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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-02-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187702034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-02
- Tag1877-02-03
- Monat1877-02
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1877
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Erste öeilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger W »1. Sonnabend den 3. Februar 1877. 71. Jahrgang. AL»f,eh»t,s «e»a»tzha«-.E»»crrt. Nicht dem 4. November, dem Tode-tage Mendelssohn'-, sondern dem 3. Februar, seinem Geburtstage, galt diesmal der Act der Pietät, welchen die Direktion der Gewandhaus-Concerte »cm Meister, dem Leipzig so viel verdankt, all- lährlich erweist Im letzten, am 1. Februar statt» gefundenen Gewandhaus»Concerte kamen zur Aufführung: Ouvertüre zu ..PauluS", der 114. Psalm für achtstimmigen Chor und Orchester; Arie, „ES ist genug" auS EliaS, Concert (Nr. 2 vwoll) für Pianoforte und „die erste Walpurgis nacht", Ballade für Soli, Chor und Orchester, iämmtlich Compositionen von Felix MendelS- sohn-Bartholdy. Wir reden nicht gern über die Zusammenstel lung der Programme, suchen unS vielmehr in die in derselben zu Tage tretenden Intentionen hinein- zuarbeiten, und zwar um so lieber, je mehr wir e- auch nach Seite der Ausführung und fertigen Leistungen zu thun haben. So nehmen wir auch im gegenwärtigen Falle die Sache wie sie ist und lasten dahin gestellt, ob der erste Tbeil deS Con- certeS nicht bester auS wirklicher Concert statt theilweise auS Kirchenmusik bestanden hätte. Ein- nur möchten wir sagen, daß uns das Programm m seiner ursprünglichen Gestalt entschieden bester zugesagt hat, alS in der, die eS schließlich noch angenommen. Mit der cingeschobenen Arie be wegte sich schließlich Herr Bulß einen bedeutenden schritt weiter nach jener Richtung hm, die unS, wenn sie nicht entschieden alS herrschende auftritt, :m Concertsaal einmal nicht behagen will. Die beiden Lieder nach dem Pianoforteconcert wären unS lieber gewesen und hätten wahrscheinlich auch die Stimmung zwischen beiden Theilen bester ver mittelt, alS eS daS Concert allein im Stande war. Am Lebhaftesten interessirt hat unS auS dem l. Theil der Psalm, eine Composition, die schla gend beweist, wie sich unter den schaffenden Hän den eineS Mendelssohn auch der sprödeste Stofs biegsam und zu musikalischer Behandlung fähig zeigt. Grade derjenige Theil deS Textes, der dem Componisten Bilder zuführt, deren musika lische Umschreibung auf den ersten Blick fast be denklich erscheint, ist der vollendetste der ganzen Composition. Und wie wunderbar klingt daS AlleS. DaS ist eine starke Seite MendelSsohn's, die wir manchem geistig tiefer angelegten Com- vonisten wünschen möchten, daß er trotz aller höheren Inspiration keine Note schreibt, die nicht klanglich auch zur Erscheinung käme. DaS gilt besonders von seinen Vocalcompositionen. Nächst dem Psalm nennen wir daS Coneert alS hervorstechende Nummer deS Programms Daß dieses zweite Concert dem ersten in 6moU an geistigem Gehalt nicht gleichkommt, darüber sind die Gelehrten einig. Daß es für den Spieler eine höchst kritische Ausgabe bildet, ist ebenfalls bekannt. Besonders verlangt der letzte Satz Fähigkeiten (loseS Handgelenk), die nicht jedem Pianisten eigen sind. Nur bei sehr vorzüglicher Wiedergabe kann daS Werk zu seiner äußerlichen Wirkung gelangen Fräulein Dora Schir- macher, eine Kunstnovize, hat dann sicher ge than, waS sie konnte, denn an Erfolg hat eS ihr nicht gefehlt Wir rühmen der Dame nach. waS wir aus Grund ihrer diesmaligen Leistung mit gutem Gewissen können, ein bedeutendes Maß technischer Fertigkeit, geschmackvollen Vortrag, allgemeine musikalische Tüchtigkeit, auf welche wir bei ihrer, trotz einiger Befangenheit sicheren Durchführung ihrer Aufgabe schließen zu dürfen glauben, zu einem Weiteren bietet daS vwoll Concert von Mendel-sohn keine Gelegenheit Fräulein Dora Schirmacher ist Schülerin de- hiesigen ConservatoriumS und darf man den »erneren Leistungen der Dame mit Spannung entgegkn sehen *) Herr Paul Bulß, der sonst treffliche Sänger, hat unS dieSmal weniger gefallen alS früher. Sein Tonansatz erschien unS mehrfach gequetscht, leine Aussprache nicht so rein alS sonst. Der Bortrag der Arie aber war nicht frei von Manieren, die wir auf Rechnung d«S Theater sängerS setzen. Bon sentimentaler Färbung ist der EliaS jedenfalls frei zu halten. Am besten war Herr B»sß im Schlußchonvnke am Platze. Hier hatte er manchen günstigen Moment, der geeignet gewesen wäre, unS wieder mit ihm aus zusöhneu, wenn wir nicht denken müßten: Wem viel gegeben ist, von dem muß viel gefordert werden. Zwei anderwcite Solisten haben wir in Frl. Anna Schanenburg »nd Herrn D. Pielke zu verzeichnen, die kleinere Partien in der Walpurgisnacht vertraten, Frl Schauen bürg, die ziemlich detonirte, mit weniger Glück als Herr Prelle. Chor und Orchester hielten sich unter Leitung des Herrn Eapeklmeisters Re in ecke sehr wacker Moritz Vogel *) Fräulein Schirmacher. welche im Llavierspiel eine der ausgezeichnetsten Schülerinnen de« Leipziger konservatormm« ist, hat bereit« vor ihrem <Lintr> da« Institut schon sehr Tüchtiges geleistet, weil sie von chrem Bater. einem der besten Llavierpädagogen Eng land«. eine anz vorzüglich« «usbilvung erhaUen hatte. Dieselbe ist .oirdrrum als ein Beweis anzusühren. daß kaS Leipziger Tonsrrvatvrium auch auswärts als eine wirklich« Hochschule betrachtet wird, in welcher fertige Pianisten und Piauistinnrn die künstlerische Reife sich erwerben können D. Red. Musikalische Nachrichten. ii Die Afsaire Tausch-BrahmS macht immer noch viel von sich reden Bekanntlich hatte die Stadt Düssüdorf Brahms den Antrag gestellt, alS städtischer Musikdirektor die Leitung des Musik» Wesens daselbst zu übernehmen. BrahmS hat da- Anerbieten nunmehr in aller Form abgelehut, wahrscheinlich im Hinblick aus die Opposition, welche sich gegen diese Neuerung geltend gemacht hat. A sind nämlich nicht die Mitglieder des unter Leitung des städtischen Musikdirektors stehenden „allgemeinen Musik - Vereins" welch« einen Dirigentenwechsel verlangt oder betrieben haben, sondern eine Partei, deren Haupt gegenwärtig der Regierungspräsident Bitter, Ver fasser einer Bachbiographie, ist, und deren Einfluß sich allerdings auch biS auf den Musikverein aus- dehnt Welches nun der eigentliche Grund ist, der die betreffenden Kreise zu einer Aenderung treibt, darüber läßt sich schwer bestimmen. Am Richtigsten nimmt man wohl an, daß man sich der immerhin bedeutenden Traditionen auS der Zeit Mendelssohn'-, Rietz', Hiller'S, Schumann'- bewußt worden ist und daS Bedürfmß ge fühlt hat, durch Berufung einer berühmten ersönlichkeit daS künstlerische Renommöe der »tadt auch für die Folge zu sichern. DaS ist an sich gewiß sehr löblich, nur bleibt zu bedauern, daß durch die dadurch nöthig gewordenen Schritte ein Mann aus- Tiefste ge kränkt und gedemüthigt werden mußte, der nun mehr seit beinahe 25 Jahren seine besten Kräfte der Stadt gewidmet hat. IuliuS Tausch, der unmittelbare Nachfolger Robert Schumann'S im Amte, ist zwar kein hervorragender Componist, aber jedenfalls ein tüchtiger Dirigent, der seine Befähigung durch manche treffliche Ausführung besonders auch gelegentlich der niederrheinischen Musikscste bewiesen hat. Ohne zwingende Gründe durfte man aber jedenfalls ein Verhältniß nicht lösen. daS sich schon durch seine lange Dauer einen gewissen Anspruch auf schonende Behandlung erworben hat. Daß die künstlerische Potenz in Tausch nicht nachgelassen hat, beweist der Um stand, daß im Jahre 1876 der allgemeine Musik verein 3 große Werke zur Aufführung gebracht hat, die MatthäuSpassion und daS Weihnachts oratorium von Bach und die Jahreszeiten von Haydn, deren Aufführung gelobt wird. Wenn die Betheiligung deS Publicums heute nicht mehr eine so lebhafte ist wie früher, so liegt da- zum größten Theile an den veränderten Verhältniffen. Heute existiren in Düffeldorf drei Vereine, die alle große Concerte veranstalten und ihr Publicum haben. Daß diese haben aufkommen können, dafür ist Tausch wohl kaum verantwortlich zu machen Wenn z. B der Singverein unter Ratzenberger's Leitung lediglich neuere Werke zur Aufführung bringt, so ist daS im Interesse der Kunst nur mit Freuden zu begrüßen. DaS Vorgehen der Stadt Düsseldorf gegen Tausch muß jedenfalls für alle in gleicher Stellung lebenden Musiker von sehr deprimirender Wirkung sein. Dem gegenüber ist die Thatsache sehr erfreulich, daß die unter seiner Leitung stehenden Vereine, die bereits vor der Entscheidung an den Oberbürgermeister eine von über 700 Personen Unterzeichnete Adresse um Anstellung Tausch'- ge richtet hatten, entschlossen sind, unter keinem andern, als unter ihrem bisherigen Dirigenten u singen. Wer nun auch berufen sein wird, örahmS zu ersetzen, wahrscheinlich wird eS so kommen, daß er sich einen neuen Verein zu gründen hat. Dann theilt sich daS Publicum nach vier Seiten hin, daS ist für die Betheiligten bitter. (Im Wesentlichen einem Berichte der „Tonkunst", Wochenschrift für den Fortschritt in der Musik, herausgegeben von Albert Halm in Berlin, entnommen) —Leipzig, 1. Februar. Wir haben e-immer für unsere Pflicht gehalten, bei der Kritik von Concerten und Aufführungen, die einem guten Zwecke dienen, von einem allzu strengen Urtheil abzusehen. Und dieser Pflicht gemäß wollen wir auch heute verfahren, indem wir über die druma tisch-musikalische SoirSe deS vr Hotopf kurz bericbten. Sie wurde im Saale de« Herrn Trietschler unter gefälliger Mitwirkung der Concert sängerin Frl. v RUdgisch und Frl. Tath, sowie der Herren Pest er und Preitz unter ziem lich zahlreicher Theilnahme aufgesührt WaS nun die Deklamationen deS vr Ho topf anlangt (er trug vor: CamoSns oder: Des Dichters letzte Stünde v. Halm. — Die drei Ringe v. Lessing und Scenen aus dem 3. Act des Julius Cäsar v. Shakespeare), so geben wir gern zu, daß er bemüht war, den Stoff effectvoll zu behandeln, aber eine-theilS war sein Organ zu deutlicher und farbenreicher Wiedergabe gar nicht geeignet, anderntheilS gelang es ihm auch nicht, die Personen au- einander zu halten und der Kunst gerecht zu werden. Die beiden Damen sangen mehrere Duette von Winterberger, und errangen sich mit ihren kräftigen und wohltvnenden Stim. men (die freilich noch der Schule bedürfen) Beifall Auch die Lieder für Sopran, von Frl Tath ge sungen, und die Lieder für Alt (von Schumann, Chopin, Rubinstein) sprachen an. wenn auch manchmal ein Ton darunter war, der nicht nach allen Regeln der Kunst gebildet wurde. Die Bor träge für Cello und Clavier (Stück im Volkston von Schumann und Andante für Cello von Goltermann) boten eine wünschenSwerthe Ab Wechselung, und beim zweiten Stück offenbarte der Cellist auch eine« vollen und schönen Ton. Möge das Concert, dessen Ende Viele nicht ab» warteten, dem Lvncertgeber wenigstens in pekuniärer Hinsicht einen Dienst geleistet haben Leipzig, 2 Februar. (Eine neue musi» kalifche Lehrkraft) Unserm Leserkreise kann die gewiß erfreuliche Mittelung gemacht werden, daß es den Bemühungen einer Anzahl Kunst» freunde gelungen ist, einen seit einigen Jahren hier lebenden, in Holland, Italien, der Schweiz, Ungarn, in Paris bekannten und anerkannten trefflichen Tonsetzer auf dem Gebiete de- kirch lichen wie de- weltlichen (nationalen) Gesänge«, einen „bedeutenden Orgel- und Claviervirtuofen" (s. Paul'« Tonkünstler-Lexikon), endlich dahin zu vermögen, wieder Pianosorte-Unterricht zu ertheilen. Wir sagen „wieder"; denn Herr Alexander Winterberger war bereit- als Lehrer in Wien, namentlich aber seit 1869 in St Petersburg alS Nachfolger deS in demselben Jahre verstorbenen Alexander Drevscbock in den höheren Elasten des kaiserlichen Conser vatoriumS der Musik erfolgreich thätig, bi- er selbst 1872 diese glänzende Stellung aufgab, um sich vorwiegend dem Componiren zu widmen. WaS er aus diesem Gebiete geleistet, wie beliebt seine Kirchengesänge mit Orgelbegleitung, wie populair seine deutschen und slawischen Melodien für zwei Frauenstimmen (sogar in England) ge» worden sind, ist offenkundig. Die mit vr. Stade vor einigen Jahren veranstalteten „Novitäten- Matinöen" im Kaisersaale der Centralhalle be wiesen Die- zur Evidenz. — WaS Winterberger alS Orgelspieler zu leisten vermag, zeigte er schon vor seinem Weggange nach Wien der Ein- weibung der neuen Ladegast'schen Orgel im Merseburger Dom (1857) Er spielte damals LiSzt'S V^Oll-Fuge und machte sich damit ebenso einen Namen, wie der Orgelbauer selber durch dies sein Werk den glänzenden Ruf seiner Kunst bestätigt. Prgau, 3l. Januar. DaS musikalische Leben in hiesiger Stadt steht, in Anbetracht der Ver hältnisse in einer kleinen Stadt, gegenwärtig in hoher Blüthe Ein beredtes Zeugniß hiervon legte daS von Mitgliedern der „Gartengesellschaft" am 24. Januar s, e unter freundlicher Mit wirkung von Frl. Ludwig auS Leipzig gegebene Concert ab, in welchem namentlich in der Clavier- musik sehr Ansprechendes geboten wurde So kam daS sechzehnhändiae „Concertino" von Prokscy, die Ouvertüre zu ,.Rosamunde" von Schubert und der „Rakoczy-Marsch" von LiSzt (letztere beiden Stücke für 2 Pianoforte zu 8 Händen doppelt gespielt) zum Vortrag, und eS wurden diese Piecen mit anerkennenSwerther Präcifion zu Ge hör gebracht. Auch die übrigen Nummern deS Programm-: daS „Adagio" für Cello auS dem ^moll-Concert von Gollermann, „Frühling- erwachen" und „Sehnsucht" für Violine von MiSka Hauser, die Bacb'sche „Gavotte" auS der 6. englischen Suite, die Schumann'sche „ArabeSke" Op. 18 (diese und die Gavotte für Clavier solo) und die Ouvertüre zu „Tell" von Rossini für Violine, Cello und Pianosorte zu 4 Händen wurden gut executirt und fanden wohlverdiente Anerkennung. Der Vortrag zweier Männer- quartetle bekundete ebenfalls Routine, weil alte bewährte „Pauliner" und „Arionen" mitwirkten. Frl. Ludwig, von früheren Aufführungen her in gutem Andenken, erfreute die Zuhörerschaft mit ihrer sympathischen Stimme durch die „Cavatine" auß „Euryanthe", die „Prinzessin" von HinrickS, „Morgen-" von Rubinstein. daS „FrühlingSlied" von Lasten «nd „Die liebe Farbe" von DUrrner (letzteres mit Cello- und Clavier begleitung), wofür auch sie reichen Beifall erntete Möge es den hiesigen Kreisen noch manchmal vergönnt sein, den schönen Gesang der jungen Künstlerin entgegennebmen und ein ähnliche- Concert genießen zu können. Am 29. Januar wurde in PariS Auber'S Grabdenkmal auf dem ?örs I-kwkküse feierlich enthüllt Die Pariser Haupttheater: die Orunck OpSru, die Opera comique und daS TKSLtre I^rigue, veranstalten zur Ehre de- Tage- beson dere Festoorstellungen. ^ Ein Herr von Schlörer erregte jüngst als Pianist bedeutendes Aufsehen in Berlin. Der Genannte soll an Virtuosität die bedeutendstenCla vierfpieler der Gegenwart noch überragen Hoffentlich concertirt Herr von Schlvzer dem nächst auch hier, so daß wir Gelegenheit haben, unS selbst von feiner Leistungsfähigkeit zu über zeugen A Die erste Ausführung von Carl Goldmark'- Oper: „Die Königin von Saba" im Hamburger Stadttheater ist auf Ende Februar verschöbe» worden Camillo Saint Saöns, der ausgezeichnete französische Componist »nd Pianist, wird Mitte Februar »n Wien erwartet, woselbst er eiue Reihe neuer Compositionen, u. </ ei» neues, dem Pro» fesfor Anton Door gewidtnetes Clavierconcert, zur ersten Aufführung bringen will Die unlängst erwähnte Oper „Der Geist des Wojwoden" von Großmann ist erst am 28. Ja nuar in der Komischen Oper zu Wien zur ersten Aufführung gelangt und bereits am daraussolgen den Tage wiederholt worden. DaS Libretto wird alS recht unterhaltend bezeichnet; die Musik »er- räth namentlich Auber'schen und Donizetti'schen Einfluß, doch finden sich auch Anklänge an Offen» bach darin vor. Der Erfolg der ersten v stelluna war ein sehr günstiger. ^ Die ror- Herren Coucertmeister Lauterbach (Vio line) und königl. Kammervirtuos Friedrich Grüch. macher in Dresden (Violoncell) haben kürzlich unter glüuzendeu Bedingungen eine Einladung znr Mitwirkung in einer Reihe von Coucerteu der Krau Christine RilSson erhalten und an genommen. Das erste dieser Concerte findet be reits am 5. Februar in Bremen statt. Wie feiner Zeit Johanne- BrahmS, so hat jüngst auch Earl Goldmark gelegentlich sein^ vorübergehenden Wirken- im Gewandhaus« j» warmen Worten die außerordentliche Leistung-. Isähigkeit, künstlerische Reise uud musterhafte Haltung unsere« Gewandhausorchesters rühmend anerkannt Verschiedenes. — Kaffee und Thee. Der berühmte Gelehrte und Arzt vr. Virchow schreibt: ES ist nicht blos eine Frage der Laien, sondern man hat auch wissenschaftlich darüber gestritten, ob Kaffee, Thee und der größere Theil der gegohrenen Getränke einen wirklichen Nährwerth haben oder nicht. Ich will hier im Großen abfehen von den eigent lichen gemischten Artikeln, wo einerseits die un zweifelhaft nährende Chocolade. wo anderseits das Bier zu nennen sind; dagegen hat eS ein überaus praktische- Interesse, zu untersuchen, wohin Kaffee und Thee gebören. Kaffee und Thee enthalten sonderbarer Weise denselben Stickstoffkörper, da- Kaffeein oder Theein, eine krystallisirte Substanz Eine Zeit lang hielt man für unmöglich, daß Kaffeein ein Nährstoff sei; insbesondere war man geneigt anzunehmen, daß es die wichtige Be deutung habe, alS Ersatzmittel für verbrauchte Nervensubstanz zu dienen. Schon die überaus geringe Menge von Kaffeein, welche in dem Thee und Kaffee vorkommt, hätte daS Un wahrscheinliche dieser Meinung zeigen sollen: in den Kaffeebohnen findet sich wenig mehr alS »/, Proc., in den Theeblättern ze nach der Sorte 2>/, Proc. davon. Später kam man aus den Gedanken, da- Kaffeein verlang» same die Zersetzung der Stickstoffkörper und wirke dadurch erhaltend auf die Gewebe des menschlichen LeibeS, wie eS auch der Alcohol thun sollte. Aber eS zeigte sich, daß die thatsächlichen Voraus setzungen dieser Theorie falsch waren; eS tritt beim Kafseegebrauch gar keine Verlangsamung in der Zersetzung deS Eiweißes ein. So ist man denn endlich auf die Wahrheit gekommen, daß daS Kaffeein nicht« mehr und nicht- weniger alS ein die Nerven stark erregender und, in größerer Menge genossen, geradezu giftiger Körper, ähnlich wie der Branntwein ist. Abgesehen von dem Zucker und der Milch, fährt Virchow weiter unten fort, die man dem Thee und Kaffee hinzusetzt, haben diese alS Nahrungsmittel gar keine Bedeutung; sie sind Genußmittel und in manchen Stücken mit zwei andern sehr gewöhnlichen Reizmitteln verwandt, mit Wein und SchnapS, denen man wohl Zucker, selten Milch zuzusetzen pflegt. Wie wir schon ezeigt haben, so sind sowohl daS Kafsein alS der llcohol giftige Substanzen, jeneS überwiegend reizend, dieser zuerst reizend, dann schnell lähmend. Beide haben bedeutende Nervenwirkungen und können daher leicht gemißbraucht werden. Die Kaffeeschwestern und Theebrüder, deren Genossen schaften die Mäßigkeitspriester so sehr begünstigt haben, unterliegen also nicht minder einer ver werflichen Leidenschaft alS die Wein- und SchnapS- trinker. — Ein sicheres Anzeichen, daß in den politischen Ereignissen eine Stagnation sich bemerkbar macht, dürfte darin gesunden werden können, daß die „See sch lange" wieder in den Zeitungen aus taucht. Zwar will sie jetzt noch Niemand ge sehen haben, aber der Versuch eines Nachweises, daß sie existiren und möglicherweise auch gesehen werden könne, durchläuft alS Beitrag zur Natur geschichte der Secschlange die „Feuilleton-" der Zeitungen und soll dem wißbegierigen Leser auch von unS nicht voreuthalten w.-rden. ES schreibt nämlich Mr. Richard A. Proctor im „Echo": „Lange Zeit hindurch wurde die Seeschlange allenthalben für einen gigantischen Humbug gehalten. Doch schon vor geraumer Zeit wie- der Naturalist Gosse aus die Unwahr, scheinlichkeit hin, daß «n- alle im Ocean heiuii» schen Thierformen bekannt sein sollten. De» Reisenden wird häufig zur Last gelegt, daß sie sich darin gefallen, die unglaublichsten Geschichten zu erzählen; indessen ist es eine bemerken-werthe Thatsache, daß in ne»n Fällen unter zehn diese für unglaublich gehaltenen Erzählungen eme Be» stätigung gesunden Hab«,. So verhielt es sich mit den ersten Berichten über die Giraffe, welche allseitig in- Lächerliche gezogen wurden; ebenso würde man auch den Gorilla aus dein Dasein hinauSgelacht haben, wenn nicht eben zur rechten Zeit ein Skelett dieses „interessanten ThiereS" als Beweis der Existenz desselben angekom men wäre. Riesige Blackfische (Tintenfische) wurden so lange für märchenhaft gehalten, bis im Jahre 1861 der „Allecton" die Schwanzflosse« eines solchen Fisches, welche 40 Pfund wogen, mitbrachte und die Naturfcrscher hiera»S das Gewicht de« ganzen Fisches aus 4000 Pfund schätzten. Im Jahre 1873 begegneten Fischer in der ConceptionS-vai, Newfoundland, ebenfalls einem solchen Monstrefisch, besten Körper auf 60 Fuß Länge und 5 F»ß Durchmesser geschätzt wurde. Eine von den Fischern mitgebrachte Seitenflosse maß 25 Fuß. Die „Seejungfrau" wurde endlich mit dem Manatee oder „Fra»en-
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