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Dresdner Nachrichten : 09.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188611091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18861109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18861109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1886
- Monat1886-11
- Tag1886-11-09
- Monat1886-11
- Jahr1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.11.1886
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Redner -od« hrwsr. 1« »od« Re . während die Brrthttdige, cd« schon z» viel Ldrm gemach iaft en«t. ai» dad BeiviÜ>gi»ig de» Ui s Unternehmen» vm,iltzNch«est blo»' betont^ man gemacht, und dt« men de« Plan sollen taatßzuschussi» hi« oa» ^ Ln Thurm soll»» Meter stet. In einer vor Kn; -ihlen zu ocn rveranuaikern ver Miene» fleier. Ml'natc» sieht die Losung der so lange zwischen il Pelina schwebenden Schwierigkeiten über die Wahl Nuntius >n China bevor. Ter Papst soll genesgl >r.. . habe mit der ^ aierde sei zu lebha könne. (Bon der standekommen de» hoch werden. Red.) Wa» eine Stund« Regierung rostet. In einer vor Kugem m Pari» erschienenen Brochüre. welche die Herbeisüh>u»g einer Finanz» resorm behandelt, werden dir Kosten der verschiedenen Regierungen Frankreich» seit Ansang diese» Jahrhunderts für die einzelne Stunde wlgenderuiaben berechnet: Konsulat und erste» Kaiserreich 11b,000 FnL. Restauration 119,000 Francs, Iiegierung LouiS Philipps 150,000 FranrS, 1848er Republik 173,000 Francs, zweites Kaiserreich 349,000 Francs, die jetzige Republik ms 1882 «».000 Franc», und seitdem 463,000 Franc«. Pari». Ebenso wie Grobsürst Wladimir bat nun auch Grob« sürst Alexis von Rußland die Wersten von St. Nazare besucht und den für Rechnung der russilc' sowie den eben vom Stapel gela — Der.Figaro" bringt ein« seme .... Statistik ihrer Pretiosen. Tie meisten Schniucksachen in Paris be sitzt die junge Herzogin von Mouchy, nreistenS Erbstücke ihrer Fa milie de Nogilles und ihrer Grobmutter, der Königin von Neapel. Nach ihr kommt die Herzogin von Larochrsaucould-Bisaccia. Tochter des Fürsten von Ligne, deren einzelne Steine einen unberechenbar hohen Werth haben. Die größte» in der ganzen Welt bekannten weißen Diamanten gehören der Gräfin Evurval, die zahlreichsten Rubinen Frau Evbrussie geb. Baronesse Rothschild; die Prinzessin Leon, Tochter des Herzogs von Doudeanville zählt die seltensten Terlenreihen zu ihrem vielbeneideten Besitz. — Am 1. Mai 1687 wird nun bestimmt das Jubiläum der Eisenbahnen in Bmcennes geleiert werden. Ter Handels»,inister Lockron hat das Protektorat »»d de Frevcinet die Ehrenpräsident!Hast des Festkomitees ange nommen. Einige KO Lenatore», Munizipalräthe und Leputirte zahlen zu den Veranstaltern der seltenen Feier. — In wenigen üiche» Paris, Rom und eines päpstliche» geneigt sein, der Ne gierung der Republik Concelsionen zu machen. — Es hat sich eine Gesellschaft gebildet, um alle Krondiamanten anzulansen und sie a» einem sicheren Orte auizubewahren, bis wieder Venverlhung dafür in Frankreich sein wird. Gleichzeitig meldet man die Grün dung eines Konkurrenzunternehmens, um diese kostbare» Edelsteine ebenfalls anzuiverben, aber in der Absicht, sie in der ganzen Welt Hcrunizusühren und auszustellen. Dieser Wettstreit wird gewiß zur Preiserhöhung der seltenen Juwelen beitragen. — Ein eigenlbiim- IichcS Vorkvminnib ereignete sich in Clermont-Ferrand. Ein junges Mädchen, bei einem Bauer bedienstet, führte zwei Ochsen zur Tränke. Da nicht genügend Wasser vorhanden war. begab sie sich zu einem benachbarten Brunne», um einige Enner zu schöpfen. Sie »ahm eine Leine, an der sic de» Eimer beseitigte und ru den Primne» hinabließ, Das Räderwerk desselben, jedenfalls schlecht geölt, kreischte heftig und dies verdroß einen der Ochsen derartig, daß er wüthcnd au> das junge Mädchen losstürzte und sie mit einem Hornsloß in die Lust schleuderte. Tie Aermste fiel in», in de» 20 Nieter liefen Brunnen. Sie hatte sürchterliche Schreie aus- gestoßen, worauf einige Bauern herbeiaeeilt waren, aber Niemand wollte de» gefährlichen Abstieg in den Brunnen ohne Leiter wagen. Endlich trat ein Greis von 75 Jahren hcuior und nahm mit der bewunderungswürdigsten Kallblüligkell das Nettnngsmerk vor. Das Mädchen Halle am Halse nur leichte Coiftusionen davongetragen. - Ter einmalige Untcrprütekt von Dijon, Baron de Molene halte in Tarccy die Tochter des bekaiuiten Pariser Apothekers Chuuteaud gchcimlhet. Nach kurzer Zeit stellte es sich heraus, daß die Ehe eine höchst unglückliche war iund die junge Frau zog sich infolge dessen zu ihrem Großvater zurück, um die Scheidung ciiizuleiten. Bei dem vom Advokalc» VauviUiers in Dijon eingeleitelen Ver- söhnrmgsr>e,such, dem aiich der Großvater der Baronin Molöne bei wohnte, kam es zu einem heftigen Wortwechsel, weil der Mann in keine Trennung einwilligen wollte. Er zog einen Revolver hervor und schoß aus leine Frau. Ihr Großvater warf sich zum Schutze »her die Enkelin und erhielt infolge dessen zwei Kugeln in de» Rucken, die seinen Zustand als einen höchst gefährlichen erscheinen lassen. Der Attentäter wurde sofort verhaftet. — Jniolge des im Eiienbahnznge zwischen Monte Carlo und Cannes vegaugciien Mordes an dem anierikanlschen Maler Briar James Godman sind zwei Italiener als der Thal verdächtig verhaftet worden. Dieselben waren bei Anlibes, als der Neuendc schlief, in den Waggon ge drungen und halten ihn mit einem Tvdtschläger in's Genick ge schlagen und drei Stilelstiche beigebracht. Sie versuchten nachher noch ihr Opscr z» erwürgen, aber die Zeit reichte nicht aus und mußten vor Cannes den Zug verlasse», nachdem sie blos 868 Frcs. iii Gold und 900 Frcs. in Papier geraubt hatten. Italien. Soeben ist eine Statistik der bisher im Jahre 1886 in Italien vorgckvmmeiie» EholerasÜlle veröffentlicht worden. Nach dien,» Ausweise sind in Italien in diesem Jahre 48 000 Personen aii Cholera crkianft und von denseiben ungefähr 22,000 Personen der Senfte erlegen. Die am meisten von der Epidemie heimgesuchte Provinz war Padua. Spanien. Ter evangelische Prediger Flrcdner bat wieder einen Bericht über die Evangelisation Spaniens erscheinen lassen. Er ichreibl: DaS Evangelisationswcrk geht langsam, aber stetig vor- wäfts Noch keine einzige evangelische Schule ist bauernd ge- 'chlassen worden. Dieselben werden jetzt von 6000 Kindern indifse- ernler römisch-katholischer und von 2000 Kinder» evangelischer EU«,» besucht An 70 kleine evangelische Missionsgemeinden sind ovil.anden, deren Zahl sich stets vermehrt. Belgien. Das Ministerium ordnete militärische Besetzung aller Slrasg» a», welche der König am Dienstag behufs der lerer« lichen Eröffnung der Kammern passirt. Infolge der gleichzeitig stattniideiiden sozialistischen Kundgebung wird ein Zusammentreffen der Sozialisten mik dem königlichen Zuge beiürchtet, — Das in Brüssel garnisonircilve Grenadierregimcnt erhielt die Bereitschafts' Srdre. sofort bei der ersten serndseligcn Bewegung der Streikenden nach Charlcroi abzngehen. England. London. Die sozialdemokratische Föderation hat an Sir Charles Marren folgendes Schreiben gerichtet: „Als Vertreter des allgemeine» Arbeiterbundes sind wir beauftragt. Ihnen milzu- iheilen, daß am 9. November Nachmittags 3 Uhr ein großes Mee ting in Troialgar-Cguare abgehallen wird. Dasselbe hat den Zweck, einen Beschluß zu Gunsten der nothleidenden Arbeiter durchznbringen und eine Deputation zu ernennen, die ihn Lord Randolvb Churchill rnfterbreftet". Das Komitee meldet ferner, daß, wen» man der Arbeitergenossenschaft gestattet hätte, im Lordmayor- znge z» gehen, die volle Verantwortlichkeit für Äusrechtechaltung der Lrdinmg der Föderation anheim gefalle» wäre, deren Mitglieder stets die nöihigc Manneszucht bei ihren Kundgcbuirgen bewahrten. Selbst unter den jetzige», viel schwierigeren Verhältnisse» wird die Föderation daS Ihre rhim. um die Ordnung aufrecht zu erhalten und die Polizei in allen Punkten zu unterstützen. Darum wird das Komitee mich rechtzeitig alle Einzelheiten der getroffenen Vorkeh rungen mittheilcn. Einige Arbeitergesillschaften haben ihre Zusage Wege» Theiliiahnie an dieser großartige» Kundgebung zurückgezogen, indem sic sagten, daß sie nicht brr Hüte der sogenannten Sozialisten bedürften und vollkommen im Stande wäre», sich allein mit ihren Interessen zu beschäftigen. Sie wollen nichts mit Agitatoren ge meinsam haben, die unter dem Vorgeben, Freunde der Arbeiter zu sein, sich nur bemühen, ihre revolutionären Tendenzen weiter zu verbreiten. — Lord Salisbury wird gelegentlich des Lordmayor- BanietS eine große politische Rede halte», »n welcher er die Lage Englands nach Innen und Außen zu beleuchten gedenkt, jedoch werden die säinmtliche» Gesandte» dieiem Mahle in Guildhall fern bleiben. — In der Kathedrale von Manchester wurde unter reger Belhciligung der Bevölkerung eine Slalue ftir Sir Hngh Birley enthüllt. Derselbe war langjähriger konservativer Vertreter der zweiten Stadt Englands. — Die „Liberale Liga von Denbigshire" beschloß, die Lostrcnmmg der Kirche von Wales vom Staate in ihr Programm auszunehmen. I» Schottland ist eine gleiche Agi tation im Gange, und man hofft in dieser Session ihr mehr An hänger zu schassen, als im vergangenen Jahre. — Der Untcrstaats- iclrnär Sir James Fergusson hielt bei der letzten Versammlung der Primrosrliga eine bedeutende Rede. Darin heißt cö: „Giad- slone hat nichts vergessen und nichts bereift: die Konservativen wissen, daß seine» Worten nicht eher getraut werde» kann, als bis sic schwarz am weiß gebucht sind und dann noch nicht jedes Mal, so in der irischen Frage. Dieselbe hat dem Volke gezeigt, wie eigenmächtig und egoistisch er handelte und welch',gefährlich,.! Po litiker er nir den großbritannischeii Staat ist. — Sir Evelin ASIey, der jetzige Besitzer der Ländereien des verstorbenen Lord Palmcrston in der Graffchast Sligo, hat seinen Pächtern den ganzen am 1. Nov. zahlbar gewesenen Pacht erlassen und von dem für den 1. Januar fälligen tolaende Erinätzigungen eintreten lassen: 3 Schilling vom «kttk. dR ^ nn »ndeiau kann.^greßer istnel würde an»il al» die drakonischen , Fr««r beittag«. Rußland. lavji erblichen Kranlheitscrichcinungen erst'nach >er gegenwärtige Zar hat daS 42. noch nicht , n Erzählungen über den Tod de- früheren Generaladjuiant de» Zaren, «ras Reutern, sind selbstverständlich dir von vom Herrin erwarteten omMen Dementis mit mehr oder von Entrüstung nicht erspart geblieben. ES nur Wenige sein, die der Ansicht sind, etwa » russischen Gesandten in Lliftigart, oder au» den Spalten de» russischen Rcgieruiigsblattes „Nord" in Brüssel dir Wahrhcft über den Vorfall am sicherste» erhalten zu könne»; aus diese beiden Quellen sind die angeblich authentischen Bblrug- nunarn der durch die Presse geganaenen Darstellungen bisher be» schränkt. Andererseits hat sich das Material, welches jene Dar stellungen unterstützt, inzwischen noch vermehrt. So bat, wie der „Figaro" rkitlheilt, ein lehr naher Verwandter des Grasen Reutern, der augenblicklich in Basel verweilt, ein Schreiben in der Sache an einen Freund gerichtet, das voll von Einzelheiten über de» traurigen Vorgang Ist. Gras Reutern wäre danach in der That vom Kaiser Alexander aetödtet worden. Er rauchte, so berichtet der Verfasser des Schreibens, eine Cigarre, als der Zar in's Zimmer trat; er wollte dir Cigarre verberge», doch bemerkte der Zar daS Feuer, wurde von einer Wallung ubermannt („vit rouzxo"), schoß und tüdtete den Grasen. Von mit den Verhältnissen des russischen HoieS vertrauten Personen wird die Tbatiache privatim alcichkalls bestätigt, wenn sich in die Darstellung der Ursachen hie uno da auch noch andere Momente mische», von anderen ebenso vertraute» Per sonen ent'chiede» bestritten. In dem „vit rouxo" des oben er- ivähnten Schreibens ist der Erläuterungsgrund kurz aber genügend ansyedrückt. Gehirnkongestionen sind im Hause der RomanossS erdilch; Alexander 1. litt an ihnen und starb in tief brütendem Trübsinn : sein Bruder Großiürst Konstantin war von dem gleichen Nebel io stark hemigesucht, daß er sich selbst sür regierungsunsühig hielt: auch er erlag trotz aller Wege den Folgen des Leidens: Großfürst Michael wurde aus demselben Grunde nahezu für irr sinnig gehalten; er stürzte nach einer Periode lranlbnstester Reiz barkeit eines Tages vom Schlage getroffen vom Pierde. Wie trank Kaiser Nikolaus war, hat man erst nach seinem Tode er fahren. obwohl ein englischer Arzt schon im Jahre 1853 die Symp- tomr des Ciliübels, an welchem der Zar litt, erkannte und mit Sicherheit vorautziaate, daß der Kranke höchstens noch 2 Jahre zu leben habe; der Kaiser stard am 3. März 1855. Fast immer zeigte sich der Eintritt dieser ei" ' " dem 45. Lebensjahr; der vollendet. Das Elend in den Arbeiterklassen von Petersburg steigt von Tag zu Tag. Das ArbeitkraivI ist von einer übergroßen Anzahl von arbeitslosen Näherinnen überfüllt, welche gern uni den Jannnerlohii von 25 Kopeke», also etwa 50 Pf. täglich, arbeiten würden. Noch niemals ist Frauenarbeit und speziell die der Nähe rinnen mit so geringem Lohne bezahlt worden. Fragt man, was mit diesen armen Geschöpfen geschieht, io kann man die traurige Antwort erhalte»: „Sie leben nicht, sie sterben alljährlich an mo ralischen und physischen Krankheiten!" Ein weniger bekanntes Blatt in Petersburg, die „Neuzeit", er blickt in der Rede des österreichischen Kaisers die direkte Erklärung, daß die definitive Lösting der bulgarischen Frage keinesfalls von den Trrnowaer Agitatoren abhängig sei. Da der Kaiser Franz Joses die Hofsnnng nicht aufgebe, daß die bulgarische» Ereignisse den europäischen Frieden nicht stören werden, io sei ersichtlich, daß eine solche Hoffnung in Wien nur gehegt werde» könne infolge des festen Eulichlusscs, die Absichten und Pläne Rußlands nicht zu durchkreuzen. Rußland wüniche die bulgarische Frage gar nicht allein zu lösen, cs begnüge sich mit der Anerkennung seines Rechtes, in Bulgarien die Ordnung der Dinge herznstelle». Das Blatt meint ferner, die Revolte in BurgaS sei nicht direkt gegen die bulgarische Regierung gerichtet gewesen. (Na. gegen wen venu?) Bulgarien. Tie von Rußland gekaufte» Aufständischen in Bnrgas hatte» die Sträflinge und gemeine» Verbrecher auf freien Fuß gesetzt, dieselben in Gendarineinlnisorm gesteckt und durch die selbe» den Sicheiheftsdienst verrichten lassen. Die Bewohner der Stadt suchten das freie Feld zu gewinnen. Soniiabend Nachmittag rückten dann die Regie>ilngStr»ppen unter dem Hauptmann Karai- manvw ohne Kampf in die Staat ein. Nabakow wid die übrigen Führer hatte» die Stadt schon vorher verlassen, und alle Ausrührer sind aus der Flucht. Amerika. Ardeiterwirren nehmen noch imnier den großen Theil der öfsentlichen^Ausmerksamkeit niAinprnch. Der Anösland iürsieklüg- über 10.000 bakigkell. Aevnliche Schlachtereien wie m Chi cago sind in Kansas Citv eingenchtet worden. Die Besitzer der Schlachthvse in letzterer Stadt behaupten, nur durch billigere Arbeit mit ihren Geschäitsrivaleii am Missouri konkurriren zu können und verlangte» von ihren Leuten, daß sie wieder zehn Stunden des Tages arbeiten sollten wie iiüber. Der Vorstand der Arbeilerver- bnivung ordnete darauf eine» Streik an. Die Eigenthilmer ließen andere Arbeiter, die nicht zur Verbindung gehörten, aiiiverhcii. Der Ausstand dauerte mehrere Wochen. Die Schlachtböie standen mitt lerweile unter dem Schutze der Pinkerson'scke» Piivatpolizei von 600 Bewaffnete». Da c»kiärte unerwartet der Vorstand der Ar beiter den Streik für beendet, und diese sahen sich genöthigt, be dingungslos lbrc Dienste wieder anzubieten. Die Eigeuthümer er klimm, daß sie nur so viele ihrer Irilheren Arbeiter wieder an»eh- men würde», als »eben den Neuangewvrbeiien Platz halten. Als aber die Ersteren zur Arbeit zurückkehrten, sahen die Letzteren, daß sie Beleidigungen und Verfolgungen aliögeictzt sein würden; sie legten die Arbeit nieder und wurden mit den Privatpolijisten auf Elienbahnzilgen fortgcichafft. Einer dieser Züge wurde von einem Pövelhauien mit Steinen bvinbardirt, was einige Polizisten veran- lnßte, zu schießen. Zwei Personen, die beide miissige Zuschauer der Szene waren, wurden lebensgeiährllch verwundet. — Die Konven tion der „Nittel der Arbeit" in Nichmond hat sich vertagt, nachdem die Sitzungen der letzte» Tage sehr stürmisch gewesen sein sollen. Für die zum Tode verurtheilteii Anarchisten in Chicago verlangt sic Begnadigung, erklärte aber dabei, daß sie deren Grundsätze uird Handlungen nicht billige. Soweit sich nunmehr übersehen läßt, dürste das neue Repräsen tantenhaus aus 167 Demokraten. 154 Republikanern und drei Ar beitervertretern bestehen. In einem Falle ist Stichwahl erforderlich. Afrika. Die Hauptstadt von Transvaal. Praetoria, ist in diesem Augenblick der Zielpunkt vieler fremder Abenteurer, die, an- oezogen durch den Reicht!)»!» der nciienldeckte» Goldfelder (ca. 80 Meilen südwestlich von der genannten Hauptstadt am Klip-River), diese letzteren zu durchforschen bemüht sind. Eine wahrhaft krank hafte Spekulationswnth hat auch die gesammte einheimische Bevöl kerung ergriffen. Eine große Fülle Gold ist in der That ausgefiln- den und all' Denen zugänglich, die mit so Viel Kapital aiisgerilstet sind, um die nöthigen Maschinen kaufen zu können. Dem armen Arbeiter, der dies nicht kann, wird Transvaal erst dann Ausbeute gewähre», wenn die Nachricht von der Auffiiiduiig von zwei weiteren Allnvial-Goldfeldern sich bestätigt. Vorläufig ist die Spekulations- wlith noch in Schranken gehalten durch das Zögern der Regierung, dem Anruf der Parteien zur Erklärung der Flächen als öffentliche Goldfelder Folge zu geben. Nach dem herrschenden Gesetz steht allerdings noch ein zweiter Weg offen, der eine Ausbeutung durch kleinere Kompagnien auf Grund von Minenpachtbricse» znläßl. Es scheint, als ob die Tralisvaalrea>erung beide Wege einschlaaen will, mn sowohl den Plivutgnlndbesitzem als auch der europäischen Bevölkerung und dem Kapital gerecht werden zu können. Man hebt hervor, wie notbwendig es sei, daß die Aufmerksamkeit der indu striellen. kommerzielle» und Schifffahrt weidenden Kreise Deutsch land s in erhöhtem Mape aus das Jntercssenscld hingelcnkt werde, welches sich in Südost-Airika biete. Der englische Monopolhandei in Südafrika im Werthe von 300.000.000 Mk-, der infolge der Er schließung der Dclegoa-Bai und der leicht anSsülirbaren Einschal tung kontinental-europäische» Handels bedroht ist. mache gegen wärtig alle Anstrengungen, »m sich in diesem Haien sestzlisctzen und mit den Kapgvldseldern »nd mit dem dort angelcatcn englischen Ka pitale sich die Hand z» reichen. Der deutsche Gewcrbesleitz iände hier einen günstigen Markt für Goldstainpf-, Waich- und elektro technische Sclnidiingsniaichiiie». er fände ferner, mit der Hilfe des deutsche» Kapitals, die Gelegenheit zu Absatz für Eisciihaliiiinaterial und Schienen für die in Transvaal und in dem Orange-Freistaat zu erbauenden Eisenbahnlinien. Acutlleto,». " c cmsverkauftei» Haine kam am Sonntag Abend im ztheater zum ersten Male die iieneste GesaiigSposse. die gegenwärtig auf de» meisten Bühne» Repertonstlick ist: „Der " von W- Manstaedt, Musik von G. Steffens. «neu so durchschlagen elteikeitSstüriiie daß es ihr «itzlreich«, WleSecholunge» nicht fehlen wild. Mit dem „Trom- »ei« v»n Säkktngeu hat d«S Stück — wie vo» viele» Seiten »ngenommru wurde — keine Aehnilchkeit, wenn auch der Stabs- trompeter aleichsallS „Werner" heißt und wenn auch das heutzutage unvermeidliche „Behüt' Dich Gott, es wär so schön gewesen" als Trompetensvio ani der Bühne geblasen wird. Das ist Alles, was an die Neßler'sche Over erinnert. Die Idee zu dieser neuesten Posse ist nicht neu. aber sie ist eine vo» denjenigen, die man ge sund und trotz der possruhast freieren Durchführung morallich nennen muh. Die kreuzbrave junge Eheirau eines an Arbeit ge wöhnten biederen EonditorS, der durch Arbeit reich geworden ist, verfällt aus kurze Zeit dem HochmuthSteusel und bestimmt Wien Mann, auf größerem Fuße zu leben, das Geschäft zu verkauft», eüie Villa zu beziehen, Gesellschaften ru geben und sonstige» LuxuS zu treiben. Nach weuigen Wochen schon gelangt sie rndessen auö eigener Kraft und durch ilne wirklich treue Liebe zu ihrem Manne zu der Elkeiiiitniß, daß dieser sich in dem Rentier'-Leben unmöglich wohl fühle» tan», da ihm die gewohnte Thätigteit, der gewohnte Umgang fthlen und daß er unter dem Bemühen, sich in noblere aeiellichaitliche Formen zu zwänge», vor sich selbst und vorAnderen lächerlich wird. Sie ist nicht so bald zu dieser Erkenntnis ge kommen, als sie auch mit fröhlichem Herzen dem luxuriösen Schla raffenleben entsagt und mit ihrem Manne wieder zur GeichattS- thäligkeit zurücklehrt. Dies ist in knappster Kürze die Grundidee dieirr Posse, die an sich ebenso ansprechend ist, wie ihre Entwickelung und Ausführung durch meist glücklich gegriffene Situationen, die, mit einer Fülle jenes allezeit schlagfertigen nno auch schlagenden Berliner Witzes versehen, ihre zündende Wirkung wohl nie verfehle» werden. Possen solchen Genres nähern sich schon dem guten BvlkSstück und sind deshalb wohl willkommen zu heißen. Sie bringen im Svieael der Bühne vielfach die Schwäche» und Gebrechen ver Gesellschaft und der Einzelnen in kräftigeren und vor Allem lebenswahreren Bildern znin Anschauen als viele der modernen Salonstücke, in denen die Unnatur vit weit mehr als in der Po sie vorherrscht. Daß die gegen wärtige Posse gerade »ach dem Stadstrompeter benannt sein müßte, lägt sich nicht behaupten, denn, setzt derselbe auch gegen den Schluß des Stücks einigen Personen den Kops etwas zurecht, so ist er doch sonst nur eine cpisodi'che Figur, aber allerdings eine durch stächen grade» Sin» und derben Humor syinpathlsche. — Die Äouplet- und sonstigen Gciangseinlagen er wiesen sich last durchaus zündend: zwei wurden durch beionderS guten Vortrag auch besonders erfolgreich: das von Herrn Frank mit seiner schönen Baß-Bariton-Stimnie trefflich ge>u»gene Lied „Torchen, mein liebes Dorcden" und das große Dialog-Konvlet: „Aus, ihr Frauen", welches Frl. Paula Löwe mit reizendem Humor borlrua. Um die Aufführung, die in guter Adrundung Lebendig keit uno Präcisiou eine der besten der bisherigen war, machten sich in erster Linie verdient Frl. Löwe und Herr Tyrkoniski. das oben erwähnte Konditor-Ehepaar. Ersterc war ganz die gutherzige, muntere, etwas gefallsüchtige junge Frau, dft sie sein sollte, und entfaltete in hunderterlei Kleinigkeften ihren prickelirden .Humor und anmnlhigen Svubrellen-Ehic. Daß sie im Wiener, ihr Ehegatte im Berliner Dialekt sprach, that schließlich weder der glücklichen Ehe. noch dem Vergnügen des Publikums Abbruch, Herr Tyrkowski hatte volle Gelegenbeil, seine spezifäch berlinische Komik brillant wirken zu lasse». Von den übrigen zahlreichen Mitspielende», die meist volles Lob ver dienen, sind noch beionderS zu nennen Frl. Weil und die Herren Fredy (Stabslronipeter) und Frank, welche Gelegenheit haben, sich hervorzuthiln, ebenso ein Frl. Böhm, die sich zwar gar nicht talent los ilyer Ausgabe entledigte, welcher aber die Darstellung des keck- lustigen „Dorchen" nicht immer recht zu Gesicht stand. O. K. 1' lieber die Mitwirkung der Erzherzogin Maria Josepha und anderer Fürstlichkeiten in der aus der Bentzimg des Erzherzogs Karl Ludwig von Oesterreich veranstalteten Theater-Vorstellung schreibt das „Wiener III. Extrabl," Folgendes: Die Vorstellung begann um 6 Uhr Abends. Tie fürstlichen Schauspieler lösten ihre Ausgaben vortrefflich. Insbesondere die jugendliche Gatlin des Erzherzogs Otto, die Erzherzogin Maria Ioiepha, fand für ihr degagirles Spiel in Senbe's „Mein Stern" lauten Beifall. In der Aussprache der Erzherzogin llang die weiche Tonart, wie sie an der Elbe zu Häuft ist, etwas hervor. Durch scharfe Charakteristik der Rede machte sich Erzherzog Ferdinand bemerkbar. Vielen natürlichen Humor zeigte Erzherzogin Margarethe. In dem zweite» Stückchen „Er experinientilt" excellirte Frau Baronin Blangy. Sie pointirte vor trefflich und spielte die schwierige Rolle der Elise mit Geist und Temperament. Reizend in jeder Bezieh»,», waren die nach De freggers Bildern gcstellicn Tableaux. Dft Kostüme waren prächtig, die Haltung sännntlichcr Mitwirkendeu ausgezeichnet. Die Vor stellung dauerte 4 Stunden. Uni 10 Uhr Nachts wurde Tbee scrvirt. Tie fürstlichen Schauspieler schlüpften aus ihren Kostümen in Soirse-Toi'lctte» und schaarten sich in fröhlichster Stimmung um den Erzherzog Karl Ludwig, der allen Mftwirkenven s Anerkennung sür ihre schönen Leistungen aussprach. -s Aiff Lucrezia Borgia ist in diese» Tagen durch das große Hörold'sche Trauerspiel „Die Herzogin von Ferrara" die Auf merksamkeit wieder gelenkt und die Frage über ihre Sittlichkeit Mieder angeregt worden. Viel angeklagt wurde Lucrezia Borgia schon in früheren Zeiten vo» Anost und Pietro Vcmbo »nd in neuerer Zeit von Grium, Gregorovius u. A. vertheidigt lind sogar verherrlicht. Dennoch bleibt das Für und Wider nach dieser Rich tung hin luienlschjeden, nicht zweifelhaft aber die Frage bezüglich ihrer Schönheit. Wir besitzen in der Kal. Gemälde-Galerie eui Votiv- bild von Tizian: Maria mit dem Kinde und Joses: Alphous I.. Herzog von Ferrara, Lucrezia Borgia, seine Gemahlin, und sein Sohn Hercules II,. anbctend vor ihnen (Galerie-Nummer 2o0>, nach welchem Lurrezia, eine sogenannte Senniielblondine. fast un schön zu nenne» ist. Tizian, cm Zeitgenosse Lucrezias, der größte Maler im Portraiffache, welchen Italien hervorbrachte und welcher an den Hof von Ferrara behurs Portraitausnahmen berufen war, hätte bei seinem großen Schönheitssinne, der besonders i» oer Dar stellung von Frauen den höchsten Ausdruck fand, sicherlich diese Fürstin anders gemalt, wenn sie anders und schöner gewesen wäre, Demnach darf man, bei einem so gewichtige» Zeugen wie Tizian war. mit Sicherheit annehmen, daß Lurrezia »»dt schön war, ein Umstand, der dazu beitragen wird, manche Anklage, die gerade wegen ihrer angeblichen Schönheit gegen sic erhoben und bis heute aufrecht erhalten wurde, kvnicgueifter Weift fallen zu lassen. f Friedrich Haaie hat dem Vernehmen nach mit unse rem Hoftheater auch iür diese Saison ein Gastspiel abgeschlossen. Heute Abend findet das Konzert der Altistin Frau Müller- Bächi statt. fi Das zweite Siusoniekonzert der Kgl. Kapelle bringt als Novität eine Sinfonie (E'-woII) von Franchcfti. Coriolan- Onvertiirc, Pastorale ans dem 2. Theil des Weihnachts-Oratoriums vo» Bach und Mozart's Jupiter-Simonie. Blxmenthal's neuestes Schauspiel «Der schwarze Schleier" hat im Deutschen Theater i» Berlin einen vollen Erfolg gehabt. Zur Feier seines Stiftungsfestes führte derChorgeiangverein „Arivn" in Pirna unter Leitung seines Dirigenten Zchrield Hii»dcls Oratorium „Theodora" ans. Die Soli halten die Damen Eckardt (Freibcrg) nno Fischer (Dresden) übernoiniiieii. Die Wieder gabe des Werkes war eine wohlgelungene nnd warm applaudirke. I» Leipzig wird die diesjährige Schillcrseier, wie das veröffentlichte Programm beweist, hinter den bisher stattgeinndcilen nicht ziirückstehc». Die bvlksthniiiliche Festieicr in GohliS, die Bc- kränzilng des Schillcrhcniies re. geht, wie in trübere» Jahren vor sich. Am Vorabend wird im Stadllyeater die „Braut von Mes sina", das kunstgerechte Drama mit den Chören von iinpergicichli- chcr Schönheit, die Feier einleftc», und cm Prolog von H. Pilz, gesprochen von Flau Olga Lewinsky, wird die Bedeutung des Tages zu migcniesftnciii Ansdruck bringe». fi N i ch a r d W a g ii e r — nicht in Paris I Wie die „Patrie" meldet, hat der Direktor der ..Ovcra comiailc", Herr Carvalho, nunmehr drsinitiv beschlossen, „Loheiigrin" nicht n»sziifiil»en. Die Ursache dieses Beschlusses ist in der chanviiiistnchc», revanchelustigcn Stiöninng des französischen Volkes zu suchen, daS Wagner noch immer nicht verzeihen kan», die granve Nation lächerlich gemacht z» haben. seine vollste Nesiden die gea . StabStrompeter * Das Wichtigste. Hoteldiener (hastig in ein Fremdenzimmer stürzend): „Feuer! Feuer!" —Fräulein Eulalia (aus dem Bette stürzend): „Um Gotles Willen, wo Hab' ich nur schnell meine Tvuriiürek" Am Sonntag Nachmittag hat ein Herr von auswärts einen größeren UrIIIi»nt aus dem Nin» verloren. Die Expedition dieses Blattes ist eriiiächtiat. eine gute Belohnung dem Zinder auSzuhändigen.
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