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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-02-26
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187102268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710226
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710226
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-02
- Tag1871-02-26
- Monat1871-02
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1871
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. i« sr. Sonntag den 20 Februar. 1871. Sem Kaiser Heil!'s -eil Dir, Held im Siegerkranze, Der Du neu mit altem Glanze Zierst den deutschen Kaiserthron! Du, deS Reiches allzeit Mehrer, Larbablanca, FeindeSwebrer, Gabst den WLlschen ihren Lohn! Zn dem Kampfe, llebermuthc wrr > Du den der Franken verdanken, Rufst Du auf den HeereSbann: Von den Alpen bis zum Meere Liehen Deutschlands Völkerheere Zu Dir alle wie Ein Mann. Lnf zum Kampf die Bajuvaren, Uo> die deutsche Ehr' zu wahren, Rust deS Königs Iugendkraft, Treu dem neugeschloff'nen Bunde, Eingedenk der Ruhmeskunde Bon der Bayern alten Macht. Hehr und schön zeigt sich aufs Reue MaletheS' Bundestreue: „Auf, ihr Sachsen, greift zum Schwert!" igeln, Friesen und Holsaten ollen sich durch neue Thaten Zeigen ihrer Väter werth. Hoch zu Roß die Allamannen, Die scbon oft sich Ruhm gewannen, Halten treu am Rhein die Wache. — Und voran zum blut'gen Tanze, Sieggewohnt, im neuen Glanze Zieht des Preußenadlers Pracht. gerüstet, stet Ob sie gleich mit Macht Ob eS sie auch stark gelüs Nach dem beil'gen deutschen Rhein: -eine fränk'schen Siegesheere — Nur Gefang'ne ohne Wehre Zogen trüb in Deutschland ein. Me wir Sieg auf Sieg errungen, Unsrer Feinde Macht bezwungen, Staunend sieht'S die ganze Welt. Hei! Der Turkos wilde Schaaren Trieb bei Weißenburg zu Paaren „Unser Fritz", der starke Held. Hoch bei Wörth sich Leichen thitrmten, Und die Speichernberge stürmten Unsre Mannen wuthentbrannt. — Ob Bazaine sich lange wehrte, Hunger und dem deutschen Schwerte Hielt auch seine Macht nicht Stand. Nah an Belgien die Schlachten, Die zum Fall den Cäsar brachten, — Glücklich, wer sie durfte sehn! Ha! der Ring wird immer enger Und der Franke kann nicht länger Der Umarmung widerstehn. Und sein Adler liegt im Staube, Mann und Rüstung uns zum Raube Dort im Felde bei Sedan! — Mn da seine Macht zu Ende, Giebt sich in des Siegers Hände Gnade bittend der Tyrann. Nun seid tausendfach willkommen, UnS durch Frankenltst genommen, Doch noch immer stammverwandt, — Elsaß und du Lotharingen! Euer Ruhm soll wieder klingen In dem alten Vaterland. All die MaaS- und Moselvesten, An Loire und Seine die besten Städte zahlen den Tribut: Mit deS Schweigers Rath im Bunde Und der Waffen ebr'nem Munde Nahm sie deutscher Heldenmuth. „Hin zum Meere!" — (Soeben zwängt sie; „Nach den Alpen!" — Werder drängt sie: Ueberall Gefahr und Tod! Schrecken ist an allen Enden, Und wohin sie sich auch wenden, Des Ulanen Lanze droht. Und die Stadt, die luggewandte, Die sich unbesiegbar nannte, Kiel gebändigt durch die Noth: Tie von Ruhm und Herrschaft träumte, In vermess'nem Stolz sich bäumte, Fleht um Frieden und um Brod. — Du de- Reiches allzeit Mehrer, Barbablanca, Feindeswehrer, Retter unser- Vaterlands: Heil Dir, Held auf Deutschlands Throne, Der Du seiner Kaiserkrone Wiedergabst den alten Glanz! Leipzig. L. U. (Übertragung d«S in Nr 4L d «I enthaltenen >S»ete Imperator von Felix Dahn Eine Siegesfeier jenseit des Oceans. * Leipzig, 25. Februar. Unsere Landsleute lenseit des Weltmeers, namentlich in den Ver einigten Staaten von Nordamerika, haben seit Beginn des Krieges so treu und fest in Wort und Thal zu ihrem alten Vaterlande gestanden, daß wir von ihrem werkthätigen Patriotismus nicht selten fast überholt wurden. Und diese begeisterte Opferfreudigkeit war kein Strohfeuer, sie hat während der langen Dauer deS Krieges nicht nach gelassen, sondern sich vielmehr gesteigert. Da gab es unter den Deutschen keinen Parieiunterschied mehr, Republikaner und Demokraten gingen Hand in Hand und wetteiferten , um da- Höchste für die deutsche Heimath zu erreichen. Diese- zu vernehmen wird freilich gewissen Leuten in Deutschland, über deren socialdemokratische Weisheit sich die republi kanische Presse Amerika- lustig macht, nicht son derlich in ihren Kram passen. Welche Begeisterung drüben über die Capitulation von Paris herrschte, davon giebt die großartige Siegesfeier in Cincinnati, welche am 5. d. M. stattgefunden, derselben gestattete Zeit auf wenige Tage beschränkt worden war. Die Physiognomie der Stadt erin nerte lebhaft an eine- der großen Sängerfeste, wie sie in Deutschland, z. B. in Nürnberg, abgehalten wurden. Mit eintretender Dunkelheit wogten die festlich geschmückten Straßen von einer unüber sehbaren Menschenmenge, namentlich jenseits des „RheinS" (des Ohios), wo die meisten Deutschen wohnen. Die Festlichkeit wurde durch Bunlfeuer, Illumination und Feuerwerk eingeleitet und war der dabei von der Bevölkerung an den Tag ge legte Enthusiasmus ein hochgehender, ja über wältigender. Eines der vielen Transparente an den Hallen und Privat Wohnungen drückte die Idee deS Festes am schönsten aus; es lautete:. Alldeutschland Eins Boin Fels zum Meer ; Alldeutschland Eins In Wafs' und Wehr! Während der Festzug gegen 7 Uhr geordnet wurde, veranstaltete die Jugend schon einen be sonderen Fackelzug, welche u. A. sang : Up vitd tke krussiLNü, vovu vitli td« b'rencd! Der großartige Fest- resp durch den Großmarschall F. A! Polizeibean Zolizeibeamten eröffnet und bewegte ie Stadt einem Flammenmeer glich, rhalle durch die Straßen der Stadt Fackelzug wurde dan und eine Ab theilung von sich, wahrend die von der Turnerhalle durch die Straßen nach der Sängerhalle. Ueberall wurde der endlose, glänzende Zug von dem Publicum enthusiastisch begrüßt. Derselbe bestand aus dem Cincinnati- Orpheus init einem Musikchor, verschiedenen Trans parenten und einein von sechs Schimmeln gezo genen Wagen, der die festlich geschmückten Sänge rinnen des Orpheus enthielt; dem Mendelssohn- Club, dem Liederkranz, dem Farugari-Männerchor, dem Cincinnati-Männerchor und dem Zungen Männerchor, in dessen Reihen der Sänaerfest- Präsident Steinkamp mit einer preußischen Pickelhaube erglänzte. Nun folgten die Bierbrauer mit reich decorirten Wagen, Ulanen mit ent sprechenden Transparenten, z. B.: Die immer voran beim Kriegestanze Auf schnellen Rosien mit spitzer Punze! Die wackeren Ulanen wurden überall mit stür mischem Hurrah empfangen. Dann kam n die Mitglieder der Turnvereine mit zahlreichen Trans parenten, die alten Veteranen deS 9. Ohio-Regi ments, der Jahn-Turnverein, das Mc. Cook-Encag- ment und das Schimmelpfennig-Encagment der Grand Army; hierauf mit glänzendem Fackellicht die deutschen Buchdrucker, ein langer Zug von Bürgern zu Fuß und zu Pferde, eine lange Reihe von Wagen init Flaggen und Transparenten, eine unendliche Reihe von geschmückten Kohlenwagen und schließlich GambrinuS mit einem zahlreü Gefolge. Der Zug währte drei Stunden. Die kolossale Festballe, geschmackvoll mit ameri kanischen und neuveutschcn Flaggen geschmückt war für die Versammlung schier zu klein. Die Feier wurde mit Musik und Rede eingeleitet dann sang der gemischte Chor die Motette: „Der Herr ist groß". Es folgte dann eine Reihe von hochpatriotischen Reden, von welchen namentlich die des Herrn F. Hassaurek, RedacteurS des „Cincinnati Volksblatte-", ungemein zündete. Er sagte u. A., es sei schwer, das Gefühl der Freude, deS Stolzes, der Dankbarkeit und der Begeistern» in Worte zu fassen, daS heute jede deutsche Bruj durchdringe. Daß die Deutsch-Amerikaner ihre neue Heimath lieben und Gut und Blut dafür einzusetzen bereit seien, hätten sie während de ichten Unionskrieges bewiesen. Aber die Anhäng lichkeit an ihre neue Heimath könne und werde ihre Liebe für das alte Vaterland nicht aus dem deutschen Herzen verdrängen. Und wenn ihnen die alte Heimath t Heuer war in den Zeiten der Zerrissenheit, Erniedrigung und Schwäche, müsse sie ihnen nicht doppelt theuer sein in der Zer ihrer Neugeburt und ihrer Größe? Das Wort Union sei ihnen theuer in Bezug auf Amerika, warum sollte eS ihnen in Bezug auf Deutschland nicht theuer sein? u. s. w. Ferner: Elsaß und Lothringen seien zurückgebracht worden in- Vaterhaus, auS welchem der politische Raab sie geschleppt hatte! Auch die Deutsch-Oesterreicher wollten nicht ewig die verlorenen Söhne sein! — Wenn die Festversammlung am Ohio heule die Voll endung der deutschen Einheit feiere, so gereiche es ihr zur stolzen Befriedigung, daß diese Einigung auch die Grundsteinlegung zur deutschen Frei heit sei. Biele ihrer amerikanischen Mitbürger ießen sich an dem Wort Kaiserreich, sowie sie ich auf der andern Seite durch das bloße Wort Republik bestechen ließen. Sie bedächten nicht, daß die Freiheit durch leere Namen, Worte und Formen ebensowenig geschaffen, wie sie durch Worte und Formen unterdrückt werden önne. Wo das Wesen und der Geist der Frei heit fehle, da könne ihn daS Wort und die Form nicht ersetzen. Wo das Wesen und der «Seist her Freiheit existier, da könne ihm das Wort und die Form nicht im Wege sein. Die deutsche Nation, die so Großes und Niedagewesenes nach Außen geleistet habe, werde sich auch nach Innen un freiheitlichen Sinne zu entwickeln im Stande sein. Und wenn die deutsche Entwickelung "ich nicht überstürze und keine Sprünge mache, so rege gerade in dieser scheinbaren Langsamkeit die Garantie ihrer Sicherheit und Beständigkeit. — »ließlich gedachte der Redner der gefallenen densöhne Deutschlands in erhebender Weise: sollen ewig fortleben in der dankbaren Erinne rung der deutschen Mit- und Nachwelt! Mit dem Gesänge: „Die Wacht am Rhein" wurde die Siegesfeier in später Stunde geschlossen. Der Eindruck derselben war durchgehends ein mächtiger, patriotisch oft überwältigender und wird den Theilnehmern unvergeßlich bletben. LI. Tagesgeschichtliche Aebersuht. Die „Nordd. Allg. Ztg. sagt: Der theatralische Eifer, mit dem die Männer, die in den letzten fünf Monaten eine Rolle gespielt haben, sich einen Nimbus für die Zukunft zu sichern suchen, liefert den Beweis, daß die Phrase ihre Macht in Frank reich noch immer nicht verloren hat. Sv fordert Herr Chanzy in einem Armeebefehl seine Truppen auf, sich zum Widerstand ä vntranes zu rüsten, wohl nur deshalb, weil er weiß, daß er durch den Frieden nicht mehr in die Lage kommen wird, sich und seine zweimal so gründlich geschlagenen Truppe» einer dritten Niederlage auszusetzen. Aber die Phrasen seines Armeebefehls werden in den Frieden hineinreichen. — Und General Trochu, der keinen Armeebefehl mehr erlassen kann, legt sich aufS Briefschreiben und veröffentlicht in der „Li berty" ein „heldenmüthiges" «Schreiben, worin er sagt, wenn die Deutschen wirklich ihren Einzug in Paris halten wollten, so solle man stillschweigend die Thore schließen, damit sie von den Eiuziehcn den erst mit Kanonenschüssen geöffnet werden müßten, auf die natürlich daö unbesiegte Paris nicht antworten werde! Wir glauben Herrn Trochu zu diesem theatralischen Vorschläge bemerken zu müssen, daß die Deutschen viel prosaischer, aber viel praktischer verfahren würden, wenn die Sache wirklich beliebt würde. Sie würden einen Schlosser kommen lassen. Aber immerhin be merkenswenh bleibt es dock, daß einem Manne von so komödiantenhaftem Wesen das Commando von Paris anvertraut werden konnte. Ein Soldat schlägt sich, oder ergiebt sich, wenn er sieht, daß kein Widerstand mehr möglich; er mag sich auch in einem Augenblick gewaltiger Aufregung eher niederhauen lassen, ehe er seinen Degen übergiebt; — aber ein Soldat, der in dem passiven Wi derstand seinen Heldenmuth beweist, ist — ein Komödiant. Im Gegensatz zu diesen Kundgebun gen beginnt im Süden Frankreichs die Reinigung des Landes von all den unsauber» Elementen, die als rühmliche „Vogesenarmee" unter Garibaldi bis dahin dort ihr Wesen getrieben haben. Dem Führer folgen seine «schaaren und verschwinden wieder auf dem Wege, auf welchem sie gekommen. Der Abschiedsgruß, den ihnen Frankreich widmet, dürste sie gerade weder sehr rühren, noch ihren Interessen entsprechen, denn der Prafect in Nizza hat streng anbefohlen, alle durchreisenden Gari- baldianer zu entwaffnen. Frankreich aber kann froh sein, daß die in Lyon und Marseille während der Gambetta'schen Periode so erschreckend zuneh mende sociale Verrücktlzeit nicht an diesen Roth- Hemden ein neues Contingent erhält. — Die Prinzen von Orleans werden ungeduldig und haben den Präsidenten der Nationalversammlung an die Prüfung ihrer Mandate erinnert. Vor der Hand hat nun die Versammlung Wichtigeres zu thun, und die eilige Gier, mit welcher die Or leans sich auf die vermeintliche Beute gestürzt haben, hat den Pferdefuß unter dem Phrasen mantel zu deutlich durchblicken lassen, alS daß die aufrichtigen Anhänger der Republik ihn nicht er kannt haben sollten, Thun sie'S nickt, dann wer den sie sich selbst die Verantwortlichkeit für die Folgen beizumessen haben. Betreffs der «Stimmung des französischen Volkes schreibt ein Correspondent der „Dailt NewS" aus Paris: „Die allgemeine Stimmung sei zwar für den Frieden, aber nur für einen Frieden als Vorboten des Krieges. Die nachdenkendsten Männer seien zu der Ueberzeugung gekommen, daß Frankreich geschlagen ist, und wenn sie deshalb auch nicht mehr, wie die rochen Republikaner, be reit sind, den Krieg bis aufs Aeußerste fortzusetzen so sagen sie doch: ,,Laßt uns Frieden schließen denn es bleibt uns nichts Anderes übrig; laßt uns denselben sobald wie möglich schließen, damit wir möglichst gute Bedingungen erlangen; aber machen wir ihn auch deshalb nnt aller Schleunigkeit, damit wir um so schneller wieder in den Krieg gehen j können." DaS Resultat des Krieges wird sein daß Frankreich mehr denn je zu einer Mlitair- macht werden und nicht rasten wird, bis e- sich erächt hat. In Bordeaux wurde einst das be rühmte Wort gesprochen: „Das Kaiserreich ist der Friede", und wer jetzt Ohren hat zu hören, kann in Bordeaux ein anderes Wort hören: „Die Republik ist der Krieg", mit dem Unterschiede, daß )as Kaiserreich sein Versprechen nicht gehalten hat, )ie Republik aber daS ihrige halten wird." Und Deutschland? — Deutschland wird nicht ermangeln, ich für die Einlösung des republikanischen Au-- prucks bereit zu halten. Die Pariser „Presse" chreibt: Wie groß auch unser Haß und die Diese des Abgrundes sein mögen, in den sie uns gestürzt haben, so zwingen uns doch unsere Feinde, uns diesmal vor der wunderbaren Zähigkeit und unglaublichen Beharr- ichkeit zu beugen, mit der sie unter ihren Sol daten die strenge Manneszucht und die Ge- wohnlzeiten der täglichen Arbeit aufrecht er den sie davon getragen, wie unerhört auch in einein Fortschritt und Umfange, hat sic weder berauscht nocb verweichlicht. Herren von Paris, unserer Fort- und unserer Waffen, Besieger eines Drittlheils von Frankreich, unsere ganze Armee ;efangen unter Schloß und Riegel yaltend und rei, unserem unglücklichen Vaterlande die Be dingungen des Friedens zu dictiren — sind die Preußen auch nicht eine Minute von ihren strengen Gewohnheiten abgegangen. Sie arbeiten immer ohne Rast, otme Aushören und Nichts hat sich für sie geändert. Alle Tage sieht man sie exerciren, manövriren, sich unterrichten und sich vervoll kommnen; Paraden, Märsche, Revuen, Scheiben schießen, alle Einzelheiten des militairischen Lebens haben kür sie ihren ununterbrochenen Gang, wie wenn Nichts geschehen und der Feldzug noch nicht um Stillllande gekommen wäre. Sie haben unsere Flinten gesäubert, sie eingepackt, methodisch eti- gueilirt, und alle diese Kisten haben schon ihren Weg nach Deutschland genommen. Unsere Ka nonen haben sie untersucht in dem Maße, wie inan sie ihnen auSlieferte, sie haben ebenso alle Tage unsere Laffetten geprüft, und dieses ungeheure Kriegsmaterial ist bereit, nach der andern Rhein seite geschafft zu werden, wie unsere Armeen, un sere schätze, wie Alles! Und inmitten dieser un aufhörlichen und wachsenden Beschäftigung geht der regelmäßige Dienst seinen Gang: die Posten wechseln, die müden Regimenter werden durch frische abgelöst, Vorposten, Reserven, kleine und große Wachen — Alles functionirt mit einer scho nungslosen und mathematischen Präzision, ja diese siegreiche Armee lveiß noch nickt, was ein Tag Ruhe heißt. Aus Deutschland kommen täglich ununterbrochen Rekruten, welche die Ermüdeten allösen, nnd sofort gehl man an die Erziehung der 'Neulinge heran, pünctlich und prompt, drei mal täglich Appelle, Manöver Morgens und Abends, täglich llebnng im Feuer und unmer die furchtbare Disciplin streng gehandhabt, ohne daß die geringste Lockerung geduldet wird. Die eiserne Hand der preußischen Militairautorität ist immer wach, schonungslos züchtigt sie die geringste Ab weichung. Verlaßt unsere Mauern und überzeugt Euch mit eigenen Augen, ob daö Gesagte über trieben ist. Sehet und überzengt Euch und Ihr werdet erschreckt nnd verwundert über diese rast lose Arbeit, erstaunt über diese unermüdliche Tä tigkeit sein. Mag der Krieg wieder anfangen, so wird die preußische Armee binnen zwei Stun den bereit sein, den Feldzug wieder auf; »nehmen und uns noch einmal zu zermalmen. Was wir hier sagen, wir haben es gesehen und kommen ganz erstaunt von diesem unerwarteten Schauspiel zurück. Welche Lection geben uns unsere Feinde! Die deutschen Vereine in London „Teutonia" Versammlung derdeutschenAvbeiterLondon - statt, uin gegen das Dankschreiben der beiden ge nannten Vereine zu protestiren. Von dem gewählten Vorsitzenden, Herrn Degenhardt, aufgesordert, er klärte Herr Köhler, Zweck der Versammlung sei, „einer Minorität, welche eine Zustimmungsadresse an Garibaldi gesandt, zu beweisen, daß die Mehr zahl der Deutschen Londons nicht mit ihnen über- einstimmt." Folgende von Herrn Glamner gestellte und von Herrn Müller unterstützte Resolution, welche die obige Absicht ausspricht, wurde nach längerer Debatte einstimmig angenommen: „Die Deutschen Londons protestiren aufs Entschiedenste gegen die von der Teutonia und dem Arbeiter- bildungsverein an Garibaldi gesandte Dank-Adresse, welche als ein Verrath an der gerechten Sache der deutschen 'Nation betrachtet wird." Die verschiedenen Redner sprachen sich kräftig gegen den in der Adresse an Garibaldi herrschenden Geist aus und hielten ihn für eine der unseligsten Verirrungen, in welche irgend eine politische Partei verfallen kann; denn jeder Pact mit Demjenigen, welcher gegen das Vaterland in Waffen ist, müsse als Verrath gebrandmarkt werden. Der „Staats-Anzeiger" macht bekannt: Nach dem das Gesetz, betreffend die Verpflichtung zum Kriegsdienste, vom 9. November 1887, in Württemberg, Baden und Hessen südlich deS Main, als BundeSgesctz cingcführt ist, gellen nun auch in diesen Staaten die Vorschriften des H. 17 des gedachten Gesetzes, wonach jeder Norddeutsche in demjenigen Bundesstaate zur Erfüllung seiner
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