Dresdner Nachrichten : 10.03.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-03-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187703103
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- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-03
- Tag1877-03-10
- Monat1877-03
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- Dresdner Nachrichten : 10.03.1877
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Aultrüge von uu» und«, kanniru girmen und Pcr» tour» tnseriren wir nur ,ereil Pr»uum«ran»»» Habt»»« durch Briet» «arten oder Polieinjah- Inn.l. eicht Stlbc» koste» >ü Pigc. 2ni«ral« ist« dt» Montage Nummer oder nach einem Aestl»»« die Peliljk>ik za P,g». XXII. Jahrgang. Mitredakteur: vr Loa» Ntsi-o^. Dresden. 1877. PoltttscheS. Zu keinem anderen Ztvecke, als um den o,,u, bell! zu con- flruiren, besucht General Jgnatieff die europäischen Höfe. So urthellen nicht blo» die Pessimisten, sondern Alle, die dieZeichen der Zeit zu deuten vermögen. Rußland bedarf des formellen Vorwände», um die Türkei mit Krieg zu überziehen, und Jgnatieff muß diesen Vorwand beschaffen. Zu diesein Behufs will sich Rußland au» der europäischen Gemeinschaft, wie sie der Pariser Vertrag festsetzte, lösen, und in Berlin ist man nicht Willens, dem Vorhaben Ruß lands hinderlich zu sein. Auch in Frankreich wird man Rußland keine Schwierigkeiten bereiten. Nur das Thun und Lassen Englands ist noch räthselhaft. Je nachdem England Widerspruch gegen eine russische Kriegserklärung erhebt, wird sich die kriegerische Entschei dung verzögern. So stellt sich nach unbefangener Beobachtung die allgemeine Lage dar. Die Welt wird sich .daher wohl noch einige Wochen gefallen lassen müssen, von nebelhaften Friedenshoffnungen genarrt zu werden, bis diePruthüberschreitung von denWitterung»- verhältmffen gestattet wird. Nach Berlin, das Jgnatieff verlassen, sind mittlerweile die deutschen NeichStagSabgeordneten zurückgekehrt. Welche Arbeitslast harrt ihrer! Wohin man auch die Augen wendet, starren Einem Materien entgegen, die zu den erbittertsten Kämpfen führen müssen. Schon die eine Frage: Leipzig oder Berlin? wird zu einer erbitter ten Schlacht führen. Preußischerseits wird man beantragen, den BundeSrathsbeschluß umzustoßen und Berlin zu wählen. Gegen die Vornahme eines solchen Versuches wird auch der energischste Freund Leipzigs keine Einwendung erheben. ES ist das Preußens gutes, wohlbegründeteü Recht, und der Unterstaatssecretair Friedberg ist dazu bestimmt, eS im Reichstage auszuüben. Wohl aber verdient eS scharfe Zurückweisung, wenn gewisse Vollblutnationale Preußen auffordern, sich nicht an den Beschluß des VundcSrathcs für Leipzig zu kehren. Dieser Gesinnung leuchtet die „Augsb. Allg. Ztg." mit folgenden trefflichen Sätzen heim: „Nichts wäre bedauerlicher, als wenn die prenßlsche Vor- inacht DaS, waü sie von den anderen Gliedstaaten dcö Reiches fordert - reichStrrue Unterwerfung unter die Acte der Reichs- gewalt. auch wenn sie der Minderheit angeboren, — für sich selbst alS Unrecht empfände, dem sie sich nur widerwillig beu gen dürfe. Dann würde Preußen, neben der Gewalt, die ihm die Verfassung gievt, noch eine taktische Macht beanspruchen, um mittelst Ihrer das Relcberecht aus den Angeln zu heben, falls eS dem preußischen Staate einmal umbegucm werden könnte. Dann würde der größte deutsche Staat — dem wir Alle in tiefster Dankbarkeit verpflichtet sind, weil er den lockeren Verband von Fürstenthümrrn und Städten zu einem mächtigen Reiche umgeschmiedet hat — die schwarz-weiße Schleife über de» Reichsfarben befestigen und im Slawen Preußens die Fehde gegen bas Reich und die Freunde des Reiches und die An hänger Preußens als Hort beS Reiches beginnen. Wir wüßten kaum ein Unglück, da- schwerer zu ertragen wäre für Deutsch land als dieses! Was aber Preußen diesmal den Beschluß des BundeöratheS, das Gericht nickt nach Berlin zu verlegen, ganz ungemein erleichtern muß, das ist die Güte der Grünte des BundeöratheS für diesen Beschluß, der gerate deshalb in den weitesten Kreisen — und zwar gerade auch in solchen, die zu den preuhenfreundllchsten gerechnet werden dürfen — den frohesten Wieverhall geweckt hat. Wir stehen nicht an, alles Ernstes zu behaupten, baß Preußen bei richtigem Verstänbniß des ReichSlnteressts von sich aus gegen Berlin und gegen die Aufpfropiung des Reichsgerichtes aut daö Obcrtrlbunai hätte wirken müssen. Endlich hat sich einmal eine Gelegenheit ge- boten, den Begriff der ReichStrene und Reichöfreimdschast, mit dem die speciflsch preußischen Nationalliberalrn sich brüsten, In ihrem inneren Wesen klarzustrllen; die Hülle ist gefallen und der Kern zeigt sich alö kleinlichster, erbärmlichster Partikula- riSmuS, der sofort bereit ist, wenn einmal seinen Sonder interessen auch nur ein klein wenig zu nahe getreten wirb, an die Verfassung, die er selbst geschaffen, Hand anzulegen. Und diese selben Stimmen durften so lange Zeter über die geringste Unfügsamkelt aller Derer schreien, welche an dem nationalltbe- ralen Werke von vorn herein keine Freude gesunden haben.« Noch ist eS nicht an der Zeit, den Tag vor dem Abende zu loben. Fürst Bismarck, so wenig er sich für die Wahl Berlins zu cchauffiren scheint, hofft immer noch im Reichstage eine Mehrheit für Berlin zu erlangen. Ehe nicht der „Hammelsprung" in, Reichstage für Leipzig entschieden hat, darf er nach der bisherigen Geschichte dcr Hammelsprünge hoffen, Leipzig zu schlagen. Ist dock) schon der Platz für den ReichSgerichtS-Palast in Berlin gekauft! 7 Millionen Mark soll er kosten und der Buchdrucker v. Decker ihn hergeben. Bei dem ReichöhanshaltS-Etat bitten wir die sächsischen Abge ordneten, den Verhältnissen der deutschen Seewarte in Hamburg einige Aufmerksanckeit zu schenken. Wir sind gewiß dankbar für die Dienste, welche dieses Institut der Schifffahrt und den Freunden der WitterungSkunde leistet. Aber die Wirksamkeit der Seewarte könnte bei Weitem ausgedehnt und ihre Publikation praktischer ge staltet werden. Schon der thcuere Preis, den sich der General- Post-Director Stephan für Nebermittelung der Seewarten-Tele- gramm« seit Neujahr zahlen läßt, macht es unbemittelten Zeitungen unmöglich, sich die täglichen Beobachtungen der meteorologischen Stationm telegraphiren zu lassen. Nur wenn auch die kleinsten Zeitungen diese Berichte billig erhalten, können sie zur allgemei nen Kenntniß kommen. Sodann ist auch die Sprache der Tele gramme zu wissenschaftlich, um auf Verfländniß bei den breiten Schichten der Volksmaffen rechnen zu dürfen. Täglich berichtet die Seewarte, wo da» barometrische Minimum in Europa spazieren ge gangen ist, aber über die großartigen meteorologischen Ereignisse ist sie äußerst wortkarg. Für die Zwecke der Landwirthschaft sind die Berichte sehr wenig glücklich abgefaßt. Man sollte diese meteoro logischen Berichte nicht bloS für die Seefahrer, sondern auch für die Landwirthe und Fabrikanten nutzbar machen. Vielleicht ergänzt man da» wissenschaftliche Personal der Seewarte durch Anfügung einer betreffenden Abteilung. In Frankreich erregt eine Ansprache, welche Heinrich, Graf von (chambord, an einig, Vertreter de» Marseiller Handelsstandes gehalten hat, ungewöhnliches Aufsehen. Zum so und so vielten Male wiederholt der Thron-Prätendent die feierlichen Schwüre, die er so oft geleistet hat. Er findet, daß alles Wehe, das über Frankreich gekommen, in der Vertreibung der älteren Bourbonen-Linie seinen Urgrund habe. Mit der Rückkehr der legitimen Könige, das ver sicherte der Graf von Chambord, werde für Frankreich eine bessere Zeit anbrechsn. ES ist weniger diese Thatsache der Wiederholung von oft gehörten Worten, was die französischen Republikaner beun ruhigt, als die Wahl des Zeitpunktes für deren Verlautbarung. Sie schallen in eine an vielen Orten herrschende Noch, Geschästs- stille undArbeitSlosigkeit und erscheinen daher augenblicklich nicht unge fährlich. Andererseits sorgt Herr Thiers dafür, daß ihr Eindruck durch sein plötzliches Wiedcrerscheinen auf der politischen Bühne ver wischt wird. Das Debüt des alten Herrn ist allerdings so Unglück lich wie möglich. Gegenüber einem sehr verständigen Anträge, die in Frankreich auf 5 Jahre festgesetzte Dienstzeit auf 3 Jahre herab zusetzen, predigt Thiers die Zurückkchr zu dein altfranzösischen Wehr gesetz« mit 7jähriger Dienstzeit und dem Stcllvertretungs-Princip. Der alte Herr hat immer seine Schrullen gehabt. Am größten ist seine Eitelkeit gerade auf dem militärischen Gebiete; hielt er sich doch immer für einen Strategen und meinte er, weil er die Ge schichte Napoleons geschrieben, so besitze er auch dessen kriege risches Genie. Sein Ideal ist der römische Legions-Soldat. Thiers will nur alte, langgediente Soldaten, absynthtrinkende Sergeanten liebt er zärtlich. Seit Cäsar habe die Kriegsführung, meint er, so zu sagen keine Umgestaltungen erfahren. Als ob das Pulver nicht erfunden sei! Es ist wirklich in hohem Grade erstaunllch, daß ein Mann, der sich viel mit militärischen Dingen beschäftigt hat, nicht einmal begriffen hat, daß .Heeresformation und Fechtweise sich immer fort ändern müssen, um sich zu entwickeln; daß im Militärwesen eine Revolution der andern gefolgt ist und alle großen Feldherrn nur dadurch Sieger geworden sind, daß sie nicht am Alten festhieltcn, sondern Neues schufen. voeale» n«V Sächsisches. — Dem Privatgelehrten I)r. vlül. Kuhn in Dresden wurde daö Ritterkreuz I. Elaste drS AlbrechtöordenS verliehen. — Der Herr Justizministcr A b eken wird sich demnächst nach Berlin begeben, um im Reichstage, wenn die Verlegung des Reichs gerichte- nach Leipzig zur Berathung steht, an den Verhandlungen theilzunehmen. , — ES ist alle Aussicht vorhanden, daß diesmal dcr Reichstag den Bau der Caserne für die beiden Gardcreiter-Schwa- dronen aus Pirna bewillige. Bei der vorgestrigen DiScussion im Reichstage kam Abg. LaSker gelegentlich auf diesen Bau zu sprechen und erklärte denselben für sehr nützlich und die Haltung der sächsischen Regierung zu dieser Frage für eine ganz ancrkennenS- werthe. - " — In die NeichStagScommission zur Vorberathung des Pa - tentschutzgesetzes sind die sächsischen Abgg. Ackermann und Dr. G e nse l gewählt worden. < — Die Friedensstärke dcS königl. sächs. Armeekorps be steht laut NeichShauShalt aus 1011 Offizieren, 24,208 Mann und 5055 Dienstpfcrden. Es giebt 06 Militärärzte/45 Zahlmeister, ebenso viel Aspiranten, 38Roßärzte, 768 Spielleutc, 180Lazareth- gehilfen, 39 Büchsenmacher, 586 Oekonomiehandwerkcr, 19,729 Gefreite und Gemeine und 2906 Unteroffiziere. ' — Ein imposanter Zug begleitete gestern Nachmittag in der dritten Stunde die irdische Hülle Julius Otto» am ihrem letzten Wege nach bei» Grabe. Sämmtliche hiesige Gesangvereine batten sich mit Ihren Fahnen, die meist umflort waren, vor dem Trauerhause, Ecke der Waisenhaus- und Gewandt',auöitraße, ein gesunken. Dem Zug voraus schritt daö Ehrlich'sche Musikchor und diesem folgten die Vereine, deren Schluß die Liedertafel bildete, die dicht vor dem sechsspännigen Leichenwagen schritt, vor welchem nock zwei prächtige Fächerpalmen und andere Palmenzweige getragen wurden und an dessen Seite je eine Reihe von Leichentragcrn mit brennenden Lichtern schritten. Unmittelbar hinter dein Sarge folgte der Vorstand teS Otto- Bundeö und sonstige Verehrer dcö Tobten, Deputlrte auswärtiger Gesangvereine. Musiker und Musikfreunde, hinter Ihnen schritt alö Schluß des Zuges daö Kreuzkirchen-Sängerchor und folgte» die Trauerwagen. »AlS der feierliche Zug sich dem Trlnitativ- kirchhof näherte, ward er cmpkangen von Herrn StabStrompcter Wagner mit der Kapelle beü Gardcrciter-Rcgts. und unter den ernsten Klängen eines TrauermarscheS ward der Sarg aus dem Wagen gehoben: das Krcuzschüler-Ehor gruppirte sich vcr dem Sarge und schritt ihm unter Absingung eines Ehoralco voraus nach dcr Eirust. Wieder war eine ungeheuere Menge am Platze und nur langsam gelang es dem Zuge, durch die Menschheit hindurch vorwärts zu kommen. Den ersten Nachruf sprach Hr. Kaufmann N rraü im Namen dcö „Otto-BundeS". nachdem zu vor am Grabe die gesammte Sängerschaft de» Schottischen Bardenchor von Silcher gesungen hatte: „Stumm schläst der Sänger". Nach derArraS'schen Rede ertönte In mächtig ergreifender Weise „DaS treue deutsche -Herz«, des Verewigten herrliches Lied, welches allein schon seine» Namen noch eine lange, lange Dauer sichert. In dieses erbte Volkslied stimmten auch viele der um stehenden Menschen mit ein. Herr Stadtrath Hartwig sprach daraus im Namen des allgemeinen deutschen Sängerbundes und Herr Cantor Müller Namens des Elvgaubundcö, woraus HerrDiaconuS Dbbner das Vater-Ilnser und den Segen sprach. Und nun stimmte man „Des Sängers Testament" an, jenes schöne Gedicht von Pfeil, welches Otto selbst cvmponirtc und welches er immer aiS das bezelchnrte, welches man ja au seinem Trabe singen möge. ES paßt auch ganz aus ibn. ..DaS Lied war meine höchste Lust, aus meinem Lebenögang, drum senkt mich nicht so kalt hinab, nicht ohne Sang und Klang. Ich sang ja oft begeistrungovoll ein Lieb in Euren Relh'n, o, gebt mir noch alS AbschiebSgruf! ein Lied in s Grab hinein" - so lautet die letzte Strophe. Das Lied drang in» Grab hlneln und so ward des Sängers Testament erfüllt. Unter Denen» die Kränze und Blumen auk den Sarg legten, befand sich anch ein Leipziger Student, der einen Kranz von den „Paulinern" in Leipzig uleberlräte. — Wie wir hören. Ist aestem eine in der Umgebung Dresdens wohnhafte Frau wegen Verausgabung falschen Metall geld e S hier verhaftet worden. und wiederum VersGlitt man welchem das Fest am frühen — Das feenhafte Ballfest bei dem Schloßherrn von Alt franken. dem Grasen Luckner, hat. wie uns mehrere Fest- theilnebmer versichern, durch die dabei entwickelte Pracht, die Fantasie der Arrangements und die Gediegenheit der Ausstattung einen geradezu überwältigenden Eindruck HIntcrlassen. ES war nicht Daö, waö man für gewöhnlich unter lebenden Bildern ver steht, vielmehr nahm daö Fest ungefähr folgenden Verlaus. Unter den Klängen des Nivamarschcö begannen die Gäste einen Rund ung durch den Fettsaal. Ein Troinpetcrchor in aitstanzösisckem tostüm und ansgestattct mit den 2ubcn, die man auö Verbi'S Meisterwerk kennt, ließ jene imposanten Welsen erschallen, wäh rend deren die Gäste das mit wunderbarer Pracht auögestattete Büffet ln Augenschein nahmen. Namentlich erregte, von dem ilbergeschirr ganz zu geschweige«, daö kunstvolle Goldgeschirr allgemeinste Bewunderung und dcr Blnmenaufbau übcrtrai die kühnsten Erwartungen. ES begann nunmehr ein czguisitrS Souper und nach dessen Beendigung öffnete sich daö Deckcn- gcwölbe und von einem sicher gebenden Mechanismus getragen, senkte sich eine riesige Muschel hcrnicter, die in der Mitte die liebliche Gestalt eines Genius I» sich schloß, dcr in einem wahren Bazar der kostbarsten Eotilion-Gcschenke saß. Es waren goldene Schmucksachcn. prächtige Fächer, Scidentücher, Spitzen, Perlen geschineide n. s. w. — alles echt, gediegen und in edlem Kunststyk gefertigt. Nachdem diese kostbaren Präsente vcrtheilt waren» öffnete sich die Decke abermals und aus die tanzenden Paare wirbelte ans 4 Luken dcr schon von uns erwähnte Papler- Schnecsall hernieder. Der Schnecfall dauerte wohl eine halbe Stunde, so daß die Damen, denen der vorwitzige Schnee aus Nacken und Busen fiel. sich teö zudringlichen Gastes kaum er wehren konnten. Zuletzt watete man förmlich bis über die Knöchel im Schnee. Endlich aber durchbrach nach Ver dunklung teS Saalcü eine electriiche Sonne mit siegreicher Gewalt daö Schneegestöber, die tanzenden Paare ließen die Mitte dcü SaalcS frei und da — eine mrdeschreiblich schöne' Wirkung! zeigte sich aus der blendend weißen Schneedecke In Riesengröße das sächsische Wappen in herrlichster Farbenpracht. Später wurde der Schnee htnwcggeräumt und in die Bütte de» Saales eine »Art Festungsbau ausgestellt.. Die Paare tanzten« unter Vallonö ober Festonö hindurch im Sturme in nnd um der Festung. Der «Laut wurde wiederum dunkel. Ta wurde an die L-eitcinront ein Vorhang weggezogen und die Gäste schaute» hinaus zum Garten auf eine prächtig elektrisch erleuchtete: Fontaine (Kalospintechromokrene). ES wurde wieder hell nn Saale; In der Mitte desselben stellte sich ein großer Krrlö Damen. in deren Mitte eine Auöerwählte lebendige Blumeubouguets und die farbenprächtigen kostbaren« Blumen aus Nizza verweilte. Wie vorher aus der Decken^ Ocffnung Papierschnee sich hcrabsenkte. so ergoß sich jetzt auK derselben ein reizender reicher Biumenregen. Die Herren hatlew alle Mühe, die Kinder Floraö in hierzu verabreichten zierlichen Schweizerkerbchen einznsamineln. Dieser üppige Blumengruß bildete den Schluß teö Tanzes '— gegen 4 Uhr znm Souper, mit Morgen sein Ende erreichte. — Dem Gerücht. Sr. Ere. dem Herrn Kriegömlnisler von Fabrlce sei bei der Heimkehr vom Graf Luckner'schcn Ballieste ein wesentlicher Unfall zngestoßen, könne» wir aus S Be-l sllmmteste widersprechen. Frau Minister v. Fabrice und deren jüngster Sohn waren beim Nachhausesahren b'cS genöthigt, den' Wagen zu verlassen. weil der Privat-Lohnkuischer aus einem leicht erklärlichen Eirunde nicht im Staude gewesen war. die Chaussee innezuhalten nnd dermaßen gurr auf einen Stein-' Haufen fuhr, daß die Deichsel dcö Wagens brach und ein Pferd' in den Ehausseegraben stürzte. Frau v. Fabrlce nebst Sohn wur den später von anderen auü Altsranken hclmkehrenken Eguipagen wohlbehalten mit nach Hause genommen. Der Herr KricgSinmistec war schon zu viel früherer Stunde heimgekehrt. — Es ist gewiß sehr fraglich, ob die Differenz über die Bcr- lln-Dreödener Baba hcrauibeschworen worden wäre, wenn nicht der preußische Haneclsininistcr die verdängnißvollen Worte von der politischen Bedeutung des Besitzes einer in S Herz Sachsens fahrenden Bahn gesprochen hätte. Nach diesen Worte» m u ßt e die Frage zur politischen und die Weigerung dcr sächsischen Regierung zu dem von Preußen Geplanten zur unerhittlichen Nothwcndigkeit werden. Streikt man jedoch die Erbitterung ab. welche die Art und Weise, wie Preußen in diesem Falle das Recht des Großen rem Kleinen dcinonstrirt, selbst in der fried fertigsten Seele Hervorrufs, siebt man hinweg über die politische Bedeutung der Sache, so gewahrt man unter dcr ausgewirbelten Staubwolke ein Streitoblcct. das staunend erkenne» läßt, welchen Werth ihm erst der ganze Streit verliehen hat. Wir verkennen nicht die wirthschast liehe» Vorthcilc. die dem sächstschen Staatöbahnnetze mit der Einverleibung der Strecke DreSden- Elsterwerda erwachsen würden. 'Allein eS kommt dabei höchstens die bessere Verwendung der Dresdener und Elsterwerdarr Bahnhöfe in Betracht. Dem gegenüber steht doch die Thatsache. baß Sachsen mit jener Strecke nur selbst Eoncurrenz machen würbe, während sie jetzt an zwei preußischen Elsenbahnverwal tungen natürliche Bundesgenossen in dem Bestreben besitzt, den Verkehr ans die Linien Berlin-Röderau- und Bcrlin-Lübbenau- Kamenz-Dreöden z» ziehen. Unseres Erachtend besitzt die sächsische Staatsbcchn alle Mittel, um die Berlin-DreSdencr Bahn, wenn sie in preußischen Staatsbetrieb übergeht, nicht alle zu verkebrö- üppig werten zu lassen. Der coloss'ale Verkehr, der sich aus Oesterreich nach Berlin und darüber hinaus bewegt, vertheilt sich jetzt aus tlc vier Linien Bobcnbach-Dreöden-Röderau-und Zossen- Berlin . Bodeiibach-'Dreödcn-Kamenz- und Bodenbach-Piroa- Kamenz-Berlin. ES erglebt sich daraus, daß die sächsischen Staatsbahnc» keinen Ecntner Gut über die Berlin-Dresdener Bahn gehen zu lassen brauchen, wenn sie nicht wollen. Vor allen Dingen haben sic cs ia in den Händen, den ganzen Verkehr schon in Pirna aus die Kamenzer Linie übcrzuleiten. Sie würden damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, d. h. sic würden Ihre Dresdener Balmböfe, die aus der ErweiterungSbcdürstlgkelt nicht hcrauSkommcn, entlasten. Und wenn man noch erwägt, daß früher oder später der Verkehr auö Böhmen auch Nber Brüz - Frelbrrg noch einen Weg nach Berlin finden wird, so wird sich die wirtlffchastliche Bedeutung dcr Drcövcn-EIfterwcrdaer Linie ohne Mübe aui das richtige Mas, zurücksührcn lassen. Ihr gegen über erscheint die Einbuße der Sympathien, welche-Preußen un zweifelhaft sich zuziebt, so groß, daß man mit aller Anstrengung von irgend welcher staatSmännischen Klugheit aus Preußens Seite Nichts zu entdecken vermag. — Ein Zeichen dcr Zeit Gestern Nachmittag 3 Uhr fand eine öffentliche Versteigerung der sämmtllchen noch aus- stebenden Forderungen der Sächs. Parsümeriesabrilk vorm. Bergmann u. Co. in Liguid. in Nagel'ö Hotel statt. Dieselben belaufen sich aus 27.170 M. in 233 Posten und wurden von Herrn Llndncr für daö Mcistgebot von INO M. erstanden, d. i. nicht ganz 7 Proecnt. 'Wenngleich nun selten» der Llguibatorcn die Richtigkeit der einzelnen Posten, sowie deren
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