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Dresdner Nachrichten : 27.08.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-08-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186708272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18670827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18670827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1867
- Monat1867-08
- Tag1867-08-27
- Monat1867-08
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.08.1867
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'1! Dem hiesigen Mänriergesangverrine Apollo wurde vor gestern der Gegenbesuch des Musikvereins zu Außig zu Theil, in desien Gemeinschaft der crstere einen höchst angenehm ani- micten Tag verlebte, dessen Freuden wiederum lebhaft an das große Gesangfest 1865 erinnerten. Gemeinschaftliche Mittags tafel im Münchner Hof und ein Sommers am Abend hielt die Mitglieder beider Vereine in größtem Frohsinn bis spät Abends verbunden, worauf die Außiger Gäste — welche hier zuvor der Johanngeorgenstädter gedacht hatten — ihre Heimreise un ter vielfach kund gegebenem Ausdrucke ihrer Freude über einen heiter verlebten Tag in Dresden wieder antraten. — Dem Regisseur und Hofschauspieler Herrn von Strantz wurde vom Komitee des Rigaer Stadttheaters ein Engagement als Darsteller und Direktor mit 4000 R. S. Gehalt angebo ren Auf die Anfrage bei der Königl. Generaldireetion von Setten des Herrn von Strantz, der dies ebenso schmeichelhafte als einträgliche Anerbieten nicht unbeachtet lassen wollte, wurde rhm der Bescheid zu Theil, daß man mit seiner Wirksamkeit am hiesigen Hoftheater so zufrieden sei, daß sein Abgang nicht wünschenSwcrth und allerhöchsten Orts nicht zu befürworten 'ei. Herr von Strantz hat keine weiteren Schritte für seine Entlassung gethan und verbleibt somit dem königl. Hoflbeater auch fernerhin, was in Anbettacht seiner Thätigkeit und son stigen bekannten Vorzügen nur zu wünschen war. — Das in Freiberg garnisonirende Jägerbataillon Nr. 12 ,Kronprinz" rückt den 4. September in Eantonnements in die Zwickauer Gegend ab. — Wie der Omnibus-Verein im heutigen Blatte bekannt macht, stellt derselbe die Versuchsfahrten vom Pilluitzcr Schlage nach Friedrichstadt am 31. August wieder ein. Hätte er in seinem Interesse und da die Wagen fast immer leer fuhren, wohl längst thun sollen. — Am Sonnabend Abend schickte eine in der Pirnaischen Vorstadt wohnende Frau ihr zehnjähriges Söhnchen zu einem in der Nähe wohnenden Seifensieder, um eine Kleinigkeit zu kaufen und gab dem Knaben zu diesem Behufe ein Zweigroschen- Aick mit. Vor dem Laden des Seifensieders gesellte sich zu dem Kleinen ein wtwa fünfzehnjähriges Märchen, frug den- 'elben, was er homr wolle und erbot sich, nachdem sie dieses erfahren, für ihn den Einkauf zu besorgm. Der Knabe ver traute sich harmlos dem Mädchen an und gab ihm das Geld stück. Das Mädchen händigt auch kurz darauf dem Kleinen den erkauften Gegenstand ein und übergab ihm zwei in Papier gcwickette Pfennige mit dem Bemerken, daß dieses das zurück- erhaltene Geld sei und er seine Mutter nur von der „Auguste" grüßen möge. Der Mutter war natürlich die „Auguste" un bekannt und es ergab sich, daß die Schwindlerin den größtm Theil des zurückerhaltenen, wenn gleich geringen Geldbetrages unterschlagen hatte. Jedenfalls zu ihrem großen Leidwesen wurde die saubere „Auguste" noch am selbigen Abend von der Behörde ermittelt und verhaftet. — — Am vergangenen Donnerstag hat sich in Schulpforta der dortige Oberlehrer Ilr. Kretschmar erschossen. Er halte sich erst vor .Kurzem mit einem eben so schönen als begabten und einer in hohem Ansehen stehenden Familie angehörenden Mäd chen verlobt. — In der vorvergangenen Nacht ist von einer Treppe eines Hauses auf der Palmsttaße ein Bewohner des Nachbar hauses, der sich in das zuerst gedachte Haus verirrt, in den Hof herab gestürzt und dadurch nicht unerheblich am Kopfe verwundet worden. — — Oeffentliche Gerichtssitzung am 26. Auguk. Der Schlossergeselle August Theodor Schade, aus Eibenstock gebürtig, 20 Jahre alt, war mit dem Bäckergesellen Clauß be kamt, besuchte denselben oft in desien Wohnung auf der Frie sengasse, und benutzte dich zu einer verbrecherischen That. Elauß oc'aß eine silberne Cylinderuhr, welche er in seinem Koffer lie gen hatte. Dieser Koffer war offen, befand sich aber in einer verschlossenen Kammer. Am l. Äug. d. I. nun ging Schade :n die Wohnung des Elauß, schob mit einem Messer den Rie gel des Schlosses der Kammer zurück, gelangte so in die Kam mer und entnahm aus dem Koffer die Uhr. Er versetzte die selbe für 2 Thlr. 15 Ngr. und verkaufte den Pfandschein für 1 Thlr. 7 Ngr. 5 Pf. Einige Tage vor dem Diebstahl ging Schade mit einem Zettel zum Bäckergesellen Friedrich in Losch- witz, unterzeichnet Elauß, in welchem Friedrich ersucht wurde, dem Ueberbringer 15 Ngr. für ihn auszuzahlen. Dies geschah >nrch, aber Schade hatte diesen Zettel selbst geschrieben, und mit falschem Namen versehen. Als die Sache entdeckt wurde, e-. stattete Schade dem Friedrich 10 "Ngr. zurück. Staats anwalt Held beantragte die Bestrafung nach den Zu geständnissen des Angeklagten mit Berücksichtigung des Um standes, daß derselbe bereits einmal wegen Fälschung des Ar beitsbuches mit 4 Tagen Gefängniß bestraft worden sei. Das Urtel lautete aus 7 Monate l Tag Arbeitshaus. — In der zweiten Hauptverhandlung erscheint ein altes Mütterchen in den sechziger Jahren auf der Anklagebank, welche aber wegen Eigen- thumsverbrechen vielmals bestraft worden ist. Christiane Wil helmine verehel. Andersohn, geb. Miersch, hat seit den dreißiger Jahren elfmal Gefängniß-, Arbeits- und Zuchthausstrafe erlit ten, darunter auch eine fünfjährige ArbeitshauSsttafe. Diesmal handelt es sich wieder um zwei Diebstähle. Die Andersshn wohnte auf der Zahnsgaffe; gegenüber befindet sich ein Bäcker laden und im Hinterhause eine Schlosserwerkstatt. In den Vormittagsstunden des 1. Juli ließ die Andersohn sich beim Schlosser einen Stahl glühend machen, sie mußte bei der Küche des Bäckers vorbei. Dort lag ein dem Dienstmädchen Riedel gehöriger Kaltanrcck. "Nach kurzer Zeit bemerkte das Dienst mädchen den Diebstahl und hielt die Andersohn siir die Diebin. Plötzlich bemerkte sie dieselbe mit einem Korbe die Zahnsgaffe heruntergchen, sie ging nach und traf die Andersohn in einem Hause der Annenstraße stehend, den Nock sich ansehend und untersuchend. Ihr gegenüber gestand die Andersohn auch die Entwendung ein. Heute, sowie in der Voruntersuchung stellt die Andcrsohn den Diebstahl in Abrede; den Nock habe sie von einer gewissen Frau Strohbach, oder wie sie früher gesagt hat, von einer Frau Nocksttoh auf der Louiseustraße zum '-»kauf erhalten. Sodann ist sic avgeklagt, am 8. Juli einer gewissen Wolf aus einer verschlossenen Kiste, nach gewaltsamer Erbrechung derselben, einen Lustrerock im Werthe von 3 Thlrn. gestohlen zu haben. Auch davon sei kein Gedanke wahr, wie sie sagt. Die Aussagen der Verletzten und andere Zeugen be- züchtigen die Andersohn jedoch stark, namentlich ist erwiesen, daß sie zur Zeit des Diebstahls allein in der Kammer gewesen ist, wo die Kiste stand. Auf Grund derselben beantragt daher auch die Staatsanwaltschaft, vertreten durch Herrn Roßteuscher: in diesem Falle, wie im ersten, die Bestrafung der Andersshn, welche mit l Jahr Zuchthaus erfolgte. TageSgefchichte. Stuttgart. Der „Stuttgarter Beobachter" giebt über den glänzenden Empfang, den Kaiser Napoleon in Stuttgart gefunden, folgenden im Stile Peter Hebel's geschriebenen Be richt: Jneognuo kam Sonnabend Abend um 8 Uhr ein fremder Herr aus Paris mit seiner Frau in Stuttgart an; derselbe benutzte einen Extrazug, der aus 8 bis 10 Wagen bestand, die ihm alle selber angehören. Die Herren v. Varnbüler, Papa Taubenheiin und Herr v. Scheeler waren dem unbekannten Ehepaare bis an die Landesgrenze entgegen gefahren. Ein Regiment Soldaten oder zwei waren zufällig im Bahnhof aus gestellt und als der Herr Jncognito hereinfuhr, spielte gerade eine Musil. Auch waren viele Tausend Stuttgarter auf den Beinen, von denen sich ein großer Theil vorgeseht hatte, eben an diesem Tag und um diese Stunde den neuen Bahnhof zu besehen, so daß in dessen Gängen und Wartesälen ein großes Gedränge entstand. Der Pariser, welcher natürlich auch von dem schönen neuen Bahnhof zu Stuttgart gehört hatte, von dem alle Welt spricht, wollte diesen gleichfalls besehen und so kam er, indessen sein Zug Wasser schöpfte, heraus und wandelte durch die Halle. Bor ihm her gingen zwei württembergische Officiere mit gezücktem Schwert, offenbar um das Jncognito zu wahren. Das Merkwürdigste aber war, daß, als einige Buben beim Anblick des Parisers anfingen, Hoch zu rufen, der ganze anständige Theil des Publikums einfiel und gleichfalls Hoch! rief. Nur einige verkommene Menschen, wahrscheinlich Demo kraten oder sonst verbissene Politiker, riefen Pfui! und: Schweigt doch, er ist ja ein Tyrann! oder: Seid Ihr auch Deutsche? oder: Schämt Euch, Ihr Rhcinbiindler! Allein solche Remon strationen verloren sich in der allgemeinen Demonstration, und jedenfalls hatte der Pariser nur Ohren für den Jubelruk, für den er verbindlich dankte. Als er zu seiner Madame in den Prachtwagen zurückgekehrt war, sahen sie beide noch eine gute Weile zum Fenster heraus und lächelten und unterhielten sich aufs Freundlichste mit einigen vornehmen Stuttgarter Herren, bis der Zug abging. Zufällig machte man wieder Musik und die guten Stuttgarter riefen zum Abschied noch einmal Hoch! gewiß nur, um der kleinen netten Frau eine Freude zu ma chen, welche mit dem schwarzen Hütchen auf dem Kopfe so täubchenhaft neben ihrem Herrn Jncognito zun: Fenster heraus grüßte. Denn obgleich man wohl sehen konnte, daß das Pär chen nicht mehr auf seiner Hochzeitsreise war, so freute doch die gemächlichen Stuttgarter das vortreffliche Aussehen der beiden Unbekannten, und die Stuttgarterinncn ihr ersichtlich treues eheliches Zusammenhalten. Ausgefallen ist auch, daß gerade Diejenigen, welche mit dem Herrn Jncognito in dem gleichen Salonwagen sich befanden und hohe Orden trugen, meistens wie GenSdarmen in Civil oder Douaniers sussahen, während in den anderen Wagen, welche für die Bedienung bestimmt zu sein schienen, seine und verschmitzte Gesichter zu sehen waren, die man für Diplomatm hätte halten können, zumal die we nigsten Livree trugen. Freilich ein Alter lief dazwischen herum, der war ganz wie aus Gold verfertigt, wahrscheinlich um an zudeuten, dieser Dimer sei treu wie Gold. Die Bedienung zeigte übrigens viel Selbstbeherrschung, denn als die bravm Schwaben einmal über das andere Hoch! riefm, lachte keiner, obgleich man ihnen ansah, wie nahe cs allen stand. Vermuth- lich haben sie nachher rechtschaffen gelacht, als der Zug draußen war. Uebrigcns kann dieses Hochrufen sehr traurige Folgen für Württemberg haben. Denn die Berliner nehmen es rmmer sehr übel, wenn man hier zu Lande dm Parisern Freundschaft bezeugt, und es ist leicht möglich, daß wenn sir uns von dort wieder Occupatron ins Land schicken, wir das nächste Mal dm preußischen Brüverkm zur Strafe 16 statt 8 Eigarrm per Tag zu rauchen geben muffen. Irrungen entstehen ja gewiß in Stuttgart so leicht als in Frankfurt und in Kassel. Das beste Mittel, um Mißverständnisse zu verhüten, wäre, wmn der Kö nig von Preuhm, etwa auf der Reise nach Hohmzollem, selbst hier durchkäme, natürlich gleichfalls incogntto. Wir garanti- ren, daß ihm eben so lebhaft Hoch gerufen würde, wie dem Pariser, in demselben Bahnhof und von denselben Leuten. Madrid, 24. August. 830 Insurgenten sollen in der Provinz Aragonim gefangm gmommen worden sein und 280 Insurgenten die Waffen gestreckt haben. (Dr. I.) Wanderung durch die Gemälde-AuSfiellung auf der Brühlschen Terrasse. (Fortsetzung.) Willkommen, selige Weihnachtszett! ruft man unwillkürlich, wmn wir uns dem zierlichen Bilde nahen, das unter siir. 16 uns Rudolf Epp in München gespendet. „Am Christabend." Seht die alte gute Großmutter mit dem freundlichen Gesicht, ihr Enkelchm, ein herziges Mädchen aus dem Volke, hat die Hand mit der ihrigen vereint. Diese Augen der Klemm voll Heiterkeit und Unschuld. Jedenfalls erzählt die gute Alte vom heiligen Ehrist, während die Mutter des Kindes im Nebenzim mer den Tannenbaum anzündet. Es ist der Moment kindlicher Erwartung und gern verweilt der Beschauer bei dem Bilde, das ihn in seine Jugendzeit zurückführt, zurück in die erwar tungsvolle Dämmerstille zur Erinnerung jenes Tages, mit dem dereinst das Sonnenjahr der Völkererleuchtung begann. — So schön wie der Gedanke, ist derselbe auch von dem Maler durch die Eompvsition und kräftige Farbe ausgesprochen. Gleich rühmlich an dieses Bild setzen wir Nr. 121: .Großmutters Liebling" von Friedrich Wolf in Dresden. Fortschritte an. Wir wünschen nur etwas kräftigt»« und wär- mere Färbung des Colorits, sowie etwas weniger subtile, fast ängstliche Ausführung des Hintergrundes. In seiner „Vorbereitung zur Kirchweih" (Rr.429) bringt uns unter Anderem der joviale Genremaler Wendler ein wahrhaft hübsches Bildchen. Auch hier herrscht ein poeti scher Gedanke vor, der fein in Farbe und Zeichnung zur Thal gekommm. Eben so freudig sind drei Bilderchen von Seydel zu be grüßen, von dmen „Unglückliche Botschaft" sich besonders auszeichnet. Es ist eine Scene, die als Nachhall des Kriege» in HauS und Herzen spielt. Das Ganze, klar und verständ lich, wirkt ergreifend und giebt somit den besten Beweis, wie charakteristisch sich jede der Figuren bei dieser Trauerkunde ge staltet. Besonders gelungen ist der vom Schreck erfaßte und dennoch gleichzeitig in Resignation beharrende Vater. „Festen Much in schweren Leiden" zeigt er sich als Mann und ergiedt sich in die Fügung des Schicksals. Wollte sich der Künstler einer etwas weniger trüben Färbung hingebm, die seine Werke kennzeichnet, so würde er einem Wunsche Nachkommen, dm ge wiß so mancher Kunstfreund in der Stille mit uns theilt. Zwei Bilder von Theodor Thieme (l06 und 107): „Die Wittwe" und „Bete für den Vater" habeich früher bereits lobend erwähnt. "Noch immer erwecken sie den tiefen. Ernst, der in allen Gebilden dieses Künstlers waltet. „Wie Alles sich herrlich zum Ganzen webt", dieser Aus spruch des Faust drängt sich bei Betrachtung des Bildes Nr. 283 auf. „Rastabend im Walde", „Polnische Flößer", von Fräulein Emelinc Friedrichsen in Düffeldorf. „Ehret die Frauen", die so zeichnen und malen können, wie eS hier ge schehen. Ein schön componirtes Bild mit einer Stimmung und fein charakteristischer Zeichnung, wie es selten u.tter einer Frauen hand hervorgeht. Göthes Worte auS seinem Taffo: „Willst Du erfahren, was sich ziemt, so frage nur bei edlm Frauen an", könnte man in Anbetracht dieses BildeS so manchem Maler zurufm, denn es verkündet strengen Ernst des Studiums der Kunst, wie Phantasie in schönster Entfaltung. „Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein!" nämlich 105; „Ein Pickenick" von Ferdinand Thieme. Jedenfalls war die PrüfungSeommisfion nicht zu Hause, als dies Werk zur Begutachtung ankam, dem man das Motto gebm könnte: „Liebes Lieschen, weißt Du was. komm mit mir ins grüne Gras". — Es erinnert mich dies Bild an die Esel vom Sanrt Bernhard, die früh beim Ausmarsch schon einen Hieb bekommen und nun bei jeder schwierigen Stelle hintenaus feuern und ihre Eapriolchen machen. An diesen: Pickenick kann man sich wirk lich den guten Geschmack verderben. Deshalb hinweg und hin zu Meno Mühligs „Zigeu ner im Walde", Nr. 383. Hier ist Leben und Productivi- tät, als sei es dem Künstler gegeben, die Figuren so zu sagen aus dem Aermel herauszuschütteln, wo eine jede dann doch noch am richtigen Platze steht. Schon seit Jahren erregt dieser Künstler durch treffliche Gestaltung seiner Gedanken die Auf merksamkeit, und wenn seine Bilder hier und da strenger durch geführt wären, würden sie uns an die besten Schlupfungen der Niederländer erinnern. Noch einmal gingen wir auf unserer Wanderung an dem obgenannten „Pickenick" vorüber, wo der Hausvater sein Glas Rothwein schwingt. Ich dachte mit ihm: Ich nehm' mein Gläs chen in die Hand, viva Compagneia — und fahr' damit ins Unterland — das heißt zu dem: .. Gnomen-Leben von A. W. Walther. Ein niedlich mannichfaches Bild, wie sich uns in gleichem Genre schon einige dargestellt haben. Scherz und Ernst sprudelt uns hier in viel fachen Gestaltungen entgegen und komische Situationen lassen uns auf Augenblicke den Emst des Lebens vergessen. In diesem Bereich ist der Künstler kein „Walther irrend in dem Haine", nein! er kann hier das alte Eommerslied anstimmen: „Ueberall bin ich zu Hause, überall bin ich bekannt". Was er giebt, ent springt seinem Charakter, er braucht sich nicht in Formen zu zwängen, die ihm unbequem sind. Das Ganze ist ein in Farben verkörpertes Märchen, welches noch gewinnen würde, wenn etwas mehr Haltung in Farben und allgemeine Stimmung be obachtet worden wäre, wodurch die Hauptgruppen dann mehr Geltung erlangt hätten. -'Fortsetzung folgt.) Theodor Drobisch. Schon früher fühlten wir uns veranlaßt, deö Künstlers einen- ... voll zu gedenken und erkennen von Neuen: die bedeutenden j tag früh nach Ankunft des Arztes verschieden * Eine interessante Notiz fanden wir in einem englischen statistischen Blatte über die Zusammenstellung der Nniforms- färben mit der Mortalität der Soldaten im Kriege. Darnach ist als die höchst gefahrbringendste die rothe, als die mindest gefahrbringende die graue Montrrung zu empfehlen. * Abermals ein Opfer der Verbrennung. Die auf ihrem Besitzthume nächst Stockerau wohnhafte Alexandrine v. Wollanitz, eine erst 28 Jahre zählende Dame, Tochter des sächsischen Majors v. Gran, wurde vorigen Sonnabend Nachts verbrannt. Die genannte Dame, deren Gemahl sich eben in Paris befindet, war bis spät in die Nacht, im Bette liegend,, mit Lesen beschäftigt gewesen. Dabei schlief sie ein, ohne aber die auf dem "Nachtkästchen stehende Stearinkerze auszulöschen. Um halb 1 Uhr "Nachts hörten die im Dienstbotenzimmer schla fenden Mägde aus dem Gemache ihrer Herrin lautes Schreien und Hilferufen; sie verließen eilig ihr Lager, um ihrer Herrin zu Hilfe zu eilen; aber schon im Vorzimmer kam ihnen Frau v. W. im brennenden Nachtkleide und auflodernden Haaren entgegen. Die Mädchen suchten wohl das Feuer mit den Händen zu ersticken, wobei sich eine derselben die Hände bis auf die Knochen verbrannte. Die Hilfe aber kam bereits zu spät, das Feuer hatte solche Verheerungen an dem Körper der jungen Frau angerichtet, daß sie endlich bewußtlos zusammensank. Man trug sie nach ihren: Zimmer, fand aber dasselbe bereits in Brand. Die Unglückliche, wahrscheinlich durch die Lcctürc aufgeregt, hatte das Licht umgeworsen, dieses fiel aus das Bctt, setzte es in Brand, und ehe noch Frau v. W. recht zur Besinnung kam, stand sie in Flammen. Der Brand wurde wohl bald gelöscht, doch ist Frau v. W., wie das „Frdbl" mittheitt, bereits Sonn-
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