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Dresdner Nachrichten : 13.09.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-09-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186709138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18670913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18670913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1867
- Monat1867-09
- Tag1867-09-13
- Monat1867-09
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.09.1867
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WI'N» >»««. N«ß. 1»s Lchlitz » Prag f.7, — Heute, am 13. September, Abend» I I Uhr 43 Mi nuten mittlerer Dresdner Zeit wird, wenn die Atmosphäre klar und helldurchsichtig ist, am nordöstlichen Stande der Pollmond scheibe eine Verminderung des Glanzes beginnen und in all-' malig sich verstärkende Trübung übergehen und dabei in der Richtung nach dem strahlenden Ringgebirge „Aristarch" hin fortschreiten. Der Eintritt de» MondrandeS in den Schatten der festen Erdkugel erfolgt um II Uhr 53 Minuten. Der Mondmittelpunkt tritt um 12 Uhr »0 Min. in den Schatten der festen Erdkugel, gelangt um I Uhr 21 Min. an die Stelle des tiefsten Eindringens 8,« Zoll, wobei der Monddurchmesier 12 Zoll gerechnet wird) und tritt um 2 Uhr 2 Min. auS diesem Schatten wieder aus Um 2 Uhr 49 Min. trennt sich der nordwestliche Rand des Mondes von dem Erdschatten und durchschreitet nun noch bi» 2 Uhr 53 Min. den Schatten der Atmosphäre, zu welcher Zeit dann die Mondfinsternis, ihr Ende vollständig erreicht hat. Dieser Atmosphärenschatten, welcher um den Schatten der festen Erdkugel einen gegen 25 Meilen breiten Ring bildet, verursacht den Mangel an scharfen Zeit bestimmungen für Beginn und Ende der Finsternis — Aus den Ortschaften de« Leipziger Kreises, wo die Aushebung bereits begonnen hat, , B aus Wurzen, wird ge meldet, daß noch nie so viel teilte genommen worden sind, wie diesmal; aus einem Dorfe bei Wurzen sind drei Brüder Dril linge' ausgehoben worden. — DaS von uns schon erwähnte große UebungSmanöver der hiesigen Turnerfeuerwehr findet nunmehr bestimmt Sonn tag, den 22. Ceptbr Nachmittags am Feldschlößchen-Brauerei- Gebäude statt. — Gestern Vormittag sind 235 der von uns bereits ange kündigten 600 Oesterreicher, die bisher in der mer'canischen Armee gedient, hier durchpasfirt Ihre Ankunft erfolgte gegen 8 Uhr, ihre Abreise um !> Uhr. Sie verweilten kurze Zeit auf dem Leipzig - Dresdner Bahnhof. Zu ihrer Beförderung war ein Ertrazug gestellt — — Es ist in Dresden dieser Tage , Programm und Ein ladung zur Betheiligung an einer projectirten neuen Actien- Bierbrauerei auf den Grundstücken des Gasthofs zum Kron prinzen in Würschnitz bei Chemnitz" auägegeben worden. — Am Montag Abend gab der Verein ,.Unterhaltungs kreis" im Saale zu Stadt Bremen ein Concert zum Besten der Abgebrannten in Johanngeorgenstadt, welches Werk edler Menschenliebe durch den überaus zahlreichen Besuch des EoncertS belohnt wurde. Der Gesangverein „Stradella" unterstützte das Concert unter Leitung seines tüchtigen Liedermeistcrs Herrn Eule, und fand durch den Vortrag der nieder rauschenden Beifall. Vorträge ernsten und heiteren Inhalts trugen zum Gelingen des Ganzen bei — Der Gartenbau Verein sur die Oberlauntz veranstaltet am 22 bis 26. d M. in Görlitz eine Ausstellung von Pslanren, Gemüse, Obst, Ananas, landwirtschaftlichen Produkten und Gartengeräthen. Zur Betheiligung bei der Ausstellung, sowie zur Bewerbung um diejenigen Preise, bei denen keine ander- weiten Bestimmungen getroffen sind, >ind Gärtner, Gartenlieb haber und Industrielle des In- und Auslandes berechtigt, sie mögen Vereinsmitglieder sein oder nicht. — Tie „Ccnstit DZtg." schreibt: Die Bereitwilligkeit, mit welcher unsere Regierung auf das neue Bundesverhältniß em- gegangen, die Raschheit, mit welcher sie die neuen Einrichtun gen, insbesondere auch die Reorganisation der Armee zu be werkstelligen gewußt hat, dürfte ihren günstigen Eindruck in Berlin nicht verfehlt haben. Es scheint in Folge besten gar nicht unwahrscheinlich, daß man jetzt in Berlin über die Dresd ner Befestigungen anderer Ansicht ist, als in den Stürmen des vorigen Jahres Vielleicht könnte eins Anregung Seiten unserer Regierung Anlaß zu Verhandlungen mit dem preußi schen Kriegsministerium geben, die zur Beseitigung dieser Werke führen könnten, die nicht nur viel bösts Blut gemacht, sondern auch manchen Nachtheil gebracht haben. - Die „S. Ztg." bemerkt hierzu. Wenn das die ..konstitutionelle" sagt und einsieht, so können wir Andern uns des Weiteren enthalten. — Der am kauert rust Hofe sächsischer Seits beglaubigte Gesandte Graf von Könneritz, hat sich gesiera nach Ablaut sei nes Urlaubes, den er theils in Pyrmont, theils hier auch in der Umgebung von Dresden zugebracht, nach St Petersburg zurückbegeben. — — Beim Grundgraben am Fel'dschlößchen wurde gestern ein Gerippe ausgcfunden. das einem Soldat aus ven französi schen Kriegen angehört haben mag. Es wurde von der Wohl- sahrtspolizsi wieder verscharrt. — — Wir theilten vor unlängst mit. daß über Nacht in einem hiesigen Gasthause Pretiosen und V etualien gestohlen worden seien. Der unbekaante Dieb, bemerkten wir, habe sich dort vor Thorschluß eingcichlichen und über Nacht den Dieb stahl in einer Weile ausgeführt, die deutlich daraus schließen laste, daß er die nöthigen Localkcnntniste besessen habe. Heute können wir unsere frühere Mcktheilungen dahin ergänzen, daß der Dieb durch die hiesige Behörde nunmehr in einer vreußi- schen Grenzstadt ermittelt und später vas.'lbst zur Haft gebracht worden ist Von dort hatte er einen Abstecher nach Dresden gemacht und dabei das Gasthaus mit seinem Besuche beglückt, in dem er vor vielen Jahren einmal als Hausknecht gedient hatte. — — Am 16. o wird die Vertheilung ver an Aussteller der Industrie Ausstellung zu Chemnitz bewilligten Auszeichnungen durch den Herrn Staatsminister v. Nostitz Wallwitz stattsindcn. — Vorgestern Abend in der neunten Stunde sprang am Ausgang der Uferstraße und zunächst den dortigen Güterspcichern ein gelber Dienstmann in die Elbe, sich dadurch daS Leben zu nehmen, er wurde aber von dort anwesenden Schiffern aus dem Master sofort wieder heraus gezogen und an das Ufer gebracht. Von da aus sprang er nochmals in die Elbe und wurde aber mals von denselben Schiffern heraus gelangt. Man konnte ihn nur dadurch, daß er nunmehr sofort vom User weggetragen und festgchalten wurde, von einem nochmaligen Hinein springen in die Elb: o.bhalten. Er wurde später in dus Krankenhaus gebracht. — — Oeffeullichc G:r'.chls''itzung am. 12 Swt-w.ü.r », ir« ». 7. «i^t'.sWtkrg f.«. R» ».«. «1.» s »ha» Die"zwel ersten Einspruchsverhandlungen fanden unter Aus schluß der' Oeffentlichkeit statt. Soviel aus den öffentlich pu- blicirt« Erkenntnissen hervorgeht, ist Kreischa der Ort der Handlungen, welche zur Sprache gekommen sind. In der ersten Verhandlung erfolgte Freisprechung, indem volle Ver zeihung Seiten der Betheiligten stattgesunden habe, in der zweiten Verhandlung erfolgte Erhöhung der Geldstrafe von 15 Thlr. auf 25 Thlr., da die Schwere der- Beleidigungen und die Veröffentlichung des PaSquills eine schwerere Ahndung ver dienten, als die erste Instanz angenommen. Diese Strafe zu zahlen ist Herr Braumeister Hähnel in Kreischa verurtheilt, während Herr Schuhmachermcister Schwarz von dort als Pri vatankläger sungirte. In beiden Fällen stand Adv. Kuntzsch den Appellatm zur Seite. — Johannes Armbruster war Zahl meister in der Thode'schm Papierfabrik und machte Ende Ja nuar als solcher einer dort beschäftigten Fabrikarbeiterin Leh mann einen kleinen Lohnabzug. Sie wollte sich dies nicht ge fallen lasten, widersprach, und Armbruster sah sich genötkigt, sie am Arme aus der Wohnung zu sührm. Am Abende er fuhr der Geliebte der Lehmann, Earl Wilhelm Weser, die Ve- handlungsweise seiner Braut und ging zu Armbruster, sum diesen wegen der Behandlung der Lehmann zur Rede zu stellen. Armbruster bedeutete Weser, das Zimmer zu verkästen, dieser ging aver nicht rur nicht, sondern soll nach den An gaben Armbruster's und dessen Haushälterin geschimpft, Arm- bnister am Hals gepackt und an die Brust so gestoßen haben, daß der Tisch, an welchem Armbruster stand, um gefallen sei. Dann sei es niit Hilfe der Wirthschafterin ge lungen, Weser aus dem Zimmer zu entfernen. Bei dieser Ge legenheit soll nun auch Armbruster geschimpft haben, was zu einer Klage Seitens Weser Beranlasiung gab Nachdem An» bruster uns dessen Haushälterin ihre Angaben beschworen, er kannte das Gericht auf eine fünfwöchentliche Gesängnißstrafe gegen Wesir, und auf Freisprechung gegen Armbruster und besten Haushälterin wegen Eompensation. Weser hatte den ihm beigemestenen Hausfriedensbruch in Abrede gestellt und ausge sagt, daß nicht er, Armbruster, sondern dieser mit der Haus hälterin ihn angegriffen hätte, er habe sich dann nur gewehrt. Er erhob daher (Anspruch. Staatsanwalt Held beantragte Be stätigung des Bescheids, während Nechtscandidat Gerth Norisch sich sür Freisprechung WeserS verwendete, weil Armbruster und dessen Haushälterin nicht als elastische Zeugen angesehen werden könnten, also ein Beweis nicht erbracht sei. Der Gerichtshof er kannte dem Anträge der Staatsanwaltschaft gemäß. — De^Mate- rialwaarenhändler Höhnig in Deuben gab dem Botcnfuhrmann Oehme in Tharandt im vorigen Herbst den Auftrag, ihm Kartoffel mehl mitzubringen. Oehme führte diesen Austrag aus, da aber das Mehl zu theuer war, nahm es Hönig nicht an Am 2t. No vember soll nun Hönig bei gelegentlichem Zusammentreffen auf der Straße, Oehme wegen des Mhls wieder gefragt haben. Da habe nun Oehme dm Hönig mit den Peitschenstock auf den Kopf geschlagen und ihn geschimpft. Zur Verantwortlichkeit ge zogen stellt Oehme die Sache so dar. als habe Honig ihn am Rockkragen von hinten gepackt, und da es finster gewesen und er nicht gewußt hibe wer es sei, habe er sich schnell herumge- dreht und so vielleicht mit seinem Peitschenstock den Kops Hö ings getreuen Sollte er dabei Schimpsworte gebraucht haben, so sei 'ein Hund damit gemeint gewesen. Das Gerichtsamt theilte diese Ansicht nicht, sondern verurtheilte Oehme wegen Beleidigung zu 3 THaler Geldbuße und Tragung der Kosten. Der eingew.ndete Einspruch hatte keinen Erfolg. — Angekündigte Gerichtsverhandlung: Den 14. d. M Vorm. 9 Uhr Earl Friedr. Herrmann Schmidt aus Wurzen wegen Diebstahls und Betrugs. Bors : G -R Gross — Der Löwe im zoologischen Garten ist an Lungen lähmung und Lungenentzündung verendet. Tage-gefchichte. Berlin, N. September. Der dem Bundesrathe vorge legte Gesetzentwurf über die Freizügigkeit im Gebiete des nord deutschen Bundes ist von einer kurzen Motivirung begleitet. Als Zweck des Gesetzes wird darin bezeichnet, der Verwirk lichung des im Artikel 3 der Verfassung grundsätzlich sanctio- nirlen Hcimathsrechts praktisch näher zu treten und die in einzelnen Thcilen deS Bundesgebiets noch bestehenden Beschränkungen in der freien Wahl des 'Aufenthaltsortes aufzuheben. Es wird eonstatirt, daß in Preußen die Freizüzigkeit sich in der 25jäh- rigen Periode seit ihrer Einführung vollkommen bewährt und zum Aufschwung aller Verkehrs- und Ecwerbsverhältniste we sentlich beigetragen hat Mit Rücksicht darauf sei auch die letzte wesentliche Schranke der Freizügigkeit, das für die Niederlassung in einer Gemeinde bisher erhobene EinzugSgeld, unter allseiti gem Einverständniß beseitigt worden, und man habe keine an deren Beschränkungen des Grundsatzes aufrecht erhalten, als die im Interests der öffentlichen Sicherheit und einer geregelten Armenpstege geboten erscheinen. Der Entwurf für das Bun desgesetz spricht daher den Grundsatz der Freizügigkeit ganz in derselben Fassung aus, wie das preußische Gesetz vom Jahre 1842, und untersagt die Erhebung einer Abgabe sür die blose Niederlassung in einer Gemeinde. Durch den Aufenthalt allein sollen übrigens andere Rechtsverhältnisse, namentlich die Ge meindeangehörigkeit, das Ortsbürgerrecht, die Theilnahme an den Gemeindenutzungen und der Armenpflege nicht begründet werden. Einem neu Angezogenen kann die Fortsetzung des Aufenthaltes nur versagt werden, wenn die Gemeinde nach- wcist. daß derselbe zur Erwerbung seines Unterhaltes dauernd unfähig ist. Genf. 9. September. In seiner Antwort aus die Be grüßungsrede der Grnfer sagte Garibaldi: Dank Euch sür das Asyl, welches Ihr der europäischen Demokratie zur Berathung ihres Rechts und der Gerechtigkeit geboten. An Euch, den Söhnen Teils, ist es, das Ungeheuer des Papstthums zu ver nichten. Zum Schutze Eurer Freiheit würden wir Alle die Earabiner zur Hand nehmen. — 10. September. Der FriedsnS- Congreß wurde heute eröffnet. Nach Absingung der von dem Genfer Comite gekrönten Friedenshymne hielt Barni die Be grüßungsrede. Das Interests der S hweiz. sagte derselbe, sei Friede und Unabhängigkeit. Diele? I-Oeresse bedinge dis Ver- . «». ».i.«. »t - l »Srtttz ft.>. 11.». «1». 7«. 11,. meidung aller feindlich« Absicht« geg« fremde Regierungen- Jame» Fazy schlug zuerst die Berathung des Artikel 3 vor' betreffend die praktische Organisation des Kongresse». Garibaldi beantragte 12 Zusatzartikel, darumer einen, durch welch« da» Papflthum für verfallen erklärt wird. Sodann wurde da» Bu reau constituirt. Jolisaint (Berner NegierungSmitglied) wurde zum Präsident«, Barni und Edgar Guinet zu Vicepräfidenten gewählt. Königliches Hvfthealer Mittwoch, am 11. September. Oberon, König der Elfen, romantische Feenopsr in 3 Acten von Maria von Weber. Nach langer Pause er schien Webers Schwanengesang neu einstudirt auf unserer Hof bühne, welche sich einst den Ruhm nehmen ließ, dies Meister- werk zuerst in Deutschland zur Darstellung zu bringen, den, der Oberon erschien, allen Bühn« voraus, zuerst am 23. De- cember 1826 zu Leipzig unter KüstnerS Direktion. Gleichsam aber, als wolle man da» einst Versäumte nachholen, damit man dem unsterblichen Genius gerecht werde, gehörte daS Werk immer zu den Musterausführungen der Hofbühne, vorzüglich von Seiten des Orchesters. Es ist. als ob der Geist Webers da rüber schwebte, wenn der erste Ton des HomeS zur Ouvertüre beginnt, die ein so schönes Ganzes bildet und wo besonders das gegenseitige Verhältnis und die Abwechselung unter den BlaS- und Saiteninstrumenten eine so vortreffliche Wirkung erzielt. Es thut dem Ohre wohl, nach de« entsetzlich« Lärm neuerer Werke eine solche Instrumentation zu vernehmen, welche nir gends, selbst bei den kräftigsten Stell«, den Ton der Sängers deckt. Der Dichtung nach sind die Hauptpersonen Hüon und Rezia angemessen als Tenor und Sopran behandelt, so auch Oberon selbst als Tmor. Die Dienerschaft, der Geist Puck als Alt, Fatime als Sopran und der Knappe Scherasmin wieder als Tmor. Diese letztere Wahl ist die einzige, der man die Frage entgegenstellen könnte, warum der Componist nicht, schon viel leicht deS ConteasteS wegen, hier den Baß vorgezog« habe? Darauf läßt sich aber Manche« antworten, unter Anderem, daß dann die herrlich« Ensembles nicht wie sie jetzt sind und wie sie gewiß nicht ohne reifliche Ueberlegung SLeberS darge stellt find, entstand« sein könnt«. So sind auch dir Chöre auf die passendste Weise für die Stimmen vertheilt. Nach dem wunderlisblich« erst« Feenchor, wo Gesang und Orchester in schönster Harmonie verschmilzt, erfreute Herr Schild Oberon) da» reich versammelte Publikum durch die Arie, wo sich schwärmerische Schwermuth über die Trennung von der theuren Gattin und dabei doch das hohe Geisterartige kund giebt. Eben so vervienstlich wirkte sein Gesang bei dem Ab chiev von dem treuen Paar. Herr Bach mann lHüon) hatte einen um so schwereren Stand, als der, leider für die Kunst so früh geschiedene Schnorr von Carolsfeld noch in schöner Erinnerung lebt. Wir verken nen nicht seine Begabung, nur hüte er sich vor Stell«, wo er sich etwas übe,schrie und die Stimme an Zartheit verliert. DaS herrlich: Gebet machte nicht den Effect, der hier zu erringmist. Seine erste Arie: „Bon Jugend auf im Kampfgefild" soll frei lich Kraft und Feuer athmen, eben ss wie das Rondo, aber kein Ausschreiten und mehr Befleißigung des Spieles, das noch manch« Wunsch auskommen läßt. Es ist dem mit schöner Per sönlichkeit begabten Sänger eine gewisse Kehlenfertigkeit nicht abzulcugn«, aber das innige, tiefe Gefühl, welches durch einen einzig« Ton schon zu rühren im Stande ist, geht ihm doch etwas ab. Frau Kainz-Prause lRezia, besitzt zu dieser Parthie unbedingt die Kraft und ihre Coloratur fordert volle Anerken nung. Dem Anschein nach unterlag die Sängerin an jenem Abend einer Einwirkung, wo die Stimme nicht zur voll« Geltung gelangen konnte. Es zeigte sich dies theilweise schon in der ersten Arie, worin das tiefe Gefühl der Liebe und sichere Hoffnung auf Rettung ausgesprochen ist, so wie später in dem Quartett zwischen Hüon, ScheraSmin und Fatime. Mehr als dies gelang ihr: „Oeean, du Ungeheuer", waS mit dem Auf- bietm aller Kraft geschah und ihr diejenigm Ehr« brachte, welche das Publikum derJauner-Krall als „Fatime" zollte. Wie niedlich ihre Arie im zweit« Akt, sodann im dritten, welche Weber in der Art der Boleros behandelt, nicht minder im Duett mit Scherasmin und vor allen Ding« ihr Lach«. DaS ist klassisch, hier würde selbst ein Democrit Braoo ruf«. Obgleich die Parthie des Scherasmin ein« tief« Tenor verlangt und an viel« Theatern al« Baßparthie umgesetzt wird, führte sie Herr Rudolph dennoch äußerst wacker durch, und besonders auch im Spiel. — Ein Gleiche» gilt für Fräu lein Baldamus Puck) Ihr immer mehr hervortretender Alt erhob diese Parthie zu einer angmehmm Erschei nung, nur der Dialog, der Nedeton, diese Klippe für die meist« Sänger, verminderten in Etwas die sonst brave Leistung. Frau Otto-Alvsleben, als „Meermädchen", er regte durch ihren Gesang die Wogen des Beifalls, und die Ehöce, zu denen im erst« Act theilweise Solosänger verwendet waren, ließen Nichts zu wünsch« übrig. Die neue Decoration: der Lilienhain Oberon'S, von Herrn Martin in Hannover ge malt, ist nicht ohne Verdienst, wie denn überhaupt die Maschi nerie in dieser Oper, sowie die Verwirklichung der Sonne mit der Wolkenverhüllung und der Himmel mit sein« Blitzen, sich al« ein Triumph dieser Kunst bewies. Wenn schon von dem Texte des Herrn Planchv, von Theodor Hell bearbeitet, nicht eben LobenSwerthe» zu sagen, so wäre es aber an der Zeit, das viele Läppische herauszustreichen, was an ein Lipperl- Theater erinnert. Hat man es bei dem Text des Don Juan gethan, kann es auch hier geschehm und ohne Zweifel zum Besten des großen, ewig schönen Meisterwerkes, das vorgestern unter der energisch« Leitu-'g deS Herrn HoskapellmeisterS Krebs abermals die Hörer entzückte und erfreuen wird, sa lange es eine Welt der Töne giebt. Theodor Drobisch.
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