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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-04-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186904014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-04
- Tag1869-04-01
- Monat1869-04
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1869
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- 4 ' j körper haben, sondern die Geschäfte sollen durch drei Directorev besorgt werden, welche die Generalversammlung der Actronaire auö sich selber wählt. Dieselben erhallen keine Besoldung, sondern erne Tantieme von dem 5X übersteigenden Reingewinn und sind unmittelbar der Generalversammlung verantwortlich. — Bon Len vielen andern Bankprozecten erwähnen wir nur noch eine Italic- .nrsch«österreichische Bank, ein-- österreichische Bank, eine austro- galizische Centralbank u. f. w. u. s. w. Die Journale meinen bereits, daß die Gründer bald in Verlegenheit um Namen süc die neuen Banken kommen werden. Erlanger (Francobank) will mit einigen Prager Geschäfts freunden (!) eine „Prager Bank" gründen, welche (sagt das Pro gramm) verschieden von den gewöhnlichen Banken, die sich dloö mit Geldgeschäften befassen, den Zweck verfolgt, Production und Handel in allen ihren industriellen, montanistischen und land- wirthschastlichen Zweigen durch selbstständige Begründung und Hervorrufung von Unternehmungen zu unterstützen und wirksam zu fördern. Also eia Credit-mobilier in de- Worte- verwegenster Bedeutung. Arme Actionaire, die ihr euch etwa verleiten laßt, auf den Leim zu gehen! Euch würde nicht einmal der Trost zu Theil, daß Große wie etwa Rothschild und Aehnlichc euch auSgr- zogen, sonder» nur untergeordneten Trabanten des MammonS- tcmpels wäret ihr zum Opfer gefallen Triester Blätter nehmen die Erlangrr'sche Orientalbank bereits arg mit und die schwindelhafte Reclame, welche damit in Wiener Blättern getrieben worden. Die Actien würden zwar überall auS- gebotcn, aber Niemand wolle sie haben; man wundere sich über die Leute, welche in den VrrwaltungSrath gewählt worden u. s. w. (Triest ist bekanntlich zum Domicil auserkoren.) In den Journalen hieß eS, das Ministerium habe beschlossen, die sogenannte VereinScommisfion, in welcher alle einlangenden ConcessiovSgesuche einer Vorprüfung unterworfen weiden, fortan innerhalb drei Wochen nur einmal einzuberufen. Eine Bestätigung dieser Nachricht ist und nicht vor Augen gekommen. Die ganze Haltung deS Ministerium- zeigt, daß eS nicht daran denkt, etwas gegen den Schwindel zu thun, als bis eS nicht mehr nöthig ist. Hat doch die Börsenkammer den vereideten Sensalen nicht einmal, wie daS Gesetz es verlangt, die Vermittelung von Geschäften in Actieu noch nicht eoncesstonirter Unteruchmungen kategorisch zu verbieten gewagt, sondern blos sie ersucht, die Geschäfte darin zu unterlassen. Offenbar eine Rücksichtnahme gegen die zu den Grün dern gehörenden Mitglieder deS BörsenrachS selbst. In Oesterreich sind ja die Gesetze bekanntlich nur da, um nicht gehalten zu werden. ES ist interessant, die österreichischen Blätter zu beobachten, wie sie nach und nach mit der erblassenden Gründungsära ihre Stimme wieder bekommen, um Warnungsrufe ^on sich zu geben, jetzt wo es nicht mekr viel — schaden kann. Ein officiöseS Blatt behauptet sogar, daß Oesterreich noch nicht genug Credit mobilierS habe! — AIS ein ganz zeitgemäßes Unternehmen erscheint cs orber, daß em Wiener Publicist nach den Osterfeicrtagen öffentliche Vorlesungen über den Law'schen Schwindel halten will. Als ein Zeichen, wie hoch der Optimismus rn Wien gestiegen, wird der Cours der Tramwayactien angeführt, welche, trotzdem die Dividende nur 3 Fl. 35 Kr. betrug, ihren Preis von 2l0 nicht etwa um 150 oder 100 Fl. sondern blos um 20 Fl. er mäßigten. Dabei wurden bloS 25 Neukreuzer vom Werth jedes Pferde- und IX von dem Werthe der Baulichkeiten abgeschrieben! Bei solchem schwindelhaften Gebühren ist eS kein Wunder, daß der Ruin der Gesellschaften zuletzt unvermeidlich wird. Actionaire, dte sich solche Ungereimtheiten aufbinden lassen, verdienen übrigens kein Mitleid. — Ein mehr anS Komische streifendes Spiel wurde mit Credit actien getrieben, obgleich eS keinen irgend wie mit den trügerischen Manövern der hohen Finanz Vertrauten zu täuschen vermochte. Verwaltung und Direction hatten bekanntlich die Miene ange nommen, als wenn sie keinem Anlage auf CapitalSreduttion durch baare Rückzahlung Geher schenken würden, während bereits längst vorher alles abgekartet war, um daS Agio vor dem Steigen der Aclien zu schlucken. Wir werden also erleben, daß Creditactien künftig bloö mit 80 Fl. Einzahlung siguriren, — eine Satere auf die Menge neuer Banke« und ein offenes Bekenntniß, daß es sich dabei nicht um daS Heranziehen von Capitalien zu einem reellen Bankgeschäft, sondern bloS um Börsenspi-l handelt. Die Reduction um 40 Fl. und die Auszahlung von 16 Fl. Superdivioende würden für Creditactien bei dem jetzigen Courss von 3l0 ein Agw von 35X übrig lassen, wesentlich genug, wenn man der jenigen Betrag in Betracht zieht, welchen da- stabile Geschäft in dem für Oesterreich so gesegneten vorigen Jahre der Anstalt ge bracht h»t; indeß kommt den in Wien herrschenden Ansichten und Bestrebungen gegenüber eine vernünftige Werthschätzuug nicht in Betracht, und bereits in einem unserer früheren Berichte haben wir deswegen bei der Eventualität baarer Rückzahlung daS Stegen deS Acüencourses alS von selbst sich ergebend hin gestellt. Was sollte auch aus der ganzen GründungSwirthschaft werden, wenn die AufwäriSbewegung deS tonangebenden Effect- ins Stocken ge- riethe. - Fraucobant und andern dergleichen Dchwindelinstituten gegenüber ist die Credftanstalt vielleicht gar noch als elastisch anzn- 2751 sehen. Laut Rechnungsabschluß hat di» österreichische Creditanstak aus ihrem Bankgeschäfte (Zinsen, Provisionen, Devisen rc.) 8^4 X Nettoverdienst erlangt. „NichiS besonders Glänzende- für ein solche- überaus günstiges Jahr, urtheilt ein Wiener Blatt, und die Actio naire haben wenig Grund, mit Befriedigung auf diesErgebniß zurückzu blicken, da nur der Effectengewmn die Verkeilung einer größeren Dividende ermöglichte." Der Rest deS Esfectenbesitzes der Anstalt be stand noch in circa 10 Millionen, zur größern Hälfte Tbeißbahn- aciien Unter den PassivaS der Bilanz befanden sich 73 Millionen Credüoren. — Die „Neue freie Presse" ereifert sich, um den HokuSpokuS voll zu machen, gar noch gegen jeden Antrag, die Er laubnis der Regierung zur Rückzahlung von 40 Gulden im Spe- ciellen einzusordern, oa das Ministerium, neuen Strömungen nach gebend, diesem ModuS möglicher Weife gar noch Hinderniffe in den Weg legen könne. Dte Gesellschaft besitze einmal bereits da- Necht zur Reducirung deS Acnencapitals, auf welche Weise diese erfolge, muffe der Regierung gleichgültig sein. (Darüber könnte man doch noch zu anderer Ansicht sich bekennen. UebrigenS wird Herr Rothschild wohl sicher sein, daß daS Ministerium kein H nder- niß in den Weg legi.) — Welchen Einstuß das durch diese Rück zahlung bedingte Erscheinen von neuen zehn Millionen Gulden baaren Geldes aus unserer Börse machen wird , äußert sich ein Wiener Bericht, läßt sich schwer bestimmen. ES ist zu besorgen, Daß das Ausland, welches ohnedies die ganze hiesige Hausse bewegung mißtrauisch verfolgt, die ihm zufallenden RückzablungS- gaoten sich in effectiver Währung wird emitriren lassen. Die Rück wirkung auf die Landeswährung dürfte dann um so empfindlicher werden, als dieselbe in Folge der gehäuften Gründungen, bereu Geldbedarf in letzter Lmie auS dem Lombardgeschäft der National- bank gedeckt wurde, ohnehin bereit- in bedenklicher Weise aUerirt ist und einem neuen effectiven Bedarf, wie er aus jener Rück zahlung entstehen kann, kein nennenSwerther Rembours gegen über steht. Creditactien, welche mit 290 einsetzten, schloffen 309. Die Verschlechterung der Valuta nimmt immer größere Dimen sionen an. Lonoon hob sich bis 125,90, während Napoleons bi- 10 Fl. 8 Kr. stiegen. Silberagio erreichte 123»/i. Ende März des vorigen IahreS notirtrn Napoleons 9 Fl. 24, London 11!>i/,, Silberagio 113ff,. In Pest wird der GiünduvgSschwindel von den politischen Parteien als Agitationsmittel audgebeutet. So gründete der Minister Garove in Eile eine Sparcasse, um die Häupter seiner Lieben mit Actien zu versehen, während hin Gegencandibat Iokai die Sache großartiger anfing und gleich eine Iokcnbank inS Leben rief, bei welcher seine Freunde uno Wähler Pacher stelle vertreten. Die Bank trug auch über die Sparcasse den Sieg davon. Nach einem Pester Bericht hat daS ungarische Ministertum vorläufig dte Ertheilung von Concessionen ganz eingestellt. (Schluß folgt.) Äusllellunß des L'riiyigrr ÄunIUervereillS. il. — r. Nach eitz§m wiederholten Besuche der Ausstellung deS Leipziger Künstlervereins dräng eS urs auch über ore in unserm letzten Bericht noch nicht erwähnten Kunstschöpsurigen zu berichte«. Wir freuten uns darunter Namen zu finden, die Mancher wohl mit Bedauern bisher vermißt ha^en wird. Unsere Umschau führte uns zunächst vor eine Architekt«»rmalerei in Aquarell von Hugo Altendorff: „Ansicht der Kirche zu Thonberg-Neureuduitz", nach dessen Entwürfe in der Ausführung begriffen, die mit ganz besonderem Fleißr behandelt ist. Dasselbe läßt sich von einem zweiten Bilde desselben Künstlers. Entwurf zu einem gemalten Fenster für genannte Kirche, welcher in gebrannter Glasmalerei von A. Schulze in Leipzig ausgeführt wird, sagen, sowie von oer Zeichnung des Portals der Frauenkirche in Nürnberg, nur bemerken wir davei, daß der Effect der Darstellung wesentlich gehoben sein würde, wenn dieselbe nicht dunkel sondern in weiß umrahmt wäre. Von B. Grimm ist der Entwurf zu einem Casino in Vorderansicht, Durchschnitt und Hinteransicht ausgestellt, welcher alle Chicanen der modernen Einrichtung vocsührt, und trotzdem, daß wir kein Freund von dtescm setzt beliebten Zu sammenflüsse der heterogensten Baustyle sind, unS das Studrum uno die fleißige, saubere Ausführung der Zeichnung in voller Anerkennung betrachten ließ. — vr. OScar Motheü hat sechs Nummern geliefert, welche sammilich in daS Gebiet der Kunstindustrie gehören. Diese Leistungsfähigkeit deS allerdings viels.'ilig gebildeten Künstlers war anS bisher unbekannt geblieben. Seine Gorhik hat oft unsere Bewunderung des Talents, dieselbe in all ihrer reichen, crnsten Schönheit wiederzugeben, heroorgerufen. doch hier begegnen wir ihm auf neuem Felde. Die Zeichnungen stellen einen Bronce- candelaber mit Petroleumlampe und einen Armleuchter in Metall und GlaS, so wie vier Projec'e zu Monumenten für Leibniz, Mendelssohn und Lessing auf dem AugustuSplatze und einem Springbrunnen auf dem KönigSplatze dar. Geschmack und Eleganz bei feiner geschickter A-Sführung kennzeichnen diese Entwürfe, und
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