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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186910011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18691001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18691001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar; Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-10
- Tag1869-10-01
- Monat1869-10
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1869
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8978 8986 Antwort de- Barou Kuhn so, dH der Kaiser eS vorzoa, sich nach Ofen zu begeben und der Sache ihre» Lauf zu lasten. Der Kriegsminister soll nämlich gesagt haben, die Stimmung in der Armee und besonder- im Ofsiciercorp- sei eine solche, daß in dem vorliegenden Falle höchsten- eine sehr laue Action gegen einen Volksaufstand zu erwarten sei, ja e- wäre sogar eine offene Ver weigerung des militairischen Gehorsam- nicht unwahrscheinlich. Professor Greuter fügt noch die Versicherung hinzu, daß auch die Kaiserin Elisabeth sehr lebhafte Wünsche für dre Ausrechterhaltung des Eoncordats kund gegeben und ihren ganzen Einfluß zu diesem Zwecke aufgeboten habe. Die letzte Hoffnung des Kaisers sei ge wesen, daß durch vielfache Annndements zu den Anti-Concordats- Gesetzen Zeit zu weiteren Entschlüssen gewonnen werde, aber auch diese Hoffnung sei getäuscht worden. BemerkenSwerth ist die aus Madrid eingehende Mittheilung, wonach jctzt die Candldatur des Herzogs von Genua officiell aufgestellt werden soll. Die leitenden Staatsmänner scheinen die Nothwendigkeit einer Entscheidung in der Thronftage um so mehr empfunden zu haben, je mehr sich neuerdings die republikanischen Velleitäten wieder geltend machen. Die letzteil Telegramme be richten namentlich von einer drohenden republikanischen Bewegung ln Andalusien, in welcher Provinz die republikanische Partei von jeher ihren eigentlichen Heerd hatte. Auch in der Nähe von Bar celona sind republikanische Banden aufgetreten. Es war also, wie man sieht, die höchste Zeit, daß die Regierung energisch gegen die Demonstrationen der republikanischen Partei auftrat. Der Bischof von Orleans, Herr Dupanloup, hatte an den Pater Hyacinthe einen salbungsvollen Brief erlaffen, in welchem er das Vorgehen des Letzteren einen großen Fehler nennt. !Der Pater hat darauf Folgendes geantwortet: „Monseigneur! Ich bin von dem Gefühle, welches Ihnen das Schreiben dictirte , das an mich zu richten Ele nur die Ehre erwiesen, tief gerührt, und ich bin Ihnen sehr dankbar für die Gebete, welche Sie für mich an Gott richten wollen; ich kann jedoch weder Ihre Vorwürfe, noch Ihre Rathschläge annehmen. Was Sie einen großen Fehler nennen, nenne ich eine große erfüllte Pflicht. Genehmigen Sie, Monseigneur, die achtungsvollen Gefühle, mit denen ich m Jesus Christus und in seiner Kirche verbleibe Ihr sehr ergebener und gehorsamer Diener Hyacinthe." Ueber die Zwecke Lord Clarendon'S bei seinem jüngsten Besuche in Paris berichtet der dortige Correspondent der „Daily News" eine Neuigkeit, welche allerdings, wie die meisten diplo matischen Enthüllungen, nicht ganz genau sein möge, nach ferner Ansicht jedoch im Wesentlichen Glaubwürdigkeit verdiene. Nack Dem, was der Berichterstatter vernommen, wäre die Möglichkeit eines plötzlichen Ablebens des Kaisers der Franzosen in Folge seiner Krankheit von den Regierungen der verschiedenen Groß mächte nicht weniger als von ihren Unterthanen in Erwägung gezogen worden und Oesterreich, Preußen, Rußland und England hätten sich über die Schritte verständigt, welche in einem solchen Falle zu thun wären. Die nächsten Zwecke di-'-r Vereinbarun gen, so erfahren wir weiter, seien die Aufrechter' des Frie dens und die Abhaltung der möglicherweise in <, rankreich aus- brechenden Revolution, und um diese beiden Ziele zu erreichen, habe man. sich darüber geeinigt, die deutsche Einheit nicht in hrer Entwickelung zu hemmen. Lord Clarendon'S delicate Auf- .abe sei es gewesen, den Kaiser von diesem Uebereinkommen zu enachrichtigen, und die Kunde davon sei von ihm, wie mau er- rtete, mit den eifrigsten Versicherungen entgegen genommen >n, daß es Niemandem so ernstlich um die Aufrechthaltung H opäischen Friedens »n se»n könne, als dem Kaiser. F vip!L».atischeü Cvrnpttmente entkleidet, laufe die Napoleon UI. gemachte Mittheilung darauf hinaus, ihm auseinander zu setzen, daß ihm die Hände gebunden seien und daß er unmöglich seine nneren Schwierigkeiten durch einen Krieg nach außen beseitigen mne. Im Uebriaen zweifelt der Correspondent nicht daran, daß auf alle mögliche Art darauf hingewirkt werben dürfte, Preußen vermögen, daß es in der badischen Angelegenheit oder in son nigen Fragen Frankreich nicht heraus fordere, indem Herausfor derungen der französischen Knegspartei ungemein erwünscht kommen würden. * x Leimig, 30. September. Leipzig ist seit Kurzem um einen köstlichen VergnügungSort reicher geworden, den Annex des Sckützeu- hauseS, da- Leipziger Trianon. Eine Beschreibung dieser eleganten und äußerst geschmackvollen Schöpfung des l)r. O. MotheS gab das Tageblatt schon früher, und »war vor und während der Eröffnung dieses neuen Prachtlocales. Jetzt während der Michaelis- meffe bildet dasselbe einen Hauptanziehungßpunct für die Fluth bannenden Fremden, und dieselben können sich höchst degreif- ' an bem reizenden Saale, seiner künstlerischen Ausstattung, 'en Ornamentik, seinem statuarischen Schmuck, seinen ind Galerien, insonderheit aber an den Abends im ^ der Tausende von Gasflammen strahlenden Pergola und Brillantfeuer brennenden ehrenpfortenähnlichen PorticuS tt sehen. Bei warmen Sommerabenden hat man in der n Effect <lner wabrbaft orientalischen Zaubernackt. welck>e sich wle durch Äladdm'S Wunderlampe märchenhaft de» Beschauet erschließt. — Aber dies ist erst das Aeußere. Äv Inner» ent wickelt sich durch eine höchst glückliche Veranstcckung ein« Fülle von Ueoerraschungen seltenster Art, welche, zusammeugevommen, der heurigen Saison den Stempel des Außerordentlichen verleihen, die Produktionen der Jongleur-Familie Braatz. — ES ist den Vorstellungen dieser Geschwister ein Zauber eigen, welcher sie weit über dre Kategorie ähnlicher „fahrender Leute", wie wir sie des Oefteren hier gesehen haben, emporhebt; eS ist der in den Formen eines gewissen angebornen Anstandes'sich bewe gende Charakter ihres Auftretens von den kleinsten Mitgliedern derselben bis zur gefeierten Emmy hinauf, welcher, vereinigt mit dem intelligenten Ausdruck der Physiognomien, die Familie Braatz auszeichnet und einem Publicum selbst der gewählter» Art und Zusammensetzung gewissermaßen sympathisch nahe führt. Die schlanken, gazellenartia zarten Kindergestalten der „drei Athleten der Zukunft", wie sich die Kleinen nennen, machen darum in ihren trefflichen, wenn auch nicht immer neuen Vorstellungen auS dem Gebiete der höhern Gymnastik und Äquilibristik einen sehr befriedigenden, wohlthuenden Eindruck. Der „Tonnenlanz" von Otto Braatz erinnert entfernt an die Künste der Japanesen, obschon uns seine ganze Erscheinung ganz anders anmuthet, als die der Bewohner Scchons. Anua Braatz mit ihrem kleinsten Bruder Richard geben einen „Doppelkugellauf", der in einzelnen Partien eine großartige Wirkung macht. Besonders malerisch ist das Spiel mit den Fackeln, welches Fräulein Anna mit der an scheinend größten Leichtigkeit, sich fortwährend auf der Kugel hin und her bewegend, ausführt. Reicher Beifall lohnt sie regelmäßig dafür. Emmy Braatz, der Stolz der ganzen Familie, tritt zunächst mit zweierlei Productionen vor unser Publicum; die eine sind Leistungen am Trapez, die andere eine sogenannte Kautschuk-Pro duction. In dieser jungen bildhübschen Künstlerin gipfeln und vereinigen sich gewissermaßen die Vorzüge der ganzen Familie, so daß der Eindruck ihrer Vorstellungen em überaus packender, und tiefer ist. Eine Gestalt vom sckonsten classischen Ebenmaß, von den keuschesten Formen, deren edle Plastik durch das nun einmal unvermeidliche Iongleressen-Costüm maßvoll hervorgehoben wrrd, steht vor uns und frappirt auf den ersten Anblick. WaS aber sollen wir sagen, wenn wir die junge Dame ihre gewiß hals brecherischen Künste mit dem größten Anstande, der festesten Ruhe in Minnk und Physiognomie, alle Bewegungen vom Adel dn Schönheit verklärt, ausführen sehen, Leistungen, die wir zwar von Männern oft genug, aber nie in dieser harmonischen Weift, nie so Plastisch schön haben vollbringen sehen. Die Krone ihrer Leistungen dürfte daS Schweben auf der Flaschenpyramide sein Es ist dieser Emmy gewiffermaßen ein antikes Element, die classische erhabene Ruhe der Werke eines Phidias, eigen. Sw er scheint, wo nicht als Göttin der Gymnastik, wie eine andere Fedei sie apotheosiren möchte, wohl aber als eine moderne Araünte, eine Amazonenkönigin gleich der von Achilles besiegten Penthesilea, die sterbend ihren Sieger noch zur Liebe bekehrt. Wir haben dieser wunderbaren Personifikation der Kraft, Anmuth und Elasticität nichts Aehnliches in unserer Erinnerung an die Seite zu sehen. H Leipzig, 30. September. Heute Morgen »/,8 Uhr gmgen mit der Dresdner Balm 1 Osstcier und 70 Mann Quartiermacher de- Schützenregiments nach Grimma von hier ab, und mit dem um 8 Uhr von dort hier angelangten Zuge traf ein Com- mando von 3 Ofsicieren und 40 Mann deS Regiments 9K. 101 hier ein. — Auf der Station Sulza der Thüringer Bahn fuhr gestern in später Abendstunde ein nach hier bestimmer Güterzug auf emen anoern daselbst im Rangiren begriffenen Güterzug auf. Der Anprall erfolgte in die Seite des von einem Nebengleise anfahren den Güterzugs mit solcher Gewalt, daß eine größere Anzahl Wagen , es heißt 12, zertrümmert wurden. Das Fahrpersonal kam zum Glück ohne Schaden davon. In Folge dieses Unfalls war die Bahn auf einige Zeit unfahrbar und traf deshalb der Nachtschuell- zug erst h Norgen um 7 Uhr hier ein. — In rgangener Nacht 1 Uhr ist es in der Pleißen- gasse hier zu einem traurigen Conflict zwischen einigen excedi- renden Soldaten hiesiger Garnison einerseits und dagegen ein schreitenden Nachtwächtern und einer Polizeipatrouille andererseits gekommen, der leider im Casernenhofe des Sckloffes Pleißenvurp einen blutigen Abschluß gefunden hat. Wir übergehen die Ein zelnheiteu des Exceffes, müssen aber constatiren, daß nicht gewöhn^ liche Soldaten, sondern Unterofficiere es gewesen sein sollen, welche sich der nächtlichen Ausschreitungen schuldig machten, ferner daß bei der vorgenommeuen Arretur eines Sergeanten von anderen Soldaten gegen die Beamten Partei ergriffen und endlich, als Arrestat in der Schloßwache abgeliefert werden sollte, vor den Wachmannschaften ein Nachtwächter von einem an dem Excesse betheiligten Soldaten mit blanker Waffe niedergehauen und durch einen Säbelhieb in den Kopf schwer verletzt wurde. — Von dem heute Vormittag ü Uhr von hier a^egangenen Schnellzuge der Dresdner Bahn ist auf der Station BorSdorf ein Arbeiter Namen- Hanke durch eigene Verschuldung überfahren und tödtlich verwundet worden. 7 Sk*
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