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Dresdner Nachrichten : 31.05.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-05-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187605311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-05
- Tag1876-05-31
- Monat1876-05
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 31.05.1876
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ML MM M»rk»iiri»e IL. »»in» «»«eilüprrl» »lerlilMr» K»,Mar, S0 «»,«,.durch dt« »-st , «,»<?» VI«r. «Na»»l. Nummern lovste. »usl,«, 29000 »ipl. Ast» »kr »stckz,», ein»«» s«i>»t«> Manulcrcpt« «,ch» sich »t« »ich, «»»IndNch. Inseratni-Nnn»»«« »u« »Sit»: »»« V»>I«r In Siinduk», Ber lin, Biten, Vetpitg. Basel, »rellaii, nr-nllurt a. M. — ItaL ll-,« in Berlin, Lelpjlg. Wien, Haiiidurg, tzranlfur» a. M-, Mün chen. — v»»d« « c«. in Nr»nkfurl a. M. — >e. r»i»t in Ldemnitz. — II»- lin»i,r » v». «n «,ri». Tageblatt für Politik, Unterhaltung n Geschästsverkehr. Dnick und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch H Reichardt in Dresden. Verantw. Redakteur: Friede. Goedsche in Dresden »rr»en I »«rate lL »nnr»»mn>»B dt» »d.» um. «oi>i»»A »t»«tn.g»isum. I» /^rn«»dt: -rot« «l»l>»«- s^dsse L bi» Nachm. 4 um. — Der Raum einer «In« «»»Utain »elitteile käste« IS »he. »tuaeiandt di« Zeile L» Psz« Ein« Baranii« siir t»> «äch st tilgt»« Srsch»- »rn der Inserate wild nicht geg-deil. «laiwSrtige klNstSisten» LuslrLge von »»« undr- lannten fttnnrn und Per sonen inseriren wir nur aegenPrSnumeranda» kiadluna durch Brtef- rnarien -der Posteintry- Iu«g. «chl Eilbin kvstti» IS Pia«. Nnseraie t!ir die Montag! > Nun»»-» »der nach einem Jestiag- dl« Vettiictlc Li) Psgr. Nr. ISS. MmiliSrwkinMtkr Jahrgang. Mttrebacteur: vr. Lm» Für das yeuillelon: l,n»lii«« ii,»rt,„»nn. Dresden, Mittwoch, 31: Mai 18?E. i Politisches. Ein wichtiges Ereignis! hat sich in der Türkei vollzogen: infolge einer Volksbewegung ist der Sultan gestürzt worden. (S. Bör senbeilage.) Der „Schatten Gottes auf Erden" hatte sich durch Hab sucht, unsinnige Scrailwirthschast und totale Ncgicrungsunfähigkcit so verächtlich gemacht, das; er einer einmüthigen Bewegung des Volkswillens weichen musite. Ein solches Ereignis; ist in der türki schen Geschichte nochnichtdageweseii. JnfolgcvonPalastrevolutionen und Janitscharenaufstanden büchten frühere Sultane Herrschaft und Leben ein — niemals durch eine aus dem Volke kommende und dazu friedliche Bewegung. Die Muhamedancr verlangen eine Repräsen tativverfassung gleich denen in, Abendlande, Beschränkung der Macht des Sultans, Toleranz und bürgerliche Gleichstellung der Christen mit ihnen. Vielleicht ist der neue Sultan Murad Effendi das Organ, diese Forderungen einzuführen und der orientalischen Frage eine friedliche Entwickelung hierdurch zu sichern. Dem Tele graphen wird eü obliegen, die Welt von den nächsten Ereignissen zu unterrichten. Für heute beschränken wir uns auf diese kurze Notiz und lasten nunmehr eine äußerst interessante Mittheilung aus dem sächsischen Landtage über die sächsische Finanzlage rcsp. Besteuerung folgen. AuS einer vom K. Finanzministerium der 2. Kammer zuge gangenen Zusammenstellung über die Gebahrung der säch sischen Finanzverwaltung in den Finanzpcriodcn von 1846 bis mit 1875, einem Zeitraum, der ein ganzes Mcnschenaltcr umfaßt, und in welchen die für einen Staat, wie Sachsen, sehr be trächtlichen, durch Kriege veranlaßtcn außerordentlichen Ausgaben fallen, geht hervor, daß bei einer Verwendung von 120,829,217 Thlr. zur Erbauung von Eisenbahnen und Ausrüstung derselben über haupt nur 113,418,442 THE. durch Anleihen und Schatzscheinc ausgebracht, und daß auf die Anleihen in dem fraglichen Zeiträume von den Steuern und sonstigen Einnahmen der laufenden Verwal tung 20,255,950 Thlr. zurückgezahlt worden sind, wonach seit dem Jahre 1846 bis zum Beginne des Jahres 1876 sich eine Vermeh rung der Staatsschulden nur im Betrage von 93,162,492 Thlrn. ergicbt, dem eine neu zum StaatSvermvgcn hinzutretendc werbende Capitalanlage nur in Eisenbahnen von 120,829,217 Thlrn. gegen übersteht, welche allein den Bestand der gesammten Staatsschul den zu Ende des Jahres 1875 im Betrage von 106,608,200 Thlrn. wesentlich übersteigt. Zur Zeit kann also, bemerkt die Finanzdrpu- tation durch vr. Minckwitz dazu, von einer Befürchtung, daß die sächsische Finanzverwaltung Gefahr laufen möchte, den Staat ohne Noth mit Schulden zu belasten, welche in der Zukunft nothwendig zu einer Erhöhung der Steuern führen müßten, in alle Wege nichtdieRedesein. Rechnet man nun noch zu der obigen wer benden Capitalanlage in Eisenbahnen die in gedachter Periode zu anderen werbenden Capitalanlage» und zur Beseitigung fortdauern der pecuniärer Lasten des Staates verausgabten Summen von gegen 33/4 Millionen Thlrn., so ergiebt sich für das werbende Staats vermögen aus einer 30jährigen Finanzperiode ein aus den Steuern und sonstigen Einnahmen der laufenden Verwaltung ersparter Ueberschuß von 31,493,352 Thlrn. Zieht man weiter in Betracht, daß hierüber noch 5,458,404 Thlr. zur Vermehrung und Sicher stellung des Nationalwohlstandes, 24,189,605 Thlr. zur Tilgung der durch Kriege und andere außerordentliche Ereignisse und Um stände verursachte Ausgaben, 908,500 Thlr. für Zwecke der Kunst und Wissenschaft außergewöhnlich verwendeteMittel,9,254,215Thlr. andere außergewöhnliche Ausgaben, sowie endlich 5,730,543 Thlr., welche für Bauten, Anlagen und Einrichtungen zu besserer und leichterer Erfüllung der Zwecke der Staatsverwaltung gemacht wor den sind, in dem fraglichen Zeiträume aus den Steuern und sonsti gen Einnahmen der laufenden Verwaltung gedeckt worden sind, so könnte man im Gegensätze zu der von der 1. Kammer ausgestellten Behauptung die Frage aufwerfen, ob nicht von der sächsischen Finanzverwaltung der lebenden Generation zu Gunsten der kom menden Generationen zu große Opfer angesonnen worden seien. Eü würde diese Frage unbedingt zu bejahen und der Finanzverwaltung ein Vorwurf daraus zu machen sein, wenn man behaupten könnte, daß die Höhe der Steuern in Sachsen im Verhältnitz zu der Steuer kraft, wie sie durch Hebung des Nationalwohlstandes bedingt wird, eine für die Steuerzahler drückende und unverhältnißmäßige sei, was man wohl schwerlich wird behaupten wollen. Jedenfalls ist aus der Finanzlage deS sächsischen Staates, betont die Finanzdepu tation nochmals, welche als eine durchaus günstige bezeichnet werden muß, kein Anlaß zu der Befürchtung abzuleiten, daß bei dem Fort schreiten der Finanzverwaltung auf dem seitherigen Wege eine un gerechtfertigte Belastung des Staates mit Schulden herbeigeführt werden möchte, welche zum Nachtheil künftiger Generationen noth wendig zur Steuererhöhung führen müßte. LoeakeS und Sächsisches. Auch Heuer werden I. M. der König und die Königin tm Laufe des Sommers eine Reise in's Ausland antreten. Der Zeitpunkt des Antritts hängt von dem Gange resp. Abschluß der Landtagsverhandlungen ab. Als Reiseziel dürfte wiederum die Schweiz erkoren werden. — Der Minister des königl. Hauses, vr. v. Falkenstein, ist als Besitzer des Rittergutes Frohburg, zum Vorsitzenden des ritterschaftlichen Kreistag von Leipzig gewählt worden. Sein Vor gänger war der verstorbene Graf Hohenthal. — Der Stadtrath hat neuerlich dem Herrn Ober-Ingenieur Manck einen Ehrensold von 12,000 Mark zugesichert, wenn der Albert-Brückenbau (dritte Elbbrücke) bi» 1. October 1877 vollendet wird, ihm auch auf die Dauer de» Brückenbaues, in Folge seines sveciellen Ansuchen» um eine besondere Remuneration, eine monat liche Auslösung von 200 Mark bewilligt. Herr Ober-Ingenieur Manck hat sein Gesuch unter Anderem auch durch den Hinweis auf die Gefahren unterstützt, welchen seine Gesundheit bei dem Brücken bau ausgesetzt sei. — Der Generaldirector der Staatsbahnen v. Tsch rschky und Directionsrath Jenke weilen seit gestern in Leipzig, um die hauptsächlichsten dcr Bureaux der Leipzig-Dresdner Bahn in Staats besitz überzusühren. Welche umfängliche Arbeit die Verstaatlichung der Leipzig-Dresdner Bahn überhaupt herbeiführt, darüber thcilt uns ein sachkundiger Eisenbahnbeamter im Anschluß an unseren gestrigen Artikel mit, daß nach den strengen Grundsätzen, die über die Ver waltung deS Materials bei den Staatsbahncn herrschen, eine ganz ausführliche Inventur stattsinden muß. AlleVorrüthe werden genau invcntarisirt, nachgezählt und gewogen, ehe sie dem betreffenden neuen StaatSbahn-Beamtcn zur Verwaltung und Verantwortung auSgchündigt werden. — Wie wir hören, werden die im Fall einer Mobilisirung für die verschiedenen Truppcnabtheilungcn nolhwendigcn Marke tendcr aus der Landwehr und Reserve gewählt und haben sich die selben bei ihren betreffenden Landwehrbezirkcn persönlich vorzu- stcllen. — Mit heute verlieren die kupfernen und sil bernen Fünfpf en Niger, die Ein-und Zwei-Neu groschcn, sowie die Zweiundeinhalb-Groschenstücke im allgemeinen Verkehr ihre Giltigkeit. Dieselben werden von morgen an nur noch an den sächsischen Staatskassen umgewcchsclt und verlieren nach dem 31. August 1876 vollständig ihre Giltigkeit. — Man hat, wie es den Anschein gewinnt, bei der Einsetzung der Standesämter, deren Thätigkcit und Aufgaben doch unterschätzt. Jetzt schon petitionirt der Vorstand des Standesamtes Dresden 1l. um Vermehrung des Beamten-Pcrsonals und der Stadtrath will in Anerkennung des Bedürfnisses noch einen Expedienten anstellen; es fragt sich nun, was die Stadtverordneten sagen. — Der glückliche Gewinner des Viererzuges bei der letzten hiesigen Pferde-AuSstellung ist, wie uns in zwei Zuschriften mitgetheilt wird, nicht ein Schuhmachermeister in Bautzen, sondern der Buchbindermeister Kersten in Glauchau. Derselbe hat in Herrn Bereiter Buhlcrt uM) bereits einen KauEr für das Prachtstück gefunden. - Daß die Straße '„Am See", wie von einer Anzahl An wohnern beim Nathe erbeten worden war, in „Poststraße" umge tauft werde, ist dem Stadtrath nicht thunlich erschienen und „Am See" ohne See bleibt ohne See „Am See." Der Stadtrath findet den Namen historisch werthvoll, weil seit Jahrhunderten bestehend und Verwechselungen zwischen „Seestraße" und „Am See", — die sehr häufig, und oft für die Betreffenden in recht fataler Weise, Vorkommen — nicht beachtlich! — Am letztvergangenen Sonntag hat sich ein ans der Ammon straße wohnhafter Handarbeiter aus seiner Wohnung entfernt und zwar unter Umständen, welche ziemlich bestimmt daraus schließen lassen, daß er seinem Leben ein Ende zu machen gedenkt. Tiefsinn und mißliche Verhältnisse dürften ihn zu diesem Entschluß getrieben haben. — Landtag. Am Dienstag Verleih die 2. Kammer den vom Abg. Walter verfaßten Bericht über eine Nachtragösördcr- una zum Reubaue und der Einrichtung des P 0 lyrecyniku m s In Drcöbcn Im Betrage von 160,00« Thaler», während 850,000 Thaler dafür schon bewilligt worden waren. ES sind demnach blö letzt für den Bau gefordert l.OIO,000 Thlr., während derselbe 1871 auf 500,000 Thlr. veranschlagt worden war. Der Bericht sagt, daß die sehr bedeutende Nachfortcrung im ganzen Lande viele Mißstimmung erregt und man allgemein die überaus man gelhaften Voranschläge verurthellt habe, welche Seitens dcrBau- auSiührung bei Berechnung der Koste» stattgefunden haben müß ten, da eine derartige hohe, zweite Rachlordcrung für den sehr kostspieligen Bau nicht habe erwartet werben kön nen. Obgleich bei der Ueberschrcltung der ursprüng lich verlangten Summen bei StaatSbautcn nichts Unge wöhnliches feien, so dürste doch das Polytechnikum wegen der Höhe der Ueberschrcltung einzig dastchcn. Erichicne die erste Nachsordcrung von 450,000 Thlr. durch die veränderten Verhält nisse gerechtfertigt, wenn schon sie Bedenken erregen mußte, so könne der neuesten Nachtragsforderung nur mangelhafte Berech nung oder willkürliche Ueberschrcltung dcö Voranschlags zu Grunde liegen. Die nothwcndlge einheitliche Leitung deö Baues sei nicht in gehöriger Weise geregelt gewesen; der Staat habe anstatt einem Staatöarchitecten, einem Professor der Anstalt (Naurath Pros. Heyn) die Oberleitung deö Baues übertragen, dem cS wohl noch nie vergönnt gewesen, ein annähernd ähnliches großes Bauwerk selbstständig zur Ausführung zu bringen, und testen Ansichten mit denen deö controllrcndcn Ober-Landbaumcisterö vielfach collidlrt hätten. Die Schuld an den außerordent lichen Ueberschreitungen treffe aber icdcömal den Leiter beS Baues. Trotzdem will die Deputation die 160,000 Thlr. vcrwilligcn, weil die Bewilligung nach Lage der Sache nicht zwei Jahre beanstan det werben könne. Nun sind aber dem Baurath Heyn für An fertigung deö NisseS und der Zeichnung tcS Baues bereits 2000 Thlr. gezahlt worden; ferner erhielt er während der vier- iährigen Bauzeit icbeS Jahr 500 Thlr., sein Gehalt alö Professor ging fort und es wurden noch 1266 Thlr. für dessen Stellver tretung an der Schule verausgabt, da er während der Bauzeit weniger Stunden gegeben bat. Die Regierung will Baurath Heyn noch wettere 4000 Thlr. Remuneration gewähren. Von den Deputations-Mitgliedern will Abgeordneter Philipp gar keine Remuneration weiter verwilllgc», die Majorität der De putation sSchreck, May, Kramer. Hartwig. Körner, Köckcrt nnd der Referent Walter nur 2000 Thlr., die Abgg. Starke- Schmölen und Staust dagegen die vollen 4000 Thaler. Abg. Philipp vertheidigte seinen abweichenden Antrag In unbehag licher Stimmung, well er leider persönlich werben müsse. Bau- rath Hayn sei verantwortlich für alle Fehler, für alle Ueber- schreltungen. ES verrathe eine „totale Unfähigkeit" desselben im Rechnungswesen, wenn nach Aussage deö Kasseniührerö noch 2V» Jahre nothwendig wären, um die 4500 Belege zu prüfen. Bet einer solchen Wlrthschaft würde jeder Privatmann bankerott werden. Die Verleihung deö Titels „Baurath" wäre nicht noth wendig gewesen. Derselbe möge klagen, wen» er ein Siecht auf die letzte Remuneration zu haben glaube. Ziehe die Kammer jetzt keine Schranke, so würden künitlg bei StaatSbautcn aus 100,000 Thlr. Voranschlag immer 300,000 wirklicher Baufond werden. Minister v. N 0 st i tz - Wallwitz, dessen Bcredtsainkcit »llrmal um ko heller aufblitzt. te fataler ihm innerlich eine Sache ist, möchte nicht, dast znweltgehende Vorwürfe dahin führten, baß künitlg alle Voranschläge zu hoch gegriffen würde»; taS brächte noch größere Ngchthcilc. ES sei in dem Polytechnikum ein wcxthyoUcö Object für daS Lanb geschaffen worden. Alle Männer von Fach sprächen sich clnmüthlg für die Zweckmapigkeil und Güte dco Baues nuö. Man bürie nicht vergessen, daß Voranschläge, die l87l gemacht seien, zufolge der zum Thcil um KM Vrozcut gestiegene» Matcrialprclse re. in de» Jahren 187:; biv 75 nicht hätten zntrcffcn können Wenn ihm der Verfertiger dcrAnichläge prophezeit hätte, daß die Baukosten sich in den späteren Jahren so hoch steigern würden, wie eö geschehen, so würde ec alö Mi nister gejagt haben, mit einer solchen Forderung kann ich vor die Kammern nicht treten. Wenn der Obcrlandbaumcister den Bau gclcüct, würde man wieder gesagt haben, derselbe sei theurer aig andere, weil der Leiter ein StacirStcchnttcr gewesen. Die Pläne seien das Rcsnltat lOjähriger Bcralbringe». Daß Baurath Heyn die Oberleitung erhalten, sei auf Anregung dec> Finanzministe riums geschehen. Hätte er, der Ftnanzininistcr, sich nicht zu einer Uebcrichreituiig entschließe» wollen, hätte er den Bau in der Mitte vorigen Jahres slstiren müssen: er über nehme die volle Verantwortung vor jedem Gerichtshöfe. Tie für den Baurath Heyn beantragte Remuneration sei eigentlich ein Honorar. waS derselbe nach dem StantStiencr- gcictz zu beanspruche» habe; dasselbe bleibe übrigens hinter der Halite der Summe zurück, welche der Arebltektenvcrcin tür ange messen befunden. Referent Walter bleibt dabei, daß der Bau leiter die Verantwortung zu tragen habe, wenn schon der Mini ster sic aut seine Schultern nehme. Kämen künftig zu hohe Vor anschläge. so würden die Stände sie eben nicht genehmigen. Im Lande sei über den Polytechnicum-Bau nur eine Stimme; an demseibcn zeigten sich jetzt schon bedenkliche Risse; dierHeizung sei dringender Abhilfe bedürstia. Daß daö Bauwerk nicht zu tbcuer sei, mit dieser Meinung stehe der Minister ziemlich allein. Abg. Starke- Schmölem erklärt, zugleich tür S ta u s;, daß sie mit dem Bericht und den gerügten Mängeln am Bau nicht einver standen seien. Sie erachteten sich nicht competent, sich in ihrem Urlhell über den Bau über jenes der Negierung und der Oder- banbchörde zu stellen; sie wollten die Frage nicht zu einer per sönlichen zuspitzen, dem Ministerium kein Mißtrauensvotum er- thellen. Der Fehler sct, daß die Regierung von vornherein zu ;aghait gefordert. Eine willkürliche llebcrichrcitung habe nicht ilattfinden können, weil der Bauleiter durch das Ministerium und die Oberbaubehörbc cvntrolirt worden. Die vielgetadelte Facadc deö Gebäudes habe auf Verlangen deS akademischen RathcS die jetzige Form erhalten. ES wäre eine himmelschreiende Ungerech tigkeit, wenn man dem Baurath Heyn die 4000 Thlr. Honorar versagen wollte, da derselbe jährlich nur KX)0 Thlr. erhalten iollc, während einige seiner Hiliöarbeitcr jährlich 13—1400 Thlr. bezogen hätten. Die Kammer sei kein Strafgericht; der Mann habe eine Strafe nicht verdient, durch die man seinen guten Rui beeinträchtigen würde. Wer demselben, wie Philipp, totale Unfähigkeit vorwerfe, solle eö wenigstens beweisen. Abg. Fahnauer räth dem Minister, dergleichen Banken in Entreprise zu geben, bei den Militärbautcn habe sich daö gm bewährt. Wenn Baurath Heyn das Honorar ohne jede Bedin gung bewilligt worden, möge der Minister in seine eigene Tasche greisen. Der Abg. Starte- Mlttweida erinnert die Opposition gegen den Bau und das Honorar an die Stelle i» TeU: „Eö rast der See und muß sein Opfer haben". Alle Fehler der Staato- bantcchnikcr solle jetzt der „unglückselige Baurath" büßen. Die Vertrauensseligkeit und die Lobgesängc der Kammer aus die Negierung hätte den Staatsbautcchnikern den Muth zu derartigen Ueberschreitungen gegeben. Abg. Sehrcjck: Wenn gesagt werde, die Facade des Baues sei entsprechend, so sage er: ckitticilo, Lutzu-am non scribors. Alan möge nur einmal nach Wien oder Mailand gehen und die dortigen Neu bauten betrachten, um einen Vergleich mit den sächsischen an stellen zu können. Man lasse die Baue aber gehen, wie sie gingen, anstatt zu viglliren; höre man doch, daß ein anderer Staatsbau (Hostheatcr) werde sjstirt werden müssen. Wenn der Minister gesagt, er wolle sich nicht hinter den Schatten cincö Mannes (Geh. Rath Kr. Wcinlig) verstecken, dessen Rath und dessen unmittelbare Mitwirkung beim Baue dem Minister zur Seite gestanden, so behaupte er, daß Weiniig wohl recht zeitig eingegriffen haben würde. Minister v. N 0 st i tz giebt zu, daß er auf Wcinllg's Rath allerdings mehr Gewicht gelegt haben würde, wenn er die Wahl zwischen diesem und Schreck habe. Für die Vorzüglichkeit des Baues spreche auch das Urtbeil Zeuncrö. des jetzigen Rectors der Anstalt. Abg. Mav will ein Krempel statulren. sonst werte es nicht an ders ; eS müsse der Wahn gebrochen werben, daß die Bautechniker machen könnten, waS sie wollten. Abgg. Körner und Hart wig sprechen für die Majorität und haben weder die See noch etwas Anderes rasen hören. Den Vorwurf könne man den Bau technikern nicht ersparen, daß sie nicht zur rechten Zeit eine neue Kostenberechnung, einen den veränderten Zcitvcrhältnisien ent sprechenden WlrtbschattSplan ausgestellt. Selbst eine Ststirung des Baues wäre gerechtfertigt und billiger gewesen. Abg. Phi lipp: Eö habe keine guten Folgen, wenn der Minister seine Be amten bis auiS Aeuherste vertrete, selbst dann, wenn sie gekehlt hätten. Die Beamten verließen sich in allen Fällen auf den starken Schzztz. Er bleibt bei seiner Behauptung von der „totalen Umählgkeit", und tadelt die Kostspieligkeit man cher Einrichtungen, wie manche Fürsten so luxuriös sie nicht mochten. Die Weisheit sitze nicht In dein schönen Stuhle, auf dem der Professor sitze, sondern im Kopfe. Wenn der Bau- vcrwalter, ein pcnstonlrtcr Hauptmann, die Schuld an der Ver zögerung der NechnungSableguna krage, waö er nicht glaube, so würde daö eine neue Warnung sein, Oistzlere In die Verwaltung zu nehmen. Minister von Nostitz: Wenn nachgcwicscn werde, daß Beamte ihre Pflicht vernachlässigten, werke er sie stets zu strengster Verantwortung ziehen; so lange Be weise nicht vorlägen, sie schützen. Auch Abg. Günther rügt die Ausführung deS Baues in seinem Lleußcrn und begreift nicht, wie Sachverständige günstig urthellcn können. Abg. Starke-Schmölen. Die Acußerung Philipps über den OtstzicrSstand habe etwas Verlebendes für denselben. Offiziere bewürben sich nicht nm StaatSämtcr, die sie nicht verstünden. Die Universalgenies seien sehr dünn gesäet, allein auch Abg. Philipp sei trotz seines guten Verstandes kein solches. Nach dem kurzen Schlußwort deö Referenten Walter, der daS Extra- Honorar für den Baurath Heyn alö einen AuSnahmeiall bezcich» nete, wurde bei der Abstimmung der Antrag der Minorität (Starke - Schmölen und Staub) mit 47 gegen 21 Stimmen ab» gelehnt, der MaioritätSantrag mit 44 gegen 21 Stimmen ange nommen. ES ist also die NachtragSiordcrung für das Polytech nikum in Höhe von 474,000 M. genehmigt, dagegen sind 6000 M. H 0 n 0 rar iür Baurath Heyn abgelehnt. — Die Herbstmanöver des IV. und deö XII. Arme e- corpS in der Gegend nordwestlich von Altranstädt werden am 1l.. 12. und 13. September abgehalten, nnd wird daö xil.Armee- corpS den angrelienben Feind barstellen. Diesem gemeinschaitllchcn Manöver der beiden Nrmeecorpü geben ivecielle jede» eiipeln,»
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