Dresdner Nachrichten : 13.12.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-12-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187312136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-12
- Tag1873-12-13
- Monat1873-12
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- Dresdner Nachrichten : 13.12.1873
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«ieMetzr.»«^ «d»n. »«»»«sprel» »<«rt,ljl»k» K» «V, »ur- dt, G-st «p«,r. <Nn,«U>, Kunemern l Nxr. «»fl,,e. 22300 «kpr. Alt, di, NIlck,a»e ringe» sandter Manuscripie «»cht Nch dir Mrdaclton nicht verdtndltch. Jnserntrn-Plnnndme au»« tnürtd^ ll»»»»»>t»i, nn» V-xl»« tn Hamburg, ver» »in. «en, Lei»,«,. «a,ct. vreilau, »ranlfurt a M. — ttuL Uo»«« ,n chcrltn, üeipjta, Wien, Hamburg, Frankfurt a. M., Mün chen. — vauda td 60. tn Nrantfuct a. M. — I'e. V»i»t tn Idemntp. — N»- w».L»tItt«, vatiiar » 0». tn Hart«. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. .Druck und Eigcnthum der Herausgeber: Liepschk Neichardt in Z>resdt». Vcrantwortl. Redacteur: IvlKkS Neichardt. »atze »I »t« «».» m» MM-,« l»r . »trultar«: irotz» - ,»a-» » I «td. i Der Raum etnil «»»lttaen P«tte»«<l« , Ein« »arautt« ftlr da» »dchsltaatae Lrlchet- nen drr Inserate wird »tcht ,,g«b«a- «ulw»rt»,e klinioeice» »uktrtige «an und und«, lannten Mrme» ». Ver tanen tntertren Nnr n»r »egen Pränumerando- Zablnng durch vrtes- marten oder Posletnaah- luug. « Tilden kalten >>/, Star. «ludmLrrigr können die Zahtuua «ich «Ut eine Dreednrrchtrma «uoeffeir. Die «r». Rr. 347. Achtzehnter Jahrgang. Nliltredacteur: Or. LmN Für das Feuilleton: Lackvlg; Dresden» Sonnabend, 13. Decemver 1873- PolittschkS. Bazaine zum Tode verurtheilt» Bazainc begnadigt — der Mann kann eö noch zu etwas bringen; vielleicht wird er noch ein mal Nachfolger Mac Mahons an der Spitze der Negierung. Die Berathung des Kriegsgerichts, in der das Urtheil gefällt wurde, dauerte nur so kurze Zeit, und die-Feder, mit der das Begnadig ungsgesuch unterzeichnet wurde, war von der Tinte, die bei der Ausfertigung des Todesurtheils zur Verwendung kam, noch so naß, daß das Gefühl in Deutschland wohl ziemlich allgemein sein wird: Komödie, nichts als Komödie! Das hindert jedoch nicht, daß die Franzosen sich einreden, eS sei bitterer Ernst und daß sie den Prozeß je nach dem Parteiinteresse verwerthen. Die Bonapartisten, als die in erster Linie getroffenen, wollen eine großartige Agitation ins Werk setzen, um Bazaine'n zu rächen, ihn nicht als den einzig Schul digen erscheinen zu lassen. Vielmehr beabsichtigt man die Ver folgung Gambetta'S und des Generals Trochu. Gambetta'S Zeit ung, die „Republique francaise", ist über Bazaine'S Verurtheilung entzückt und mißbraucht sie zu einer Verherrlichung Gambetta'S. Wir haben noch auf eine Rede des preußischen Cultusministers Oe. Falk zurückzukommen. Er theilte in derselben eine überraschende Thalsache mit. Die in Fulda versammelt gewesenen preußischen Bischöfe haben sich über die Frage berathen, ob nach der Aenderung der preußischen Verfassung, die durch die Falk'schen Maigesetze be wirkt ist, ein Katholik die preußische Verfassung noch beschwören könne. Da sie sich hierüber nicht einigen konnten, schrieben sie nach Nom um Entscheidung. Diese ist, wie wir aus der „Germania" ersehen» echt jesuitisch ausgefallen, dahin: „Bei Ableistung des Eides kommt es auf den Wortlaut der neuen Verfassung an und diese bil det noch kein Hinderniß zurAblegung desjuramentuw." (Schwu re-). Schwören müssen natürlich die Priester den Eid. ohne den sie kein Amt im Staate Preußen erlangen würden; aber die „Genfer Corresp.", ein clericales Organ, sagt deutlich: schwört immerhin den Md, ober mit dem Hintergedanken, ihn nicht zu halten, wo — nach der subjectiven Auffassung des Schwörenden oder auf höheren, Be fehl — das Interesse der päpstliche»: Küche dies erheischt. Was soll bei solcher Lage der Dinge die preußische Regierung thun? .Hat sie doch mit ganz besonders miderhaarigels Bischöfen zu arbeiten! Erstrecht sich nämlich die Diöcese eine« deutschen BiscMs zugleich» auf preußische« und nichtprrußische» Staatsgebiet, s» uatswirft sich derselbe im Nichtpreußischen willig den Staatsgesctzep, denen rr tm Preußischen die heftigste Opposition bereitet. Es ist daher nur das Gebot der Selbsterhaltung, wenn die, preußische Negierung ent schlossen ist, die Maigesetze zu befestigen, zu erläutern, zu verschärfen; denn einen Frieden mit ihren Bischöfen könnte sie nur um den Preis der Souveränität des preußischen Staates schließen. Nur mit schwerem Herzen, das hat Falk scharf betont, hat sich die dortige Re gierung entschlossen, die Gesetze über obligatorische Civilche und die Beurkundung der bürgerlichen Standcvakte vorzulegen; er hat hin- -ugefügt, daß sie aber einsehe, cs gehe nicht inchr ohne diese prak tischen Auskunftsmittel. Die persische Negierung hat die Neuter'sche Concession für null kund nichtig erklärt, weil Baron Reuter nicht das contractliche Ab kommen erfüllte, wonach die ersten Eiscnbahnarbciten bei Rescht am kaspischen Meere am 25. Oktober beginnen sollten. Damit verfällt -dem Schah die geleistete Eaution von respectivc 20- oder 40,000 Pfd. St., und der Concessionär ist einer Ausgabe entbunden wor den, welche mit stetig wachsenden Schwierigkeiten verknüpft ge wesen wäre. Die ezechischen Abgeordneten sind vom ReichSrathe ihres Man dates für verlustig erklärt worden. — Die Wiener Bevölkerung durchblättert jetzt emsig und erregt das Lebensbuch des im Irren- Hause verstorbenen Directors der Carl-Ludwigsbahn, des Ritters Herz von Rodenau. Auch am Sarge kann die Toleranz sich nicht so weit erstrecken, daß man dem Gefühle der Gerechtigkeit, der Sitt lichkeit die nothwendige Genugthuung verweigern dürfte. Die Ge setze sind nicht nur kür die unteren Schichten der Gesellschaft ge macht; weit strafbarer als der arme Mann, der zum Verbrecher ge worden, ist Derjenige, -der, auf des Lebens Höhe gestellt, sich seine Ehre nicht zu bewahren weiß. Mögen zahllose Vergehen ungestraft bleiben, so ist es, zum mindesten gesagt, ganz in der Ordnung, wenn die Gerechtigkeit bei einem Einzelnm ihre Sühne findet. Dieser Mann, der sich auf 46jähriger Lebensfahrt mit brennendem Ehr geize und einer seltenen Energie auf eine vielbeneidbte, glänzende Lebensstellung emporgeschwungen, konnte es nicht ertragen, als ihn der Staat für seine großartigen Betrügereien in eine Disciplinar- untersuchung nahm. Daß er sich und dem VerwaltungSrathe der Carl-Ludwigsbahn aus den Einnahmen der Bahn 120,000 Gulden an Spesen für Direktorial- und Verwaltungsrathssitzungen berech nete, die gar nicht stattgefunden haben, ist nur eine Kleinigkeit. Ein anderes Stückchen ist folgendes: Die Linie Krakau-Lemberg ist sehr rentabel, aber die Dividenden waren dem Director doch noch nicht hoch genug. So erinnerte man sich denn, daß die Nebenlinien, die weniger rentabel sind, mit hoher staatlicher Zinsen-Garantie erbaut sind, und so schrieb man einen großen Theil der Ausgaben für die Lemberg-Krakauer Bahn auf das Conto der Nebenlinien und bürdete dem Staate die Zahlung der Kosten auf, während man selbst die höheren Dividenden einstrich. Als diese und ähnliche Gauner stückchen nicht länger zu verbergen waren, brach der stahlharte, theil- nahmlose, stolze Mann zusammen. Die Furien in seinem Innern erwachten und trieben ihn dem Wahnsinne, dem Tode in die Arme. Wer in Wim dem sittlichen Ernste, dm dieser Sturz au« der Höhe, dieser Todesfall predigt, tiefer nachdenkt, findet die alte, hausbackene Lehre bekräftigt, die leider heutzutage so seltm beherzigt wird: daß strenges Pflichtgefühl kein leerer Wahn ist und daß der Lohn, den uns unser eigenes Bewußtsein giebt, rin besserer und sicherer ist, al« die Reichthümer, Dekorationen und Titel, welche uns die Welt zu gewähren vermag. Locales und Sächsisches. — Das neueste Bülletin über das Befinden der Königin Elisabeth von Preußen lautet dahin, daß bis vorgestern Abend eine wesentliche Veränderung in dem Befinden nicht eingetreten, ist. Nachdem sodann in den Abendstunden das Fieber noch bis Mitter nacht zngenommen, trat später eine Ermäßigung ein, doch wurde der Schlaf durch Hustenanfälle etwas gestört. Das Bewußtsein der hohen Kranken war gestern Morgen vollkommen klar. — Gestern hat S. M. drr König folgende Deputationen em pfangen: der Lehrerkollegien sämmtlicher inländischer evangelischer Schullehrerseminare; der Corporation der Dresdner Kaufmannschaft; der afrikanischen Gesellschaft; der Dresdner Kunstgenossenschaft; der Diakonissen; der Landschaften der AmtShauptmannschaft Rochlitz und der Gerichtsämter Tharandt, Zittau, Reichenau, Großschönau und Ostritz; der wendischen Bevölkerung der Oberlausitz; der Städte Wilsdruff, Großenhain, Glashütte, Wehlen und Lausigk. — Der Bürgermeister Müller zu Chemnitz hat das Comthur- kreuz zweiter Classe vom Verdienstorden erhaltm. — Die seitherigen kronprinzlichm Hofprofessionisten, Schuh machermeister Berner, die Firma C. F. Schneider u. Sohn, der Klempnermeister Lange, der Conditor Kreutzkamm, der Wagenbauer u. Sattlermeister Köppen, der Holzbildhauer für Architektur und Deko ration Steinmann, der Portraitmaler und Photograph Höffert und der Juwelier Wigand Haien das Prädikat als königliche Hofschuh macher, Hofschncider rc> erhaltm. Nicht minder ist dm bisherigm kronprinzlichm Hoflieferanten, dem Kunst- und LüxuS-Möbel-Fa brikanten Friedrich ; dem Inhaber eines Havanna-Cigarren-Jmport- GeschäfteS, Jahn; dem Inhaber einer Nähmaschinen-Handlung, Meysel; dem Inhaber einer Tafelzeug-und LeiNwand-Handlung, Thiel» sämmtlich hier, und dem Kammachermeister Kräblin zu Chemnitz, das Prädikat,Königlicher Hoflieferant", sowie dem Piano- foriefabrikanten Kaps Hierselbst das Prädikat „Königlicher Hofpiano fortefabrikant" verliehen worden. — Wie uns mitgetheilt worden und tn bekannten Kreism all gemein bedauert wird, hat den erst vor Kurzem in die hiesige kaiserl. königl. österreichisch-ungarische Gesandtschaft eingetretenen Legations-Secretär, Fürst Wrede, da-Unglück betroffen, in diesen Lagen sein« Gattin, eine -eborme Gräfin Czapska» durch den Tod zu verlieren. Sie starb am Kindbettfiehe*. — Sand tag. Nachdem vorgestern npch eine Petitton Dietze'S aus Leipzig zur Annahme von Anträgen drr Abgg. Krause und Hartwig in Bezug auf Erleichterungen beim ErpropriatlonSverlabren geführt batte, veranlagte gestern die Br am t c ng e h a l t ö e r b ö hunaSfrage sehraniinlrte Debatten. Walter rröffnete die Beratdung mit der zutreffenden Bemer kung ' ^ " nominelle lichc Verschl auch heute s schon früher vorgeschlagen war. Der Rek. Oehmichen habe sich ersichtlich, wenn atich vergeblich, viel Mühe gegeben, noch etwas Neues zu dem bereits früher Vorgebrachten hinzuzufügen. Nur sei inzwischen die Besorgnis, daß die Einnahmen beS Budgets nicht zu» Bestreitung der Gehaltserhöhungen hlnreichen würden, zerstreut worden. Er seinerseits freue sich, daß nun endlich Hoff nung zur Erleichterung der schweren Lage vieler Branitm vor. banden sei. Fabnauer tadelt die Deputation, daß sie nicht Vorschläge zur Verminderung der Beamtenzadl gemacht habe. Wen» zur Gehaltserhöhung aus dem EtieiibahnerneuerungSfond jährlich 500,000 Thlr. genommen würden, sei derselbe in drei habe, lSehr gut! link») »renn auch eine Verzögerung dadurch eintrat? Die Ansichten der Negierung, daß die Einnahmen des Budgets die erhöhten Gehalte recht gut tragen lasse, thcile er nicht. Der ElsenbahnerneucrungSsoudö werde nicht Immer dafflx hlnreichen und daß die Staatssteuern in Zukunft nicht mehr so reichlich eingehen würden, sei sicher zu besorgen. Dann bliebe nur ein starkes Anziehen der Steuerschraube übrig. Zwar werde er auch für Erhöhung der Steuern sein, um die nothwenbiaen StaatöauSgaben zu bestreiten, aber ble Steuerzahler hätten auch ein Recht zu fragen, ov nicht die Mahl- und Schlachtstcuer, die Chausseegelder aufgehoben, die Stempelsteuer ermäßigt werden könne? UebrigenS würbe die Deputation praktischer verfahren sein, wenn sie nicht bloö einen so unschuldigen Antrag gestellt, sondern sich über gewisse Grundsätze, wie die Gehalte aufzu- beffern, geeinigt batte. Sein Antrag sei seiner Zeit von einer gewissen Presse, die daS Spekuliren auf hie Skandalsucht sich zur Aufgabe mache, aus-Hämischste angegriffen worden. Das ge reiche ihm nur zur Ehre. «Bravo! links.) Man habe damit nur gegen die Nattonalliberalen wegen der RelchStaaöw'ahlen Kapital schlagen wollen, tLache» rechts.) Er selbst habe alle« Wohlwollen für die Beamten und viele derselben hätten ihm gedankt. Er schließt nach seiner Manier mit einigen allgemeinen Redensarten unter dem Beifall der Linken. Der Ftnanzmlnister v. Friesen weist den Vorwurf Jordans, al» trage die Regierung die Schuld an der Verschleppung der Bud- getberathung, sachgemäß zurück. Eö wäre in der That unbe greiflich gewesen, wxnn die Negierung ohne Unterlagen die Ge haltsaufbesserung vorgeschlagen hätte; sie habe sie vielmehr sofort daß der jetzige Bericht betckeile. wie der seiner Zelt ange- :ne Jordaii schc Antrag nichts weiter alS eine vlelwöchent- 'chlevpung der Bubgetbkrathung bewirkt habe; denn solle keii, weiterer Beschluß gefaßt werden, als der Jahre» ganz erschöpft. Was kann? Steuern vermehren» Die Matrlcularbeiträae Sachsens an kaö "" " Matrlcularbciträge niedriger werden Aus Sachsens an daS Reich würden auch nicht . da da» Militärbudget erhöht werden würde. Die Ausbesserung der Gehalte über 3, ja über 2000 Thlr. sei nnnöthig: dieselben seien jä stetig erhöht worden. die Beamten möchten sich nach der Decke strecken. „Wenn du LeidcSnahrung und Nothdurtt hast, so taffe dir genügen". Die unteren Be amten verdienten viel eher eine Gehaltserhöhung. Slber die Aus- wärtcr in den Ministerien, die im Trockenen arbeiteten, seien viel zu günstig bedacht gegenüber z. P. den Stcueraufschern, die in allem Wind und Wetter ihrem Berufe nachgingen. Im Interesse der Steuerzahler genüge eine Aufbesserung von ca. AX),0>>0 Thlr. im Ganzen. Ret. Oehmichen: Anträge auf Beamtenverminderung würde die Deputation bei den Spezialbe- richten bringen, so z. B. auf Beseitigung der Bauverwalter und Vereinigung mehrerer Wasterbauinspettoren mit Cbauffeebauln- spektorcn. Auch werde sie Abstriche bei den Gehalten der Auf wärter Vorschlägen, die in Morgenschuhen ihre Arbeit verrichten könnten, um die Revierbeamtcn günstiger z» stellen. Alles Das lasse sich bei der Spezialberathung viel bester alv heute machen. Kaeferstein betont kaö Interesse der Steuerzahler, daö zu vorsichtiger Bemessung der Erhöhungen mahne, da ja ohnehin für die Beamten auch »och durch den PensionSetat gesorgt sei. Abg. Jordan hält eine lange Rede von dem erhabenen Stand punkte aus, den er alS unfehlbarer Kenner kkS Staatsbudget- offenbar einnehmen zu können glaubt. Dieser Standpunkt läßt ihn, »venn ihm eine unabhängige Presse sreimüthig das mitunter Verkehrte seiner Ansichten vorhält, scheinbar voll tleien Mitleids aus daS Gemurmel da unten hmabiehen, während die Zeitungen seiner Partei die große Trommel zur Reklame kür ihn rühren. Er weiß sich dann nicht anders zu helfen, als daß er jene Presse schmäht. Seine Rede war voller Widersprüche. In den Vorder sätzen stoß er von Beiheuerung von Wohlwollen gegen die Be amten über. In den Nachsätzen tbat er Alles, um die Ausbesserung der Gehalte zu erschweren. Er begann: Walter habe einige Phrasen vorgebracht, die man schon zur Genüge in gewissen Blättern geleien habe. Nicht drr Jortan'sche Antrag habe die Budgetberathungen verichieppt, sondern die Schuld dcr Derlchlep- ung trage einzig die Negierung. <Ja! Nein!» Diese hätte ein» Zusammentritt des Landtags die »öthigen Unterlagen bereit haben müffrm um eine io bebrütende Medrsordernng, wie die Gehaltöautbefferung, sofort genügend rechiscrttgen zu können. (Sehr wahr! link».) Warum seien diese Unterlagen nicht soiort dem Landtag vorgelsgl worden? Er würde eS nicht gewagt haben, auszusprechen, daß einzelne Beamtrnciaffen zu schlecht bisher bezahlt seien, weil derNcsiortchef mitunter nicht daö »öthigcJnterrste sür ble Lag« seiner Untergebenen ober nicht die Gabe besessen habe, die Theilnabme de» Landtags «ür sie zu'erwecken. «Ludwig: EI. el!) Men» die Regierung aber selbst solche Bekenntnisse mache, dürfe man sich wundern, wenn er au?gründlichePriMng aller Beauitengehaite zur Beseitigung solcher Härten gedrungen legt sodann ein warineö Wort gegenüber den Fahnauer-Kqscr.- stellsschen Aeußerungen »in sür die zweckentsprechende Gehaltsauf besserung und rechtfertigt die von Jordan angegriffene Stelle der NegicrunaSmitthellung damit, daß eö allbekannt sei, wie durch einseitige Aufbesserungen einzelner Beamtengehalte seit 1835 in der That viele Ungleichheiten m die Gebaltöklasien gebracht seien, die man aber letzt beseitigen solle. Weiter erläutert er die Natur deS EisenbahNbetrlebs.ErneurrungSfondS dahin, daß derselbeNichtS weiter sei. als die Abschreibungen, die >ete AktlengeseUschaf» jährlich für div Erneuerung des abgenutzten Betricbsmatcrials zurücklege, daß der Staat jedoch biöher sür jährlich 500,000 Thlr. zuviel solcher Abschreibungen gemacht habe, die nun für die Ge haltserhöhungen disponibel seien. Die Steuern würden ebenfalls daS Letztere in Zukunst gestatten; daS Reich aber werde in seinen eignen Einnahmen soviel Uebcrschüsse machen, daß auch Sachsen davon Etwas noch herauSbekäme, selbst wenn daS Militärbudget erhöht würde. Walter^ führt Jordan stark zu Gemüthe, daß Letzterer nicht das Recht Hohr, die ireie Meinungsäußerung eines Abgeordneten zu beschränken: Und seine, Walter'-. Ansicht se> lmmr», nsck^, -datz.RiLr. Jordgn'sche Antrag den Landtag verlängert habe. Wie Mine Jordäss' i« wagen, dies- Meinung „Pdrasc" zu nennen? Auch er nenne ja Jordans Wohlwollen für die Beamten nicht „Phrasen"; ja er habe die vielfach gehörte Ansicht. Jordan habe bloS mit seinem Anträge einen persönlichen Anglist gegen die Fingnzdeputatton beabsich tigt, alö unwüsdig bekämpft. Dazu sei ein Abgeordneter da. frei seine Meinung zu äkßer». auch wenn sie gegen die Mehrheit der Kammer sei. (Bravo lechts.) Jordan möge sich über die An griffe In der Presse trösten, da er von andern Zeitungen wieder gewaltig verherrlicht worden sei. lSehr gut! rcchtö» Jordan pflege immer goldne Worte guten RathS Andern zu erwellen; da rufe er ihm zu: WaS du nicht wftlst, daß man dir thu', daö füg' auch keinem Andern zu! iLebhaitcr Beifall von vielen Sei ten.) v. Hausen wundert sich, wie Jordan, der so lange nun schon öffentlich wirke, so empfindlich thue, gegenüber Angriffen in der Presse. Auch er habe »regen seiner nculichen Rede für die Katholiken eine wahre Hetze in den nationalliberalen Blättern auSzustchen gehabt; aber auch er betrachte daö ebenfalls alS Ehre für sich. Gegen Käferstein: Die Pensionen der Beamten, seien gering; wenn man sie erhöhte, könne die Regierung eher altersschwach attvordene Beamte ruhig pensioniren. Abg. Jor dan verwahrt sich sehr erregt gegen Walter, der ihn heute erst provocirt habe, verzichtet aber aus ein näheres Eingehen. Walter habe ohnehin der Regierung und der Finanzdeputatlon den schlechtesten Dienst erwiesen, da ohne Walters Aeußerungen er beide beute nicht so angegriffen hätte. Wenn aber Walter sogar gesagt lund diese Meinung sei allerdings sogar in höheren Kressen verbreitet), daß er. Jordan, aut, persönlichen Grünten gegen den Rekcrenten seinen »Antrag damals gestellt habe, so sel daö, wie alle Welt »risse, eine Verleumdung, »renn sie auch auf den Bierb.inken laut würde. lSchluß folgt.) — In Bezug auf die RcichstagSwahlen liegen uns folgende Nachrichten vor: Im 1. Wahlkreise ist die Wiederwahl des bis herigen Abg. Or. Pfeiffer wohl ziemlich gesichert. Einigen Abbruch wird ihm zwar der bekannte vr. Max Hirsch aus Berlin thun, in dessen wird derselbe ebensowenig durchdringen, als seiner Zeit im Voigtlande. Man geht in der Lausitz davon aus, daß Sachsen sich ein ArmuthSzeugniß ausstellen würde, wenn es sich seine Vertreter auch dann auS Berlin verschreiben würde, wenn tüchtige Kräfte im Lande selbst vorhanden sind. Aus diesem Grunde und da sich Or. Pfeiffer sowohl im Landtage durch seine vermittelnde Haltung viele Freunde erworben hat, als auch seither einer der Abgeordneten war, die im Reichstage treu ihren Pflichten oblagen, werden sowohl Eonservative als Liberale für ihn stimmen. Daher findet die im 2. Wahlkreise von den Nationallibcralen ausgestellte Candidatur des Prof. Frühauf aus Berlin lebhaften Widerspruch. Man entsinnt sich, daß die in Berlin wohnhaften Abgeordneten in , rster Linie eS waren, welche so oft in» Reichstage fehlten und zu dem traurigen Schauspiele seiner Beschlußunfähigkeit beitrugen. Im 3. Wahlkreise wird der von seiner früheren Thätigkeit als Amtshauptmann und KreiSdirector her dort noch im besten Andenken stehende jetzige Mi nister de« Innern, v. Nostitz-Wallwitz, als Candidat ausgestellt. Man findet eS nur natürlich, wenn der Minister eines Staates wie Sachsen durch seine persönlicheTheilnahme an der Reichsgesetzgebung in den Stand gesetzt wird, die Interessen Sachsens in erhöhtem Grade an de, wichtigsten Stelle zur Geltung zu bringen. Im Frei berger Wahlkreis« ist der Candidat der vereinigten Conservativen und Liberalen der BezirkSgerichtSdircctor Petzsch ; es wird nicht allzu schwierig sein, ihn den Socialdemokratm gegenüber durchzubringen. Weitere Candidäten sind Advocat Güldc im Rochlitz-Borna-Pegauer Kreise, Amtshauptmann v. Könneritz im Frankenberg-Mittweidaer Kreise, Rittergutsbesitzer Oehmichen im Döbeln - Rsßweiner und Güntber im Osöbatz - Grimmaer Kreise. Vice-Bürgermeister
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