Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.11.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-11-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186911168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18691116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18691116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-11
- Tag1869-11-16
- Monat1869-11
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.11.1869
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
kt 10570 dreißig Jahre, daß die Nüssen durch daS äußerst feindselige Ver halten des Khano Khomann Kuli Khan zu einem neuen Kriege sich veranlaßt sahen. Schuld an dieser Haltung des khiwaschen Herrschers soll die Gemahlin desselben, eine Kirgisenfürstin, gewesen sein. Desto freundlicher war der Fürst gegen die Engländer ge sinnt. Die Russen fielen im Jahre 1839 unter General Perowsky von Orenburg aus in Khiwa ein, ein respectables Heer vor 20,000 Mann Kosacken und Hülfsvölkern und 10,000 Kameelen. Auf dem größeren (längeren) Karawanenwege zwischen dem kaspi- schen Meere und dem Aralsee drang Perowsky vor und kam bis Emba. Der sich ihm entgegenstellende geringe Widerstand ward leicht gebrochen. Desto furchtbarer hatte er die Macht der Ele mente zu spüren. Wie Napoleon 1812 im europäischen Ruß land, so erging es den Russen in Asien. Schneestürme hemmten den Marsch, intesive Kälte lähmte alle Operationen, Perowsky mußte sich bei Al Bulak concenlriren und den Gedanken an wei teres Vordringen gänzlich aufgeben, war doch der größere Theil seines TrainS, der Laft-Kameele, wie eine Menge der Pferde seiner Kosacken entkräftet der Kälte erlegen. Ende Januar 1840 trat er den Rückzug an und langte in dem traurigsten Zustande in Oren burg an. Neuerdings hat Rußland Revanche genommen, schon seit dem Frieden von 1854 steht Khiwa in einem Verhältnisse zu Rußland, das eine demüthige Abhängkeit des Khanates offenbart. vr. Delitsch berichtete dann über die Eroberung von Tschemkend und Taschkent in Khokand; dorthin unternahmen die Russen einen Kriegszug, zu dem die Einladung Seitens der Bürger von Tasch kent), die des usbekischen Joches überdrüssig waren, die willkommene Veranlassung bot. Das russische Banner flattert jetzt auf dem Schlosse des Khans, der bis dahin über die 40,000 Einwohner der Stadt Taschkent) geherrscht hatte, ebenso in Khodschend am Sir Darja, dem Hauptorte Ferghana's, wie einst das ganze Khokand geheißen haben soll. Von besonderer Wichtigkeit war der Krieg Rußlands mit dem Emir von Buchara. In die allerneueste Zeit, in das vorige Jahr, fällt die Eroberung Samarkands durch die Truppen des Czars. Der Emir war an dieser ungünstigen Wendung des Krieges selber schuld: die Unterhandlungen waren schon im Gange, als sie in Folge der Unklugheit und Treulosigkeit des Emirs wieder abge brochen wurden. Er soll durch einen harten Frieden den be gangenen politischen Fehler büßen. In allerneuester Zeit hat sich nun die Sachlage in der Emir bürg am Zer-Afschan gewaltig geändert. Aus einem Feinde Ruß lands ist der alte Emir zu einem Schützlinge des Czaren durch die Verhältnisse umgewandelt worden. Und dies kam so. Der Sohn des Emir empört sich gegen den eigenen Vater, wein An schlag mißlingt, und er selber muß landesflüchtig werden. Er geht zu den Afghanen und erregt diese zu feindseligen Bewegungen gegen das Reich seines Vaters. Der bedrängte Emir wendet sich an die Rüsten um Schutz gegen den eigenen Sohn und die Afghanen, und mit Freuden gewähren sie ihm diesen. Was kann den Rüsten näher liegen, als sich sobald als möglich des den Afghanen gehörenden TheileS von Turkestan im Südosten zu ver sichern und ihre Fänge bis nach den Städten Khunduz und Balkh (Balch) auszustrecken, die Grenzen des ihrem Emflusse unterstehen den Turkestan bis an den Nordrand von Iran auszudehnen. Die Gefahr der russischen Eroberungspolitik in Asien für die Engländer liegt erschreckend nahe für die Briten, ohne daß diese sich, wie es scheint, die nötigsten Vorkehrungen gegen das weitere Vordringen der Moskowiter angelegen sein lasten. Einen ener gischen Warnungsruf hat dieser Tage der bekannte magyarische Asienreisende Hermann Vambery m der „Augsburger Allge meinen Zeitung" ertönen lassen, der hoffentlich in dem unschein baren Palaste des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten in Downingstreet sein Echo finden wird. / Leipzig ist bekanntlich der Verlagsort von Vambery's berühmtem Werke „Reife in Mitetl- asien 1863" (deutsche Originalausgabe, 1865 bei Brockhaus erschienen), und er selbst war wiederholt hier. vr. Delitsch führte aus, daß bis zu jenen äußersten Grenzen im Süden das von der Natur bezeichnte Eroberungsgebiet Ruß lands gehe. „Darüber hinaus wird es schwerlich Eroberungen beabsichtigen. Land und Volk im Süden der Gebirge (Indien) sind zu fremdartig." Bei Kriegen freilich werde England jeden falls manche Beunruhigung von dieser Seite her erfahren. Ruß land gewinnt an Turkestan ein reiches Productenland, welches ihm Baumwolle, Indigo, ReiS, Südfrüchte, Wolle liefern kann und zugleich ein neues Absatzgebiet für russische Waaren ist. Die Briten werden letztern Umstand ganz gewaltig zu verspüren haben. ES wird von ihnen übel zu vermerken sein, daß der Emir von Buchara unlängst einen Eingangszoll von 3X auf russische, da gegen von 40 X auf englische Waaren gelegt hat. Die rothhaa- rigen Feinde Chinas werden daher sich wohl so gut als ausge wiesen aus den reichen Bazars und Karawanserais der größten Oasenstadt Innerasiens und der einstigen Hauptstadt vou Turkestan (zur Zeit Orguz Khans) betrachten können. Der Vortrag wandte sich nun zu einer Beschreibung eines andern asiatischen Ländergebietes, der Dsungarei, die ebenfalls ihre Selbständigkeit verloren hat und teilweise russische Provinz geworden ist. Die Chinesen mußten im Jahre 1854 ein!Üe- deutendes Stück Land an die Rüsten abtreten, oeu jetzigen kaiser lich russischen alatau'schen Bezirk, daS Gebiet der großen Horde der Kirgisen, der schwarzen Kirgisen oder Buruten. Die seit 1854 angelegte russische Festung Wjernoje oder Almat ist daS dortige Zwinauri. Vr. Delitsch unterschied dort das Steppenland am Balkaschsee, woselbst er uns im Winter und Frühjahr zellende Hirten zeigte, sodann das Acker- und Waldland in den Hügeln und Mittelgebirgen, endlich das Alpenweidenland in den Hoch gebirgen an den beiden Alatäu und am Thian-Schan, den muth- maßlichen Ursitz des Alpenlebens, das wir in unsern europäischen Alpen kennen. Die Dsungarei war zugleich Pastageland während der Völkerwanderung. Endlich ward uns noch die Mandschurei nach ihrer geschicht lichen Entwickelung in der neuesten Zeit geschildert. Wir hörten da von dem Angriffe der Rüsten aus Peterpaulshafen in Kamt schatka (1854), welcher zurückgewiesen ward. Als die Franzosen und Engländer 1855 wiederkamen, war der Ort verlassen: die Leute hatten sich am Amur niedergelasten. Dorthin war über Winter ein gewaltiges Convoi von Moskau aus gesendet worden: die Russen hatten wunderbar festen Fuß gefaßt, wie sich bald zeigte. Die beiläufig schon seit 1845 vortheilhaft operirenden Rüsten erhielten durch günstige, von großem politischen Scharfblick zeugende Friedensverträge (Aigun 1858, Peking 1860) ein neues großes ^ändergebiet in die Hände, den nördlichen und östlichen Theil der alten Mandschurei. Im Nordwesten bei Nertschinsk ist das Klima schroff, man hat kalte Winter und im Gegensätze dazu heiße und kurze Sommer. Der Ackerbau ist dort gleich Null. An der Nordküste der Mandschurei sind die Winter kühl und die Sommer nicht heiß. Am Amur ziehen sich weite Thal- flächen, größer als das Rheinland von Basel bis Mainz, Tbäler mit Wäldern, Berge mit fruchtbarem Erdreich wie etwa in Nord- deutschland. An der Mündung ist das Klima wieder unwirthlich rauh. Sehr klug haben die Russen daher dort eine Eisenbahn von Mariinsk nach Port Castries angelegt. Reich an Erzeugnisten ist das Land, an Menschen desto ärmer. Erst dann wird das russische Amurland des Generalgouvernements Ostsibirien eine Zukunft haben, wenn es stärker bevölkert sein wird, insonderheit aber, sobald es erst dichter bevölkerte Länder am großen Ocean sich gegenüber haben wird. Erst mit der Blüthe der amerikanischen Westküsten wird das Land seine Bedeutung, und zwar eine große, für Rußland und die Welt überhaupt, erlangen können. Die jetzige Colonisationsweise Rußlands durch Militairansiedelungen bezeichnet Redner als ungenügend. Einen besondern Fehler, den Rußland dabei begeht, hob Redner mit Recht gebührend hervor, das sich selbst rächende Ausschließen, beziehentlich ZurUcksetzen deS deutschen Elements auch am Amur, der ominös genug im Chine sischen „Drachenfluß", in der Mandschu- Sprache „Schwarzer Fluß" heißt, während die Tungusen ihn mit Rücksicht auf seinen bedeutenden (400 Meilen durchmessenden) Wasterlauf Schilka, d. h. „Langlauf" nennen. Sitzung der Pädagogischen Gesellschaft. V—8. Leipzig, 14. November. Gestern hielt die Pädagogische Gesellschaft ihre November-Sitzung ab. Nach Vorlesung des Protokolls und Erledigung einer Vereinsangelegenheit erhielt Lehrer Schödel das Wort zu seinem Vortrage, welcher Be schwerden über die Hindernisse und Rathschläge zur Herstellung eines gesegneten Verhältnisses deS Hauses zur Schule zum Gegenstände hatte. Der Vortragende mg in der Einleitung von den drei concentrischen Kreisen familie, Schule, Leben — aus, welche ein Mensch zu durchlaufen hat, und welche sich decken sollten. Man verwandele sie aber in drei neben einander, oder einander entgegenstehende Kreise, oder vermenge sie zu einer unförmlichen Spirale, deren Anfang und Ende schwer abzusehen ist. Manche wollten Familie, Schule und Leben ganz getrennt von einander haben, Andere sehen wieder gar keine Grenze zwischen Schule und Haus und Leben und ver langen namentlich von der Schule, daß sie wo möglich Alles leistest solle, was der künftige Beruf fordert. Nachdem der Redner die Gefahren solcher Vermischung der drei Kreise angedeutet hatte, ging er zu den Hindernissen fort, die ein gesegnetes Verhältniß zwischen Haus und Schule unmöglich machen, und fand sie sowohl auf der Seite des Hauses als auf der der Schule. Die Hindernisse auf Seiten deS Hauses fand er in den falschen Anschauungen, die man sich von der Schule mache, (man sehe sie als Lern-, nicht als Erziehungsanstalt an, oder man ver lange, daß sie Heil- und Besserungsanstalt sei, und brirne sich dadurch, daß man in der Schule Hülfe für die Unarten der Kinder suche, um alle Autorität und allen Respect); in der Böswilligkeit, die Alles wieder einreißt, was die Schule aufgebaut, und dem Wirken des Lehrers in jeder Weise entgegentritt; in der Schwachheit der Eltern, die leicht zu falschen Ansichten über das Kind gelangt, hm zu viel nachsieht, die Schule mit ihren Verordnungen bekritelt, >ei Tische sie verurtheilt und schmäht (oft erzählen Väter vor de» Kindern, wie sie eS mit ihren Lehrern gemacht hätten; daS Zu»
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview