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Dresdner Nachrichten : 22.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188605220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 13-14 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1886
- Monat1886-05
- Tag1886-05-22
- Monat1886-05
- Jahr1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.05.1886
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Sttirrnn»»«>«8iiitn> Mr »e» 22. Mal: Srröndrrlichkr Sin» von miitlrrrr Sterke »et »nnhschnililtch «Ittlerre »ewöNnng, ,»vr welrvtliche Ntt»erlä,i»,c. KSlter. ee«rr»vv,: Nri»»»- z» Sriltcher Gewitterbildung. Dresden. 1886. SoMlllVelld, 22. Mai. L-raniwottNibkr Redakteur kür Politisches ve. Emil Biere» in Dresden Stolze, fast drobende Worte hat Kaiser Alexander von Russland soeben geiprochen. Der Zar mit seiner Familie wohnte nach Been digung seines Jrühjahrsauscntbaltes in Livadia dem Stapellaus eines große» Kriegsschiffes „TicheSmc" aus der Werst von Seba- stopol bei. Tieler Stapellauf wird von der russischen Presse als ein höchst bedeutsames Ereigniß geleiert. Er ist es auch. Er ist der Beginn der Gründung einer grosien Kriegsflotte aus deni Schwarzen Meere. Im Pariser Frieden von 185«, der den für Rußland io unglücklichen Krimkrieg beendigte, muhte sich das besiegte Zarenreich verpflichten, am Schwarzen Meere keine Secarsenale zu errichten und keine grühere Flotte aus jenem Meere zu unterhalten, als die Türkei. ES war dies eine von Europa sehr wohl überlegte und äußerst wirksame Maßregel, um den russischen Ehrgeiz zu zügeln und seinen Erobcrungözügen einen Zaum anzulegen. Gleichwohl läßt sich nicht verkenne», daß Rußland gerade diese Bestimmung als eine der tiefsten Demüthiaungen aufsahte, die man einem großen Reiche auserlcaen kann. ES spähte nach jeder Gelegenheit, diese Fessel abzustreise». Sie bot sich ihm während des deutsch-französi schen Krieges. Als beide Kulturvölker blutig mit einander rangen, erllärlc Fürst Gortschakoff in einer Note, daß Rußland sich an jene Bcichränkung. die ihm der Pariser Friede anlcrlege. nicht mehr kehren würde. Europa ließ sich diesen RcchtSbruch einer feierlich emgcgangenen Verpflichtung ruhig gefallen und hieß später dieses eigenmächtige Vorgehen Rußlands ausdrücklich gut. Daraus hin baute Rußland in Sebastopul und anderen Hären der Krim See- arlcuale und andere Marine-Etablissements, und soeben zog mit dein Siapellaus der TschcSmr der Zar eine weitere praktische Folgerung: Rußland rüstet eine Kriegsflotte aus, die ihm auf dem Schwarzen Meere die verlorene Vorherrschaft wiedergewinncn soll. Gerade die Wahl Sebastopolst für den Stavellauf des erste» der großen Panzer schiffe Rußlands ist bedeutungsvoll. Die Verbündeten des Krim- kncgeS: Franzosen. Engländer, Türken und Italiener hatten 1855 nach dcr invnalelnnfle» Belagerung und endlichen Erstürmung Sebastopols die dangen mächtigen Marine-Etablissements in die Luft gesprengt. Tie rui»sche Flotte hatte sich damals vor den Flotten dcr Verbün deten flüchten müssen und war vom General Todleben aus dcr Rhede von Sebastopol versenkt worden, um den Eingang znm Haien z» sperren. Ter Zar drückt dies seht so aus: die Flotte habe sich damals zum Wähle Rußlands „geopfert". In seinem Erlaß an die Flotte bedient sich Kaiser Alexander sehr stolzer Worte. Sie klingen fast kriegerisch. Zwar sind die „Gedanken und der Mille" de« Zaren „aus die niedliche Entwickelung des Volkswodls gerichtet", aber das ist eine bekannte, zu Nichts verbindende Redensart im Munde eines Selbstherrschers, zumal wenn derselbe ihr dann die Erklärung folgen läßt, daß ihm „Umstände die Erfüllung seiner Wünsche erschweren lind ihn zur bewaffneten 'Pertheidigung der Würde des Reiches zwingen könnten." Das kennt man schon. Der Würde Rußlands tritt aus der ganzen Erde Niemand entgegen, kein Staat kränkt sie. nn Gegentheil zeigt sich überall eine große Beflissenheit, russiichcn Ansprüchen weit entgegcnznkommen. Um Rußland keinen Vorwand zu Abenteuern zn geben, haben in der centralasiatischen, wie neuer lich in der bulgarischen und griechischen Frage alle Mächte den rus sischen Anschauungen möglichst viel Rechnung getragen, große Ge duld bewiesen und ihre eigene Auffassung zurückgcdrängt. Wenn Rußland nicht selbst znm Kriege drängt, so hat es vor der ganzen Welt Ruhe. Allerdings, alle Begehrlichkeiten des Zarenreichs wird ,ln» Europa ganz sicher nicht erfüllen, und es ist stark genug» auch den IinchiliegendmEhrgeiz Rußlands zu bändige». Die dröhnende Sprache des Zaren braucht deshalb noch nicht der Vorbote eines nahen KucgeS.zn sein. Bei einem iolchen Anlaß, wie der Gründmrg einer Flotte, ist eine kriegerische Färbung der Worte nicht gerade beiremd- lich. Dem Zaren, der an und für uch ein Mann von sehr stark ent wickeltem Selbstgefühl ist. lag auch daran, die Wichtigkeit des Ereig nisses vor seinem Volke noch besonders hervorznheben: er bedarf, nin aui den etwas stumpfen Geist seines Volkes einzuivirken, stär kerer Reizmittel, und bei den trüben inneren Verhältnissen des Zarenreichs erichien dem Monarchen eine Auffrischung des Muthes recht nolhwendig. Schließlich ist die Sprache des Zaren von dem Gliindiahe diktirt: Willst Du Frieden, >o rüste Dick znm Kriege! Tenn im Uebrigen stimmen die Nachrichten dahin überein, daß am russischen Hoie die Hriedenspartei die Oberhand gewonnen hat. TaS Endziel der Wünsche aller Russen ist und bleibt allerdings Konstantiiiopel. und um dahin zu kommen, muß die Durchfahrt durch die Dardanellen von einer russischen Flotte erzwungen werden. Diese wird setzt aber erst gebaut. Mit der Prinzen-Auswcisung aus Frankreich wird's nun doch Ernst. Wenigstens über dem Grasen von Paris und vielleichtauch über dem Prinzen Viktor Napoleon scheint sich dieses Unwetter zu- iamnienzuzichcn. Beide sind auch die der Republik gefährlichsten Thronbewerber. Dcr Grat von Paris hatte in den letzten Tagen anläßlich der Vermählung seiner Tochter Amelie mit dein Kron prinzen von Portugal allerdings die Republik keck herausgesordert. Er entfaltete bei einem Feste eine Hofhaltung, als sei er ein regie render Fürst. Er lud die Gesandten gleichsam wie die Zeugen des Auslandes bei dem Feste einer herrschenden Königsfamilie rin. Aller dings entsprachen dieser Einladung nur die Gesandten Spaniens und Portugals, aber die Orleanisten geberdeten sich so. als ob Frankreich am Vorabende dcr Wiederherstellung dcr Äourbonen-Monarchie stünde. Der Graf von Paris entfaltete bei dem Feste so viel Pomp, daß man daraus schließt: wenn die Orleans, deren geradezu schäbi ger Geiz berüchtigt ist, es sich so viel Geld kosten lassen, >o führen sie Großes — die Republikaner meinen: Schlimmes — im Schilde. Sie streuten auch sonst in den letzten Monaten Geld aus, um Be amte rn bestechen und die Offiziere von ihrer Pflicht abzulenken. Tie Republikaner sind nicht gewillt, ferner diesem bedenklichen Treiben mit verschränkten Annen zuzusehen. Sic werden den jetzt zur HachzcitSseier seiner Tochter »acd Lissabon gegangenen Grafen von Paris nicht wieder nach Frankreich zurückkehren lassen. Es ist dies zwar eine Gcwaltthat, die sich in einer Republik eigenthümlich auSmmmt. Die kommlniardischcn Mordbrenner ruft sie mit Ehren m s Vaterland zurück. Prinzen von Geblüt aber verweist sie des Landes. Jedoch es wird keinem auständischen Staate beikominen, sich in diele innere Angelegenheit Frankreichs zu mischen, und Tcutlchland hat am allerwenigsten Ursache, die Verbannung dcr Orleans ans Frankreich zu beklagen, Tenn gerade der mit dcr Hoch sinanz veranickteOrleaniSmus ist der zäheste und gefährlichste Geg ner Deutschland-, Eine französische Republik findet zu einem Kriege gegen »uS nicht so leicht einen Verbündeten: die Orleans an dcr Spitze Frankreichs ermöglichten eher dessen Bündnißfähigkeit. Mittlerweile bereitet sich auch dir Republik unter äußerster Kmsranslcnaung für den Krieg vor. Soeben hat der Kriegsminister Bonlanger seine neue Militärorganisation ansgcarbeitet, und er wird sie »ngcsäumt den Kammern vorieaen. Er wirft alle früheren Mi-1 litärvraanisationSacsctzc, die »um The»! schon von dcn Kammern genehmigt sind, über den Hausen und will a» die Stelle der jetzi gen HecreSversassung eine ganz neue setzen. In deni Kontingent, das lährlicb ausgehoben wird, soll die Friedensstärke um 74,000 Mann, von 472- auf 546,000 erhöht werden. Es werden 40 neue Jägerregi menter geschaffen, indem die vierten Bataillone dcr Infanterie und die zweiten Depotkompagnien als solche ausgehoben und mit Zuhilfe nahme der schon bestehenden 30 Fußiägcrbataillone zu obigen 40 neuen Jägerregimentern unigestaltet werden. Tic Kavalerie wird nm 11 Regimenter vermehrt und eine dritte Kavalcriedivision, un abhängig vom Korpsverbande, geschaffen. Aehnliche Vermehrungen und Umgestaltungen erfahren die Genietruppen, die Artillerie und der Train. Genie und Festungsartillerie wird verschmolzen u. s. w. Außerdem giebt's noch eine bciondere Kvlvnialariiiee. Die 5jährige Dienstzeit wird auf 3 Jahre ermäßigt, das Institut dcr Einjahrig- Freiwilligen fällt weg: nur wer eine gewisse militärische Vorbildung sich aui eigene Kosten angeeignet hat und sic Nachweisen kann, braucht nur 2 Jahre zu dienen. Wichtig ist. daß sich künftig jedes Armeekorps in seinem Aushcbungsbczirke rckrutiren soll. Das ist eine gewaltige Neuerung. Bisher milchte man in Frankreich alle Regimenter aus den Rekruten des ganzen Landes: politiiche Gründe waren dafür maßgebend; jetzt nimmt man das deutsche Verfahren zum Muster, aber mit dem Unterschiede, daß icdcs Armeekorps außerhall' dcr Gegend, wo es ausgehoben wurde, garnisoniren soll. Wir beschränken unS vorläufig auf diese wenigen Andeutungen; die Kosten der gewaltigen Vermehrung der Jriedenstriippcn sollen durch spätere Einbcrusunge» der Rekruten und zeitigere Beur laubungen der auSexerzirten Mannschaften gedeckt werden. Ob diese neue Heeresvenassrnig des eifrigen Ministers Bon- langer Aussicht auf Annahme durch die Kammern hat, steht noch dahin: man hält den Plan für unausführbar. Jedenfalls ist vor Jahr und Tag nicht daran zu denken, daß eine so tiefgreifende Umwälzung dcr französischen Heeresvcrfassuna vollzogen sein wird. Ja, man kan» aus der Vornahme einer solchen Umwälzung, die fast keinen «stein aus dem andern läßt, beinahe schließen, daß'Frank reich in dcr nächsten Zeit nicht an kriegerische Verwickelungen mit Deutschland denkt. land vroiektirt eine Eisenbahn Libau-Memel. — Im Reichstage cirknlirt das Gerücht von dem bevorstehenden Rücktritt Bronsgrt's und dessen Ernennung zum Kommandeur des brandenburgücheu Armeekorps. Als Nachfolger wird Caprivi genannt, welcher durch den Viee-Admiral Monts ersetzt werden soll. — Gestern ist der todtaelagte Hinnch Willen gegen Mittag gestorben. — Das Land gericht verurlheilte den Redakteur dcr „Germania", Körnig, wegen Beleidigung Bismarck's. begangen durch einen Artikel über den Ursprung des Kulturkampfes, zu einer 4monatlichen Gcsängniß strafe. — Dcr bayrische Landtag ist bis 31. d. verlängert. Tie Berliner Börse eröfsnete reservirt, eher schwach. Später befestigte sich die Stimmung infolge von Deckungskäuien und dcr neuerdings sehr bestimmt auitretenden russischen Konversions gerächte. Spekulative Banken Anfangs schwach, später höher und belebt. Von deutschen Bahnen Mainzer bevorzugt, Ostpreußen Anfangs belebt, später nachgebend, von österreichischen Bahnen nur 'Franzosen bctcbt. die Tendenz war auch für die übrigen seil. Von Renten waren 80er Russen gut gekragt. Jin Kässavcrkehr übcrwog Festigkeit nur Industrien, für die lebhaftes Interesse bestand, waren vorwiegend niedriger. Oesterreichische Prioritäten gut behauptet. ff - nlsur » «. M., 21. Mai. «krrdi« 22!>,K2. SiaatSdalm NX»/,. 2om. bardkn 8>'>v,. «lalizicr NN-/.. >ka»»«cr 70,10. «vroc. Ungar, «oldreule!c>,!»>. GaNdardb. —. Drrsdnrr Bank-. Dlscanlo 2l8.M. ffrft. Wien, LI. Mai. grciil 28i>,8i>. Slaa,i-dalm 227,25. Lombarde« —. Galizier —. Eideidal IN»,. Gal» 101.05. Staatsbal,» —. ffcft. Paris. 21. Mai. Schluß. Ncnic 82,25. Anletbe 100,0«. Italiener 0S.07. StaatSbabn 181,25. Lombarde» 237.50, do. Prioritäten —. Spanier 58>i„ ikglvier 310.00. Ottomane» 532,00. »lene Änlribc 81,1». Bewegt. A ,» stcrdam «Produkte»», LI. Mai. «Schluß.» Weizen per guni —, per November 21«, steigend. Roage» per Mol 131, »er Oktober 135, strigrnd. London, LI. Mai. «Schluß». Geirrlde ruhig. Mais, russischer Haler frft. Ucdrigk ßlrtikcl irageft. — Weiter: Schön. -keneste Telearammr der..Dresdner P«»r." vom 21. Mai. Berlin. Im A b g e ord n e tenh a n se veranlaßte eine Petition von katholischen Einwohnern der Stadt Sttihm nm Um wandlung der dortigen Sinmttan in eine Konfessionsschule eine län gere Diskussion. Eine Reihe von Eeittriinisabgevrdnetcn Veiürwvrtete Berücksichtigung, während von anderer Seite daraus verwiesen wurde, daß der Stadt durch Berücksichtigung dieser Petition über große Kosten durch Schulneubauten, Anstellung neuer Lehrer ic. er wachsen würden. Z» einer prinzipiellen Auseinandersetzung kam es nicht. Berücksichtigung wurde abgelebnt. Berlin. Der Reichstag erledigte die Denkschrift über die Ausführung dcr seit 1879 erlassenen Anleihegesetze durch Kenntniß- nahnie. Dcr Gesetzentwurf, betreffend die Begründung der Revision in bürgerlichen Rccktsstreitigkeiten, wurde in dritter Berathung an genommen, ebenso dcr Gesetzentwurf betreffend die Bestcncrltng des ZuckerS.— Abg. Hasenclever begründet die Interpellation über den Strcikerlaß des Ministers v.Puttkamer. Der Erlaß verletze die Ge werbeordnung und richte sich ausdrücklich nur gegen die Arbeiter. Den Arbeitgeber» bleibe Polizei und Staatsanwaltschaft fern. Gleiches Reckt iürAllc sei eine leere Phrase geworden. Durch das Verbot der Fachvereine würden die Arbeiter erst zu Streiken gedrängt. Die Löhne seien i» Deutschland io niedrig, daß die Regierung ihre Erhöhung anstreben sollte. Statt dessen wolle man den Arbeitern bei den schlechten Zeiten noch eine Schnavssteuer uuierlegen. Die Freisinnigen, deren eigenstes Werk, die Eoalitionssreiheit, bedroht sei, verhielten sich passiv wie zahme Löwen. Wenn Min. v.Puttkamer i» dieser Weise die Arbeiter auircize, könne die Bewegung nicht friedlich verlausen. Tie heutige Polizeigewalt sei für Dcntichland eine Schmach und Schande «Ordnungsruf). — Staatssekretär von Bötticher erklärt, dem Bundesrath sei die betreffende Verfügung nicht ingegangen; derselbe habe auch keinen Anlaß, den Erlaß in den Bereich seiner Erwägungen z» ziehen. Beschwerden gegen den Erlaß seien beim Bundesratbe nicht cingeaungen. Stach Ansicht der preußischen Regierung liege kein Eingriff in die Reichsgeietz- aebring vor, wie auch aus dem Wortlaut des Erlasses hervorgche. Damit falle dcr Vorwurf, daß hier eine Auslieferung der besitzlosen an die besitzenden Klassen vorlicge. Tic Interpellation sei nur zu agitatorischen Zwecken gestellt. Die Regierung stehe dem Angriffe ruhig gegenüber, denn sie habe Alles gethan, uni die Ruhe der fried liebenden Bürger zu schützen. — Abg. Meister (Soz.) meint, die Ar beiter würden durch die Beschränkung dcr Coalitionsireiheit noch mehr erregt als durch das Sozialistengesetz. Die Sozialidemokraten hätten niemals zu Streiks ausgcsordert. Es sei eine straffe Arbeiter organisation nöthig, wenn etwaige »othwimdige Arbeitseinstellungen erfolgreich sein und friedlich verlauten sollten. — Abg. Bamberger be dauert die Fonn des Erlasses, welche eine die Coalitionsfrcihcit be schränkende Auslegung znlasseu könnte. Hajcnclcver habe die Frei sinnigen als gezähmte Löwen bezeichnet, es seien aber nicht die edelsten Löwen, die am lcmlestcn brüllen, siche Sommernachts traum. Er glaube nicht, daß der Erlaß zu Gunsten der Arbeits- geb-r eriolgt sei, eine solche Vermuthunq werde al>cr dadurch nahe gelegt, daß sich dcr Erlaß aus das Sozialistengesetz stütze. Tie Streikbewegung sei nicht immer von sozialistischen Anwandlungen frei. Man müsse die Bewegung aber sich ohne äußerliche Eingriffe entwickeln lassen. Eine Gctabr bestehe nur. wenn die Regierung die Vcrmuthnng zulasse, daß sie eine» Stand vor dem anderen be vorzuge. - Abg. v. Puttkamcr betont, cs habe ihm völlig fern gelegen, die Eoalitionsikeiheit zu beschränken, er sei aber verpflichtet, ein Gegengewicht zu schassen, wenn die Arbeiterbewegungen eine ge'ähr- liche Gestalt annäbmen. Hinter jeder größeren Arbeitcrbcivcgung lause eine Hydra, die Anarchie, und gegen diese müsse prophylaktisch Vorgeaange» werden. Die Sozialdemokratie habe kein Interesse an der Besscrnng der Lage dcr Arbeiter. Während ihre Anhänger hier Von FriedenSverffchkrungen überfließen. rühmte ihr Organ, dcr „Sozialdemokrat", die Thätigkcit dernordamerikanischen Anarchisten. Den Arbeitern zollen wir die wärmste Shmvathic. nicht aber nieder trächtigen Agitatoren. Abg. Wmdthorst wünscht, daß dcr Minister bekannt giebt, daß der zweite Tbcil des Erlasses eine Beschränkung dcr Coalitionssreibcik nicht beabsichtige. Polizeignrtze könnten nicht Helsen. Ein Arbeiterschutzgcsctz sei nvthiger als ein Spiritlisgeietz. Die Besprechung der Interpellation ist hierdurch erledigt. — Mon tag : Branntweinsteuer. Berlin. Der heutigen Parade wohnte der sächsische General- lcntnant v. Tschirschk« - Ävgendorfs bei. — Ter „ReichSanzeiaer" veröffentlicht die Verhängung des Belagerungszustandes über Spremberg: semer die Liste der neuernnnnten Volkswirts,schasts- ratbsmitglieder. darnntcr der sächsische Finanzratb Jenke. — Der konservative Abgeordnete JacobS-Bentheim ist gestorben. — Siuß- LolaleS und Sächsisches. — Se. Kgl. Hoheit der Prinz Friedrich August trafen. Begleitung des Major Edler v. d. Planitz Freitag Nacht, von Si- byllenort kommend, in Bautzen ein und »ahm in der Weintraube Quartier. Der Cher des Generalstabes. Oberst Edler v. d. Planitz, war bereits am Donnerstage mit dem Gencralstabe und einigen höhere» Offizieren nach Bautzen geritten, um mehrere Rekognoszi- rungen vorzunehiuen. Die Herren waren theils in der Weintraube, theils in der goldenen Krone verquartirt. Gestern früh bracht«: die Kapelle Sr. Kgl. Hoheit eine Morgenniusik und erfolgte alsdann ein weiterer Rekognoszirungsritt nach Drehsa und Hochkirch, an welchem sich Se. Kgl. Hoheit betheiligte. Adends fand Diner im Ossiziers- kasino des 103. Regiments statt. Heute früh erfolgt abermals eine Rekognoszining in der Richtung Bautzen-Dresden und kehren Nachmittags sämmtlicke Herren zn Pferde nach Dresden zurück. Se. Kgl. Hoheit der Prinz Friedrich August wird sich zu Pferde direkt nach Hvsterwitz begeben. — Der Kommandeur der 2. Jnf.-Division. Generalleutnant v. Tschirschky u. Bögcndmff. wird zu den großen Paraden des Gardekorps aus Leipzig nach Berlin gehen. — Landessynode. In der gestrigen Sitzung handelte es sich an erster Stelle um die Entschließung über die Giltigkeit der ' Wahl des Herrn Pastor Dr. Sülze. Die näheren Umstände der ! angefochtenen Wahlhandlung dürien als bekannt vorausaesetzt werden. ! Es lagen nicht weniger als vier Anträge vor. Die Majorität des Legitimationöausschuffes (Rei. v. Wrlck) beantragt, zu erklären, daß die Wahl nicht ans Herrn Pastor Dr. Sülze, sonvern ans Herrn Kvnsistorialrath Dr. Dibeiius gefallen sei, und das Konsistorium nm Einberufung deS Letzteren zu ersuchen, während die Ausschußmino- rität (Res. Bürgermeister Dr. Habcrkorn) die Wahl des Herrn Tr. Sülze für gütig zu erklären beantragt. Ferner beantragen Ober amtsrichter Wcidauer und Gen. die Wahl Dr. Sulze's als gütig nicht anznerkenncir. vielmehr die in Lvansseliois beauftragten Staats minister zu ersuchen, den bereits im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit gewählten Dr. Dibelius als Mitglied einzubcrufc» und hierdurch den vorliegenden Protest für erledigt zu erklären. Schließ lich liegt noch ein Antrag des Herrn Oberkonsistorialrath Tr. Franz vor, die Wahl zu kassiren und das Konsistorium zu ersuchen, wegen einer neuen Wahl Anstalten zu treffen. Außer den Herren Refe renten und Anlragncllern betheiligen sich an der L'/Ztünüigen Debatte Sup. Dr. Ackermann für die Majorität, Stadtrath Gra- bowskn für die Minorität, Bürgermeister Fröhlich und Pros. Dr. Kuntze sürdenAntrag Wcidauer. Prof. Kuntze war übrigens der einzige Redner, welcher die mit der überwiegenden Majorität der Synoec dissentirendcn freieren religiösen Anschauungen des Herrn Dr. Sülze streifte. Nachdem der Referent dcr Majorität seinen Antrag mit dein des Herrn Wcidauer indentifizirt, werden die Anträge der Minorität und des Herrn Dr. Franz gegen 9 bezüglich 14 Stimmen abgelehnt und der Antrag Wcidauer gegen 16 Stimmen angenommen. Die Wahl des weltlichen Abgeordneten für Dresden (Stadtrath Gmbowsky) wird einstimmig genehmigt. — Amtshaupt mann Dr. Fiüher begründet hieraus den von ihm gestellten Antrag, bei dem Konsistorium, den Erlaß auSsührcndcr Bestimmungen zn dem die Wahlen der Landesihnode betreffenden 8 38 der Synvdal- ordnung behufs Herbefführung eines einheitlicheren Wahlversahrens zu beantragen, indem er auf verschiedene Unklarheiten bezüglich der Einberufung der Wahlversammlungen und des Wahlversahrens selbst hinweist, woher ihn die Synodalen Pfarrer Engclmann und Amts- hauvtmann v. Wirsing unterstützen. Nachdem Herr Konsistorial- präsidcnt v. Berlepsch reifliche Erwägung der Frage zugesickert, wird dcr Antrag Fächer einstimmig angenommen. Ein hierzu von Sup. Dr. Schniidt-Ällnaberg gestellter und von Oberamtsnchter Wcidauer bekämpfter Antrag ans Ueberweüung an den Veriasinngsausschuß wird mit großer Majorität abgelehnt. — Die Tribünen waren während des ersten TheileS der Verhandlung nahezu überfüllt. — „Rasch tritt dcr Tod den Mcnscheü an!" Dieses Wort des Dichters ist m den letzten Tagen in mehreren eklatanten Fällen wiederholt zum Bewußtsein der Dresdner Bewohnerschaft gekommen, es wird auch heute Vielen aus den Lippen schweben bei dcr Nach richt von dem gestern früh aus der Eisenbahnsahrt von Station „Weißes Roß" nach Dresden plötzlich durch Herzschlag erfolgten Tode des Geh. Rath Julius Zenker, Direktor dcr Kgl. Zoll- und Steuer-Direktion. Noch am Donnerstag Nachmittag arbeitete er in voller Rüstigkeit aus dem Bureau genannter Kgl. Behörde (aus der kl. Plaiienschen Gaffe). Anscheinend munter begab er sich von da nach seiner erst vor wenig Tagen bezogenen Sommerwohnung, und als er sie gestern früh verließ, konnte Niemand ahnen, daß er Dresden und seine Amtsstätte nicht wieder sehen würde. — Zenker war ein Sodn des Gel). Kabinetsrath Zenker, seine Mutter war die Schwester des verehrten Oberhospredigers Dr. Kohlichntter. Der nun Heimgegangene widmete sich den, juristischen Studium und war dann in der Branche der indirekten Abgaben in verschiedenen Aemtern thätiu. Eine Zeit lang vertrat er als Geh. Finanzrath im Finanzmiiiistcrinm das Zoll- und Steuerdrpartement als Drcer- nciit, bis er zuletzt den hohen Posten erlangte, den er rühmlichst
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