Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-03-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186603080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18660308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18660308
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1866
- Monat1866-03
- Tag1866-03-08
- Monat1866-03
- Jahr1866
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1866
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
——————— 1394 1) Bogenförtnige Verkrümmung der Wirbelfäule (Skoliose) in 247 Fällen. 2) Winkel 16 FL eiförmige allen. Knickung der Wirbelsäule (Kyphose) in 3) Verkrümmung der Glieder (hauptsächlich Contractur) in 18 Fällen. 4) Chronische Krankheit in 64 Fällen. 5) Schlechte Haltung, ungünstiger Körperbau, Schwächlichkeit in 109 Fällen. Von diesen 454 Individuen waren 71 in Pension und 5 vor diesen 71 kehrten ein zweite- Mal wieder. Eine ^Anzahl Pattenten wurden unentgeltlich oder zu er mäßigten Preisen behandelt. Auf ein Gesuch, welche- ich im Jahre 1860 an da- Ministerium richtete, damit eS einen be stimmten Jahresbeitrag für meine Anstalt gewähre behuf- ortho pädischer Behandlung Armer, erhielt ich abschlägige Antwort „weil im Etat de- Ministerium- des Innern für derartige Zwecke ver fügbare Mittel nicht zur Verfügung ständen." Nähere Angaben über die Erfolge meines Curverfahrens wür den mich hier zu weit fübren, und ich muß in dieser Beziehung Diejenigen, welche sich dafür interessiren, auf meine oben erwähnten Berichte verweisen. sie ein allgemeines Interesse beanspruchen darf. Unter den Notizen, welche Schreber bei der Uebergabe der Anstalt für mich niederschrieb, findet sich folgende Stelle: „ Die völlige Heilbarkeit von Skoliosen ist nur beim ersten Grade als verwachsen) sind. Dagegen bleibt in den Jahren de- Wachsthums immer, auch bei hochgradigen Skoliosen, Grund genug zu voller orthopädischer Behandlung, um den weitern Fortschritten Einhalt zu tbun, um die außerdem unvermeidlichen später» Verschlimmerungen zu verhüten, und um die allgemeine Gesundheit vor den nachtheiligen Einwirkungen des Formübels möglichst zu schützen." Mit diesen Worten ist die Leistungsfähigkeit und die Grenze der Beginn ist der Schiefwuchs sehr leicht gung der gewohnheitsmäßigen schiefen )runde liegt, hinlänglich Rücksicht ge nommen wird. Die Mehrzahl meiner Patienten gehörte diesem Stadium an. Gewöhnlich genügte ein wöchentlich zwei- bis vier maliger Besuch meines Turnsaals, um oft schon nach wenigen Monaten die gerade Richtung der Wirbelsäule wieder herzustellen. Jedoch wurde, wo mein Rath eingeholt und befolgt wurde, zur Sicherung der geraden Haltung und normalen Körperentwickelung daS orthopädische Turnen, nachdem es seinen Zweck erfüllt, durch allgemeines Turnen (bei mir oder in der städtischen Turnhalle) ersetzt. — Auswärtigen gab ich bei der Consultation oder, wo dies nicht genügte, während eines ein- bis vierwöchigen Aufenthalts hier An weisung zu einiaen Uebungen, welche sie zu Haufe fortzusetzen hatten. Wo die Skoliose bereits den zweiten Grad erreicht hat, d. h. weder durch Bemühung des Patienten, noch durch den Druck einer fremden Hand zu zeitweisem Verschwinden gebracht werden kann, da läßt sich auch nach meinen Erfahrungen nie eine völlige Hei lung in Aussicht stellen. Ich wandte gegen diese Form der Sko liose, wo es sich thun ließ, alle vorhandenen Mittel gleichzeitig, also die volle Kur an. Diese unterscheidet sich von der ein fachen orthopädisch-gymnastischen Behandlung nicht nur durch häufigere Wiederholung der Uebungen, sondern besonders durch die Beiziehung mechanischer Einwirkungen und Vor richtungen, welche bestimmt sind, durch äußeren Druck oder durch passive Dehnung die Formveränderungen zu verringern oder wenigstens ihre Neigung zur Zunahme zu bekämpfen. Ich erreichte dadurch immer sehr bald, daß keine weitere Verschlimme rung eintrat, und im ferneren Verlaufe der Cur wurde meist eine Laien-Ausdruck — „bucklig" zu werden, ein ganz außerordent licher Gewinn für LebenSglück und Leistungsfähigkeit! Freilich wurde der volle Nutzen von der Cur nur dann erzielt, wenn sie hinlänglich lange, ein. zwei und mehr Jahre, beharrlich fortgesetzt und wenn auch nachher alle Maßregeln nicht sofort abgebrochen wurden. Wo volle Cur nicht ausführbar war oder nicht beliebt wurde, da wurden mit blosen specifisch-gymnastischen Uebungen, wöchent lich vier bis sechs Mal wiederholt, zuweilen mit Unterstützung einer tragbaren Maschine, noch immer sehr bemerkbare Resultate erzielt. Tragbare Maschinen wende ich bei Skoliosen zweiten Grade- überhaupt erst seit dem Herbst 1863 an. Damals lernte ich nämlich bei der Naturforscher-Versammlung in Stettin die Skoliosen-Maschine de- Dänen Nyrop kennen, nach meiner Mei nung die erste wirklich brauchbare. Unserm trefflichen MechanikuS Reichel wurde eS nicht schwer, sie nach meiner Zeichnung und Beschreibung auszuführen, und da die Versuche günstig ausfielen, habe ich diese- Hilfsmittel seitdem in einer sehr großen Anzahl von Fällen angewandt. Vorher und zu SchreberS Zeit diente alS einziges Unter stützungsmittel ein in bestimmter Weise construirteS Fischbein- Corset. Jetzt wende ich dasselbe nur noch in leichtern Fällen von Skoliose oder nach Ablegung der Maschine als Uebergang zur gänzlichen Befreiung von mechanischen Stützen an. Solche Cor- setS lasse ich durch Frau Bandagist Pa tisch hier anfertigen, welche sich sehr gut darauf eingeübt hat. Bei beweglichen Skoliosen der untern Hälfte der Wirbelsäule endlich lasse ich neuerdings gern Gutta-Pertscha-CorsetS tragen, welche ich selbst anferüge. Sie werden unmittelbar auf und nach dem durch Maschinen und Muskelthätigkeit möglichst gerade gerichteten Körper geformt und belästigen, wenn sie gut gelungen sind, in keiner Weise. In ihrem Wesen von der Skoliose gänzlich verschieden ist die Kyphose, die Winkelknickung der Wirbelsäule. Dieser Form veränderung liegt ein wirklich krankhafter Prozeß in den Rücken- die Entstellung verhindern. Orthopädische Behandlung ist erst nach völliger Beseitigung des eigentlichen Wirbelleidens am Platze und kann dann nicht auf Beseitigung der Winkelkrümmung, son dern nur auf Verbesserung der Haltung und Kräftigung der Ge sundheit berechnet s in. Die Statistik der Anstalt hat daher meist nur Fälle von solcher Nachbehandlung zu verzeichnen, während die Cur der eigentlichen Krankheit wo möglich stets im älterlichen Hause erfolgte. In gleicher Weise verfuhr ich mit der Hüftgelenkentzün dung, einer der eben erwähnten Wirbelentzünvung im Wesen und an Gefährlichkeit nahestehenden Krankheit, und mit andern Gelenkentzündungen. Zur Behandlung in der Anstalt kamen nur solche Fälle, wo der Entzündungsprozeß völlig abgelaufen und nur die Gebrauchsfähigkeit des betroffenen ^Gliedes wieder herzustellen war. Die früheren Stadien solcher Krankheiten habe ich dagegen bi- jetzt nur im älterlichen Hause behandelt. Auch die Cur der angeborenen oder später auf einem andern, als dem Wege der Entzündung erworbenen Gestalt- oder Func tions-Abweichungen der Glieder habe ich meist außerhalb der An stalt vornehmen müssen — allerdings nur unter dem Zwange äußerer Verhältnisse und nicht immer zum Nutzen der Kranken, bei deren Behandlung ich in solchen Fällen die Hilfsmittel und Vortheile der Anstalt zuweilen sehr ungern entbehrte. In vorstehendem Berichte sind alle diejenigen Kranken nicht in Rechnung gezogen, welche nur meinen Rath gesucht oder außer halb der Anstalt von mir behandelt worden sind. Sie fallen zwar fast alle ebenfalls in das Bereich der Specialität, deren Cultur die Anstalt gewidmet ist, indem ich seit mehreren Jahren jede andere Praxis abzulehnen pflege; jedoch könnten Mittheilungen darüber im günstigen Falle nur für ärztliche Kreise, wohl nicht aber für daS größere Publicum von Interesse sein. Eine ernste Mahnung. Vor wenigen Tagen erst hat die Einwohnerschaft unserer Stadt die betrübende Kunde von einem Unglücksfall erschüttert, welcher durch ein wildeS Gespann herbeigeführt worden ist, und schon wieder berichtet daS Tageblatt, daß einige Schulkinder nur mit knapper Noth dem gräßlichen Geschick, von einer dahin- lürmenden Equipage überfahren zu werden, entgangen sind. Zu olchen Vorgängen zu schweigen wäre geradezu ein Unrecht, und o möge mir denn die geehrte Redaction einige kurze Bemerkungen darüber erlauben. Es ist eine bekannte Thatsache, daß viele Besitzer von Equipagen ihre herzliche Freude daran haben, wenn ihre Rosse recht munter und feurig dahinsausen. Wäre es damit einfach abgethan, so könnte man den Leuten dieses kindliche Vergnügen von Herzen gönnen; allein der Genuß desselben wird nur allzu häufig mit einer Rücksichtslosigkeit erstrebt, welche dem gesammten Publicum gegenüber zum schreiendsten Unrecht wird. In einer Stadt, die einen so belebten Straßenverkehr hat wie unser Leipzig, ist eS heilige Pflicht eines Jeden, sein Privatvergnügen nicht in einer Weise zu verfolgen, welche für seine Mitmenschen leicht gefährlich werden kann, und ich sage und behaupte mit allem Vorbedacht: es sollte unbedingt nicht geduldet werden, daß der Straßen verkehr durch allzu schnelles und unvorsichtiges Fahren von Wagen aller Art unsicher, namentlich aber der Personenverkehr an den Straßenecken und Uebergängcn lebensgefährlich gemacht werde. Ich spreche aar nicht von Kindern oder Alten und Schwachen, welche an lebhaften KreuzungSpuncten (z. B. Nemnarkt — Grun- ma'sche Straße, AuguftuSplatz— Grimma'scher Steinwrg) rc. häufig nur mit Zittern und Zagen von einer Sette der Straße nach der andern sich wagen können; denn hat nicht Jeder von «u-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview