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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-09-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186909102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-09
- Tag1869-09-10
- Monat1869-09
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1869
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8051 allzu trockener Lebenswahrheit. Ohne Humor wird aber dies Individuum ungenießbar. Vielleicht findet der Darsteller noch die Handhaben für eine humoristische Gestaltung. Daß sie in der Rolle vorhanden sind, beweist die komische Wirkung, welche andere Schauspieler mit ihr erzielt haben. Herr Herz selb (Heinrich Blume) hat wenig mehr zu thun als Geld herauszuziehen und hinzuknien, was er beides vorschriftsgemäß ausführte. Fräulein Linck (Esther) zeigte wieder in der kleinen Scene des Wieder sehens mit dem Vater, daß sie den Ausdruck des Affects mit lener hinreißenden Gewalt wiedergiebt, die ihm eigen sein muß. Gerade dadurch kennzeichnet sich das tragische Talent. Auch Gretchen Pabst verdient alles Lob. Ihr kleiner Samuel war ein ganz gut geschnittenes Eharakterköpfchen. Auch ist er nächst Onkel Moses die Hauptperson. Denn wer weiß, ob das salbungsvolle Priesterthum der Toleranz gesiegt hätte, wenn ihm nicht die Bered samkeit der Kinderaugen und die Naivetät des lieben Kleinen zu Hülfe gekommen wären. Bei dem Albert Lin d ner'schen Stücke kann man mit dem von Citaten getränkten Unzelmann sagen: „Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein!" Das Talent des Dichters, das wir bei seinem preisgekrönten Römerstück: „Brutus und Collotinus", trotz aller Einwen dungen gegen seine Preisfähigkeit anerkannten, verläugnet sich auch nicht im „Hund des Auhry"; es zeigt sich in einem frischen Zug, der durch das Ganze weht, in einer gewissen Prägnanz des Styls, welche oft wohlthuend berührt, namentlich aber in den komischen Episoden, die mit Humor gesättigt sind und durchaus erheiternd wirken. Die Composition freilich ist wieder so locker wie möglich; das Drama ist aus lauter Genrebildern zusammengeschleudert und die Intrigue, welche doch für das Stück sehr wichtig ist, kaum skizzirt und angedeutet. Es kommt dazu, daß diese unliebsame Episode aus Goethe's Leben, die etwas Peinliches hat und doch in dem Literaturleben Weimars nur eine Ausnahme bildet, kaum in ernster oder heiterer Behandlung die Sympathien des Publi- cnms zu gewinnen vermag. Den einzigen Halt bietet noch der Charakter des Olympiers Goethe, der den Hund nicht auf die Bühne bringen will, während setzt manche Intendanten die Bühne auf den Hund bringen. Die würdevolle Haltung und große Gesinnung des Dichters tritt im Ganzen recht markirt hervor. Leider! konnte aber Lindner nicht der Versuchung widerstehen, den großen deutschen Dichter als sein eigenes Sprachrohr zu benutzen, und Alles, was er auf dem Herzen hat gegen die Kritik, die ihm seine Preislorbeern etwas zerzauste, gegen das Kunstwerk der Zukunft, gegen die Offen bachiaden und dergleichen Kunstzustände, die damals noch im Schooß der Götter schlummerten, durch den Mund des Weimar'schen Zeus prophetische Philippiken zu schleudern. Der Hund deö Aubry wird so das Sinnbild für den Verfall der Bühne und der Literatur. Herr Mitterwurzer spielte den „Goethe" ganz trefflich Seine Worte, seine Haltung, sein Ton waren treu nach der Über lieferung; seine Sprache hatte den echten Metallklang geistiger Energie, welche bisweilen in Wohlwollen schmilzt. So kann man sich Altmeister Goethe denken, wo er im Bewußtsein seines guten Rechts seinem Freunde, dem Herzog, gegenübertritt, wo er das Deficit eines seiner Schauspieler deckt, selbst wo er im Park von Weimar auf einer Gartenbank wie auf einem westöstlichen Divan mit einer am Waschschaff aufgefundenen Suleika, einer Art Bettina mit dem Bügeleisen, welches die Falten in des Dichters Leben auszuglätten sucht, zusammensitzt — eine Scene, die im letzten Act doch eine etwas abschwächende Wirkung ausübt. Dies Bet ünchen, Friederike, wurde von Fräulein Spettini recht niedlich gegeben, mit Schwärmerei und Innigkeit; schade daß die Künst lerin noch immer den ostpreußischen Dialekt nicht ablegen kann, ein Dialekt, der dem Unterzeichneten Recensenten zwar recht an- muthig klingt, weil er ihn an seine schönen akademischen Jahre in Königsberg erinnert, der aber auf der Bühne doch ungehörig und unserem Publicum ganz fremdartig ist. Großherzog Carl August von Weimar wurde in Berlin bei der Aufführung des Stückes am Wallnertheater gestrichen. Ob daS Stück soviel dabei verloren hat, ist fraglich. Der geistreiche Beschützer deutscher Dichtung erscheint doch hier eigentlich als ein kleiner Duodeztyrann, Freund einer intriguanten Schauspielerin. Die Versöhnung am Schluß ist trotz aller bengalischen Beleuch tung eine wenig motivirte, sie dürfte dem nächsten talentvollen Hund nicht Stand halten. Herr Kahle spielte den Großherzog mit dem Sprühfeuer einer Laune, der man rasche Wandlungen Zu trauen durfte, wie ferner Fräulein Delia die Frau von Heggen dorf mit Repräsentation, gewinnender Grazie bei intriguantem und herrschsüchtigem Naturell ganz angemessen darstellte. Weniger konnten wir uns mit dem vr. Cohn des Herrn Krause oefteunden. Dies^ Typus durfte doch nicht so dünn, so windspielartig genommen werden, obgleich der Charakter im Stück freilich nur der Kreisel ist, der von der Satyre deS Dichters herumaepeischt wird. Goethe und vr. Cohn — das find in Lmd- ner's Sinn zwei Literaturepochen, dort die erhabene Dichtung, hier die Kritik, die Publicistik, die Journalistik, die den Stichwör- de- Tage- gesinnungslos folgt. Doch schießt die Satyre über das Ziel hinaus; von der wahrhaft modernen Poesie, die an unsere Classiker anknüpft, wenn sie auch die bewegenden Ideen der Zeit in sich aufnimmt, scheint der Dichter keinen Begriff zu haben. Herr Grans spielte Genast, der, kaum gestorben, schon auf die Bühne gebracht wird, nach genauer persönlicher Kenntniß; Herr Claar als Graf von Elbing gab dem Intendanten ein möglichst nichtssagendes Air. Herr Engelhardt als Unzelmann ent wickelte einen frischen Humor und blies die Faustcitate wie den behaglichen Dampf einer Tabakspfeife bald nach rechts, bald nach links den Nachbarn ins Gesicht, während vor Frau Bach mann (Frau Schrickel) die Kritik die Waffen streckt, da sich die Dame offenbar in einem katarrhalischen Zustande befindet, der nur die Kritik des Theaterarztes herausfordern kann. Rudolf Gottschall. Verschiedenes. — In der „Walhalla" zu Berlin kam es am Montag Abend unmittelbar vor Beginn der Vorstellung zu einer inter essanten Scene auf dem Orchester. Der Dirigent, Herr H. Fliege hatte sich den auf Gehaltserhöhung gerichteten Ansprüchen der Musiker nach deren Meinung sehr wenig günstig gezeigt, der Eigentümer der „Walhalla" dagegen, Herr Großkopf, hatte den Anträgen der Capelle ein williges Ohr geliehen. Am Montag nun trat Herr Fliege an sein Notenpult vor die zum Intoniren fertig sich haltenden Musiker, erhob den Tactftock, begann den selben dirigirend zu schwenken, allein — kein Ton ließ sich ver nehmen, nicht einer der Musiker setzte ein. Betroffen wendet sich Herr Fliege um, macht einen erneuten Versuch, aber wieder ver geblich; die Musiker sitzen da, wie aus Stein gehauen, nur der erste Violinist erhebt sich von seinem Platze und ruft dem Diri genten zu: „Ich habe Ihnen im Namen der Capelle zu erklären, daß dieselbe unter Ihrer Leitung nicht mehr spielen wird!" Der Anaeredete erkennt den Ernst des Entschlusses, er verläßt schwei gend das Orchester, der erste Violinist nimmt den Platz des Di rigenten ein, und sofort fallen alle Instrumente mit einer Prä- cision ein, die nichts ru wünschen übrig läßt und das Publicum zu laut schallendem Bravo veranlaßt. I-sIpilKsr LxoLßoxs. Die Ausgabe von Cintrittskarten erfolgt Sonntag den 12. dfs. Vormittags Itt—1 Uhr, Nr. Neue Straße 7, Hof links, 1. Thür links. black Nvm karraer WsNsrduNvrm dorrug Nitz '1'snrpvrarur uw 7 llür Normen« 6. 8vpt. L» 22,4 ln am 6. 8ept. »» ! »IN 7. 8ept ia ürüaaal . . . . - 11,6 ^ 13.3 - 13,1 /cUeaat« .... gröaiaxsa. . . -I s- 12,2 kalorwo.... Srvca^iek. . . - 14,5 Neapel .... V«ü«u1i»(iri»Qä) >l,b ^ 12.0 kom üavrs 14,4 - 15,2 klort-.aa .... üroat - 12,6 - 11,5 - 15,2 - 13,9 - 11,3 - 14,0 öera karia rrisat Ztraaakurx. . . - Vflsa 1.70a - 12.8 - - 13,6 (.'oustantiaopol. Loräeaun . . . - 13,2 - 13,2 OävsvL . . . .j ü»7oaa« .... - 16.8 - 16.0 kloakau .... 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Dresdner Feuerverfich.. Actien Stück Thlr. - B. Dresdner Börse, 8. September. Sachs. Ehamp.-Actien — G. Thode'sche Papiers.-A. 166 G. Dresdn. Papierf.-A. 120 G. Felsenkeller-Prioritäten 5» — G. Feldschlößchen äo 5? — B. Thode'sche Papiers, äo. b§ — G. Dresdn. Papierf.-Prior. 5§ — G S. Lhamp.-Prior. 5» — B. pr. *
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