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Dresdner Nachrichten : 02.05.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-05-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186705020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18670502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18670502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1867
- Monat1867-05
- Tag1867-05-02
- Monat1867-05
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.05.1867
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s dessen Veräußerung „an eine Regierung er Millionen (?!) zu verdienen" gehofft hätte. Das k. Bezirksgericht verurtheilte den Angeklagten dem Anträge des Staatsanwalts Löwe gemäß wegen ausgezeichneten Betrugs und Fälschung zu einer Zucht- ( hausftrafe in der Dauer von 5 Jahren und 3 Monaten. — In einem eigenthümlichen Tanzcostüm präsentirte sich vor einiger Zeit auf einem hiesigen Tanzsaal ein Handwerks geselle. Sei eS, daß ihn seine Stiefeln ihrer Neuheit wegen drückten, sei es, daß er im Tanzen des Guten schon zu viel gethan hatte, genug, seine Stiefeln waren ihm lästig. Ohne auf daö Zartgefühl der anwesenden Schonen weitere Rücksicht zu nehmen, trug der tanzlustige Geselle kein Bedenken, sich auf dem Tanzsaal seiner Stiefeln sammt Strümpfe zu entledigen und nackten Fußes sich den schmachtenden Jungfrauen als be flügelter Tänzer vorzustellen. DaS Anstandsgefühl mehrerer Anderer fühlte sich durch das Gebühren aber doch verletzt und der Geselle war gezwungen, die Stiefeln, nach Art der wan dernden Gesellen, über die Schultern gehängt, aus dein Saal zu wandern. — Oeffentliche Gerichtssitzung am I. Mai. Ein mit schwerer Strafe bedrohtes Verbrechen liegt heu'e zur Beurtheilung deS Gerichtshofes vor, das Verbrechen der Brand stiftung. Am Morgen des >8. Februar in der 5. Stunde brach in der Brauerei des Rittergutes Helfenberg Feuer aus und legte den Holzboden, sowie das Behällniß, in welchem sich die Malz- und Hopfenvonäthe befinden, in Asche, die Gefahr für die Brauerei selbst wurde durch menschliche Hilfe abgewendet. Der entstandene Schaden beziffert sich am Gebäude init 720 Thaler und die Verletzte, verw. Braumeister Thiele giebt ihren Verlust an Holz-, Malz- und Hopfenvorräthen auf 2512 Thlr. nn, welche Summe ihr auch von der Versicherungsgesellschaft vergütet worden ist. Der Verdacht der Thäterschaft lenkte sich sofort auf den Lehrling der Brauerei Max Oswald Päckert aus Dresden, welcher auch an demselben Tage noch in Haft ge nommen wurde. Der Angeklagte, gestern 15 Jahr alt gewor den, hat verschiedene Schulen hier besucht und wird ihm von einein seiner Directoren das Zeugniß einer gewissen Beschränkt heit des Geistes gegeben. Bei seinem Austritt aus der' Schule hatte Päckert die Absicht, Brauer zu werden. Es fand sich nicht sofort eine Stelle und Päckert fungirte eine Zeit lang als Kellner. Später kam er als Brauereilehrling nach Schönfeld, und von da nach Uebereinkunst in die Brauerei zu Helsenberg. Dem Angeklagten will es dort gut gefallen haben, auch der Geschäftsführer habe ihn gut behandelt; dem gegenüber stellt der Geschäftsführer den Angeklagten als eine Person dar, die zwar in ihrem Character gutartig gewesen sei, die aber nicht gern gearbeitet habe, und die, Andern gegenüber', davon ge sprochen habe, gern von hier fortzukommen, um wieder Ke ner zu werden. Päckert erhielt manchmal Zurechtweisungen wegen Versehen, so auch wegen Verschleppung von Malz in den Klei dern. Eine solche Zurechtweisung fand auch am 17. Februar, eines Sonntags, statt, und zwar in milder Weise, wie es im mer geschehen. Auch an diesen: Tage hatte Päckert wieder Malz an seinen Kleidern, und er hatte sich vorher, wie ihm wieder holt gesagt worden war, nicht abgestrichen. Päckert will nun diese Zurechtweisung unschuldig erlitten haben, und deshalb faßte er bereits an diesem Tage den Entschluß, dem Brau meister einen Posten zu spielen. Er beschloß deshalb, das auf dem Brauereigebäude befindliche Reißig anzuzünden. An diesem Sonntage konnte er diesen Entschluß nicht ausführen, da die Brauerei verschlossen war. Am Morgen des 18. Februar wurde um 3 Uhr angesangcn zu arbeiten, in der fünften Morgen stunde ging Päckert mit einem Streichzündhvlzchen, was er in einem Zuge gefunden haben will, auf den Holzboden, und strich dort am Boden dasselbe an. Als eS nun brannte, will Päckert sein Vorhaben gereut haben, er habe gezittert und dabei sei daS Hölzchen aus seiner Hand gefallen und das Reißig habe angrfangen zu brennen. Aus Angst sei er davon gelaufen und in den Keller gegangen, dort habe er gehört, daß es in der Brauerei brenne. Staatsanwalt Roßteuscher kann auf die An gaben des Angeklagten, nach welcher eine unabsichtliche Brand stiftung vorliegen solle, kein Gewicht legen, sondern beantragt Bestrafung wegen vollendeter absichtlicher Brandlegung. Adv. Schröder betont die Unabsichtlichkeit der That, will den Ange klagten nur wegen einer aus Unbedachtsamkeit begangenen ge fährlichen Handlung bestraft wissen, und empfiehlt ihn wegen seiner Jugend der vollen richterlichen Milde. Der Gerichtshof verurtheilte Päckert zu 3^z Jahren EorrectionSanstalt. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Heute Vormittag 9 Uhr wider Michael Heinrich aus Schweinerden, wegen Diebstahls und Desertion. Vorsitzender Gerichtsrath Jung nickel. — Morgen den 3. d., 9 Uhr Vormittags, wider Fiiedr. August Große von hier, wegen Betrugs. Vorsitzender Gerichts rath Ebert. Tagesgeschichte. Berlin, I. Mai. Der Mai, der Sprenger der Blüthen, Her Bringer des Lenzes, scheint diesmal der Wonnemonat im »ahren Sinne des Wortes werden zu wollen; er präponirt, ams nicht nur das lang ersehnte Frühlingswetter zu bringen, « will auch die drohenden Sturmwolkcn am politischen Horizont verscheuchen und den befruchtenden Sonnenschein des Friedens rmd der Einigkeit über Europa ausgießen, auf daß endlich nach langer Zeit des Kriegsgetümmels die Glocken der Völkerharmo- rne zusammenschlagen und mit ihren lieblichen Tönen die noch immer in starrem Todcsschlummer befangene Industrie und Unternehmungslust zu neuem Leben und starkem, kräftigem Emporblühcn erwachen, zum Wohle nicht nur unseres geliebten Vaterlandes, sondern aller Völker der Erde, soweit Humanität und Gesittung sich Bahn gebrochen. Sieh' da, ein poetischer Zeitungsschreiber! Und doch geht Einem unwillkürlich das Herz auf bei den fast nicht mehr zu bezweifelnden Friedensaussichten, die von nah und fern gemeldet werden. Als bedeutsamste der selben ist die Moniteur Note anzusehen, welche die Einstellung der Rüstungen in Frankreich ankündigt und einen wohlthucnden Gegensatz zu der bisherigen Sprache der französischen Regierungs blätter bildet. Einer solchen Versicherung gegenüber fühlt selbst der ärgste Pessimist seine Befürchtungen dahin schmelzen wie Märzenschnee. Daß dev europäische Longveß zu Stand« kommt, und zwar noch in der ersten Hälfte dieses Monats, daran ist füglich auch nicht mehr zu zweifeln, obgleich die Vorbedingungen deS Zusammentritts und die Competenz des CongresteS noch nicht vereinbart zu sein scheinen. Die Idee deS CongresteS wird nicht dein Kaiser Napoleon, sondern dem Grafen Bismarck zu geschrieben, der dieselbe dem englischen Botschafter in Berlin an die Hand gegeben hat. Was die Vorbedingungen des Zusam mentritts anlangt, so scheint von keiner der Mächte die vor herige Räumung der Festung verlangt zu werden; Bestimmtes verlautet darüber aber noch nicht. (Pbl.) LÜ sß Berlin, Mittwoch, I. Mai. Das „Militärwochenblatt" erfährt, daß nach nunmehr erfolgter Reorganisation der könig lich sächsischen Armee die königlich preußischen Truppen, mit Ausnahme des 52. Regiments und zweier Bataillone des 48. Regiments, zwischen dem 15. Mai und 1. Juni aus dem Kö nigreiche Sachsen zurückgezogen werden. — Die officiclle „Prov.- Eorresp." bestätigt, daß Frankreich und Preußen die Conferenz auf folgender Grundlage angenommen haben: Verbleiben Luxem burgs bei Holland, Neutralisirung deü GroßherzogthumS unter der Garantie der Großmächte als Ersatz für das bisherige Be satzungsrecht Preußens. England dürste in den ersten Tagen des Monats Mac die förmlichen Einladungen zur Conferenz er lasten. In Folge des Stillstandes der französischen Rüstungen sehe Preußen von Vorsichtsmaßregeln ab. — Im Abgeordneten haus« brachte heute Graf v. Bismarck den Gesetzentwurf, die Verfassung deü norddeutschen Bundes betreffend, zur verfassungs mäßigen Genehmigung ein. Auf Vorschlag des Präsidenten entscheidet sich das Haus für Schlußderathung. Zum Referenten wurde der Abg. Twesten ernannt. Dr. I.) Berlin. Bekanntlich hatte sich im Reichstage der Abg. Lasker ivegen des gegen den Abg. Bebel gebrauchten Ausdrucks „Bicrstubenpolitik" einen Ordnungsruf zugezogen. Derselbe er lebte noch ein kleines Nachspiel in einer Versammlung des I. Berliner Wahlbezirks, welchen Lasker im Parlamente vertreten hatte. Lasker hatte die Nothwendigkeit gefühlt, sich vor seinen Wühlern über seinen Abfall von den liberalen Grundsätzen, welche er vor dem Reichstage versprochen hatte zu halten, zu rechtfertigen. Seine betreffende Rede wurde jedoch oft durch Lachen und Unruhe unterbrochen. Hierauf wurde er wegen sei ner Haltung interpellirt von r. Bram: „Auf die Gefahr hin, den Vorwurf der Bierstubenpolitik auf mich zu ziehen (lebhaftes Bravo, Zischen , kann ich nicht dm Tiefen der Weisheit Las ters folgen." Lasker: „Der Ausdruck „Bierstubenpolitik" war mir entfallen. (Pfui, pfui! Unruhe.) Ich habe diesen Ausdruck bedauert und deshalb um Entschuldigung gebeten. Ucbrigens hat .Herr Waldeck denselben früher gegen Wantrup gebraucht." Herr Steinitz nimmt Waldeck gegen eine Parallele mit Lasker entschieden in Schutz. (Beifall, Zischen.) Lasker: „Ich war damals über Herrn Bebel auch im hohen Grade entrüstet." Ein Arbeiter: „Wie stand dieser Mann früher da und (sich umdrehend und aus Lasker dcutmd) wie steht er jetzt da!" Schallendes Gelächter.) Nachdem ein Freund Laskers, um diesen solchen indiskreten Fragen zu entziehen, schnell den Schluß der Versammlung beantragt hatte, sprach der Vorsitzende dem Abg. Lasker den Dank der Verstümmlung aus. Vielfache Rufe: Nicht nöthig! Zischen, Stampfen.) Damit schließt die Ver sammlung. Wien, Mittwoch, I.Mai. Wie die „Presse" wissen will, wäre die Londoner Conferenz auf Grundlage deS von Rußland entworfenen Programms von dm betheiligten Mächten ange nommen worden. Eine vorbereitende Sitzung der Bevollmäch tigten Englands, Frankreichs, Oesterreichs, Preußens und Hol lands solle unter dem Vorsitze des englischen Staatssekretärs des Aeußern, Lords Stanley, am 12. Mai stattfindm. (Dr. I.) München. Die Bewaffnung der bayrischen Armee mit Podevilsgewehren nimmt ihrm raschen Fortgang, so daß sämmt- liche Jäger-Bataillone damit bereits versehen sind. Wichtiger noch als dies ist aber, daß dm Unterofstciere« und Soldatm wegen der theuerm Bierpreise eine Zulage von zwei Hellem täglich für jeden halbm Kreuzer, den die Maß Bier über sechs Kreuzer kostet, gewährt worden ist. Dagegm kommt nicht ein mal in Betracht, daß von jetzt ab auch jüdische Notare, Advo- catm rc. als Landwehr-Auditoren zugelasim werden. Paris, 28. April. Die Arbeitseinstellung der Schneider dauert noch unter den gewöhnlichen Symptomen fort und ist jetzt so weit gediehen, daß die Majorität die Minorität, welche wieder arbeiten möchte, zwingen will, die Arbeit nicht auszuneh- men, bevor die Majorität ihre Absicht durchgesetzt hat. Die „France" bereitet heute schon das Einschreiten der Regierung vor, falls die Majorität fortfährt, die Gesellen zu behelligen, die für einen billigen Vergleich mit dm Meistern sind. Die „France" verfällt überhaupt heute wieder in ihr altes Uebel, sich Alles für Frankreich im glänzendsten Lichte darzustellm und den Franzosen zurecht zu machen. So läßt sie heute das Pe tersburger Cabinet mit jedem Tage mehr seine den französischen Ansichten in der Luxemburger Frage günstigm Tendenzen be tonen. — Als der Kaiser heute Morgen mehrere französische Bischöfe empfing, theilte er denselben ebenfalls mit, daß der Friede als gesichert zu bettachten sei. Königliches Hoftheater. ks ichlummcrn in den goldncn Saiten ?loch unbekannte Kräfte viel. A. W. Sckileael. Mehr als je drangen sich wohl einem jedm Musikfreund diese Worte auf, als vorgestern Abend nach Beendigung der komischen Oper: „Die heimliche Ehe" von Cimarosa; un streitig das beste Werk unter den 120 Opern, die Domenico Cimarosa geschrieben. Als Napoleon I. einmal Gretry fragte, was für ein Unterschied zwischen Cimarosa und Mozart wäre, sagte er: „Cimarosa stellt die Statue auf daS Theater und das Piedestal ins Orchester, Mozart hingegen die Statue ins Orchester und das Piedestal auf daS Theater." — Sei, wie dem sei, Gretry's späterer Ausspruch: daß auf dem Theater und in der Musik nur die Wahrheit Wirkung mache, bewährt sich auch hier in dem Werke, das nach einer Pause von 16 Jahren neu ! cinstudirt unter Direktion des Herrn Hofkapcllmcister Rietz in Scene ging. Die heimliche Ehe maliimoaio segrolo) gehört der älteren Zeft an, einer Periode, welche man öfter« die Zopf* zeit zu nennen beliebt, und au» diesem Grunde säumt wohl manche Direktion mit der Wiederaufnahme solcher Werke: Sre sagen sich in der Stille: jene Opern machten einst nicht minder i Sensation, wie die Sterne unserer Epoche, für uns aber haben I sie wohl keinen Reiz mehr, man spricht von veredelter Rich tung (?) unseres Geschmackes rc. Eine minder ängstliche Theater verwaltung aber gedenkt eines der Sprichwörter GratianS, wel ches heißt: „Thue, was dir das Rechte dünkt und lasse daS klebrige den Himmel machen." In diesem Sinne ging abermals trefflich die heimliche Ehe in Scene, wo sich Alles im Gesänge ausspricht, die Seele der Handlung und die Belebung der Begleitung. Man braucht da nur Töne zu hören und keine Worte, um Alles zu verstehen; man denkt nicht an die ohnedies simpeln Decorationen oder an die Coslüme, man denkt auch nicht an das Orchester, da es nie aufhört, Begleitung zu sein, da es immer mit dem Gesang Eins macht. Kurz, man könnte diese Oper hinter einer Wand hören und man wurde sie zu sehen glauben. Wie ist da doch Alles so einfach und so leicht. Aber wie fein ist da das Einfache, wie tief Das, was so leicht scheint. Was tief lag, dem gemeinen Geiste unergründlich, das hat Cimarosa auf die Oberfläche ge rufen und läßt es da spielen, so heiter, so erfreulich, so er götzend sonder Unterlaß. Niemals kommen da phantastische oder gar geisterhafte Anklänge ins Spiel, die lauernde Nemesis stört es mit keinem, auch nicht mit dem geringsten Laute. Und wir überlasten uns ganz dem Vergnügen, wir lachen im Süllen über unsere Gebrechen, über unsere Leidenschaften, ohne daß wir die Moral einen Augenblick dabei verletzen. So behauptete denn die Oper ihren alten Platz mit der vorigen Frische, was vielleicht die Darstellendest noch bezweifelt, ehe der Vorhang aufging. Der außerordentliche Beifall, der Hervorruf nach einzelnen Tcenen wird ihnen jedoch hinlänglichen Beweis gegeben haben, daß Alles, was den Stempel des Genius an sich trägt, nicht untergeht, wie auch neue Formen und neue Zeitrichtungen entstanden. Die Oper, ohne Chöre, wird von sechs Trägern erhalten, und wacker erfüllten die Herren Eich- berger, Scaria und Rudolph, sowie Frau Krebs- Michalesi, Frau Otto-Alvsleben und Fräulein Weber ihre Pflicht, was um so höher zu achten, da die Oper hinsicht lich der Gesänge oft eine wahre Turnfertigkeit der Zunge ver langt. Besonders überraschte Herr Scaria in Darstellung des humoristischen alten Geronimo, der so leicht outtirt werden/ann. Freuen wir uns über dieses Talent, das unlängst schon Herr Scaria im ,Piebestrank" zur Geltung brachte. Und welch' herrliche Tonperlen aus dem reichen Meere ihres Gesanges brachte wiederum Frau Otto-Alvsleben. In der Arie des zweiten Actes feierte sie einen wahren Triumph. Gleiche Anerkennung sei nachträglich noch den Anderen, besonders Herrn Rudolph ge zollt. Ueberall Festigkeit in dem Bühncnschiff, wo nirgends von Einem der Anker auf gut Glück ausgeworfen wurde. Die Erfahrung hat gelehrt, daß weder Classicität, weder gefeierte Namen oft vor Verkeimung geschützt haben, wo aber eine gute Darstellung erfolgt, wie hier, da wird selbst so manch Veraltetes zum Siege gelangen. CimarosaS Oper aber wird immer neu bleiben, und wenn die Frage aufgeworfen wird, ob man nicht nach älteren ähnlichen Werken greifen und darstellen solle, so ist zu hoffen, daß diese Frage nicht dem Räthscl der Sphinx gleiche und für dessen Auflösung sich jedenfalls recht bald ein Ocdipus finden dürste. Theodor Drobisch. * Wahlcuriosum. Man schreibt von der Saale: „Zu der reichen Collective von Reichswahlschnurren können wir fol gende Scene nachtragen, die wenigstens den Vorzug hat, daß sie nicht in das Gebiet der Compositionen gehört. „Am Wühl tisch erscheint die Frau des Dorfschneiders P., überbringt einen „schönen guten Morgen" von ihrem Manne und den gedruckten Stimmzettel mit dem Namen des Candidatm der Conservativen. Wahlcommisiar: „Das geht nicht, Christel, den Stimmzettel muß Euer Mann selbst bringen." — SI entfernt sich und überreicht dann den ebenfalls gedruckten Stimmzettel mit dem Namen des Fortschrittsmannes. — Wahlcommissar: „Die Stimm zettel muß Euer Mann bringen." Adern,als verschwindet und erscheint die Frau und zwar mit einem buchstäblich also lauten den Brief: „Indern ich doch den Bräutchensanzuch für Augusten, so kann ich nich von meiner Arbeit umherlaufen und ich gar keine anderen Zeddel nich bekommen habe, so kann es mir nur leid thun, daß Du meine Frau 3 mahl fiksirt (vexirt) hast, worüber ich mich zu meinem Bedauern nur verwundern kann, daß Du die richtige Zeddel nicht hast nehmen gewollt wo ich überhaupt nich einsähe worum, indem jedoch in den (nord) nur deutschen Baarlamente wohl keiner von den Fürsten mit dem Wahlmännern sich wird rumdisputiren lassen, welche doch bloS vor 3 Thlr. ihre Dorsche (Kraft) mit den Maule auf die Re gierung herumschimpfen und bei Königgrätz keiner vor die Ehre deS Vaterlands sich hat sehen lassen, sondern doch unser König und Bismarck mit Rohnen und allen seinen 3 Prinzen richtig mit drinne gewesen sind, nich bloß mit den großen Maule, und es am besten wohl wäre, daß der König mit Bismarcken ganz alleine ihre Sache machten, wie eS schon bei den alten Fritzen gewesen ist, denn es heißt Schuster bleip beim Leusten. Nun wißt ihr meine Meinung, ich komme nicht auf keinen Fall. F. P., Schneidermeister." * Eine „Hetz" und eine, die immenses Gelächter hcrvor- brachte, gab es in Paris, als vor wenigen Tagen eine Spät lings-Kiste, auf der geschrieben stand: „gebrechlich" — „fragil", geöffnet ward und man ans Auspacken ging. DaS Erste, was den Arbeitern in die Hände kam, war, wie der „P. Ll." er zählt, der Theil des zerlegten Ausstellungsgegenstandes, der die wörtliche Aufschrift trug: „Der Hintere Theil der heil. Katha rina. Gebrechlich." Sie können sich gar nicht denken, welch' ein homerisches Gelächter durch die Hallen der österreichischen Ab theilung ging, während man die Extremitäten der „heiligen Katharina" weiter auspackte. Schlafrock-Magaziil
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