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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186908260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-08
- Tag1869-08-26
- Monat1869-08
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1869
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7602 enthaltener Artikel, welcher Klos den Werth der mobilen Anlagen einer Bahn (wie die Kosten des Oberbaues «nd des Betriebs materials) als genügende Sicherheit für die Schulden angesehen wissen will. Großes Aufsehen in weitesten Kreisen machten die Vorgänge bei verschiedenen Versicherungsgesellschaften, namentlich bei einer bekannten englischenLebensversicherungsanstalt. Man schreibt darüber aus London: „Eine ähnliche Aufregung wie seinerZeit der Sturz des Hauses Overend und Gurney hat jetzt die Zahlungseinstellung der großen Lcbensversicherungsgesellschaft Albert hervorgerufen. Mehr als 30 Jahre alt, mit einem Jahreseinkommen von 300,000 Pfd. St. und einer Versicherungssumme von 8 Millionen, hatte die Gesell schaft bisher ein allgemeines Vertrauen genossen, und nur in den eingeweihten Kreisen der hohen Finanz waren bereits seit 2 Jahren Befürchtungen über ihren Stand gewispert worden, ohne jedoch in die große Menge zu dringen, welche ihre und der Ihrigen Zukunft der Anstalt anvertraut hatte. Selbst den Standpunct von 68 angenommen, werden 22,881 Inhaber von Versicherungs- Policen und also eine noch viel größere Anzahl solcher, denen die Versicherungen zu Gute kommen sollten, in den Sturz der Ge sellschaft verwickelt. Die Gelder sind in schändlicher Weise ihrer Bestimmung entfremdet worden und, wie verlautet, wird die Ge schäftsführung, falls sie vor Gericht kommt, ein Beispiel von ge wissenloser Mißverwaltung aufweisen, wie es in finanziellen Unter nehmungen solcher Art nicht leicht übertroffen worden ist. — Die Gesellschaft ist übrigens eine mit unbeschränkter Haftbarkeit ihrer Actionaire. Aus Petersburg schreibt man von der Fahrt eines Eisenbahn zuges, dessen Locomotive statt mit Kohlen mit rohem Naphtha geheizt war. — Merkwürdig oder vielmehr nicht mehr merkwürdig sind die Statuten der eben ins Leben gerufenen Internationalen Handelsbank in Petersburg, wonach der Verwaltungsrath 5 X vom Reingewinn erhält, jedoch unter der Garantie, daß die 5 Mit glieder zusammen mindestens 18,000 Rubel erhalten. Erst später kommen die Actionaire. Immer noch sehr viel Gnade von den Herren Gründern! Amerikaner erreichten unter Einfluß des weichenden Goldagios den Eours von 180^. Die Journale aller Länder wimmeln von Reclamen amerikanischer Eisenbahnobligationen. Wir haben unsere Leser genügend vor dem Ankäufe von dergleichen Effecten gewarnt, die in ihrer Heimat nicht unterzubringen sind, weil man dort ihre Unsicherheit kennt. Daß sich auch deutsch - amerikanische Blätter, wie die New-Uorker Handelszeitung, zu der Anpreisung von allerlei Plunder hergeben, kann Demjenigen, welcher die maßgebenden Ver hältnisse kennt, nicht ausfallen. Der Wochenstatus der Preußischen Bank zeigte wenig Verände rung. Bei der Oesterreichischen Nativnalbank hob sich der Escompt um fast 2,800,000 Fl., während sich der Lombard um beinahe 4 Millionen Gulden verminderte. Der Baarvorrath der Franzö sischen Bank wuchs um 1 l '/i Millionen, das Guthaben der Privaten um 8 Millionen Francs, während zugleich das Portefeuille 6 Dlill., der Notenumlauf 9 V« Mill. Francs 'zunahm. Bei der Englischen Bank verminderte sich das Wechselporteseuille um 223,000 Pfd. Sterl., während die Notenreserve um wertere 258,000 Pfd. Sterl. stieg. Es war also vollständige Veranlassung zur Erniedrigung des Disconts um V2 X vorhanden. Von Julimehreinnahmen der Eisenbahnen sind ferner zu notiren: Magdeburg Leipziger 13,000 Thlr., Potsdamer 23,000 Thlr., Rheinische 90,000 Thlr., Bexbacher 10,000 Fl., Mainz Ludwigs hasen 35,000 Fl., Böhmische Westbahn 26,000 Fl., Theißbahn 103,000 Fl. Das letzte Wochenplus der Lombarden österreichisches Netz er reichte 53,000 Fl., das der Franzosen 85,000 Fl. Ltadttheater. Leipzig, 25. August. Gestern erfreuten wir uns an dem reizenden Lustspiel Scribe's: „Feen Hände" und an einer vor züglichen Darstellung desselben. Das Stück, eines der letzten und nach unserer Ansicht der besten Scribe's, stieß bei seinem ersten Erscheinen am ^dsätro b'rrui§m8 auf eine Opposition, die theils durch die sociale Tendenz desselben, theils durch den Neid auf des alternden Scribe unermüdliche Thätigkeit und stets neue Erfolge hervor gerufen wurde. Auch Laube mußte dem vornehmen Publicum des Wiener Burgtheaters gegenüber eine Aenderung machen und die „Herzogin" Helene in ein „Edelfräulein" verwandeln, um die Kluft zwischen der Directrice einer Schneiderwerkstätte und einer Dame des höchsten Adels nicht allzu weit aufzureißen. Hier in Leipzig sielen diese Rücksichten fort und 4ie „Herzogin" Helene trat wieder m ihre Rechte ein. Die Physiognomie dieses Stückes ist eine wesentlich andere, als die der meisten Lustspiele Scribe's, in denen in der Regel das , Leben abgeschrieben ist. Hier aber weht ein Hauch jener umge staltenden Tendenz, welche gegen herrschende Voruriheile ankämpft und den Lebensverhältnissen selbst eine andere Form zu geben sucht. Dadurch erscheint für den Standpunkt der jetzigen Gesell schaft daS Thema allerdings akf die Spitze schellt; aLer V» so eindringlicher tritt die „ Ntoral der Geschichte" yervsr, ezue Maral, die für unser deutsches Empfinden sehr viel Anheimelnd«^ hat. Immerhin bleibt es erfreulich, daß jene, die Weltgeschichte in lauter Nichtigkeiten auflösende Ironie, welche wir m Scribe's früheren Dramen finden, hier einer ernstern Begeisterung für die Lösung einer socialen Frage gewichen ist. ^ Wenn unsere Frauen vereine das Recht auf Arbeit auf ihre Fahne schreiben: — können sie auf der Bühne eine bedeutsamere Vorkämpferin wünschen, als Scribe's Herzogin „Helene", welche in bedrängter Lage dies Recht für sich in Anspruch nimmt und in der kühnsten Weise von dem selben Gebrauch macht? Ob ein ähnlicher Fall sich je in der abenteuerlichen Atmosphäre des Pariser Lebens zugetragen hat, wissen wir nicht; jedenfalls war es dann ein seltener Ausnahmefall, welcher das anscheinend Unwahrscheinliche in der Fabel des Stückes nicht vergessen läßt. Doch der Dichter hat das Recht, ein Problem, das er aufstellt, auch so scharf wie möglich zu fassen, sobald er sich nicht der Ge sellschaft anschmiegt, sondern sich ihr gegenüberstellt. In Deutsch land wird es ferner unwahrscheinlich dünken, daß die Vorsteherin eines Schneiderateliers in so vertraulichem Verkehr mit den vor nehmsten Damen steht und von so gewichtigem Einfluß auf die selben ist. Doch in der Hauptstadt der Mode ist die Mode eine Macht, und wer die Processe der großen Emailleuse Rachel ver folgte, welche nicht blos für die Toilette sorgte, sondern eine un erschütterliche, wenn auch larvenartige Jugend in die Gesichter zauberte, der weiß, daß derartige Werkstätten der Schönheit zugleich Asyle der verschwiegensten Geheimnisse sind und daß den Prieste- rinnen derselben die vertraulichsten Beziehungen und der größte Einfluß auf ihre vornehmen Kunden gesichert sind! Wie viel wissen selbst die Tuilerien seit den Zeiten der Marie Antoinette bis auf die Gegenwart von den Putzmacherinnen, Friseusen und Friseurs zu erzählen, welche dort eine geheime Rolle spielten! Die ausnehmende Gewandtheit Scribe's, einen einfachen Stoff spannend zu gestalten, tritt in diesem Stücke wieder auffällig hervor. Ein armes Mädchen von hoher Abkunft greift zur Nadel, um sich zu ernähren; das ist das Thema, aber wie reich ist seine Einkleidung. Das Geheimniß der dramatischen Kunst, das richtige „Tempo" für das Eingreifen der Motive zu finden, besitzt Scribe in hohem Grade. Auch ist seine Erfindungskraft unverwüstlich! Wie er nach dem vierten Act, der eigentlich schon zum Abschluß drängt, noch einen spannenden fünften zu schaffen weiß, der die Verwicklungen nickt blos löst, sondern noch steigert, das spricht für seine seltene Herrschaft über die dramatische Technik. Auch die Charaktere des Stückes sind treffend und nicht ohne eine gewisse Keckheit gezeichnet, welche von der Schablone abwecckt und sich das Ungewöhnliche zutraut. So löste Scribe die Aus gabe, einen Stotterer, der anfangs doch lächerlich erscheint, als liebenswürdig und interessant erscheinen zu lassen, in dem Richard von Kerbriand, welchen Herr Mittel! ganz vortrefflich zur Dar stellung brachte. Denn diese Aufgabe ist für den Darsteller nicht leichter, als für den Dichter selbst. Das Stottern selbst „zur rechten Zeit", wo es dramatisch wirksam erscheint, und das Ueber- winden desselben, wenn ein kräftiger Fluch die gehemmte Sprach- thätigkeit gefördert hat, gelangen dem Darsteller nicht minder, wie die ganze Haltung des naiven und in der Naivetät des Gemüthes vorurteilsfreien Edelmanns. Herr Herzfeld als Tristan da gegen zeigte Frische und Leben und jene warmen Accente des Gemüthes, welche ihm eigenthümlich sind und stets wohlchuend berühren. Herr Mitterwurzer spielte den Herzog von Penn- Mar mit vornehmer Haltung, die selbst durch die Leinen Ver legenheiten der Situation nicht erschüttert wurde, wie durch die Posten eines Carlos für eine Opernliebschaft, welche unangenehm in eine neue Liebeserklärung hineinschneiten. Herr Stürmer gab dem Grafen Lesneves den verlegenen Stolz des armen Adels. Die „Herzogin Helene" selbst war in den Händen des Fräu lein Delia, welche das Aschenbrödel der ersten Acte, die gewandte Beherrscherin der Frauenwelt in den späteren und das liebende Mädchen in seiner Resignation und Erlösung durchaus angemessen mit Anmuth und Empfindung darstellte. Frau Mitterwurzer spielte die enragirte Modedame, die Marquise von Mneville mit dem ganzen Schwung der Toilettenbegeist 'rung, mit allen Schmerzen der Enttäuschung und allem Jubel des Triumphes, als ihc die sichere Aussicht wird ihre Nebenbuhlerin um eine Nasenlänge zu schlagen. Die Bertha ist eine ingenue ganz im Geist dieses für die französische Bühne typischen Rollenfachs. Fräulein Spel tin i stattete das naive Kind mit vieler Anmuth aus ; doch hat ihre Naivetät etwas Gebrochenes, Sentimentales, es fehlt ihr oie Frische des natürlichen Accents, die durch ihre Sprechweise beein trächtigt wird. Fräulein Roth als Frau von Berny spielte diese Nebenbuhlerin auch mit der nöthigen Verve und Entrüstung in dem durch Kni;e ausgeführten Zankduett; doch fehlte ihr noch die voll kommene Haltung der Salondame. Fräulein Gut perl als Corinue und Fräulein Haas als Kammerjungfer sowie die juugen Künstlerinnen mit der Nadel fügten sich harmonisch in daS Ensemble. In einem Stücke, daS im Atelier einer Damenschneiderin
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