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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186908142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-08
- Tag1869-08-14
- Monat1869-08
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1869
- Autor
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7262 Bekanntmachung. > Bestehender Vorschrift zufolge dürfen die an VerkaufSgewölben und Schaufenstern allhier angebrachten Markisen nicht weiter als> zwei Ellen vom Hause ab in die Straße herein sich erstrecken und müssen an ihrem niedrigsten Theile wenigstens 4 Ellen vom v Pflaster und bez. Trottoir entfernt bleiben. ^ Wir bringen diese Vorschriften wieder in Erinnerung mit dem Bemerken, daß alle denselben nicht entsprechenden Markisen sofort abzuändern sind, widrigenfalls wir dieselben auf Kosten der Besitzer werden beseitigen lassen und Letztere in Strafe nehmen werden. Der Math der Stadt Leipzig. Leipzig, am 10. August 1869. vr. E. Stephani. H. Uhlworm. Bekanntmachung. Nach §. 30 und 34 des Gesetzes vom 1. December 1864, die Ausübung der Jagd betreffend, darf Wildpret irgend einer Art, soweit die Bestimmungen des gedachten Gesetzes über Schon- und Hegezeit auf dasselbe Anwendung leiden, vor dem 1. September weder auf Märkten noch sonst in irgend einer Weise feilgeboten werden, selbst wenn eS aus der« AuSlande, in welchem die Jagd bereits eröffnet worden, bezogen wird. Wir bringen diese Bestimmung mit dem Bemerken hierdurch in Erinnerung, daß Zuwiderhandlungen außer mit Confiscation des feilgebotenen Wildes noch mit einer Geldstrafe bis zu 50 Thalern oder mit Gefängnißstrafe bis zu 6 Wochen zu bestrafen sind. Leipzig, am S. August 1869. Der Rath der Stadt Leipzig. ' vr. E. Stephani. H. Uhlworm. Bekanntmachung. Dem hiesigen Einwohner und Agenten Herrn Carl Wilhelm Göpfert ist auf sein Ansuchen Concession zu Betreibung eines Dienstboten-Nachweisungsgeschäfts allhier nach Maßgabe deS Regulativs für die concessionirten Dienstboten - Nachweisungsgeschäfte vom 3. Mai 1868 ertheilt worden. Leipzig, den 11. August 1869. Das Polizei - Amt der Stadt Leipzig. vr. Rüder. lichter. Leipzig und die baltische Frage. —I. Die Literatur ist von jeher ein gewaltiger Förderer großer allgemeiner Bestrebungen gewesen; nie ist dieses Amt wohl mehr zur Geltung gekommen, als wo es sich um öffentliche, der all gemeinen Theilnahme zugewandte Fragen handelte, deren Trag weite eine Polemik, Schriften und Gegenschriften, Angriffe und Verteidigungen hervorzurufen im Stande war. Auf allen Ge bieten des öffentlichen Lebens sehen wir solche Vorgänge sich oft genug wiederholen, ganze Literaturen von größerer oder geringerer Bedeutung entstehen auf diese Weise. Der sittliche Ernst und Werth einer Polemik darf als das Maaß ihres Umfangs und ihrer Dauer bezeichnet werden. Die Frage, auf welche hier hingewiesen werden soll, stammt nicht von heute und gestern; seit einer langen Reihe ^von Jahr zehnten kämpft das deutsche Element in den Ostsee-Provinzen um seine Existenz, für sein heiliges Recht, das man sich trotz Privilegien, trotz verbrieftem und besiegeltem kaiserlichen Wort in seinem Fun damente zu erschüttern, zu untergraben bestrebt. „Seit einem Menschenalter und länger", ruft Professor C. Schirren in seiner innerhalb Monatsfrist in drei Auflagen erschienenen, ungeheures Aufsehen machenden Schrift in bitterem Schmerze aus, „bringen wir dw Hälfte unserer Tage damit hin, nichts Hängenswerthes zu begehen, die andere mit dem Nachweis, nichts Hängenswerthes begangen zu haben. Wir stehen Rede und Antwort, werden ver hört und geprüft, befragt und verhört und wieder geprüft; der Beweis wird geschlossen, man spricht uns frei. Sobald wir auf- athmen, beginnt der Proceß von vorne. Die Frage ist unsterblich, und unser Leben spielt unter dem Galgen." Mit erhöhtem Interesse verfolgt man jetzt, wo sich Polens tragische Geschicke vollendet haben und die Russificirungsversuche auch an der deutschen Cultur ihr vergebliches Werk von Neuem beginnen, die Vorgänge in den Ostsee-Provinzen und ein wahr haft erhebendes Gefühl ist es, zu sehen, mit welcher Würde, mit welchem hohen, sittlichen Ernst der Kampf von Seiten der Deutschen geführt wird — eine Gewähr zugleich, daß die Macht der deutschen Bildung selbst das beste Bollwerk gegen die russischen Bestrebungen ist; es handelt sich hier nicht wie m Polen um die Unterdrückung erneS tatsächlichen Aufstandes gegen die herrschende Gewalt, welcher willkommene Vorwände zu dem nun folgenden Terrorismus lieferte — ein Kampf des Geistes ist es, der hier geboten wird, des deutschen Geistes gegen den russischen; der Ausgang kann, wenn dieses Gebiet nicht durch Acte der Gewaltsamkeit verlassen wird, nicht zweifelhaft sein. CS ist eine Ehre für unsere Stadt, daß ihr seit einiger Zeit, wenn auch indirect, eine bedeutsame Rolle in dieser Angelegenheit zugewiesen ist. Einer der bedeutendsten Gelehrten Livlands, vr. Julius Eckardt, der seine Heimath zumeist verlassen hat, um für die Rechte des deutschen Elements) in den Ostsee-Pro vinzen unbehinderter als daheim eintreten zu können, ist seit Kurzem der Unsere geworden; vorwiegend ihm und der Verlags firma Duncker « Humblot hier, welche diesem Felde in anerkennenS- werthester Weise ihre rege Tätigkeit zugewandt hat, sind die neue sten und wichtigsten Beiträge zur baltischen Frage zu danken. Im Zeiträume von nicht ganz einem Jahre hat die genannte Verlags buchhandlung eine Reihe von Schriften veröffentlicht, wie sie be deutender wohl kaum noch einem ähnlichen Gegenstände gewidmet gewesen sind. Zunächst erschienen zwei Werke Julius Eckardt'S: „Die baltischenProvinzen Rußlands" und „Baltische und russischeCulturftu dien aus zwei Jahrhunderten" Den Inhalt derselben bilden im Genre und Geist der Treitschke'- schen Aussätze Culturbilder aus der Vergangenheit und Gegenwart der Ostsee - Provirzen; einige Aufsätze des zweiten Werkes gelten specifisch russischen Staatseinrichlungen. Der Hauptzweck, den Eckardt durch seine seitens der Kritik mit ungetheiltem Beifall aufgenommenen Publicationen bezweckt, ist: eine für die Jetztzeit berechnete gewissenhafte Kunde von dem Entwickelungsgange und der Lebensgestaltung des deutschen Elements in den Ostsee-Pro vinzen und von den enlosen Schwierigkeiten und Hemmnissen, mit denen dasselbe seit Jahrhunderten kämpfen mußte, zu geben, um einerseits zu zeigen, wie würdig es der Theilnahme sei, die ihm die deutschen Stammesgenossen daheim widerfahren lassen, um andererseits diese Theilnahme noch mehr zu wecken. Das erste Werk Eckardt'S wird bereits in zweiter Auflage verbreitet. Es folgte dann eine Schrift des Oberesnsistonalpräsidenten A. von Harleß in München „Geschichtsbilder aus der luthe rischen Kirche Livlands vom Jahre 1845 an", welche, das Gebiet des Glaubens betretend, auf Grund von Urkunden und Documenten die Geschicke der evangelischen Lehre seit den traurigen Vorgängen der vierziger Jahre gegenüber der russischen, griechisch-katholischen Staatskirche und deren Propaganda behan delt. Auch hiervon mußte in Monatsfrist eine neue Auflage ge druckt werden. Eine weitere, sich ähnlichen Erfolges erfreuende Publication war eine Broschüre deS durch seine lwlandischen Bei träge bekannten W. von Bock „Der deutsch-russische Con- flict", welche das deutsche Leben in den Ostsee-Provinzen seit den ersten Begegnungen nut den Russen bis zur Jetztzeit und die daraus hervorgehenden Gegensätze zur Darstellung bringt. Hieran schließt sich die schon erwähnte Schrift des Pros. Schirren „Livländische Antwort an Juri Samarin", ein Meister werk der Polemik, das in rückhaltloser, gewaltiger Sprache eine geradezu vernichtende Kritik gegen die sinnlosen Bestrebungen des Russenthums ausübt. Der Autor ist, wie zu erwarten stand, seinem Werke zum Opfer gefallen. Seiner Professur entsetzt, bat er der Heimath den Rücken gekehrt — ein unendlicher Verlust für die Universität Dorpat, die in Schirren eine ihrer besten Kräfte scheiden sehen mußte. Kaum mag es Vorgänge der Neuzeit geben, welche mit gleich großer Berechtigung unser Interesse in Anspruch nehmen, als diese sich vor unseren Augen vollziehenden Ereignisse in den Ost see-Provinzen. Die Theilnahme, die wir hier bezeigen, ist kein Verdienst, sie ist eine ernste Pflicht, denn es hieße den letzten Rück halt rauben, der dem baltischen Deutschen in seinem Ringen gegen die fast erdrückende Gewalt geblieben ist, wenn wir ihm den moralischen Beistand unserer warmen herzlichen Theilnahme ver weigern wollten. Weil der Deutsche den Rückschritt in seinem er schreckenden Umfang kennt, der chm mit Annahme der russischen Eultur droht, wird er nicht müde, den Kampf immer von Neuem und Neuem zu beginnen, und aus der Seele ist es ihm gesprochen, wenn Schirren in seiner Schrift gegen den die berechtigte Omni- potenz deS RussenthumS predigenden Samarin ausruft: „Nein, Ihr Volk ist nicht reis und nicht werth über uns zu herrschen und Sie sprechen ihm das Gericht, wenn Sie unsere Institutionen verhöhnen, in denen wir gedrückt saßen und uns abquälten und lieber ihre Enge und ihre Schwüle ertrügen, als unS von Ihnen und Ihrer Race Raum und freie Lust schaffen zu lassen. Legen Sie Ihren Instinct an die Kette und lehren ihn sich selber oe- herrschen ; da- ist der Raum, den wir fordern. Geben Sie «ns
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