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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-09-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186909170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-09
- Tag1869-09-17
- Monat1869-09
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1869
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82«8 — Heule Vormittag 9 Uhr kamen mittelst Extrazuges der Magdeburger Bahn der Regimentsstab und 2 Bataillone deS königl. preuß. Infanterie-Regiments Nr. 72 auf dem Marsche nach Torgau hier an. Zum Empfange hatte sich der Oberst von Hausen nebst andern Officieren des Schützenregiments und ebenfalls wieder die Regimentsmusik auf dem Bahnhofe ein gefunden. Die Truppen gingen auf der Dresdner Bahn weiter bis Dahlen und marschiren von dort zu Fuß nach Torgau. — Bon Erfurt langten heute Morgen 1 Officier, 1 Unter- officier und 82 Mann Reserven des 7. Rheinischen Ulanen- Regiments mittelst der Thüringer Bahn hier an und wurden auf der Dresdner Bahn weiter befördert nach Görlitz. — Erbprinz Georg von Schwarzburg-Rudolstadt, königl. preuß. Kürassier-Rittmeister, reiste heute Vormittag nach Weimar von hier ab. * Leipzig, 16. September. Wie wir hören, hat auch diesmal das Hotel de Pologne für eine tüchtige Capelle gesorgt, indem daselbst der im Jahre 1867 in Paris, mit dem 1. Preis gekrönte königliche Musikdirektor H. Paro mit dem Musikchor des Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 aus Berlin (48 Mann) concertirt. — Nach gütlicher Übereinkunft mit Herrn Bente, dem Be sitzer des Berliner Orpheums, wird die derzeit dort gastirende „Pariser Tänzer-Gesellschaft" während der Dauer der Messe in der Ton-Halle Hierselbst auftreten. Der Ruf, dessen sich diese Gesellschaft m Berlin erfreut, dürfte dafür bürgen, daß deren Leistungen auf dem Gebiete der neuesten „Pariser Tanzkunst" auch hier allgemeine beifällige Aufnahme finden werden. Mit deren Auftreten wird gleichzeitig ein „Oranck dal ma8gu6 et xare" verbunden sein und die Gesellschaft an den vorkommenden Contre- tänzen und Quadrillen sich betheiligen. — In öffentlichen Blättern war gegen das Kloster Marien- thal der Verdacht angeregt worden, daß dort eine Nonne, welche vor ungefähr 20 Jahren eines Abends entflohen und am andern Morgen in das Kloster zurückgebracht worden war, seit dieser Zeit gegen ihren Willen gefangen gehalten werde. Wie das „Dresd. Iourn." mittheilt, hat das Justizministerium auch nach dieser Rich tung hin durch einen Commissar Erörterungen anstellen lasten, welche die Grundlosigkeit des Verdachts ergeben haben. Von der betreffenden Nonne selbst, mit welcher der Commissar bei festver schlossenen Thüren und ohne Zeugen eine mehrstündige Unter haltung gepflogen hat, ist der Verdacht als ein unbegründeter zurückgewiesen. Die Nonne, welche den Klvsternamen Cölestine führt, ist jetzt beinahe 53 Jahre alt; sie ist am 1. September 1840 einaekleidct worden und hat am 29. August 1842 die feierlichen Gelübde abgelegt. Für das Klofterleben hat sie freiwillig und, wie sie angiebt, ungeachtet des Abmahnens ihrer Verwandten sich entschieden, nachdem sie schon in früher Jugend beide Eltern ver loren gehabt hat. Aus welchem Grunde sie später aus dem Kloster geflüchtet ist, darüber will sie selbst nicht mehr Rechenschaft geben können; sie sagt, es sei damals finster in ihrer Seele gewesen und sie habe nicht gewußt, was sie thue. Nach ihrer schnellen Rückkehr ms Kloster sind ihr einige, in keiner Weise excessive, und nament lich nicht in Züchtigung bestandene, Disciplinarbußen (Clausur von kurzer Dauer in wohnlicher Zelle, Fasten, Knien am Altäre) auferlegt worden, denen sie sich willig unterzogen hat. Sie ver sichert, daß sie nach jener Disciplinarbestrafung in ihre alten Ver hältnisse wieder eingesetzt worden sei und daß man sie den Fehl tritt nicht weiter habe entgelten lasten. Eine etwaige Vermuthuny, daß sie körperlich gemißhandelt worden sei, hat sie entrüstet mit dem Bemerken zurückgewiesen, daß Niemand eine Schwester an- rühren dürfe. Sie ist jetzt sehr kränklich. Ein langjähriges schmerzhaftes Magenübel, welches ärztlich ohne Erfolg behandelt worden ist, hat ihre Kräfte geschwächt. Bis vor etwa vier Jahren hat sie noch den Kloftergarten besucht, wo sie auch vor ungefähr vier Jahren noch von einem Zeugen, einem Gewerbtreibenden, welcher im Kloster verkehrt hat, gesehen worden ist. Seit jener Zeit fühlt sie auch hierzu sich zu schwach und bringt sie die meiste Zeit im Bett oder auf dem Sopha zu. Sie genießt eine sorg same Abwartung. Gegen den Commissar hat sie erklärt, daß sie nicht den Wunsch habe, das Kloster zu verlassen. Vor einiger Zeit dagegen hat sie das Verlangen geäußert, in ein Stift der barmherzigen Schwestern übergcführt zu werden. Es sind auch hierzu bereits Einleitungen getroffen worden, doch hat sie neuer dings sich dahin ausgesprochen, daß es keinesfalls vor künftigem Sommer geschehen möchte. — In den maßgebenden Kreisen unseres Finanzministeriums ist, wie man uns zur Ergänzung unseres neulichen Artikels über den Stand der sächsischen Staatspapiere mittheilt, noch nicht der formelle Beschluß gefaßt, die sächsischen Staatsschulden in eine Rentenschuld -u verwandeln. Man soll sich vielmehr, wie es heißt, daselbst mit einer neuen Anleihe tragen, doch hat man sich noch nicht über die Fonn geeinigt, in welcher diese Vorlage an die Stände kommen soll. (Dr. N^) — Die neulich gemeldete Nachricht von der Arretur eines Ba taillons-Tambours beruht auf einem bedauerlichen Irrthum, indem bloS ein Sergeant des dritten Infanterie-Bataillons wegeu angeblich unzüchtiger Handlungen mit einem 16jährigen Mädchen arretirt und eingeliefert wurde, der betr. Bataillons-Tambour hingegen ganz schuldlos ist und im Gegentheil zur Abwendung der schlimmen That wesentlich beitrug. — In Dresden ist am 14. September die Hauptver sammlung der Vereinigung öffentlicher Feuer versicherungsanstalten in Deutschland zusammengetreten, welche einen einheitlich organisirten Verband der vom Staate be gründeten und unter staatlicher. Aufsicht stehenden Feuerversicherungs- anstalten bezweckt. Vertreten waren 26 solche Anstalten. — Der siebenjährige Sohn eines Schneidermeisters in Chemnitz, welcher Ende Juli von einem tollen Hunde gebissen und so fort in ärztliche Behandlung gegeben wurde, ist am 13. nach dem Stadtkrankenhause gebracht worden, weil die Symptome der Wasser scheu sich bei ihm zeigten. Die fürchterliche Krankheit ist dort zum Ausbruch gekommen und das unglückliche Kind an den Folgen derselben gestorben. Verschiedenes. — Dr. Heinrich Contzen, den Lesern unseres Blattes durch seine Wirksamkeit gewiß bekannt, hat unter dem Titel: „Ein leitung in das staats- und volkswirthschaftliche Studium" im Verlage von Carl WUfferodt hier ein höchst zeitgemäßes Werk erscheinen lassen. Von dem gebotenen Inhalt sei nur Nachstehendes erwähnt: Grundsätze und Aufgabe der Volks wirthschaftslehre im Allgemeinen — Von den Fundamentalbegriffen der Nationalökonomie — Zur Geschichte der socialen und ökono mischen Theorien — Darstellung des Mercantilsystems und des physiokratischen Systems — Der universelle Charakter der Volks- wirthschaftslehre — Die Wichtigkeit der Nationalökonomie für die einzelnen Glieder der bürgerlichen Gesellschaft rc. rc. — Ueber das telegraphisch bereits erwähnte schwere Unglück, welches sich am Montag in Königsberg i. Pr. zugetragen hat, berichtet man der „Danz. Ztg." folgendes Nähere: „Das von dem Provinzial-Comite veranstaltete Fest fand in den vereinigten Logengärten statt, die, wie die übrigen den Schloßteich umgeben den Gärten, auf das Glänzendste illuminirt waren. Das Schau spiel hatte eine große Menge Schaulustiger herbeigezogen, welche theils in zahlreichen Böten, theils auf der langen Schloß teichbrücke ihren Platz genommen hatten. Der Zudrang der Menge ver mehrte sich noch, als der König, die Prinzen und übrigen Gäste in einer großen festlich geschmückten Gondel eine Rundfahrt be gannen. Da, um 8^2 Uhr Abends, als die königliche Gondel der Brücke eben ziemlich nahe gekommen war, gab ein Theil des hölzernen Brückengeländers dem Andrängen des Publicums nach, und unter entsetzlichem Angstgeschrei stürzte eine große Anzahl Menschen ins Wasser oder auf und zwischen die unten befindlichen Böte, welche zum Theil auch durch die in der Todesangst sich Anklammernden umgerissen wurden. Der allgemeine Schreck und die allgemeine Verwirrung waren unbeschreiblich. Die Dunkelheit ließ weder den Umfang des Unglücks erkennen, noch die zweck mäßigsten Maßregeln zur Rettung ergreifen. Zudem waren die meisten Böte von Zuschauern dicht besetzt, die erst gelandet wer den mußten, ehe man mit denselben zu Hülfe kommen konnte. Wie viel Personen ins Wasser gestürzt, wie viel gerettet sind, konnte bis Mitternacht nicht annähernd festgestellt werden. 6—7 bewußtlos Herausgezogene gelang es ins Leben zurückzurufen. 26 Leichen wurden nach und nach herausbefördert und in die nächsten Gärten gebracht, wo sie recognoscirt werden konnten. Es befanden sich darunter Kinder unter 10 Jahren, sowie mehrere junge Mädchen und Frauen. Das Fest wurde sofort auf Befehl des Königs eingestellt." — Aus Stuttgart vom 8. September berichtet das „Deutsche Volksblatt": In den letzten Tagen ist Hofschauspieler vr. Grunert von einem Schlaganfall betroffen und so bedeutend gelähmt worden, daß an seiner völligen Wiederherstellung gezweifen und er wohl der Bühne fast ganz entzogen bleiben wird. — Theaterdrrector Lobe in Breslau hat im Hinblick auf die vielen in neuester Zeit vorgekommenen Unglücksfälle jetzt auf seinem Theater bei sämmtlichen Garderobenstücken das Pyroso- rium angewendet, welches jeden Gegenstand unverbrennlich macht. — Chorley sagt in einem dem Londoner „Athenenäum" aus München gesendeten Berichte über die Musik zum „Rheingold" u. A.: Das Erscheinen der Rheinnixen wird durch eine aus Mendelssohn's „Melusine"-Ouverture geborgte Phrase angekündigt. Später in der Musik für die Riesen hat sich ver schamlose Ver höhner des Iudenthums in der Musik nicht minder ungenirt Meyerbeer's Auferstehung der Nonnen in „Robert" angeeignet. — Wie bedeutend ein Nebenerwerbzweig der Bewohner der Harzorte, die Vogelzucht sich entwickelt, ist daraus zu ersehen, daß vor kurzer Zeit ein Vogelhändler allein in den drei Ort schaften Hohegeiß, Walkenried und Braunlage für 5000 Thaler Canarienvögel angekauft hat. — Die Generalversammlung der Magdeburg-Leipziger Eisenbahngesellschaft ist auf den 2l.Oct. nach Magdeburg einberufen.
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