Dresdner Nachrichten : 29.04.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-04-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187204294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18720429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18720429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1872
- Monat1872-04
- Tag1872-04-29
- Monat1872-04
- Jahr1872
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- Dresdner Nachrichten : 29.04.1872
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»» 7 M» ,» «» «»»LU» «'—» I» t»«»»». «>/,»»».. VN» «, P«» « kl»> W»»«I,, Nr. > >». L»N»^i »,S00 L«»M» Tageblatt für UnterhalLmig nud Gcschästsverkehr. tt«SwrrttgeAn»o»ke»-?lufträge?LL"° kr. 12V. Siebeuzehttter Jahrgang. »^»1: Tycovor srobisch. Dresden, den 29. April. — In einer außerordentlich zahlreich besuchten Versamm ln« deS Bezirksvereines der Wilsdruffer Vorstadt »nd Kriedrichstadt am 19 d. M. im Saale des Schicß- jauseS wurden einstimmig folgende Resolution gefaßt: „Der BezirkSvcreln der W. V. und Fricdriebst. findet den von dm Behörden entworfen » und gcncinnlgten Bc- strabung-plan der Ostralelder zwischen »Frictrichsiatt und Löbtau den Interesse» beider Staoitbcilc entsprechend und der Gewinnung von Bauwcal z» Wobnungözwcetcn sör- dcrliev. Dckpalb erwartet dee Bezirke verein bei etwaiger Ausführung von Baduhoioaulaaen, die auf beide Stadl- theile nur belebend elnwirkcn könnte uud freudig bcgrüsjt würde, thnn ichile Berücksichtigung der- gedachten Bestten-ungö- planeS, verwal rt sieb aber umsomehr gegen die Verlegung , der städtischen Slrbeitsanstalt an eine der vorzüglichsten Stellen deS Areals. Der Bezirlsvercin beamtragt seinen Vorstand, rechtzeitig In beide» Angelegenheiten siel, zu ver wenden und sodann dem Vereine darüber weiteren Vcriebr zu erstatten, wie auch die Vcbanuugoirage tcö früher v irlowidseben Grundstückes an der Wcißcritz In Friedrich- Vt thunlichst in Berücksichtigung zu nehmen." Auch der Fragekasten bot wieder vieles Interessante, u. A. Dünsche in Bezug auf Vermehrung der SchutzrcchenimWcißeritz- mühlgraben und Verbesserung seiner Barrieren, sowie die Be bauung deS ArealeS an, Marstallgebäude und die Entfernung deS Schießhause-, wie der übelriechenden Ledcrsabrikation ans der Wilsdruffer Vorstadt betreffend. Somit schloß das erste Wintersemester des Vereins unter dem laut geäußerten Wunsche, auch im Sommer ein« Sitzung zu veranstalten. -- Ein« am Sonnabend in der „Centtalhalle" staitgcsun- dene, von social-demolralischer Seite zusammrnberufene und von Otto-Walster und Eckstein geleitete Volksversammlung ist von dem überwachenden Beamten, dem Herrn Polizei-Eommiffar Weller, aufgelöst worden. Die Veranlassung dazu gab im zweiten Theile der Tagesordnung „die herrschende WohnungSnoth", die sehr erregt« Debatte über dieses Thema und die Ausschreitungen einiger Redner, welche bei Behandlung der Ursachen dieser Ca- lamität dem heutigen Staat und den Negierungen, welche wohl Geld für Casernen, Zuchthäuser und Prachtbauten, nicht aber für Arbeiterwohnungcn hätten, die Schuld beimaßen und dabei nicht allein zu dem Schlüsse gelangten: „D.shalb weg mit diesem Staate!", sondern auch aus der Versammlung vorgcschlagcne Petitionen an den Etadtrath als „Blödst in" bezcichnctcn, da das Volk nicht zu petitionircn brauche sondern fordern und sich neh men müsse.*) Eine bei demselben Thema der Redner rcferirte Aeußerung des Herrn Geh. Ncg.-Nath Friedrich bei Gelegenheit einer öffentlichen Besprechung über die WohnungSnoth, „daß man nur nicht so viel bauen sollte, dann würden die Leute von Dres den schon von selbst wegbleibcn und die Arbeiter, wie es für sie besser sei, auf das Land ziehen müssen," wurde hart angegriffen und kritisirt, wobei es ohne die üblichen Ausrufe, wie „Pfui", selbstverständlich nicht abging. Den ersten Theil der Tagesord nung bildete ein längerer Vortrag des bekannten Natur arzte» vr. Meinert über den Impfzwang, an welchen sich ebenfalls eine längere Debatte schieß, welche mit der Annahme einer von Otto Walstcr vorgeschlagenen Resolution des Inhalt»: „Die vom hpdrodiätetischcn Verein projectirte Pcti- ti«n an die Staatsregierung gegen die vom Landtage beschlossene Einführung d«S Impfzwanges mit allen,dreisten zu unterstützen" endete. Da» von den Rednern während der Debatte gegen das Impfen Vorgebracht« gipfelte darin, daß eö ein Zwang, eine Be schränkung der persönlichen Freiheit und deshalb zu verwerfen sei. Auch bei dieser Debatte mußte eine Persönlichkeit hcrhaltcn, über welche die ganze Schaale der social-demokratischen Entrüstung auügeschüttet wurde, cs war dicß Herr Prof. I)> . Wigard, der sich für einen Freund der FrcilM aue-gäbe und doch für eine Beschränkung derselben, den Impfzwang sei. Auch diesem wur den die üblichen „Pfui s" nicht erspart. — Unseres deutschen Tichterheres so zulrcff'ende Wort: ,Masch tritt der Tod den Menschen an", bewahrheitete sich aber mals am Freitag Abend an einem pslichltreuenEisenbahnbeamten, *1 Gelegentlich einer jüngst in Döbeln al'gebaltcncn Volks versammlung sprach der als Referent anwesende Herr Otto- Walficr unter Anderen auch ans: „Die Basis des früheren Norddeutschen Bundes und des jetzigen deutschen Reiches sei Hochverrat!) im großartigsten Maßstabc! Der Bönig von Preußen, der !!-><>«'. andere .«Heuige und stursten von Hotte» Gnaden fortgcjagt habe und sieb heute doch »oev Bönig von Gottcö Gnaden nenne und der Reichskanzler oder wie sonst alle die Leiter der dcntsehen Regierung beißen mögen, j^ten Hochverräther im voll neu Sinne des Wortes, denn sie hätten Viecher zu Recht bestandene Ein richtungen und Gelcße umgettoucn!" - Hat den für ticie Herren die Redefreiheit gar keine Grenzen? Haben die rau fende der Deutschen gcbl.tct für nichts als Hochverrat«, und bar« das schwer Errungene so beschimpft werden? — Sonder bar war eS bei dieser Versammlung, daß man dergleichen Äußerungen ruhig geschehen ließ, daß die Versammlung aber van» sofort aufgehoben wurde, sowie der Herr Bürger meister Thiele wortbrüchig genannt ward. Druck und Mgenthum der Herausgeber: Lkepsch K Ntichardt in Ares t 7 Rcdacteur: Julius ttrkchardt, unbekannten stlrmcn und Personen iMoiren wir nur gegen Pränumerando-Zahlung dure^ Briefmarken oker Vokteinzahkiing. Silben kosten I'/»Stgr. Auswärtige könne» die Zahlung auch aus eine Dresdner Firma anweiscn. Exp. d. Dresd.-?taähr. Dressen, Montag, ZS. April 1872. dem Oberbahnivärtcr Grumbach, der zu genannter Zeit gesund und munter seine Wohnung verließ, um die Strecke zwischen Pirna und Mügeln zu begehen und am 27. d. Vormittags 10 llhr todt in einer sumpfigen Schleuß« nahe deS Bahnkörpers bei Heidenau aufgcsundcn wurde. Erst nahm man an, daß der um 7 Uhr hier abgcfcrtigte Zug ihn erfaßt und kopfüber in jenen Sumpftümpel geschleudert habe und er darin erstickt sei; allein das ärztliche Gutachten soll, wie wir hörten, constatiren, daß Grumbach einen Schlaganfall gehabt, in Folge dessen er die steile Böschung hinabgcstürzt und in dein drrrch die letzten Regentage angcwachscnen Schlamme ein schnelles Ende gefunden habe. — Wieder ist ein Stück Waldrand in Privatbesitz übcrge- gangen. Redender neuen, schönen, weitsichtlichen Schützcncaserne, die noch aus der Gegend des Mückenthürmchens in Böhmen auf fällt, wird jetzt ein freundlicher Waldgarlcn innerhalb der Ver zäunung eingerichtet. Nebenan und nach dem schönen, jetzt aber versandeten und zcrrittenen Prießnitzgrunde hat ein Privatmann den Waldrand angekaust, füllt Boden auf und man darf hoffen, dort mit der Zeit auch Wohngebäude entstehen zu sehen. Vielleicht darf man nur mit mehr Hoffnung erwarten, daß auch die Prieß- nitzstraße verlängert wird. — Heute lind morgen sind die Anmeldungen der Vergü tungsansprüche für Quarüerlcistungen für den vierten Bezirk zu bewirken. Zu diesem Bezirk gehören nur folgende Straßen: AlbrcchtSgasse, Eircusstraße, Grunaer Straße, Mathildenstraße, Ncuegasse, Pillnitzcrstraße, Scidnitzer Straße. — Diesen Sommer wird der Große Garten in allen Thci- len vor Musik widcrhallcn, denn sämmtliche Restaurants werden zugleich Concertplätze. Heute Nachmittag concertirt der Stabstrompeter Böhme mit seinem Ehor in der Condi- torei. Es sind zu diesem Zwecke die nöthigen Arrangements getroffen worden und wird man dort, bei dem schönen Blick auf den Teich und das Schloß, einen Platz haben, auf welchem der Eindruck der Musik durch die herrliche Umgebung noch eine we scntliche Erhöhung finden muß. — Gestern Morgen bewegte sich eine seltsame Fuhre die Bautzner Straße entlang. Ein Fiaker war mit zwei Ochsen bespannt und voran ging ein Mann mit Cylindcrhut der einen großen Hund an der Kette feierlich vorausführte. Eine merk würdige Idee, der ivir vor der Hand keinen Sinn abgewinnen können, die aber natürlich große Heiterkeit erregte. — Der Naturfreund pilgert auch noch dieses Jahr fast ver geblich nach Loschwitz hinaus, falls er sich dort der sonst weithin leuchtenden Pfirsichblüthe erfreuen will. Der Gärtner und ^ der Landmann, sie sehen hoffend aus die noch übrigen Stämme, nachdem sic eine große Zahl der im vorigen Winter erfrorenen Stämme hcrauShacken mußten. Sie meinen, wenn nur die übrig gebliebenen Pfirsichstämme recht ausscblagcn und sich in Grün hüllen, da sind wir schon zufrieden. Auf die wenigen einzelnen Blüthen ist ohnedies Heuer kein Gewicht zu legen. — Ein Abonnent unseres Blattes hörte neulich auf der Terrasse ein Gespräch von zwei Damen und zwar wie folgt: „Haben Sie die Aglaja Orgeni gesehen'?" — „Jawohl, Hab' ich sie gesehen'" — „In der Lucia oder im schwarzen Domino'?" — „Nein, auf dem Dampfschiff nach Loschwitz." - Pausa, den 26. April. Mit ungetheiltcr Freude wurde gestern die im Aufträge der Sächsischen Regierung durch Herrn Geh. Finanzrath, Major Wille, vorgenommcnc ossiciellc Begehung der Mehllheucr-Wcidacr Eisenbahn behufs definitiver Feststellung der Linie und der Anlage der Bahnhöfe und Halte stellen begrüßt. Und gewiß sind die an diese Bahn geknüpften Hoffnungen gerechtfertigt, da durch dieselbe der langjährige Wunsch einer kurzen Verbindung der einzelnen Orte unterein ander und nach Außen hin in Erfüllung geht. — Unter den Thcilnchmcrn an dieser Begehung bemerkte man Seitens des Direktoriums der Mehltheuer-Wcidaer Bahn, Herrn Bürger meister Kuntze, Specialdircctor Oskar Hehler und Gerichtsdirector Steinhäuser, sämmtlich in Plauen wohnhaft. Die außer Sachsen bei der Bahn in Frage kommenden Negierungen von Weimar und Neuß, ältere und jüngere Linie, hatten Eommissarc gesendet. Hoffentlch können wir nun bald über die Inangriffnahme der Bahn selbst berichten. — Subhastationen. Morgen werden subhastirt: in Leisnig, Gottlieb Lehmann's Haus inTrcgnitz, 175 Thlr. taxirt; in Leipzig, Gottlob Klotz's Haus in Reudnitz, 3672THIr. taxirt; inWerinsdorf.ChristianKöhrcr'sGrundstiickinMutzschen, ^ 934 Thlr. taxirt; in Königsbrück, Göttlich Wächter s Baucrgut, in Niedergräfenhain, 5510 Thlr. taxirt; inLeisnig, Wichel,^ Erlcr'S Haus inVörtewitz, 1463 Thlr. taxirt; in Nossen, Julius Zschage'S Hau«, 2120 Thlr. taxirt. — Verlautbarungen ^Handelsregister. Ein-, getragen die Firma: Sächsischer Bankverein zu Dresden, In haber sind dw Aktionäre. Mitglieder des Vorstandes die Herren Wilhelm Knoop und Oswald Matthäi; erloschen die Firma: Bernhardt u. Kretzschmar. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 22. April. Bei dem SchmiedermeisterJohann Gottfried Kauer inOöergorbitz, welcher zu gleicher Zeit eine Schankwirthschast hält, wohnten im vorigen Jahre Eart Wilhelm Kästner nebst Frau. Wegen ihres Miethvcrhältnisses waren nun Wirths- und Miethsllute mit einander in Desserenzen gekommen und Kauer hatte — wie Kästner wenigstens sagt — Frau Kästner zweimal bereits zur Thüre hinausgeschuppt. Am 29.December waren nunAästner'S in der Stadt gewc,en; als sie Abends wieder ihre Wohnung auk- suchen wollen, finden sie die HauSthüre zugeriegelt und der Schmiedemeister rmft ihnen zu: er ließe sie nicht herein. Kästner übernachtet darauf, wie ihm vom Ortsrichter gkrathen, im Gast hofe zu Gorbitz, und zwar auf Kosten seines Wirthes. Am andern Tage nun begaben sich die Exmittirten früh nach dem Kauer scheu Hause, werden aber an der Thüre vom Schmicdemeister mit auS- gebreiteten Armen an dem Betreten der Flur gehindert. Dabei soll nun Kauer das Ehepaar zurückgestoßen haben, und zwar so stark, daß die Ehefrau Kästner an der Schwelle hinstürzt und sich den Fuß verstaucht; dann wäre die Frau Christiane Wilhelmine Kauer noch hinzugclommen und habe der Daliegenden noch ei« Ohrfeige applicirt ; auch Kästner'n sei ins Gesicht geschlagen wor den. So lautet die Klagschrfft des Letzteren. Dagegen leugne« die beiden Angeklagten ganz entschieden diese Thätlichkeiten. Kauer meint, er sei in voller rechtlicher Ausübung seines HauSrechtS gewesen, wenn er die beiden Leute am Eindringen in sein Hau- gchindert habe; nicht er habe gestoßen, sondern sei vielmehr ge stoßen worden; seine Frau endlich sei, was auch durch Zeuge» bewiesen wird, während der ganzen Scene fortwährend m da Gaststube anwesend gewesen. Das Dresdner Pcricht-amt er kannte darauf auf Freisprechung der beiden Angeklagten, fall- st« einen ReinigungScid leisten. Trotz des Kästner'sche« Eins»ruch wurde heute vom Bezirksgericht das erstinstanzliche Erkenntnis bestätigt. — In demselben Hause mit dem Tischlermeister Ernst Eduard Kaiser wohnte die Tffchlerswittw« Emilie Bertha Dittrich. Dieselbe besaß einen vierzehnjährigen Knaben, welcher oster« mit Kaisers Lchrjungen einen kleinen Krakehk hatte. Eines Tagc- crhielt er von dem jungen, der Tischlerei Beflissenen ein Pa« Ohrfeigen, und an demselben Tage noch frug ihn der Schlägerr „Nun, haben sie geschmeckt? Tu kannst gleich noch ein Pa« Watschen bekommen." Der kleine Dittrich nahm die- natürlich auf und eS entstand eine neue Reiberei, welche abermals sv» Dittrich schlecht ablicf. Cr wurde vom Lchrjungen zu Boden ge worfen und derniaßcn auf den Kopf geschlagen, daß die Mutte« ihm die ganze Nacht Umschläge machen mußte. Kaiser hatte, während diese ganze Geschichte vorfiel, dabei gestanden und seinen Burschen noch dazu mit den Worten: „Immer d'rauf, gieb's ihm!" zu den Brutalitäten angefeuert Als er die Mutter de- gemißhandcltcn Knaben hcrankommcn sah, gab er seinem Lehrling Befehl, Einhalt im Hauen zu thun. „Vor der Hand ist's genug!" Frau Dittrich war natürlich über das ihrem Kinde Geschehene ganz außer sich und überhäufte Kaiser mit einer Kluth von Schimpfwortcn, wie: Schweinehund, lappiger Junge u. s. w. Ter Tischlermeister ließ sich auch nicht werfen und repltcirte: ..Sic Lappenpuppe, Sie dumme Liese, Sie grauköpfige Liese" < Tic Dittrich fuhr dann noch eine ganze Zeit lang in ähnlicher Weise zu scatiren fort. Die Dittrich wurde nun wegen Beleidig ung von Kaiser beim zuständigen Gerichte belangt, der Tischler- meistcr aber von diesem mit seiner Klage abgewiescn und in die Kosten verurthcilt, weil hier ein Fall gegenseitiger Beleidigung«.n vorlicge. Kaiser war mit diesem Bescheide durchaus incht zu frieden, er erhob Einspruch und mi te.mue die Anstellung neuer Erörterungen. Der Gerichtshof verww.i e.e r '»>!-.,'en Antrag und bestätigte das Erkenntnis; des crstinslanzüchen Richters. - Daß in unserem Sachsen, welches wegen seiner auSgczeichncicn Volks bildung mit Recht so berühmt ist, dennoch Fälle verkommen, wo man Leute findet, welche weder Lesen noch Schreiben können, ist zwar betrübend aber doch wahr. Einem FahrerunsercsArtillcrie- regimentS, Namens Huste, hat die llnkenntniß dieses elementtsten aller Elcmcntarunlerrichtsgcgensiäude in ziemlich bedeutende« Geldverlust gebracht. Tie Sache spielt im Jahre 1870, und zwar während des Feldzuges. Die Schlacht bei Sedan war ge schlagen und unser tapfres Heer zog gegen das moderne Babel. La fehlte natürlich auch unsere wackere Artillerie nicht, deren Kugeln ja bekanntlich ruerst die Pariser damit bekannt machten, was eS heißt-' deutsche Artillerie! Unterwegs war einmal Rast in dem Städtchen Villo-tArim«, - Huste hatte sich von seiner Löhnung 10 Thaler gespart, die er als guter Sohn an seine Eltern im hcimathlichcn Zaschendorf schicken wollte. Da er, wie schon gesagt, nicht schreiben konnte, bat er seinen Camerade«, den Fahrer Heinrich Hermann Baumgärtner. gcgm eine Be lohnung von 10 Ngr. ihm einen Brief schreiben zu wolle«. Baumgartner, welchem übrigens von seinem Hauptmann ein ausgezeichnetes Lob als Soldat gegeben wird, ging darauf ein und Huste dictirte dann frisch d'rauf los. Da» Papier, auf welches Baumgartner schrieb, war von weißer Farbe. Als der Brief fertig war, wurden die 10 Thaler hinemgelegt, der Brief adresstrt und von Bauingärtner auf die Feldpost gegeben. Bald
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