KRIEG UND FRIEDE GESTERN HERBERT BISMARCK IST SEIT DREI MONATEN Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt und in Paris packt Chlodwig Hohenlohe just die Koffer, um als Statthalter nach Straßburg zu gehen (weil, notiert er, die Stellung in Paris „auf die Dauer den jungen Elementen des Amtes gegenüber nicht haltbar gewesen wäre; ein alter Mann kann nicht jun gen Leuten gegenüber, die er als Buben gekannt hat, in einer abhängigen Stellung sein“). Da schickt Fürst Bismarck (Caprivi ist Chef der Admiralität) das Kanonenboot „Iltis“ in den Karolinen-Archipel des Stillen Ozeans und läßt die Mannschaft auf der Insel Yap die deutsche Flagge hissen. Die Karolinen sind von Portugiesen und Spaniern entdeckt, doch bald wieder aufgegeben worden und in den Jahren 1876 und 1877 hat Spanien englische und deutsche Fragen mit der Erklärung beantwortet, daß es keinen Anspruch auf die Inseln habe. Doch der Verzicht soll nun, nach der deut schen Flaggenhissung, nicht mehr gelten. Trotzdem fast nur deutsche Firmen (Hernsheim, Handels- und Plantagen gesellschaft der Südsee) dort beträchtliche Interessen zu wahren haben, darf Deutschlands Einfluß die Korallenriffe der Mikronesier niemals bespülen. So will es die Regierung Ihrer Huldreichen Majestät von Großbritannien und Irland; und hat Tränke bereit, die im Hochsommer Spanierhirne schnell erhitzen. Die Karolinen gehören uns, heißt’ s in Madrid; und schon wagt die Pöbelwut sich an das Haus der Deutschen Gesandtschaft. Soll der Kanzler dem Kaiser einen Krieg gegen Spanien empfehlen? Der Gegenstand ist allzu winzig (das auf einen Jahresertrag von ungefähr hundert tausend Mark bezifferte Geschäftsinteresse zweier Firmen), England müßte den Leitern seiner westlichen Mittelmeer filiale helfen und das Schauspiel anglo-spanischer Kampf genossenschaft könnte hinter den Pyrenäen die glimmende Franzosenhoffnung zu gefährlicher Glut anfachen. Die Ge winnmöglichkeit klein, das Risiko groß; solche Geschäfte