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Dresdner Nachrichten : 31.12.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-12-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186812310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18681231
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18681231
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1868
- Monat1868-12
- Tag1868-12-31
- Monat1868-12
- Jahr1868
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 31.12.1868
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Mchchiyt» Uekrficht d«S Collegium« und Kr Deputationen im »rrfloffmen Jahre, dankte tm Mit^l edern für die im In. t r -ffe der Stadt bewiesene Tätigkeit und schloß mit dem Wunsche, daß der Geist, der seither in diesen Räumen gewai- t-t, der Geist der Eintracht, de» «Lust des FreimuthS und der Geist d»a Fleißes auch im neuen Jahre herrschen möge. Ado. L)r. Schaffrath sprach im Namen der CollegwmS dem Vor sitzenden den wehiee-d-enten Dank für die unparteiische Leitung der Verhandlungen aus, durch dieselbe und den so oft bcwie seneir Lact und die Gewandtheit sei mancher Sau!uö zu einem auf.ichigm Paulus geworden. - Nach 9 Uhr ichloß die Sitzung. Im k Belvedere findet heute, wie alle J-Hre, eine solenne Cyloesterfeeer in beiden fei lich ge'chmtick en Lülen patt, wcbei im unteren Saal H-rr Musikdirec or pritsch mit seiner wackeren Kapelle und iin oberen Saal Le» Trempciinm. Vt IrroS Herr EtabStrampeler F. LLa^ner von 7 die I Uhr ihre entsp echenden Sylvester-Melodie.»» ertönen lassen w-rd-n. — Vorgestern hat «uf d.r Feldschlößchcndrauerei ern un be eutender Brand stattgefundcn der von den herbkigeeilten Kellnern der dortigen Restauration bald wieder ge ö chl arurde. ES war glücklicher Weise nur eine Parthie feuchte. Spähne in Brand gerathen und zwar höchst wahrscheinlich durch Weg werien einer n ch glimmenden Cigarre. — Zufällige Anlässe hatten im Herbst des Iah er 1766 den sikiischen Regierungsantritt des Kurfürsten Friedrich August IU v.n Sachsen noihw-ndig gemacht, der die zu die. sem Z.-itpurki vom »7. Dcc mber 1763 ab unter der Vor> ma»>d ch,st seines OheimS deö Administrators Prinzen .Her gestanden. Dem jüngflverflostknen 23. December gebührt die eigentliche IMjährrge Feier des Ant.iüS der Kurwürde, folg lich auch die Erinnerung an das Anniversarium der neunund. fünfzigjährigen wechseercichm Regierung Friedrich August der Gerechten. Lut den Nachwehen des siebenjährigen Krieges sein intelligentes Volk mit ent chlesserier Hand und unermuv licher BerusLtikue herauShebmd, d:e Sachsen bald zum Muster staate Deutschlands neiden treß, stand dieser hochbegabte Fürst ln riirer Stellung im Neichtverbande da. die i-n mächtig fand, dm Gefahren sicher entgegen gehen zu können, weiche die überrhei-uschen Uebergriffe in das Herz Deutschlands mrt sich brachten. Der Sachsensürstea Redlichkeit, gerechter Sinn und Interesselosigkeit flößten selbst einem Napoleon Bewun d-rung und Pietät ein, die gleichen Tugenden des zum Greise unter dem Re fe der Köni-ikrone ergrauten LanLesvaterS ge boten den Händen der Theüer Scch erS Stillstand in ihrem dwloma ischsn Geschäfte und am spaten LebmSabend huldigte Europa dem Nestor seiner Fürsten am Jubeltage seines fünf zigstcn RezierungSjahreL Welch ein B ld patriarchalischer Eröße, welch em Vorbild sür bre Furten die nach ihm von köett auf die Throne beruf-n worden sind! Segnen wir das Andenken an den König dessen Geist in verehrten Nachfol gern u-rd in einem dlüh.ndcn Fü-flenstammc sortwaltc»! — Kaum sind die Feierstunden des Weihnachtssester ver> gangen, da naht heute wieder eine wichtige Episode im Men- fchenl ben, der Abschluß d«S Ja' " Wir lassen die senti mentale Betrachtung diese. Kataj s für bessere G-legen heit et b ängt uns aber dennc am von aller We t Freude und Lust gefeiert n Syl abend nicht zu ük gehen. Wie jeseS Fest seine e.^ Feier hat, so auch 3l. December, der letzte Tag der JehrcS Man will, w man nicht mit ganz zerrissenem Herzen die P.!ge>r»ise durchi Leben macht, dich nicht ganz ohne eine xevffe Fröhlichkeit diesen Scheide- und Wendepunkt vcrübergehen taffen, man will mit Jubel und Wonne in das neue Jahr sich hinein« leben und den Augenblick freudig begrüßen, wo der letzte Gleckenschlag um 12 ll;r die Freuden und Leiden von zwölf langen Monaten bei Leite wirft, in die Rumpe kammer der Vergessenheit. Darum sind auch die Vorbereitungen dazu keine k einen; öffentliche Locale, Familien rc. beeilen sich, Alle« zu ordnen, was für einen so allgemeinen, großen unv wich-igen Festabend nöthig ist. Selbst der Einzelne tenkt darüber nach, w« und wo er den Abcnd verleben, verjubeln will; denn ei,»e dampfende Bowle fehlt wohl auf keinem Tisch und mit einem Glae Punsch oder Grog begrüßt selbst der alleinstehende Erdenmensch den ersten Glockmschlag des neuen Jahre«, wenn mcht etwa Gram und Sorge oder gar die bitt.rste Rorh an seine Thürs klopft. Die Materialiaden, die Epiriiuosenhand- lungen sind stark fnquenlirte Locale. Lus ihren wird die Grundeffenz geholt, d<e dann mit kundiger Hand zum dampfen dm, duftenden Labsal umgewandelt wird. Der Name Ehr- seltuS, der in der Filiale Ranilch, Amalienstraße 29, bei jedem Glai« au« der glühenden Bowl« auftaucht, spielt am 31. De- crmber eben so eine große Hauptrolle, wie die anderen unserer beliebtesten Firmen dieses GmreS. Und welche Wünsche steigen nicht i« Herzen Aller auf, welch« Wün che wer en nicht mündlich und schriftlich g'gensettlg dargebracht welche Toaste nicht ausgesprochen ? Die GratularionSkarten Literatur blüht dieses Jrhr, wie immer; Neues und immer Neuer wird in diesem Genre ersonnen, um in Witz und Ernst den Be- kannten d'e Ankunft der neuen JrhreS in feierlich« Erinne rung zu bringen Luch diesmal hat di« Papierhandlung von Schütze, große Meißnerstraße 1, einen großen Contingent allerliebster Neujahrskarten afforttrt, die mit ernsten und hei. Irren Wünsch.» daü Gratuliren selbst sür die Ferne eiletch tern Jmprovifi'te derartige Verkaufsstellen finden wir auf den öffentlichen Plätzen in den l-icht h.ngeZellten Buden, wo Jeder daS Sein« findet, was er braucht, um Bekannten. Freunde» und Verwandten selbst die ke cheidenste Karle als Gratulation senden zu körn.n. Festmahl und Tanz ist es, da« den Schluß des alt.n Jahres f-iert, Festmahl und Tanz ist es, mit Lenen wir in eine neue Sera h neinsteuern, und so wünschen wir Allen einen fröhlichen Sylvesterabend und neue, süße Hcffnungen für da« kommende Jahr. — Heber di« neue Regulirung d.« Betriebe« der vor Aurzrm an den Lira übergegangenen AlöertSbahn giebt man Pch mancherlei kermulhungen hi», Vermuthunxea, welche wohl sammt und sondert ihres Grundes entbehren Abgesehen von den Gerüchten über Abänderung der bestehenden Fahrplane«, will man behaupt» n. daß eben so wie an dem Haltepunkte Plauen, auch an de« Halrepu-.kten Drüben und Hainsberg künftig nur wenige Personenzüge hakten würden Anderen Versionen nach solle nreffen wenigsten» Hainsberg olS künf- tige Güter und T lezraphm Exoediton von dieser Maßregel verschont bleiben Dem sei jedoch, wie <h«, wolle Jeden falls dürfen die Betheiligten sich der Hoffnung htugeben, daß die nunmehrige Verwaltung der Bahn durch den Staat gewiß eben so billig die Interessen dcS 4000 Grnwohner zähl»den Ortes Drüben mit seinen Fabriken und de« OrteS Hainsberg mit seinen Fabriken zu wakren suche», wird, als LteS Seiten der früheren Ve-waltung durch di, Aetim G sillschafi gescheh-n. Dm Wünschen beiocr Ortschaftei» nebst Um, egend dürfte sicher am Besten entsprochen werden, wenn an Stelle des zwischen Drüben und Hainsberg gelegenen Bahnwärterha.iscS ein ge mcinsamcr Bahnhof rrriLl,t und beide Haltepunkte in dieien verschmolzen würden. ittlö Anlage für Güter, Post und Tetegraphen.Expedition wäre dieser Mittelpunkt am geeignetsten und Terrain zur AuLdreiiung des Bahnhofes ausreichend vo hangen — U,b;r dcn vor. uns bereits gcstrn g molbeim bedeu» lenken Ei-rbruchsdiebstahl köw ea wir ergänzend bericht », daß der bestohlene Herr an jenem Abende seinen Freunden einen Ball in Meinhold'S Sälen gab und aus diesem G-ur.de seine Wohnung am Räcknitzplatzc momentan gänzlich unbewacht ge. blieben ist. Natürlich hat die Nachricht von dem Diebstahl den ganzen Ball gestört. — Ein vorgestern im sogen. Pieschener Winkel aus der Eibe gezogener Leichnam ist als Derjenige eines hier in Diensten gestandenen, auS der Lausitz gebürtigen Markthelferü recognoScirt worden Wie man erzählt, ist der BedauernSwrrihe lediglich deßhalb freiwillig aus dem Leben geschieden, weil er von seinen Principalen, denen er übrigens Jahre lrnz treu gedient hatte, wegen einer geringen Nachlässigkeit zurechtgcwiesen worden war — Wir erhalten folgende Zuschrift: Eine de« hohen Stande angchörige Dame aus Rußland, welche be.eitS etliche Jahre in Dresden lebt besuchte in Gesellschaft mehrerer Da men am Donnerstag um 1l 1l-,r Abends die katholische Hof kirche, um der daselbst gehaltenen Messe bizuwohnen. Eämmt liche 'uns Personen gehören zur römisch-katholischen Kirche Als die Damen die noch frei gebliebenen Sitz Plätze einneh wen wollten, tritt zu ihnen plötzlich einer der mit mächtigem Stocke bewaffneten Pott-erL und fordert in sehr barscher Weise die Damen aus, düse Plätze zu verlassen. In der Meinung, daß diese Plätze vielleicht für irgend eine Familie reservirt worden seien, wollten die Damen sich andere such-n; vorn standen noch vier Bänke unbe'etzt. Unverzüglich erschien auch da der Herr Aufseher mit dem großen Stabe und behandelte di« Damen aus eine noch verletzendere Weise. Nachdem die selben auch j-ne Plätze verlassen halten und andere einnahmen, gerieth der Mann in wahrhaft fanatischen Zorn. Jetzt schie nen auch die Damen ibre Geduld verloren zu haben , Listen Sie u, S ruhig sitzen' sagt- die Aelteste von ihren — .Nein, Eie können hier nickt sitzen", antwortete brr Stockbewsffnete. — .Warum nicht?" — .Sie sind keine Katholikinnen." — .Woher wissen Sie dak ?" — „Ich kenne Sie nicht." — Hiernach muß alG jeder Katholik in Dresden entweder die ' "rsövliche Bekanntschaft deS Stocks 'rS zu machen suchen, ^r sein Taufzeugniß mit in di b- bringen um d»s echt zu „langen in der katholisch skirche während t»K «soiteSdiensteS auf einer der Bän. r zu dürfen. — Ab- -esehcn von diese« Vorfälle, ist i ept zu wünschen, daß diele kirchlichen GenSdannen. al« nicht mehr zeitgemäß, abge- schaffl würden, da ja dergle chen in protestantischen Kirchen auch nicht existirm, und man von w.sentlichen Störungen deS Gotterdicnster do>t gewiß höchst selten etwa» hört. — Montag, den 4. Januar, findet in MeinholdL Sälen der vom Lomite für das Taubstummen.Asyl alljährlich um Neujahr veranstaltete Ball statt und wird derselbe voraussicht lich wieder sehr zahlreich und glänzend besucht werden. — — Gestern früh ein Viertel auf fünf Uhr ist Se. Exc, der geh Raih I)r von Langen« zu einem Hestern Sein ru. hig entschl>sen. W'e wir bereits berichtet, wurde der so hoch v:rchrte Mmn am Montag Mittag« um 1 Uh, von einem Schlaganfall heimgesucht, nachdem er noch den Vormittag übe, an sein-m GeschichiLwerk „Maria Theresia" gearbrit.t hatte, dal der Vollendung entgegen ging Sein treuer Diener Herklotz, der 24 Jahre lana in seinem Hause und stets um ibn war, b.rief durch ein Telegramm sofort dcn Sohn Sr. Exccllenz, der sich auf ein r Jagd beim Grafen Stollberg be fand. Seit jevem verhängnihvoll-n Moment kehrte die Be st avunz nur schwach zurück, trotzdem zwei Aerzte, der Herr geh Rath Ur CaruS und Herr llr. Pfaff ihm die größte Sorgfalt w'dneten. Die Erkundgungen nach seinem B«sin- dln mehrten sich in nie geahntem Maaße und noch am Dien» tag erschien, da S. K. Hoh. der K-onprinz abwesend, dest.n Gemahlin persönlich im Hause, ohne jedoch den schon im Hin» scheiden begriffenen theuren Mann noch einmal zu sehen, der bekanntlich der T-zieher ihre« Gemahls war und dem Königs haus« in Leid und Freud sich unbedingt al» der treueste An- Hänger «wie«. In Gegenwart seine« Sohreö und seine, zwei Diener hauchte er ruhig, ohne großen Kampf de» Todes seinen reichen Geist aus ging «in nach den Gefilde« ein«, schöneren Natur. Am 26. der kommenden Januar hätte er seinen 71. Geburtstag gefeiert. Di« schönste Feier bereitete er sich noch am vergangenen Weihnachten, wo er sechs arm« Kinder in seine Wohnung kommen ließ. Er zündete den Christbaum mit seinem Dirner Herklotz selbst an und als i» Glanz« desselben sich di« Kinderherzen an den gespendeten Gaben erfreu.en, al« sie dcm edlen Geber dankerfüllt di« Hand drückten, da glänzte eine Thrän» in seinem Luge, deren Schimmer dm Sinn überstrahlte, womit da« Verdienst sein« Brust geschmückt. Er freute sich kindlich mit Kindern zur Erinnerung deü Tages, «o einst da» Sonnenjahr der Völker- erleuchtung begann, unv ordnete dann als gute, und gewiss». Hafter Hausvater all« seive Rechnungen, bestimmte dir Neu- jahrSgelder für ZeitvngSträgcr, Bolen und Alle, die ihm einen Dienst im Laufe deS Jahre« erwiesen. Und in jener Stunde bestimmte eine höhere Hand dm Abschluß seines LebevS, winkte ihm schon der Friedensbote zu« Hintritt an dm Richterstuhl de« Ewigen Er wirb vor ihm bestehen al« ein Weiser, weil er rin guter Mensch war. zugleich von Natur und gut au» lieberzevgung. Mag er auch in letzterer Zeit im Bereich da Neuere-, manchen Neider gehabt haben, di« groß anzelegtea Con oureN seines Daseins har der nun Verklärte mit alen Mitteln seines Geistes und seine, Person gewißlich aurzusüllm gesucht. Gleich wie sich zwei Jahr« di« Hände reichen um seine irdischen U benesle aus dem alten in den neuen Zeit- laas zur Einsrr.kuvg hinüberzuführm, so auch werden sich di« Sr.mmen a» seinem Grabe vereinigen. Da» Königshaus ver» li.rk i" ihm den Inbegriff unwande.ib.rrcr Treue, der Staat Enen seiner ersten Beamten, die Menschheit aber Emm, bst n Herz sür sie glühte unv s-»ne Tage nach guten Thaten ,ähl»e. — Thürme mit ihren Uhren und Glucken sind die Lei- chmfieine der Zeit und die wehmüthige Empfindung, deS Jah ns letz!« Stunde schlagen zu hören im Glocken«hurm „hoch oben in deö Wächters Stube", kann man ,u Dresden auf dem Kreuz,hurm wahrnehmer,. Im vorigen Jahr geschah dicß vielfach von ruhigen, der Betrachtung fähigen Neujahröwan- derer« und heurc Nacht bietet der Vollmondschein noch beson ders willkommene Gelegenheit die Residenz in Luna'S mildem Glanze zu betrachten was nicht nur eine» schönen Anblick, sondern eine Erinnerung sür die ganz; Lebenszeit gewährt. — Vor einig n Tag-n ist in der Seihe von Bodenbach ein Mann erhängt aulgesunden worden, der seiner Person nach dort nicht bekannt ist, von dem aber angenommen wird, daß er aus Sachsen gebürtig oder dort wenigstens gewohnt, und aus Sachsen nach Bodenbach wahrscheinlich nur in der Absicht gekommen sei, um sich daselbst daS Leben zu neh men. — r»ge»»efchtchte. Berlin, 29 December. Die „V-Ztg." schreibt über den türkisch-griechichen tzonflict: Noch in dieser Woche, am Sonnabend, werden sich die Vertreter der Großmächte und der Türkei in Paris versammeln, um eine Lösung de» schwebenden Streite« zu versuchen. Srrechmland wird bei dieser Eröffnung officiell nicht vertreten sein, aber dem Pariser , Constitutionnel" zu Folg« dürfte ein Vertreter desselben vor dem Schluß der Consecenz über Fragen, die im Bereiche seiner Competmz lie- gm, gehört werden. Lange Zeit werden die Verhandlungm nicht in Anspruch nehmen; eü muß sich bald z.igen, ob eine Einigung mögl'ch ist oder nicht. — Wie der Berliner Corre- spondmt der „K Zig" rniitheilt. sucht Feankreich zunächst di« Unterzeichner deß Pariser Frieden« sür folgende vorläufig« Grundlagen der Verathung zu gewinnen: Aufrechihaltung de« «Ueiu.-! -zua in Kandia, Srstirung der in dem türkischen Ulti matum angcdrohten Maßregeln insbesondere der Ausweisungs- Maßregel, die indessen ihre praktische Bedeutung schon jetzt so gut wie verloren hat; endlich die Unterstützung tm Wesent lichen derjenigen Forderungen der Türkei, die von allen Mäch ten als begründet angesehen werden. Man zwe-.felt nicht an dem Erfolge des vor» Frankreich unternommenen Schritte». England das am Meisten gegen Griechenland ring nommen ist, soll wünschen oder doch bis vor wenigen Tagm dahin ge wirkt haben, daß Griechenland vor dcm Zusammentritt der Confermz sich zu der Annahme fast sämmtlicher in der Note der Türkei vo ^ «.niste bereit er kläre. Frankr dessen wohl durchs» ingen. «r»>, «-,1.,»»^ „ . ßig in Kon- stanttnopel und Athen w-rksam sein. Es ist natürlich selbst verständlich, daß dor Zusammentritt der Confermz nicht von der vorhenzcn Einigung über die gedachten Vorschläge ab hängig ist. * Geistreiche« Gebühren eines CharlatanS- ES war Jrhrmarkt in einer kleinen Stadt an der Grenze de« Departement du Bar. Eine zahllose Menge umgab eine« bunt lack rtm, reich vergoldeten Wrgm, vor d°m zwei statt liche graue Caroflmpferde angeschirrt standen, und daneben galonrrte Bedienten, darüber umsormirte Musikanten, dir von Zeit zu Zeit Proben ihrer Kunst gaben. Oben auf de« Sitze stand ein elegant gekleideter Gentleman der Zähne um sonst «uSriß und dabei eine Unzahl von Flaschen llmvcrsal» medicin gegen alle menschlichen Lüden v rkaufte. Anfang« war die Kauflust sehr groß, bald aber begann sie nachrulaffm.. Da rief e» mit einem Mal«: .Platz da PlatzI" Und die Meoge wich nachgiebig einem Reiter auf schweißtriefende« Pferde, er reitet an dm Wunderdoclor heran und übergiebt ihm einen riesengroßen Brief mit «ächiigem rothen Siegel. — Fonianarosa sieht den Brief an, wendet ihn hin und her, und als er ein königliche« Wappm erb! ckt, spielt er dcn höchst Ueberraschtm, öffnet und zieht ein Schreiben mit breitem Goldrand heraus; «r verkündet pomphaft dem versam«elten Publikum, daß die KLnig-n-Wittwe von Preußen ihn sofort nach N-zza brrufe, um sie von schw-um Leiden zu befreien. Dann nach einige« Nachsinnen, während er einen innerer» Kampf zu bewältigen scheint, giebt er dem Reiter ein groß» müthigeS Trinkgeld, wirft die königlich« Botschaft verächtlich beiseite und ruft der verdutzten Menge zu: „Erst da« Bolk und dann die Fürsten!' Ein Hurrah folgt diesen Worten, und er macht sich daran, wieder plebejische Zähne außzuziehm. * Ein verhängntßvoUer Diebstahl. Ein Ereig- niß daS entsetzliche Folgen haben kann, hat sich in Groß- wardein zugetragen. Am 14. December haben nämlich da selbst Dieb« ein Faß gestohlen, welche« einen Centner Arsenik enthielt! Wenn man bedenkt daß man diese« Gift in Folg« seiner weißen Farbe und seine« süßen Geschmackes mit Zucker verw-chseln kann und daß möglicher Weis« unverständige Bauer« da« Faß gestohlen haben, so kann man sich die haarsträuben, den Folgen diese« Diebstahls denken. Die Großwardein« Stadthauptmannschaft hat denn auch schleunigst alle Obrig« keitm und Gemeinden mittelst Publikation von dem Diebstahl verständigt und jeden Menschenfreund aufgefordcrt, augenblick lich die geringste auf diesen Gegenstand bezügl che Nachricht zur Anzeige zu bringm. * DaS Theatre du Chatelet in Paris wird ein neue« Schauspiel über die englische Expedition nach Abyssinien auf die Bühne bringm, und wird in Decorntton, Kleidung und Ccmerie daS Vorzüglichste leisten. DaS Stück wird 200,000 Franc« kosten.
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