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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-11-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186411198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18641119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18641119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1864
- Monat1864-11
- Tag1864-11-19
- Monat1864-11
- Jahr1864
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1864
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-420 betrachten dmch dieselben in einem besonderen Apparate, dem Eierspiegel oder Oonoskop die zu versendenden Eier; die jenigen, die angebrütet oder trübe und schlecht erscheinen, werden sofort in hierzu bestimmte Behälter geworfen. Die faulenden Eier entwickeln aber Schwefelwasserstoffgas, welche- sich nun in so großen Mengen in jenen Sälen ansammelte, daß die Frauen krank wurden. Da kam Moffelmann auf den Gedanken, zu Pulver ge löschten gebrannten Kalk in jene Behälter zu thun und der Ver such gelang vollständig. Der üble Geruch verschwand aus den Sälen und die Frauen wurden nicht mehr krank. Darauf hin hat er nun auch den Kalk zur Einrichtung geruchloser AbtrittS- gruben angewendet und hat sich sein Verfahren in mehreren Län dern, unter anderen auch in Sachsen, patentiren lassen. Sprecher hatte zwar den Versuchen, die Herr Moffelmann hier in Leipzig vor einer Deputation des Rathes und einer Anzahl geladener Herren angestellt, nicht beigewohnt; habe aber gehört, daß sie ein sehr günstiges Resultat ergeben haben. Es wurden ganz frische, feste Excremente in eine in die Erde gegrabene muldenförmige Vertiefung gebracht und mit zu Pulver gelöschtem Kalk durchein ander geschaufelt; nach Verlauf von circa 10 Minuten war die Masse trocken, fest und fast geruchlos. Aehnliche Versuche wurden auch mit Urin angestellt. Der Kalk besitzt nämlich die Fähigkeit viel Wasser zu binden, ferner mit den in den Excrementen enthal tenen eiweißartigen, sogenannten Proteinstoffen eine harte, feste Verbindung zu bilden und ferner da- SchwefelwafserstoffgaS zu binden. Für die Landwirthschaft ist aber ein so zubereiteter Dünger sehr werthvoll, indem der vorhandene Kalk, so wie er nämlich zu frischen Excrementen gesetzt wird, die Bildung des Ammoniak aus den stickstoffhaltigen Bestandteilen derselben verhindert (welches entweichen würde), dagegen wie auf den Salpeterplantagen die Bildung der Salpetersäure veranlaßt, welche für die Pflanzen ernährung von größter Wichtigkeit ist; überdies ist der Kalk auch selbst ein Pflanzennährmittel, das in manchen Bodenarten nur in geringer Menge vorhanden ist. Herr Moffelmann beabsichtigt, auch in Leipzig seine Methode einzuführen; in Paris soll sich sein Verfahren schon bewährt haben und vielfach in Gebrauch sein, ebenso in Lyon, Marseille, Metz, Straßburg, Carlsruhe und Frankfurt a/M. Es gehört natürlich hierzu eine besondere, unter dem Sitze des Appartements anzu bringende Vorrichtung, welche aus zwei Gefäßen besteht, die zur Trennung der festen und flüssigen Excremente bestimmt sind und die der Unternehmer täglich leeren lassen würde; derselbe will so gar den Hausbesitzern eine kleine jährliche Rente dafür bezahlen. Nachdem der Vorsitzende Herrn vr. Hamm für seinen inter essanten Vortrag den besten Dank gesagt, ergreift Herr Professor Sonnenkalb das Wort und bemerkt, daß er bei den Versuchen, die Herr Moffelmann hier ausaeführt habe, gegenwärtig gewesen und die vortreffliche Wirkung dieses Verfahrens bestätigen könne Durch den Apparat werde das erreicht, was die Medicinalpolizei wünsche, nämlich die Trennung der festen und flüssigen Excremente auf eine einfache Weise. Der Apparat besteht aus einem Trichter rohre, welches unter dem Sitz angebracht ist und in einen Chlinder von Zinkblech mündet; letzterer hat seitlich eine verticale, siebförmig durchlöcherte Scheidewand, durch welche der Urin hindurchläuft, die festen Theile aber zurückgehalten werden. Dieser Chlinder steht durch ein Rohr mit einem zweiten, tiefer stehenden Chlinder m Verbindung, welcher ebenfalls durch eine etwas schräg gestellte siebförmig durchlöcherte Scheidewand in zwei Theile gecheckt ist; in der nach unten gerichteten Abtheilung dieses zweiten ChlinderS befindet sich das Pulver des gelöschten Kalks, von welchem der Urin ausgenommen wird. Der Kalk binde den Urin jedenfalls zuerst nur mechanisch (höchstens könne etwas Harnsäure chemisch gebunden werden), vor allem werde aber der Gährung vorgebeuat; würde man allerdings Kalk zu altem, bereits in der Fäulniß be griffenem Urin setzen, so werde sich nothwendigerweise Ammoniak gas entwickeln. Jedenfalls verdiene das Unternehmen des Herrn Moffelmann Berücksichtigung und er wünsche, daß es auch in Leipzig eingeführt werde. — Herr Keferstein fragt, welche Massen von Kalk hierzu noth- wendig seien. Als Kalkproducent habe er ein Interesse daran; jedenfalls müsse die Menge des Kalks bedeutend sein, da in die Gruben auch Spül- und Waschwasser geschüttet werde. Die Er fahrung habe gelehrt, daß in Leipzig auf einen Theil fester Ex cremente im günstigsten Falle 4 Theile flüssiger Grubeninhalt kommen; oft sei aber das Verhältnis sogar 1 zu 7. Wenn man nun bedenk», daß pro Person im Jahre durchschnittlich 300 Pfd. fester Excremente kommen, so mache das für Leipz g bei 80,000 Ein wohnern 240,000 Ctr. aus, und 4 bis 7 mal mehr werde die Menge des flüssigen Grubeninhaltes betragen. Da nun ferner, wie Herr vr. Hamm gesagt, 1 Theil Kalk 3 Theile Urin aufzu nehmen vermöge, so würde sich die Menge des hierzu nöthigen Kalkes wahrscheinlich auf 320,000 bis 560,000 Centner belaufen. Herr Prof. Sonnen kalb bemerkte: den Einwurf, das Wasch- und Spülwasser betreffend, habe er Herrn Moffelmann auch sofort gemacht; derselbe habe ihm aber gesagt, daß sich die Haus bewohner dazu verpflichten müßten, nichts Anderes, als eben nur Excretnente in die Chlinder zu bringen. Da natürlich der Üb« den Chlindern und unter dem Sitze befindliche Trichter von Zeit zu Zeit gereinigt werden muß, um jeden Geruch zu vermeiden, so könne man nach Vollendung der Wasserleitung auch noch ^Vateroloists an Stelle der Trichter anbringen, und da- Spül wasser seitlich durch eine Rinne ablassen, so daß es nicht in die Chlinder komme. Herr Keferstein erwähnt ferner noch, daß das Verfahren der DeSinfection mit Kalk nicht neu, sondern schon vor 20 Jahren in Dresden in Anwendung gebracht worden sei. Herr vr. Hirzel bemerkt hierzu, dies sei schon möglich; die Hauptsache sei aber die richtige Anwendung des Kalke- und die durch jene Apparate bewirkte Trennung der festen und flüssigen Theile und dies sei neu. — Hierauf theilte Herr vr. Hirzel mit, er habe in der Deutschen Jndustriezeitung die Abbildung und Beschreibung eines Ofens gefunden, der seiner Ansicht nach praktisch sei; er habe darauf die Fabrikanten um Uebersendung eines solchen Ofen- behufs der Vorzeigung in dieser Sitzung gebeten, welchem Ersuchen auch die Fabrikanten auf da- Bereitwilligste nachgekommen waren. Dieser von Th. Voigt L Co. in Chemnitz construirte Ofen eignet sich nicht allein für gewöhnliche Wohnzimmer, sondern ganz vorzüglich auch für Schulznnmer, Expeditionen, größere Fabriksäle u. s. w. ; derselbe ist ganz von Gußeisen und hat die Form eine- sechs seitigen Prisma'S, um welchen ein cylinderförmiger Mantel sich befindet, der nur von den Kanten des Prisma'S berührt wird. Es entstehen auf diese Weise 6 Canäle, in welche die kalte Luft unten eintritt, erwärmt wird, und oben wieder entweicht. Durch diesen Mantel wird die strahlende Wärme aufgefangen und kann also die in der Nähe des Ofens Sitzenden nicht belästigen. Ueber dem, in dem 6 seitigen Prisma, also dem eigentlichen Ofen be findlichen Roste sind noch zwei kleinere, bewegliche Roste ange bracht, die jedoch nicht zum Aufschütten von Brennmaterial, sondern nur zur Regulirung des Zugs dienen, auch bestimmt sind, Rußflocken aufzuhalten, damit sie durch die Stichflamme allmählich verbrennen können. In diesen Oefen finde also eine Rauchverbrennung statt, welche so vollkommen fei, daß man den Ofen jährlich nur ein Mal zu kehren brauche. Der Ofen eignet sich für jede Art von Brennmaterial. Herr vr. Hirzel bemerkt noch, daß der vorgezeigte Ofen für 25 Thaler käuflich sei, und daß er sich bemühen werde, eine hiesige Firma zu veranlassen, denselben in ihrem Verkaufsgewölbe zur Ansicht auszustellen. Außerdem zeigte Herr vr. Hirzel noch zwei Stempel vor, die ihm auf seinen Wunsch von Herrn Mechaniker HugerShoff zur Vorzeigung freundlichst überlassen worden waren. Der eine, besonders beachtenswerthe Stempel ist ein selbsttätiger, d. h. er enthält die Farbe in einem eigenen Behältniß, welches so einge richtet ist, daß beim Gebrauche jedesmal so viel Farbe herausdringt, als gerade zu einem Male Stempeln notwendig ist. Dieser Stempel ist sehr empfehlenswert wegen seiner Zweckmäßigkeit und soliden Construction. Bei dem zweiten Stempel, welcher zwar schon hin und wieder, aber dock noch nicht genügend bekannt ist, bezieht sich die Eigentümlichkeit.der Vorrichtung nicht auf den Stempel selbst, sondern auf das sogenannte Stempelkissen, welches elastisch ist, in Folge dessen die aufgetragene Farbe sehr gleich mäßig an den Stempel abgiebt und daher sehr schöne, vollkommene Abdrücke liefert. Ein solcher Stempel mit einem Flacon voll blauer Stempelfarbe kostet 25 Ngr. Herr HugerShoff, welcher die be schriebenen beiden Arten von Stempeln führt, hat von der letz teren Sorte auch große mit weißer und rother Farbe für Tuch fabrikanten. (Fortsetzung folgt.) Ueber das Turnen der Mädchen vom ärztlichen Standpuncte. In Nr. 44 der „Deutschen Turnzeitung" wird ein höchst beachtenSwertheS Urtheil des berühmten vr. v. Gräfe über das Mädchenturnen mitgetheilt, welches derselbe im Namen der „Berliner medicinischen Gesellschaft" abgegeben hat. Indem wir es hier abdrucken, glauben wir vielen Aeltern und Erziehern einen nützlichen Wink zu geben. „ES ist eine allgemein festgestellte Erfahrung, daß unsere weib liche Jugend, zumal die städtische, überaus häufig, und namentlich unverhältnißmaßig häufiger als die männliche Jugend, Gesundheits störungen erleidet, welche um so beklagenSwerther sind, als sie nicht nur das Leben und das Wohlbefinden der davon betroffenen Individuen in betrübendster Weise verkümmern, sondern auch dazu beitragen, der solchem Boden entsprießenden Generation den Stempel der Gebrechlichkeit aufzuprägen. — Allgemeine Muskel- und Ner venschwäche, nervöse Leiden aller Art, Bleichsucht, mangelhaftes WachSthum, Schmal- und Engbrüstigkeit und RückgratSverkrüm- mungen sind notorisch sehr häufig KrankheitSzustände der Mädchen, wohl zehnmal so oft bei diesen beobachtet, als bei Knaben. Der Grund dieser häufigeren Erkrankung de- weiblichen Geschlecht- Liegt
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