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Dresdner Nachrichten : 08.02.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-02-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188902086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18890208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18890208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1889
- Monat1889-02
- Tag1889-02-08
- Monat1889-02
- Jahr1889
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.02.1889
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von von Bud- wcis und Leitiireritz von der Leichcnscier semdliede».' Ei» kaiicrltchcs Handschreiben an den Minrstccvräsidcnle» Simsen Taafse beauftragt diesen mit der Veröffentlichung einer kaiserlichen Kundgebung, in welcher es heißt: „'An meine Völker! Im Innerste» ertchüttert. beuge ich mein Haupt demüthig vor dem »»worschlichen Nntbschlusse der göttlichen Vorsehung, indem ich w» meine» Völkern den Allmächligen nnflehe, er möge »>ir Krasl berleihen. ln gewissenhafter Ersüllring meiner Regenlenpflichten nicht zu erlahmen, sondern nach wie vor muthig und zuversichtlich auszuharren in unablässigen Beiiuibuilgen uni das allgemeine Wobt imd die Eihaltung der Segnungen des Friedens. ES gewährte mir Trost, mich in diese» Tage» des herbste» Srcleuschiiierzcü von der allzeit bewährten herzlichen Theilnahme »reiner Volker unigebcn zu wissen und von allen Seite» die mannigsalligstrn, rübrendsten Kundgebungen zu einpfangcn. Mit inniger Erkenntlichkeit em- ptindc ich, wie das Vaud gegenseitiger Liebe und Treue, welches mich und mein Haus mit allen Völkern der Monarchie verbindet. », den Stunden so schwerer Heimsuchung nur an Stärke und Festigkeit gewinnt." Die kaiserliche Kundgebung sagt hierauf im Namen des Kaisers, der Kaiserin und der tiefgebeugten Schwieger- Il'chter nuS vollem Herzen Allen Dank und ruft schließlich Gottes Beistand zu scrnereni Zusammenwirken »nt erneuten Kräiten zuin Heile deS Vaterlandes an. — Die Wiener Mäkler seiern die kaiierlichc Ansprache als ein hochwichtiges, gleichzeitig NaurenS des neuen Thronfolgers ausgestelltes Programm. Als bedeutsamste Stelle gilt ihnen diejenige vv» der gesicherte» Fortdauer der bis herigen Richtung, wobei mehrseitig bervorgehvben wird, inSbeson- deie werde Deutschland mit Genugthnung wahrnehmen, daß der Kaiser inmitten seines tiefen Schmerzes die Fortdauer der bisheri gen Beziehungen so markant betonte. Von dem Friedciispassns erwarten die Blätter eine wohlthuendc Wirkung srir ganz Europa. Die Kugel, welche dem Kronprinze» den Tod gebracht hat. soll am Sonntag Nachmittag unter dem Polster des krouprinzlichen Bettes in Meherling getunden worden sein. Die Kugel prallte von dem Nachtkaslchen ab und siel zurück; man fand >ie, wo sic ain Wenigsten vermuthet wurde. Ter Wiener Korrespondent des „V. B. K." bat den Droschken kutscher Bratsisch, welcher den Kronprinzen Rudolf nach Metierling begleitet batte, ausgesucht und berichtet über ihn in trügender Weise: „Naben den Forschungen nach den Ursache» von des Kronprinzen Tode gehe» die Rückblicke aus sein Leben einher, insbesondere ans seine legte» LebenSslundcn. Und da erscheint u»S denn die merk würdige Gestalt des „FrakerS", des Droschkeirkiltichers Bratsisch, der in seltsam intimen, nur ans dein Verständnis; des Wiener Lebens zu erklärenden Beziehungen zum Kronprinzen stand. TerNatnriänger und Pfeiler Herr Bratsisch. welcher den Kronprinzen lehr häusig n»s 'einen Ingdsahrten bcgleiletc und der auch in den krvuprnrzllchen Gemächern der Hvsburg ein gern und häusig gesehener Gast war, diirlte wohl der lchle Sterbliche gewesen sein, mit welchem der zäh Verblichene gesprochen. Mil Wehmuth und mit Stolz zugleich zeigte er die Geschenke, welche er von dem dahingeschiedcncn Kaisers- >oliii erhalten: zwei prachtvolle, silberbeschlagene. bosnische Pistolen mit der im Lar» cingravirten Widmung: „Andenken an Bosnien", ei» wcrthvvlles bosnisches Gewehr mit eingelegtem Schall, eine Löwm ans Kupier gegossen, eine» Spazierstock mit silbernem Knopf und der Widmung: „Andenken an Seine kailerliche Hoheit de» Kronprinzen Rudolf", sowie mehrere Bilder. — lieber daS Verhäng nis;. das so plötzlich über seinen hohen Gönner hereinbrach, berich tele er in seiner cinsochen Art: „I kann'S gar net begreifen und geh' rum wia im Sck>lat, r glaub'muner, mir tramt, i macht' gern nnrnter wem und daß aner tummelt und lagert, S' Schreckliche is not wahr. Aber 's nuht nix! ... 'S rs schrecklich! Co n liaber und tcelcn- miater Herr! Was i au ihm verlier, davon will > gar »öt reden. Ten legte» Abend sa» er und i no ganz allan beiiiandg'scsscu, weil der Plin; Kvburg immer z'Hairs g'iahieu iS. da war er no so lustig, hat Mir an Wein cing'schenkt und a Eigarr'l speubnt, was i leider g raucht Hab', denn wer hat denn auf so was Entietziich's denkt, lunsl hall' r mir's aufg'hobe» zum ewigen Andenken a» Uiisercn scelenguaten Kronprinzen, 's Fiakcrlied Hab' i ihm no singen müasscn und a paar steirische Tanz, und um a Elte rum fan »r'r schlafen gangen, weil der Kronprinz immer schon nni Sechs«: in der Fruah auf is. In der Final) um a dreiviertel Siebene war i bei ihm in Zimmer drinn, da hat er schon surtiahr'n wvll'n zur Jagd. „'Aber kaiserliche Hoheit", sag' r d'raus, „'S iS dv erst dreivieriel Siebene, a Stunde fahr'» ma ja höchstens biS in'S Jagdrevier, da wär'S drciviertcl Achte und um Nenne ist ja die Jagd erst ung'sagt, da kummen ia erst die Herrickaste» . . 'S iS no stockfinster draußen, kaiierlichc Hoheit!" „Ja", sagte der Kronprinz, „cs ist wahr, da kann ich mich »och cm Stündchen anSruhen." „Später", fuhr Bratsisch fort, „wollt' i n kaiserlichen Herrn wecke», i ruaf: „Kaiser liche Hoheit, ipät is 's schon!" Es hat sich nix g'riihrt. A d«ei- niertel Stund' Hab' i klonst und g'ruait, daß > ma». der Kronprinz bau' ,», von Wie» bis Alland hör'» können. Ter Kaninierdiciier Loscliel und i, mir sa da drübcc leichenblaß iviii'n, denn i» nnS iS a Ahiiiiiig attsdäiiiiiiect, daß dös not mit richiige» Tinge» zugehen taun. aber die Thür war versperrt, Mir Ham nnS »öl '»eiiitrailt. Wm der Grat Hohes luimne» iS. hat er ang'sangcn z' tlopten und z' nulsen. nnisunst, 'Alles still und stad drinn, endlich is der Prinz Kobura kiimiiieii, wir Ham die Thür aufg'sprcngt und ... da Ham mar's Alle glei g'i.g'u, daß mil'n armen Kronprinzen a End' is. So a stiller, welniiüalhigcr und do freundlicher Zug is aus sein G'iicht g'lcg'n, ader Ivdl todt," Herr Bratsisch hatte Mühe, seine Thräiieii zurückzuhalten. „Segn's, mehr kann i Jhner a nvl sagen" Frankreich. Ter Jirslizminisler Guhok Teffaignes ist 50 vurhrc alt. Er war ritiprüiiglich unlcr dein Kaiserreich Staats anwalt und Ihat sich durch eifrige imperialistische Gesinnung hervor. De,in, war er Richter, verließ >edoch 1880 die «»»llichc Laufbahn. Ter Politik gehört ec erst seil 1885 cm. in welchem Jahre er zum Abgeordneten des Departements Puy de Dome gewählt wurde. I» der Kammer war er zuerst Mitglied der radikalen Linken, in letzter Zeit aber Wilder. Er war Berichterstatter über das Hccr- geictz Sein Bruder war der bekannte Abgeordnete und Zcitrings- hcrauSnebcr Äu»ot Monlpegrvux, der in Größenwahiisrnii starb. Die Ernennung erregt das größte Erstaunen. „Rep. Fra,».'." ichreibi: „Gestern war Gn»ot Imperialist; was er morgen sein wird, weiß er sicher selbst nicht. Es ist schon zu viel, daß er heule etwas ist." Flogncts Freunde sagen, er habe Gnhot gewühlt, tvcil dieser zu entschlossenem Vorgehen in der Gesetzgebung und dem AinISpersvucil gegenüber die richtige Persönlichkeit >ci. In Samt Tcuis bei Paris wurde» lebten Sonnabend drei Rosenkönigiiineii (roM'-roM zwA Wäscherinnen und eine Parfümerie- Arbeitcri», getraut. General Boulanger sendete einer jede» der- iclbcn eine» Bliiincnstlnnß und richtete an den Maire cirr Schrei ben, in welchem er, die große Anzahl der in Sirint-Teurs er haltenen Stimmen betonend, erklärt, er sehe es als eine Pflicht au, die bisher von den Tcpiltntioncn vv» Suint-Tenis beobachtete Ukberliefennig zu wahre». General Rlu hielt eine Boulanger scindlichc Rede. Tic Ao»- langislcirblütter fragen höhnisch, ob die Regierung auch diese» General wrgcu Poliosirens beslraie» werde. Ter KriegSminister verhängte nun in der That eine l-zlägrzw Halt über ihn. Eäiumtlichc Journale bringe» den Text des Tagesbefehls des Obersten Senart, Eoimnandeur des 90. Jiitanteric-Regimenls, i» welchem derselbe das Bersabren der deutsche» Boischast als un- nienschlich bezeichnet, weil dieselbe — nach der übrigens ungenauen Behauptung des Oberste» — dem StabSarzte seines Regiments Endes, welcher sich nach Siraßhurg i. E. zu seiner schwer erkrankten Mutter begeben wollte, baö Paß-Vita verweigert habe. Ter Tagesbefehl weist die Eoiupagniclirhrer an. diesen Tagcsbeiehl den Mannschnstcn vorzuleien und gehörig zu evininentiren, damit dcn- telben diejenigen Gefühle eingeprägt werden, von denen jeder fran zösische Soldat gegen Lculschland beseelt icrri müsse. Ter KriegS- »»»isler hat sich beeilt, die Einleitung einer Untersuchung wegen des vom Obersten Senart veröffentlichten Tagesbefehls anznordnen. In einer tzoulangistiichen Verinniminng kündigte Vcrgvi» an, Bonlangcr werde nicht zögern, die Auslösung der Kammern Na- nirnS seiner Wähler zu verlangen. Tie Versammlung nahm eine» 'Antrag a». eine große Versammlung zu veranstalten, wozu alle Seine-Deputirten ringelnden werden solle», um Rechenschaft ab- zulegcn von der Ausübung ihres Mandats. Der Bankier Halphou, ei» bekannter Lebemann und Nesse deS Grasen Camvndo, bat sich in Paris erschossen. Als Motiv werden Kartcuschiilden und unglückliche Spekulationen i» Rio-Tinto- Atlien angegeben. _ , Paris. Z» der gestern kurz gemeldete» Entdeckung deS Miecoben Erzeugers bei D ' ' kranknngen im Pereine theritische» Ansteckunaen aus Hasen, Tauben und andere Thlere zu übertrage». Mittelst derartiger Experimente sollen Roux und >aS Micrvbengist kenne» und ffoliren gelernt haben. Ver »che an DiphtheritiS Kranken selbst wurden aber bisher noch nicht zemacht, wert die Entdecker ihre bisher errungene Wissenschaft doch gemacht, noch für nannten Äerzte jedoch das noch für zu zivciielhait halten. Im „Figaro" sprechen die ge größte Vertrauen zu ihrer Entdeckung auö und gebe» der Hoffnung Raum, daß der Tag nickt mehr fern ist, an dem eS ihnen gelingen wird. den geeignete» Impfstoff zu finde», um die DiphtheritiS und hänllge Bräune, diese grauiainslen aller Krankheilen, zu verhüten. — Am Montag wurde unter ent sprechender Feierlichkeit im Panleo» das eherne Standbild von Jca» Jacgues Rousseau ausgestellt Belgien. Tie Steinbrucharbeiter in Qucnast bei Nivelles haben bchuss Lohnerhöhung zum Therl die Arbeit eingestellt Es kam zwischen diesen und Gendarmen zn einem Zusammenstoß, wobei mehrere der Streikenden verwundet wurde». Zwei derselben sind gestorben. England. Nachdem PmnellS Verleumdungsllage gegen die Londoner „Times" von den, Gerichtshöfe in Eoinburg znrückgc- wieie» worden ist. sind die der schwersten Verbrechen beschuldigten irische» Abgeordneten und Mitglieder der irische» Nattoiralliga mit ihrer Hoffnung, ihre Ehre wiederhergesteltl zu sehen, allein noch aus den von der Regierung eingesetzten, aus drei Richtern bestehen den sogenannte» „ParncU-AuSschuß" verwiesen. Tie Verhandlungen dieses Ausschusses hatten in der lebte» Zeit kaum noch besondere Aufmerksamkeit gesunden. Tie Vernehmung der Zeugen war bisher hauptsächlich daraus gcrrchiet gewesen, den Zusammenhang der ehe maligen Land- und der jetzigen National-Liga mit den Agrcrr- Unrnhen m Irland nachzuweisen, und die Zeugen haben in dieser Beziehung 'Aussagen genracht, welche ienc Ligen allerdings stark blosstellcn konnten und infolge dessen von den Irländern als höchst unglanbwürdig verdächtigt werden. Jetzt aber ist die Untersuchung in ei» neues Stadium getreten. Jetzt toll durch Zeugen nachge- wiesen weiden, daß die irische Landttaa in engerem Znsammenhang mit der irischen Uinsturzpartcr in Amerika gestanden hat. Ein Zeuge Namens Leach, auch Lcearon genannt, ist bereits ver nommen worden. Derselbe toll Mitglied der seiuichen republi kanischen Brüderschaft in Amerika gewesen sein, aber gleich zeitig die britische Regierung über alle Vorgänge unterrichtet haben. Er bekundete, eö habe ein reger Verkehr zwischen den Führer» der irischen Liga und der Brüderschaft bestanden. 1881 habe er in London eine Unterredung mit Parnell gehabt, weicher ihm gesagt habe, Irland könnte nur durch Waffengewalt seine Erlösung bewerkstelligen: mit hinreichenden Mannschaften und Geldmitteln könnte der Erfolg der ausstündische» Bewegung nicht cuisblerbcn. Egan habe ihm gesagt, die Kasse der Landlrga unter stütze alle Feinde Englands. Ter so reklnincnhatt angclündigte Aufsatz in der „Eontcinporarh 'Review" über die „Trniattie Bismarck" hat sich als ei» völlig nichtiges Machwerk herarisgcstellt. auf welches man u. A. dadurch die Ansmerkiainkrit hrnzirlenke» stichle, daß man eine große Anzahl hochgestelller Persönlichkeiten als Urheber nannte. Der „Stan dard" erklärt sich inr ermächtigt, zu erklären, daß die Kaiserin Fried rich dem Artikel der „Eonlernporarv Review" über „Tie Thnastie Bismarck" gänzlich lern stehe und in leincr Weise für die Vcröffeiit lichnng, die ihr viel Verding bereitet habe, veranlivortlich sei. Ter Sturm cutsührle m Tcrbr, das Dach deS Tempels der Salntisten-Lettc. während 250 Perm»:» darr» versammelt waren. Gleichzeitig stürzte der Fußboden ein, mehrere Personen wurden gelödtet und gegen Hundert verletzt, viele davon lvdtlich. ffinffland. Nächster Tuge »ud der Petersburger Senat einen hvihmlcresjauleu Prozeß gegen vier cvaiigclüche Geistliche wegen Amtshandlungen verhandeln, welche gegen die neuen Ge setze verstoße». Ter 'Ausgang dieses Prozesses wird entscheidend sein für alle gleichen Prozesse, die noch zu erwarten sind: es sind im Ganzen INj Geistliche nngeklagl. darunter 70 ans Livland; Vcrtheidiger ist der bekannte Petersburger Rcchlsanwatt Utin, ein slrenggläubraer Nasse; man sieht der BertheidigrmgSredc desselben mit givgcr Spannnrrg entgegen Eine eigenlhümliche Anklage gegen ernslußreiche Moskauer Tame», welche dem dortigen „Eornilce inr WvhlthäOgkeilS- nnstallcn" aiigchören, erhebt der ,,'R'ngk» Tjelo", welcher erzählt, diele Tame» hätten gegen hohe, ihren Anstatten gewidmete Svenderr die Söhne arislokralilcher und reicher Judentanulien vorn Militär dienst betreu, indem sie dewelberr Lehrerovslen, wahrschernirch bei ihren Anstalten, verschafften. Lehret sind nämlich vorn Militär dienst i» Rußland bciieil. An! diese Art wurden angeblich hei der letzten Aushebung 21 derartige rinprvvisrrle Lehrer tncnsl'rei. Bulgarien. Sämnstlrchc 50 Unterzeichner einer Adresse an den in Kvrrstantinvvel residircirden Exarchen der bulgarischen Kirche, darunter >echS gewesene Minister, wurde» irr polizeiliche Unter suchungshaft aenvinine» und nach einem Verhöre gegen 20,000 FrcS. Kaution per Person aui treten Friß gesetzt, um sich später vor den Gerichten zu veianlwvrleir. Tic Anklage lautet am Beleidigung der Regierung und Amwiegelniig des Volles durch die veröffent lichte Adresse. Sie lullten den Exarchen angcruseii, den von der 'Regierung durch die Anslölnug der Shnvdc beleidigte» Klerus zu pcrlhcidlgcn. H'lurin. Nach einer Meldung aus Shanghai verschlimmert die ungewöhnliche Wiiiterkälte tue durch die Hnngersirolh in den Provinze» Ehaiigtuna und 'M'andichnrei herpvrgermeiien Zustände. Eine Vierteliuillroii Menschen ist in der Umgehung von Ehenkiang am Verhungern. Amerika. Zur Samoa Angelegenheit schreibt neuerdings die „New-Aorker HandclSztg.": Eine gewisse Klasse von Amerikanern scheint wegen der Samoa-Angclegknhcst vollständig de» Kops ver loren zn haben und gebordet sich, als wenn wegen des Vorgehens j Tcistscklands aus Saiirvn die Existenz der Republik ernstlich bedroht j wäre. Ein sensationssüchliger Zeitungs-Korreipondcnl in Apia hatte die Nachricht in die Welt gesetzt, die deuischen Sceioldaten hätten in letzterer Stadt, sowie r» anderen Ortschaften Hauser von Amerikanern niedergcbrannt und die criirerilanrsche Flagge insullirt, »nd sofort begannen sonst ganz vernünitrge Eingeborene unserer Republik sich wie unsinnig zu gcberden und Tcistichlaird mit Krieg drohe», weil BiSmarck dem amerikanischen Adler auf de» «chrvanz getreten habe. Tic meisten kiiglffch-anicrikanischeii Zestnngc» stimmte» rii dieses KricgSgchcul ein und brachten die albernsten Artikel über die drohende Lage. Trotzdem sich die Sen- iatrvnSnrcldungcii aus Samoa schließlich als vollständig unbegründet herairSstelltcn, fahren gewisse Zeitungen, von durchaus tatsch airgc- brachüiir „Patriotismus" gctuebcn, irr ihren dummen Tiraden gegen TciMchlaiid fort. Unterdessen sind üjx 'Ansichüsse für auswärtige 'Aiigelegenlieitcii beider Häuser des Kortgrcsscs eifrig damit bc- pfändrt worden. Wer au- diesem AuSbeutungSsystem den Nutzen zieht, zeigen folgende Thatsachen: Am ersten Weihnacht-seiertagc kam er» amerikanischer Schoner in Apia an. der. wie man wußke. reiche Zuirihr a» Patrone» brachte für Rechnung der Firma H. I Moors. Ter deutsche Könsul verlangte vom amerikanischen Ver treter die Beschlagnahme jener Munition und erklärte sich sogar bereit, die Patrone» z» bezahlen. Leider vergeblich Herr Black lock soll erklärt haben, daß ihm das oincrikanische Gesetz nicht ge halte, den Eigmlbümer jener Munition i» irgend einer Weise i» der Versüaung darüber zu beschränken. So konnte es geschehen, daß die Aufständischen wieder mit 35.000 Stück Patronen versorgt wurdui. Feuilleton. R Die „Meistersinger" verfolgt er» grenzenloses Pech' Rach bereits zweimaligem vergeblichen Anietze» sollte» sie bekannt lich morgen im König!. Ovcrnhause zur Aufführung gelange» Seit gestern sind sie ader vom Nepertvrr wieder verschwunden und nach neueren Verfügungen wird »u» morgen „Oberon" in Scene gehen. Dir „Meistersinger" aber sollen cndgiitig nächsten Dienstag, den 12. d. M., zur 'Anssührung gelangen. Für Sonntag ist der „Trompeter von Säktingcir" in Aussicht genommen. Tw Tiicl rolle wird Herr Vcrron vom Leipziger Stndttheater singen. r Heute sinden zur selben Stunde wieder rüinrai drei Eon ccrte statt, nämlich der fünfte Beethoven - Qnartettabend der Herren Rapvoldi. Grützmacher, Remmcle und Frvhberg im Börsen Male, cm Eoncert im Nerrstädtcr Easinv und das populäre Eonceri des Männergesangvereins im Saale des Gcwcrbehauses. 1' Für überrnorgen, Sonntag, steht er» nicht unintcrcssaistei nirrsikaltich-dranialischer Wettkampf bevor. Während nämlich in, Königl. Overnhauie der Neßlcr'sche „Trompeter von Säktmgen" in Scene acht, tritt im Nesidciiziheatcr znin ecsten 'öRalc „Der P v saun ist von Spcckin gcn" in die Schranken, nur seinen Riva len m parodistischcr Rüstung möglichst »i Grund und Boden zn blasen. Die Waffen sind eigentlich ungleich, denn die Posaune is; gegen die Trompete allemal die Stärkere. Die von Direktor Karr für Sonntag vorbereitete Ovemparodie soll sehr witzig und sehr drastiich-komüch lein und Witz und Humor waren von scher die ge sährlichsten Waffen für alle krankhafte Sentimentalität. -j- Herr Prof. M oritz Fürstenau hat gestern bei de Königl. Generaldrrcktion sein Gesuch um Entlassung aus dem Bei bande der Königl. musikalischen Kapelle eingereicht. Damit verlier, unser »»lsikali'ch vornehmster Körper wieder eines ferner vorzügtzck sten, begabtesten und berühmtesten Mitglieder, einen Küiisllcr, de. nicht wenig zum Ruhm und Nnw der König!. Kapelle bcigctragen bat. Ter Entschluß Pros. Fürstcnari's wird unsere inrisitaliicher und gesellschaftlichen Kreise zwar überrasche», bei näherer Bet,ach tuirg erscheint er zcdoch völlig motivirt und gerechtfertigt. Prei Fürsiena» gehört der Königl. Kapelle seit l. Februar I8r2, a! volle 47 Jahre, an. Während dieser langen Zeit hat er alle, Zwecken der Königl. Kapelle mit musterhafter Gewrssenhailigkei! Wllcner Treue »nd Hingebung gedient und dazu noch eine Anza! anderer bedeutender Acmter wie daS Lehrfach am Königl. Korne, vatoriiiin. die Verwaltung der Musikaliensammlung Sr. Majesle: des Königs, die Führung der technischen und künstlerischen Angc lcgcnhciteii des TonkliiistlerpelernS :c. versehen. Herr Pros. Fm slenan steht heute mr 05. Lebensjahre und obgleich noch sriichcr nii^ rüstiger als mancher bedeutend Jüngere, muß sein Wunsch, den Lebensabend seines bienensteißart,gen Schaffens und Willens in etwas beschaulicherer 'Ruhe genießen zu können, als ein durch,,» gerechtfertigter erscheinen. Tritt Herr Pro». F-ünleiia» auch in Kürze ans dem Verbände der Königl. Kapelle, so behält ec doch alle übrr ge» Aemter bei — wir verlieren seine Kiinstlmchast und liebenswür dige 'Persönlichkeit also nicht ganz, sonder» nur lheilwenc. Ter Wunsch, den vorzüglichen Künstler und hochgeschätzten iinrsilalrschen Gelehrten nnS noch lange Jahre erhalten zu sehe», wird gewiß von allen der musikaliichcn Kunst näher Stehenden auslichtrg gethcllt werden. i In der renommirten hiesigen Pianosortciabrik von Ernst Rosenkranz (Tolkewitzcrstraßcs ist gegenwärtig ei» Stutzflügel kleinsten Umfangs ausgestellt, der gleichwohl alle Vorzüge der größeren Instrumente der genannten Firma besitzt. Besonders ist hcrvorzuheben. daß diesem reizenden gefälligen Flügel eine ganz eigenartig jugendirrsche Schönheit und Noblesse des LoireS, Kraft und Fülle zrr eigen sind. Mit der nach einem neue» patentirlen Modell erfolgte» Anfertigung dieser kleinen, praktischen, wenig Raum m Anspruch nehmenden Flügel hat die altbewährte Firma euren überaus glücklichen Griff gcthan. Von ihrer Leistungs fähigkeit legt übrigens der Umstand sprechendes Zeirgniß ab, daß dieselbe irr diesen Tagen daS 13,000. Instrument scrtrü stellte. s In nicht gcnng anzucrlcnnendcr Weise ist die Direktion deS Königl. Kup > erstrch - Kabinets bemüht, die große» Schätze dieses Instituts dein Publikum zrigängig zu machen. So ist die bereits in diesem Blatte avisirte Ausstellung von Kupferstichen und Handzeichmiiigen zur Geschichte des Roeoco in TieSden ein bc- achtcnswertheS Arrangement, sowohl für den Kenner wie für den Laien. Wenn auch die meisten der ausgestellte» Blätter weniger Interesse für die Kunst bieten, io repräsentiren sie doch ei» Stück Kulturgeschichte, die von der Kunst nntrcnnbar ist. Die Dar stellungen »Insassen Bildnisse. Feste, Trachten re. aus der ersten Hälitc des vor,gen Jahrhunderts i» getreuester Nachbildung der WirMchteil und dies in Bezug auf Personen durch Porträt 'Aehn- lrchkeil und der Gebüiilichkertcn und Fest-Arrangements durch photographieartige Veduten. Von besonderer Wichtigkeit sind diese Darstellungen noch deshalb, weil sie sich aus hcinrischem Boden be wegen »nd von nnmha ten Zeitgenossen der Vorgänge meist nach eigener Anschauung arlsgenoininen sind und dadurch törinlich eine Bilderchronik bilden. Es ist demzufolge der Besuch dreier Ausstellung dcni gebildeten Publikum angelegentlich airzurathe». p Nach Wiener Berichten ist von offiziöser: Seite bestätigt, daß die vorgcschlagenen Adaptirungen des neuen Burgtheatcrs nicht genehmigt worden sind. -s Am Leipziger Sladttheater gelangt demnächst eine neue Oper: „Mannet Vcnegas" von Rich. Heuberger zum ersten Male zur Aufführung. -h Was aus einem Rcdaktionstischc mitunter Alles zusammen kvrinnt, ist oft ebenso originell als unglaublich. Da liegt unter einem ganzen Stoße neu erschienener Musikalien auch eine zur Besprechung und Bciirthcilring cingcsandle .,8taeeado-LoIt>:r brillant von O. Bauer — eine Komposilion, die Einem schon an und >ür sich eure Thrärre der Wehinirlh in'S Auge locken kann. Aber nich: der musikalische Inhalt ist cs. der hier am meisten nbcrrcrlcht, nein, das Titelblatt des Opus ist eS, das Allein die Krone anffetzt. Als ! Titel figurut nämlich folgender geistreiche WidmungSergiiß: schmt,gk. Vorbereitungen zu mncin evcnlrleüeil Kriege niit Deutsch-! ,Seiner einzigen köstlichen Liebe, Margaretha Hintze, in innigste land z» tresten. . Unsere Adinimtlralwn bat rs ,ur nvthig zum ,,„d vom Verleger Richard Thiele, Berlin, N. " rzeugers bei DnphtheritiS- und (hantigen) Vmune-Er- ist noch z» bcnierten. daß die Aerzte Roux und Nersin mit M. Pasteur seit Langem mit großem Fleiß die Bedingungen studirte», unter denen sich die Microben entwickeln und daß es ihnen in den meisten Füllen gelungen ist, die diph- Schutze amerikanischer Interessen ans Samoa gehallen, die Kriegs schisse „Treirton". „Bandalia", „Tolphin" und „Omaha" dorthin z» enticndeii; die Fregatte „Nipsie" ist gegenwärtig das einzige r» Apia befindliche Kriegsschiff der Bereinigten Staaten. Zn gleicher Zeit bat unier ScilakSausschuß für auswärtige Angelegenheiten eine Bill eingrbracht, welche 500,(>00 Dollars für den Schutz amerikanischer Jnleressen irr Berbiiiduirg mit der Samoa-Angelegen heit, sowie 100,000 Dollars zur Verhcfferiiiig des unierer Regierung seitens Samoaö vertragsmäßig abgetretenen HaienS von Pagopago ans der zur 'ainoanischr» Gruppe gehörenden Insel Tnluita aus wirst. Kurz, »ran tollte glauben, wir seien aus das Tödttichsle bc leidigt worden, und der Insult könne »irr durch eure» Krieg bis ans'S Messer gesühnt werden. Dieses Gedahren ist wirklich zu dumm! Mittlerweile dauern die diplonialüche» Verhandlungen zwischen unserer Regierung und der dcutichc» rcip. der britischen tort, und werde» dieselbe», wie das kaum andcrs sei» kan», zn einem alle Theilc befriedigenden Resultate führen, ohne daß unsere nach Apia geschickte» alten Waichtrögc es nöthig habe» werden, ihre Un- brauchbarkcit vvr den Auge» der Insulaner darzirthun. Das Ver- nttnitigste wäre, wenn »njele gcgenwartigc Adininistralio». welche bekanntlich »irr noch einige Wochen »» Anrte ist, ihrer'N'achiolgcrin freie Hand in der Saiiioa-Anaelcgenhrit ließe und Alles vermiede, was das Verhalten des Präsidenten Harrisvn derselben gegenüber erschweren könnte. Ein Telegramm der „Times" Vvm 0. Februar bestäiigi, daß die Negierung der Vereinigten Staaten den Vvrschlag. die 1887 in Washington begonnene KoiMenz betreffs Sainvas in Berlin wieder auszunebinen, aiigenommen hat. Australien. Die größte Schuld an de» gegenwärtigen trau rigen Zuständen in Samoa trifft Meisellvs diejenigen dortigen Käuflcute, welche den Aufstand dur, »nd Schießbcdarf ermöglicht von Patrone» sind schon in trotzdem ist Matacrta noch aus das reichlichste mit Pcnnitio» ver sehen. Ta die Patronen dort bis zu 50 Pfennig das Strick kosten, kann man sich vorstellen, wie sehr die Samoaner allein durch diese Anschaffungen in Schulden gestürzt werden. Ganze Kopra-Ernten und Ländereien sind bereits für Waffen- und MunitivnSkäuse ver- ,va rriffi zwerierrvs c»e,ei»nc» avcrineir stand durch die Zufuhr von Feuerwaffen st und gewährt haben. Hunderttausend«: in diesem Kriege verschossen worden und 18. Große Frankiurlcr Straße 787!>, gewidmet". Vcn Akibn har Unrecht: Das war noch nicht da! Einen anderen, beinahe u» glaublichen Titel: „Lied zu singen des Abends beim Abichreo nehmen von der Verlobten" trägt ein ähnliches Produkt, von einem Herrn Hammcrstein koinponirt. Im Hinblick am derartige Monstro srtätcn dürste man für ähnliche inusikalffche Ergüsse vielleicht noch einige andere Benennungen borichlrigen, wie: „M'vrgengrirß an den vergeblich kommenden Gerichtsvollzieher". „Em Lied, zn singen, wenn bei einem festlichen Auszug er» Etephant scheu wird", „Tuch sied, von einer Familie bei eurem Ausflüge zu singen in dem Augenblicke, wo eine von Arlillcrie-Uebungen herrühreiide Bombe in den Kasjectisch cintchlügl", oder: „Liedchen, zu singen, wenn Einem beim Passiren einer beliebigen Straße aus der vierten Etage eines beliebigen Hauscö ein Oleandertops ans den Kops fallt" — r» letzterem Falle wäre eS allerdings rathsam, so lange mit dem Vorträge z» warte», bis man wieder zur Besinnung nervniinei, ist! ! Fn Paris wird jetzt der ., B c t te l st u d cn l" fleißig ge geben. Mit de», Text aber hgpcrt'S. Anstatt „Acb, lieber Meuter Enterich", beginnt der Franenchoc im Gcfängniß mrt „Onvror. ourror, Lkonvwur Vinlloimvt!". was frei mit „Hühncrich" zurück- verdeutscht werden könnte, lind waS ist ans dem „Ach, ich Hab' sie ja nur auf die Schalter geküßt!" geworden ? „8»r Io bms ä'nrw balla rrvoir piin un ban-or, e'ent Io « rirno galant, «lont io llois in'aoennor!" Dagegen gewinnen andere Stellen in der sranzösiichen Bearbeitung, so daS Fraucnlob: -st'ai vovago par tont i<- nronrlo". Das Eouplet des Gouverneurs mit dem Refrain: „Schwamm d rüber!" iff nach wiederholten Proben gestrichen worden, weil das ,,l'ii88ons I'«'-porige!" des Refrains keinerlei Effekt des Originaltextes bot. Gewähr für den heiteren * Ein Gedicht von Goethe. Die folgende kleine Szene spielt Im Foncr des Frankfurter Opernhauses, wo ein galanter .Herr zwei Damen von der Over begegnet. Er hat das Glück, sic persönlich zn kennen, die seiche Soubrette und die mehr seriös veranlagte Sängerin an ihrer Seite. „Meine Danien!" so ruft er entzückt, ^ie ichen aus wie ein Gedicht von Goethe!" — „Wie kommen Sie daraus?" fragt die Eine- — „Nun", antwortet er, „sehr ein fach : Irl. Erl und Frl. König, also: Erlkönig I" Str. 3V. Seite». »» Sreitag, 8. Febr. 188V.
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