Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-01-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186701180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-01
- Tag1867-01-18
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1867
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Pr' ^ ^ Anzeiger. M 18. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Freitag den 18. Januar. 1887. Euterpe-Concert. k'. 8. — EmeS der reichhaltigsten und interessantesten Pro gramme der laufenden Saison bot das sechste Concert deS MusikvereinS Euterpe am 15. d. M. Dasselbe enthielt in sei nem ersten Theile die Oberon-Ouverture, eine biblische Legende „die Flucht nach Egypten" für Tenor-Solo, Chor und Orchester von Hector Berlioz, Concert (Lb äur) für Pianoforle mit Orchester von Henri Litolff und ^näauto 8pianktto und Polo naise von Chopin, vorgetragen von Fr. Iohnson-Gräver, Üofpianistin der Königin von Holland, zwei Lieder für gemischten Chor von Brahms (auS den „Volksliedern": „Ich fahr dahin" und Schumann („das Schifflein"), im zweiten Theile die vmoll- Symphonie von Robert Volkmann. Wie hieraus ersichtlich, hatten wir die Freude, diesmal drei der Gegenwart angehörende Werke auf dem Programme zu sehen. Wir sind hierfür der Di rektion zu aufrichtigstem Danke verpflichtet; möge sie uns zugleich gestatten, in diesem verheißungsvollen Beginn ihrer Aufführungen im neuen Jahre ein glückliches Vorzeichen für ihre fernere Tätig keit zu erblicken und die daran geknüpfte Hoffnung rechtfertigen, baß sie ernstlich gewillt ist. neben den Meisterwerken der klassischen Vergangenheit auch den Schöpfungen der Neuzett gebührend ge recht zu werden. Wo ein solche- der gesammten Kunst in ihren berechtigten Erscheinungen mit gleicher Empfänglichkeit entgegen kommendes Streben herrscht, und somit ein aufrichtiges Interesse an der Förderung der Kunst sich documentirt, da ist auch die Kritik eher bereit, etwaige Unvollkommenheilen in der Darstel lung über der Anerkennung jener wahrhaft künstlerischen Tendenz zu übersehen, während ihr in dem etwa vorkommenden umgekehr ten Falle, wo ihr eine einseitige Betonung der äußeren Mittel entgegentritt, gewissermaßen ein geschärftes Verfahren zur Aufgabe werden würde. In der Solistin deS Abends, Frau Iohnson-Gräver, machten wir die Bekanntschaft einer vortrefflichen Repräsentantin ihres Fachs. Ihre Technik ist sehr glatt und gerundet und ver einigt bei einem elastischen schmiegsamen Anschlag in gleicher Weise männliche Kraft und Weichheit. Daß es unS stellenweise in dem Litolffschen Concerte an der ersteren in einigem Grade zu man geln schien, war wohl mehr der ziemlich obligat milwirkenden Orchesterbegleitung zuzuschreiben, vielleicht auch durch die Be schaffenheit der, wie uns noch von früheren Gelegenheiten her in Erinnerung ist, für derartige Productionen nicht ganz günstigen Räumlichkeit bedingt, indem der Clavierklang in Verbindung mit dem Orchester selbst bei diScreterer Betheiltgung desselben etwa- zurücktritt. Hinsichtlich der geistigen Darstellung ist die reiche Schattirung und feine Charakteristik im Detail zu rühmen, wenn wir auch nicht verhehlen, daß uns etwas mehr HerauSgehen auS sich selbst zum Vortheile einer noch hinreißenderen Wirkung und unbeschadet deS „klassischen" Gepräges des VortragS wünscheuS- werth schien. Davon abgesehen, zeigte namentlich der Vortrag ChopinS eine Treue deS StylS, eine Beweglichkeit der Auf fassung, wie wir sie nur bei wenig Chopin-Spielern wahrgenommen haben. Im Allgemeinen haben wir demnach, wie gesagt, Frau Iohnson-Gräver alS eine bedeutende Künstlerin zu bezeichnen, deren weitere Bekanntschaft zu machen wir in der nächsten Kammer musikausführung der Euterpe, wie in den Abonnementconcerten de- Gewandhauses Gelegenheit haben werden. Das Publicum spendete ihr reichen Beifall und Hervorruf. DaS von der Künst lerin zum Vortrag gebrachte „holländische" Concert von Litolff (so benannt w-gen der darein verwebten holländischen National gefänge) ist nicht ohne Originalität, symphonisch gehalten, gewählt in der Harmonik und Modulation und effectvoll und eigenthümlich instrumentirt. Nur erscheint die Art und Weise der Verwebung der nationalen Themen zu lose und zum inneren Gehalte des Ganzen nicht unmittelbar genug in Beziehung gesetzt zu sein. Auffallend war die- u. A. im Scherzo. DaS Ganze macht jedoch einen entschieden günstigen Eindruck und zeugt jedenfalls von Talent und Eigenthümlichkeit. Besonder» Dank schulden wir aber der Direction für die Vor führung des Berlioz'schen Werkes. Dieses dürste am besten geeignet sein, den unS Deutschen noch ziemlich fremdartig gegenüberstehen den Componiften unserem Verständniß näher zu bringen, da es mehr Verwandtschaft mit dem deutschen EmpfindungSleben zeigt, als dieS wenigsten- auf den ersten Blick bei den andern Schöpfungen Berlioz' der Fall ist. ES spricht sich darin eine wahrhaft herz gewinnende Innigkeit der Empfindung auS, deren ungeschminkte Natürlichkeit und naiver AuSdruck uns einerseits an die Schlicht heit der Darstellung der heiligen Schrift, andererseits lebhaft an die kindlich-religiöse Anschauung eines Bach gemahnt. Dem ent spricht auch die Einfachheit der von Berlioz verwendeten musikali schen Mittel, die indeß die Schöpferkraft deS Tondichters, welche die gegnerische Kritik ausschließlich auf seine Instrumentalionskunst zurückgeführt wissen will, so wenig zu beschränken vermochte, daß wir in dem in Rede stehenden Werke vielmehr eine Schöpfung von reizendster Ursprünglichkett erblicken. Einzelne Stellen sind wunder bar ergreifend durch die Poesie und Keuschheit der Auffassung. Wir werden zwar ohne Zweifel von anderer Seite zu hören be kommen , daß Berlioz mit „ Effecten " wirke, worauf jedoch nur zu erwiedern sein würde, daß von „Effecten" im Sinne der Gegner da nicht die Rede sein kann, wo die höchste Steigerung deS poetischen Ausdruckes zu finden ist. AuSzeichnende Erwähnung hinsichtlich der Ausführung verdient Herr F. Schild, dessen Stimme wie keine andere geradezu dieser Partie wie geschaffen erschien; aber auch in jeder andern Beziehung war seine Leistung vorzüglich. Auch Chor und Orchester lösten ihre Aufgaben in befriedigender Weise, wenn auch im Letzteren die Blasinstrumente noch diScreter hätten behandelt sein können. Die Aufnahme deS Werke- Seiten des Publicums war überaus warm; Herr Schild errang sogar Hervorruf. — Von den a oapeUa- Chorgesänge« hätte die Ausführung des Schumannfchen noch der Felle bedurft; namentlich ließ der Alt an Festigkeit zu wünschen übrig, den auch die meiste Schuld wegen einigen Detonirens trifft. Das BrahmS'sche Volkslied, das uns neu war, interessirt durch Anspruchslosigkeit und sinnige Auffassung. Die den Schluß deS Concerts bildende, im Ganzen vortrefflich auSgeführte Volkmannsche Symphonie ist eine der hervorragendsten symphonischen Erzeugnisse der Gegenwart. Ihrem poetischen Ge halte nach ergiebt sie sich als ein Seitenstück zu Schumanns 6 äur-Symphonie. Wir haben darin ein dramatisch lebensvolles und stetig sich entwickelndes StimmungSgemälde wesentlich patheti schen Charakters. In seiner musikalisch - dichterischen Tendenz steht eS mitten inne zwischen der genannten Schumannschen Symphonie und LisztS symphonischen Dichtungen, von denen eS die Erstere durch bewußteres Festhalten eine- bestimmten poetischen Zieles wie präcisereS AuSgestalten überbietet, ohne die Straffheit der psycho logischen Entwickelung der Liszt'schen Schöpfungen aufzuweffen. Trotz deS in der Erfindung etwas abfallenden- dritten Satzes ist das Ganze von künstlerisch einheitlicher und tiefer Wirkung. Verschiedenes. * Leipzig, 17. Januar. (Vom Landtage.) Die erste Hälfte der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer füllten nicht weniger alS vier Interpellationen über die Eisenbahnunglücke der letzten Zeit auS. Zunächst stellte Abg. Ploß über das Zwickauer Unglück eine Anfrage an die Regierung, die nur eine Umschreibung derjenigen Anfrage war, welche bereits in der ersten Kammer ge stellt und beantwortet worden war. Geh. Rath v. Schimpfs be merkte insbesondere auf die Bemerkung, daß die höheren Eisen bahnbeamten im Verhältniß zu den Postbeamten zu schlecht bezahlt seien, daß daS nicht der Fall sei. Abg. Ploß hielt seine Meinung aufrecht, daß die Weichensteller auf den Staatsbahnen, wenn sie auch besser als anderSwo bezahlt seien, immer noch nicht genü genden Gehalt hätten. Die zweite Interpellation stellte Abg. Schreck über daS am 1. Januar 1867 stattgehabte Ueberfahren eines Kohlen wagen- in der Nähe von Pirna auf der böhmischen Bahn. Er
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