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Dresdner Nachrichten : 19.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188906196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18890619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18890619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1889
- Monat1889-06
- Tag1889-06-19
- Monat1889-06
- Jahr1889
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.06.1889
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Jubelfeier des Wettiner Uöuigsbmrles. Mittwoch, den 19. Juni: Vormittags 10 Uhr großer Huldigungsfestzug. — Nachnnttags 5 Uhr: Familien- und Marschallstafel am Nlinigl. Lose. — Abends 7 Uhr: von der Stadt Dresden gegebenes Fest auf der Vrühl'schen Terrasse mit daran sich schließendem römischen Feuerwerk (10 Uhrl DrittHl'ltÄl' Mukllttlli» NN ItznL Nltslliktttlt* Rechts gehen! Rücksichtsvolles Gehen nnd Fahren! Nicht drängen! UN NUV Strenge Befolgung der Anordnungen der Sicherheits- und sonstiger dazu berufener Organe. Kinder nicht in's Gedränge nehmen! Rauchen und Stöcketragen vermeiden rc. rc. Die Königl. und Städtischen Behörden stützen sich auf den schon oft bewährten Ordnungssinn von Sachsens Einwohnerschaft! Enthüllung des König-Joliann-Dcnkmals. In dem König Joliann-Denkmal hat liniere Stadt einen köst lichen Zuwachs an künstlerischem Schmuck, die Neide der fürstlichen Denkmäler eine der edelsten Vervollständigungen erhalten. .hoch ragend steht sie nun da. in herrlichem Bronzeguß. aus dem schönste», aber auch aus dem lür bildnerischen Schmuck schwierigsten Platze Dresdens die neueste Schöpfung Altmeisters Johannes Schillings, ein Mittelpunkt für die unter der Negieru ngszcit des Königs Jo hann ausaesührte» Bauten: ernst, aber mild zrrgleich blickt das Gesicht des Fürsten »ach der Konigsburg, in der er so lange segensreich gewaltet. Ihn grüßten, als die Hülle von seinem erzenen Denk mal sank, gerührt die Augen seiner drei ihn überlebenden Kinder, des Königs Albert, des Prinzen Georg und der Herzogin von Ge nua : bewundernd blickten zu ihm aus seine Enkelkinder und fürst lichen Verwandten aus Thüringen, Flandern und England, und vom Königsschlosse der traf ihn ein dankbarer Blick des jugend lichen Kaisers des Deutschen Reiches, des Enkels seines ihm in herzlicher Liebe zugethanen greisen Heldcnkaisers Wilhelm. Zu den Füßen deS edlen Königs Johann aber bewegte sich in dankbarer Erinnerung das Volk, dessen Glück sein höchstes Ziel war und das jetzt sein erzenes Bild mit dem vergleicht, waS es von ihm in treuem Gedachtnitz bewahrt hat. Somit ist nach lOjährigcm Stre ben das treue Mühen einer großen Anzahl Patrioten aus's Herr lichste gekrönt worden: Einem trefflichen Fürsten Sachsens wurde das wohlverdiente Ehrendenkmal geletzt, uiiscrer schönen Stadt ein neuer herrlicher Schmuck geschenkt, vor allem aber bei dem 800jühri- gen Wettiner-Jubiläum der eigentliche Kern und Höhepunkt erreicht. Alles vereinigte sich, diele Feier zu einer bedeutsamen und künstlerisch vollendeten zu arstalten. Ein Kranz edler Fürsten und fürstlicher Frauen wohnte ihr bei, ein dankbares Volk jubelte ihr zu; sie ging auf einem der schönsten öffentlichen Plätze vor sich und ein himmlisches Wetter goß alle Reize der Jahreszeit verklärend über sie aus. Der Festplatz, der menschenleer einen vornehmen Anblick gewährt hätte, erschien jetzt, menschenübcrsät. in verzehn fachtem Schmucke; was die Hand des Architekten und des Deko rateurs geschaffen, vervollständigte sich durch die in ihrer Wirkung unberechenbare Hilfe der Menschensülle zu einer wundervollen Ge- sammtwirkilng. Bor Allem bot das Hostheater, die letzte Schöpfung des sterbenden SemperS. mit den Tausenden von Zuschauern, welche Rundgünge, Foyers und Dächer bedeckten, einen durch nichts zu ersetzenden, herrlichen, bewegten und doch dem Auge einen Nuhepunkt gewährenden Hintergrund. Die Denkmal-Enthitllunqs- feier selbst nahm nur eine knappe halbe Stunde in Anspruch. Der Raum um daS Königszclt füllte sich rechts mit den Ministern, dem diplomatischen Korps und der Generalität, links mit dem BnndeS- rath, denr Reichstagspräsidium, dem Landtage, dem Stadtrathe. den Vertretern der Presse, dem OssizierkorpS und anderen Ehrengästen. Neben dem Denkmui gewahrte man die evangelische Geistlichkeit in vollem Ornate und ebenfalls die katholische Geistlichkeit. Die Denkmals-Kommission nahm neben dem KönigSzelt Ausstellung, neben ihr die Schöpfer des Denkmals selbst: M leister Schilling, seiner gesammten Familie, die Herzogin von Genua. Erzherzog Otto in Dragoner-Uniform nebst Gemahlin, Gras und Gräsin von Flandern und Prinz Balduin, einen fürstlichen Jüngling in schmucker, an italienische Versaglieri erinnernder Uniform, den Großherzog und die Grotzherzogin von Weimar, den stattlichen Herzog Ernst von Koburg-Gotka (in der Uniform eines sächsischen Generals), den Herzog von Altenburg in der Uniform seines sächsischen Jäger- Bataillon«, den jugendlichen Prinzen Alfred von Edinburgh in der Uniform eine- preußischen Prinzen. Der Erzherzog Otto sah bei gestickten Hularen-Unform eines ungarischen Magnaten, sowie eine reizende Prinzessin in grünem AtlaSkleide mit weißem dcnnastirten Ucberwurf. Leider war Niemand im Stande» den Namen dieser lieblichen Erscheinung anzugeben. Nachdem sich diese» Parqurt von Fürsten gefüllt, verkündeten brausende Hochrufe das Nahe» des KönigSpaares, ehrfurchtsvoll entblößten sich Aller Häupter: König Albert. Königin Carola erschienen, um der Frier die höchste Weibe zu verleihen. Der König war in derselben Uniform wie bei der Morgenparade, die Königin zeigte sich in den Farben, die den Fürstenhäusern Schwedens und Sachsen« gemeinsam sind, blau und gelb, einem Gewand von schwerer blauer Seide mit gelbem Auf putz. Sofort löste sich Kammerpräsident v. Zebmen aus der Reihe der Denkmalskommission und rief mit lauter Stimme „Se. Majestät König Albert lebe hoch*. Begeistert stimmten alle Anwesenden ein. o Das Königspaar nahm ans den vergoldeten Sesseln von rothem Sammet Platz. Ein Festgesang erscholl von dem unter der Quadriga aukgebauten Podium auS. Die vereinigten Männerchöre Dresdens unter Begleitung der Musikchöre des 2. GrenadienegimenteS Kaiser Wilhelm und deS Schützenregnnentes Sir. 106 trugen unter der Direktion deS HoskapellmeisterS RicciuS nachstehenden schwungvollen, vom Schulrath Heger in meisterlich alkäischen Strophe» gedichteten Festgesang vor: Jauchzet iin Jubelchor. schmettert Fanfaren all' k Flattert Standarten heut lustig in Weiß und Grün l lind in den Freudcnrus tön' das Geläute der Glocken Ihm, dem Geliebten, zu Ehren I AuS der Wettiner Relh'n wahrlich ein edler Sproß, Dem unser'- Gottes Huld Fülle der Gaben lieh I Weisheit, Gerechtigkeit, Schmuck, den dir Musen bescheret». War Ihm, dem Edlen, zu eigen I I. und was des Volkes Wohl fanden in Ihm den Hort. . inenschrin, lo bei den Stürmen deS Schicksals Uns galt alS Vorbild im Rcchtthnn I Heil Dir, Saxonia, die diesen Tag erschaut. Wo treuen Volkes Dank freudig Sein Bild bekränzt! Nicht bioS in Erz und Stein ist Sein Name eingegraben. Tiefer noch steht er tm Herzen I Jauchzet im Jubelton, schmettert Fanfaren all' Und in den Zreudenruf mische sich Glockenton l Ihn von dem Stamm Sachsen l Grüßet de- Theuren Sohn : eil unserm Albert von der Wettiner, Nach dessen Beendigung trat Herr Oberbürgermeister Dr. Stübel vor. um mit lauter vernehmlicher Stimme folgende An sprache an den König zu richten: »Hohe Freude erfüllt heute das Herz oller königstreuen Sach sen, Hohe Freude erfüllt insbesondere unser Herz, die wir zum Zwecke der Errichtung eines Landesdcnkmals für Allerhöchst Ihren hoch- seligen Herrn Vater vor acht Jahren unS vereinigt habe» und ehr furchtsvoll hier vor Ew. Majestät stehe»; denn nur wenige Augen blicke trennen uns nach von der Erreichung des hohen Zieles, welches wir uns gesteckt hatten. Tiefempfundenen herzlichen Dank haben wir aber zuvor dafür zum öffentlichen Ausdruck zu bringe», daß Ew. Majestät unser großes Unternehmen nicht nur in jeder Hinsicht ge fördert, sondenr auch Allerhöchstselbst zu dessen Gelingen wesentlich beigetraaen und schließlich die Enthüllung des Denkmales als den Hauptakt deS Jubelfestes anbesoblen haben, welches mit Sachsens KvnigShause vor Allem Seine Majestät der deutsche Kaiser und die Fürsten deutschen Stammes, in der Thai aber das gelammte monar chisch gesinnte Europa feiert. In diesem Befehl Ew. Majestät liegt die höchste Würdigung, die unserem Unternehmen zu Thcil werden konnte. Wer wollte hiernach noch in dieser Stunde die hohe Be deutung des Königs Johann in der Reihe der Erlauchten Fürsten des Hauses Wettin und seine unsterblichen Verdienste um unser Sachsen wie um das deutsche Vaterland darzulegen versuchen ? Auch über ihn steht es ja längst schon fest, das Urtheil der sächsischen wie der deutschen Geschichte. Auf's Tictste aber bewegt uns in diesem Augenblicke der Wunsch, daß das von bewährter Künstlerhand mit uneimüdlichrm Streben geschaffene Werk des frommen, weisen und gerechten Königs würdig sich erweisen und in vollem Maße die Dankbarkeit kennzeichnen möge, zu welcher für alle Zeiten unser Sachsenland dem König Johann verpflichtet ist. Als ein unver gängliches weithin leuchtendes Zeugniß des DankeS wolle Ew. Maje stät dieses Denkmal anzunehmen und nunmehr dessen Enthüllung anzubefehlen allergnädigst geruhen*. Der König trat vor und erwiederte mit fester Stimme nnd kräf tiger Betonung Folgendes : „Mein Herr Oberbürgermeister! Hoch geehrte Herren: -Mit großer Freude und tieier Rührung empfange ich «nie aus ihren Händen das seltene Geschenk. daSBildn iß meines unver- eßlichen ValcrS, des gerechten, frommen und weisen Königs. Ihnen, .err Oberbürgermeister, und allen den Herren, welche Ihnen bei diesem Werke zur Seite gestanden haben, und dem trefflichen Künst ler, dessen Händen dieses Denkmal entsprossen, spreche ich meinen Wärmsten, aufrichtigsten Dank aus. Dieses Denkmal soll aber auch zu gleicher Zeit ein Zeichen und Symbol sein des großen Festes, welches wir Heute feiern, des Micibrigen Zusammenseins von Sach sens Volk und Fürstenstamm! Möge das Bild dieses wahren FricdenS- sürsten immer auf ein glückliches und zufriedenes Sachsen blicken; einig m Liebe und Treue mit seinen Fürsten! Das walte Gott!* Nach diesen Worten, deren Schluß der König in tieier Rührung sprach, gab Dr. Stübel ein Zeichen und nun sank die blauseidene Hülle, die da« Erzbild umschloß. Und siehe: da hob es sich in brvncencm Gold, und ein Haupt und ein Arm und ein glänzender Leib ward bloß, und nun trat der Körper und das Roß des Königs hervor, der Sockel nnd der granitene Unterbau, und die Junisonne schien strahlend auf das herrliche Erzgebilde. Eine Ehrenkompagnie deS Leibgrenadier- rcgimentes gab dem Fürsten die Edrenerwcisung, von allen Thür men der Stadt fiel daS Geläute der Glocken ein und eine am rech- autgestellte Batterie gab mit 101 Kononcnschnß dein bl'* ^ .. .. . , ten Elbuier . . . . ^ feierlichen Augenblicke den donnernden Ehrensalut. Unter Famaren- geschmctter traten nunmehr die Fürsten einen Rundganä uni das Denkmal an; König Albert führte seine Gemahlin, ihnen b ih ... - Dcnkmalskommlssio» mit den Künstlern, Prinz Georg reichte seiner folgte die Schwester, der Herzogin von Genua, den Arm, der Großherzog von Weimar leiner Gemahlin, und nun folgten die anderen Fürsten, die StaatSministcr, Generalität »c. An dem Fuße deS Denkmals gewahr ten sie einen großen Lorbeerkranz mit weiß-rother Schleife und Widmung; ihn hatte der Erzherzog Ludwig Victor am Morgen nirderlegen lassen. Nach Besichtigung des Denkmals sprachen die Majestäten der Denkmalskommission ihren Dank aus und zeichneten namentlich alle Künstler: den Bildner, die Baumeister und dieEtr- gießer, durch Worte des Dankes und der Anerkennung auS. Bei diesem Anlaß.' überreichte der König auch dem Bildhauer Schilling persönlich das Komiburkreuz deS CivilverdienstordenS. Während dies geschah, verkehrte der Herzog von Koburg sehr liebenswürdig mit dem Herrn Oberbürgermeister Dr. Stübel und dem Berichterstatter der »Voss. Zig.* Ludwig Pietsch auS Berlin. Mit dem allgemeinen Gelange von „Den König segne Gott* schloß di« erhebende Feier. Kaiser Wilhelm wohnte der Feierlichkeit vom ersten Stockwerk des Kgl. Schlosses bei. Prof. Schilling hat den König Johann alS Friedenssürsten auf gefaßt. als milden Regenten eines strebiamen Volkes und gesegne ten Landes. ES wird nicht ohne Widerspruch bleiben, daß der Künstler ihn als Rester darstelltx; doch tag ein Beschluß der Dcnk- malskommission vor, die es einstimmig ablehnte, ihm eine sitzende Stellung zu geben. Eigenthümlich ist es jedenfalls, daß oer König, obwohl reitend, unbedeckten Hauptes dargestellt ist. doch ermöglichte dies die unbehinderte Wiedergabe seines edlen Kopfes: mild blickt er und mit durchgeistigten Zügen vor sich bin. Er ist ganz in den KönigSmantel gehüllt und trägt das Scepter in der Rechten auf ruhig eiuherschreitendem Pserde. Das Postament ist in drei Theile gegliedert, welche sich überein ander aufbauen und von denen die beiden oberen, in Bronce aus- zesührt, mannigfaltiger entwickelt sind. Sie tragen stgürliche Dar- tellnngen in Relief und Ornamente. Der Unterbau, ein mäßig daher Sockel mit 4 quadratischen Eckvvrlagcn, erhebt sich auf drei mächtigen Stufen. Dieser Unterbau, ganz in polirtem dunkel grünen Lausitzer Syenit ausgeiührt, bildet die Basis des unteren Bronce - Postaments, welches zwei Figurcnfriese auswrist. Die Postamentalicdcr trage» vier gedrungene Candelaber, deren orna mentaler Schmuck in Beziehung zu den damnter befindlichen figür lichen Darstellungen steht. Zwischen ihnen erhebt sich das obere, gleichfalls mit Relief-Figuren und Emblemen geschmückte Bronce- Postamrnt, welches in einer mst stilisirten Blumen verzierten, die Reilerstatue selbst tragenokn Plmthe endigt. Die Bildwerke an diesem hehren Postamentthrile gelten der Person deS gefeierten Königs. An der halbkreisförmigen hervortretenden Borderfläche steht der Name „Johann". Darüber schwebt die königliche Krone. Zwei Kränze von Rosen mit den Jahreszahlen 1822—1872 deuten auf das 50jährige Ehejubeliest des Herrichers. An der gleichge- formtcn Rückseite finden sich unter der Krone die Jahreszahlen 1854—1873, daS Jahr de- Regierungsantritts und das deö Todes bezeichnend. Darunter, als Andeutung der tiefemgebenden Dante- forschung deS König». daS Dantebuch rmt dem Bildniß des Dichters. von Lvrbccrzwcigen umgebe». An jeder der beide» coiicavcn Scilcnfläcbc» sind zwei schwebende Genien dargestellt. Ohne weitere Attribute gebildet, verkünden diese durch die schlichicn Woric der beiden Jnichritttafeln, welche sie zu zweie» tragen, die Frömmigkeit und Liebe des bnidletchcii Landesvaters. den weisen und gerechten Sinn des Regenten. Die eine Tasel trägt die In schrift (Spr. Solom. 20,28.): „Fromm und wahrhastig scm behütet den König, nnd sei» Th>o» besteht durch Frömmigkeit." Tie andere zeigt die Jnichriit (Offenbar. Joh. 2. 10): „Sei getreu bis in den Tos, so will ich Dir die Krone des Lebens geben." Die beide» Friese am unteren Broiice-Pvstamcut erstrecken sich über die Flüchen der beiden Langscilen, einschließlich der sie e'mrahineii- de» cylindnscheu Eckpostamcntc. In ihnen ist das unter des Kö nigs mildem Scepter, unter seiner treuen Fürsorge gedeibende Volksschaffen !m blühenden Sachsenlande geschildert. Als Fackel kriegerischen MittheS, als Lenchie der Wissenschaft, als Flamme künst lerischer Begeisterung und als Promctheilssunkcn der Intelligenz dcutcn die 4 Caudelader sinnbildlich die höchsten Regungen der sittlichen und geistigen Kraft dc§ Volkes an, welche nach ihren verschiedenen Richtungen in den an den Caiidelabcr-Pvstnmente» angebrachten allegorische» Figuren dargestellt weiden. Die Friese an den Langscilen hingegen führen die Arbeit deS Volkes in Säen und Ernten durch die Gaben des fruchtbaren Bodens belohnt, den rührigen, Schätze erringenden Handel und den betriebsamen Ver kehr vor. Der vordere Candelaber zur Rechten des Königs ist der Wehrkraft, der zur Linken der Wissenschaft gewidmet. Das Posta ment-Relief des elftere» erinnert an den unter König Johanns Negierung stattaefundenen Einzug deS aus dem sranzvsischcn Kriege siegreich beiiiikehicnden Heeres in der Landeshauptstadt. Die alle gorische Figur der Stadt Dresden, welche der Wehrkraft, dargestellt durch eine weibliche gcwaffnete Gestalt, den Kranz spendet, hat zur Seite einen Veteranen und einen Knaben, die als Vertreter früherer und kommender Generationen zur Begrüßung hcrbeieileu. Das Heer selbst ist durch Krieger der verschiedenen Waffengattungen und deS Geniewesens vertreten. Der Candciabcrfuß zeigt zwei Löwen, die furchtlos ankämpkend in den Blitz greifen. Die allego rischen Franengestalten am Postamentcelies des vorn zur Linken dcS Herrschers sichenden Candclabers stellen die Wiffenschasten dar. Am Candelaberfuß zwei Sphinxe und die Eule. Von den beiden Candrlabern der Rückseite ist der rechte den Künsten, der linke der Industrie gewidmet. DaS Postament des elfteren zeigt die allego rischen Figuren der sieben Künste. Der vierte Candelaber gilt der Industrie, personifizirt in einer Frauengestalt, mit Schurzfell und Hammer, ihr zur Seite, das Schwungrad drehend, die als Najade gebildete Dampskraft. Um beide qrnppirt sich eine Reihe ivcrk- thätiger Gestalten, welche die Holzindustrie, Keramik, das Spitzru- klöppcln, die Textilindustrie und die Metallindustrie im Großen und Kleinen, von der Bearbeitung der Eisenbahnschiene bis zur Uhrmachcrkunst, vorstellen. Zwischen den der Wehrkraft und den Künsten gewidmeten Reliefs zieht sich an der südlichen Langseite der die Bodenkultur veranschaulichende Fries hin. In der Mitte die allegorische Figur der Naturkraft, daS Füllborn haltend, auf den Stier gelehnt. Pflügen. Sä?» und Ernte», als Symbol alles menschlichen Ringens in der Arbeit, stellen die umgebenden Gruppen dar. Daran schließen fick links die Pflegerin deS Obstbaues, der junge Schäfer nnd die Winzerin, rechts der Waldhüter und der Jäger. Dazwischen eine kleine Episode: Ein junges Mädchen holt einen frischen Trunk bei der qeschwätzigcn Waldquellc. Auf der entgegengesetzten Seite sind Handel und Verkehr geichildcrt. In der Mitte die Figur des Handels mit schätzereichcm Füllhorn, de» Hermesstab in der Hand. Links der Bergbau, das Hüttenwesen, der Handel mit Rohprodukten, der Buchhandel und die Photo graphie. Der Verkehr zu Lunde wird durch die Lokomotive und durch das Telegramm, welches als schnelle Botin vor dem Dampf roß vorüberhuscht. versinnbildlicht. Neben der Figur der Elbe, welche fischreiche Flutbe» a»S der Urne gießt, wird der Handels verkehr zu Wasser, die Keltenschleppschissiahit, der Wasser- nnd Brückenbau und die Fischerei vor Augen geführt. Aus der Rück seite sieht man ebenfalls zwischen Fruchtuhnureil eine Tafct mit der Inschrift: Errichtet 1889. Ter eiste Gedanke zu dem Denkmal wurde kurz nach dem Tode des Königs 1873 gefaßt; seine gesammten Kosten belaufen sich auf ?77,00O Mark. Davon sind 108,000 Mark durch freiwillige Sammlungen ausgebracht, 30,000 Mk. betrug der Beitrag der Stadt Dresden. 33,000 Mk. ergab die Verzinsung dreier Kapitalien, die fehlenden 105,000 Mk. schoß das Ministerium dcS Innern aus dem Kunstionds bei. Professor Schilling erhielt als Künstlcrhoiivrar für sein langjähriges Schaffen 90,000 Mk,; der herrlich gelungene Erzguß erforderte 105,000 Mk.; die Giundung u. s. w. 52,000 Ml- Die Parade auf dem Alannplah. Seit einer langen Reihe von Jahren hat Dresden kein so glänzendes militärisches Schauspiel gesehen, wie eS die gestrige groue Parade vor Sr. Majestät den, Könige und seinem hohen kaiserlichen Gaste bot. Dieselbe war von dem denkbar schönsten Wetter begünstigt — wahrhaftes Kaiscrwetter — völlig staubfrei. kein Sonnen brand. Während in anderen Jahren, bei den sogeiianittcu Königs- Paraden, gewöhnlich nur die Dresdner Garnison in Parade stand, waren diesmal die Frcibcrger Jäger, die Großen!,ainer Husaren, die Oichntzer Ulanen nnd die reitende Abtheiinng tNiesa) des 12. Feld-Arlillerie--Rea>mcnts mit hcrangezogen worden, sodaß der Alaunplatz in Waffen zu starren schien. Er zeigte sich wiederum a!S prächtiger Paradcplatz, »m den »»« manche große Garnison beneiden kann: Guter fester Bode», Uebersicht von allen vier Seiten, eine Menge von ZugaiiaSstraßen, Nähr zur Stadt, kurz, Alles was man wünschen kann. Wenn aber die Zadl der in Pa rade stehenden Trnvpen diesmal eine stärkere war wie gewöhnlich, so war eS die der Zuschauer erst recht, da natürlich die vielen zum Fest anwesenden Fremden sich das prächtige Bild nicht entgehen lassen wollte». So war denn jedes Plätzchen besetzt, von dcm aus etwas zu sehe» war. Län»s des BiichosöwcgeS aus noch nicht be bauten Grundstücken und an der Westseite deS Platzes waren von spekulativen Unternehinern Tribünen erbaut worden, die eine Masse von Plätzen boten für Solche, denen das lange Stehen zu unan genehm schien und tzie nicht In den glücklichen Besitz eines Fensters öder einer Voifahrkarte hatten gelangen können. Der Platz selbst, wie ebenio die ZugangSstraßcn prangten natürlich in reichem Blunien- und Flaggcnschmuck und zeigten bereits frühzeitig reges militärisches Leven durch das Anmarichiren der Chaineposten und das Eintreffen der Adjutanten mit denjenigen Mannichasten, die die Paradelinie marktren sollten DaS Einritcken der Truppen in
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