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Dresdner Nachrichten : 28.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-28
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188607285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860728
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-28
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.07.1886
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»u Men haben." Zur der Betriebs- (Fabny-Kr ^ -- p S <Z L L,- L ^ ^ « ^ Z kd s; „ ,. ersten Beckandlung stand ein RecurS Betrieb- (Fabri^Krankenkaffe der Firma Karl Schmelzer sen. zu Werdau gegen eine Enffcheidung des Schiedsgericht- mr die sächsische Teztilberussgenossenschast. Als Berichterstatter sunairte Ober-Appellation-rath Loßnitzer. Der RecurS ivard als unzulässig zurückgewiesen. — Photographien des hohen Brautpaares, unserer anmuth- reichen Prinzessin Maria Joseph« und des österreichischen Erzherzogs Otto, bilden jetzt den Hauptanziehungspunkt in Kunsthandlungen. Namentlich «regt die photograpihsche Ausnahme aus den, Atelier von Teich-Hanfslangl. welche trotz bedeutender Bestellungen des Hofes schon gestern in die Oesfeutlichkeit gebracht werden konnte. allseitigeS Interesse und Wohlgefallen. Die vollen dete künstlerische Aiissührung des Bildes, die wvhlgetrofsenen beiden Porträts der hohen Verlobten und auch die elegante Fa«, vn wirken anziehend und gereichen dem genannten Atelier zu Hoher Ehre. — Die Offiziere deS hier garnisonirenden JägerdataillonS Nr. 13 folgten am Sonnabend einer Einladung des Offizierskorps des 1. schles. Jägerbataillvns Nr. 5 in Görlitz. Bei der Ankunft in der Kaserne wurden die Gäste durch schmetternde Jagdfanfaren von Waldhörnern, geblasen von im echt waidmännische» Jagdkostüm erschienenen Jägern aus dem Görlitzer Bataillon einpfangen. Es fand Diner im OffizierSkasino und darnach gemeinsame Fahrt nach dem Jägerwäldchen statt, woselbst ein Fest zu Ehren der Gäste veran staltet war. Die Batalllonsnnisik konzerlirte im Freie», während die Offiziere ein Prämienlchießen abhielten. — Abends wurde ein Feuerwerk abgebrannt, und während die Rückkehr zur Stadt mittelst Gondeln auf der Neisse erfolgte, wurden der Lvreleyselscn und andere Uferpartien des Flusses bengalisch beleuchtet. Die sächsischen Offiziere hinterlassen hier — so bemerkt die „Schlei. Ztg" — einen vortrefflichen Eindruck: hoffentlich haben sie einen gleichen aus Görlitz mit nach dem schönen Dresden genommen. -- In der Nacht vvm Sonntag zum Montag wurde auf der Leipzig-Hoier Eisenbahnlinie zwischen den Stationen H o f und Gutensürst der Bahnwärter Schwas von einem Zuge »vor! und tödrlich verletzt. Die Ursache dieser Verunglückr unaufgeklärt. — Wiederum ist die Völkerwiese des Zoologischen Gar tens bewohnt. Diesmal sind es indianische Zelte, die sich von der deutschen Landschaft malerisch abhebe», und die sie bewohnen, sind Männer, Frauen und Kinder der Sioux-Indianer. Die Sioux bewohnen nn Gebiete der Vereinigten Staaken die Prairien zwischen dem Mississippi und dem Felsengebirge bis südlich zuin Arkansas; sie sind einer der Stamme, deren Name zu den meistgenannten und seit Jahrhunderten bekannten gehört, vbschvn er im Indianischen ein Spottname sein soll und seine Träger eigentlich Dakota oder ..Sieben Ralhsencr" heißen. Tie Sioux sind auch insofern oft genannt worden, als sie sich mit dem Nachbnrstamm der Odbisch- wä's seit Jahrhunderten im Blntrachekriegc befinden. —Diese gewiß nicht minder interessanten Gaste als ihre sümintlicheii Vorgänger beginnen morgen ihre Vorstellungen. Heute treffen noch ihre Pferde ei». Mit dieien und ihren sonstigen Geräthschaften und Waffen s dem wilden Vrairieleben vorsührcii. der überfahren ckung ist noch werden sie Szenen ans dem wilden Prairieleben vorsübren, denen es an Reiz nicht fehlen wird. Die Karawane wird von Herrn Rud. Gronau — als Schriftsteller viel bekannt — geführt und kommt jetzt direkt von Wien. — ES wird beabsichtigt ein Abonnement auf den abgekürzten G e b ü h r e n t a r i s für Telegramme für diejenigen Korre spondenten cinznfnhren, für welche es von Interesse ist, von dem jeweilige» Eintritt wesentlicher Aendcrnngen des Tarifs rechtzeitig unterrichtet zu werden. Das Jahres-Abonnement wird für jedes Exemplar auf 50 Psg. festgesetzt; außerhalb des Abonnements be trägt der Preis für das einzelne Tarrsexemplar 10 Psg. Für 1886 würde der Abonnementspreis also 25 Pfg. betragen. Bestellungen zu den Abonnements werden noch für das lausende Jahr bis zum 28. Juli d. I. bei jeder Post- und Telegraphenanstalt in Empfang genommen. — Ein Taichenvcrzeichniü aller in Dresden und Umgegend bei der Stadtferniprech-Einrichtung betheiligten Firmen ist soeben in der Albanus'ichen Buchdruckerei rClir. Reichs erschienen. Bei der immer größeren Ausdehnung, die die Stadtsernsprech-Ein- richtung annimmt, ist dieses Äerkchen eine verdienstvolle Arbeit. Sie erleichtert den Verkehr namentlich dadurch, daß die Telephon verbundenen unter mehreren Rubriken zu finden sind. Tre eine der 3 Abkheilungen besteht ans einem alphabetischen Nummcr-Verzeich- niß aller Betheiligten, die bis Ende Juni d. I. bei der kaiserlichen TelegraphewVerwaltnng angemeldet waren; die zweite Abtheilung hat alle Betheiligten nach Geschäftsbräuchen geordnet; die dritte Abtheilung zeigt uns die Anschlüsse nach Straßen geordnet. Der Preis beträgt M Pfg., in Ccrllicodccke 75 Psg. — Sein öOjähriges Bürger- nndMeislerjubiläum beging dieser Tage der hiesige Schuhmachermeister Herr Hipp old. Der Jubilar ist auch langjähriges AnSschußmitglied des allgemeinen Handwerkervereines, und dieser beglückwünschte nicht nur durch eine Deputation Herrn Lippvld. sondern überreichte ihm auch eine Volivtasel mit Ehrengeschenk. Ter Vorsitzende des Vereins, Hr. Hof- schiieidcrmeistcr Emmerich lud den würdigen Greis für den Abend des Jubilanmstages zu einem von den Ausschußmitgliedern arran- girten Essen ein, welches in cuiimirtcstei Stimmung abgehalten wurde. — Auf dem Bahnhosin Zwickau ist eine dem dortigen Haupt steueramte unterstellte Zollexpedition errichtet worden, welche am 1. August eröffnet wird und die Bezeichnung ..Kgl. Hauplsteuer- amt Zwickau. Zollexpedition am Bahnhose" führt. — Freiberg den 27. Juli. Prozeß gegen den Reichstagsabg. Ferd. August Bebel und Gen. 2. Verhandlungstag. Nachdem gestern, wie schon erwähnt, das Protokoll über den Sozialistenkongrcß zu Kopenhagen verlesen war. erklärte Bebel, dasselbe spreche, wenn es objektiv vorgetragen werde, nur zu Gunsten der Angeklagten. Es heißt in dem Protokoll u. A., daß sich die sozialdemokratische Partei ganz bedeutend namentlich in denjenigen Bezirken entwickelt habe, über welche der Belagerungszustand verhängt worden sei. An Stelle ansgewiesener einflußreicher Parteigenossen hätten Leute die Führung der Partei übernommen, die vorher nicht einmal dem Namen nach bekannt gewesen seien. Tann war aus die außer ordentliche Verbreitung des „Sozialdemokrat" hingcwiesen und hin zugefügt, daß die Parteiemnabmen 95/)OOMk., die Ausgaben 92,OM Ml. betragen haben und ein Kaffenbestand von 3000Mk. verblieben sei. Bebel bezieht sich speziell ans einen Passus, in welchem gesagt wird, die Genossen müßten ans dem Inhalt des Protokolls eriehcn, ob der Kongreß seine Schuldigkeit gethan habe, und fügt hinzu, daß das Material für die Anklage lediglich aus den Veröffentlich ungen der Partei bestehe. Wen» hie und da Protokolle etwas un klar gefaßt seien, namentlich der Name des Redners mangele, so sei dies ans Rücksicht dafür geschehen, etwaige Maßregelungen der Theilnehmer nach ihrer Rückkehr seitens der Polizei oder Arbeit geber zu verhindern. In einem Artikel des „Sozialdemokrat" wird ein „Losungswort" erwähnt. Hierüber befragt, erklärt Bebel, er wisse durchaus nicht, was der unbekannte Verfasser habe damit sagen wollen. Ein Losfchlagen im Sinne Most's könnte cs unter allen Umständen nicht bedeuten, da ein solcher Gedanke im Hirn emcs vernünftigen Menschen gar nicht entstehen könne. Ter Ver lesung einer Rede des Parteigenossen Liebknecht un Reichstage tritt der Vertheidiger, Rechtsanwalt Mnnckel, mit dem Antrag aus Vorladung L-'s entgegen. Derselbe werde aussagcu, daß er die ihm im „iLozialdcmokrat" in den Mund gelegten Acnßerungcn nicht geihan habe. Nachdem Herr Oberstaatsanwalt Schwabe aus die Verlesung verzichtet, widersprachen beide Vertheidiger der Verlesung einer v. Vollmar im Reichstag gehaltene» Rede mit dem Hinweis, daß die Reichstagsabgeordncten laut Verfassung nicht für die im Parlament gehaltenen Reden verantwortlich gemacht werden dürften. Dagegen beichloß der Gerichtshof unter Bezugnahme auf ein reichs- gcrichiliches Präiudiz die Verlesung. Hiernach hatte v. Vollmar s. Z. erklärt, die Organisation der sozialdemokratischen Partei sei bisher nicht zerstört worden, sie habe sich im Gegentheil immer mehr befestigt, v. Vollmar erklärt weiter) er habe allerdings die inkriminirten Worte gesagt, vertrete dieselben auch und müsse zum Verständlich hervorhcben, es sei die überhaupt nicht zerstörbare geistige Organisation gemeint. Des Weiteren wird ein Ausruf aus dem Wydener Protokoll verlesen, der den Passus enthält: „Arbeiter, stellt die durch das Sozialistengesetz zerrissenen Fäden wieder her, organisirt Euch wie und wo Ihr könnt'" Bebel entgegnet daraus, man habe damit durchaus nicht eine geheime Organisation gemeint, nur den Parteigenossen empfohlen, sich zu selbstverständlich erlaubten Handlungen zu organisiren, wozu die Sammlung von Beiträgen und die Agitationen für die Wahlen gehörten. Man könnte nur dann, wenn die Anarchisten in Frage seien, vielleicht annehmen, cs bandle sich um die Sammlung von Mitteln zur Anschaffung von Waffen. Tie Handlungen seiner Partei lägen klar genug zu Tage, uni annchincn zu können, daß es sich nur um eine Organisation zu eclanblen Zwecke» handele. Auer fügt dem hinzu, seine Parte, habe eine geheime Organisation durchaus nicht »öihig; die ökonomischen Verhältnisse und die Reichsreaierung selbst sorgen genug für die Verbreitung der sozialdemokratischen Ideen- Wenn den Arbeitern da- Recht der Becheiligung an oen Wahlen »usteye. so m«ne «an ihnen auch gestatten, sich bet den Vorbereitungen »ur Wahl »u organisiren. Rach Bortraa eine- weiteren Artikel- au- dem .So zialdemokrat". wonach in Antwerpen ein Ausgewiesener aufgetreten sei, der von der,Part«ivert«tung keine Legitimation hatte, äußett der mißtrauisch . »a-Mahlvw m Berlin lehre die Noth- Wendigkeit der Vorsicht deutlich genug. Bebel fügt hinzu, daß die Polizei in Berlin den Ausgewiesenen seit einiger Zeit keine Legiti mation zum Nachweis für die Ausweisung, mehr gebe. Damit wolle die Berliner Polizei prinzipiell das Wort eines Reichst abgeordneten bei der Beratbuna de- Sozialistengesetzes, es gälte, die Existeiu zu miniren, durchfuhren. Um dem nach Kräften vor zubrugeil, stelle die Parteivertretung nach Menschen- und Christen Pflicht de» ausgewieseneu Parteigenossen Certiflkate aus. — Der einzige Zeuge, Kriminaloberwachtiiieister Döbler auS Leipzig, giebt »ach seiner Vereidigung ein Bild von der Art und Weise, wie in Leipzig der „Sozialdemokrat" und andere Zeitschriften verbotenen Inhalts verbreitet werden. Leipzig sei in Bezirke und Sektionen gelhcllt, sodaß eine außerordentlich schnelle Verbreitung ermöglicht werde: die an bestimmte Personen beförderten Packele enthielten mehr oder weniger kleinere Packele mit chiffrirten Aufschriften. Dieser orgauisirte Vertrieb sei infolge wiederholter Unbestellbarkeit der Hauptpackete zur Kenntniß der Polizei gelangt. Erst neuerlich habe man entdeckt, daß eine Kiste, angeblich enthaltend Fettwaaren, und aus Ottensen kommend, 5M0 gegen den Kaufmann Sparig gerichtete Flugschriften, mindestens 500 Niuiiinern des „Sozialdemo krat" und noch andere verbotene Druckschriften enthielt, während eine zweite Kiste mit „Kreidepapier" in der That mit der Bcbel'schen, ebenfalls verbotenen Schrift „lieber die Frau" gefüllt gewesen sei. Bebel bezweifelt die Angaben deS Beamte» nicht) nimmt jedoch an, daß die „Eintheiluiig in Bezirke und Sektionen" mir auf Ver- inuthunaen basiren und verweist aus das fast negative Eraebniß der Untersuchung. Dasselbe, waS der Herr Oberstaatsanwalt soeben erfahren, könnten ihm auch die anwesenden Berliner Kriminalbe amten mittheilen. Eine Beweiskraft für dir Anklage sei damit nicht verbunden. — Um den Beweis zu liefern, daß iiinerhalb der sozialdemokratischen Partei Disziplin existier, gelangt ein Passus aus dem Protokoll über den Kovenhagener Kongreß zur Verlesung. Bebel bemerkt hierzu, es sei dasselbe auf den Konflikt mit dem ReichstagSabgevrdiieten v. Nittiiighansen znrückzusüliren, der sich bestimmten Beschlüssen der sozialdemokratischen geweigert habe, Fraktion sich aiiz»schließen und an dem Kongreß tlicilzunelunen. Jede polilffche Partei würde so Verfahren, wen» ein Genosse im entgegengesetzten Sinne der Fraktion handle. Unter Bezugnahme ans eme Stelle im Wydener Kongreß-Protvlvll, welches sich ans die Maßregelung des früheren ReichstagSabgeordnetcn und Partei genossen Hasselinann bez. dessen Anölchluß ans der Partei bezieht, lagt Bebel, dieser Schritt sei nothwendig gewesen, weil H. fortge setzt iiitriguirt habe, das Recht der Ausschließung stehe wie jeder an deren, auch der sozialdemokratischen Partei zu. Nach Vortrag eines weiteren Passus ans dem „Sozialdemokrat" worin von Anirechter- haltung der Parleidisziplin die Rede ist, führt Auer ans, man habe seitens der Fortschrittspartei ebenso wie im vorliegende» Falle, mit Löwe-Calbe, seitens der nationalliberalcir Partei mit Prof, v. Treitschke, des Eentrnms mit dem Abgeordneten Eremer und der konservativen Partei mit dem Banmeistcr Hartwig-Dresden verfah ren. Herr Oberstaatsanwalt Schwabe nimmt sodann ans eine Stelle im „Sozialdemokrat" Bezug, wo von den Vorbereitungen zum Erlab eines anläßlich der Rcichstagswahlen Meichzeitig in ganz Deutschland zu verbreitenden Wahlmanifestes die Rcd>- ist, und legt ganz besonderen Werth auf die verlangte „stramme Parteidisziplin" und die Worte: „Wer sich nicht unterwirft, wird zur Verantwov dcrcrseits die begründete Befürchtung Vorgelegen, daß die Polizei Vorbeugungmaßregeln gegen die Verbreitung dös Wahlmaiusestes treffen werde; hieraus erkläre sich das möglichst geheime Verfahren seiner Parteigenossen. Auf die von der Staatsanwaltschaft Bezug ge nommene Stelle in einem Zeitimgsrcserate des Chem. T., worin gesagt wird, daß keine ParteisostreiigeTiszivlinhaiidhabe, wiediesozialdemo- kratnche, semer auf zahlreiche Ausschließungen Bezug genommen und gesagt iit. es kämen Ausschließungst'älle vor, die gleichbe- denteiw mit dem bürgerlichen Tode seien, bemerkt Bebel: „Eine solche Mittheilnng ist mir ganz unbekannt,, das sind so Ulkereien der Presse." In Bezug am eine Notiz im „Sozialdemokrat", worin die Gehcinihallnng gepredigt wird, erklärt Bebel, cs spräche sich hierin irgend Jemand erbittert ans — der Artikel rühre aber weder von ihm, noch von seinen Genossen her. Tie Beweisaufnahme verschreitet nunmehr zur Feststellung der An nahme der Anklage, daß innerhalb der sozialdemokratischen Partei Lokalführer und Vertrauensmänner im gesetzlich verbotenen Rahmen existirtc». Auer erklärt hierzu, eine Wahl, um diese Eigenschcutcn zu erlange», habe nichtslattgcfunden und es sei »»reine wirksamere Thäliakeil von den betreffenden Personen verlangt worden. Auf eine Bemerkung des Herrn Präsidenten bemerkt Bebel, daß sich eine etwaige Conlrole nur ans unsaubere Elemenle bezogen habe, von denen das Sanitälsgesiihl und die Mildthätigkcit mißbraucht worden sei. Aus einer Mittheilnng des „Sozialdemokrat" schien andererseits hervorzugehen, daß die Redaktion dieses Blattes noch eine andere Instanz über sich habe. Einen daraus bezüglichen Vor halt beantwortet Bebel damit, er vermuthe allerdings, daß für der artige Fälle eine Art Redaktionskommission bestanden habe. Es handelte sich hierbei speziell um einen scharten Wortkamps zwischen den Parteigenossen in Barmen n»d der Redaktion des „Sozial demokrat". ES gelangt sodann ein Aufsatz un „Sozialdemokrat" zum Vortrag, m welchem es u. A. Hecht: „Am Sonntag fand irgendwo in Sachsen — sagen wir im grünen Gewölbe zu Dresden — die Landesversammlung der Parteigenossen statt". In Bezug hierauf erwähnt Auer, dieselbe habe lediglich aus Anlaß der bevor- Ilehenden Reichstagswahlen stattgefunden; Bebel bemerkt: „Wir könnten ohne derartige Versammlungen gar nicht existiren." Die Abhaltung einer sächs. Tclegirtenkonferenz und eines Provinzial tages der Arbeiter Schlesiens wird von den Angeklagten eingcräumt »nt der Angabe, daß diese Vcrsammknngeii mir eine Berathung zu den Wahlen bezweckten. — Zu dem gestrigen Beruhte ist noch iiachziitraaen, daß Rechtsanwalt Mnnckel zunächst die Eompetciij des Gerichtshofes bezüglich der Angeklagten v. Vollmar und Viereck bestritt, da gegen dieseeineLerhaiidlungvordeinChemnitzelGerlchtshot noch nicht staltgefundcii batte und das Reichsgericht nur die Angelegen heit. soweit sie in Chemnitz verhandelt worden ist, vor das Frei- berger Gericht verwiesen hat. Der Gerichtshof erklärte jedoch diesen Competenz-Einwand für unbegründet. Fortsetzung deS lokalen LhelleS Sette ». Taaesstkschtchte. Deutsche- Reich. Nach dem was bereits jetzt in die Oeffent- lichkeit dringt, wird die Anwesenheit des Kaisers in Elsaß-Loth ringen zu Festlichkeiten und Huldigungen Veranlassung geben, welche diejenigen der Besuche in den Jahren 1877 und 1879 noch übertreffen werden. In den weitesten Kreiien der Bevölkerung sieht man mit größter Erwartung und Freude dem Besuche des Kaiser lichen Herrn entgegen. Der Zudrang aus allen, auch den entfern testen Gegenden des Landes, wird voraussichtlich ein ganz ungeheurer werden. An der großen Kaiscrparade aus dem Polygon zu Strah lung werden sich auch sämmtliche Kricgervereine des Elsaß, die meisten derjenigen von Lothringen und eine große Anzahl der ba dischen Kricgervereine betheiligen. Der verstorbene Gouverneur von Berlin. Freiherr von Willi- scn, der vor mehreren Jahren zum Gouverneur ernannt, war im Ver laufe seiner glänzenden militärischen Karriörc am 20. September 1884 zum General der Kavallerie befördert worden. Mit einer An zahl hoher Orden, preußischer und nichtpreußischcr, war der Verstor bene dekorirl; 1870 wurde er im deutsch-französischen Kriege mit dem eisernen Kreuze erster Klasse ausgezeichnet. Der General, welcher im Alter von 68 Jahren stand, war schon seit Dezember vorigen Jahres wegen einer schweren Nierenkrankheit gezwungen, das Zimmer zu hüten, eine Herzlähmung machte dem Leben des Pa tienten ein Ende. Großes Aussehen erregt das rätlffelhafte Verschwinden des hoch geachtete». erst kürzlich mit der Führung des Infanterieregiments Nr. 57 in Wesel beauftragten Overstleutnants Bertram. Dieser hochgebildete und ausgezeichnete Offizier, welcher seit langen Jahren, mit einer nur kurzen Unterbrechung (zur Kriegsschule m Anklani kommandirt), dem in Gießen garnisonirenden Infanterie-Regiment Nr. 116 angrhörte, erfreute sich in allen Kreiien höchster Achtung und Beliebtheit. In verflossener Woche begab sich B. aus Anlaß seiner Versetzung nach Darmsladt, um sich beim Grobherzog von Hessen zu verabichicden und ist seitdem verschollen. Tic m Metz m sranzösischer Sprache erscheinende „Gazette de Lorraine »hält von einem eingeborenen Elsässer eine interessante Zuicprm, m cvetwer rursumimt«» untersucht wird, und die mit einer scharfen endet. Im Augenblick, wo in den beiden Hauptstädten der Reichs- lande der Protest eine» Stoß erlitten, von dfm «sich kaum wieder erholen wird, ist die betreffende Zuschrift vhi» besonderer Bedeutung und wird eine» Eindruck bei der Bevölkerung nicht verfehlen. Der Verfasser betont, sein Thema mit vollffändiaer Unparteilichkeit er örtern »u wollt», er beruft sich daraus. Elsässer mit Leib und Seele zu sein, und kommt zu folgenden Ausführungen: Infolge eine- be dauerliche» Kriege- sind wir von Deutschland annektrrt, und ein feierlicher Frirden-schluh zwischen beiden kriegführenden Nationen schuf »»iS eine neue Situation, hart und schmerzlich sicher für die gegenwärtige Generation, weil sie ihre innersten und icbonuiias- würdigsten Gefühle berührte, aber dennoch legal eine Lage, die wir in keiner Weise zu ändern vermochte». Der Sieger selbst an erkannte die Berechtigung unseres Schmerzes und ließ uns in der Stille das Unglück des verlorenen Vaterlandes beweinen, indem er hoffte, daß die Zeit, die Schließerin aller Wunden, auch Balsam in unsere io schwer geprüften Herzen träufeln würde, und daß wir. wenn die Trauer einmal vorüber, die Stimme der Vernunft hören und freimüthig und auf dem Boden deS Gesetzes versuchen würde», uns eine Situation zu schaffen, die keine menschliche Macht mehr u ändern im Stande wäre. Diejenigen unter uns, welche eS nicht iber'S Herz bringen konnten, die neue Ordnung der Dinge anzu- nehmc», verließen den heimarhlichen Boden und ließen sich in Frankreich nieder. Es war dies ihr Recht, und Keiner kann sie wegen dieses Entschlusses tadeln, den ihnen der Patriotismus vvr- schrieb, aber die weitaus größere Zahl Elsaß-Lothringer mußte in dem Lande bleiben, an welches sic unlöslich gebunden war. nicht allein durch das Interesse, das eine so wichtige Rolle im Leben pielt, sonder» auch durch die Treue gegen das Land, in dem sie geboren und in welchem der Staub ihrer Vorfahren ruhte. War cs verdienstlicher zu gehen oder zu bleiben ? Das ist eine delikate Frage, die ich mich zu stelle» begnüge, ihre Lösung der Zukunft »verlassend, die frei ist von den die Herzen gcgemvärtia noch be wegenden Leidenschaften und deshalb allein maßgebend. Diejenige», die »n Lande geblieben sind, haben hierdurch die neue Lage an- mit allen ihr "" genommen »ul allen ihren Folgen ohne irgend eine Ausnahme. Die Aenderung der Nationalität, eine Aendernna vo» ungeheurer Schwere und Tragweite, legte oer aiineklirtcn irgend , agweite, legte der nniiektirte» Bevölkerung »ene Pflichten auf, welche sie annehmen und so treu als möglich erfüllen mußte, wenn sie nicht die neuen Bürgerrechte in dem neuen Staar, an den sie gebunden war, verlieren wollte. Es war hierbei keine Frage des Gefühls, sonder» des Gewissens im Spiel, die — darüber sind alle ehrlichen Leute einig — weder Ansflüchte »och Kompro misse znlicß. Die Liebe läßt sich gewiß nicht erzwingen, aber die Stimme deS Gewissens kennt keinen Widerspruch, sie will rückhalt losen Gehorsam, wie schwer man sich auch dazu zwingen muß, es heilst sich nilterwerfcn und das Opfer bringe» — die Moral fordert dies absolut. Der Protest, unter welcher Form er auch cinstrilt, ist mithin eine flagrante Verletzung des Mvralgesetzes und schon dcs- halh zu vernrtheilen, abgesehen von seinem praktischen Erfolg, der durchaus verderblich ist snr die Interessen, denen er zu dienen vor- aievk. Es handelt sich hierbei nicht um Personen, sondern um eine Priiizipieimcige, und an diesem niierschütterlichen Prinzip vermag kein SvpbiSinus zu deuteln. Wenn die Parteigänger des Pro testes sich damit begnügten, sich in ihren Schmollwinkel zurückzu- zichen, so hätte kein Mensch das Recht, ihnen einen Vorwurf hier über zu macken: das wäre eine Angelegenheit des Temperamentes, Sache des Geschmackes. Aber eine Meinung, die göttlichen und menschliche» Gesetzen entgegen ist, hat nicht das Recht, die Schwelle das Privatkabinets zu überschreiten, um sich nn Handel und öffent lichen Leben in Thaten zu überleben. Jedesmal, so oft sich dies unnatürliche Faktum ereignet hat, ist es nur zum Schaden des Friedens und der Wohlfahrt des Landes gewesen, d. h. der großen Mehrzahl der Bürger. Man muß sehr vlind sein, um dies nicht zu sehen, blind und starrköpfig zugleich. Man zeige mir die Politischen Fortschritte, die wir dem Protest verdanken! Welche sind sie ? Wo sind ice? Ich suche vergeblich und finde nicht einen! Und wenn wir auf Vcr- waltungs- und kommunalem Gebiet uns umschauen, entdecken wir dort vielleicht einige Vortheile, die wir den Anstrengungen des Protestes verdanke»? — Dieselbe Unfruchtbarkeit, dieselbe Ohn macht ! Und wie könnte es anders sein? Der Protest ist eine Ver neinung und wie diese in sich selbst zur absoluten Unfruchtbarkeit verurtheilt. Ter chinesische Gesandte, Marquis Tseng, ist Montag Abend zum Besuche des Fürsten Bismarck von London nach Kissingen ab gereist. Vor seiner Abreise hatte der Gesandte eine Unterredung mit dem Kardinal Manning, Erzbischof von Wcstminster. Ter Verhaftung des im Jahre 1862 verabschiedeten Jnfanteric- lentiiants v. Hartung wegen Landcsvcrraths ist eine mit ihr in Zu sammenhang stehende zweite nicht minder Aussehen erregende Ver haftung und zwar der Gattin Hartungs, mit der er erst am ver gangenen Mittwoch in der Gefängnibkuche des Untersuchungsgcrichts zu Moabit getraut worden ist, gefolgt. Die Verhaftung wird am Eoniiabcnd Nachmittag in der zu Schönebcrg, Hauptstraße 79/60 in der 2. Etage gelegenen Wohnung der Frau v. Hartung statt. Hartung scheint schon längere Zeit mit der Verhafteten in näheren Beziehungen gestanden zu habe», denn dieselbe hat vor etwa einem Monate einem Kinde das Leben gegeben. DaZ Kind ist aber bald nach der Geburt verstorben. Dieser Umstand wird auch die Ver anlassung zu der etwas auffallend erschienenen Vcrheirathung nach der erfolgten Verhaftung des rc. v. Hartung gewesen sein. Er wollte mit der Vcrheiralhiing die Ehre des Mädchens wieder Her stellen und hat vielleicht nicht daran gedacht, daß die junge Frau ihm sobald in die Unteriuchungshast bez. in das Gefängnig folgen würde. Die Verhaftete ist aut gebildet, in der Mitte der 20cr Jahre und eine stattliche Erscheinung. Ueber ihre Mitthäter- bez. Mitwissewchast an dem ihrem Manne zur Last gelegten Landes verrat!) war bis jetzt nichts zu erfahren. Das Landgericht in Aurich verhandelte einen Nachspiel zu dem Landesverrathsprozesse Sarauw Vor den Schranken stand der frühere Marine-Ingenieur Bernhard Dennlnghvff aus Wilhelmshaven. Die Verhaftung desselben war aus Grund beschlagnahmter Schriftstücke erfolgt und die Anklage ging dahin: D. s lick gewesen, daß Fall, der als anzusehen ist. B«v' Tlsüren statt. Das Urthcil des Gerichts lautete dahin, daß dem T. das ihm zur Last gelegte Verbrechen nicht nachgewiesen, er daher kostenlos srcigesprvchcn und sofort aus der Haft zu entlassen sei. Ein völliges Verbot deS Brcmntweinberkaufs ist nach Mcldu» oberschlcsischcr Blätter an sämmtliche Konsumvereine des Kceffes Plcj. ergangen. Säimntliche Konzessionen sind zurückgezogen und fortan darf Branntwein in keinem Konsumvereine niehr als Verkaufsürtikel geiührt werden. Es wird bedauert, daß diese Verordnung nicht Ichon vor einem Jahrzehnt erlassen ist, ehe die in Oberschlesien zahlreich entstandenen sogenannten Schnapskonsumvereine so viel leibliches und geistiges Elend über die Bevölkerung gebracht haben. Der „Times" zufolge wird die Direktion des „Norddeutschen Lloyd" mit Zustimmung der Reichürcgierung die Reichspostdampser der australiichen und ostasiatischcn Linie in Zukunft auch Sout hampton anlausen lasse», um dort Passagiere aufzunehmen. Als erster Dampfer der ostasiatischen Linie soll der Dampfer „Neckar" am 1. August von Southampton abaehen, während von der austra lische Linie der Dampfer „Habsburg am 15. August Southamp ton verlassen wird. Zum ersten deutschen Richter in Neu-Guinea ist der „Post" zufolge der Gerichtsassessar G. Schmiele aus Berlin ernannt wor den. Derselbe hat bereits Berlin verlassen, um sich an den Ort seiner Bestimmung zu begeben. es Knaben hat außer demselben noch vier, ebenfalls unehelich ge borene Kinder, welche sämmtlich ziemlich verwahrlost und verwildert sind. Mit den Joschke's wohnt in demselben Hause das Ollek'sche Ehevaar, welches mit der Joschke in fortwäbrcndem Streit und Zank lebte. Erst vor Kurzem war zwischen beiden Familien ein Jiijuriciiprozeß ausgesochten worden, bei welchem die Joschke unter legen war. Dieser Haß dcr Faiiiilienhttuvter hat sich auf die Kinder übertragen und war das Motiv zu der schrecklichen That. Der junge Mörder soll nach seiner Unthat noch geäußert haben, daß er auch die Schwester des Ollek erstechen werde. Oesterreich. DaS Kriegsmiiiistcrium beschloß, zu den größeren Manövern keine Verussiournalistcn mebr riuulcmcn und bestellte ein ausschließlich aus Militärs beste im Kriegsfälle die militärische Presse besorgen wird. Das Militttr-Hasenkommnndo in Pvla ist einem von dem Mailänder Jrredenlistcnkoinitcc (Sektion Triest) angezctteltcn An schläge gegen Se. Maj. Kriegsmarine auf der Spur. DaS östcr- bestehendes Prcßburcau, welches auch Berichterstattung für die gcsanimte
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