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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186908225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-08
- Tag1869-08-22
- Monat1869-08
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1869
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7494 wenn nicht die Polikliniken existirten, welche jedem Unbemittelten ohne Unterschied unentgeltlich offenstehen. Sie sind es, welche in dieser Beziehung unentbehrlich erscheinen und ein nothwendiges Ergänzungsglied in der Kette der öffentlichen Gesundheilsanftalten bilden. Sie sind daher vollkommen berechtigt, auf die Unter stützung des Staates und der Stadt Anspruch zu machen, und wenn sich bisher nur einige derselben einer solchen Vergünstigung erfreuen, so ist mit Zuversicht zu erwarten, daß auch auf die übrigen dieselbe Wohlchat sich in nicht zu ferner Zeit erstrecken wird. Die Behörden des Staats und der Stadt, welche sich ihrer Pflicht, über das Volkswohl wachen zu müssen, stets bewußt sind, werden unmöglich da sparen wollen, wo es gilt dergleichen factisch als nothwendtg sich darstellende Institute durch einen Jahresbeitrag zu unterstützen und zu erhalten. Aber selbst wenn dies geschieht, können die Polikliniken der liebevollen Unterstützungen privater Wohlthätigkeit nicht entbehren, welche sich riöher gerade diesen so segensreichen Instituten gegen über äußerst stiefmütterlich verhalten hat. Ist auch die Zahl der Polikliniken dadurch, daß die Fortschritte der Medicin eine Spal tung in verschiedene Specialfächer veranlaßt haben, zahlreicher ge worden, so ist es doch auch in hohem Grade die Zahl der hülfe- suchenden Patienten, welche mit dem Wachsthum der Bevölkerung zugenommen hat. Den Polikliniken die Mittel zu verschaffen, um den Patienten Medicin, Bandagen, diätetische Hülfsmittel rc. um sonst gewähren, um Instrumente, Aufwartung und die nötigsten Verwaltungskosten bezahlen zu können, ist eine Aufgabe für den Wohlthätigkeitssinn aller Derjenigen, die ein Herz für ihre Mit menschen haben. Was speciell die hiesige Poliklinik für Kinderkrank heiten betrifft, so ist dieselbe so gut wie gänzlich ohne pecuniäre Unterstützung, obgleich sie seit ihrer Ostern 1855 erfolgten Begründung bis Ostern 1869 nicht weniger als 4927 Kinder unentgeltlich behandelt hat. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, alle Diejenigen, welche sich blühender Kinder erfreuen, ebenso wie Diejenigen, welche in schweren und traurigen Stunden den Werth ärztlicher Hülfe schätzen ge lernt haben, für diese Poliklinik zu interessiren, welche bestimmt ist, Kindern unbemittelter Eltern medicinischen, diätetischen und operativen Beistand zu gewähren! Es ist zu wünschen, daß die Anstalt durch Geschenke, Vermächtnisse, Sammlungen und ähn liche, in unserer Stadt so häufig hülfreich eingreifende Liebesgaben recht bald in den Stand gesetzt werde, so manche Noch zu lindern, von der, trotzdem in dieser Richtung schon Vieles durch Wohl- thätigkeitsvereine geschieht, in den Kreisen der Armuth noch Vieles ohne die nöthige Hülfe besteht. Es wird den Unterzeichneten herzlich freuen, wenn dieser Be richt den Erfolg hat, ihm für die Kinderpoliklinik Beiträge zuzu führen, über welche er alsdann in seinem nächsten Berichte zu danken und Rechenschaft zu erstatten im Stande wäre und welche von ihm in gewissenhafter Weise für die Poliklinik und deren Pa tienten verwendet werden würden. Daß diese Anstalt der Teil nahme und Unterstützung würdig ist, möge die nachfolgende Zu sammenstellung darthun, welche zeigt, daß die Frequenz der An stalt eine bedeutende und das Bestehen derselben nur dann möglich ist, wenn die besitzenden Elasten auch in dieser Beziehung ein wohlangebrachtes Opfer bringen. ^ Die „Poliklinik für Kinderkrankheiten" wurde Ostern 1855 unter Genehmigung der kgl. Kreisdirection und des Rathes der Stadt Leipzig von Herrn Prof. vr. C. Hennig begründet. Sie war zunächst ein Privatunternehmen, von welchem jedoch der Gründer die Medicinische Facultät in Kenntniß setzte und für welches der damalige Director der medicinischen Poliklinik, Herr Prof. vr. Ruete, mit freundlichem Entgegenkommen das Local der Universitäts-Poliklinik im Vordergebäude des Trier'schen Instituts, nebst Heirungsbedarf, überließ. Die Poliklinik hatte den doppel ten Zweck, Heil- und Lehranstalt zu sein, und wurde in letzterer Beziehung von klinischen Prakticanten mit reger Theilnahme fre- quentirt, in erstgenannter Hinsicht aber von Kindern unbemittelter Eltern, die in Leipzig oder dessen Umgebung wohnten, viel be sucht. Die Poliklinik wurde damals im Sommer 2, im Winter 1 Mal wöchentlich abgehalten, und zwar durch den Dirigenten und dessen damaligen Assistenten, Herrn vr. E. Kreußler (d. Z. in Reudnitz), welcher jedoch im Sommer 1856 seine Functionen niederlegte. An seiner Stelle war alsdann interimistisch Herr vr. xd. Kuntzschmann als Assistent thätig, welcher noch jetzt als Pro- tvcollant an der Anstalt wirkt. Diese nahm in Folge des Eifers und der Opferfreudigkeit ihres Begründers guten Fortgang, hob sich bezüglich der Patienten-Zahl von Jahr zu Jahr und wurde selbst während einer längeren Abwesenheit des Dirigenten (1860) durch die collegialische Unterstützung der Herren Prof. vr. Th. Weber, vr. Ploß und vr. Kuschke fortgeführt. Michaelis 1863 begründete Herr Prof. vr. Hennig, nachdem er hierzu durch einen öffentlichen Vortrag Anregung gegeben und nachdem Herr Stadt rath C. Geibel zu diesem Zwecke eine Sammlung veranstaltet hatte, eine (stationäre) Kinderklinik neben der fortbestehenden Po liklinik. Zugleich trat an Herrn Vr. Kuschke's Stelle Herr vr. I H. Klemm als Assistent bei beiden Anstalten ein, dem am 1. Ja-1 , nuar 1866 der Unterzeichnete in gleicher Eigenschaft folgte, bis *am 1. October 1866 Herr vr. B. Wagner die Leitung der Poli klinik, in der Eigenschaft eines Mitdirigenten, übernahm. Dieser sah sich jedoch im Sommer 1868 genöthigt, die Leitung der Poli klinik einige Monate lang abzugeben, während welcher Zeit der Unterzeichnete sie führte. Obgleich sie Herr vr. Wagner nach die sem Interimisticum wieder übernahm, sah er sich doch veranlaßt, sie am 15. October gänzlich aufzugeben, worauf der 1. Dirigent, da seine Zeit allzusehr in Anspruch genommen ist, sie definitiv an den Unterzeichneten abtrat, so daß d. Z. die „Poliklinik für Kin derkrankheiten" als selbstständige Anstalt neben der Schwefteran- stalt, der Kinderklinik, unter des Unterzeichneten ausschließlicher Leitung besteht. Trotz dieser äußerlichen Loslösung verbindet beide Anstalten jedoch das gemeinsame Interesse, den kranken Kindern armer Leute ärztliche Hülfe zu gewähren, und solche Fälle, welche für die klinischen Praktikanten besonders instructiv sind, denselben als Lernmaterial darzubieten. Der Unterzeichnete aber erfüllt bei dieser Gelegenheit eine angenehme Pflicht, wenn er an dieser Stelle des von der Leitung der Poliklinik ausgeschiedenen verdienten Be gründers und langjährigen Dirigenten derselben, Herrn Prof. vr. Hennig, mit besonderer Anerkennung gedenkt, da dieser es war, welcher einen so langen Zeitraum hindurch die ihm licbgewordene Poliklinik unter persönlichen Opfern fortgeführt hatte. Von Ostern 1855 bis Ostern 1868 wurden in der Poliklinik 3062 kranke Kinder behandelt, während 1144 geimpft wurden. Von dieser Zahl von 4206 Kindern gehörten 1961 der Stadt, 2245 der Umgegend an, d. h. nicht nur den nächsten unsere Stadt umgebenden Dörfern, sondern auch den angrenzenden Ländern, insbesondere dem Herzogthum Sachsen-Altenburg und den benachbarten Kreisen des Königreichs Preußen. Von den 3062 kranken Kindern sind genesen 1760, gebessert entlassen 415, der Diagnose wegen vorgestellt 23, in andere Behandlung (meist in Heilanstalten) gekommen 83, nach einiger Zeit ohne Nachricht weggeblieben 669, gestorben 87, in Behandlung verblieben 25. Die ziemlich groß erscheinende Zahl der ohne Nachricht Wch- gebliebenen erklärt sich daraus, daß bei manchen Kindern die Krankheit sich so schwer gestaltete, daß sie nicht mehr in die Poli-' klinik gebracht werden konnten. Bon diesen mögen manche später in privat- oder armenärztliche Behandlung gekommen und hier genesen oder gestorben sein. Die Mehrzahl der Weggebliebenen, man darf annehmen ^4, sind jedoch solche, bei denen sich das Uebel besserte oder hob und bei denen die Mütter es nicht für noth- wendig hielten, der Poliklinik davon Nachricht zu geben. Opera tionen wurden im genannten Zeiträume, während dessen 160 klinische Prakticanten die Berathungsstunde besuchten, 297 aus geführt. In dem Zeiträume des 14. Jahres seit Begründung der Poliklinik (1. April 1868 bis 1. April 1869) gestaltete sich der Besuch folgendermaßen: Von den 25 in Behandlung verbliebenen Kindern (13 aus der Stadt und 12 von der Umgegend) waren 11 Knaben, 14 Mädchen. Es wurden 11 Kinder geheilt, 8 gebessert entlassen, 5 blieben ohne Nachricht weg, 1 kam in andere Behandlung. Neu kamen 506 Kinder in die Behandlung der Poliklinik, und zwar 247 Knaben, 259 Mädchen. Aus der Stadt waren 237, aus der Umgebung und den angrenzenden Ländern 269 Pa tienten. Von den 506 Kindern wurden geheilt entlassen 288, gebessert entlassen 153, weggeblieben sind 20, gestorben 4, in an dere Behandlung gekommen 17, der Diagnose wegen vorgestellt 6, in Behandlung verblieben 18. Zählt man die 25 vom Vorjahre übernommenen hinzu, so ergievt sich also für das letzte Jahr eine Gesammtzahl von 531 Patienten (258 Knaben und 273 Mädchen), von welcher Zahl 250 der Stadt, 281 der Umgebung angehörten. Operationen wurden 31 ausgeführt. An den Untersuchungen und-der Behandlung der Kranken betheiligten sich 14 klinische Prakticanten, welche, da diese Poliklinik zu den der Benutzung für Studirende offen stehenden Privatinstituten gehört, hiervon Gebrauch machten und zum Theil sogar die Besuche in den Pri vatwohnungen nicht transportabler Kinder bereitwillig übernah men, so daß sich die Zahl der „ohne Nachricht weggebliebenen" Patienten hierdurch und durch verschärfte Controle erfreulich ver ringerte. Geimpft wurden im letzten Jahre 220 Kinder. I Ganzen ist von der Gründung bis Ostern 1869 die Poliklinik von 3568 Patienten und 1359 Impflingen, zusammen also von 4927 Kindern besucht worden, hat 17 4 Klinikern Unterrichtsmaterial und Gelegenheit zu 328 Operationen geboten. Was die 1868—69 in der Poliklinik behandelten Krankheiten betrifft, so übersteigt die Zahl derselben die Patientenrahl aus dem Grunde, weil ein und dasselbe Kind zuweilen (gleichzeitig oder nach einander) an verschiedenen Krankheiten behandelt wurde. Es wurden folgende Fälle beobachtet: (K. ---- Knabe, M. ---- Mädchen.) ^ Krankheiten des Nervensystems «nd seiner Hüllen. Blutüberfüllung des Gehirns 1. K., 1. M. Kopfschmerz
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