* SEELE DER MASCHINEN Carl Linde, der jugendliche, kaum sechsunddreißig jährige ordentliche Professor der theoretischen Maschinen lehre, stand im Versuchsraum seines neuen Laboratoriums. Sein Blick ging über die mancherlei Maschinen, die hier mit ihren Meßgeräten aufgebaut waren, dann beobachtete er den Zeiger eines Instrumentes, der langsam, aber un aufhörlich weiterzurücken schien. Ein Ausdruck der Be friedigung zog über das jugendliche Gesicht mit der hohen Stirn und den lebhaften Augen, als Linde überdachte, daß er hier, im neuen Laboratorium, inmitten der Wirklich keit seiner Wünsche und Träume stand. Jahre hindurch hatte er um dieses Maschinenlaborato rium gekämpft, weil er fühlte, wie wichtig es war, daß die jungen Ingenieurstudenten der Hochschule nicht nur vor den Pulten und Wandtafeln der Hörsäle saßen, sondern auch lernten, mit den wirklichen Maschinen umzugehen, an ihnen zu messen, zu experimentieren und so auf dem Umweg über das Sichtbare in das Unsichtbare, in ihr innerstes Wesen, einzudringen. Durch eine in prächtig lebendigem Stil verfaßte Denkschrift hatte er schließlich die bayerische Regierung bewogen, die schöne Summe von 70 000 Gulden zu bewilligen und damit in München das erste Maschinenlaboratorium an einer deutschen Hoch schule einzurichten. „Sie sehen, Diesel, es hat harte Arbeit gekostet, das alles zu schaffen,“ fuhr er in dem Gespräch fort, das er mit dem Studenten führte. Diesel stand am Ende seiner Stu dienjahre und assistierte dem Professor bei dessen vielerlei Arbeiten. „Wenn ich mich zurückerinnere — es war ein mühseliger Weg, den ich gegangen bin, aber ein schöner Weg. Ich möchte ihn nicht aus meinem Leben wegdenken 16