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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-04-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187604267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-04
- Tag1876-04-26
- Monat1876-04
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1876
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IN«. Zcchsle Seilage j»m Lchjigcr Tagcdlall und Änzeign. M 117? Mittwoch den 26. April. — Nach der vom Reich« Eisendahramt ver öffentlichten NaLwersung der Betrieb-ergcb- nisse der Eisenbahnen De» tschland« («xcl Bayern«) i« Monat März d I stellt sich a»s den 53 Bahnen, welche in dem Zeitraum vom I. Januar 1875 bi« Ende März 1876 im Be triebe standen: Die Einnahme an« allen Ber- kthrkzwrigen i« Monat März d I. bei 34 Bah ren höher, bei 49 Bahnen geringer, al« in dem leiben Monat de« Borjahre« »rd die Einnahme pro Kilometer im Monat März d, I bei 1 Bahn unverändert, bei 25 Bahnen höher, bei 57 Bah nen (dar»ntrr 19 Bahnen mit vermehrter Be- trreb-länge) geringer al« in demselben Monat de- Vorjahre«; die Einnahme a»« allen Verkehrs zweigen bi« Ende März d. I. bei 48 Bohnen döher, bei 35 Bahnen geringer, al« in demselben Zeitraum de« Vorjahre« und die Einnahme pro Kilometer bi« Ende März d. I. bei 41 Bahnen höher, bei 42 Bahnen (darunter 15 Bahnen mit vermehrter BetririSlänge) geringer, al« in dem selben Zeitraum de« Vorjahre«. — Bei den unter Gtaat«v;rwalt»ng stehenden Privatbahner — (einschließlich der Annaberg - Weiperter und Chemn tz-Würschnitzer Eisenbahn) — beträgt Ende März d I. da« gesammte corcessionirte Anlage- copital 1,032.163,800 und die Länge der jenigen Strecken, für welche diese« Lepital be stimmt ist, 3754.01 Kilometer, so daß aus je 1 Kilometer 274,950 entfallen Bei den unter Privatverwaltung stehei den Privateisenbahnen (ausschließlich der Uelzen-Langer, deler und Peine- Jlseder Eisenbahn) beträgt da» gesammte con« cesfionirte Anlagekapital 3.223.818,856 und die Länge derjenigen Strecken, für welche diese« Capital bestimmt ist, 18,218,18 Kilometer, so daß aus je 1 Kilometer 243.895 -A kommen. — Berlin - Anhaltische Bahn. Inder fiattgehabten Sitzung de« Verwalt»ng«rathe« ist nach der „B. B-Z" beschlossen worden, die aus die Verhandlungen mit der Berlin-Dresdner Bahn bezügliche Tagesordnung der außerordentlichen General-Versammlung vom 28. d. M einfach zu streichen. E« wird also über diesen Gegenstand weder ein Bericht erstattet werden, noch irgend eme Mittheilung erfolgen, welche etwa für die nunmehr beabsichtigten Verhandlungen der Berlin- DreSdrer Bahn mit der preußischen Stast«- regierung irgend einen Anhaltspunkt bieten könnte. Nur weil auf die Tagesordnung der au-geschriebenen außerordentlichen General-Vrr- sammlurg auch der Antrag eine« Actionair« betreff« Statutenänderung gesetzt ist, konnte man die General-Versammlung selbst nicht vollständig ausheben; sie ist definitiv aufgehoben, soweit sie sich aus eine Beschlußfassung oder Mittheilungen über die Verhandlungen mit der Berlin-Dresdner Bahn bezieht. — Berliner Biehmarkt - Actien - Ge fells Last. Die Gesammt-Einuahwe beziffert nid laut Veröffentlichung aus 290,293 wäh rend der etatmäßige Voranschlag auf 279,553 ^ angesttzr war; e« ist also diesem Etat gegenüber eine Mehreinnc-hme von 10,740 ^ erzielt worden. Die Einnahmen pro I. Quartal 1876 haben sich, den gehegten Erwartungen, entsprechend, wiederum sehr günstig gestaltet, und zwar ergaben dieselben eme Mehreinnahme von 16,693 gegen da« gleiche Quartal 1875. E« ist die» al« der beste Beweis für die gedeihliche Entwickelung diese« Unternehmen« anzusehen, insbesondere i» An- betracht der nicht zu unterschätzenden so un günstigen allgemeinen Verhältnisse, ohne welche die Resultate gewiß sich roch wesentlich günstiger gestaltet hätten — In der Generalversammlung derMärkisch- Posrner Eisenbahn ist nicht blo« die Dividende und dir Reihenfolge der Dividendenzahlung an die Stammpriorilätrn gemäß dem Beschlüsse de« ReichSoberhavdel«gericht« geordnet worden, sondern e« hat auch ein sehr lebhafter Kampf bei dev Wahlen für den AufsichtSrath sich entspannen, der für dev Uneingeweihten unverständlich ist E« bandelt sich hierbei nicht blo« um Personen fragen, sondern um Dinge, die darüber «eit hinausreichen, aber durch die Entscheiduug über die Personeu- srage selbst ihre Erledigung finden. Schon lange eh« die Idee von Reichsbahnen austrLt, hatte sich eine Strömung unter meistbetheiligten Actio- nairen kundgegrben, welche aus den Plan eine« Verkauf« der Bahn an die StaatSregierung hin- zrrlte, und e« scheint al« habe man an geeigneter Stelle sich nicht abgeneigt gezeigt, auf derartige Verhandlungen rinzuaehrn. Dies « Project fand »vdtß bei den A»ssicht«rath«mitglirdern entschie dene Opposition, »nd diese Oppofitou, unter stützt von der Berliner DiScovtogesellschast, er langte durch dir Wiederwahl der alten Aufsicht«. rcthSmitglieder dev Sieg — Für die Stamm- prioritätSinhab« liegt offenbar nicht der ge ringste Grund vor, ihre Bahn abzutreten; den Stammactiovairen würde aber der Staat gewiß nicht« schenken; sre lich werden fie vocd lange wart«» müssen bi« ihnen eine Dividende zu Theil m»rd, und e« läßt sich daher denken, daß fie gern eine Spekulation aus Kesten der Steuerzahler machen möchten — Halle Sorau-Gubener Eisenbahn, vor de« Berliner Kamwergericht wurde am Montag iu 2. Instanz der Prociß der Halle- Sorau-Gubener Eisevbahngesellschaft gegen die Preußische Bankanstalt Henkel Lange wegen nochmaliger Zahlung de* von dem Ren- deute« Piltz bei letzterer sür Rechnung der Bahn erhoberen »nd von ihm nnterschlagene» Betröge« von 274.738 -E verhandelt. Ja erster Instanz war die Bank zur nochmaligen Zahlung ver- vrtheilt worden, weil die Quittung de- Piltz formell nicht richtig war. In der Appellation«. Instanz suchte der Rechtsanwalt Winterseldt die« Urtheil zu bekämpfen, während die Interessen der genannten Eisenbahn durch den ReichStagSabge- ordneten W ö l f f e l vertreten wurden »nd derselbe nachwie«, daß die Zahlung seiten« der Bank nur gegen vorschriftsmäßige Quittung hätte erfolgen dürfen. Da« Kammergericht trat dieser Ar sicht bei und vrrurthrilte wie der erste Richter die Bank zur Zahlung der 274,738 nebst Verzux«zinsen und Tragung ver Prcceßkosten — Gößnitz-Gera. Der „Ronneburger An zeiger" brachte vor einigen Tagen folgende Notiz: „Die BetrietSergebnisse der Eisenbahn Gößnitz- Gera fird im Jahre 1875 derartig gürstig ge wesen, daß die Brrthrilung einer sünsprocentigen Dividende von den GesellschastSorganrn der nächsten Grneralversammlung den Actionairen vorgeschlagen werden wird." Die „Alt. Ztg." ft nun officiell ermächtigt, zu versichern, daß da« Schlußergebniß der vorjährigen Betriebs- rechnung der gedachten Bahn noch nicht vor- liegt, m thin sich augenblicklich die Hdhe der von den GcsrüschasiSorganen der Generalversammlung vorzuschlagen cn Dividende auf 1875 noch gar nicht bestimmen läßt. * Breslau, 24. April. Die heute staitgehabte ordentliche Generalversammlung der Actionaire der BreSlauer Dikcontobank, Frieden thal L Co., genehmigte die Bilanz, sowie die Bertheilung einer Dividende von 2 Prrc. und wählte in den AufsichtSrath die Herren Handels kammer. Präsident Friedenthal, sowie Bankier« Schott'änder, Necken und Schreib'»' wieder — Man schreibt der „Nat.Ztg .iu- Witten- berg, 23. April: Gestern wurde in der Nähe unserer Stadt da« Kabel der neuen Tele graphenlinie Halle-Berlin durch die Elbe gelegt. Da« quer durch da« Strombett gehende Kabelstück ist etwa 4 Centimeter dick und bat eine etwa« stärkere Guttaperchahülle al« die Kabelthrile, welche in die Erde eingebettet werden. Die Durchlepung de« Kabel« durch den Strom war mit besonderen Schwierigkeiten verbunden. Die der Srttensch'ffsahrt dienende Kette mußte gehoben werden, um da« K.bei unter ihr wegzu- sühren. Gegen Beschädigungen ton dieser Kette wird da ff-Ibe außer durch seine Guttaperch ahü lle noch durch eiserne Muffen geschützt, welche einen soliden Panzer bilden Zur Zeit find bereit« etwa 8 Meilen der 22 Meilen langen Linie fertig gestellt. Die Fabrik Felten-Guilleaume in Köln, welcher die Herstellung de« Kabel« übertragen worden ist, liefert die Kabelthrile in Längen von 800 Metern so regelmäßig, daß die Arbeiten keine Unterbrechung erfahren. Die Einfügung de« durch den Strom gelegten KadelflückS in da» Kabel dürfte voraussichtlich vor Anfang Mai nicht erfolgen können, da erst dana die Arbeiter- colonne bi« an unsere Stadt herangerückt sein wird. — Cassenscheine de» FiirstenthumS Reuß j L. Da« fürstliche Ministerium in Gera erläßt folgende Bekanntmachung: Mit Bezug nahme auf unsere Bekanntmachungen vom 3. Januar und 15. März d. I. bringen wir hier durch wiederholt in Erinnerung, daß sür diejeni gen aus Grund der Gesetz- vom 7. Januar 1880 und vom 4. Jul: 1870 auSgegebenen Cass-n- scheine de« Fürstentum« Re,ß j L-, welche br» Ende Juni 1876 bei der Fürstlichen HauptftaatS- cafse Heer oder bei den Fürstlichen Bezirk-steucr- einnahmen in Schleiz »nd Eber«dorf zur Einlö sung präsentirt werden, noch Ersatz geleistet wird, daß aber die bi« dahin nicht eivgrlösten Stück: mit dem 1. Juli 1 878 völlig werthlo« bleiben und hiergegen auch eine Berufung auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nicht stattfindet. Gera, am 18. April 1876 — Chemische Fabrik zu Heinrichsball, Actiengesellscheft. Die am 20 d. M. ststt-rhabtr General-Versammluna hat die Bertheilung einer Dividende von 7 Proc für da« Geschäftsjahr 1815 genehmigt Dieselbe kann sogleich kirr bei der Geraer Bank erhoben werden. (Bergl. Inserat.) — Auf den Kohlenzechen der Ge Isen kirch euer Bergwerk«. Actien-Gesellschaft wurden im Monat März 1,020.392 Eentner Steinkohlen gefördert, der Ueberschuß sür diesen Monat be trug 175 762 Hiernach beläuft sich d e Ge- sammtsörderung in den drei ersten Monaten diese« Jahre« aus 2.937,294 Centner mit einem Ueber- sckuß von 474,693 >4 * Wien, 24 April Nach einer Meldung der „Pnsse" wird sich der Direktor der Credit, anstatt, Wolfs, nach London begeben Diese Reife wird mit den Verhandlungen wegen der Euission der ungarische Rer tenan leihe in Zusammenhang gebracht — Der Administration«- ratb de« Bankverein« wird demselben Blatte zufolge aus der demnächst stattfindenden General versammlung die Mitteilung machen, daß die Schuld von 11 Millionen Guloen bereit« an die Boden-Crevitanflalt zurückgezahlt sei. * Wien, 24 April. Der Rechnungsabschluß der Fer v inand«-Nordbahn »«st »ine Ge- fammteinnahme von 22 823.081 fl »nd 9.871.500 fl. Betrieb«a,«lagru ans Nach Verzinsung de« Prioritätencapital« und de« Aktienkapital« bleiben 5 288.204 fl zur D «Position der Generalver sammlunx; im vorigen Jahre belief sich dieser Betrag aus 5,899.594 fl. — Da« an der Börse verbreitet gewesene Gerücht von einer bei der Waarenabtheiluvg der ungarischen Credit- bank vorgrkommenen Defraudation stellt sich nach eingrgangrner Erkundigung als voll ständig unbegründet dar. Wien. 24. April. Weiterer Mitlheilung zu- folge ist von dem Prager Handelsgerichte auch da« von dem Prioritiitencurator der Prag- Duxer Bahn mit der Angl »bar. k und Eonsorten al geschloffene DarlehnSgeschäft genehmigt worden. — Wegen d«S Beschlüsse« der deutschen Rtichrbank, österreichische Effecten von der Lombarvirung a»«zu sch ließen, hat Gras Andraffy, wie dem K. I. auS Wien geschrieben wird, m Berlin Schritte unternommen. Z Ein schlimmes Manöver. Die Vor gänge bei der General-Versammlung der Äaschau-Overberger Bahn sind geeignet, von neuem ein höchst ungünstige« Licht aus die österreichischen Eisenbahn-Verhältnffe zu werfen, und zu zeigen, wie wohl da« Miß trauen begründet ist, welche« man allseitig in Deutschland ihnen enlgegenträgt, den Mißkredit, in welche» österreichische Eisenbahneffecten gerathen sind. Beider Kaschau-Oterberger Bahn sollte der staatlich garavtirte Zin« der Aktien von 5 aus 4 Proc. herabgesetzt werden, in Folge von Ersatz ansprüchen der Bauunternehmer. Die beiden Regierungen (Oesterreich »nd Ungarn) hatten genau die berechtigten Ansprüche sestgrstellt und e« wäre Pflicht der Verwaltung grweseu, sich darnach zu richten. Im Jahre 1873 aber schon hatte der VerwaltungSralh durch Ueberrumpelung die Generalversammlung zur Approbation zu le- wegen vermocht, »nd den Actiorairen bleibt da her höchsten« ein Regreßanspruch an den Ver- waltung-rath übrig. Letzterer sah nun in der Ge- eneralversammlung gegen feine Erwartung sich einer opponirenden Majorität der deutschen Actionaire gezrnübrr, und wußte nicht« bessere« zu thun, al« durch einen befreundeten Actionair den Antrag stellen zu lasten, wegen eine- Formfehler« in dem ZusammenberufungSauSschreiben die Generalver sammlung al- illegal«»!!» ausgehoben zu erklären, trotzdem die« die zweite Einberufung war, da die erste nicht statutarisch vollzählig gewesen. Damit stellt er sich selbst allerdings in ein lächerliche« Licht. Die deutschen Actionaire, welche von weit her gekommen waren, opponirten allerdings, aber der VerwaltungSralh, unterstützt von dem bekannten Agitator Ludwig Gchönburger, welcher sich hier in s-inem wahren Lichte zeigte, erklärte die Versammlung sür aufgehoben, m der Hoff nung, daß die deutschen Actionaire ein andere« Mal nicht die «eite Reise von neuem unternehmen würden, trotzdem diese ihm nicht blo« mit de« Wiederkommen drohten, sondern auch die Tages ordnung für die nächste Generalversammlung be reit« angrmeldet haben. Die Kaschau-Oderberger Bahn hat Ubigen« von beiden Regierungen neuer, ding« 4'/, Millionen Fl. nominal sür Ba«rntschä> digungen und Betriebsmittel erhalte», »nd e« ist unbegreiflich, daß damit die Bahn nicht ihr volle« Au-kommen findet. * Basel, 24. April. Die gestrige Abstimmung de« schweizer Volke« über das eidgenössische Banknotengesetz hat bi« Abend« 9 Uhr 120.000 Stimmen gegen dasselbe, 70,000 Stimmen sür dasselbe ergeben. Die Ablehnung de« Ge setze« scheint den „Baseler Nachrichten" zufolge unzweifelhaft zu sein. Weimarische Lank -a- In dem Vernhardsaale de« Rathhause« zu Weimar wurde am 24. d Mt«, die Generalver sammlung der Actionaire der Weimarischen Bank abgehalten. Die Versammlung war zahlreich be sucht, e« hatten sich 128 Personen, die 8269 Aktien mit 451 Stimmen vertraten, eingefunden «rd da der Saal sich sür diese Anzahl al« zu klein erwies, so kann man sich denken, welche Temperatur sich bildete, abgesehen von der Schwüle, die aus emrm den VerwaltungSralh argehörenden Thrile der Versammlung in Erwartung der Dinge, die da kommen konnten, herrschen mochte Die AuSsolgung der Stimwkarten, welche von 9 Uhr ab statt fand, dehnte sich bi« gegen 11 Uhr au», um welch« Zeit die Versammlung durch den Vor sitzenden de« Verwaltuna«ralhS. Herrn Geh Rath Stichling Excellcnz eröffnet «nd von demselben zu Decret<nren die Herren Rechtsanwalt vr. Robert Keil von Weimar »nd Bankier Severu« Ziegler von Elser.ach ernannt wurden. Bon vorlesen de« Geschäftsbericht« pro 1875 wurde Abstand genommen Bezüglich de« unter 8 erwähnten Antrag« (Wahl eine« RevisionScomilö'«) glaubte der Herr Vorsitzende betonen zu sollen, daß derselbe wohl Zweifel an seiner Zulässigkeit zulaffe. baß er, der VerwaltungSralh, jedoch.nicht beab sichtige, diesem Anträge zu widersprechen, um da durch der Generalversammlung sein Entgegen kommen zu beweisen (wa« übrigen« unstreitig als löblich und angesichts der ziemlich großen Auf- regung der Actionaire al« klug zu bezeichnen ist). Hieraus versuchte der Herr Borfitzend« in eine» längeren Vortrag, der fast dazu angethan schien, im Verein mit der im Saale zunehmenden Schwüle, den Actionairen den Aufenthalt darin zu »erleiden und zu ermüden — den Berwal» tungkrath resp den Vorsitzenden deffelberi in Bezug auf die immensen Verluste dcr Bank rein zu waschen. Er erzählt« zu diese« Zwecke, wie der frühere Direktor der Bank seiner Zeit in eigen mächtiger Weise »nd ohne Wissen und Willen de« Verwaltuugsrath« mit der Berliner Handel« - aesellschast einen Vertrag «egen der bekannten Coasortialbetheiligung an der Muldenthalbahn mit einem Capital von 2.925,000 Thlr. abge schlossen habe, während der Berwalt»ng«rath den Beschluß gefaßt habe, daß die Bank sich an der Finanzirung jene« Unternehmen« nur mit 1 Mill. Thaler betheiligen solle. — Die betreffenden im Jahre 187l verfaßten Schreiben habe der dama lige Direktor und der erste Buchhalter der Bank unterzeichnet, der VerwaltungSralh habe von diesen Vorgängen gar keine Kevntniß gehabt, sondern davon erst durch einen Bericht de« Revisorat« der Bank vom 23. Mai 1873 (also nach mehr al« I V» Jahren !) Mittheilung erhalten. Er habe hierauf da- Revisorat zur Bericht- erstattung aufgefordert, unterm 12. Juli 1573 (!) eiue VerwaltungSrathSsttzung anberaumt «nd in dieser die Ueberschreitung de« damaligen Baak, director« zur Sprache gebracht Klagbar sei der BerwaltungSrath gegen den letzteren wegen seiner Competeuzüdcrschreitung nicht vorgegangen, sondern man bade die Eaution zurückgehalten, da sich der angerichtete Schaden noch gar nicht habe genau beziffern lasse,: *) Nach.einem von zwei Seilen emgebolten Gutachten habe di: Weimarische Bank sich den Verpflichtungen, dte fie durch die Abmachungen ibce« Director« über nommen, nicht entziehen können, ein Versuch, die Berliner HanvelSgesellschast zur Rückgängig machung de« eingegangenen vertrage« zu bewegen, sei ersolglo« geblieben und so habe sich denn der BerwaltungSratb genöthigt grsehrn, mit letzt- genannter Gesellschaft sttner Zeit dahin zu con- trahirrn, daß die Bank 1,925.000 Thlr. sofort zahle, die verbleibende l Million Thaler aber iw Februar 1877 zu entrichten habe. Al« etwa« Komi sche-aber ebenso UeberflÜsfige« dürste e«z» bezeich nen sem, laß d-r Herr Vorsitzende in seinem wei teren Borlra^edarauf hinwie«, daß andere Banken auch Verluste gehabt hätten »nd führte zur Be weisführung eine Reihe von Bankunternehmungen wie Centralbank sür Handel und Industrie, Schaafhausen'schen Bankverein, Rheinische Credit- bavk, Bre»lauer-DiSconto-Bank (Friedenthal) mit Angabe der betr Berlust-Z-ffern auf, wa« einerseits Heiterkeit, andererseits Entrüstung der Versammlung hervorrief. Die Stimmung der Actionaire kennzeichnete sich bei Anführung diese« Bergl.iche« wohl am treffendsten durch die au« der Mitte derselben aufgeworfene Frage: Warum die Gewerbebank Schuster oder der Thüringer Bankverein nicht in die BergleichSlistc ausge nommen worden se? Herr Geheimer Finanzrath Siebold au« Frank furt tadelte in entschiedener Weise da« Vorgehen der Bankorgane, welche nach den Vorschriften der Statuten gar nicht da« Recht gehabt hätten, Consortialgeschäfte und noch dazu in eine« so großen Umfange zu machen »nd verlangte strengste Untersuchung Den Berichten de« B rwaltungS- rathe« habe seit dem sür da« Jahr l87l ver öffentlichten Geschäftsberichte die Hauptsache ge fehlt: Offenheit »nd Klarheit. Und erst heute sei durch die Mitlheilung de« Herrn Vorsitzenden theil weise Etwas geschehen, wa« schon in ausführlicher Weise vor Jahren hätte ge schehen sollen. (Laute« Bravo.) Herr Addocat Täschner au« Freiberg schrieb gleichfalls ganz entschieden die Schuld an den Vorgängen den Berwaltung-rarhe ru: er hätte dte Aussicht über die Direktion zu führen, ohne seine Genehmigung und ohne sein Wissen hätten nnter keinen Umständen Geschäfte abgeschlossen werden dürfen, die von so tiefeinschreitender Wirkung sür die Actionaire der Bank sich ge stalteten. Bei dem Umfange der abgeschlossenen Geschäfte hätte sogar die Genehmigung der Regierung eingeholt werden müssen. Herr Recht«avwalt vr. Keil stimmt dem Vor redner vollkommen bei und nklärt, daß eben wegen der Pflichtverletzungen de« Verwaltung« rathe«, der Antrag aus Wahl einer Revisions kommission gestellt worden sei, welche da« Vor- gehender Verwaltungsorgane nach allen Richtungen hin einer gründlichen Untersuchung zu unter werfen und hiernach dte erforderlichen Mußnahmen zu treffen habe Der Redner führte ferner au«, wie die Weimarische Bank in allen Kreisen große« vertrauen geroß, weil dieselbe unter Aussicht de« Staate« stan» »nd weil der Vor sitzende de« Vc. a>alt»ng«rathe« der Chef der ersten verwaltung«behörden de« Großherzogthum« war ; in den Augen de- reichsten Manne« sowohl, wie in denen de« niedrigsten Dienstmädchen« galt die Weimarische Bank als ein Institut, dem mau unbedingte« Vnctrauen schenken konnte »nd dessen Actien al« eine gute Eapitalanlage betrachtet wurden. Wie konnte e« kommen, hob der Redner besonder« hervor, duß der Verwaltnng-rath resp. sein Borfitzender nicht« von den Handlungen der Direktion erfuhr, wo e« sich doch um so große Summen handelte, warum machte er später nicht Mittheilung von dem Geschehenen, warum schweigen seit 1872 die Grschästßberrchte darüber, obgleich der VerwaltungSralh doch regelmäßig für seine Aussicht Tantieme einstrich? Redner stellte die weitere Frage, warum der BerwaltungSrath nicht sofort eine Generalversammlung anbersumt habe? Da« stimmt oicht mit dem Jahalte der veant- »ortung der Müler'schtn Jnt«rp«lla:>»a tu der Sitzung de« wetmarischrn Laadtag«« v,m 28. Februar d. I. üdnriu.
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