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Dresdner Nachrichten : 28.09.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-09-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186709280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18670928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18670928
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1867
- Monat1867-09
- Tag1867-09-28
- Monat1867-09
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.09.1867
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Miß , . ^ ^ Hosm von blauem Luch, auf bem mutze, unter welcher hervor da« lange rabenschwarze Haar nie derwallte, an den Füßen die kurzen ungarischen Stiefeln; etliche waren auch in blosen Hemdärmeln, deren Weiße etwa« zu wünschen übrig ließ; auf ihren Jacken hatten sie vorn herunter »nichtig große silberne Knöpfe von verschiedener Form. Wa« an den Männern besonder« auffiel, da« war ihre hohe Gestalt, ihr fast durchweg schöne«, markige«, fast griechische« Profil, ihr feulige«, unruhig »mh«rrollendeS, braunschwarzes Auge und ihre Hautfarbe, die an Dunkelheit die der Frauen weit über- t.as. Die meisten von ihnm mochten im Anfang der Dreißiger stehen; e« gab unter ihnen aber auch ein paar Greise, von d ren einem al« ihren, Vater die Frau mit der Pfeife da« Atter auf hundert und sechs Jahre angegeben hat. Ehe ich ror> hier schied, um auf den sogenannten Babenberg zu gehen, wohin, wie ich hörte, ein Theil der Karawane voraus war und wo sie Feuer gemacht haben sollten, sagte eine gefühlvolle und v.rtzältnißmäßig sehr gebildete Frau: Wir sind unglücklich, wir fiua arm, und ich hörte auch noch, taß der AmtSdiener zwei der Männer mit in das Gerichtsamt zu Gottleuba genommen ha te. Das warS, warum da« sechzehnjährige Zigeunermädchen dnterlich weinte; sie fürchtete, ihr Vater möchte dort eingesteckt «erden. Auf dem Ladenberge bot sich ein neues Schauspiel d«r. Ich sah einen Kreis von Jung und Alt von hier und im Innern desselben eine Schaar junger Zigeunerinnen, darunter eine sechzehnjährige Nkntter mit einem niedlichen feinen Gesicht uno einem halbjährigen Jungen auf dem linken Arme, auf dem Boden auch im Kreise sitzen. Aus einem der sechs LLagen, deren abgespannte Pferde frei umher weideten, guckte unter einem Deckbett auch eine Frau hervor, welche Tags vorher eine Stunde von hier unter freiem Himmel von Zwillingen entbun den worden war, welche kurz zuvor im kalten Bache gebadet worden waren. Was ich noch hatte, theilte ich roch aus und ging mit den Meinigen zurück. Unterwegs erfuhren wir, daß von Gottleuba der Befehl gekommen wäre, sie müßten Alle wnver dahin, woher sie gekommen wären. Hinter uns kamen raich gefahren die Wagen vom Ladcnberge: vor uns waren die am Gasthofe schon von dannen. Ich sah sie dann den Berg hinausfahren, von mehreren Polizisten begleitet, die Männer nur verbissenem Ingrimm, die Weiber und Kinder voll tiefer Traurigkett. In der neunten Stunde ist man mit ihnen in Peierswalde gewesen. Dort aber soll der jenseitige Einnehmer dleie Zigeuner nicht wenig dadurch aufgeregt haben, daß er zu dei'i'elben gesagt hat: Nun, was ist denn das? Warum schickt nun Euch wieder zurück? Eure Pässe sind ja in Orsnung rc,, so oaß unsere Leute nicht ohne Gefahr und unter dem lauten Hohngelächter der Zigeuner sich aus den Rückweg von dort haben machen können. Es wäre sehr zu wünschen, daß Veran- stmlung getroffen würde, daß solche Leute, denen unsere Gesetze den Einzug in unser Land verbieten, gleich an der Grenze am Wtttergehen gehindert würden. Was wäre gestern geworden, wenn die an 50 Personen starke Zigeunergesellschaft erst mit Anbruch der Nacht hierher gekommen wäre? Und wer hat denn nun die Kosten zu tragen, welche die Zurückschaffung verursacht hat? — In Bezug auf die Zigeuner aber noch das Eine: Sre weisen allerdings alle Cultur von sich ab und halten an rtnem umherschweifenden, mit Diebereien und Betrügereien aller Art verbundenen Leben hartnäckig, selbst in der größten Noth fetz; aber wir dürfen nicht Alle verdammen; eS giebt Viele umer ihnen, besonders unter den Frauen, welche ihr trauriges LooS erkennen und beklagen und nach einem besseren Leben sich sehnen, aber seufzend ausrufen: „Frauen müssen dulden. Nach dem Zigeuncrgesetze darf ein Mann seine Frau stoßen und schlagen und selbst lebendig begraben, wenn er es für gut be- befindet. Wir sind Zigeunerinnen und haben nichts gegen dieses Gesetz zu sagen. Wir sind unglücklich und arm." b'. ?. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 27. Septbr. Ein untreues Dienstmädchen erhielt heute seine verdiente Strafe für 36 begangene Diebstähle. Emilie Auguste Jäckel, 22 Jahre olt, von hier gebürtig und noch nicht bestraft, diente vom 29. Llpril bis 1ö- Juli d. I., wo sie verhaftet wurde, als Küchen- „rädchen bei der Frau Restaurateur Richter. Dieser entwendete sie aus einem Kleiderschrank, dessen Schlüssel oft steckte, einen Muff, ein Paar Pelzmanschetten und dergleichen Kragen, welche heute vom verpflichteten Sachverständigen, Herrn Polz, auf zu, iunnnen 58 Thlr. geschätzt wurden, nachdem gegen die frühere Schätzung des im Allgemeinen in Pflicht stehendes Taxators Büttner, welcher die Pelzsachen aus 6 Thlr. 25 Ngr. gewitt ert hatte, der Staatsanwaltschaft Zweifel beigekommen waren. Ferner stahl sie ihrer Dimsthcrrin noch einen Bettüberzug und emm Kopskifsenüberzug, ein Kleid, ein ge Schürzen, Tischtücher, zwei Reste von Leinwand und eine Partie Kaffee und Zucker. Außerdem setzte sie sich noch in Besitz von 12 Thlr. baarem Geld, welches ebenfalls in einem unverschlossenen Tischkasten sich befand. Die Jäckel bestahl aber auch die anderen dort in Timst stehenden Mädchen. Dem Küchenmädchen Längefeld ent wendete sie einen Seelenwärmer und einen wollenen Rock, der Kellnerin Fränzel einen braunseidenen Sonnenschirm und ein Hemd, dem Hausmädchen Hermann ein Portemonnaie mit Neugroschen 5 Pfmnigcn Inhalt, dem früheren Küchen mädchen Fickert eine Kopfbinde und dem Stubenmädchen Schröder eine schwarz-weiße Schürze. Sämmtliche Diebstähle sind einfache und die Gegenstände wiedererlangt wo, den, nur von dm 12 Thalern baares Geld waren noch 8 Thaler vor- hindm, die übrigen 4 Thaler hatte sie zum Ankauf von r^chuhwerk verwendet. Vor ihrem Dienste bei Richters diente si' als Küchenmädchen bei Herrn Hotelier Wolf im Hotel royal, c.uch dort verübte sie mehrere Diebstähle. Ihrem Dienstherrn entwendete sie viele Sachen aus der Küche, als Bratenschüffel, Teller, Kaffeelöffel rc. in einem Gesammtwerthe von 3 Thlr. 2! Ngr., dem Küchenmädchen Heinze ein Jäckchen. Schließlich i r sic beschuldigt, der Wirtschafterin im Hotel in ausgezeich- n ter Welse mittelst Einstcigens, was sie dadurch bewirkte, daß sie am !'Z. April Abends zwischen 6 bis 11 Uhr durch den Garten in den Hof gelangte, von da auf einen Hühnsrstall siiez ui d über dielen in die Stube der W rthsthasterin gelangt, 40 Thaler baares Geld, 5 goldene Ringe, 1 Hcmvcn, 2 Röcke urd ein Shamltucb gestohlm zu haben. Angeklagte gesteht >u, nur gegen 13 Thlr. Geld und oas Tuch genommen zu haben etzten dabei. rt kerMß«, daß die verletzte am Lage de« Diebstahl« nicht nach dem Geld« uud den übrigen Sachen gesehen hat, daß auch die anderen Küchenmädchen in ihr Zimmer behuf« dessen Reinigung komme«, und daß der Schlüffe! zur Kommode gewöhnlich steckt. Staatsanwalt Lusst beantragt Bestrafuna der Angeklagten nach deren Geständnissen; der Vertheidiger, Adv. Fränzel, acccptirt diese milde Auffassung der Staatsanwaltschaft und macht auf die seinem Schützling zustehenden Milderungsgründe aufmerksam. Die Jäkel wurde zu 2 Jahren Arbeitshaus verurtheilt. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Heute Vormittag 9 Uhr wider Earl Christian Schmidt aus Großen hain wegen Unterschlagung. Vorsitzender: GerichtSrath Einerl.— Montag, den 30. September finden folgende EmspruchSverhand- lungstermine statt: Vormittags 9 Uhr wider den Sattlermeister Carl Wilhelm Stübler hier wegen Bedrohung. 9? Uhr Privat anklagsache der Johanne Christiane verehel. Richter geb Pfeiffer hier wider den Scharwerksmaurer Cml Gottlieb Richter allhier u. Gen. 101 Uhr Privatanklagsache Frl. Emma v. Nätzmer wider den Cvmmissionär Johann Carl Friedrich Kunze hier, l l Uhr Privatanktagfache der Clara Marie verehel. Böhme wider Auguste Caroline Künzel hier. 1IZ Uhr Privatanklag sache des Advocat Heydenreich wider den Advocat ltt. Kersten hier. Vorsitzender: GerichtSrath Ebert. — Dienstag, den l.Octbr.. Vormittags 9 Uhr wider Carl Wilhelm Kluge u. Gen. wegen vollendeten und versuchten Diebstahls bez. Unterschlagung. Vor sitzender: Oierichtsrath Jungnickel. TugeSgefcdichte. Berlin, Freitag, 27. September, Nachmittags. In der heutigen NeichstagSsitzung stand auf der Tagesordnung die Vorberathung im Plenum des Reichstags über den Etat des norddeutschen Bundes für das Jahr 1868. Zur allgemeinen DiScussion hatten sich 15 Redner, fast sämmtlich der Fort schrittspartei angehörend, angemeldet Abg. v. Kirchmann be mängelt das Bundesbudget vom Standpunkte des vom Redner vermißten Einheitsstaates. Cr bemängelt dabei die selbstständige Militärverwaltung des Königreichs Sachsen. Sachsen würde nur geringe Uebcrschüffe des Militärbudgets an die Bundes kasse odsühren, vielmehr davon Casernen bauen, um dem Bür- gerstande Erleichterungen zu verschaffen. Der Bundeskanzler Graf v. Bismarck erklärt, die Post und die Telegraphie wür den nächstens von dem preußischen Ministerium getrennt und dem Bundeskanzler untergeordnet werden. :Dr. J.i Berlin, 25. September. Wenn der Abg. Lasker Un recht hat, was bekanntlich nicht selten der Fall ist, und wenn er Elwas beweisen uno vertheidigen will, was sich nicht be weisen läßt, dann sucht er durch Grobheit und übermäßige Anstrengung seiner Stimme den Mangel an Gründen und die Schwäche seiner Sache zu verdecken. So denn vorigen Reichs tage z. B. dem Abg. Bebel gegenüber, wo er aber vom Prä sidenten wegen des bekannten Ausdruckes „Bierstube" zur Ord nung gerufen wurde; so wieder in der DimStags-Sitzung am 24. d. M. bei der Adreßdebatte dem Abg. Schaffrath gegen über, dessen Ansicht: daß die Bundesgewalt nach deren enger Competenz in der Bundesverfassung mit der Pflege der geistigen und sittlichen Güter des Volkes wenig oder nichts zu thun habe, der Abg. LaSker „unwahr" nannte, aber ohne daß dieser unparlamentarische Ausdruck vom Präsidenten gerügt wurde. Wie „wahr" aber die Ansicht des Abg. Schaffrath gewesen, dies geht auS den alsbald von ihm sngezogenen, auch dem Abg. LaSker bekannten«, von ihm aber natürlich ignorirtea Aeußerungen des früheren BundeScommissarS v. Savigny und des Abg. Wagener der gegenwärtigen parlamentarischen Freunde der National-Liberalen) bei Berathung der Bundesverfassung hervor. Laut der stenographischen Berichte über den constitui- renden Reichstag hat nämlich Herr v. Savigny geäußert: „Wir (die preußische Regierung: haben das religiös-sittliche Gebiet der Autonomie der einzelnen Staaten entschieden nicht entzogen wissen wollen"; und der Abg. Wagener (von Neustettin^ hat erklärt: „Wo man sonst gewohnt war, Grundrechte zu finden, da findet man hier Eisenbahnen und Telegraphen, und wo man sonst Menschenrechte suchte, da begegnen wir hier dem billigen Transport von Kohlen und Hülsensrüchten bei bevorstehenden Calamitäten des Volkes. ES ist das sehr prosaisch und nüch tern. Für die Masse der Bevölkerung giebt es nur zwei Punkte, an denen sie wirklich empfindlich und politisch ist, da« ist auf der einen Seite das Herz, d. h. die religiösen Inter essen, und aus der anderen Sette der Magen, d. h. Alles das, was man heute unter dem Namen der socialen Krage zusammen zu soffen pilegt. Sie werden vielleicht verstehen, daß deshalb es am Ende doch der Situa'.ion bester entsprechen dürtte, wenn die Verfassung sich in einer gewissen hervorragenden Weise mit den materiellen Interessen des deutschen Volkes beschäftigt." An diese seine Freunde, v. Savigny und Wagener, also an ganz andere Adressen, hätte der Abg. Lasker seine, jetzt unbe dingte Lobrede auf die früher doch von ihm selbst als sehr mangelhaft bezeichnte BundeSverfaffung und seine Auffassung, daß nach derselben auch die Pflege der geistigen und sittlichen Güter deL Volkes zur Competenz der Bundesgewalt gehören, richten sollen. Paris, 24- Septbr. Die Meldung des heutigen „Ab nd- MoniteurS", daß Garibaldi verhaftet worden ist, hat großes Aufsehn erregt, da man nicht geglaubt hatte, daß Rattazzi so energisch auftreten würde. Wie man erfährt, werden die Fran zösischen Rüstungen mit erneuertem Eifer betrieben. Die Zu- aven der kaiserlichen Garde sind jetzt mit Amerikanischen Ge wehren ^System Peabody) bewaffnet worden, weil diestlben besser sein sollen, als die ChassepotS. In Douai befinden sich zwanzig Genie-Offiziere, um die dortigen Festungswerke aufzu nehmen, welche verstärkt werden sollen, und die Zahl dce Ar beiter in den verschiedenen Arsenalen und militairischm Werk stätten Frankreichs ist seit einigen Tagen wiederum vermehrt worden. Im Ministcrrath, welchen die in Paris anwesender'« Minister am letzten Freitag abhielten, wurde unter denr Vor behalt der Billigung des Kauers der Beschluß gefaßt, 15,000 Mann Truppen nach Toulon zu senden und dieselben im Au genblicke einzuschiffen, wo die Italienischen Truppen die päpst liche Grenze übers freiten würden. Attentate« «EM» SPser tritt ffS«UlM, jßzr urlhettte Pole, am 11. September in Toulon angekommen. Er legte den Weg mit einer Anzahl anderer Galeerensträflinge zurück. Kaum in Toulon angekommen, wurde er nach dem Ankleidezimmer geführt, um die rothe Jacke des Galeerenflräs- lig« und die gri-ne Mütze des zu lebenslänglicher Zwang««- beit Verurtheilten anzulegen. Um 12 Uhr wurde BereczowSki mit seinen G. führten in die Schmiede des Bagno'L geführt, um sich die Kette anschmieden zu lassen. BereczowSki hatte rothe und angeschwsllme Füße und schien starke Schmerzen zu haben. Die Operation wurde an ihm zuerst vorgenommen. Er trat vor, kalt und ohne eine Miene zu verziehen. Einer der Schmiedegesellen legte ihm an den linken Fuß einen großen Ring, an welchen die Kette angeschmiedet wird. BereczowSki legte sich auf den Bauch nieder und erhob dm linkm Fuß, um ihn auf einen Amboß zu legm. Einige Hammerschläge wur den gehört und die Kette war auf Lebenszeit angeschmiedet. Der neue Galeerensträfling erhob sich dann, und eine der Wa chen befahl ihm, in einem Winkel zu warten, bis man seine Kamerad«n angeschmiedet. BereczowSki begab sich an den an- t «deuteten Platz, indem er mit der linkm Hand seine Kette trug. SrinDintelligmtes Gesicht war bleich; unter seiner grünen Müße konnte man seine kurz geschorenen Haare sehen. Ungeachtet deS CostumeS hatte Bereczswski nicht daS thierische Wesen, das sonst die Sträflinge annehmm, sowie sie mit demselben bekleidet sind. Die Blicke, die er von Zeit zu Zeit auf die Anwesenden warf, warm melancholisch, aber sehr sanft. Seine Wunde an der Hand ist vollständig geheilt. Der Daumen und der Zeigefinger trugen nur tiefe Narben. Einer Person, welcher die Einzelheiten über das Attentat unbekannt waren, und die ihn fragte, ob er ein Fingergeschwür gehabt, antwor tete er: „Es ist die Pistole. . . . Man hat mich mit kaltem. Wasser behandelt und in drei Wochen war ich geheilt." Mäh-- rmd des AnschmiedenS der übrigen Personen blieb BereczowSki vollständig kalt. Er sprach mit keinem von ihnen, während diesi über die, welche auf dm Amboß gebracht wurden, schlechte Witze rissen. Feste und hartnäckige Energie drückt sich in dem Gesichte des neuen Galeerensträflings aus. * Künstliches Gold. Man hat in Amerika die Ent deckung einer Goldnachahmung gemacht, welche dm Atlantischen Ocean noch nicht überschritten hat, obgleich man meint, daß damit der Stein der Weisen fast gesunden sei. Die Mischung der Metalle realisirt unzweifelhaft die glücklichste Nachahmung des Goldes. Dieselbe umfaßt in ihrer Cvmposttion: reines Kupfer 100 Theile, reines Zinn 17 Theile, Magnesia 6 Theile, Weinstein 9 Theile, Ammoniak 3,o, ungelöschten Kalk 1,6. Zu seiner Herstellung läßt man zuerst das Kupfer schmelzen, dann lhut man gleichzeitig in kleinen Portionen dm Kalk, die Magnesia, den Ammoniak und den Weinstein hinzu und rührt es wahrend einer halben Stunde gut zusammen, um die Masse gleichmäßig zu machendann wirft man das Zinn in kleinm Stücken hinzu, unter fortwährendem Rühren, bis das Ganze eine gleichmäßige Masse bildet. Alsdann deckt man dm Schmelz tiegel zu und läßt die Schmelze 35 Minuten stehen, schämnt sie alsdann und ist mit der Operation fertig. Diese Legirung ist ungemein dehnbar und geschmeidig; man kann davon alle Arten von Draht ziehen, der sehr fest ist. Die Blättchen kann man eben so dünn auSschlagen, wie die echt goldmen, kann es in Muscheln füllen und auch Puder davon Herstellen rc. E« sieht dem Golde so täuschend ähnlich, daß man es nur durch da» Gewicht unterscheiden kann. In dm Vereinigten Staaten ist eS bereits sehr verbreitet und wird nächstens in England in allen Gestalten auftreten und vielleicht manchen Nichtkenner täuschen j * Die diesjährige Kalmderperiode Hut ihre Truppen bereits in's Feld geschickt, und so ist auch der „Eberlein'sche Kalender" in Pirna ftüher Dörings Erben) auf's Neue erschienen. Er bringt für das Jahr 1868 viel Neues, namentlich Geschichts bilder aus Heimath und Fremde, landwirthschaftliche Besprechungen, Ereignisse und Erzählungm aus alter und neuer Zeit, besonders Genrebilder aus den vorjährigm Schlachten, aus der mexica- nischen Kaiserperiode, Pariser Weltausstellungsbilder, Episoden auS dm Unglückstagen von Lugau und Johann-Georgenstadt, einige treffliche Novellen, ferner Gedichte, Anekdoten, Erzählungm ernsten und heiteren Inhalts mit guten Illustrationen. * lieber ein auf der Fell'schen Bahn über den Mont-Cmi« vor einigen Tagm stattgefundenes Unglück berichtet man der „Allg Ztg": Eine Feldschmiede sollte von drei Arbeitern in einer Entfernung von einer Viertelmeile herbeigeholt werden. Um sich die Freude einer schnellen Niederfahrt zu machen, ließen sie die Bremsen halb offen, und erst als sie sich in gefährlicher Geschwindigkeit sahen, versuchten sie zu hemmen. Allein Un kunde und Angst machten, daß sie die Bremsen noch mehr öffneten. Der Wagen sprang hierauf an einer der bedeutendsten Curvm aus den Schimm und wurde noch eine Distanz von 20 Nieter weit fortgeschleudert, wobei einer der Arbeiter todt auf dem Platze blieb, die andern beiden schwer verwundet wurdm. * London. Aus dem St. Thomas-Hospital ist ein dort seine Studien betreibender ärztlicher Assistent mit Schimpf und Schande ausgestoßen worden wegen — CannibalismuS. Er wurde überführt, ein Stück Fleisch von einem menschlichen Leichname zubcreitct und verzehrt zu habm. * Angenehme Nachricht für Rheinweinliebhaber. DaS „Home-Journal", ein Organ der sashionablen Damenwelt, berichtet, daß unter dm Letzteren das Waschen mit Wein immer mehr in die Mode komme, als bestes Mittel für einen zarten Teint, und daß die feinsten Nheinweinsortm dabei benützt würden. Eine junge Dame brauchte jeden Morgen drei Flaschen „Cabinet". In Kassel wollte einst Niemand französischen Rothwcin trinken, weil König Jerome sich täglich in solchem zu baden pflegte und verlautete, daß spcculative Hosbedientm diesen Wein wieder in den Markt brächten. Der edle Rheinwein geht hier offenbar einer ähnlichen Gefahr entgegen. Welche herrliche Chance zu den süßesten Genüssen büt.t übrigens diese Mose für Verliebte dar! — Was sind alle Locken, Medaillvns, Omlo!« cko Visite, Valentines, Stammbuch- und Albumblätter. Cotillon-Schleism, Vielliebchen rc. gegen eine solche Flasche „Cabinet", von einem Zöschen gegen Geld und gute Worte erlangt!
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