Dresdner Nachrichten : 13.02.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-02-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187702130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-02
- Tag1877-02-13
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- Dresdner Nachrichten : 13.02.1877
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Nr' 41 KMW ««rUMdr» durch di« »ich » M»r<V«,,7. <t,»ttl.!ttummrrn ISPf,«. «u,l°^ 32000 «ldl. Flr »I« >Itck»»d« «ki,«» i«»dtrr Mailuscilplr »«cht sich die Reductil» nicht »erdindlich. V»I«r»t«»-«nn<ch«e «u» Wirt» - ch«»s«»M» »«» W»»l«»i»H«m»urg. «er. >>n, Wi-tt. «rrdlau, 8r«nksult a. —i» Berlin, Leipita, Wi«n, Samdurg, »rdntfurt a. wt., Mün chen. — Le»»« ch ««. t» grinkiurt ». M. — U«.»»,«»in «hemni» 8»,»», l»ü«t«, »»iller ch V». in Pari». 13. Februar. Tageblatt für Uolitik, Unterhaltung, Hefchästsverkehr. Börsenbericht und Kremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Äepsch ^ Neichmdt in Dresden. Derantw. Redacteur: Fr. Gotdscht in Dresden. XXll Jahrgang. »»>er«i« »erden «acht» «trade l» » »«» » Ude «n»,n»mme«, «»nntia» »>» MNl.»» t» Udr. S» Neuitadl: a,-d» ««»er- »ml» » di»?!,chm.ch Udr. --- 1er Raunl einer «in- t»al»»,n Peiililetl« kästet tu Pige. An»klandt di» ^jeile i!0 Pige. «ine «aranlie tllr da» nachstlii»iitSrichrine» der Jnlerat, wird nicht »e geden. »lutwällige klmiance». iduilruge ro» uu» und», kannten Firmen und Per. sailrn inierire» wir nur pr,en Prtniimeran»«- Hatlluu» durch »riet» niarleii oder Posleinjai,- tuuii. Acht Silben laste« lü Pjae. Jnjerat« sitr die Moulage-Nummer atcr nach cincm Festtag« die Pelttjeiie ro Psge. Mttredacteur: vr Lmtl Kür das Feuilleton: I-ixlvi, »»»tu,«»». Dresden. 1877. Politisches. Am Freitag und Sonnabend berieth das preußische Abgeord netenhaus die sociale Frage. Ain Freitag im Allgemeinen, Tags darauf einen Theil, die Eisenbahntarife. In der Freitagsdebatte brachten die Parteien Beschuldigung auf Beschuldigung, Anklagen über Anklagen gegen einander vor. Die Luft im Abgeordneten haus« war mit Electricität gefüllt. Wer ist der Vater der Social demokratie? Diese Frage war gestellt, und jeder Redner beantwor tete sie verschieden. Minister Gras Eulenburg sagte: Der llltramontaniSmuS und die Fortschrittspartei sind das Elternpaar der Socialdemo kratie. Der Abg. Richter war anderer Meinung. Der eigent liche Vater derSoclaldemokratle ln Prcusie» sei Fürst BiSmarck. etwa zu zwei Drittbesten; das andere Drittel der Vaterschaft fiele dein Minister Eulenburg zu. Miguel hielt diese Unter suchung für überflüssig, nach kein Grundsake: la. rootwrotio cko la Mornitä «st intvraits. Webrenpsennig dachte ebenso, legte aber den Ultramontanen zur Last, sie zögen die Socialvemo- lratie groß, um einst aus den rauchenden Trümmern, welche die Herrschaft derselben hinter sich lasse» würde, ihre Ziele zu verwirklichen: sie seien alü Erzieher weit schlimmer, als ihr Zögling. Windthorst-Meppen kam aut die Vaterschaft zurück; er sagte: Der Vater bcS SocialiömuS ist der Hunger; bei den letzten Wahlen hat seder Hungrige, der kleine Beamte und der kleine Gewerbtrelbende. socialbemokratisch gestimmt. Wer bat nun Recht von diesen Gelehrten? Eine andere Frage betras die Heilmittel gegen die Socialdemokratie. Der Minister bestritt wiederum. Säbel und Flinte als solche Heilmittel anzusehen; die Fortschrittspartei und die Klerikalen möchten das ewige Nörgeln, Kritisiren und Opponlrcn lassen und durch ein besse res Benehmen den Socialdemokraten ein gutes Beispiel geben. Richter-Hagen verwari die Pollzei-Nörgelclen des Ministers als Heilmittel und empfahl dagegen ein freies politisches Leben. Insbesondere empfahl er noch, die Regierung nwge die Libe ralen mit ihren Forderungen nicht immer vor de» Kopf stoßen, dadurch würde das Volk für alles Ideale abgestumpft. Wer auf einen höheren Standpunkt steigt, als auf die Partei- zinne, erkennt unschwer, daß in jeder dieser Beschuldigungen ein Stück Wahrheit steckt. Eine besonnene Beurtheilung der Erschei nungen der Gegenwart lehrt jeden Wahrheitssuchenden, daß die Socialdemokratie ein Product unserer politischen und wirthschaft- lichen Zustände ist. Daraus folgt, daß wir unsere politischen und ivirthschastlichen Zustände verbessern müssen, vor Allem auf dem be- schrittenen Wege nicht weitergehen dürfen. Hierbei aber erheben wir gegen sämmtliche Redner der Freitagsdebatte im preußischen Ab geordnetenhause den Vorwurf, daß sie schweigend voriibergingcn an dem Factor, der vor Allem in Deutschland dazu beigetragen hat, dem wirthschaftlichen Krach solche Tiefe und Dauer zu verleihen. Wir spielen auf den Umstand an, daß unsere gesammten wirth- schaftlichen Verhältnisse tatsächlich von einer oder zwei Berliner Börsengruppen ge- resp. mißleitet werden. Die sich mit Roth schild-Bleichröder einerseits, mit Hansemann-Discontobank anderer seits berührenden Börsengruppen haben verstanden, im deutschen Reiche ein zweites Reich zu etabliren, das Credit, Geld, Boden, Eisenbahnen, Zölle, Handel, Fabriken und alle Bethätigungen des EriverbslebenS auf die rücksichtsloseste Weise ausbeutet. Nun blüht der Wucher, Millionen Menschen sind in tiefes Elend gestürzt, arbeitslos oder nahe daran, in die Schuldsclaverei Jener zu gcra- then. Jene kleine Schaar Glücksjäger ist unseren bedeutendsten Staatsmännern über den Kopf gewachsen. Sie verstanden cs, die Eorruption in die unnahbarsten Kreise zu tragen, sie fingen hervor ragende Beamte in ihren goldenen Netzen, und ihrem tollen Treiben ist cs zuzuschreiben, wenn Noth und Elend nicht von »ins weichen will. Wer wollte dem alten deutschen Bunde eine Thräne nachweinen? Aber die künftige Geschichtsschreibung dürste von kei ner Periode Deutschlands eine so tiefgehende, so nachhaltige Zer rüttung des Wohlstandes verzeichnen, als seit 1867 und speciell 1871 ab. Was ist denn über unser Volk hereingcbrochen, daß wir so heimgesucht werden? Brauste über uns ein verheerender, lang jähriger Krieg hinweg? JmGegentheil: Wir waren die Sieger! Hatte unser Ackerbau fortgesetzte Mißernten? ES wechselten gute und mittle Ernten! Entvölkerten Seuchen unser Land? Wir wüßten nicht! Ward ein neuer Erdtheil entdeckt, der unseren Handel in seinen bisherigen Straßen trocken legte ? Bewirkten geo logische Veränderungen, epochemachende Entdeckungen der Wissen schaften totale Umstürze der Erwerbs- und Nahrungs-Verhältnisse? Nichts von alledem! Wir selbst, ganz Deutschland ist Schuld, daß es sich politische Einrichtungen gab, welche die freie unverant wortliche Verfügung über den Volkswohlstand einigen Gruppen gußeisenstirniger Spekulanten überantwortete! Uin nur Eines zu erwähnen: Die Börse hat die von unseren Tapferen erkämpften Milliarden als ihre rechtmäßige Beute angesehen! Der Jnvaliden- Fonds ist gespickt mit jener unterwerthigen Eisenbahn-Prioritäten- Makulatur, welche von den mörderischen Gründungen in's Dasein gerufen wurde. Herr v. Bleichröder erhielt für seine Dienste bei der Milliarden-Uebernahme das „Eiserne Kreuz", als sei er einer der Braven von Wörth, St. Privat, Sedan oder Paris! Der „Kladderadatsch" traf seiner Zeit den Nagel auf jden Kopf, als er dem Eisernen Kreuz dieses „Haupt-Gründers" die Gestalt einer Eouponscheere gab. Gewisse Börsengruppen verdienten am Staate und Reiche, am Invaliden-, am Festungsbau-, am Welfen-, am Provinzial-Fonds viele, viele Millionen und was sie am Privat- Vermögen des Volles sündigten, das läßt sich noch gar nicht beziffern! Wer sich über die Gründersünden unterrichten will, der lese M. Ant. Niendorfs Denkschrift über die vier „invaliden" Fonds und vr. Meyers „Politische Gründer." Diese Schriften werden zwar von der liberalen Presse systematisch todtgeschwiegen, sie ent halten auch viele Uebertreibungen und Unwahrheiten — aber einzelne darin enthaltene Thatsachen können nicht erlogen sein, so sehr sie einen grauenvollen Blick ,n die Wirtschaft unserer Börsen- wölse und ihrer Helfershelfer thun lassen, Warum wir heute auf dieses Capitel kommen? Nicht blos, weil im preußischen Abgeordnetenhaus« die Debatte über die durch jene Gründer großgezogene Socialdemokratie den Anlaß bot, son dern weil Tags darauf der preußische Handelsminister Achenbach offen erklärte, das Reichs-Eisenbahn-Projekt rücke seiner Verwirk lichung näher. Sagen wir's offen : Wenn die deutschen Bahnen, die sämmtlichen Staats- und Privatbahnen, dem Rattenkönig von Berliner Gründem zum Spiel-Objekt überantwortet werden, dann beginnt der 5. Akt des volküwirthschastlichen Trauerspiels in Deutschland. Dieses Projekt ist allmälig durch Herrn v. Hansemann den Gesetzgebern apportirt worden. Es wurde das lebensunfähige Reichs-Eisenbahnamt geschaffen und zunächst einem an den ver wegensten Schöpfungen der Diskonto-Bank betheiligten Direktor, Herrn Scheele, unterstellt. Derselbe wurde später entfernt. Jetzt soll das Reich nicht bloS die bisher solid gebauten und ehrenhaft verwalteten Staatsbahnen ankaufen, damit bei dem Geschäft die Berliner Börsianer wieder Millionen verdienen, sondern auch die blutigstenEisenbahn-Gründungen den an ihnen bankerott werdenden Schöpfern theuer abnehmen. Ilm diese Eisenbahn-Makulatur mög lichst hoch dem Reiche auszuschmieren, mußten die Bahnen 1873 einen LOprocentigen Fracht-Tarif-Zuschlag einsühren. Natürlich! Den Werth einer Bahn berechnet man nach ihren letzten Jahres- Erträge». Steigert man diese künstlich durch Tarif-Erhöhungen, so muß das Reich sie theurer bezahlen. Der Ertrag der preußischen Staatsbahnen, die das Reich zunächst kaufen soll, wurde, da 65 Proc. des Ertrages auf den Güter-Verkehr kommen, künstlich um 35 Proc. aufgebauscht. Und diese Mchrwerthe soll das Ncich kaufen? Ebenso wurde, um den Ertrag der Bahnen künstlich zu steigern, das Porto erhöht, das die Reichspost für Beförderung.der Frachtstücke den Bahnen zu zahlen hat. Stephan durchschaute den Grund die ses Manövers und rief im Reichstage schmerzlich aus: „Das Reichs faß solle wieder einmal angezapft werden!" Wahrlich, wenn man Kcnntniß hat von den verderblichen Plänen jenes Rattenkönigs von Börsenjobbern, die bereit sind, sich über unsere Bahnen zu werfen, dann sollte man meinen: alle rechtschaffenen Leute müßten sich von der heutzutage herrschenden Börsen-Politik abwenden', Es beginnt auch schon die Ernüchterung! Die sittlichen Kräfte im Staate kommen wieder zu Ehren. In Hellem Glanze aus jenem Pfuhle von Eorruption, in welche das Reich gestürzt werden soll, hervorleuchtend, stehen die Grundsäulen staatlicher Ordnung da: Se. Maj. der deutsche Kaiser und die deutschen Fürsten, unnahbar jeder Versuchung, das Heer mit seinem ehrenhaften Offiziercorps, die unerschrockenen Verkünder christlicher Heilswahrheiten, ein unbestechlicher Richterstand, der alte crbgesessene, charakterfeste Adel, das tüchtige Bürgerthum und ein redlicher Arbeiterstand. Auf ihnen ruhen die Hoffnungen der Nation. Neueste Telegramme »er „Dresdner Nachrichten." Berlin, 12. Februar. Das Abgeordnetenhaus wählte durch Acclamation sein bisheriges Präsidium für die übrige Dauer der Session und nahm in 1. und 2. Lesung 4 tleinerc vomHerrenhausc bereits genehimgte Gesetzentwürfe an. Die Vorlage betreffs der Zinsgarantie-Uebernahme für die Berlin-Dresdener Bahn wurde nach längerer Debatte an die Budgetcommisfion ver wiesen. Im Laufe der Debatte hob der Handelsminister vr. Achen bach hervor: Es handle sich um die Verstärkung des staatlichen Ein flusses auf das Eisenbahnwesen, wozu sich durch den Vertrag mit der Berlin-Dresdener Bahn Gelegenheit bot. Von einer käuflichen Uebernahme der Bahn durch den Staat müsse die Regierung ab- sehen, weil die Finanzlage der Bahn zu mißlich sei, als daß eine wünschenswerthc Rentabilität zu erwarten stehe. Eamphausen wies auf die große Bedeutung der Berlin-Dresdener Bahn vom politischen Standpunkt aus hin. Das Verfahren der preußischen Regierung beschränke sich darauf, daß sie eine in Bedrängniß gerathcne Bahn unterstütze und deren Betrieb in gemeinschaftlichem Interesse führen wolle. — Hierauf wurde der Antrag Heeremanns auf Abänderung des Wahlprüfungsverfahrens angenommen, endlich auch der Rest des Budgets des landwirthschaftlichen Ministeriums in 2. Lesung ge nehmigt. Locales an» Sächsische». — Dem Einnehmer bei dem Unterstelleramte Weißenberg, Earl Gottfried Kluge wurde das Verdienstkreuz aUcrgnäbigit verlieben. -- Die königl. Wasserbau - Direction sendet uns folgenden Bericht vom Montage den 12. Februar. Wafferstand heute Vormittag in Budweis 126, Prag 203, Melnik 236 und Leitmeritz 220 Eentim. über Null, sonach seit gestern 64, 63,25 und 10 Centimeter Wuchs. Wasserstand in Dresden heute früh 8 Uhr 185 und Mittag 12 Uhr 192 Eentim. über Null. — Prag, 12. Februar, Nachmittags 4 Uhr 35 Min. In Folge anhalten den Regens find die Moldau bei Hohenfurth, die Beraun bei Pilsen, die Elbe bei Pardubitz aus den Ufern getreten und das Wasser noch überall im Steigen begriffen. — Leitmeritz, 12. Februar, Nachmittags 5 Uhr 52 Min. Wasser stand 246 Centimeter über Null; weiterer Zuwachs zu gewärtigen. — Wasserstand in Dresden Abends 7 Uhr: 200 Centimeter über Null. — Auf Grund der Wehr-Ordnung des deutschen Reichs wird in den FrühlingSmonatrn d. I. eine Uebung der Mann schaften des Beurlaubtenstandes stattfinden. Dieselbe scheint ziemlich umfassend zu sein; wir vernehmen, daß wohl nicht viel an 180,000 Mann Soldaten (Beurlaubte und Landwehr- männer) zu 14- resp. 20tägigen Waffenübungen eingezogen werden sollen, denn diese Maßregel erstreckt sich auf alle deutschen Armee Eorpü. In erster Reihe ist cs wohl auf die Einübung der mit dem Mausergewehr noch nicht Eingeschossenen abgesehen. Diese! Maßregel, so wenig erwünscht sie auch den davon Betroffenen sein mag, entspricht in allewege den gesetzlichen Bestimmungen. Den obersten Militärbehörden sind als Tennine dieser Uebungeirsdie Mo nate April, Mai und Juni wählen zu freigegeben. Auch für Sachsen dürfte sich kein früherer Monat empfehlen. Bis zum 1. April wer den die beiden Dresdner Infanterie-Kasernen durch Verlegung der Mannschaften in ihre neuen Kasernen frei. Sie sind wie geschaffen zur Aufnahme der cinberusenen Urlauber und cs würde damit der Bürgerschaft Dresdens die Ausgabe erspart, diese Mannschaften in Privatquartiere zu nehmen oder sic von Eommumvegen cinzu- quartieren. — Auch nach Hainichen ist die Rinderpest verschleppt wor« den. Infolge des Umsichgreifens der Rinderpest untersagen die königl. Behörden die Abhaltung von Bichmärkten in den Amts hauptmannschaften Dresden, Kämenz, Meißen, Freiberg, Flöh», Rochlitz, Chemnitz und Glauchau, sowie in den zu den benachbarten amtShauptmanr.schastlichen Bezirken gehörige,! Gerichtsamtsbezirken Stolpcn, Puma, Dippoldiswalde, Fraucnstein, Lmgefcld, Wolken stein, Ehrenfriederödorf, Wildenfelä, Remse, Waldheim, Döbeln, Roßwein, Hainichen, Großenhain, Nadeburg und Bischofswerda. — Heute, morgen und übermorgen sind die letzten Tage, an denen die bereits außer CourS gesetzten Eindrittel- und Zwei- Thalerstücke an der k. Finanzhauptkasse hier angenommen werden. Vom 16. ab verfallen diese Münzsorten unwiderruflich. — Stock) vor Schluß der Carnevalsaiso». a», Sonntag Slbend vereinigte der Generalintendant Gras Platcn die feinsten Kreiie der (veiellsckmst zu cincm glänzenden B a l I fc st In leinen Raumen. Das Fest wurde durch eie Tveiinayme der Majestäten und des Prinzen Georg, k. H., verherrlicht. Interessante Ruunnern des FestvaitcS bildeten, wie wir bören, die sorgfältig einstudirtcn seriösen Tänze aus Awa und im späteren Tbeilc des Programms der prickelnde Walzer auö Slngot. — Die leidige Rinderpcst. welche seit mnnnehr einer Woche in Sachsen spukt, fördert ganz ctgenthümliche Erscheinun gen zu Tage. Während nämlich die diesige Fleischer-Innung, welcher bekanntlich der Schlacbtboi und Eentral-Vievmarkt ge hört. fürchtete, daß der dort ittr gestern anberaumte Vichmarrt Masten von Schlachtvieh zutühren möchte, mit denen nun, schließ lich nicht wissen würde, wohin man damit solle, da ietcö der aus getriebenen Schlachtthiere jetzt laut Instruction nur drei Tage lang in den Ställen stehen bleiben darf, trat gerade das Gegen- theil davon, nämlich der fühlbarste Mangel an Fettvieh ein. Statt vier- und iünfhundert Rinder waren nur einige über 150 gebracht worden und daö gleiche Verhältniß stellte sich bei Schweine», Schöpsen und Kälbern heraus. Nun sollte man denken, daß dadurch nothwendig eine bedeutende Preissteigerung eingetretcn sein müsse; allein auch dem war nicht so. Sämmt- licveö Vieh fand zu ziemlich gedrückten Preisen nur sehr sparsam Abnehmer. Die hiesigen Fleischer baden aber noch Vorrätveauf vielleicht eine halbe Woche und die auswärtigen besorgen ihre Einkäufe aus dein Lande statt hier in Dresden. — Auch die kgl. Kreiöhailptmannschast bat den Rekurs desjenigen lgi. Beamten, der seit Montag in sein Quartier »cbm dem rinkcrvcrpcstctcn Lämmchen will, vcrworfc n. Der Wort laut de» Gesetzes widerspricht allerdings dein Perl.rngen des au, diese Lstcisc von seiner Familie adgeickmitteneil Mannes. Anderer seits dürfen seine Kinder ans l4 Tage nicht bcranS. sie erbaltcn Rlndcrpcst-Fcricn. Ent wenn der Ilinbaii des verseuchten Stalles vollendet sein wird, kann sich die in dem benachbarten Hause wobnbaite Familie wieder vereinige». — Die am io. d. M. in den Räumen des königl. Belvedere stattgeiundene GadelSbergcr - Feier. veranstaltet von dem k. stenogr. Institut unv dem Dresdner Stcnograpbenverein, ver lies ln allen ihren Tbeilc» In der gcliiiigeiistcn Weise. Zu dein Redcact, welcher daö Fest ciiileltclc, hatte sich trotz des am Abend herrschenden überaus stürmischen Wettcrö eine zahlreiche Zuhörer schaft cinge'imde», unter ihnen einige Stadtverordnete, höhere Beamte re. Nach sreundlicherBegrüßung der Erschienenen durch den l. Vorstand trS Dresdner Vereins, Schuldir.Wagner, feierte daS InstitutSmitglled I)r. Schriller in sehr ansprechender Welse die Leistungen GabelSberger's alS Erfinder, dicuiusterglltig bleiben würden für alle Zeiten, wie seineEigenichaitenalo Mensch. Eontreicnr Krumbein gab daraus eine Ucbcriicht über bengr- gegenwärtigcu Stand her Gabelsberger'schcn Schule, verbunden mit einem geschichtlichen Rückblick auf die Dresdner stenogr. Verhältnisse. Danach wirken jetzt neben dem >. stenogr. Institut, alö der einzigen Staatognstalt. 261 Vereine für die Ausbreitung der Gabelsbergcr'sck'en Stenographie und mit 2l,ooo beziffert sich die Zahl Derjenigen, welche im vorige» Jahre stenographi« sehen Unterricht empfingen, während die l» dem gleichen Zeit räume erschienenen 104 neun, literarischen Arbeiten bekunden, daß auch auf diesen) Gebiete reges Leben herrscht. Beim Fest mahl gedachte, nach dem von Dlrector 1)r. Hehde auSgebrach- ten Trinkspruch auf Se. Mal. den König, Geh. Regierungoratb Häpe mit schwungvollen Worten der Verdienste Gabelsbergers und vr. Rinck spendete der Fürsorge der Regierung Dank, welche neuerdings wieder für die GabelSbergersche Stenographie in dem Gesetz für die höheren Lehranstalten zum Ausdruck ge kommen sei. Pros. Krie g widmete den anwesenden Vertretern des Stadtratbs (1)r. Wigark) und der Stadtverordneten gegen über Worte der Anerkennung für das Wohlwollen, welches auch diese Körperschaften der Gabelsbcrgerichcn Stenographie cnt- gegenaebracht. das unter Anderem dazu bcigetragcn habe, die Krcuzschule auch zu einer Mustcranstalt für den stenogr. Unter richt zu erheben. Sowohl Stadtrath WIgard als vr. Meng, letzterer alS Mitglied der Schulbehörde, betonten in ihren Ant worten, wie bisher, so auch ferner die stenogr. Kunst fördern zu wollen. Heitere Saiten schlug bei der Tafel Controlcur Krum- betn an. und die zahlreich eingegangenen Telegramme und Be grüßungsschreiben trugen ebenfalls zur Erhöhung der Feststimmmig bei, auch der Ball, verschönt durch einen reichen Daincnflor. bot bis zun, Schluß baü Bild lebhafter Geselligkeit. -- Die mit der diesjährigen Feier verbundene stenogr. AuSstelluna von literarischest und autogr. Arbeiten. OriginalNenograinmen. Schn- lerarbeitrn rc. hatte das lebhafteste Interesse erregt und war schon in den Vormittagsstunden zahlreich besucht. - Am io. d.M. fand im L. Stanteöamte die tausendste Eheschließung seit Einführung der Standesämter in hiesigem Lande statt. Der Standesbeamte Herr Dörstling überreichte kein Brautpaare ein großes «ouguet» aus welchem die Zahl looo durch Veilchen dargestellt war. Wenn man erwägt, wie viel Arbeit eine iede Eheschließung mit sich bringt, so kann man sich einen Begriff von der Tbätigkelt der Standesbeamten mack en. . - In, Post-«n>vcisnngö-Be»eebr Deutsch land- während des Jahre- 1876 sind zum Austausche gelang,
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