in Folge deS CongreffeS von Rastatt zu legen. Der Moniteur schließt mit folgenden Worten: „Auf alle Fälle würden wir vorziehen, den Rhein niemals zu haben, als daß wir ihn dem bewaffneten Siege de- System- der natürlichen und nochwendigen Grenzen verdanken sollten ; und lieber, als daß wir Frankreich die bedauerliche Ehre wünschten, diese rohen Theo rien zur Geltung zu bringen, würden wir unS damit trösten, daß wir dem modernen Geiste gemäß jenes edle Wort Trajan'S beherzigten: „daß da- Reich nicht einen Fluß, sondern die Ge rechtigkeit als Grenze hat." (Der reine Vater Arndt!) Wie russische Blätter mit Entrüstung berichten, hat in Wilna unter den polnischen Damen die zur Zeit deS Aufstandes von 1863 herrschende Sitte, polnische Nationaltraue^zu tragen, sich wieder einzubürgern aogefangen und gewinnt dadurch größere Verbreitung, daß nicht in Nationaltrauer gehende Damen sich aus der Straße nicht blicken lassen können, ohne vom polnischen Pöbel mit Vitriol begossen zu werden. DaS ist nur ein kleine- Anzeichen, aber sicher ist e-, daß Rußland mit seinem Plane, die polnisch;
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview