Dresdner Nachrichten : 03.07.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-07-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188907035
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18890703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1889
- Monat1889-07
- Tag1889-07-03
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- Dresdner Nachrichten : 03.07.1889
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k «m« ch« «esellschoft tzikm-et^t «ch »»St« M V»s Mahl tzaud bereit. und al» «a« sich ebn» zu »ttr. «adm tzen Fowler seinen Trinkbehülter zur stnger wasi«L da» «r ärztlicher Verordnung gemäß Hinein und kostete den Trank. E- kam ihm vor. ungewöhnlich bitter, sein« Frau verlangte nun vr trinken «nd iaad di« Wahrnehmung ihre» Manne- de- stitttgt. Auch das Dienstpersonal prodirte die Flüssigkeit, und bei Allen zeigten sich sosort mehr oder weniger starke Anzeichen einer Vergiftung. Iran Fowler drang aus eine Untersuchung der Ur sachen dieser Erscheinungen und schickte deshalb ein Mädchen ln die Taunus-Apotheke, damit man dort die Flüssigkeit untersuche. E« Wurde seslarstellt. daß dieselbe sehr stark gifthaltig sei. und als auch der zur Hilfeleistung alsbald herbeigerufene Hausarzt Fowler- einen kleinen Schluck de» ihm übergebene» Wasser« nahm und sich die selben Symptome einer Vergiftung bei Ihm zeigten, Vera»Iahte dieser aus Wunsch der Frau Fowler dir polizeiliche Anzeige. Der Ver dacht, daß Müller es gewesen, der Gilt in den Trinkbecher ge schüttet. stützt sich auf folgende Wahrnehmungen: Müller war an dem fraglichen Nachmittag früher al- sonst in die Fowler'iche Billa gekommen, um den Kinder» Unterricht zu geben, hatte nicht den gewvtnlicken Eingang von der Strane aus genommen, sondern war von der Rückseite de- Hause- in dasselbe getreten, und hatte da- Hau- früher al- gewöhnlich verlassen. Bei dem Intimen Verkehr, den er im Lause Fowler pflegte, rannte er die Gewohnheiten der Familie aus'- Eingehendste. Es wird daher angenommen, daß Müller daS Atropin Nachmittag«, al- er sich unbemerkt wußte. in den leeren Wasserbehälter gegossen hat, um den Tod de- Herrn Fowler zu veranlassen und alsdann dessen Frau heirathen zu können. Die Verhandlungen vor dem Schwurgericht in Wiesbaden sind geheim gerührt worden. Nach Vernehmung einer groben An zahl Zeugen wurde Müller des versuchten Morde- für schuldig er achtet und zu 10 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Oesterreich. Die letzten Tage brachten für den Kaiserstaat erne Neide nationaler Feste. In Salzburg war es eine wackere deutsche Säilgeischaar. in Schlesien deutsche Schützen, in Budwei« die Vertreter der südböhnnschcn Schulvereiiis-OrtSgruvpen, die zu- sammengekommen zu gemeinsamer Freude, zu gemeinsamer Auf munterung. der, wie wir hoffen, auch die gemeinsame Arbeit folgen wird. Denn niit dem Jubel ist es nicht aelhan, betonte Abgeord neter Dr. Wertlos in seiner Budweiser Rede, die nimmerrattende nationale Arbeit ist deutsche Pflicht angesichts der immer stärker drohenden Gefahr. Wo da arnulrtzen ist, das zeigten eben die Verhandlungen des Budweiser Ortsaruppentages, welche ein Bild der gemeinsamen Arbeit der deutschen Schutzvereine auf hart- bedräng ten, Boden gaben. Der südböhmtsche Ortsgruppen tag bot aber auch em Bild gemeinsamen Zusammengehens, denn nicht mir au- deni Kruppengebirte, sondern auch aus Mähren wie au- Oberösterreich waren Stammesaenossen zu demselben bcrbeigeeilt. Die letzte Beratbung zwischen dem Fabrikanten-Comilce in Brünn und den Delegirten der Textilarbeiter blieb resiiltatlos. Die Fabrikanten erklärten «ine Wprozentige Erhöhung des Arbeits lohnes für unannehmbar. Der Streik ist unvermeidlich. Die Be hörde» treffen alle Vorsichtsmaßregeln; das Militär ist in Bereit schaft. Auch in Rossitz und Zbcrichon beabsichtigen 2000 Eisen- und Bergarbeiter die Arbeit ernzustellen. Militär wurde dorthin dirigirt. Die Bäcker in Brünn streiken ebenfalls; sie weigern sich, für den Sonntag zu backen. Sie zogen in die nahe bei Brünn gelegenen Wälder. In Brünn streiken jetzt etwa 15,000 Arbeiter. Ungarn. Unter Führung des Aba. H.lfy trete» 800 Ungarn eme Rene über Italien zur Pariser Weltausstellung an. In Turin wird Kossuth dieselben empfange» und deni Banket der Ungar» bei wohnen. Die Arrangeure beschlossen mit Rücksicht am die ver schiedenartige Partetslellung der Thriiiiehiner jede politische Rede auszuichlicßen. Einige Abgeordnete der äußersten Linken demon- strirten dagegen und entsendeten einen Delegirten zu Kossuth mit einer Adresse, welche die Unterschriften von 62 Abgeordneten der äußersten Linken trägt, damit Kossuth die ungarischen Ausflügler mit ivlchcr Bedingung nicht empsange. Frankreich. In der Deputtrlentammer kam eS am Schluss« der Sitzung zu einer sehr erregten Ausrtnanderietzuna anläßlich der in mehreren lioulangistiichen Jonmaien gegen Tiiaro und Rouvier ge richteten Angriffe. Elfterer stellt,: die ihm zur Last gelegten Thatiachen entschiede» in Abrede. Die Kammer nahm schließlich mit 310 gegen 16 Sllimnen die Tagesordnung an. t» welcher das System ver leumderischer Angriffe gegen die Regierung der Republik entschieden vermthellt wird. Die Anklageschrift des Staatsanwalts Quesnav de Beaure- oaire. welche Donnerstag i», Druck erscheint, begehrt die Versetzung Boulanger'S in Anklageznstand wegen HvchverrnlhS, da derselbe mit Hille des Prinzen Viktor Napoleon dre Republik zu stürzen versuchte, sowie wegen Veruntreuung von StaatSgeldern während Boulanger'S Mmistcrschaft. Eine von Lockroy, Milleraud und Lannessan einberusene Volks- ocriainiinuilg in Lyon wurde von Bouiangisten gesprengt. Die drei Abgeordneten mußten den Casinosaal verlasse», woraus Bou- langer und Prinz Viktor Napoleon gefeiert wurden. Arthur Meyer veröffentlicht im „GauiviS" eine Reihe von An schuldigung,» gegen den Jnftiziiiinistcr Thevcnct, weichen er ge meiner Böisrnniaiivver beschuldigt, »in den Rückgang der Aktien der „Bangne de France" hervorziirmen. Arlluir Meyer erklär! sich bereit, hn'Uür den Beweis zu erbringe». Man sieht daher einein neuen Skandal entgegen. — Cassagnac. weicher von Ferry'e Organ „Eftafette" seit einigen Tagen pc>iv»iich beschimpft wird, erklärt in vcr „Aulorllö". er werde Ferry in den Wandelgängen der Kammer zwei schallende Ohft'eigen versetze». Bei den Gemeinderathswnbie» in der Stadt Celle siegte die houlangfftiiche Lifte »ilt 500 Stimme» Mehrheit. Italien. Die Antwort, weiche Ministeipräsident Erispi im Senate au» die Anfrage Roisi's ertheilie. ob es kein Mittel der Äerftändiguag mit den Congregationisteu (katholischen Ordensieuten) gebe, die >n> Oriente Italienische Schule» halten, lautete »n Wesent lichen. wie iolgi: Die italienische Regierung bringe daim den berien Willen niii, aber gerinne Hoffnung aus Erfolg. Eine schwierige Frage spalte uns. Er (Crispii vernachläjsige nichts, drunii der Vatikan an uns berantrele. Zu Beginn 'einer Mini- slcrthiitigkcit schmeichelte er sich, etwas erwirken zu können. Ein heivvirngcnder OrdenSgciftlicher habe ihn damals besucht, ihm schriftliche Auszeichnungen übergeben und in ihm die Hoffnung erweckt, den Friede» zwischen Staat und Kirche herbei» »ihre» zu können. Ei'.nge Monaic daraus wurde der OrdenSaeistlichc »ichl etwa rxeonnnniucirt, sondern rnliernt. Ter Fehler liege nicht ganz am Vnillan, der blos das Unrecht begehe, vle Herstellung der weltlichen Macht des PaptteS »och für möglich »u halten und zu dossrn, in gewissen Fällen die Sympatbicen der Mächte ftie die Wiederherstellung der von dein civtlisiftrn Europa veciirtheillen weltlichen Macki des Papstes zu erlangen. (Allgemeine lebhafte Zustimmung.) Roisi möge nickt Hussen, so gute Bedingungen cnier Veriöhnnng zu erlangen: sie würde wahrscheinlich eine unseren Freiheiten und Interessen entgegengeietzte Wirkung Hervorrufen. (Beifall.) Der Papst betete längere Zeit am 29. Juni Abends im St. PeterSdoine in der St. Peter- und Paulkrypta bel der Statue PlNS VlI. — „Fanfulla" meldet mit Vorbehalt, der Papst habe sich Ende Juni z» »einer Umgebung geäußert, es werde von den Um ständen abbängc», od der Statthalter Christi eines Tages ge zwungen sein wird, den alten, von der Vorsehung ihm bestimmten Sitz ft, verlassen. In »einer Allokution erinnert der Papst an leinen bereits Osten, erhobenen Protest gegen das Gwrdano Bruno-Denkmal. Er habe die Kardinäir zu einem anherordeiitlichen Konsistorium berufen, um seine Jndignaliv» guszndrückcn. Nach der Einnahme Rains durch die Italiener habe dir Religion und der päpstliche Stuhl eine lange Reihe von Bkrunallmpiunaen erlitten. Die Sekten setzten ihre gewaltsamen Angriffe fort, um die Kirche zu stürzen. Als Gipfelpunkt ihrer Angiiffe hätten sie einen hoben Festtag gewühlt, um einen Denkstein als Zeichen des Krieges geacn die katholischen Institutionen miiznrichten. Sie wollten eine» Rebellen gegen die Kirche, einen Pantheisten und Maierialistcn ehre» und berieten des halb die Städte Italiens, um neuen Haß gegen das Pontifikat zu entfachen. Nom habe die Menge geichcn, welche Fahnen und Ab zeichen trug, die revolutionäre Te oenzen, nicht blos gegen dieReli- gion, sondem auch gegen die allgemeinen Grnndiätze der Ordnung bekundeten. Ihre Rede» hätten ohne Scheu heilige Dinge a»ae- ariffen und eine falsche, der bnigcllichcn Ordnung und de» christ lichen Gnindsätzcn zuwiderlaufende Ftcchcii vcrhcirlicht. Die Regie rung hätte bieic Angriffe offen verbreit» ! und gelöchert. Es schmerze lh». sage» zu müsse», daß in der Sludt, l» welche Gott de» Wohn sitz seines Statthalters verlegt habe, Ketzerei und Jrrtbümer durch rin Denkmal verherrlicht wurde» seien. Der Papst verkündige diese unwürdige Thalsachc der ganze» katholischen Welt. Sic zeige, daß Diejenigen, welche dem Papst die weltliche Herrschaft entrissen hätte» auch jetzt den katholischen Glauben auSwtteil wollten. (I) Die E'-'-n. mit denen sie den Papst zu umgeben behaupteten, bcrwmi- den Krieg gegen da- Pontifikat durch dl« Erregung feindlicher Leidenschaften ES sei zu besorgen, dab diele Leldenichasteu nicht immer in gewisse Schranken eingedämmt werden könnten. Trotz seine« hohen Alte«- werde er den Kamps kortsetzen und ermahne vor Allem dcw italtenlfche Episkopat. in der Vertheidignna de- Glaubet kortzutahren und da- Volk über diese Thatsache autzuklären. Dir Römer möchten die Grütze Rom- und der kirchlichen Arra gedenken und in Anbänglichkelt an den päpstlichen Stuhl beharren. — Povolo Romano" hält es für nicht unwahrlchrinltch. daß da- Konsistorium durch die Erklärungen CriSpi'S — am letzten Freitag — betreffs einer Versühnung Italien- mit dem Papste veranlaßt fei. — Während de- ganzen TagcS herrschte an der Börse eine lebhafte Beunruhigung, welche durch Gerüchte einer bevorstehenden Abreise des Papste« hrrvorgrrufen wurde. lieber die von dem Soldaten rlneS Bersaalieri-Bataillon- Borelli verübte Unthat werden noch nachstehende Einzelnbeiten ge meldet : Borelli war aus dem Marsche einige hundert Meter zu rückgeblieben. Hinter einem Baun, versteckt, gab er auf den Nach trab der Colonne «2 Schüsse ab, darunter 24 ohne Unterbrechung. Borelli, welcher dem Jahrgang 1888 angehörte, hatte Taubheit simulirt, um dem Militärdienste zu entgehen. DaS Bataillon, aus welche« er schoß, war nicht da« seine. Major Banino, welcher sich Borelli mit dem Säbel entaegengestürzt hatte und hierbei von einer Kugel de« rasenden Soldaten getroffen wurde, ist seinen Wnnden bereits erlegen. Außerdem wurde» ein Korporal und ein Mann, ein Civlllst, eine Frau und zwei Kinder schwer verwundet. Die italienischen Fischer Gebrüder Scalabrino führten bei dem Italienischen Konsul iu Tunis Beschwerde, daß ihre Barke, welche die italienische Flagge führte, von »uncsiichen Zollwächier» über fallen, ihre Ladung nach Herablaffen der Flagge weggenoinme» sei und die Zvllwächtrr gesagt hätten, baß sie die Flagge selbst zer reißen könnten. Auf dir Reklamation des italienftchen Konsuls vcr- anlaßte der tunesische Minister des Acußcren eine Untersuchung des Zwischenfalls, welche ergab, daß die Barke sich am Sttandebefunden, wo sie als Magazin diente, unv daß die Zollwächter bei der Durch suchung derselben Salz beschlagnahmten, wir sie dieses auch in irgend einem Gewölbe oder Laden getban haben würden, da Salz ein Monapolaegensiand sei. Der Minister des Aeußeren ordnete eine spezielle Untersuchung an, ob die Flagge thalsächlich insultirt worden sei. Spanien. Die Königin Maria Christine hat am Donnerstag eine Auffahrt mit einem Luftballon unternommen. Sie erschien unerwartet bei den Hebungen, die Genietruppen im Park van Caia- Eampo mit einem Luftballon Vornahmen, und gab ihrem Wunsche Anödruck, eine Auffahrt zu machen. Unter dein Jubel der Sol daten und der Zuschauer stieg darauf der Ballon, in dem die Königin Platz genommen, bis zur Höhe von 350 Meter. Portugal. Das englische Kabinet beschloß ein weiteres Kriegsschiff nach der Delagonbai zu entsenden. E>» in Durban Natio- nirtks Kanonenboot erhielt Beicht, sofort dahin abzugehen, aber nur im ernsten Nothfalle Mannschaften zu landen. Die britische Regierung bemüht sich, einen Aufschub der geplanten Versteigerung der Eisenbahn zu erlangen. Aus Lissabon verlautet, die portu giesische Regierung würbe sich nicht weigern, die Angelegenheit einem Schieasgeiicht zu unterbreiten, wen» die Gesellschaft der Delaaoabai-Elsenbahn dies vorichlägt. Belgien. Das Organ der Belgischen Sozialistenparlel ver öffentlich! eine gerade mit Rücksicht au! die letzten ArbeitSaus- stände wichtige Nachricht: die bevorstehende Gründung eines Inter, nationalen Beiginannsbnndcs, welchem die Bergleute Deulschlands, Frankreichs, Belgiens, Englands, und wahrscheinlich auch Oester rrichs. beilreten sollen. Der Bund soll von Sozialdemokraten geleitet werden und den Zweck verfolgen, durch die Androhung und Ausführung eines gleichzeitigen allgemeinen Ausstandes die For derungen der Bergleute durchzusetzen. Wie es heißt, wird die Gründung dcS Bcraiiiannsbunües et»«» der Hauptpsogrammpunkte des In> künftigen Monat zu Paris stattfindenden rntcriiatioiialen Sozialistenkongressr« bilden. England. In Folge der eisernen Strenge, mit welcher dir Regierung die irischen Ausnahmegesetze zur Durchführung bringt, ist es in Irland wieder zu einem sehr ernsten Zusammenstoß zwischen Bevölkerung und Polizei gekommen, wobei viel Blut floß und ein Abgeordneter verwundet wurde. Ter Abgeordnete William O'Brien wurde in Cork verhaftet wegen Betheiligung a» einem behördlich verbotene» Päcbiermcettng in Clonulilty unweit Cork. Er wider setzte sich der Verhaftung, woraus die Polizei mit Knütteln drcin- schlug, wodurch viele Personen verletzt wurde», darunter der Abge ordnete Patrick O'Brien. Abends wurde O'Brien unter starker Militär-Eskorte nach dem Bahnhoi gebracht, um »ach Elonnei iii's Geftingniß gefühlt zu werden. Auf der Reise dahin versuchte aus der -Station Cbacleyville eine große Bolsmenge, die sich auf dem Perron eingefunden hatte, O'Brien gewaltsam zu befreien. Die den Gefangenen begleitenden Schutzleute feuerte», wodurch zwei Personen verwundet wurden. Im Oberhaus erklärte der Premier Lord Salisbury, die Re gierung sandte, uni jeder Zufälligkeit (?) vorzubengen, 3 Kriegs- Wffe nach der Dclagoa-Bm. welche stark genug seien, um jeder Schwierigkeit zu begegnen. Die Handlung Portugals sei anmaßend und semes Erachtens ungerecht. Die englische Regierung werde sicherlich auf Vernnlivormcbkeit der portugiesischen Regierung für die Verluste der britischen Kapitalisten bestehen. Er könne weitere Elkiärungen erst dann abgeben, wenn alle Beweiie vorlägen. Im Unterhaus erklärte der Ünteiftaatssekrelär Fergusso», die portu giesische Regie,una »'ei benachrichtigt worden, daß dieielbe für alle Verluste, die den britischen Untertbanen auS der Annullirung der Konzession der Delagva-Eiienbahn erwachse», verantwortlich werde schalten werden. Die aus der neuesten Aktion der portugiesischen Regierung entstandenen rechtlichen Fragen seien jetzt unter Er wägung. Die »ür die Sicherheit der britische» Bewohner für alle Eventualitäten erforderlichen Maßregeln seien getroffen, icdoch gäben die neuesten Nachrichten zu der Hoffnung Anlaß, daß eine Intervention zum Schutze der britischen Unterthanen nicht noth- wendig sei. Die Moraenblätter sind noch gewaltig ansgeregt über die Vor gänge i» dr> Delagoa-Bay. Die „Morning-Post^ sonst inaßvoll, nennt Portugal eine halbeivilisirte, wortbriichigc Macht,- als wlcke müsse sie gemaßregelt weiden. „Daily Ebronicle" verlangt die Besitzergreifung der Dclagva-Bai durch die Engländer. „Daily News" ist ruhigerEnglnnv wu»sche k>i»c» Krieg z»m Schutze der BondbolderS. Es verlautet, die Befehlshaber der englischen Kriegs schiffe feien instruirt, nur im äußersten Falle Blaujacken in der Delaaoa-Bai zu lanven. Tie 73 schiffe der britischen Marine, welche am 3. August vom Kaiser Wilhelm besichtigt werden, sollen in 7 Linien aus gestellt werden. Die erste Linie mit den Flaggenschiffen „Rodney" und „Herkules" wird aus 29 Schiffen bestehe», die zweite, in welcher die Admiralsflagge auf den, „North,linberiand" und dein „Anion" lvehen wirk», aus 10 Schiffe». Die Torpedoboote sind übrigens bei der oben angegebenen Zahl nicht mitacrechnct. Der Schah von Persien ist aut der Könlgl. Uact:! „Viktoria und Albert" in Gravesend eingetroffen und wurde daselbst vom Piinzen von Wales nebst dessen Söhnen nnd dem Großfürsten Georg von Rußland empsanaen. Sodann begaben sich die Fürst lichkeiten auf das speziell gecharterte, großartig anSgestattete Dampf schiff „Duke oi Ebinvura", weiches die Themse binauffuhr und bei Äestlninstcr landete. An s Land gestiegen, begab er sich, von, Publikum lebhaft begrüßt, im Wagen unter einer EhreneSkorte nach Buckingham Palace. Ein ui Cardiff ausaebrochcner Streik der Pferdebahnlutscher nimmt eine bedrohliche Ausdehnung a». Morgens zerbrachen die Streikenden die Fenster der Pterdebahnwaaen u»d griffen die Jn- "en mit Steinen an, I» Ädamstown. einer Vorstadt von Car- -tangenrisen u. l. W.. find geplant und dürften demnächst ver wirklicht werden. Hierher gehört auch eine Anzahl von Gesetz entwürfen. welche in Vorbereitung und ihrem Abschlüsse nahe sei» dürsten: vor Allem ein Gesetz über Ausschließung ausländischer Gesellschaften von der Uebrrnabme von Rückver„cherunarn in Rußland, sowie ferner ein Gesetz über die Beschränkung der fremden Schifffahrt zwischen an russischen Meeren liegenden Häsen. End lich wird zwischen den maßgebenden Behörden schon seit einiger Zeit in dem Sinne verhandelt, daß die Einfuhrfrachtsätze auf den russischen Eisenbahnen so gestaltet werden, Laß dadurch die Zufuhr fremder Maaren thunlichst erschwert wild." Dazu bemerkt daS rheinisch« Blatt: „Die Hauptsache ist »ui, dich die braven deutschen Finanzhcrren und vaS gutmüthtge deutsche Publikum tapfer iort- sahren, aus eigene Kosten die russische Fstiaiizivictbichaft zu heben; umso weniger fühlbar werden dann diese fortgesetzten wirihschast- für die Zukunft des russischen Handel- lichen Abschlubinaßregtln und Gewerbes werden." Anläßlich der Salbung Journal de st. Petcrsboura" des serbischen Königs bemerkt das Rußland hege ein zu lebhaftes In teresse an de» Geschicken Serbiens, um nicht der Regierung de- jungen Fürsten von Herzen Glück und Gedeihen zu wünschen. Serbien- Die Nachrichten über angebliche Unruhen in Novi- bazac sind durchaus unrichtig. Es herrscht in der ganzen Provinz absolute Ruhe. König Alexander empfing in Kraljewo eine Deputation der sämmtlichen 22 Bezirke des Landes. Der Führer der Deputirten hielt eine begeisterte Rede auf den König. Nachmittags traf der russische Gesandte Persiani ein und begab sich sotvrt zum Könige. Ein KablnctS-Cvurier des Zaren traf in Belgrad ein, um dem russiichen Gesandten Persiani die Botschaft zu ubcrbrlngcn, sofort als Repräsentant des Zaren z»ir SalbungSieier deS Köntgsknaben im Kloster Zitichc abzureisen. Persiani wird sich mittelst separat- zuges dorthin begeben. Dem diplomatischen Kochs gingen keinerlei Einladungen zu der Feier zu, und der spontane und demonstrative Entschluß des Zaren ruft daher »ichl geringes Aussehen in diplo matischen Kreisen, andcrerleiis die freudigste Erregung in den ser bischen Circles hervor. Persiani überlmngt deni König Alexander rin eigenhändiges Schreiben des Zaren und, wie verlautet, auch die Insignien zum Großkreuz des Annenordens. — Die serbische Regierung beorderte eine Abtheiluna Gardereiler an den Bahnhof von Kragujevatz, welche dem russischen Gesandten bis zum Kloster Zitsche das Ehrengeleit geben »ollen. Mehrere Großmächte sind entschlossen, diesen russischen Coup derart abzuschwächc», daß ihren respektive» Vertretern an» Scrbenhof gleichfalls Ordre zur Abreise nach Zusche gegeben werden soll. Westi«dien. Von der Insel Curagao kommen haarsträubende Berichte über dle daselbst herrschende Hungersnoth. Es hat auf der Insel nunmehr seit 15 Monaten nicht mehr geregnet, und eS wird noch bis Oktober dauern, ehe der übliche Jahresregrn fallen wird, wenn ec nicht wie im vorigen Jahr überhaupt uuSbleibt. Berge und Felder sind mit einer Schicht grauen Staube- bedeckt, das wenige Grün, das man hier und da sieht, wird von einem Glühwinde versengt. Tausende Stücke Vieh sind dem Hunger erlegen, und bäufig kan» man beobachten, wie die Esel da- hatb- vcriaulte Stroh an den Dächern der Negcrhüuser gierig verzehren. Jmolge dieser langen Trockenheit ist die Ernte durchaus vernichtet worden; der im März 1888 geeinte und wie die ausgehungerte B» zum nächsten März übcrslehen Privatmohltbätigkrit dargebrachten Opfer ein Räthscl. Die Arbeit aus de» Pflanzungen steht vollständig still, da der harte, auS« getrocknete Boden dock nicht von dem kraftlose» Zugvieh bearbeitet werde» kann. Viele Arbeiter sind nach Venezuela gegangen, um daselbst Arbeit und Verdienst zu finden, haben aber Frauen und Kinder im gräßlichsten Elend zurückgelaffen. Infolge des Mangels an der nöthigsten Nahrung herrscht unter der Bevölkerung der Skorbut, der bereits zahlreiche Opfer gefordert hat und sich mit der Zunahme der Noth stets weiter verbreitet. Mil hohlen Augen, entzündetem Zahnlleikch und geschwollenen Beinen liegen die Opfer der Krankheit in ihren elenden Hütten, sind kaum mehr tm Stande, sich zu bewegen, und erwarten den Tod als willkommenen Erlöser. nyerr in o>e rLrnre ourcynus oernicyrel geemteie Mais Ist vollständlg verzehrt, Bevölkerung noch die lange Zeit bit hen wird, ist trotz aller seitens der VM, versuchten die Streikenden die Pkcrdebadnwagen zur Ent gleisung zu bringen. In der Stadt herrscht große Aufregung Wie verluutet, ist die Londoner Polizei in den Besitz von Be weisen gelangt, daß die Frauensperson, deren Leichnam jüngst in der Themse glsuudeil wurde, ein Opfer de« Frauenmörders von Whitechapel war. Von der Person des Attentäters hat man aber noch immer keine Spur. Bei den Schießübungen der Artillerie-Freiwilligen von Kcnt platzte i» Sbecrnetz eine 40 Ptünkcr-Kaiwnc etwa 30 Zoll vor der Mündung. Drei Kanoniere wurden verwundet, einer lebrnsgesähr- lieh. Das Geschütz stammt ans dem Jahre 1862. Rustland. Zilm Kapitel des wirihsch-isiiichen Krieges Ruß lands gegen das Denlsche Reich wird der „Köln. Zig." a»S Peters burg getchriebe»: „Die ruisiichc Regierung hält den Zeitpunkt wicdeium tür gekommen, die Erhöhung der Zollschranken gegen das Ausland, insbesondere gegen Deutschland, zu verwirkliche». Ei» Theil der Zollerböhungen ist bereits beichlossc» und velöffeiit- licht. sic betreffen Wolle in jedem Zustande, roh, ungcsponncn, gekämmt, gewonnen, gezwirnt, ungetärbt oder gefärbt, ferne» Pulver »nd Dynamit. Stärke. Reis. Wachs. Malmorblöcke und Marmor- Kun,t und Wissenschaft. -f- Die seit gestern eröfsnete Ausstellung mehrerer größerer und kleinerer neuer Originalgemälde von Pros. Gust. Graef (König-Johannslraße 12) wird jeden Kunstkenner und Kunstfreund anziehen, denn Graes ist ein wirklich bedeutender, phantauereich schaffender Maler, dessen Werke nicht, ivie so häufig behauptet wird, er»l seit seinem bekannten bekiageiiswcrlhcn und zugleich pikanten Prozeß Ansehen und Rus erlangt haben. Lange vor dem Prozeß hatten Gcniälde Äraess dessen hervorragendes Talent zur Genüge dargcthan, es »eien da nur erwähnt: „Die Darbringung frei williger Gaben im Jahre 1813", „Der Auszug Freiwilliger 18l3", „Ei» iitthauliches Brautpaar" :c. Hier haben wir diÄmal vor uns : das vielbesprochene „Ein Märchen" in seiner von dem Meister vorgciiommcnen künstlerischen Umgestaltnag, „Die verfolgte Phan tasie" (1888), „Die vier Cle.-nenic" (188687), zwei „Kaiserapothcosen" und „WitingcrS Ende" (erst st, diesem Jahre vollendet). Das Märchen" wurde bereits vor 2 Jahren hier besprochen. In seiner Äejainniiheit ist es gegen daö sriiherc Bild das gleiche geblieben; die Umstellung des KöiperS von dem rechten aui das linke Bein ändert an sich an der Sache nur Uiiwcsciftlichcö, der graziös schlanke Leib »nd die ln lieblichen Linien stritte Haltung ist vielleicht noch etwas leichter geworden, aber im Ganzen finden wir das erstge malte Bild vollständig wieder. Der Fleischton hat eine besondere Zartheit und Wärme, obschon die blendende Zarihcit des Jncarnals wie bet der „Fettete" nicht wieder erreicht wurde. „Die verfolgte Phantasie" ist, abgesehen von der wirklich phantasievolleii Erfin dung. ein in doppeltem Sinne, im rein künstle,ischen und ini per sönlichen. besondcis intcressirendeö Werk. Ist cs doch gleichsam die Antwort aus die malerische Phantasie vor de» Gcrichlsschranken gewordene Behandlung. In jugeildschöiicr, weiblicher Gestalt ist die „Phantasie personisicirt. sie schwebt mit aufwärts gewandtem Gesicht, leuchtenden Blickes und mit auSgcbrettetcn Armen auf wärts durch den Aether, eine Menge zurücklassend, aus deren Mitte ihr noch die Ketten drohend nachgeschwungen werden, mit denen sie gefesselt war, und die Steine und den Schmutz tief unter sich lassend, mir denen man die „Befreite" zu beweisen versucht. Auch ditws Bild ist trefflich gemalt, wenn »ich auch gegen Einzelheiten kleine Bedenken erheben lassen würden. Doch glelchviel, Gedanke und Darstellung zeugen sür den echten Künstler. Die Allegori- sirnng der „Bier Elemente" in Frauenköpfen darf zu dem Charakte ristischsten gezählt werden, was au» diesem Gebiete geschaffen wurde und gerade hier tritt die Materie in besonderer Kraft aus. Ein in der Conception großartiges Bild ist „Des Wikingers Ende"; die Rnmanlik des sagenhaften kühnen normannischen Scciabrerthuins kommt erschütternd zur» Ausdruck. Eni Wikinger ringt in den hoch aufthürmcilden Mcereswogen »nt dem Tod. Er klammert sich mit letzter Kraft an eine» Fetsblock, wahrend sich »och halb im Wasser vc,hüllt, eine Mccrjungklau um leinen Leib schiuiat und ihn als ersehnte Beute hinabziebt ln das kalte Grab; die Woge, die Beide verschlingen soll, braust schon heran. Auch hier ist AüeS von künstlerilch kühnem Schwünge getragen und markig und in breiter Manier ansgeftibrt, aber immer scrnbicibrnd von allzu derbem Naturalismus. Die beiden Kaiser-Apotheosen sind nur skizzenhaft behandelt, aber auch hier gelangt phantasiereichc künstlerische Em pfindung zu »ehr gewinnendem Ausdruck. — so bietet die Aus stellung des sinnig und knustlcriich Schönen viel nnd verdient daher die gllicitigsle Beachtung, wenn sich auch gegen Dies und Jenes etwas einivendcn lassen ivird, wenn man eingehender in den Stoff eindringen will. Neben den Graef'lchen Gemälden sind auch zwei reizende Mönchsbllder von Max Scholz vorhanden. 0. L -j- Franziska Ellmenreich hat sich dem „Berliner Theater" verpflichtet. s- Der schwedische Studenten chor aus Lund hat sn seinem ersten Berliner Concert im Garten der Philharmonie sehr gefallen. Die jungen Herren, 32 an der Zahl, habe» sehr an genehme Stimmen, singen sehr korrekt, mtt sehr schönem Piano. -s- Die schlesischen Musikseste sollen künftig all« zwei Jahre in Görlitz stattfinden, falls nicht aus einer anderen schlesi schen Stadl oaS Ersuchen gestellt wird, in ihr das Musikscst zu veranstalten, unter gleichzeitiger llebernahmc der Verpflichtung, em nach Größe und Akustik geeignetes Lokal zur freien Bersllgung zu stelle». Du diese Verpflichtung kaum übernoniiiicu werden dürfte, wird wohl Görlitz in der nächsten Zeit die einzige Musik- scststadt bleiben. -s- Im Caiialctlosaalc auf der Brühl'schen Terroffc werden am Donnerstag den 4. bis mft Sonntag den 7. Juli, läglich von II bis 6 Uhr, drei vom Maler Leonhard Gey hier ausgefüorte und fü« die Aula deS Realgymnasiums in Chemnitz bestimmte Wandge mälde zur unentgeltlichen Besichtigung ausgestellt fei»
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