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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-12-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186212211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18621221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18621221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1862
- Monat1862-12
- Tag1862-12-21
- Monat1862-12
- Jahr1862
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1862
- Autor
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7106 > ^ wieder entfaltet hat. Ich glaubte schon, daß Ihr schlafen gegangen wäret, denn eS ist fast zehn Uhr ; da- hätte mich aber ganz un glücklich gemacht, denn ich sehnte mich gar zu sehr, nach den vreleu, triechend höflichen Luggestalten dort vorn auch wieder ei« paar so liebe, alte, gute, herzige Menschen zu sehen, wie Ihr eS seid." Bei diesen Worten umarmt Helene aufs Neue ihre GroßLltern, die seit dem Eintritt des lieblichen Mädchen- ein ganz neue-, freudiges Leben gewonnen zu haben scheinen. „Du bist doch unser lieber Engel," ruft die Großmutter, die Enkelin fest an sich drückend und ihr in die schönen freundlichen Augen schauend. „Ohne Dich wäre die Welt für uns recht leer und traurig," fügt der Großvater hinzu, seine Hand wie segnend auf Helenen- Haupt legend. „Glaubt Ihr denn, daß ich ohne Euch leben könnte," fragt sanft lächelnd Helene. „Ich bitte deshalb auch den lieben Gott täg lich, daß er Euch noch recht lange erhalten soll." Wie Helene bei diesen Worten Thränen in den Auaen der GroßLltern bemerkt, schlägt sie sofort weder den fröhlichen Ton an. .Aber seht nur an," beginnt sie, „wie garstig ich gegen Euch bin. Da habe ich doch in all dem Festjubel ganz vergessen, daß heut Weihnachten ist und nun bin ich mit leeren Händen hierher zu Euch gekommen. Ist daS nicht recht abscheulich von mir? Aber wartet einmal, da fällt mir etwas ein. Als ich noch ein kleines Kind war, habe ich in den Mährchenbücheru gelesen, daß am Weihnachtsabend so leicht Wunder geschehen sollen, wenn man nur rechtes Vertrauen dazu hat. Laßt mich die- jetzt einmal ver suchen. Gebt aber recht wohl Acht! Ich schlage drei Mal in die Hände und rufe nur dazu: Eins! Zwei! Drei!" Kaum ist dieser Ruf verklungen, so öffnet sich die Thüre des Stübchens und auf der Schwelle derselben erscheint der alte Diener mil dem im Hellen Llchterglanz strahlenden Christbaume und dem wohlgefüllten Korbe. Lächelnd stellt er beides dort auf den Tisch und entfernt sich wieder. Die GroßLltern aber stehen geblendet von dem Glanze, der ihnen, oder auch vielleicht hat Rührung ihr Theil daran, die Augen mit Thränen füllt. Geschäftig eilt nun Helene zu dem Korbe, der eine Menge prächtiger Gaben für die alten Leute enthält. Da kommen behagliche Pelzkleider, warme Schuhe, Wein, Gebäck und Leckerbissen in Masse zum Vorschein und die freudig gerührten GroßLltern wissen kaum, waS sie von all den köstlichen Sachen zuerst entgegen nehmen sollen. Endlich haben sie jedoch die liebsten der Gaben herausgefunden, jene Schuhe sind eS, welche von HelenenS eigener Hand mit kunstvoller Stickerei versehen ^ind. „Du liebe-, brave- Kind." rufen die alten Leute zugleich auS, „wie können wir Dir all Deine Liebe vergelten?" „Dadurch, daß Ihr mich immer so lieb behaltet, wie bisher," entgegnete liebkosend Helene, und dann fügt sie jeder einzelnen Gabe noch einige herzliche Worte hinzu. Es ist ein köstliches Bild, diese von den Kerzen des Christ baumes hell überstrahlte Gruppe, diese ehrwürdigen, DankeSthränen vergießenden alten Leute und das, ihre eigene Rührung durch ein bezauberndes Lächeln verbergende, schöne Mädchen. WaS ist gegen diesen Anblick der kalte Glanz jener fürstlich reichen Be schwerung nn Hause de- stolzen, herzlosen BanquierS? Nachdem die GroßLltern sich endlich satt gesehen an all den schönen Sacken und der holden Gederin den von ihr beharrlich adgelehnten Dank wiederholt dargebracht haben, läßt sich Helene in der Mitte der entzückten Alten nieder und erzählt ihnen nun von den Vorgängen de- heutigen Abend-, wobei sie, die man im älterlichen Hause ein schweigsame-, einfältige- Kmd zu nennen gewohnt ist. eine ganz liebenswürdige Beredtsamkeit entwickelt. „Ihr könnt gar nicht glauben," spricht sie, „wie unbeschreiblich langweilig diese- sogenannte vornehme Leben ist. Wie oft bedaure ich meine AeUern und Melanie, daß sie nur immer in diesen Kreisen sich wohl zu fühlen scheinen. Papa hat so viel mit seinen reichen Bekanntschaften zu thun, daß er an gar nicht- Andere- mehr denken kann. Seid also nicht böse, liebe GroßLltern, wenn er sich so wenig um Euch bekümmert, denn von Herzen ist er dennoch gut und Mama und Melanie sind eS auch. Mir gefällt aber diese- vornehme Leben gar nicht und ich konnte eS kaum er warten, mich fortzuschlelchen und noch mit Euch zu plaudern. „Gott segne Dich dafür," sagt die Großmutter, die welke Hand Helenen reichend. „Morgen sind die Aeltern und auch ich und Melanie zum Diner und Baü zu Baron WaldurgS eingeladen," fährt Helene gesprächig fort, „aber ich habe mir einen köstlichen Plan auS- g. sonnen. Hört nur! Ich schütze Kopfweh vor und bleibe daheim, waS den Aeltern, wie ich weiß, auch gar nicht unlieb sein wird, denn sie sagen immer, ich könne mich in aristokratischen Zirkeln noch gar nicht bewegen. Wenn also die Aeltern mit Melanie fort sind, so komme ich sogleich hierher zu Euch und dann bleiben wir den ganzen Tag zusammen. Ist Euch da- recht? „Wie Da nur noch fragen kannst," entgegnen drohend der Großvater. „Halt! Noch eine Neuigkeit hätte ich bald vergessen," ruft plötzlich Helene. „Denkt nur, Melanie wird bald vrirrt sein «rd zwar die Braut eine- herzensguten, schönen jungen Manne-, des Herrn von Schönfel-. Ich gönne ihr diese- Glück von ganzem Herzen und wünsche nur, daß sie ihren Gatten so glücklich macht, wie er eS in der That zu werden verdient. Habt Ihr noch nichts von Herrn von SchöufelS gehört?" „Wie sollten wir, da wir ja außer Dir Niemand zu sehen bekommen," spricht der Großvater. " » „Nun so will ich ihn Euch einmal beschreiben," sagt Helene und ist eben im Begriff, diese Beschreibung zu geben, als sich die Thüre öffnet und Arthur von Schönfels selbst eintritt. Mit einem Schrei de- Schreckens fährt Helene zusammen, als sähe fie ein Gespenst; auch die GroßLltern sind nicht weniger Überrascht, doch entschuldigt sich gegen diese Arthur mit herzge winnender Bescheidenheit. „Zürnen Sie mir nicht, Helene," wendet er sich dann au diese, „daß ich Ihnen folgte und schon seil einiger Zeit als Lauscher vor der Thüre stand. Glauben Sie mir, auch ich hasse jenen übermäßigen Prunk und ich habe mich demselben so unbe merkt als möglich entzogen. Für meine Pflicht halte ich eS aber, Sie von einem Irrthume zu befreien, denn nicht Ihre Schwester Melanie ist es, sondern Sw selbst sind es, deren Hand zu besitzen ich als da- höchste Glück betrachten würde. Ja, Helene, ich liebe Sie mit aller Gluth meine- Herzens, denn eS ist mir gelungen, da- Ihrige zu erkennen. Wäre es noch nöthig gewesen, so hätte mich da-, waS ick so eben unbeachtet von Ihnen hier erlebte, in meiner Wahl entscheiden müssen. Vor diesem ehrwürdigen Paare hier, vor Ihren GroßLltern biete ich Ihnen Hand und Herz an. Helene — wollen Sie die Meine sein?" Die Purpurgluth, welche Helenen- Gesicht beim Erscheinen Arthurs überzog, ist einer Todtenblässe gewichen und bei Arthur- letzter Frage schlägt das überraschte Mädchen die Hände vor ihr Antlitz und bricht in heftige Thränen aus. Die Smne schwinden ihr, sie wankt und bewußtlos sinkt sie in Arthurs Arme. Bestürzt eilen die GroßLltern hinzu, allein Arthur beruhigt sie und bald schlägt auch Helene, die man auf einen Sessel nieder gelassen hat, die Augen wieder auf. Befremdet blickt sie umher, denn mußte ihr nicht Alles wie ein Traum erscheinen? Erst als Arthur ihre Hand ergreift und ihr fragend in das Auge blickt, erinnert sie sich tief erröthend de- Vorgefallenen. „Helene, haben Sie auch jetzt noch keine Antwort auf meine Frage?" sagt Arthur in leidenschaftlicher Erregung. „Wollen Sie Ihr Schicksal dem meinen verbinden?" Auch jetzt findet das bestürzte Mädchen noch keine Antwort, allein der seelenvolle Blick, den sie in Arthurs fragendes Auge senkt, sagt diesem mehr, als alle Worte, und beseligt schließt er die errölhende Helene an sein beglücktes Herz. Die GroßLltern stehen vnt Freudenthränen in den Augen da bei und segnen diesen von uneigennütziger tief empfundener Liebe geheiligten Bund. Lange bleibt Helene, die vorhin so gesprächige, still und giebt auf Arthur- liebende Fragen nur halbe, leise Ant worten. Schon längst hatte sie Arthur- Bild im Herzen getragen, ohne sich bewußt in werden, daß die- eine stille heilige Liebe war. Jetzt, wo alle diese leise schlummernden Gefühle durch Arthur zu vollem, blühenden Leben wach gerufen worden sind, fällt es ihr schwer, mit einem Mal dieses Glück zu erfassen. „Ich kehre heute nicht wieder in die glänzende Gesellschaft Deiner Aeltern zurück," sagte Arthur beim Abschied. „Morgen aber komme ich, offen um Deine Hand zu werben." „Aber eine Bitte habe ich noch, Arthur," flüsterte Helene mit dem herzlichsten Tone ihrer Stimme. „Es ist vre erste Bitte, die darfst Du mir nicht adschlagen; nicht wahr?" „Keine Deiner Bitten soll Dir versagt werden, weder jetzt, noch später. Sprich, meine Theure," drängt Arthur. „Gestattest Du wohl," spricht erröthend Helene, „daß in — unserm künftigen Haushalte meine lieben, guten GroßLltern bei uns wohnen dürfen?" „Von Herzen gern," ruft Arthur, den beiden entzückten Alten die Hand reuhend. „Nicht nur aufnehmen, auch in Ehren halten wollen wir sie." -Jetzt aber gewinnt Helene auch ihre ganze gewohnte Fröhlich keit wieder und die Großältern umschlingend ruft sie: „O, Ihr Lieben, da- nächste Weihnacht-fest feiern wir auch in dem wahren Glanze der Einfachheit und vereint mit Euch!" So schieden die guten, glücklichen Mensche«. (Fortsetzung folgt.) Städtisches. Leipzig, 20. Decbr. Heute verlor unsere Stadt durch da- Ausscheiden de- Herrn Bice-Bürgermeister- Franz Theodor Berger au- dem Rathe einen ihrer treuesten und ausgezeichnetsten Beamten. Am 17. Decbr. 1822 trat derselbe als Registrator bei der Oberstadtschreiberei zuerst in den Dienst der Stadt ein, wurde am 31. März 1824 zum Actuar beim Stadtgericht und am 6. April 1889 zmu Stadlschreiber befördert und übernahm am 8. August 1849,. vom R«he mit de« Herrn Eriminalrichter vr. Rothe und seinem
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