Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-06-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186006133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
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- Monat1860-06
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1860
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Amtsblatt des Kömgl. Bezirksgerichts and des Raths der Stadt Leipzig. M 165. Mittwoch den 13. Juni. 186V. Bekanntmachung. Donnerstag den Ick. Juni sollen von S Uhr Nachmittags an auf dem Gehau de- Connewitzer Reviers 500 diverse Stoctyolzhanfen unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden verkauft DeS Raths Forstdeputation. werden. Leipzig, dm 9. Juni 1860. Sicilien. Von deutschen Reisenden, die seit 1848 das Land durchzogen haben, ist vor allen vr. Adolf Helfferich und vr. Ludwig Gold hann zu nennen, jener ein Württemberger, der sich seit Jahren in Berlin aufhält, dieser ein Oesterreicher. Helfferich be suchte das Land im Jahre 1850, Goldhann vier oder fünf Jahre später. Seitdem hat sich auf der Insel nichts geändert; nur einige Strassen im Innern sind gebaut worden. Zudem ist jüngst die neueste Geschichte Italiens bis zur Gegenwart von Hermann Reuchlin erschienen, der ebenfalls auf dem Boden gestanden hat, wo die Thatsachen, die er in seinem Werke entfaltet, spielen. Ludwig Goldhann schreibt über -seine Landung in Palermo und die ersten Eindrücke daselbst: Ein sehr lebhaftes Gedränge um einen mit Schreibgeräthen beleaten Tisch am Verdeck gab zu erkennen, daß die löbliche Sicherheitsbehörde der sicilischen Hauptstadt sich des Schiffs be mächtigt, und mittelst Namensaufrufs diejeniaen Glieder der Reise gesellschaft zu bezeichnen angefangen habe, Mchrli, ohne offenbare Gefährdung des trinakrischen Gemeinwohls, die Betretung des heiligen Gestades erlaubt werden könne. Es fehlte nicht an man chen Anregungen allgemeiner Heiserkeit, wenn z. B. der Name eines der wenigen anwesenden Fremden auf gar zu schauderhafte Weise gequetscht und mißhandelt wurde, oder wenn, da auch der Absteigort der Passagiere angegeben werden mußte, die Frage des Inquirenten: „voveva?" ziemlich regelmäßig mit: „a kalermo, Signore", beantwortet wurde. Aber ein strengeres Gericht harrte unser, die wir, als die einzigen Deutschen in der größtentheils italienischen Gesellschaft, schon dieses Umstandes wegen nicht so geheuer erscheinen mochten wie löbliche Behörden es lieben. In den untern Schiffsraum berufen, fanden wir dort in halbdunkler Kammer einen Mann in blauer Uniform, der mit furchtbaren Jnquisitoraugen uns lange und ernst sirirte, ehe die strengste aller Prüfungen begann. Und mit haarscharfer Fraadialektik wurden wir jetzt bis in die innersten Tiefen unserer Gedankenwelt ver folgt, und schon vermeinten wir mit erleichtertem Gewissen die »orÜL6 xemouine wieder Hinansteigen zu dürfen, als die letzte, die wichtigste aller Fragen plötzlich drohte uns unmittelbar ins Ver derben zu stürzen, denn es handelte sich um nichts geringeres als um den Zweck unserer Reise, und mein Freund war unvorsichtig genug mit einem: „per pmeere", kurzweg die Frage zu erledigen. Reisen zum Vergnügen! Es ist selbst für einen Deutschen schwer, diese Phrase ohne einen Anflug von Ironie auszusprechen, aber der Italiener, der überall in Paradiesen wohnt, kann es durchaus nicht fassen, wie man eine ungezählte Summe von Mühselig keiten und Entbehrungen auf sich nehmen möge, blos um es an fremder Stätte schlechter zu finden denn im verlassenen Heimath- land. Der Inquisitor machte uns denn auch bald begreiflich, daß er nicht der Mann sei, sich solche Dinge weismachen zu lassen, und mein Freund, welcher Eigenthümer eines bedeutenden Geschafts- etablissements in Wien ist, wußte sich nicht anders zu helfen als durch das offenherzige Geftändniß, daß er, den hohen Standpunkt der inKistriellen Entwickelung SiciltenS würdigend, der Versuchung nicht have widerstehen können, solchen Flor mit eigenen Augen zu Mauen, und wo möglich zu Nutz und Frommm der eigenen Be. strebunaen in dem bttreffenden Fach seine Kenntnisse zu erweitern. Ein befriedigtes Lächeln zeigte, daß die Behörde liberal und kosmo politisch gesinnt genug sei gegen solche Ausspähung nicht« einwen den zu wollen, mich aber belehrte dieselbe geradezu, daß es adge schmackt sei, sich Doctor nennen und doch keine Lehrkanzel besitzen zu wollen, und trotz meiner Remonstrationen wurde mir im.Frem denprotokoll (und nachher im Eorriere Siciliano) die Kanzel einer Doctrin ertheilt, die ich so wenig verstehe wie der Beamte den Namen der deutschen Stadt meines Aufenthalts, den zu schreiben noch nach wiederholtem Vorbuchstabiren ihm nur so kümmerlich gelang, daß er mir endlich verzweifelnd die Feder in die Hand gab, und das Ungeheure selbst zu Papier zu bringen ersuchte. Nun noch einen Einwohner Palermo's als Bürgen angegeben, der für jeden durch unsere Anwesenheit dem Staat allenfalls erwachsenden Schaden gutstehen könne — und die Treppe hinan,.frei wie die Wolken der Luft, rasch über Bord geklettert, und auf schaukelnder Backe dem sichern Boden zu!... Durch die Porta Felice zogen wir in die Stadt, und hier zum erstenmal trat uns jener Charakter des Seltsamen, Abenteuerlichen, in wunderbaren Formenmischungen die Phantasie mächtig Anre genden vor Augen, der die sicilische Hauptstadt zur eigenthümlich- styr vielleicht jn ggnz EurFpa macht. Die Porta Felice ist ein Thor, eine Trkumphpforte, ein Zugang nach ägyptischer Art; sie ist ein Doppelbrunnen, ein Wohngebäude, ein mit Statuen reich geschmücktes öffentliches Monument mit hoher Terrasse zum Lust wandeln — sie ist alles das und nichts ganz, und gerade der in ihr prägnant ausgedrückte Schnörkelstyl der letzten Jahrhunderte war der einzig mögliche für dieses Zwitterwerk der Baukunst*). *) Goethe, der 1787 Sicilien besuchte, sagt von seiner Ankunft in Palermo: „Durch die wunderbare aus zwei ungeheuren Pfeilern be stehende Pforte, die oben nicht geschlossen sein darf, damit der thurmbohc Wagen der heiligen Rosalia an dem berühmten Fest durchfahren könne, führte man uns in die Stadt." Von deren Reinlichkeit machte er fei ende Beschreibung, die noch heute großenteils gelten mag. „Gegcn lbend machte ich eine heitere Bekanntschaft, indem ich auf der la-gen Straße bei einem kleinen Handelsmann eintrat, um verschiedene Kleinia- keiten einzukaufen. Als ich vor dem Laben stand die Waare zu beschul, erhob sich ein geringer Luftstoß, welcher, längs der Straße brrwirblliit, einen unendlichen erregten Staub in alle Buden und Fenster sogleich vertheilte. Bei allen Heiligen: sagt mir, rief ich aus, woher-kommt c,e Unreinlichkcit eurer Stadt, und ist derselben denn nicht abzubenui? Diese Straße wetteifert an Länge und Schönheit mit dem Eor'o ;u Rom. An beiden Seiten Schrittsteine, die jeder Laden- und Werkst-iil- besitzec mit unablässigem Kehren reinlich hält, indem er alles in die Mitte hinunterschiebt, welche dadurch nur immer unreinlicher wird, und euch mit jedem Windshauch den Unrath zurücksendet, den ihr der Haupt straße zugewiesen habt. In Neapel tragen geschäftige E,el jcden ^> g das Kehricht nach Gärten und Felkern, sollte denn bei euch nicht irgend eine ähnliche Einrichtung entstehen oder getroffen werden? Es ist bei uns nun einmal wie es ist. versetzte der Mann; was wir aus dem Haus werfen, verfault gleich vor der Thüre übereinander. Ihr seht hier Schichten von Stroh und Rohr, von Küchenabgängen und allerlei Unrath, das trocknet zusammen auf, und kehrt als Staub zu uns zurück. Gegen den wehren wir uns den ganzen Tag. Aber seht, unsere schönen, geschäf tigen, niedlichen Besen vermehren, zuletzt abgestumpft, nur den Unrath vor unfern Häusern. Und, lustig genommen, war es wirklich an dem. Sie haben niedliche Be-chen von Zwergpalmen, die man, mit weniger Abänderung, zum Fächerdienst eignen könnte, sie schleifen sich leicht ab, und die stumpfen liegen zu Tausenden in der Straß«. Auf meine wieder holte Frage, ob dagegen keine Anstalt zu treffen sei, erwiederte er: die Rede gehe im Volk da- gerade die, welche für Reinlichkeit zu sorgen hätten, wegen ihre- großen Einflüsse- nicht genöthigt werden könnten die Gelder pflichtmäßig zu verwenden, und dabei sei noch »er wunder liche Umstand, daß man fürchte, nach weggrschafftem misthaftem Geströhde werde erst deutlich zum Vorschein kommen wie schlecht da- Pflaster da runter beschaffen sei, wodurch denn abermals di« unredliche Verwaltung
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