Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-09-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185909060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18590906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18590906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-09
- Tag1859-09-06
- Monat1859-09
- Jahr1859
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1859
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Anzeiger. ^ ^ -» ' » ' ' ' ' i ^ - Amtsblatt des Muigl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. ^0 249. Dienstag dm 6. September. 1859. Freitag den 9. September d. I. Abends jr7 Uhr ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. Tagesordnung: 1) Gutachten der Ausschüsse zum Bauwesen und zu den Kirchen, Schulen und milden Stiftungen, die Anlegung von Schleusten in der äußeren HoSpitalstraße und der Thalstraße betreffend. 2) Gutachten des Ausschusses zum Marktwesen, die Eingaben der Herren Graßhoff und Gen. und Seffzig und Gen. wegen Rückverlegung der Meßschau- und Schankbuden nach dem Roßplatz betr. Deutsche Handelssragen. ' ii. Die Baumwollgarn. Zölle. Wir sagten, daß die gegenwärtigen Aollftagen nicht nur die Fabrikanten der speciellen Waaren, die Eisenwerk- und Hütten- defltzer, die Baumwollgarn-Spinner und -Weber und Zucker- Raffineure und -Siedereibesitzer, wir behaupteten, daß die Fragen der Eisen-, Baumwollengarn- und Zucker-Zolle nicht nur den Kaufmann, sondern auch die kleinste Privatwirthschaft deS ärmsten ManneS beführen und hielten es für wichtig genug, die Allgemein- verständlkchkeit anzustreben, um dem Publicum selbst ein Urtheil zu ermöglichen. Unser deutsches Volk ist gegen das stammver wandte englische in der Kenntniß wirtbschaftlicher Fragen weil zu rück, eine Thatsache, welcher unser Streben rechtfertigen würde, wenn dies nicht schon die specielle Wichtigkeit der Fragen thä'te. Wir lasse« auch heut wieder, um möglichst objektiv zu sein, Gchutzzöllner und Freihändler gegen einander treten. ES wird wenige Menschen der Erde geben, welche nicht irgend ein Stück Zeug von Baumwolle zu ihrer Kleidung gebrauchen und tragen, es müßten die EiSregionen der Polarländer ausgenommen sein, und so wie das Kind und der Greis, das roheste Volk bis hinauf zum cultkvirtesten das Eisen nach unserem vorigen Artikel nicht entbehren konnte, so können heut die bekannten Völker der Erde der Baumwolle und der daraus verfertigten Stoffe auch keinen Tag entrathen. Hiernach ermißt sich die Bedeutung der Frage. Schutzzöllner: „ES kommt eben deshalb alles darauf an, daß wir in unserem eigenen Lande, in Deutschland die zu den Geweben nöthigen Hatbstoffe, die Garne selbst spinnen, auf daß wir nicht ewig von England abhängig sind, welche- gegenwärtig drohend genug mit seinen 26,000,000 Baumwollspindeln (neben 2,S00,000 Wollspindeln, 1,200,000 Kammwoll-, 2,000,000 Flachs und 1,500,000 Seidenspindeln) dasteht und unsere jungen Spinne reien erdrücken würde. Wie würden wir je zu allmäliger Con- currenzfähigkeit mit dem industriell-allmächtigen Nachbarstaate un- heranbilden, wollten wir nicht die englischen Baumwollengarne, wenn sie in da- Zollvereinsgebiet eintreten, hoch besteuern, um sie, wenn nicht gerade abzuhalten, doch zu beschweren, während da- inländische Gespinnst desto leichteren Absatz findet. Jetzt giebt der Centner Baumwollgarn nur 3 Thlr., er sollte aber, wäre eS recht, 7 ja 10 Thlr. gehen. Al-dann würden wir binnen wenig Jahrm die Spinnereien wie au- der Erde schießen und, wenn deutsches Capital nicht ausreichte, mit fremden, mit englischen und belgischen Cewitalien bäum sehen. Nur ein Jahrzehnt und wir hätten soviel Spinnereien als wir bedürften, wir producitten alles nöthige Garn lm Jnlande, wir wäre» — und die- muß unsere Losung sein — von England unabhängig. Wir lieferten für unsere sämmtlkchen deutschen Webereien da- genügende deutsche Gespinnst, wir hätten also mit der Unabhängigkeit zugleich eine blühende Spinn - Industrie gewonnen, welche Lausende von Ar beitern beschäftigte und einer ganzen Claffe Capitalisten die Pro ductiv - Anlaae ihrer Capitalken gewiß reichlich lohnte. Staat, Sapitalkst, Arbeiter sähen gleichzeitig ihren Gewinn erzielt und auch der Allgemeinheit würde sich derselbe mittheilen." Freihändler: „Ich wiederhole, der Staat bedarf zur Be streitung seiner von Jahr zu Jahr unheimlich anwachsenden Be dürfnisse — vermehrt durch die stehenden Heere im Frieden, das Beamteaheer, die kostspielige Verwaltung und maßlose Form- und Gchreibseligkeit — der Zölle, es mögen und müssen deshalb von den fremden Waaren solche erhoben werden, aber sie sollen niedrig sein, um nicht irgend einen Gewerbszweig zu drücken, während sie den andern begünstigen. Gleichheit, wenigsten- möglichste Gleichheit vor dem Gesetz. Die Spinner sind nicht allein da, eS steht nebm ihnen da- uralte, weitverbreitete zahlreiche Gewerbe der Weber. Sie müssen Garne haben." Schutzzöllner: „Diese sollen und werden ihnen unsere Spinnereien liefern." Freihändler: „Werden sie in langen Jahren noch nicht können, ja nicht einmal wollen. Sie können es nicht, eS sind ihrer noch zu wenige (die Handspinnerei aber ist längst von der Maschtnenspinnerei erdrückt). Sie wollen es nicht, warum nicht? Hören Sie. Die rohe Baumwolle geht frei ein, da- aus ländische Garn zahlt den hohen (Schutz-) Zoll von drei Thalern per Centner. Jede inländische Spinnerei spinnt also den Centner Garn frei und hat nur den Spinnerlohn und die Anlagecapital- zinsen noch aufzubringen. Das englische Garn wird theuer durch den Zoll und die inländische Spinnerei ist nicht so blöde, diesen künstlich heraufgeschraubten Preis nicht auch für ihre frei gespon nenen Produkte zu nehmen ; sie besitzt aber auch noch die einfache Klugheit, da- unter dem Schutzzoll billiger erzeugte Garn anstatt an den Weber zu verkaufen, lieber gleich selbst zu verweben und so haben denn auch die meisten Spinnereien gleichzeitig mechanische ' Webereien angelegt und im Betriebe, während der Weber draußen sich englisches Garn holen und jedes Pfund verzollen muß. Der Lohn dieser ganzen Bevölkerungsclasse ist bis auf einen erschreckend niedrigen Satz herabgedrückt. Doch noch ein Andere-: Unsere einst blühende Wirkwaaren-Jndustrie ist fast von allen überseeischen Märkten verdrängt. WaS Wunder, sie soll auf dem Weltmarkt mit den englischen Produkten die Concurrenz aufnehmen, welche von keinem Schutzzoll wissen und außerdem durch die ungeheure Capitalmacht und technische wie mechanische Vollendung in der Fabrikation unterstützt sind. Der hohe Schutzzoll zieht sich vom gedrückten Lohne de- Weber- ab, zu einem kleineren Lheil trägt ihn der Consument, der Käufer der vertheuerten Waaren. Ein Theil der Spinnereien verwebt die Garne also wohlweislich selbst wieder, ein anderer zwirnt da- Garn. Deutsches Gespinnst für unsere Webereien ist, so erklären Garn handlungen selbst auf das Bestimmteste, wenig, häufig gar nicht zu erlangen. Desto besser blühen neben der herabgekommenen Weberei die Spinnereien treibhauSähnlich. Erhalten sie doch eigentlich den Schutzzoll vom Weberlohne und au- den Taschen der Verbraucher ^>on Wedstoffen. Nur einen Blick in ein Börsenblatt. Der Pro spekt der neu zu errichtenden mechanischen Spinnerei und Weberei zu Sag-n stellt 18, schreibe achtzehn Procent Dividende in Aussicht und sagt, um diese Aussicht mit Thatsachen zu stützen, daß die großen süddeutschen Spinnereien und Webereien, trotz ihrer Entfernung von den Hauptmärkten ihrer Erzeugnisse in dem letzten Jahrzehnt einen Durchschnittsertrag von nicht unter fünfzehn Procent Dividende (vom Betrieb-Überschuß) gegeben haben! Glad bach zahlte 10 Procent für da- „ungünstige" Jahr I8S8, Bay reuth und Blaichach 8 Procent, Hof 10 Procenr. Wenn einzelne unter diesem Durchschnitt blieben, so habm andere, z. B. die Augsburger, ihn fast zum doppelten Betrage Überschritten! An der Rentabilität liegt der Mangel an Spinnereien also wahr lich nicht! Das ist der Stand unserer kombinieren mechanischen Baum-
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