<• hier mein altes Steckenpferd geritten habe, nämlich eine Maschine zu bauen, die sparsamer arbeitet, die weniger Verschwendung treibt. Schon vor neun Jahren habe ich in meiner Arbeit „Über die Wärmeentziehung bei niedri gen Temperaturen durch mechanische Mittel“ nachge wiesen, daß die bisherigen Kältemaschinen nicht mehr als ein Fünftel der naturgesetzlich erreichbaren Leistung zu wegebringen. Dem muß abgeholfen werden, sagte ich mir, und Sie wissen, daß Gabriel Sedlmayr, unser Großbrauerei besitzer zum Spaten, mir Gelegenheit gegeben hat, ihm aus meiner Theorie heraus nun in der Praxis eine ver besserte Eis- und Kühlmaschine zu bauen. Sedlmayr war zufrieden mit meiner Arbeit.“ Ein Lächeln selbstbewußten Stolzes glitt über das Gesicht des jungen Professors. Er trat an die Versuchs maschine und setzte sie in Betrieb. Das Schwungrad be gann sich zu drehen, der Kolben stieß puifend in seinem Zylinder hin und her, der stechende Ammoniakgeruch rings um die Maschine wurde stärker. Diesel beobachtete die Meßgeräte und notierte Zahlen. Immer wieder tastete sich sein Blick zu Professor Linde hinüber, der mit einer ruhigen Sicherheit an den Ventilen regulierte und der vor seiner Maschine stand, gedankenvoll, aber gespannt beob achtend, als stände er vor einem lebendigen Wesen und als blicke er diesem Wesen bis in die innerste Seele. Der junge Ingenieur Diesel erlebte dieses Wunder — und er wuchs auch selbst von Tag zu Tag tiefer in jenes Geheimnis — sich immer mehr und immer lebendiger in die Maschinen hineinzufühlen. Die ruhige Sicherheit des Professors, seine schlichte, innige Sprache, die Klarheit und kühne Festigkeit seiner Gedanken fesselten ihn immer mehr. Es waren Stunden eines beinahe festlichen Erlebens, wenn er im Maschinenlaboratorium den Meister bei seinem ewigen Suchen und Forschen unterstützen durfte. Und wenn er spät am Abend aus der Hochschule kam und durch die Straßen und Parkwege schritt, klangen, oft noch tief bis in die Nacht, die Fragen in ihm nach, die Lindes su-