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Dresdner Nachrichten : 13.04.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-04-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187604136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760413
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760413
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-04
- Tag1876-04-13
- Monat1876-04
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.04.1876
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ltn, Viten. Leidet», ^altl, >c«»l»u, nrouksur» n M. — Rack. tk°»« tu Bcill», >etp,t«, vite». Hamburg, hraiikfitN M M>!„. gen. — v«ak« « 0». in lranlfurl - M. - de. in «demnt». — «». vulli» » V» tn vart». Tagcblntt für Politik, Unterhaltung n. Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber : i.ltpsch ^ Rcichnrdt in Dresden. Verantw. Redacteur: Fritdk. Gstdsche in Dresden tsimlen Firmen »ndPr.- >onen tnleriren wtr nur ae,envlilnvmer°ndi>» Aadluna durch Brtlt- murte» »der Ddltetne-i» lu,-. «Ich, Stlden loste» Id Pt»,. Jnjerole lür »te Mont»»». Numw'« »ter noch einem Festtag« »te Uettttrile LO Plg«. Rr. 104. Ciimndztvanzigster Aahrgaug. Mitredacteur: vr. L«» »»«i-vF. Mr daö Feuilleton: Uurti»»»». DreSde«, Donnerstag, IS. April 1876. Politisches. Marterwoche nennt man die Chcmvochc. Nun, voller Leiden für die Börse, daS Capital und jede Art von Besitz ist allerdings diese Woche. Die Entwertung aller Guter nimmt graucnhasten Umsang an. Selbst wer nie speeulirtc, verliert trotzdem heute daS Geld aus der Tasche, dem mindert sich der Besitz im Geldschrank. Der solideste Wohlstand zeigt heute bedenkliche Sprünge und Nisse. Die Kaufkraft eines Jeden wird geringer. Speeiell die gegenwärtige Entwerthung allen Besitzes wird über Europa von seiner hochacht baren Hochfinanz als Strafe für den bereits eingctretcnen Staats- L aakerott der Türkei und den nahen Bankerott drS BicekönigS von Egypten verhängt. Wer kennt nicht das Bild von dem verschwen derischen Gutsbesitzer, der seine noblen Passionen hat, die von dem soliden Ertrage seines Grundbesitzes nicht zu bestreiten sind ? Da kommen die Gelddarleiher, Wucherer und Gurgelabschneidcr, Juden wie Christen, und schienen dem gnädigen Herrn Baron die nolhigen Summen vor. Erst wird eine Hypothek ausgenommen, dann ein Acker abgetrennt, dann der Wald geschlagen, schließlich die nächste Ernte verpfändet und so lange noch irgend Etwas aus dem Gute zu holen, katzbuckeln die Eravatten-Fabrilanten vor dem „gnädigen Herrn" — sowie aber das Geschwür reis, da ändert sich das Tableau und der gnädige Herr wird von: Erbe seiner Ahnen vertrieben. Genau so treibt es die europäische Hochfinanz »nt Sultan und Ähcdive; nur mit dem Unterschiede, daß sich die Rothschilds, Erlangers, Hanseinanns, Estelcs, Bleichroders, Oppenheims u. A. nicht, nachdem sie ihnen Jahre lang wucherisch geborgt, sich jetzt des Regiments in Eonstantinopcl und Alexandrien bemächtigen können, sondern sich dadurch schadlos halten, daß sie die Eourse aller Wert papiere in ganz Europa hcrunterdrückcn, Tausende von Menschen und Vermögen ruiniren, um sich selbst für ihre ganz ordnungsge mäßen Verluste in Türkei und Egypten wieder auszuheilcn und schließlich, da sie cs am längsten aushaltcn, die von ihnen geworfenen Werthpapiere für Schleuderpreise wieder aufkausen. Vermittelst der Abhängigkeit der Börsen von einander, macht sich dieses Abschlachten der Kleinen durch die Großen kinderleicht. Unser Börsen-Nefercnt hat nun wiederholt ein Mittel vorgeschlagen, wenigstens dem schlimmsten Börsenschivindel vorzubeuaen. Es ist das Verbot der Zeit-, der Differenz-Geschäfte. Der schlichte Men schenverstand meint zwar, cs sei ganz unbegreiflich, das; man Etwas verkauft, was man nicht hat oder Etwas laust, was man nie haben n ik. Trotzdem feiert in Geschäften dieser Art die Spiclwuth ihre schlimmsten Orgien. Herr Meyer verkauft dem Herrn Wolf am. 1. April 100 Stück Aktien zu dem und dem Eourse, zahlbar am 1. Mai. Weder hat Herr Meyer diese Aktien, noch will sie Wolf je besitzen. Je nachdem nun der Cvurs der Attien am 1. Mai über oder unter dem zwischen Meyer und Wolf vereinbarten Preise ist, zahlt der Eine dem Andern eine Differenz heraus. Schädigten sich Meyer und Wolf blos gegenseitig, so würde dag Niemanden etwas angchen. Sie ziehen aber in den Strudel ihres Spieles auch völlig Unbetheiligtc, die von dem gleichen Papiere besitzen. Und da man Getreide, Petroleum, Spiritus, Früchte, Lebensmittel aller Art ebenfalls mittelst Zeit und Diffcrenzgeschaft handAt, so werden sie oft massenhaft angckausi und dem Publikum verthcuert. Ein Jeder leidet darunter, wenn cs den Kornwürmern an der Produiten- Vörse beliebt, so und so viel Tausend Hcctoliter Weizen zu fixen. Ein künftiges Geschlecht wild streng ins Gericht gehen mit dem Pharisäismus der Gegenwart, mit der Heuchelei unserer Gesetz gebung, die stolz ist auf ihre Tug-nd, daß sic die Spielhöllen schloß und dabei die tausendmal verwüstcndercn Zeit- und Differcnz- geschäste der Börse bestehen ließ. Perbieie inan sic nicht clwa mit Strafen, nein, erkläre man nur Forderungen aus ihnen für unein klagbar, so wird die Börse bald einen Krebsschaden los sein. Es gereicht uns zur Genugthuung, daß in der Gotthard bahn- Frage die Berliner ofsiciöse Presse unsere Ansicht thcilt, daß die Vollendung dieses Unternehmens keine weiteren finanziellen Opfer seiten Deutschlands erheischen soll. Mit den 20 Millionen Francs, die Deutschland bereits in den Schweizer Tunnel verbohren ließ, ist mehr als genug geschehen. Mag die reiche Schweiz selbst sehen, wie sie daS Werk vollendet! Wenn die Schweiz erklärt, daß sie als solche noch niemals Bahnen gebaut, so muß sie eben hier eine Aus nahme machen. Jetzt fragt man, ob man denn nicht eine Gebirgs bahn wie über den N:gi legen könne? Aemerlenswerth ist noch, daß, als im Reichstage die Lage des GotthardbahnnnternehmenS zur Sprache kam, Delbrück die beruhigendsten Auskünfte gab und Aam- berger so weit ging, dem Reichstage das Märchen auszubindcn, das Deficit werde höchstens 10 bis 12 Millionen betragen. In Wahr heit beläuft eS sich auf 102! Möge man daran die Genauigkeit der Lambergcc'schen Ziffern überhaupt ermcffen! Wenig befriedigt spricht sich die „Nat.-Ztg." über dasSchicksal auS, welches den Straf- und Eivilproecßordnungen durch den Bun- desrathSausschus; bereitet wird. DaS Rechtsmittel der Berufung und die großen Schöffengerichte sind gestrichen worden. Jede Ver ständigung ist unmöglich gemacht; der preußische Justizminister, ein geschworener Feind der Schwurgerichte, zerstört sein eigenes Werk, und eS scheint, als sollte die 'Reform deS Straf- und Eivilproeesses völlig scheitern. DaS ist gewiß bedauerlich, aber noch bedauerlicher wäre ein bleibender Wechselbalg reaktionärer Gesetze, die dann schwer auf dem deutschen Volke lasten würden Wien und daS ganze literarische Deutschland feierte am 11. April das 70. GeburtSsest des Grafen Anton Auersperg, der unter dem Namen Anastasius Grün als einer der hellsten Sterne am deut schen Dichtcrhimmcl glänzt. Er ist nicht einer jener Erfolganbcter von Dichterlingen, die. 1818/49 die Freiheit besangen und heute die Knechtschaft feiern, jener Deserteure oder Invaliden des Ideals. Nein, dem muthigen Sänger Oesterreichs, der zugleich einer der besten Söhne Deutschlands ist, kam seit den Tagen, da er in den ^Wiener Spaziergängen" aus dein vc» gitterten Oesterreich sein erstes FreihcitSlied emporsteigen ließ, nicht ein Stückchen seines Jugend- ideales abhanden. Darum wird er in den Herzen des Volkes leben, »»vergänglich wie Uhland und Freiligrath, wenn kaum noch eine Literaturgeschichte die Namen unserer Erfolgsdichter nennt. Locale- und Sächsische». — S. K. H. der Prinz Georg hat mit dem Divisionär, Ge- nerallicutenant von Montbv, am 11. April in Chemnitz die Excr- cijien von 4 Compagnien des 7. Infanterieregiments „Prinz Georg" Nr. 100 besichtigt, und ist an demselben Tage Nachmittags nach Dresden zurückgcrcist. — Das „Dr. I." hat nunmehr seine in der deutschen Jour nalistik und Diplomatie so großes Aussehen erregenden Artikel über die „Eisenbchnfragc" beendet. Die bekannte Drohung, daß Preußen sein eignes Eiscnbahnintercsse rücksichtslos gegen die nichtpreußischen Staaten verfolgen würde, wenn es mit seiner Bcrtaufsofferte am Bnndesrathe scheiterte, veranlaßt das „Dr. I." zu folgender Ant wort: „Auf die Andeutung, die Seite 16 der Motive über Maß regeln ausgesprochen wird, welche die preußische Regierung dann zu ergreifen gedenkt, wenn maßgebende Organe des Reichs — d. h. also BundeSrnth oder Reichstag— über die Vortheile des preußischen Anerbietens anderer Ansicht sem sollten, als die Motive, wollen wir lieber garnichtuähercingehen. Wollten wir diese Andeutung wörtlich nehmen, so würde sie uns zu einer sehr ernsten Frage über die Stel lung der Einzelreaicrungen zu den Organen deS Reichs führen. Die Verhältnisse liegen aber, leider, schon verwickelt gcnug; wir wollen nichts dazu beitragen, sie noch inehr zu verschärfen. Nehmen wir also jene Bemerkung nicht in dem drohenden Sinne, den sie auf den ersten Anblick zu haben scheint, glauben wir vielmehr, daß der Ver fasser der Motive, der ja vielfach nachzuweisen versucht, daß der Ankauf der preußischen Bahnen durch das Reich die beste und für das Reich günstigste Lösung der vorliegenden Frage sei, diesen seinen Nachweis nicht selbst wieder dadurch hat abschwächen wollen, daß er die übrigen Bundesregierungen darauf hinweist, wie schlechtes ihnen gehen würde, wenn sie über die Ankaufsfrage anderer Ansicht sein sollten, wie er. Preußen hat zcither schon in allen Eisenbahnsachen — und das wird ihm lein vernünftiger Mensch verdenken — die preußischen Interessen in die erste Linie gestellt und wohl kaum je mals aus purer Liebe zu seinen Nachbarn ein solches Interesse ge opfert, und dennoch ist eS, sogap für Sachsen, was seiner Lage nach am meisten und nächsten von der preußischen Eisenbahnpolitik be rührt wird, immer möglich gewesen, in Frieden und Eintracht mit den preußischen Eisenbahnvcrwaltungen auch seine Interessen in be scheidenem Umfange zu wahren. Das wird auch für die Zukunst möglich sein, wenn nur beide Staaten stets im Auge behalten, daß sie Glieder eines großen Ganzen sind, dessen Wohle und dessen In teressen sie sich unterorvncn müssen ; dann wird sich auch sehr bald ergeben, daß die Interessen beider Staaten auch in Bezug auf das Eisenbahnwesen nicht so verschieden sind, daß sie nicht einer billigen Ausgleichung fäh'g wären. — Die 2. ssammer hat gestern ihre Osterferien ange- trctcn. Gestern dcbattirte sie die Position „Elfterbad", wobei der flüchtige Badcvcrwatter Müller sehr scharf mitgenommen wurde. Die Absetzung des Bade - EommisiarS v. Heygendork wurde bean tragt, der Antrag selbst aber zurückgezogen. — Der Justizminister Abeten ist von Berlin hier wieder cingctroffen. — Angeregt durch verschiedene uns kundgegebene Wünsche, bringen wir von heute ab, mit Ausnahme der Sonn- und Feier tage, allabendlich um 0 Uhr eine „Börsenbeilage der Dresd ner N a ch r i ch t e n", in welcher alle im Lause des TagcS, an wel chem sie erscheint, bis zur genannten Stunde eingegangcnen tele graphischen politischen und Börsennachrichtcn sowohl, als namentlich der Verlauf der Dresdner Mittagsbörse, der Eourszcttel und die auSwärtigen telegraphischcnCoursc enthalten sein werden, während gleichzeitig regelmäßig ein Ver zeichnis; aller bis 12 Uhr Mittags in den hiesigen größeren Hotels angciommcnen F rcmden in der Abends 5 Uhr erscheinen den Beilage zu finden sein soll. Diese Beilage bleibt dann selbstverständlich integrircnder Theil deS nächsten Morgen- blattes (s. die heutige Nummer Seite 11 und 12), so daß durch ihr Erscheinen der bisherige Inhalt desselben keineswegs geschmä lert, im Gegentheil noch bereichert wird. Die nach 5 Uhr des Abends cinlaufenden Telegramme und Börsensachen bringt — ganz wie bisher — die Moraennummcr. Mit dieser Dörsenbeilage wollen wir nur denjenigen unserer geschätzten Leser entgcgcnkommen, die ein Interesse daran haben, das am Tage hinsichtlich der Börsen hier und auswärts Passirte schon am Abend gegen ein geringes Extra-Abonnement zu erlangen. — Ihre Maj. die Königin Maria besuchte gestern die Pflanzen- und Blumenausstellung der Flora sofort nach der Eröffnung und sprach über dieselbe ihre huldvolle Zufriedenheit aus. — Frau Hedwig Nicmann-Raa be hat nach Vollendung ihres hiesigen Gastspiels von I. Majestät der Königin Carola in Anerkennung ihrer Leistungen ein kostbares Armband erhalten. — Am Charsreitag findet in der Krcuzkirche der sogenannte lithurgische Gottesdienst, der so feierliche Stimmung hervor ruft, Nachmittags 3 Uhr wieder statt. Die sieben Worte deS Er lösers am Kreuze werden dabei zum ersten Male unter Leitung des neuen CantorS Wchrmann vom Singcchor vorgetragcn. — Unser Altstädter NathhauS gewährte gestern einen trnurigen Anblick. Es war, als ob Jemandem die letzte Hilfe an- gckhan worden sei. Pulte, Schränke u. dergl. wurden weggetragen. Wir hörten, daß gestern die sämmtlichen Expeditionen für Steuern und Abgaben, directe wie indirecte, vom Rathhause> nöch dem Gewand Hause verlegt wurden. Am Sonnabend wer-! him die Steuern und Abgaben bereits im Gewandhause in Empfang gcneinmcu. — Die Flora-AuSstellungen haben, seitdem die Gesell schaft ihr eigenes Grundstück besitzt, ein ganz anderes Gesicht be kommen, und die diesjährige, gestern eröffnet« Ausstellung ist in blumistischer Beziehung die schönste bisher gewesene. Die stattliche Blattpflanzendecoration der Rückwand, wie die Tausende Azaleen, Rhododendren, Hyacinthcn u. s. w. in den Langschiffen werden all seitig Freude erwecken. Außerdem sind schöne Coniferen-Spritzcn und dergleichen Gcräthe, Pläne u. s. w. ausgestellt; unter letzteren auch der von Herrn Kunstgärtner Bertram entworfene Plan zu dem Dresdner „Kroll'schen" Etablissement, das man aus der Villa Spiegelthal nächst der Prinzenaue schie'r gar zu gern „gegründet" hätte, ehe der Krach kam. 'Mögen sich die Blumenfreunde rege und rasch die Ausstellung besehen — der Natur der Sache nach kann sie nie lange dauern! Spccicllen Bericht bringen wir morgen. — In der Wilsdruffer Vorstadt hat ein kleines achtjähriges Mädchen vor einigen Tagen sich dadurch ein Vergnügen bereiten wollen, indem es in einem Schuppen des Nachbargrundstückeü an eine starke Brctpfoste eine Schnüre befestigte und eine Schaukel her stellte. Kaum aber hat das Kind mit dem Schaukeln begonnen gehabt, als plötzlich die Pfoste, an welcher die Schnüre befestigt ge wesen, herunter gegangen ist, das Kind so stark an dem Köpfchen verletzt hat, daß an der Erhaltung des Kindes gezweifclt wird. — Gestern morgen wurde beim Aufziehen von Baumaterial am hiesigen Westkasernenbaue ein Arbeiter dadurch, daß das an der betreffenden HaSpcl befindliche Schwungrad zersprang und ein Splitter davon ein Stück Weges fort sprang, derart am Schien bein verletzt, daß sich dessen Unterbringung in der Diaconissenanstalt nöthig machte. Einige andere an dieser Winde beschäftigte Arbeiter entgingen nur durch schnelles Beiscitespringen weiterem ähnlichen Unglücke. — Am gestrigen Tage passirte ein Dampfkessel von kolossalen Dimensionen die Straßen unserer Stadt. Derselbe war im Auf träge der Sebnitzer Papierfabrik in der Kesselschmiede der sächsischen Dampfschiffs- und Maschinenbauanstalt ausgeführt. Das Gewicht betrug 12,450 Kilogramm gleich 240Centner. Die Fabriknummer repräsentirte die stattliche Ziffer 232. — Heute Nachmittag 3 Uhr wird die ossiciclle Probefahrt zweier auf der Werft der sächsischen Dampfschiffs- und Maschinen bauanstalt neu erbauter Schraubcndampferstattfindcn. Die selben sind für Rechnung des DampsbootvereinS Parrau u. Comp, erbaut und sollen am ersten Osterseiertage in Dienst gesetzt werden, wodurch der Fahrplan genannten Vereins eine nicht unwesentliche Erweiterung erfahren dürfte. Diese beiden neuen Dampfer, deneu nach Verlauf von 4 Wochen zwei weitere neue gleichgroße Schrau benboote folgen werden, sollen die Namen „Albert" und „Carola" erhalten. — Allo wir haben kn Zukunft eine sächsische Staatsrente. WaS Ist der Unterschied zwischen dieser und der jetzigen Schuld verschreibung? Wenn jept der Staat an den Geldmarkt rippcllirte und behuiS Deckung von Elscnbabubautcn u. dergl. einige Millionen ansnahm, wurden dieselben von cliiem Oonlortium zu einem be stimmten Kurse einittirt. Der Staat entwarf emen TilgungSplan, »ach welchem dann halbjährig eine bestimmte Anzahl Staats- papiere auögeloost und dem Borzclgcr lportonri zum Parikurse ausgezahlt wurde. Anders eine Staatsschuld in Rentcnsorm. Hier finket eine Auöloomng gar nicht mehr statt, vielm.hr läßt der Staat durch A.nigulcrö jährlich eine bestimmte Anzahl Ren- tenpapiere an der Börse cuffkauicn und tilgt aus diese Weise seine Schuld. AIS in der Kriegözcit die sächsische» Staatopapiere 82 standen, mußte der Staat die tllgnngsplanmäßig anögeloostc» Nrunmcln zum vollen Wcrthe zu 10c, cinlöscn, wäh rend er durch Ankauf an der Börse zum Course von 82 seine Schuld erheblich billiger getilgt hotte DaSPubilkum wird nicht mchr gezwungen, die jährlich zweimaligen >zlcdungd.Ilte» durcvzu- stukircn und die gewaltigen ZlnSvcrluste von verlallcnen ausge- loostcn Kapitalien komme» nicht mchr vor. DaS geheime königl. Dccrct an den Landtag tüdrt <48 Nachtbeil tcö jetzigen StaatSichuldenwclcnS an, daß der Staat gezwungen ist, ältere Schulten auch dann noch zurückzuz chlcn, w-mn er gleichzeitig neue Schulden auincbincn muß. DaS ist besonders auffällig, wenn ffic die neuen Aule Heu böbere Zinsen a ö iür die älteren zu geben sind. Sv bcsintct sich Sachse» in der cigentdüiiriichen finanziell uiivortheilhaiten Lage, bedeutende Summen zur Rück zahlung nicht bloö unserer gprrccnttgcn, sondern auch der beiden llproccntigcn Anleihen von l8.'!0 und >854 und der:tt/-procenti- gen Acticn Int. 3. der Löbau-Zlttaucr Bahn zu mb c», während cS gleichzeitig neue Anleihen zu 4 u»d4'/-Proc. auinchme» muß. Die Zurckst kcö Kapitalisten, durch llcbcricben der AuS oosung Zinsen und Kapital zu perlicren, beschränkt den Absatzmarkt sächsischer StaatSpapicrc im Auslaute. Das geheime kgl. Dccrct weist de» Einwav.d zurück, daß cS ein Nacksthcil sei, wenn aus ländisches Kapital i» Sachsen werbend ln Eisenbahnbautcn an gelegt und von Sachsen verzinst wird. Auch die Bctürchtung wird widerlegt, daß der Staat, wenn nicht ein fester Schultcn- tilgungöplan vorlicgt, In gewissen Zeltlämen nicht seine Schul denlast abträgt, so daß diele sich immer mehr vergrößert. Diese Besorguiß ist unhaltbar bei einer soliden und verständigen Zi- nanzvcrwaltung, welche von der Stäntcversammlung eontrolirt wird. Es ist nickt anzunchmcn, daß Regierung und Landtag, um vielleicht momentanen Wünschen und vorübergehenden Interessen zu entsprechen, so sehr den Staatscredil schädigten. kiebrlgenS muß die planmäßige Tilgung der jetzigen Schulden unverändert fcrtgeben. AuSiübrlich wird noch erörtert, daß es nach dem Vorgang der preußischen Rente vorthcilbait ist. auf dem Rcntcn- schcine ausdrücklich die Kapitalsumme zu nennen, deren Zinsbetrag die Rente bilden soll. Sodann wiid dargcicgt, daß sich nicht empfiehlt, die sächsische Rente zu 4'/s oder 4 /», sondern nur zu M emittircn! Interessant ist, daß bei den Verhandlungen über Ankauf der Leipzig-Dresdner Bahn deren Vertreter aus drücklich die Gewährung eines KaufpiciicS in :,proe. Renten be antragt haben. Die 5proc. Staatsanleihe seil ebenfalls in eine ttproc. Rente umgcwandelt werden. ES Ist nickst ganz klar, ob diese 5proc. Anleihe Ende 1876 oder am 30. Juni >876 gekün digt werde» darf. Die Regierung will sie auö verschiedenen Gründen erst am 30. Juni nächsten Jabres kündigen. Wieviel Millionen die Regierung in llproe. Reiste» bedarf, stetst noch nicht sest. Am I. Juli l. I. muß unbedingt die Schuld von 24Mill. M. in Schatzscheinen getilgt werben und ohne den Ankauf der notblcikcntcn Bahnen, von der Lclpzig-Dreödner ganz zu ge schweige», wirb die Anleihe sich mindestens aus 55-56Mill.M. erstrecken. Am weitere Details kommen wir später zurück.
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