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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-07-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186707110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-07
- Tag1867-07-11
- Monat1867-07
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1867
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4942 Bekanntmachung. Dem hiesigen Bürger Herrn Karl Robert Louis Friedrich ist von uns am heutigen Tage aus sein Ansuchen Coneessio» zur gewerbmäßigen Betreibung von Agenturgeschäften, insonderheit zur Vermittelung von Mirth-, Kauf-, Tausch- und Pacht-Verträgen ertheilt worden. — Leipzig, den 3. Juli 1867. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. vr. Günther. Das Unglück in Lugau. Für unsere gestrige Nummer zu spät, erhielten wir folgende Nachricht aus Lugau: m. Chemnitz, S. Juli. Die Förderung der Leichen auS dem Unglücksschachte wird wohl keines falls früher als in circa LL Tagen geschehen kön ne«. Bei der Gelegenheit kann ich nicht umhin, die Laugmuth der Lugauer zn bewundern, sich so lauge eine solche Grubeuwirthschaft gefallen zu lassen. Mitten in voriger Nacht endlich ging daS Telegramm auS Lugau ein: Gegen Abend hat mau den unwiderleglichen Beweis auS den bisherigen Rettungsversuchen er halten, -aß der Schacht bis 36V Ellen von unten herauf vollständig gefüllt und von einem Heraus- bringen der Leichen vor Wtederaufmachuug des Schachtes nicht zu denken ist. Zm „Chemnitzer Tageblatt" spricht sich ein „Eingesandt" folgendermaßen auS: An einem Tische angesehener Persönlichkeiten wurde gestern erzählt, daß von einer Anzahl Fachgenossen des Directors Müller II. von Neue Fundgrube eine mit zahlreichen Unterschriften bedeckte BeileidSadresse an denselben abgegangen sei. Auf die verwunderte Bemerkung eines Nichtbergmanns, daß doch sehr viele Stimmen, namentlich von Untergebenen Müllers, demselben eine solche Verschuldung an dem schrecklichen Unglücke beimäßrn, daß eine BeileidSadresse ganz am falschen Orte erscheine, wurde erwiedert: daß auf solche- Gerede gar nicht- zu geben sei, der beste Beweis von der gänzlichen Schuldlosigkeit de- Obersteigers und DirectorS liege darin, daß elfterer mit verschüttet worden, letzterer noch am Freitag vor der Katastrophe mit angefahren sei. Allein wenn der Obersteiger in einer Gefahr umgekommen sein sollte, in die er sich etwa leichtsinnig begeben hätte, so ent schuldigt dieses Selbstumkommen nicht im mindesten, daß er noch 100 andere an dieser Gefahr hat theilnehmen lasten, und wenn Director Müller bei nur einiger Aufmerksamkeit am Freitag die ihm dem Gerüchte nach wiederholt angezeigte Wandelbarkeit deS Schacht« s erkennen konnte und mußte, so ist es eben eine große Verschuldung, diese wenige Aufmerksamkeit nicht angewendet zu haben. Soviel ist wohl nicht zu leugnen, daß auf der Halde manches so gänzlich verfaulte Stück Schacht-Zimmerung liegt, daß man mit der Hand in die Balken hinein greifen kann. Sollte nun gesundes Schachtholz im Stande gewesen sein, den Einsturz zu verhindern, so ist eS jedenfalls eine Verschuldung, die morschen Schachthölzer nicht früher gegen gesunde ausgewechselt zu haben. Unzweifelhaft ist, daß bezüglich der Verschuldungsfrage jetzt noch kein verdammendes Uriheil abgegeben werden kann, aber ebenso unzweifelhaft ist, daß die Staatsanwaltschaft, der Größe deS Un glück- gegenüber, die Verpflichtung hat, alle Spuren einer Nach lässigkeit mit der allerhöchsten Sorgfalt zu verfolgen. Finanzieller Wochenbericht. Die verflossene Woche war im großen Ganzen, wenigstens mit Ausnahme Wien-, der absteigenden Richtung gewidmet. Selten hat eine erste Juliwoche eine so traurige Physiognomie geboten. Sonst pflegten die Zinszahlungen die Börse mit Aufträgen zum Ankauf aller Arten von Anlagepapieren zu speisen, und eine sehr warme Stimmung nebst entsprechenden ComSerhöhungen bervvr- zubrivgen. Diesmal matte Haltung, weichende CourSrichtung. Dabei zeigt die Ueberzeichnung aller Arten von Revtenpapieren, daß eS an Capitalien, welche gute- aber zugleich sichere- Unter kommen suchen, nicht fehlt, und in der That sind die ZinSgelder auch nicht vergraben worden, sondern haben im Stillen durch Zeichnungen auf neue Papieremissionen Unterkommen gefunden. Allerdings find die Course der Dividendenpapiere in ihrer großen Mehrheit bereits so hoch gestiegen, daß sie wenige Anziehungskraft mehr zu äußern im Stande sind. DaS starke Lombardportefeuille deS Berliner CafsenvereinS von 1317000 Thlr. bekundet überdies eine gewisse Ueberladung, während zugleich die Abnahme der Be stände de- Giroverkehrs um 4 Millionen Thaler starken Geldbedarf anzeigte. Verstimmend wirkt auf die Speculation außerdem der Rückgang der einmal tonangebenden Pariser Rente. Doch hängt derselbe mit der Besorgniß vor einer neuen großen Anleihe zur Consolidirung der schwebenden Schuld Frankreich-, mit den ver breiteten Gerüchten über einen Rücktritt RouherS und den leb haften Budgetdebatten im gesetzgebenden Körper zusammen, wo die allerdings nicht zahlreiche, aber durch gewandte Redner vertretene Opposition alle ihre Pfeile gegen da- Napoleonsche Regime loS läßt. Dann muß man sich aber auch sagen, daß die 3 o/o Rente zu 68 — 69 wahrlich hoch genug steht, und eine Reaction gegen den vorher so hochgespannten CourS unausbleiblich war. Wäh rend nun Pari- und Berlin in härenem Gewände Buße thaten, regte sich in Wien wieder der Schwindel mit dem Treiben m Credit- amen, um der Ausgabe de- ungarischen Mobilier eine Folie zu geben. Spricht man doch bereüs von einem Agio von so/o, daS dieser Neugeburt der Agiotage mit auf den Lebensweg gegeben werden soll. Wenn der Blödsinn solcherweise zum Dalailama der Börse erhoben wird, ist eS kein Wunder daß die Vernünftigen sich abwenden. — Bereits der Sonntag leitete die Woche flau ein. Am Montag, dem ersten Tage deS neuen Monats, waren in Berlin Eisenbahn- actien teilweise höher, Anhalter 219, Potsdamer 212*/,, Cöln- Mindener 142*/,, Franzosen 125*/,. Dagegen Galizier bis 91 weichend, Lombarden l04*/i, Oefterreichischer Credit 75*/4. Oester- reichische Banknoten 81, Russische 81*/,. Nebenher Klagen über Geldknappheit. Erste DiSconten bis 3*/< bezahlt. Wien höher als am Sonntag (MetalliqueS 59,60, 60er Loose 88,70, Credit 186,80, London 125,50). Frankfurt an Wien sich anschließend, fest. Pari- weichend (Rente 68,95, Mobilier 370, Jtal. 51,57). Cons. 94»/,. Dienstag Berlin Pari- folgend, flau (Oberschlestsche 192*/,, Lom barden 2 Thlr. niedriger 102, Galizier exclusive Dividende 91*/„ Potsdamer 2'/, höher 215). Fortwährende Geldknappheit. W«en wenig verändert (MetalliqueS 59,80, 60er Loose 88,60, Credit 186,30, London 125,10). Paris wieder nachgebend (Rente 68,80, Mobilier 366, Italiener 51,65). ConsolS 94»/ik. Mittwoch Berlin in Marasmus verharrend und wenig verändert. Geld knapp, erste DiSconten mit 3*/i offerirt. Italiener 50 Brief. Wien besser (MetalliqueS 59,85, 60er Loose 88,80, Credit 188,60, dagegen London steigend 125,30). Frankfurt wie Wien. Pari- immer mehr sich senkend (Rente 68,55, Mobilier 355, Italiener 51,42), ConsolS 945/,. Donnerstag Berlin wenig verändert (Oberschlcsifche 192, Gali zier 92, Franzosen 121*/«, Lombarden 101*/i, Italiener 492/4, Oefterreichischer Credit 762/g. W en fing an, auf dem steilen Hausse- wege etwas zu ermüden (MetalliqueS 59,80, 60r Loose 88,vO, Credit 188,50, London 126,20). DaS Steigen de- Silberagios wurde durch ZinsenremboursementS nach dem Ausland erklärte Frankfurt fest. Paris besser (Rente 68,65, Mobilier 358, Ita liener 51,80). ConsolS 945/iß. Freitag folgte Berlin zwar in SpeculationSpapieren Wien, war aber in einheimischen schweren Eisenbahnactien matt (Franzosen 1222/4, Lombarden 101»/i, Oefter reichischer Credit 76*/z, Anhalter 217*',, Oberschlestsche 192*/4). Wien haussirend (MetalliqueS 60, 60r Loose 89, Credit 190.80, London 125.75). Paris träge (Rente 68,62, Mobilier 357, Ita liener 49,5 ^Coupon äötaeb^). ConsolS 94?/i6. Der Sonnabend brachte in Berlin wenig Veränderung hervor (Franzosen 123, Lombarden 101»/4, Oefterreichischer Credit 76*/,). Sehnlich Wien (MetalliqueS 59,90, 60r Loose 89,10, Credit 190,90, London 125,60). Pari- etwas höher (Rente 68,77, Mobilier 361, Italiener 49,30). ConsolS 947/i6. DaS Goldagio in New-Nork hielt sich die Woche j über zwischen 38 und 39. Leipzig-Dresdner schlossen 262 und! 220 Brief, Leipziger Bank 130 Geld. Wie gänzlich haltlos manchmal die Referate der Berliner! Börsenzeitung sind, zeigt sich bei Gelegenheit deS Rückgangs der Lombarden in dieser Woche. Erst, als sie stiegen, wurde du- mit der Gleichartigkeit zwischen den Verhältnissen der Lombarden unds Franzosen motivirt, jetzt, da sie fallen, sollen daran die Minder einnahmen und die verwickelten finanziellen Verhältnisse schuld sein.! Aber alles dieS war längst im Voraus bekannt. Der Grund des Rückgangs liegt einzig in übertriebener Haussespeculation, weicht keine Realisation mit Gewinn in Aussicht stellt. Ihre Nebenbuhler,! die Franzose». daS Geschäft der Pereire, sind allerdings glücklich« als daS Rothschildsche Kind gewesen, wenn sie auch den höchste»! CourS in dieser Woche nicht behaupten konnten ; indeß ist auch! hier nicht alles Gold waS glänzt. Bekanntlich hatte der Staat! ursprünglich nur die Verzinsung eines Capital- von 80 Million«! Gulden in Silber garantirt, während daS Anlagekapital der Bah»! sich weit über diese Summe vermehrte, so daß die StaatSgarantb! nur illusorisch wurde. Auch die neuen Concessionen garavtm»! nur eine Reineinnahme von 5,200,000 Fl., während die 5X Zinse»! 7,140,000 Fl. erfordern. Dabei zeigt die zehnjährige Uebersichtj der im Verbältviß zur Länge keineswegs hervorragenden Einnah men der Bahn keine permanente Zunahme derselben, sonder ein« gewisse Stabilität und nur in den Jahren großer Getreid« auSfuhr oder militärischer Transporte einen Aufschwung über da gewöhnliche Niveau. (Selbst bei der besten österreichischen Bah» der Kaiser Ferdinand--Nordbahu, findet Idieser von norddeutsche Bahnen so abweichende charakteristische Umstand statt.) Man wudl also gut thun, auch von de» Frauzosen keine z« sanMtnischen Er«
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