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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-05-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186705208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-05
- Tag1867-05-20
- Monat1867-05
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1867
- Autor
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3710 Bekanntmachung. Nachstehende Anordnung: Auf Trottoir- und Fußwegen ist da- Reiten, das Fahren mit Karren, Hand- und anderen Wagen, in gleichen da- Tragen umfangreicher Gegenstände, wie Trag- und Marktkörbe, Koffer, Kisten, Tragen. Fleischermulden u. dergl. bei Strafe verboten, bringen wir hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung, -aH dieselbe selbstverständlich auch für die Vorstädte Gül tigkeit hat, und unsere wie d«S Polizeiamt- Organe zur strengsten Durchführung dieser Maßregel angewiesen sind. Leipzig, am 6. Mai 1867. Der Math der Stadt Leipzig. vr. E. Stephani. Ritscher, Act. Bekanntmachung. Wir bringen andurch zur vorläufigen Anzeige, daß vom heutigen Tage an der in der hiesigen Gasanstalt producirte CoakS auf dem Hofe der Anstalt und durch diese selbst zu folgenden Preisen abgegeben werden soll: bei Abnahme von 100 und mehr Scheffeln zu 5 Ngr. — Pf. pr. Scheffel, bei Abnahme von 50 bis 99 Scheffeln -5- 5-- - bei Abnahme unter 50 Scheffeln - e , —- - - - Leipzig, den 16. Mai 1867. De- Raths Deputation zur Ga-arrstalt. Die Suchbinderei in Leipzig. (Fortsetzung.) Von der inner« Geschichte der Buchbinder-Innung ist da- BemerkenSwertheste, daß im Jahre 1810 der Buchbindermeister G. B. Liersch starb, nachdem er der Innung sein sämmtltcheS Ver mögen im Belaufe von 10,000 Thlr. testamentarisch mit der Be dingung vermacht hatte, daß alljährlich am 19. März, als dem Todestage seiner Frau, eine Gedächtnißfeier abgehalten werden sollte. Er hatte zu diesem Zwecke schon bei seinen Lebzeiten einen silbernen Tempel verfertigen lassen, der, auf Säulen ruhend, an einem Altäre, worauf zwei goldene Herzen unter dem Symbole der Auferstehung brennen, die Bildnisse der damaligen drei Ober meister und die de- Erblassers und seiner Frau, letztere- in gol dener Kapsel -md mit Diamanten besetzt, trägt. Ueber dem Altäre sind an goldenen Kettchen der Halsschmuck der Frau Liersch und die Trauringe de- Ehepaars aufgehängt. Die Einkünfte de- hinter- laffenen Vermögen-, welches in den ersten 25 Jahren durch Krieg, Proceffe und andere Umstände auf die Hälfte vermindert wurde, werden an 56 ThomaSschüler, den Cantor der Thomasschule. den Todtengräber, die Gesellen und die Jnvungsmitglieder vertheilt. — Die Liersch'sche Gedächtnißfeier ist für daS Alumneum unsrer Thomasschule allemal ein Festtag, da die Schüler di« Legate mit der ausdrücklichen Bestimmung erhalten, dieselben nicht abgeben zu dürfen, und sie sich daher damit sogleich ein Vergnügen bereiten könne». Im Jahre 1848 wurde die mit der Innung verbundene Leichen- caffe aufgehoben und dadurch da- Meisterwerden um 30 Thaler billiger gemacht, jedoch ward eine freiwillige gegenseitige Begräbniß- caffe bald wieder errichtet. Im Jahre 1856 erfolgte di« Abschaffung der lebenslängliche» AmtSdauer der Obermeister, sowie die Auf hebung einer Beschränkung bei der Wahl derselben und endlich im Jahre 1862 gab sich die Innung ein im Sinne de- Gewerbe. gesetzeS abgefaßtes, alles nicht in die Neuzeit Paffende bei Seite werfende- und nur wirklich Nützende- einführendes Statut, welche- da- erste von der Regierung bestätigte war und vielen Innungen und Behörden als Muster gedient hat. Die Hauptgrundzüge de- neuen JnnungSstatuteS sind folgende: Der Eintritt steht jedem selbstständigen unbescholtenen Buchbinder gegen eine geringe Ein trittssumme frei, welche jedoch durch den Mitgenuß de- InnungS- vermögenS und der Liersch'sche« Stiftung weit ausgewogen wird; gegen eine verhältnißmäßig kleine jährliche Steuer gewährt die Innung ihren Mitgliedern in Krankheit-- und Todesfällen die festgesetzten Unterstützungen; beim Aufnehmen von Lehrlingen sucht die Innung durch Anfertigung ausführlicher Lehrcontracte künftigen Streitigkeiten zwischen den Kontrahenten möglichst vorzubeugen ; die Verwaltung der Gehülfenkrankencaffe ist zwar den Gehülfen nach einem von ihnen selbst aufgestellten Statut unter der Ober aufsicht der Innung fast ganz frei gegeben, doch haben sich in Betreff der Zahlung der Beiträge, wie hinsichtlich der pünctlichen An- und Abmeldung der Arbeiter die Principale sehr strenge Be stimmungen aufgelegt, so daß bei der exacten Handhabung des StatutS nicht nur die Caffe sich in sehr gutem Staude besiudet, sondern auch unter allen derartigen Caffen die mindesten Beiträge von den Mitgliedern erfordert. Zu bemerken ist noch, daß jeder hier arbeitende Buchbindergehülfe, auch wenn er bei NichtinnuvgS- mitgliedern arbeitet, Aufnahme findet und daß alle nennenSwerthen Buchbindereien unter den Letzteren dieser Caffe beigetretea find. Wir haben geschichtlich noch nachzutragen, daß bei den großen nationalen Festen, der hundertjährigen Geburt-tagSfcier SchillerS 1859 und der fünfzigjährigen Jubelfeier der Leipziger Völker schlacht 1863, die Buchbinderinuung sich mit Auszeichnung be theiligt hat. Auch die erste CarnevalSfeier in unsrer Stabt in diesem Jahr« wurde von den Buchbindern, eingedenk, daß die In nungen früher stet- die Hauptträger der Volk-feste waren, in ge lungener Weise unterstützt. Wenden wir unS nach diesen geschichtliche« Rückblicke» wieder 1« de» gegenwärtigen geschäftlichen Verhältnissen der Buch binderei, so haben wir schon oben bemerkt, daß der großartige Aufschwung derselben herbeigeführt ist durch die Erfindung und Anwendung verschiedener Maschinen, welche nicht nur alle durch sie verrichteten Arbeiten leichter, schneller, billiger und schöner Her stellen, sondern auch die Anfertigung sehr vieler Arbeiten überhaupt erst möglich machten. Eine kurze Schilderung dieser Maschinen und ihre- Gebrauchs und Einflusses dürste daher hier zweckent sprechend und nicht ohne allgemeine- Interesse sein. Wir wenden uns zuerst zur Vergoldpresse, welche aus der primitivsten Form, der simplen Holzstockpreffe, allmählich zu ihrer jetzigen ver- vollkommneten Gestalt gediehen ist. Die hölzerne Stockpreffe war bei der Buchbinderei schon im siebzehnten Jahrhundert im Gebrauch, doch wurde sie vorzugsweise nur zum Einpreffen, weniger zum Blind- oder Golddruck verwendet. In späterer Zeit baute man die Stockpreffe« von Essen und versah sie mit Balancier; dadurch wurde ein rasche- Zudrehen und somit die ausschließliche Benutzung zur Vergoldung ermöglicht. Man nannte diese Art schon Schnellpresse. In den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts wurde die Hebelpresse erfunden und im folgenden Jahrzehnt in Leipzig eingeführt. Sie hatte vor ihrer Vorgängerin voraus, daß sie noch schneller arbeitet, den Druck auf das Genaueste zu regeln im Stande ist und die Vergoldplatten durch glühend gemachte Bolzen erwärmt, währen früher noch allgemein das Kohlenfeuer oder die SpirituS- flamme, wie bei dem Handoergolden, dazu dienen mußte. Sie war anfänglich zum Theil au- Holz gebaut, wurde jedoch bald ganz au- Eisen gefertigt. Man hat bi- jetzt zwei Hauptarien in Gebrauch , die sich dadurch unterscheiden, daß bei der einen die Kraft mittelst Niederdrücken de- Bengel- auSgeübt wird und die Bewegung der Presse von unten nach oben geht, während bei den andern der Bengel gezogen und der Druck von oben nach unten bewirkt wird. Diese letzter« nennt man Imperial- pr essen und sie find ihrer leichteren Beweglichkeit halber mehr verbreitet als die Ersteren, welche vorzüglich einen großen, starken Druck auSzuüben geeignet sind. — Mit der Einführung dieser Pressen hörte die Handvergolduvg allmählig auf, wenigstens für Partieen, und von daher datirt sich der Aufschwung der Buchbinderei, indem durch sie die Anfertigung eleganter Einbände in großen Massen nach Zeit und Preis er möglicht wurde. Um aber mit der Vergoldpreffe arbeiten zu kön nen, gehört dazu eine , große Anzahl von Messingplatten und Schriften , deren Anschaffung und stete Erneuerung, denn hierin herrscht ein unaufhörlicher Wechsel de- Geschmack- und der Mode, ein bedeutendes Capital erfordert, waS nicht jedem Anfänger zu Gebote steht und auch nur bei größerem Geschäftsbetriebe sich verzinst. Deshalb haben schon seit zwanzig Jahren einzelne Buch binder eS sich zum Hauptgeschäfte gemacht, Preßvergoldungen für Andere auszuführen und e- werden nicht nur für alle hiesigen Buchbinder, welche keine Presse haben, die betreffenden Arbeiten geliefert, sondern auch au- kleinen und großen Entfernungen schickt man die einzelnen Decken rc. hin, um sie entsprechend zu vergol den und blind zu pressen. Zu einzelnen bestimmten Büchern (Gartenlaube, Illustrirte Zeitung, Bibel, Gesangbuch, Classtker re.) werden die Decken von den Einfachsten bi- zu den Eleganteste« massenhaft gefertigt und gehen auf dem Wege de- Buchhandels in alle Weltthnle. Gegenwärtig sind in Leipzig in 43 Werkstellen 82 Vergold- preffen im Gange, wovon 11 Werkstellen mit 16 Pressen auf Nichtinnungsmitglieder komme». Die Anzahl der Pressen ist in den Werkstellen nach der Größe der Letzteren sehr verschieden und wie folgt vertheilt: ES girbt 1 Werkstelle mit 8, 2 mit je 5, 2 mit ze 4, 5 mit je 3, 7 mit je 2 und 25 mit je 1 Vergoldvreffe, worunter sich auch noch eine Spindelpresse mit Balancier befindet. Eine Vergoldpreffe mit Vorrichtung, durch Raddrehung in Be wegung gesetzt zu werden und mit contiuuirlicher Auf- und Nie derbewegung wird in neuester Zeit durch Dampfkrast betrieben. (Fortfe-ung folgt.)
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