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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186908058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-08
- Tag1869-08-05
- Monat1869-08
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1869
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70197 einen Vorgeschmack von Dem zu geben, was auf dem bevor stehenden Eisenacher Congresse mit ziemlick^er Sicherheit zu er warten steht. H Leipzig, 4. August. In der großen Feuerkugel steht mit Nächstem, wie wir hören, die Errichtung eines großen Restau rationsetablissements, welches in Ausdehnung der Räumlichkeiten der Burgkellerrestauration nichts nachgeben soll, bevor. Das Unternehmen geht von einer renommirten Brauerei bei Chemnitz aus, und ein tüchtiger hiesiger Wirth wird die Bewirtschaftung übernehmen. Außerdem soll die Restauration „zur guten Quelle" eine namhafte Erweiterung erfahren. — Wie man hört, beabsichtigt der „Klapperkasten" mit Damen am nächsten Sonnabend Abends Vr8 Uhr von der Brand brücke aus eine Kahnfahrt mit Musikbegleitung nach Conne witz zu machen. Bei eintretender Dunkelheit sollen die Kähne illuminirt und ein passendes Feuerwerk abgebrannt werden. In Connewitz wird Einkehr in ein größeres Local genommen und ein Tänzchen veranstaltet, jedoch nicht wieder zu Wasser nach Leipzig zurückgefahren, sondern zu Wagen, die Person 2'/, Ngr., wozu eine genügende Anzahl Omnibusse vorhanden sein werden. — Der hiesige Militairverein Kameradschaft hält sein diesjähriges Sommerfest am Sonntag den 8. August in der Oberschenke zn Eutritzsch ab, deren Räume man hierzu voraus sichtlich wieder mit einer dem Zweck entsprechenden geschmackvollen Decoration versehen wird. So viel bekannt worden, vemüht sich das derzeitige Festcomite das vorjährige zu übertreffen, und namentüch soll der Theil des Programms, welcher auf der wie dazu geschaffenen schattigen Wiese zur Ausführung gelangen soll, besonders reich an Abwechslung sein und auch nur Neues bieten. Außerdem wird zur Verherrlichung des Festes ein Feuerwerk ab gebrannt werden, während für Concert und Ballmusik die Schlegel- sche Capelle engagirt ist. — Bor circa acht Wochen wurde der 62 Jahre alte Kleber Mann in Meißen von einem Betrunkenen, mit dem er auf dem Wege im Triebischthal in Wortwechsel und Handgemenge ge kommen, in eine Hand gebissen und ist jetzt in Folge dieses Bisses und hinzugetretener Blutvergiftung im städtisch« Kranken hause gestorben. Daß der Biß wüthender Menschen eben auch gefährlich werden kann, ist dadurch aufs Neue bestätigt. — In der Nacht zum 2. Aug. hat sich ein Jäger der Meißner Garnison, Namens Seidel aus Gaulis bei Rötha, in dem Massenquartier auf dem Schlosse Albrechtsburg mit seinem Dienstgewehr er schossen. Liebe-gram soll die Ursache zu der verzweifelten That gewesen sein. — Aus der Lausitz schreibt man der „Conft. Ztg.": Der Gedanke an den schauerlichen Kerker der KrakauerNonne er füllt die profane, d. h. die nach göttlichem Gesetze, nicht nach ultramontan-priesterlichen Satzungen denkende und fühlende Mensch heit mit Entsetzen. Sie ahnt in dem priesterlich geweihten Dunkel der Klostermauern einen finstern Abgrund, in dessen Tiefen ein Meer von centnerschweren Thränen, Seelen- und Geistesqualen, Flüchen und Verwünschungen wogt. So kommt es, daß auch das Publicum in unserer Klostergegend Dinge wieder zur Sprache bringt, über welche 'es sonst ruhig zur Tagesordnung überging. So wricht man jetzt von einer Nonne im Kloster Marien st ern* im Wendischen, die lange Jahre und noch Anfang dieses Jahres in einer von den übrigen Nonnenzellen abgetrennten Zelle ein gesperrt gewesen ist. Letztere befindet sich nämlich nicht wie die übrigen Zellen in der ersten und zweiten Etage, sondern im Par terre des Klostergebäudes, und zwar nach dein Klostergarten hin aus, in welchem die eben so großen als bissigen Klosterhunde des Nachts Wache halten. Wer diese Nonne ist, und worin ihr Ver gehen bestanden hat, darüber ist selbst das Volk in nächster Nähe im Dunkeln. Ihr Klostername soll Dionysia sein; ferner heißt es, sie sei eine Trschlerstochter aus Böhmen. Auch über die Dauer ihrer Gefangenschaft in der Strafzelle hört man Verschiedenes; sie wird auf mindestens ein Vierteljahrhundert geschätzt. Der Entfernung aus dem Kloster soll sich genannte Dionysia stets ge waltsam widersetzt haben; denn wie man erzählt, haben die übrigen Nonnen ihr schon vor 10 Jahren gesagt, daß sie nach Böhmen in ein Kloster geschafft und dort eingemauert werden solle. Volle Klarheit und Gewißheit wird freilich nun nimmermehr erlangt werden können; denn der Besuch auch der sächsischen Klöster ist für die Profanen sehr erschwert und jetzt noch mehr beschränkt. Und wer soll klagen? Die Geister todt, die Gewissen in Priesterfesseln: da dürfen nur noch die Steine reden. Ist's aber ein Verbrechen der Steine, wenn sie nicht immer reden können ? Warum läßt man Klöster bestehen, wo die Tonsur auch ohne schauerliche Kerker eine Gewalt über Menschen ausübt, wie sie der Staat keiner Cor poration, nicht einmal der Familie, gestattet, noch gestatten kann und dark! Wahrlich, das todte Meer, das im Abgründe der Kloster- geheimmfse wogt, es kommt mit auf Rechnung aller Derer, die *) Die gestern mitgetheilte Notiz der „D. A. Z." bezog sich auf das andere Kloster; es liegen also nunmehr zwei Fälle vor, wegen deren Aus kunft nothwendig ist. Augen und Ohren haben, aber nicht sehen und hören wollen. Weg mit den Klöstern! — In Altenburg ist am 3. August von der dortigen Tele graphenstation die Firm» „Königl. Preuß. Telegraphenstation" entfernt und dafür ein Schild angebracht, welches auf weißem Grunde die rothe Schrift „Telegraphenstation des Nord deutschen Bundes" trägt. Der Rand des Schildes ist, um die norddeutschen Farben herzustellen, schwarz. Verschiedenes. — Der „Magdeburger Ztg." schreibt man aus Bernburg 1. August: Die nämlichen unsinnigen Vorträge, welche die Las- salleanischen Sendlinge in Schönebeck kürzlich gehalten, haben dieselben init dein üblichen Pathos bei uns vordeclamirt. Der Erfolg aber war, Dank der Energie, mit der ihnen der Loh gerbermeister Joseph Calm entgegentrat, als auch in Folge jener ausgezeichneten Reden, die der Herr 1)r. Hirsch aus Berlin in einer zahlreichen Versammlung, wie wir sie noch nie hatten, uns vortrug, ein solcher, daß die am Sonnabend wiederum ausgeschrie bene Versammlung der Herren Lassalleaner wegen mangelnden Besuches nicht hat stattfinden können. Unsere wackern Arbeiter sehen immer mehr ein, daß solche Individuen, die sich zwar Ar beiter nennen, seit Monateil aber nichts thun, ihr Vertrauen nur mißbrauchen, um aus Kosten der Fleißigen zu faulenzen. Die Herren nehmen die Gelder ein, führen sie aber nicht, wie ver sprochen, an die Centralcassen ab. Ja sie borgen sich noch oben drein von den Arbeitern Sachen und geben dieselben trotz aller Aufforderung nicht wieder zurück, wie es im „Aschersleber Anzei ger" vom 29. Juli steht. Das genannte Blatt enthält folgende Aufforderung des Berg manns M. Metzing „an den Cigarrenarbeiter Herrn Franz Sandvoß": „Nachdem mein Sohn und ich Sie zu wiederholten malen ver geblich aufgefordert haben, die Ihnen vor längerer Zeit gelie henen neuen Socken zurück zu geben, so bezichtige ich Sie nun mehr — wenn noch nicht der Betrüglichkeit — so doch des schwärzesten Undankes. Sie haben es sich zur Aufgabe gestellt, der arbeitenden Classe die Mittel und Wege anzugeben, welche zu ihrem Glücke führen würden. Das Beispiel aber, was Sie mir gegeben haben — der Cominunismus in seiner ekelhaftesten Erscheinung — hat mir bei Zeiten über Sie und Ihr Treiben die Augen geöffnet. Aus einem schmutzigen Gefäße kann kein reines Wasser stießen. Ihre Handlungsweise brandmarkt nicht allein Sie, sondern auch die Sache, der zu dienen Sie Vor gaben. Königsaue, den 27. Juli 1869." Das „Bernb. Wochenblatt" bemerkt hierzu noch: „Seit Monaten thut der Agitator Sandvoß nicht das Mindeste. Er lebt von Dem, was er von Berlin aus und aus den Cassen desjenigen Ortes bekommt, wo er seine stereotypen Phrasen wiederholt. So war derselbe so freundlich, die vorletzte, hier erzielte Einnahme, bestehend aus ll Thalern (nachdem 1 Thlr. 25 Sgr. für Inse rate und 1 Thlr. für Localmiethe abgezogen worden war), mit dem Bevollmächtigten zu theilen, anderen, Bedürftigeren, das Nachsehen lassend. Das nennen diese Apostel „den Arbeitern helfen". — Das Urtheil der norddeutschen Presse über den Jour nalisten tag zu Wien ist sehr kühl. Die in den Zeitungen abgedruckte Liste der Teilnehmer zeigt, daßdie größeren politischen Blatter Norddeutschlands nur in äußerst geringer Zahl vertreten waren. Die allzu große Coulanz der österreichischen Bahnverwal tungen hatte eine Masse Leute nach Wien gelockt, die mit dem wirklichen Journalismus nur in sehr entfernten oder auch in gar keinen Beziehungen stehen. Von praktischen Ergebnissen der Ver handlungen kann nicht die Rede sein, da alle auf der Tagesord nung befindlichen Materien auf die nächste Zusammenkunft ver tagt wurden. Dagegen brachte die lange Reihe der Toaste allerlei Schützenfeftliches, was von dem Wiener Boden nun einmal un zertrennlich ist, weiter aber keinen Zweck hat. — Ein englischer Arzt, vr. B. W. Richardson, hat einen neuen chirurgischen Apparat erfunden. Es ist ein sogenanntes „schmerzloses Messer", welches das Princip, daß schnell zu gefügte Verletzungen schmerzlos sind, den Zwecken der Chirurgie dienstbar macht. Der Apparat besteht aus einer kreisförmigen scharfen Messerklinge, welche mit einem Uhrwerk im Stiel der maßen in Verbindung steht, daß sie mit großer Schnelligkeit um gedreht werden kann. Wenn eine Geschwindigkeit von 25 Um drehungen in der Secunde erreicht ist, kann das Messer zu Operationen an animalischen Körpern verwandt werden, ohne daß diese Schmerz empfinden oder auch sich nur der Operation über haupt bewußt werden, vr. Richards»» hat mit dem Messer schon auf das Erfolgreichste ezperimentirt und unter Anderm die Ohren eines Kaninchens in Streifen zerschnitten, während dieses in aller Behaglichkeit seinen Kohl verzehrte.
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