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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-11-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187611230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18761123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18761123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-11
- Tag1876-11-23
- Monat1876-11
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1876
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V717 Politische Mouatochrmik 1876. XI. Mo»at -kove«ber. (Fortsetzung aus Itr. 324.) L. Die Wirren im Orient: Der tür kische Minister de- Aeußern Safvet Pascha Unterzeichnete den von Rußland verlangten achtwöchentlichen Waffen stillstand und das türkische KriegSmini- sterium erläßt an alle Befehlshaber der im Felde siebenden Truppen den Befehl, die Feindseligkeiten sofort ein- 1 »stellen (siehe den 31. Oktober). — Türkische Truppen besetzen die Höhen von Kruzevac, ohne von den Serben erheblichen Widerstand zu finken (siehe den 29. Oktober). — Fürst Nikita von Montenegro entläßt alle gefangenen türkischen Soldaten nach ihrer Heimath, nur die Officiere zurückbehaltend (wohl nur in Folge der Schwierig keit, Montenegro genügend mit Lebensmitteln :c. zu versehen und die Gefangenen mehr oder weniger dem Hunger nicht auSzusetzen) — Sachsen: Veränderungen im Ministerium; der Vorsitzende desselben, der Minister des Aeußern und der Finanzen, Freiherr v. Friesen, scheidet aus dem Cabinet; an dessen Stelle übernimmt der Kriegs- minister. General v Fabrice, den Vorsitz im Ministerium, der Minister de- Innern v. Nostitz- Wallwitz zugleich auch daS Ministerium des Aeußern. und Freiherr v. Könneritz daS Finanz ministerium. it. Die Wirren im Orient: Auch der serbische Minister des Aeußern, Ristic. unterzeichnet im Namen der serbischen Regierung den acht wöchentlichen Waffenstillstand (siebe den I. d. M). — Die Montenegro er heben die Belagerung von Podgorizza in Folge des Waffenstillstandes wieder auf (siehe den 31. Octobcr) und die Türken ver lassen daS am vorhergehenden Tage flüchtig be setzte Deligrad wieder. — Eröffnung der rumä nischen Kammern zu einer außerordentlichen Session. — Deutsches Reich: Mit 216 von 213 Stimmen wird Bürgermeister Forckenbeck um Präsidenten und mit 189 von 217 Stimmen reiherr v. Stauffenberg zum ersten Vicepräsi- denten de- ReichStagS gewählt (beide gehören der nationalliberalen Partei an) 3. Die Wirren im Orient: Unbedeutende Kanonade bei Spuz zwischen den Türken und Montenegrinern, alS vorläufig letzte kriegerische Aktion, da von diesem Tage allseitig der Waffen stillstand in Kraft tritt (und zunächst auch von beiden Theilen im Ganzen und Großen gehalten wird). — Fürst Milan von Serbien kehrte nach Belgrad zurück (siehe den 30. Oktober). — Beim englischen Botschafter in Konstantinopel, Lord EÜiot, beginnen Conserenzen dee Vertreter der Großmächte über die Feststellung der Demarkations linie zwischen den kriegführenden Theilen (daS Resultat der Conserenzen ist, daß die Linie auf Grund des derzeitigen Besitzstandes beider Tbeile festgestelll werden soll). — In der französischen Deputirtcnkammer äußert sich der Minister deS Aeußern. Herzog von Decazes, in Folge einer Interpellation dahin, daß Frankreich zu sehr des Friedens bedürftig sei, um in der orientalischen Verwicklung nicht mit allen Mitteln aus Erhal tung de- Frieden- zu wirken, und selbst bei etwa doch ausbrechendem Krieg neutral zu bleiben — Deutsche- Reich: Abgeordneter Benda (eben falls der nationalliberalen Partei angehörend) zum 2. Bicepräsidenten de- Reichstags (mit 136 von 227 Stimmen) gewählt; erste Berathung de- HauShaltSetats für daS 1. Vierteljahr 1877 (siebe den 2. d. M). ch. Die Wirren im Orient: Den rumäni schen Kammern wird vom Krieg-minister eine Creditforderung von 400,000 FrcS. für militairischc Zwecke vorgelegt (siehe den 8. Oktober). — Hand schreiben de- König- Georg von Griechenland an den Ministerpräsidenten KomunduroS billigt die in Angriff genommenen militairischen Maßregeln (siehe den 20. Oktober). — Im österreichischen Abgeordnetenhaus« beginnt eine mehrere Tage an dauernde Debatte Uber die Antwort de- Minister- Präsidenten Grafen AuerSperg in der orientali scheu Angelegenheit (siehe den 27. Oktober). — Würtemberg: Schluß der Kammern. F. Italien: Neuwahlen für die Deputirten kammer. fallen in der Majorität zu Gunsten deS Ministerium-, also fortgeschritten liberal auS. Württemberg: Thevd. v Heuglin, bekannt durch seine weitau-gedchnten Reisen und Forschun gen in Afrika, stirbt in Stuttgart. , sv. Die Wirren im Orient: Streifende Aaschi-Boruk- verletzen abermals die österreichische Dalmatinische) Grenze (siehe den 24 Oktober). — Italien: Cardinal An tonelli, päpstlicher Staat- secretair. eine der Hauptstützen der ultramontanen Partei und für die Zwecke der päpstlichen Herr schaft außerordentlich tbätig, stirbt in bohem Alter zu Rom. — Deutsche- Reich: Zweite Be- rathung de-Hau-Haltetat- für da- 1. Vierteljahr 1877 im deutschen Reichstag (siehe den 3 d. M.) — Japan: Die Aufständischen werden bei Hagni (Provinz Ragato) von den kaiserlichen Truppen gescdlagen (siebe den 23. Oktober). 7. Die Wirren im Orient: Ankunft de- Generals Tschernajeff in Belgrad (nachdem er da- Eommando der serbischen Armee niedergelegt da- einstweilen Oberst Horvatovic übernommen bat; er begiebt sich zunächst nach Rußland zurück — Abreise de- Kaiser- Alexander ll. von Llvadia um »ach Peter-burg zurückzukehren. — Ankunf de- G-nig- Georg m Athen (nach mehrmonat luder Abwesenheit im Au-land). — Deutsche, Reich: Erste Berathung der Iustizgesetze im Reich-tag; dieselben werden der Instizcommission zur Berichterstattung überwiesen. — Nord amerikanische Un»on: Wahl der Vertrauens männer für die künftige Präsidentenwahl; da Resultat fällt schwankend für beide Parteien (Republikaner und Demokraten) au-, da beide mit ziemlich gleicher Stimmenzahl au- den Wahlen ervoraehen. — Ostindien: Furchtbarer Orkan im Distrikt Backergunga; die Stadt Doralutkahn wird fast ganz zerstört und Über 5000 Menschen ollen ihr Leben dabei eingebüßt haben. 8. Die Wirren im Orient: Die Militair- lttachss der russischen, österreichischen und fran zösischen Botschaften zu Konstantinopel verlassen 'iese Stadt, um in Gemeinschaft mit englischen, deutschen und italienischen militairischen Com missarien die Demarkationslinie auf dem KnegS- chauplatz sestzustellen (siehe den 2. d. M). — Demonstrationen (hauptsächlich von den Sostas ausgehend) zu Konstantinopel vor der Wohnung deS ungarischen Generals Klapka, der ungarischen Nation für die den Türken bewiesenen Svmpatbien dankend (siebe den 26. Oktober) — Die Ort- chast Tabakowat (in Serbien) wird von streifen- >en Tscherkesseu geplündert. — DeutschesReich: Beendigung der 2. Lesung des HauShallSetatS für daS 1. Vierteljahr 1877 im Reichstag (siehe den 6 d. M). — Italien: Die Herzogin von Aosta (früher Königin von Spanien) stirbt in San Remo. — Nordamerikanische Union: Blutiger Zusammenstoß zwischen Weißen und Schwarzen m Charlestown; Truppen müssen die Ruhe wieder Herstellen. Die Wirren im Orient: Rede des 'ord BeaconSfielv (DiSraeli), deS englischen Ministerpräsidenten, auf dem Lord-Mavors Banket z u London, die orientalischen Wirren betreffend; er betont, daß England eine Conserenz vorge- chlagen, deren BasiS die Integrität der Türkei ei, und der von den meisten Mächten bereits im Zrincip zugestimmt worden; die Verbesserung der Lage der Christen im türkischen Reich sei der Zweck; hoffentlich lasse sich die- Resultat im Frieden erreichen, wo nicht, sei England für den krieg vollständig gerüstet und cs werde diesen krieg dann so lange führen, biS der Gerechtigkeit völlig Genüge geleistet. — Ein Erlaß der türkischen Regierung untersagt den Handelsschiffen während der Nacht daS Einlaufen in die Dardanellen. — Sachsen: Professor Ritschl, einer der bedeu- tendstenPhilologen der Gegenwart, stirbt zu Leipzig. Iv. Die Wirren im Orient: Ansprache des Kaisers Alexander H. von Rußland an die Vertreter des Adels und der Bürgerschaft zu Moskau; offen und rückhaltSloS spricht derselbe die Svmpathien Rußlands für die bedrängten sla wischen Völker im türkischen Reich aus : im bevor- tehcnden Congreß werde Rußland deren Interessen energisch vertreten und wenn seine Forderungen nicht erfüllt, ohneZaudern zum Schwert greifen (siehe den 9. d. M). — Der russische Botschafter Gras Schuwalow in London theilt dem englische». Cabinet die Zustimmung Rußlands zur Conserenz »nt. — Portugal: Entlassung des Iustiz- ministe»S Bergona; an dessen Stelle ward der Minister der öffentlichen Arbeiten Aalino zum Iustizniinister, Carvalho zum Minister der öffent- ichen Arbeiten ernannt. —Egvpten: Verhaf tung des Finanzministers, der sich angeblich in eine Verschwörung gegen den Vicekönig eingelassen derselbe stirbt 2 Tage daraus, wahrscheinlich an Gift). (Fortsetzung folgte Nachtrag. * Leipzig, 22 November. Aus der Berliner Bahn traf gestern Nachmittag 5 Uhr 15 Min. die Prinzessin Albrecht von Preußen, von Hannover kommend, mit zahlreichem Gefolge hier ein und fuhr unter Benutzung der Verbin dungsbahn auf der Bayerischen Bahn weiter nach Altenburg. Ebendahin reiste AbendS 10 Uhr 30 Min. die Großherzogin von Olden bürg, welche mittels der Magdeburger Bahn um 9 Uhr 30 Min hier angelangt war. * Leipzigs 22. November. In unserem Bericht über die letzte Sitzung der Gemeinnützigen Gesell schast war eine Aeußerung deS Herrn Pastor 0. Dreydorff Uber die BaarzahlungSfrage in Kürze folgendermaßen zusammengefaßt worden: „Pastor v. Dreydorff will den Consumenten nicht die geringsten Vortheile eingeräumt wissen; der Baarzahler dürfe sich dafür, weil er einfach seine Pflicht erfüllt, keine Procente ausbedingen." — Der geschätzte Redner sendet unS jetzt eine auS sührlichcre Wiedergabe seiner Aeußerung, die wir abbrucken wollen, obwohl wir meinen, daß beide Referate un Wesentlichen auf Dasselbe hinaus laufen. Herr v. Dreydorff schreibt: „Ich habe nicht gesagt, daß ich den Consumenten nicht die geringsten Bortheile ein geräumt wissen wolle sondern lediglich, daß dieselben nach meiner Ansich, nicht da- Recht haben, sich dergleichen „au- zubedingen", wenn, waS von Niemand bestritten wurde, erhaltene Waare sogleich zu bezahlen des Käufer- Pflicht sei. WaS jencS betrifft, so habe ich vielmebr gesagt: e- würden schon den promp ten Zaklern von den Producenten mancherlei Bortbeile von selbst eingeräumt werden, und man möge diesen deshalb mit Vertrauen entgegen kom men. Ich habe auch einige dieser Vortheile, wie raschere Bedienung, bessere Waare rc. beispiel- weise ausdrücklich genannt, und gegen die Forde rung eine- 3 procentigen Rabatt- — abgesehen von dem Grundsatz, daß man die Erfüllung einer Pflicht nicht an Bedingungen knüpfen dürfe — vorzugsweise die- geltend gemacht, daß dadurt ein unbilliger Druck auf die geringeren Hand werker geübt würde, insofern dieselben nicht der Lage sind, in dieser Hinsicht dieselben Vor theile, wie ihre besser situirten Berus-genoffen gewähren zu können!" — Am Bußtage wird eine Collecte für die Zwecke de- Eomit- zur kirchlichen Pflege der evangelischen Deutschen AugSburg'schcr Con fession in Pari- in hiesiger Pcter-kirche ge sammelt »erden. Leipzig, 22 November Bon den Herren ' - - - - -- - Pksci in (ehr. v. Fneseu-Rötha. Gerickt-amtmann Peschke ^ arkranstädt und vr Frege-Ahtnanndorf geht un-folgende Einladung zu: „Herr Sladtgerichts- rath Wilmann- auS Berlin, der bekannte Ber- asser der „goldenen Internationale", hat sich auf erfolgte Aufforderung durch die Unterzeichneten ereil erklärt, Sonnabend den 25. November kachmittags 3 Uhr im kleinen Saale der Buch- »ändlerbörse ,n Leipzig einen Vortrag über die Bestrebungen der deutschen conser- vativen Partei auf wirtbschaftlichem Gebiete" zu halten und die Punkte 5 und 6 des Programms der deutschen konservativen Partei u erklären und zu erläutern. Die Unterzeichneten aden nicht nur Diejenigen, welche gesonnen sind, die Bestrebungen der deutschen konservativen Partei u unterstützen, sondern auch alle Diejenigen anderer wlilischer Parteien, welche die redliche Absicht -aben, sich über die wahren Bestrebungen der deutschen konservativen Partei zu unterrichten, hiermit ergebenst ein, dieser Versammlung beizu wohnen." — Wir unsererseits werden gern die dargebolene Gelegenbeit wahrnehmen und unS bemühen, unseren Lesern ein treue- Bild von der Versammlung zu geben. * Leipzig, 22 November. Der hiesige Bezirks verein zur Fürsorge für die auS Straf- und BesserungS-Anstalten Entlassene stell heute unter Leitung de- stellvertretenden Vor sitzenden. Herrn Bicebürgermeister a. D. Berger, im Tritschler'schen Saale eine Generalver- amuilung ab. in welcher unter Anderem der alS Mitglied kurz zuvor aufgenommene Herr KreiSbauptmann Graf zu Münster einstimmig -um Vorsitzenden des Vereins gewählt wurde. * Leipzig, 22. November. Von zwei verschie denen Setten geht unS in theilS kurzer, theilS ausführlicherer Darlegung eine Act Widerlegung deS in voriger Nummer aögedruckten „Eingesandt" ; u, welches den spärlichen Besuch der zum Besten deS Orchester-PensionsfondS am Montag iattgefundenen Tbeater-Vorstellung beklagt -alte. Merkwürdiger Weise erklären beide Zu christen diesen mangelhaften Besuch dahin, der elbe sei eine Folge von Unzufriedenheit des PublicumS mit den gegenwärtigen Theater-Ver- »ältnifsen. Wir können nicht glauben, daß diese Auslegung richtig ist; denn sicher wäre eine solche Demonstration vollständig ungeeignet gewesen an einem Abende, dessen Einnahme den Nkitgliedern des wohlverdienten Theater-Orchesters zu- ommen sollte. Leipzig, 23. November. AuS Anlaß der reundlichen Mitwirkung hervorragender Künstler und Künstlerinnen an der heute Abend statt- indenden Theater-Vorstellung zum Besten der Casse des Vereins zur Fürsorge für die aus den Strafanstalten Entlassenen ist den erstge nannten Mitwirkenden eine ebenso sinnige alS ansprechende Auszeichnung zugedacbt: prachtvolle Zorbcrkränze mit ebenso eleganten Bändern, welche die WidmungSworte:c. enthalte». Diese Zeichen der Verehrung und Anerkennung sind wüte im Schaufenster des Blume,igewölbeS deS Hrn. Allihn (Schillerstraße), ausgestellt und ver dienen allseitige Beachtung. H Leipzig, 22. Nov. I», Hose des Schlosse- Pleißenburg verunglückte beule Vormittag ein hier in Dienst stehender Knecht. NamcnS Aldin Kempe, dadurch, daß er von seinem mit Ge treide beladenen Wagen, aus dem er hoch oben Platz genommen, plötzlich herabstürzte und mit den» Kops gegen eine steinerne Säule schlug. Er blieb bewußtlos liegen und wurde mittel- Siech- korbe- nach dem Krankenhause gebracht, woselbst er nach kurzer Zeit an der durch den Sturz er littenen Gehirnerschütterung starb. Der Verun glückte war 30 Jahre alt und auS Saida gebürtig. — Im Laufe der letzten 24 Stunden sind bei dem hiesigen Polizeiamte aus dem Naschmarkt nicht weniger als 69 Personen inhaftirt resp. unter gebracht worden, darunter eine Menge fremder Leute, auch eine Frau mit drei Kindern, die sich al- herbergSlos freiwillig zur Ausnahme meldeten. * Leipzig, 22. November. In der gestrigen NachmittagS-Sitzung de- Schöffengerichts stand der frühere Weber und jetzige Handarbeiter Johann Wilhelm Maron anS Elsterberg, 46 Jahre alt, unter der Anklage der versuchten Nö thiaung und der vorsätzlichen Körperverletzung. Auf die Anzeige eineS Maurers aus Tanzberg, nach welcher er am Abend deS 12 v MtS auf dem Wege von Rötha nach Gruna von einem dem Aeußern nach näher beschriebenen Unbekann ten angefallen und unter der Drohung, ihn „todt zu schmeißen" oder „todt zu stechen", Feuer begehrt habe, wurde TagS daraus Maron beim Beiteln in Göhren anaehalten und von dem Verletzten, der einen Stich durch Rock, Weste, Hemde und Unterjacke bi- auf den hier durch nur wenig geritzten Leib erhalten, dar- <ws aber den Unbekannten schnell am Halse ge packt und von sich gestoßen hatte, mit aller Be stimmtheit alS die betreffende Person anerkannt Maron, damals ohne alle Mittel und lediglich vom Beitel lebend, leugnete anfänglich die Be gegnung. „glaubte' aber gestern, daß ihn Jemand um Feuer angesprochen haben könne, wollte ihn jedoch nicht gestochen haben, weil er überhaupt kein Taschenmesser besitze. Gleichwohl hatte er aber TagS nach dem Vorfall zu einem Hand arbeiter, der davon Kunde erhalten und ihn de-halb um Darleihung seine- Messer- ge beten, geäußert, sein Messer Tag- zuvor ver loren zu haben. Allein nach der gestrigen Be wei-aufnahme gewannen die Richter die Ueber zeugung von der Schuld de» Angeklagten und verurteilten ,hn zu einer sechsmonatigen Ge fängnißstrafe. — Unlängst war die 36jährige Ebe frau eine- EifenbahnbremserS, Marie Louise Kunze au- Wittstock, wegen Unterschlagung an vertrauter Sachen vom königl. Gericht-amt i« hiesigen Bezirksgericht zu einer dreiwöchigen Ge ßstrafe verurtheilt worden. Noch bevor sie diese Strafe antrat, zeigte ein hiesiger Der sicberungsbeamter an, daß ihm au- seiner, von einem Untermiether innegehabten Wohnung eine Mehrzahl Wäschegegenstände :c. im Gesammt- werthe von über 52 die zumeist in einer verschlossenen Wäscbcommode gelegen, abhanden gekommen seien. Der Verdacht der Thätcr schasl lenkte sich al-bald auf die Kunze, die bei dem Untermiether die Aufwartung besorgt hatte. Sie räumte auch auf Vorhalt ihre Schnur ein und wollte sich in Len meisten Fällen zur Aneignung der fehlenden Sachen eine- „abge legten!', also falschen Schlüssels bedient haben. Da- Gericht erkannte gegen sie wegen einfachen und schweren Diebstahl- (bez. unter Annahme mildernder Umstände) auf eine achtmonatige Ge- fängnißstrafe. Vorsitz und Anklage waren in der ersten Sitzung von den Herren Assessor Knoth und StaatSanwalt 1)r. Wiesand, in der zweiten da gegen von den Herren Assessoren Marche und Häntzschel vertreten, während die Vertheidigung der Kunze von Herrn Advocat vr Blum geführt wurde — Am heutigen Donnerstag Abend findet im ScbillerschlößchenzuGohjiS da- dritte der mit so vielem Beifall aufgenommenen A'onne- ment- Concerle der Capelle des 107. Infanterie Regiments statt. — Der AmtShauptmann vr. Hübel in Grimma ist zum Kreishauptmann in Zwickau ernannt worden. Ferner sind der RegierungSreferendar Heyne bei der Kreishauptmannschaft Leipzig, so wie die Bezirksassessoren Bermann, I)r. von Boxberg und Kohlschütter bei den AmtS- hauptmannschcrsten Rochlitz, Oschatz und Grimma zu Regierungsassessoren ernannt worden. — AuS Glauchau theilt das „Meeraner Tageblatt" ein kleines Euriosum mit. Auf dor tigem Stand es amte erscheint neulich Sonn abends in den NachmittaqSstunden ein Arbeiter mit der Meldung, daß seine Frau, geborne So und So. ihm soeben einen kleinen Sohn geschenkt habe. Der Secretair protokollirt diese Anzeige in vorschriftsmäßiger Form und der glückliche Vater trollt nach Hause. Nach einiger Zeit wird Letzterer behuss einer Befragung ausS Standes amt citirt und der Secretair macht ihm den Vorhalt, daß zu seiner Kerintniß gelangt sc«, der betreffende Knabe, welchen er bereits am Sonnabend Nachmittag ins CivilstandSregister eingetragen, sei erst am nächstfolgenden Tage, am Sonntage früh geboren. Der Vater gievt dies auch zu; allerdings habe er die Meldung etwa« vorzeitig bewirkt, er habe zur Hebamme springen müssen,'sei auf dem Rückwege beim StandrSamte vorbeigeaangen und habe hier, da ber Knabe ja doch bald daS Licbt der Welt erblicken mußte, dessen Geburt im VorauS angezeigt; zu seiner Entschuldigung fügte er bei. daß er in der Vor stadt wohne und seiner beschränkten Zeit wegen den langen Weg zum Standesamte stabe sparen wollen. „Aber, lieber Mann", sagte darauf der Secretair, „wie konnten Sie denn schon damals wissen, daß Fhre Frau einem Knaben das Leben geben werde? Ebensogut konnte eS doch auch ein Mädchen sein ?" —„O nein," erwiderte der Vor- slädter, ..irren tstat ich m,ch nicht, ich wußte ganz genau, daß es diesmal ein Junge werden würde " — UebrigenS ist dem biederen Glauchauer die kleine Ordnungsskrase, welche er wegen jener vor zeitigen Meldung verwirkt hatte, auS Anerken nung für seinen seltenen Scharfblick erlassen worden. Am Freitag Nachmittag ist ein aus der Wanderschaft befindlicher Kellner aus Böhmen auf dem Wege von Elsterberg nach Plauen von einem ihm entgegenkommenden Manne angesallen, seines Regenschirmes beraubt und derartig ge schlagen worden, daß er gestern in das Krank-n- hauS ausgenommen werden mußte Der Räuber soll etliche 40 Iastre alt, von üdermittler kräftiger Statur gcivesen sein, einen schwarzen Schnurrbart getragen haben und mit schwarzem Rock, dergl. Mütze und grauen engl. Lederhosen bekleidet gewesen sein. Er führte einen starken Rohrstock bei sich. — Ein schwerer Frevel, welcher nahe der Stadt Falkenstein verübt worden ist, hat dort allge- Eine ruchlose emgetretener Dunkelheit auf die Schienen de- Bahndamme- bei der Dorfstädter Schäferei an acht verschie denen Stellen Steine, darunter einen von an nähernd >/, Centner Gewicht gelegt. DaS Atten tat war auf den von HerlaSgrün kommenden Personenzug abgesehen und eine Stelle gewählt, wo der Damm eine Höhe von 10 Metern hat. Glücklicher Weise wurde nur die Maschine be schädigt, ein Unglück aber nickt herbeigeführt. — Welche ergötzliche Blüthen die Hitze politi schen Wahlgesechts treiben kann, zeigt ein Inserat in Nr 89 de- Wochenblattes der Graf schaft Camburg, wo die Wiederwahl LaSker'S, der bekanntlich ein Jude ist, in den Reich-tag „allen christlich gesinnten Vaterlandsfreunden" damit empfoblen wird, daß ja „unser Heiland auch jüdischer Herkunst" gewesen sei. — Zur Schuloibelsrage. Der „Schles. Sckulzeitung" vom 10. November entnehmen wir folgende Notiz: „Wir berichteten jüngst über den Stand der zunächst für die höheren Lehranstalten (in der Provinz Schlesien) in Aussicht genom menen Einführung der Hosmann' scheu Schul bibel. Aus Grund einer Mittheilung des Ver leger- sind wir heute in der Lage, da- txm- nachstige Erscheinen einer zweiten Auflage anzeigen zu können. Der Verfasser hat in- zwischen Gelegenheit gehabt, eine große Anzahl kritischer Stimmen zu vernehmen, die mit fast ungeteiltem Beifall dem Werke nach Inhalt und Form ihre Anerkennung zollen. De-halb und auch au- praktischen Gründen hat meine Entrüstung hervorgerufen. Hand hatte am Sonnabend nach
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