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Dresdner Nachrichten : 18.04.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-04-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186704182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18670418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18670418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1867
- Monat1867-04
- Tag1867-04-18
- Monat1867-04
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.04.1867
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Eff !! die zu« notddeulschm Bunde vereinigt« Ne- " igen." (Lebhafter Beifall.) Hierauf üdergirbt Graf ». ÜSmarck dem Reichstagspräsidenten das Protokoll über die ge dachte Sitzung der BundeScommifsare, welches Itt. Simson dankend und dem Werke Gedeihen wünschend entgegen nimmt. Der Reichstag geht nun zur Tagesordnung seiner letzten Sitzung über: Beschlußfassung über die eingegangenen Petitionen. Alle Petitionen werden für erledigt erklärt. Hum Schluß dankt der Abg. v. Franckmberg-Ludwigüdorf ,der gewesene Alterspräsident) dem ReichStagSprüsidenten für seine Amtsführung, worauf «>r. Simson seinen Dank dem Reichstage ausspricht, Segen herab- flehend auf Deutschlands Fürsten, Räthe und Stämme. Damit schließt die letzte Sitzung des Reichstags. — Die Thronrede, mit welcher Mittags 12 Uhr der Reichstag von Sr. Maj. dem König geschloffen wurde, lautet: „Erlauchte, edle und geehrte Herren vom Reichstage des norddeutschen Bundes. Mit dem Gefühle aufrichtiger Genugthuung sehe Ich Sie am Schluffe Ihrer wichtigen Thätigkeit wieder um Mich versammelt. Die Hoffnungen, die Ich jüngst von dieser Stelle zugleich im Rainen der verbündeten Regierungen ausgesprochen habe, sind seitdem durch Sie zur Erfüllung gebracht. Mit patriotischen! Ernste haben Sie die Größe Ihrer Aufgabe ersaßt, mit freier Selbst beherrschung die gemeinsamen Fiele im Auge behalten. Daruin ist es uns gelungen, auf sicherem Grunde ein BerfafsungSwerk aufzurichten, dessen weitere Entwickelung wir mit Zuversicht der Zukunft überlassen können. Die BundeSgeivalt ist mit den Befugnissen auSgestattet, welche für die Wohlfahrt und die Macht des Bundes unentbehrlich, aber auch ausreichend sind; den Einzelstaaten ist unter Verbürgung ihrer Zukunft durch die Gesammtheit des Bundes die freie Bewegung auf allen den Gebieten verblieben, auf welchen die Mannichfaltigkeit und die Selbstständigkeit der Entwickelung zulässig und ersprießlich ist. Der Volksvertretung ist diejenige Mitwirkung der Verwirk lichung der großen nationalen Aufgaben gesichert, welche dem Geiste der bestehenden Landesverfassungen und dem Bedürfnisse der Regierungen entspricht, Ihre Thätigkeit von dein Ein verständnisse des deutschen Volkes getragen zu sehen. Wir Alle, die wir zum Zustandekommen des nationalen Werkes mitgewirkt, die verbündeten Regierungen eben so wie die Volks vertretung, haben bereitwillig Opfer unserer Ansichten, unserer Wünsche gebracht: wir durften es in der Ueberzeugung thun, daß diese Opfer für Deutschlaich gebracht sind und daß unsere Einigung derselben iverth war. In diesen! allseitigen Entgegen kommen, in der Ausgleichung und Ueberwindung der Gegen sätze ist zugleich die Bürgschaft für die weitere fruchtbringende Entwickelung des Bundes gewonnen, mit dessen Abschluß auch die Hoffnungen, welche uns mit unfern Brüdern in Süddeutsch land gemeinsam sind, ihrer' Erfüllung näher gerückt werden. Die Zeit ist herbcigckommen, wo unser deutsches Vaterland durch seine Gesammtkraft seinen Frieden, sein Recht und seine Würde zu vertreten im Stande ist. Das nationale Selbftbewußtscin, welches inr Reichstage zu erhebendein Ausdruck gelangt ist, hat in allen Gauen dcS deutschen Vaterlandes kräftigen Wiederhall gefunden. Richt minder aber ist ganz Deutschland in seinen Regierungen und in seinem Volke darüber einig, daß die wie dergewonnene nationale Macht vor Allem ihre Bedeutung in der Sicherstellung der Segnungen des Friedens zu bewähren hat. Geehrte Herren! Das große Werk, an welchem mitzuwir ken wir von der Vorsehung gewürdigt sind, geht seiner Voll endung entgegen. Die Volksvertretungen der einzelnen Staa ten werden Dem, was Sie in Gemeinschaft mit den Negierun gen geschaffen haben, ihre verfassungsmäßige Anerkennung nicht versagen. Derselbe Geist, welcher die Aufgabe hier gelingen ließ, wird auch dort die Beralhungcn leiten. So darf denn der erste Reichstag des Nordveutschen Bundes von seiner T Hö rigkeit mit dem erhebenden Bewußtsein scheiden, daß der Dank des Vaterlandes ihn begleitet, und daß das Werk, welches er aufgerichtet hat, sich unter Gottes Beistand Segen bringend ent wickeln wird für uns und für künftige Geschlechter. Gott aber wolle uns Alle und unser theureS Vaterland segnen." — Dein feierlichen Schluffe des Reichstags wohnten die Abgeordneten, unter ihnen auch der Prinz Friedrich Karl, zahlreich bei; die Linke war nur durch die Abgg. Becker und Schraps vertreten. In der Diplomatenloge hatten sich die Gesandten Englands, Rußlands, Dänemarks und der 'Niederlande eingcfunden. In der Hofloge waren Ihre Majestät die Königin und Ihre Kö nigliche Hoheit die Kronprinzessin mit ihrem ältesten Sohne an wesend. Beim Eintritt Sr. Majestät in den weißen Saal brachte der Rcichstagspräsidcnt >»r. Simson dem Könige als dem Schirmherrn des Norddeutschen Bundes ein Hoch aus. Die auf Eüdveutschland und auf die Sicherung des Friedens bezüglichen Passus der Thronrede riefen Acclamationen hervor. Rach Beendigung der Thronrede erklärte der Präsident der Bundescommiffare, Graf von Bismarck, im Aufträge der Bun desregierungen die Session des Reichstags für geschloffen. Der sächsische Bevollmächtigte, Staatsminister Freiherr von Friesen, brachte hierauf noch ein Hoch auf S«. Majestät den König von Preußen aus. Wien, 16. April. Die heutige „Presse" bringt einen Artikel, der es für den Beruf Oesterreichs erklärt, in der Luxem burger Angelegenheit zunächst die Rolle eines unparteiischen Ver mittlers zu übernehmen. Frankreich, sagt sie, solle bedenken, was es heiße, eine große, gebildete, ihm an Macht gleiche Na tion gegen sich zu haben; Preußen seinerseits dürfe die wild« Energie des französischen Geistes nicht unterschätzen. Graf Bis marck möge sich hüten, in die Fehler seines großen Pariser Gegners zu verfallen und das Princip der Nationalitäten zu überschrauben. Die Luxemburger Angelegenheit sei in erster Linie eine Rechtsfrage, in zweiter eine Frage des Gleichgewichts, erst in dritter Linie dürfe ihre nationale Bedeutung in Be tracht kommen. Paris, 15. April. Das Journal „Avenir nationale" wird wegen Verbreitung falscher Nachrichten über angebliche Rüstungen Frankreichs gerichtlich verfolgt. — 16- April. Der heutige „Moniteur" enthält ein Circular des Kriegsministers vom 15. d. M-, welches die Kosten für Befreiung vom Mili tärdienst auf 3000 Francs feststellt; die entsprechende Summe IVr 1866 war 2300 Francs. M ffkVM, 1V. IM. Da* WWW MM letzten italienischen Kriege activen Admiral Persano erklärt den selben schuldig de« Ungehorsam«, der unüberlegt« Handlungs weise und der Nachlässigkeit, und verurtheilt ihn zum Verlust seine« Grades al« Admiral und zur Zahlung der Kosten. * „Kalospinthechromokrene." Gegenwärtig lockt die neueste Erfindung auf den» Gebiete der Theatermaschinerie, bis jetzt nur an drei Bühnen in Wirksamkeit, viele Zuschauer in das Nürnberger Theater. Es ist dies eine durch die Wasser leitung des Theatergebäudeü hervorgebrachte, durch ein Tastwerk regulirte, nach dem Takte der 'Musik spielende, in vielen archi tektonisch abgepaßten Strahlen hervorbrechende Fontaine, die durch elektrisches Licht in reichem, blendenden Farbenwechsel magisch er- und durchleuchtet wird und der gegen den Schluß mehrere lebende Bilder aus der' reichen! Sage des Wassers bei gegeben wnden, zu Opern wie „Undine" re. sehr verwendbar. Die Wirkung ist zauberisch. Das theatralische Wasserkunststück nennen die Erfinder „Kalospinthechromokrene" (d. i. die schön funkensprühende Farbenquelle.) * Der Negerkönig von Bonny, ein eingefleischter Menschenfresser, wird Ende Mai mich Paris kommen, um die Ausstellung zu besichtigen. Dieser Monarch besitzt einen Palast, aus Knochen erschlagener Feinde erbaut, und kann hunderttausend Gäste gleichzeitig auü Bechern von Menschenschädeln trinken kaffen. Das Königreich Bonny ist ein großer Staat im Osten Afrikas, zählt 60,000 Einwohner, hat eine gute Armee und hundert englische Kanonen. Die Bevölkerung liebt die Europäer sehr, namentlich die fetten. Die schwarze Majestät ißt übrigens seit dem letzten Besuche in London im Jahre 1861 kein Men schen fleisch mehr und die Herren des Hofes ziehen gegenwärtig das Hammelfleisch vor. Das Volk hat aber seine alten Ge wohnheiten beibehalten. Der König von Bonny bringt eine Ladung Gold in Barren nach Paris mit. Er wird gewiß will kommen sein. * Ehe fegen. Der Segen des Himmels hat in Lorsch einen Küsermeister am 16. März abennals beglückt, indem seine Frau (er lebt in dritter Ehe) ihm das sechsundzwanzigste Kind bcscheerte. Von diesen 26 Kindern sind 17 mir Tod abgegangen und ist die schon so oft gethane Aeußcrung des so glücklichen Familienvaters nur zu wahr, daß er auch auf dem Friedhöfe am stärksten begütert sei. Denn nimmt man zu dm 17 ver storbenen Kindern auch schon zwei verstorbene Eheweiber, so ergiebt sich die Zahl: neunzehn. * Spekulative Wasserscheu. Unter dm zahlreichen Besuchen! des Bois de Boulogne befand sich dieser Tage ein stattlicher, feister Herr. Er hatte einen Sitz eingenommen und streckte sich behaglich auf demselben aus, ein Bild vollsten- Zu friedenheit. Wohlgefällig ruhte sein Auge auf seiner goldenen Uhrkette, während er mit der Hand den goldenen Knopf seines Stockes am Munde hielt. Ein blonder Jüngling mit flattern dem Haar, der vorbeikam, hielt bei ihm und setzte sich neben ihn. „Schönes Wetter!" redete der Nachbar ihn freundlich an. „Ach Gott," erwiderte Jener, „!vas nützt das schöne Wetter, wenn man sterben muß!" „Sterben?" versetzte der alte Herr, sterben in Ihrem Alter, Sie sind doch wohl kaum 20 Jahre alt?" „Freilich wahr," versetzte der Blonde in trübem Tone, „allein wmn Sie wüßten, wie sehr ich leide — ich trage den Todeskeim in mir — ich bin, damit Sie Alles wissen, von einem tollen Hunde gebissen worden!" Dem alten Herrn war nun zu Muthe, als würde er selbst von einer Tarantel gesto chen; er erhob sich und murmelte einige Worte der Theilnahme zwischen den Zähnen; der junge Mann hielt ihn zurück, indem er sprach: „Besorgen Sie nichts, mein Uebel ist noch nicht im letzten Stadium; meine Mitmenschen haben von mir nichts zu befürchten, aber Alles, was glänzt, widert mich an, und mein Paroxismus stellt sich dann ein, wenn ich es sehe." — „Ha," rief er plötzlich, „dieser Stock, dieser Knopf! O, welches Lei den!" Mit diesen Worten fuhr er mit dem Munde nach dem Stocke, nahm ihn zwischen seine Zähne, als wollte er ihn zer beißen, während er sich gleichzeitig der Uhrkette bemächtigte. Der gute alte Herr war außer sich; er wollte fliehen und vermochte es nicht. Plötzlich schrie der Jüngling: „Retten Sie sich, ich beiße Sie sonst!" Eben wollte er auf den Herrn losstürzen, als glücklichenveffe ein Parkwächter, der die Scene mit angesehen hatte, auf den „Tollen" zutrat und zu ihm sprach: „Herr, ich besitze gegen Ihr Uebel ein specifisches Mittel, das um so wirk samer sein muß, als Sie Ihren Nebcnmenschen in der That nichts anhaben, sondern blos nach Gold gelüsten. Sie muffen nicht von einem Hunde, sondern von einem Strauß gebissen worden sein." Der Wüthende ward sogleich ruhig und folgte dem ihn Anredenden, in welchem er einen Polizeicommissar er kannte, der eS schon einmal bei einem eben so mißlungenen Diebstähle mit ihm zu thun hatte. * Wien, den »3. Februar. Im Lause dieser Tage wird hier in einein Stadtbezirke der gewiß selten vorkommende Fall einer Verehelichung zwischen Bruder und Schwester stattfinden, allerdings zwischen Stiefbruder und Stiefschwester. Die Sache verhält sich folgendermaßen: Der Sohn des Herrn B. und die Tochter der Frau P. hatten ein Liebesverhältniß miteinander. Herr B., der Vater war Wittwer, Frau P. Wittwe Durch das Vcrhältniß der Kinder kamen auch die Aeltern in intimere Beziehungen und das schließlich« Resultat derselben war ein Ehebund, die beiden verliebten jungen Leute aber wurden durch diese Heirath Stiefbruder und Stiefschwester, beziehungsweise Stiefgeschwister; ihre Heirath schien somit nach den Gesetzen un möglich. Doch die Ehe zwischen dem harten und weichen B. (B. und P.) blieb kinderlos; der Vater B. starb vor einiger Zeit und die kanonischen Gesetze legen in dem Fall kein Hinderniß in den Weg, wmn aus dem Ehebunde der beiderseitigen Aeltern keine Desccndenten hervorgehen. Nach Einholung der Geneh migung des Heiligen Vaters wird die Heirath der beiden „Ge schwister" keinem Anstande mehr unterliegen. * Englands Zukunft. Es ist bekannt, daß die ganze Existenz der englischen Bevölkerung sich auf Handel, Schifffahrt und Fabrilwesen stützt und daß diese Ernährungsquellen ab hängig sind von der Anwendung des Dampfes, d. h. von dem Verbrauch der Kohlen. Man hat daher sehr sorgfältige Unter- Mummmiden Kohlmvorrath und ist dabei zu höchst bei Resultaten gelangt. Man hat die Kohlenlager England« genau erforscht — ihre Ausdehnung, ihre Tiefe, ihre Zugänglichkeit, ihre wahrscheinlich: Ertragsfähigkeit. In runder Ziffer enthalten sie — bis zu einer Tiefe von 4000 Fuß, wo ihre Ausgrabung zu kostspielig wird, als daß man sie betreiben könnte — noch etwa 8000 Millionen Tonnen. Der Kohlenverbrauch in Eng land war im Jahre 1860 8,000,000 Tonnen. Würde daS Verbrauchöverhältniß nicht überschritten, so würden die Kohlen lager also noch auf 1000 Jahre halte». Ueber 1000 Jahre hinaus brauchen aber auch die Propheten nicht zu sorgen. Allein der Verbrauch hat sich seit 1,-60 um 3 pCt. per Jahr bereits vennehrt, und wenn sich das Verhältniß wie bisher steigerte, so wird der Kohlenvorrath nicht >000 Jahre, sondern höchstens 90 Jahre noch langen! Diese Annahme ist sogar noch eine günstige; denn es ist dabei eine Ausgrabung auf 4000 Fuß Tiefe vorausgesetzt, während die größte Grabungs- tiefc bisher in England 2500 Fuß betrug. In weniger als 90 Jahren würde also England ohne Kohlen sein und somit seine Industrie, sein Haudel, sein Wohlstand zusammenbrechen. Thaffächlich würde der Verlauf indessen wohl ein anderer sein, das heißt, cs würde sich der nahende Kohlenmangel wohl schon früher geltend machen, mit anderen Worten, die Auflösung der industriellen und kommerziellen Größe Englands allmähliger er folgen. Es ist hier noch zu erwähnen, daß die Zunahme der englischen Bevölkerung fast gleichen Schritt hält mit der Zu nahme des Kühlenverbrauchs; wenigstens wäre dies der Fall, wenn die Auswanderung nicht Luft schaffte. Wenn daher Eng land seine Industrie und seinen Handel genau auf dem gegen wärtigen Fuße halten und der überschüssigen Bevölkerung sich stets durch Auswanderung entledigen, also immer nur eine Nation von 30,000,000 bleiben wollte, so könnte der Kohlen vorrath auf 1000 Jahre genügen. Erfolgt jedoch ein Zunehmen des Gewerbefleiheü und Handels nach der bisherigen Proportion, so ist die obengeschilderte schließlich«: Katastrophe unabwendbar. * Wie Einer Sänger wird. Ein Vogelliebhaber auf der Zahnsgaffe hatte sich einen Kanarienvogel gekauft, der lustig im Käsig hin und her sprang, aber trotz seiner goldgelben Farbe nicht sang und zwar aus dein einfachen Grunde, weil sich das angebliche 'Männchen als ein Weibchen herausstellte. „Gesang aber verschönt das Leben" dachte der Besitzer und sperrte zu dem Gelben noch ein Stieglitzmännchen, das seine Mannes- würde dergestalt behauptete, daß es allemal zuerst fressen wollte, und dann seine Gefährtin, von der er überhaupt nichts wisse» wollte, erst an das liiblo «l'lwlv heranließ. Aber auch der Stieglitz sang nicht, vielleicht auS Aerger, vielleicht aus Heiser keit — ich weiß cs nicht. Der Besitzer, um nun dem Weib chen das Diniren und Soupiren zu erleichtern, nahm zur Strafe allemal den widerspenstigen, hartherzigen Rothkopf heraus und sperrte ihn so lange in einen Kommodenschub, bis die Collegm „Ich hqb genug" piepte. Das geschah dmn auch vorige Woche. Der Stieglitz wanderte schimpfend in die Kommode, und die Gefährtin speiste «V la carte. Eben hatte der Besitzer dm Stieg litz in die Kommode gesetzt und wollte den Kastm zuschieben, als Ersterer einen Fluchtversuch wagte und herauswollte. Er kam aber zur Unrechten Zeit; dmn als der'Kasten gerade zu geschoben wurde, gerietst der Stieglitz mit dem Halse zwischen die Oeffnung und hing schwebend in der Guillotine, die sofort geöffnet wurde, aber mit sterbendem Auge fiel der Arme zu Boden. Die Betrübniß des Besitzers war groß. Er nahm aber den langsam sich wieder erholenden Vogel heraus und setzte ihn in den Käsig. Flatternd und liebkosmd umhüpfte ihn das Weibchen, bis er endlich am 2. Tage vollends genas und auf einmal — prachtvoll zu singen ansing, was er jetzt noch thut. Jedenfalls waren ihm die Tonleitern in der Kehle stecken geblieben, jetzt sind sie raus. Ich weiß nicht, ob dies oder ein ähnliches Mittel für andere Sänger probat ist, die manchmal nicht singen wollen oder können. * Der „Courier de Saigon" bringt als Beittag zur Natur geschichte die nicht sehr glaublich klingende Schilderung eines Fisches, der in der anamitischcn Sprache Ca-ong heißt und schon mehreren Anamiten das Leben gerettet habe, weshalb ihm der König von Anain den 'Namen „Nam Hai dui buong guan" (großer General der Südsce) verlieh. Dieser Fisch habe die Ge wohnheit, die Schiffe in der Nähe der Küste zu umschwimmen, und wenn er einen Menschen im Wasser sehe, packe er ihn mit dem Maul und trage ihn ans Land. Ein Scelett dieses merk würdigen Meerbewohners befinde sich in Wung-tan bei St. James. Er sei ungefähr 52 Fuß lang, habe Stoßzähne „fast wie ein Elephant", sehr große Augen, eine schwarze und glatte Haut, einen Schwanz wie ein Hummer und auf dem Rücken zwei „Schwingen"! * Auswanderer. Durch die Straßen Böhmens ström ten in der vergangenen Woche wieder so große Schaar« Aus wanderer, wie sie seit 1854 nicht gesehen wurden. Die Leute waren in der Mehrzahl noch jung und rüstig und ein reicher Kindersegen zeigte sich bei fast allen Familien. Es sind bis jetzt bei weitem nicht mehr so viele dürftige Auswanderer wahr-- zunehmen, wie früher, sondern die meist« mach« den Eindruck, als ob sie nicht mittellos, ja theilweise, als ob sie wohlhabend die alte Heimath verließ«. Allem Anscheine nach verspricht der Strom der Auswanderung in diesem Jahre noch sehr groß zu werden. Die Ursache für oiese Erscheinung ist nicht bloß in der wachsenden Theilnahme für Amerika zu such«, sondern vielmehr in den Verhältnissen, welche aus dem letzt« Kriege hervorgegangen. Die Abneigung gegen den preußisch« Mili tärdienst ist in den annectirlen Ländern sehr groß und veran«, laßt viele Familim, deren männliche Sprößlinge diesem Mili tärdienste entgegmwachsm, zur Auswanderung. Selbst in den alten Provinzen Preußens ist der Drang zur Auswanderung sehr lebhaft; manche Dörfer verlieren, nach den bereits abge schlossenen Passage-Contracten zu schließ«, ein Drittheil der Bevölkerung, welches nach Amerika zieht. * Unter den Raritäten, welche in der Pariser Ausstellung aufgestapelt sind, befindet sich auch eine Niesenkartoffel von 15 Pfund Gewicht. Dieselbe würde, ausgehölt, neun Quart Flüs sigkeit fassen können.
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