Dresdner Nachrichten : 15.08.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-08-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187608152
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-08
- Tag1876-08-15
- Monat1876-08
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- Dresdner Nachrichten : 15.08.1876
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ttn»«!.! «Kl«,. 30000 «l»I. Mlr »i, «Uik«,»l «tn,»» landltr ManuicrtPte »»chl Nch di, Medac!«»» nicht »«rbliidUch. Inskral,n-vnnadm« «u»- l»!>rk>: Il»»»»a-t«j» ««» VaLl»r tn Hoindur,, »er» lta, ist«», Lcipttg, Basel, »„»lau, tzranküirt » M. — K-t. I»»»»» I» Berlin, Lel»»t», vite». Hauldur,. yeankfnrt »- M-. MUn» chen. — v»,»a « 0». ln ^eanffart a. M. — »r. Voiu« ln llhrmiiltz. — II»- »a»,r,»lUt«. ünllla, lb tta» tn Varl». Tageblatt für Politik, Anterhaltung, Geschäftsverkehr, Börsenbericht und Kremdcnliste. Druck und Etgenthum der Herausgeber: Lttpslh Neichardt in Dresden. Bcrantw. Nedacteur: Fritdr. Goedsche in Dresden. <8 rode angenommen »l» citd. k, Nur, Connlag» »t» Mlltog» »r Mr. S» Ol'ullad»' »roß« alostrr- Uasl« b di» Siachm. » vdr. — Der Raum einer ein. tvulllaen Pclili'lle tollet IL Pfae. ^lngeland» dl« Zelle »n »lne e»l>ranile silr do» «ilchfttiigine Erschel- «ru d'« Iifferate mii» nicht gegeden. »»«wSrltge Ilnnonken» «uiträge von un» unbe» lanncen Firmen und Per sonen lnl'rlren wir nur «egen Pränumerando» Zalilnag durch Brlil- marlen oder Polleinjoo» luna. Sicht Kllden «ost,n Il> Pme, Inlcrnle lllr die Mvnlog» - Ülnmmcr »der »gld einem Jelttog» die Pelilziilk Ls Plgc. Nr. 228. Einundzwanzigster Jahrgang. kvtttrrbacteur: Dr. Llw» «»«»»-. Für dav Feuilleton: »s»rtu,«nn. Dressen, Dienstag, 1! Politisches. Al» Benjamin DtSraeli im Jahre 1868 angesichts einer feind lichen Majorität im englischen Parlament da» Portefeuille des Premierminister» an seinen Gegner Gladstone abtreten mußte, bot ihm die Königin von England als Balsam für die Wunde die Er hebung in den Grasenstand an. Der ehrgeizige Staatsmann schlug die Würde eines PairS aus und zog es vor, ,vie früher der Führer der Opposition zu werden, bis «inst wieder die Stunde schlagen würde, welche ihn,an daS Steuerruder des britischen Staates beru fen würde. Er blieb Dir. B. DiSraeli, aber für seine Gattin nahm er die angcbotene Rangerhöhung an, welche seitdem als Gräfin BcaconSfield dem englischen Pairöstande angehört. Am 17. Februar 1874, als die allgemeinen Wahlen für das Ministerium Gladstone ungünstig ausfielen, trat DiSraeli wieder an die Spitze des eng lischen CabinelS und sammelte aufs Neue seine Freunde, die Torys, um sich. DiSraeli hat in Finanzfragen nie Lorbeeren geerntet, hin gegen durch energische und geistvolle Bertretung der Partei der Schutzzöllner, der eifrigen Protestanten und Grundbesitzer sich all gemeine Achtung erworben. Der Abkömmling spanischer Juden, bei, welchen der Henkersknecht der Inquisition Gevatter gestanden hotte, sah sich durch seine Kämpfe für den Protestantismus gegen die irischen Katholiken, gegen die unsichere auswärtige Politik Pal- merston'S und später gegen die Krämcrpolitik Gladstone'ö umworben von den Huldigungen der englischen Aristokratie, deren conscrvative Anschauungen von ihm erst in ein rechtes System gebracht wurden. Mit außerordentlicher Gewandtheit vermochte er die Tory-Partei im Jahre 1867 dazu, für die Ncsormbill zu stimmen und ihr da durch in den Mindcrbesitzenden, welche nun Stimmrecht erhielten, eine zahlreiche BundeSgenvssenschast zn erwerben. Mit Ingrimm sahen viele Engländer den verminderten Einfluß ihrer Nation im Rathe der Großmächte, welche die Schlcppenträgerrolle Palmerston'S gegen Kaiser Napoleon hcrbeigesührt hatte. DiSraeli wußte durch energisches Auftreten in der auswärtigen Politik die Großmächte zu größerer Achtung zu zwingen, und das dadurch geschmeichelte eng lische Nationalgesühl weiß cS ihm heute, selbst auf den Bänken der Opposition, noch Dank. Wie der getaufte jüdische Professor aus Baiern, Geheimrath Lr. Stahl in Berlin, in den vierziger Jahren der beredteste Gegner der liberalen Institutionen war und als scharfsinniger Rechtsphilosoph die Feudalpartei in Preußen erst geistig lebensfähig machte, wozu der Witz der Ritter v. Gerlach, Kleist-Nctzow u. A. nicht genügte, so ist Benjamin DiSraeli der stärkste Pfeiler der conservativen Partei in England. Sein College Lord Derby, der VcMut-Änstokrat, kann sich an Energie nicht mit ihm messen und hat in der orientalischen Po litik sich wiederholt zu Zugeständnissen herbeigclassen, welche seinem guten Herzen Ehre machen, aber den untergeordneten Politiker ver- rathen. Englands Machtstellung hängt mit dem Verbleiben der tür- kischcnRegierung in Europa innig zusammen, deren Untergang Ruß land übermächtig machen und den indischenBesitzEnglandSgefährdcn würde. Deshalb ivürde die Türkei, wie einst zur Zeit des Krimkrieges jetzt an England einen zuverlässigen Bundesgenossen haben. Die Türkei beging aber den ungeheuren Fehler zum Kampfe wider die Serben und Montenegriner das religiöse Element aufzustacheln und gegen die christlichen Empörer die grüne Fahne des Propheten zu entfalten. Die Gräuel in Bulgarien waren die schreckliche Folge und die entsetzten christlichen Engländer sehen sich in dem schweren Zwiespalt zwischen ihren politischen Interessen und ihren religiösen Sympathien. Lord Derby beauftragt den englischen Botschafter Sir Elliot, welcher die Schandthatcn der türkischen Truppen als übertrieben dargestellt hatte, die Pforte auf diese Folgen ausmerlsam zu machen. Die Fortsetzung solcher Gräuel in Serbien würden für diePsorte unheilvoller sein als eine verlorcneSchlacht. Tie OppositionSpresse, die „Times", die „Daily News" u. v.m., sowie die Whigs im englischen Parlament, machen der englischen Negierung täglich die bittersten Vorwürfe, durch ihr bisheriges Verhalten die Gräuel dir Türken beschönigt zu haben und durch moralische Unterstützung der Pforte an dem Elend in Serbien die Schuld zu tragen. Wahrheit ist, daß der zur Untersuchung der Unthatcn in Bulgarien von der Pforte endlich abgesendcte Emissair Edib Effendi, die offenkundigsten Thatsachen leugnet und die ent menschten Tscherkesscn möglichst entschuldigt. Damit beruhigt sich aber die öffentliche Meinung in England nicht und alle politischen Gründe schwinden vor der Macht des verletzten Menschlichkeitsgefühls. Zum letzten Male bot der Premierminister DiSraeli ain I 1. d.M. kühn den Vorwürfen der englischen Opposition die Stirn. Nochmals widerlegte er die Referate über die Gräuel in Bulgarien als die Erzeugnisse ausschweifender Phantasie und stellte die fest stehenden Thatsachen als Vorgänge hin, wie sic bei jedem Bürger kriege unvermeidlich wären. Nochmals betonte er die patriotischen und politischen Beweggründe, welche bisher daS Cabinet in der orientalischen Frage geleitet hätten und daS englische Parlament fügte sich denn in gewohnter Weise nochmals der scharfen Dialektik seines Ministers. In den Londoner Witzblättern aber wird Disraeli von einem jammernden Weibe aus die geplünderten Brandstätten in Serbien hingcwiescn, gegen welches er vergcbcnS auf die englischen Vlau- bücher hinweist, in welchen von diesen Gräueln Nichts zu finden sei. Vor dieser Art des Angriffs streicht der Premier rechtzeitig die Segel und ist noch als Sieger auf einen schnellen Rückzug bedacht. Dieser bietet die Annahme der vor 8 Jahren aus» geschlagenen Würde eines PairS von England, mit welcher der Ein tritt in das Oberhaus verbunden ist. Mr. Benjamin Disraeli epistirt nicht mehr und der Graf von BcaconSfield hat die Jntriguen des englischen Botschafters in Constantinopcl, Sir Elliot, nicht zu verantworten. Disraeli weiß die Theorie des Geheimrath Stahl zu würdigen: „Der Starke weicht muthig zurück I" LoralcS rmd Sächsisches.' — Unser Special-Correspondent telegraphirt aus Bayreuth, 14. August, 11 Uhr 50 Min. Vorm.: Bei der gestern Abend von 7 bis halb 10 Uhr währenden Ausführung des „'Rheingold" waren an 2000 Zuhörer zugegen. Sämmtliche zwanzig hier an wesende Fürsten wohnten der Vorstellung bei. Der Kaiser Wilhelm wurde mit stürmischen Hochrufen begrüßt. DaS Publikum erschien meist in Gala. Die Vorstellung wurde ohne die geringste Störung durchgeführt. Das Maschinelle betreffend, so''gab cS in dem dunkel gehaltenen Hause einige recht beängstigende Augenblicke, doch verlief schließlich Alles recht glücklich. DaS Seenisch-Bildliche war wunderbar, wohingegen das Musikalische minder durchschlagende Erfolge aufzuiveisen hatte. Nach der Entfernung des Kaisers er schollen 1/4 Stunde lang Rufe nach Wagner, Alle blieben auf ihren Plätzen. Indes; erschien weder Wagner noch ein Regisseur. Hierauf zerstreute die Menge sich höchlichst darüber wundernd. — Kaiser Wilhelm blieb bis zum Ende und durchfuhr sodann mit der Groscherzogin von Baden in offenem Wagen die glänzend erleuchtete Stadt, überall mit enthusiastischen Hochrufen begrüßt. — I. K. H. die Herzogin von Genua ist gestern von Pillnitz nach München abgcreist, uin daselbst auf ihrer Reise nach Jtallm einige Tage zu verweilen. — Dem Commissionsrath Musikalienhändler Christian Fried rich Kah nt in Leipzig ist das Ritterkreuz 2. Elasse des Herzog!. Sachsen-Ernestin. Hausordens verliehen worden. - lieber den Aufenthalt unseres Könlgöpaareö tn Graubündtcn schreiben dortige Blätter: Die Königin von Sachsen hat an der P'arrkirche zu Diic.itiv und am Psrunthaus in Piatta ein großes küusllcrlichco Interesse gezeigt. Die primHivv SlrBitectm' deö Pirnnddauscs genel ipc so. daß sie sich zwei Tage daselbst auihielt, um cliie getreue Zeichnung desselben zu fertigen. Die Mcdclscr bätten sich nie geträumt, daß daö Pfarrhaus von Platla von so schöner Hand gezeichnet und die Zeichnung im königlichen Schlosse zu Dresden aulbcwabrl würde. Während die Königin die Zeichnung lcrilgte, stattete der König mit zwei Be gleitern dem Herrn Pfarrer einen Besuch ab. Letzterer batte die Ebre, dem hoben Gaste mit einem Glaö guten Beltiincrwcinö und mit Eristallincrkäse ausznwartcn. Beides soll sich der König sehr gut baben schmecken lassen. So weit man Gelegenheit batte, mit dem König zu reden, bat man ibn als einen sreundlichen und angenehmen Mann kennen gelernt, fügen die Schweizer hinzu. — Der kgl. schwedische Cultnömlnister, Hcrr Earlson, bat am 12. August in Begleitung des Herrn Geb. RcsthS Di . Gilbert die hiesige kgl. B l i n b e na n sta l t besucht und während seines mehr stündigen Aufenthaltes von der Organisation, den Unterrichts mitteln und den Resultaten bei der Erziehung, Schulbildung und technischen Ausbildung der Zöglinge Kenntniß genommen, um solche bei der beabsichtigten Reorganisation dcS Blindcnclzichuiigs.'' wcscnS ln Schweden, und da man dorr die Tiennnng von den Taubstunimanstaltcn durchführen will, zu verwerlhen. — Statistik der drei Standesämter zu Dresden vom 6—12. August 1876: Bezeichnung der Fälle Geb-urtStällc überhaupt .... davon: uneheliche ZwillingSgcbnrten .... po» öffcnti. 'Anstalt, angezcigt Sterbcsälle überhaupt ..... davon: Todtgcburtcu von össcutl. Anstalt, angezcigt Selbstmord Verunglückt Ebcschließungcn überhaupt . . . Ausgcbotöverbandlungcn. . . — Die vorgestrige Luitball0»inbrt deö Mir. Gotard hatte am Nachmittag eine große Menschenmenge im Garten des FeldschlößchcnS versammelt und gegen Abend sammelten sich auch außerhalb dieses Etablissements ganz gewaltige Blassen von Schaulustigen. Die Füllung ward von srüb Uhr an mittelst zweier Rohrslränge. deren jeder etwa 5 Ecntimctcr Durchmesser im Lichten hatte, vewirkl und nach und nach gegen 700 Kubik meter GaS hmcingcsührt. Im Lame deö Nachmittags ließ Herr Gotard mehreie kleinereBaltvnb steigen; einer davon war so ein gerichtet, daß er in der Luit erpiodircn mußte, was sich ganz nett auSnahm. AIS die zur Ablader festgesetzte Zelt (7 Uhr» hcran- rücktc und der riesige Ballon anirccht in der Luit stand und nur noch durch die an 21 Seilen angebrachten je 2 Stück Sandsäcle von je ß- Eentncr Gewicht nledcrgchaltcn wurde, stiegen der Aeronaut und ein Ingenieur, Herr Dietzschold. tn die Gondel. Vorher hatte noch ein-weiter Herr betreffs der Tbcllnabnie an der Luilrcisc verhandelt. ES war dies der Sehn deö bekannten CaIcu 1 at 0 r Reinhardt, der, wahrscheinlich um sein Blatt noch mehr in die Höbe zu bringcn, l>0 Mark d'ran wende» wollte, indessen zurückgcwlescn warb, weil der Preis für die Mitlavrt eben ans 100 Mark fest gesetzt war. Langsam wurden die Sandsäcke und zwar immer so, daß die Schwere ringsum gleichmäßig verringert ward, abge- nommen; schließlich hielten nur noch handiesle Männer daS schwankende, amstrcbcndc Ungclhüm. und endlich auf ein Zeichen ließ man cö frei und auswärts ging der Ballon in die ballen- loscn Regionen. Der Eoloß schwebte der Tharandter Gegend zu und ging bei völliger Windstille sehr ruhig. Wir sagten schon gestern, daß cr bald darauf wieder in Naußlltzcr Flur — In der Luftlinie etwa Stunden vom Fcldschlößchc» — nach kurzer Fahrt glücklich ulctcrging. — Der hiesige allgemeine Handwerker-Verein besuchte vcrfl. Sonnabend Vormittag die rübmllchst bekannte Stück- und Glockengießerei der Herren Gebrüder Große, Ca- mcnzerstraße blcr, um dort dem Guß dreier, für Erlmmitschau bestimmten Glocken zu resp. 34, 17 und io Gtr. Schwere beizu- wohncn. Bei Eintritt in daS Etablissement seffelte zunächst die Im Hosraume im GlockenstuhI aufgehängtc. vor Kurzem gegossene, für den Halbcrstäoter Dom bestimmte, 170 Etr. schwere Glocke, nicht nur durch ibre kolossale» Formen, sondern durch ihren sau beren und wohlgelungenen Guß die Blicke derVerclnSmikglleder. In daö GießhauS eintretend, erläniertr zunächst Herr Große an aufgestelltcn und in Arbeit begriffenenLormeutheile» kleinerer Glocken die Entstehung und Bearbeitung der Formen bis zum Guß, namentlich daS Schaffen des Kcrueö nach Holzschablone, daS Aufträgen der Stärke aus denselben, welche die zu gießende Glocke bekommen soll, aus welche wiederum die anznbrinqrndc Schrift und sonstiger Schmuck mittelst Wachses aukgctragcn 1 worben, endlich daö Formen beS den Kern u,»schließende» Man 1. 11. III. Summa. 10 71 42 156 3 18 2 23 1 — 3 — 17 1 18 LO 58 42 120 1 t! 3 7 — 21 5 26 1 1 -> 12 18 6 36 14 11 10 35 tels. den Herr Große an der einen Form abbcbcn und die am dein Kern aufgelegte Stärke entfernen ließ. um dadurch dem Zuschauer den sret gewordenen Raum, in welchen die Glocken speise hincinsllcßt und welcher dann die Glocke bildet. besser ver anschaulichen zu könne». Inmlttelst halte der seit 3 Uhr Mor gens geheizte Gießoien daö inliegende Metall, ca. W Etr., lo guß- gerecht erhitzt, baß nach auögchobcncr und iür gut befundener Probe, nach einem kurzen stillen Gebet, der Zavicn um 11 Uhr Vormittags anögcstoßen werden konnte und die nun entfesselte glühende Glockenspeise in die Gicßöffnnngen der ll in die Erde eingesetzten Formen sich ergießen konnte. Dies geschah binnen 6 Minuten glücklich und ohne Störung. BiS Montag werden min die gegoltenen Glocken soweit erkaltet sein, um vo» den Hüllen ihrer Mäntel befreit zu werden, und dann, falls der Guß wie voraussichtlich gelungen, durch weitere Arbeit scrtig gestellt werden zu können. Um den Anwesenden de» Ton der Halbcr- siädter Glocke zu Gehör zu bringcn, ließ Herr Große unmittelbar nach vollendetem Guß dieselbe durch 15 Mann in Bewegung setzen und der schöne, sonore, weittragende Ton dieser Glocke griff mächtig zum Hetzen. Der Verein schied unter bestem Dank, ebenso reichlichst befriedigt von dem Gesehenen, als von der wirklich zu vorkommende» Aufnahme, die er Seitens der Herren Besitzer alö ihres Personals gesunden, gegen Mittag aus dleicn Räumen, deren Besuch bei ähnliche» Gelegenheiten Vereinen, die Belehrung suchen und clwaS was ihnen nicht täglich werden geboten kann, sehen wollen, nicht dringend genug anempsohlen werden kann. 0. — Zum Ersticken vcrurtbeilt! Zartbesaitete Gc- mütber mögen bei diesem, Todekschrecken athmenden Titel sich nicht allzusehr entsetzen; cS handelt sich weder um einen neuen Rache-All saiiatiscber Türken, noch um eine blutige Revanche ohrengcsährllchcr Ezecnagorzcn, sondern einfach um die Rcproduei- rung eines Schreibens, daö wir, gleich dem W. T. von dort, auö unscrcm gcmüthiichen, cultivirtcn und civilifirtcn Dresden erhalte». Ein Bewohner der IohannIS-Allec berichtet: „Tagö.- über verkehren in der genannten Allee viel Menscbenkindcr, Kinderwagen und.namentlich viel Schleppenträgerinnen und doch war hier seit Menschcngedcnken kein Wasscrwagen zu sehen, de- die Gefälligkeit gehabt hätte, den zollhoch liegenden Staudjt, welcher sich nach jeder Eamcliendame tn hohen Wolken erhebt zn löschen. I» Folge dessen befinden sich die bcncitenswcrlhe» Bewohner der Allee in der angenehmen Lage, trotz der wahrhaff tropischen Hitze weder cl» Fenster öffnen noch einen Athemzug in freier Luit thun zn können. Und koch bezahlen diese Unglücke lieben, die zum Ersticken verurtheilt zu sein scheinen, ihre Steuern und Zinögroschen so pünktlich, alö trüge die Gemeinde iür sic die gehörige Sorge und der Stcuerbcamte bringt ihnen im Nicht- zablungSfallc ebenso die Erccution ins HauS — vorausgesetzt, daß der Waghalsige am dem Wege dahin nicht selber im Staube erstickt. — Der Landckvcrciii für Homöopathie im Königreich Sachsen wird nächsten Sonntag und Montag hier in Dresden seine vierte Generalversammlung abhaltcn, zu welcher der hiesige Zweigvercin gegenwärtig die nölhigen Vorbereitungen trifft und dieser Tage auch für daö größere Publikum, welches den Bestrebungen dieses Vereins ternstcbt, Einladungen in der Dresdner Localpresse er laffen. Die erste Versammlung vom Sonnlcm wird von Vor. mittag I I Uhr ab lm Saale derWaldschlößchen-Stadtrestauration, die zweite dagegen Montag früh in Melnhold'S Sälen abgehal- tcn werden. — Endlich etwas Faßbares in der Scl) l 0 ßthurinzcigcr. Angelegenheit. Herr Großnhrmachcr Feind schreibt nnS, daß Ente dieser Woche die vicibcsvrochcne Reparatur rciv. Erneuer ung der Zeiger an der Uhr des Schloßtdurmcö fertig gestellt werten würde. Also doch noch — es wird eben Alles mit der Zeit. - Die PrämUrilngS-Eommission derLeipziger voll)- technischen Gesellschaft erthelitc am 12. d. von den beim Famiiien-Nähmaschincii-Eoncurrcnz-Nähen bcthciligt gewesenen 15 »Ausstellern der Singer Manufacturv Eo. in Ncw-Pork allein den höchsten Preis, daö Edrcn-Divlvm mit goldener Medaille, für die beste Eonstruction ihrer Familien-Nälmmschinen und vorzügliche Ausführung aller auigegebenen Arbeiten. - Heute »Abend findet daö dcrcits erwähnte Fest mit gro ßem Doppclconccrt zum Besten deö Albertvereinö aus dcrBrühl- schen Tcyrasse im k. Belvedere statt. Bei den jetzigen herr lichen »Abende» und der wabrhaitcnEleganz, dleHerrFicbigcr in seinem an sich schon prächtigen Etablissement entfaltet, dürfte der Besuch ein außerordentlicher werde» und wahrscheinlich wird aus diese wenigen Stunden, um den aus dem engen Raum durch großen Andrang möglichen Gefahren vorzubcugcn, die Eck- Vassage abgcsperrt werden. Abgesehen davon, daß die sämmt- lichcn GaSdecoratlonc» brennen, wird auch die Elbe cln hübsches Bild bieten, da ein großer illuminirter Gondelzng stattfinden soll, zu welchem sich schon eine große Menge Thcilnchincr gemeldet hat. Wasscrfeuerwerk und elcctrische Beleuchtungen sind gleich falls projeetlrt. — Gestern Morgen passirte einer mit rlnem schweren Korbe bepackten Butter trau ein Unfall, welchen sie allerdings ihrer eigenen Verschuldung zuzuschrciden hat. Nach Ankumt eines ZugcS war aus dem Platze vor dem Lclpzlg-DrcSdncr Bahnhiste ein bedeutender Verkehr von Wagen, Karren :c„ so daß die Passanten wohl aus ihrer Hut sei» mußten. Die Frau mochte eilig haben, sic überschritt kurz vor einer ziemlich langsam daher- fabrenden Droschke die Straße und wurde in Folge dessen Hin gerissen. Sie erlitt zwar dadurch kcine Verletzungen, war na türlich sehr erschrocken, der Inhalt des Korbes aber fick heraus und in so glücklicher Webe, daß die Blittrrstückcn i» ihren Um hüllungen hübsch bei einander blieben und keine Havarie erlitten. Der Droschkenkutscher sprang, alö er die arme Frau hiwallen sah, sofort vom Bocke, richtete sie auf und war Ihr mit einem dazu gerufenen Dleiisliiiann, welchen er sogar mit einem Geldstück be lohnte, behilflich, die fette Waarc im Korbe wieder zurecht zu legen und weiter zu tranöportiren. Daö Bcnelnncn deS Droscb- kcnkulschcrö war icdenfallö ein recht wackercS und Mancher kann sich daran ein Beispiel nehmen. - In der vorvorigen »Nacht erplodlrte in einem kleinen für die Wageiicontrolerpcdition bestimmten Gebäude des hiesigen Leipziger Bahnhois eine mit Petroleum gefüllte Hänge lampe, wodurch ein unbedeutender Brand entstand. — Ein unbekannter Mann mit preußischem Dialekt, mittler Statur, im Alter von ca. llO Iabren, mit braunen Haaren, läng- lichem Gesicht, einer 'Narbe über der Nase, sand sich vor ra, 4 Wochen in einer Restauration auf der Bautznersiiaße ein, aff »nd trank und unterhielt sich mit einer daselbst im Dienst de. kindlichen Kellnerin aus daö Angenehmste und fing auch daS Mädchen, ob sie nicht gewillt sei zu heiratben. Die Kellnerin willigte nach kurzem lieberlegen mit einein kräftigen „Ja" ein. Daraufhin kam nun der Bräutigam alle Tage, aß und trank, stillte Hunger und Durst und gab an, daß er seine Zeche alS Garantie iür die versprochene Hcimsührung der Kellnerin einst, wcilcn stehen lassen wolle und dann, wenn ffc, die Kellnerin, a!S seine AliSerwähIte zu ihm ziehe, wozu der 12. »August bestimmt war, Alles reichlich decken werde. Die hoffnungsvolle Braut pactte nun am Sonnabend ihre Effekten zusammen, fuhr nach der
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