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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-02-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187702218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-02
- Tag1877-02-21
- Monat1877-02
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1877
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1050 Wieder»« wechselten Beifall und Zischen; daß aber »ancher Gedanke de- Redner- selbst auf der Gegenseite gezündet hatte, bewies die verhilltoiß« »äßige Gleichgültigkeit und Unruhe» mit der die lang« Erwiderung-« de de- Herrn Bebel ausge nommen wurde; dieser sprach, wie er leider aussah: nervtz-, erbittert, krankhaft, gereizt. Er kam vom Hundertsten insTaufendste und brachte alle- Mög liche imc Sprache, nur Nicht-, «a- einer sachlichen und belehrenden rlegung ähnlich sah. Rn Be- schimpfungeu des Reiche-,*BiSmarck's und der nationalllveralen Partei ließ er eS ebenso wenig fehlen, wie an Verherrlichungen der socialifiifcheu Irrlehrer und seiner eigenen „großen Seele". Er war so ungeschickt, sich zu der dreisten Be hauptung Hinreißen zu lasten, BiSmarck wolle da- crllgemeine Wahlrecht abschaffen AlS ihm au- der Mitte der Versammlung entgegengerufen wurde, da- sei erlogen, wollte er sich verbessern »ad spielte darauf an, daß wenigsten- die National- liberalen Bi-marck in dieser Beziehung entgegen« kommen wollten (Neue Rufe: Erlogen! Be weise!) Der Beweis, zu dem sich Herr Bebel nun wohl oder übel verstehen mußte, fiel klüglich genug auS. AlS liberale Stimmen gegen daS allgemeine Wahlrecht wurden citirt die „Nordd Allgemeine Zeitung" (!), die „Elber- selder Zeitung", die vor drei Jahren einen derartigen Artikel veröffentlicht haben sollte »ad die „Köln. Ztg." (?!). Bon der Vater- laud-liebe hält Bebel Nicht-; da- sei nur ein Deckmantel für Natioralitütenhaß; e- sei reiner Zufall, daß wir alS Deutsche geboren seien, wir könnten ebenso gut alS Franzosen ge boren sein; die Soclaldemrkratie wolle die Rationalitäten abschaffen und die Brüderlichkeit aller Menschen an die Stelle setzen. DaS war wenigsten- deutlich gesprochen, und wir sahen Namentlich mehrere Landleute, die anfang- ruhig dasaßen, unwillig den Kopf schütteln. Schließlich leuchtete noch Herr Lehrer Han- von Waldenburg den edlen Volk-beglückern mit einer kurzen, aber kernigen Ansprache heim. Der Eindruck, den diese Versammlung auf alle Ge- müther gemacht hat, die vom Gifte de- Socia- li-mu- noch nicht erfaßt sind, war ein solcher, wie ihn die Herren von der rothen Fahne schwerlich gewünscht baden; er wird nicht ver- loreu gehen. Nuferen Freunden im l7. Wahlkreise aber rufen wir zum morgenden Entscheivungskampfe ein herzliche- Glückauf zu! Hortologischer Lenchl. lZ LtipsiG, 2». Februar. In der Sitzung de- . Verein- von Gärtnern und Garten freunde» Leipzig-", welche am 8. d. in der Centralhalle abgehalten worden, ertheilen wir folgenden Berickit, nachdem unS erst heute da- uöthige Material auS dem Tage-protokoll zu gegangen ist. Besondere- Interesse erregte eine Anzahl von Herrn Richard Schnabel hier ausgestellter Levetzow'scher Blumentöpfe. Dieselben zeichnen sich dadurch au-, daß sie von ganz ab weichender Construction gegenüber den br-her be kannten und in Gebrauch gezogenen Töpfen sind, und können jedenfalls alS eine Errungenschaft für die Zimmergärtnerei betrachtet werden. Der Levetzow'sche Blumentopf unterscheidet sich zunächst von den anderen dadurch, daß er eine doppelte Wandung bat, zwischen welcher sich ein schmaler Raum befindet, den man mit Master au-füllt. Die äußere Wand des TopfcS ist wasserdicht, während die innere poröse Wand da- vorhandene Master nach und nach in die Erde der inmitten de- Topfe- stehenden Pflanze eindringe» läßt, wodurch derselben unau-gesetzt die nöthiae Nahrung zugesührt wird, so daß nur erforderlich ist, von Zeit zu Zeit da- absorbirte Master zu ersetzen. Die hierau- entstehenden Bort heile sind naheliegend und von Wichtigkeit in der Zimmergürtnerei, denn durch diese Bewässerung-Methode kann die Pflanze nie ganz au-trocknen, aber ebenso wenig kann sich nicht ru viel Feuchtigkeit an Wurzelballen an sammeln, wodurch der darau» folgende Tod der Pflanze vermieden wird. Für Warmhau-pflanzen dürste e- beim Gebrauch de- Levetzow'schen Topfe- außerdem «och von besonderem Nutzen sein, wenn zum Füllen de- zwischen der Doppelwand be findlichen Raumes warme- Master angewendet würde, um dem Wurzelballen der Pflanze dadurch erue wohlthuende Wärme zuzusühren; ferner würden sich auch durch letztere- Verfahren Säme reien, welche in da- Innere de- Topfe- au-gesäet würden, schnell und sicher zum Keimen bringen lasten, nur müßte hierbei die obere Topsvffnüng vermittelst Glasglocke oder -Scheibe verdeckt werden. 9m Allgemeinen kann der Levetzow'sche Topf für Zimmeraärtnerei angelegentlichst empfoh len werden, eine- Tbeil- seiner für die Bedingungen de- Pflanzenwiicdse- praktischen Construction, andern Therl- seiner gefälligen äußeren Ausstat tung wegen. Ganz besonder- spricht auch für die praktisch« Verwendbarkeit de- besagten Topfe me warme Empfehlung desselben durch die aner kannten Autoritäten der Herren Hofgärtner Jäger in Eisenach, Hofgärtner Röse in Oldenburg, Garteninspertor Otto in Hamburg, Hosgartendirector Äühlke in Pot-dam u. A. I» Jutereste aller Zimmercultivateure se» noch bi-merkt, daß Herr Richard Schnabel hier (Dmtergarteustraße 7) die einzige Vertretung obiger Neubeit für den hiesigen Platz hat. Nun «urde zum zweiten Gegenstand der Tages ordnung geschritten In Folge einiger au-liegenden Zeickmungen für WasserheizungLapparate neuer Construction entspann sich nämlsch eine De batte über die größere oder geringere Zweckmäßig keit der verschiedenen Tewächshau-heizungen, welcher Gegenstand i» eingehendster Weise behan delt »urde. In Kürze soll hier nur mitgetheilt »erde», daß für kleinere Gcwäch-Ha»»räume von Herrn Direktor Hauisch entschiede» der Wasser heizung der Vorzug gegeben »urde »ud zwar besonder- ihrer milden, gleichmäßigen Wärme erzeugung wegen, welche für das Gedeihen der Pflanzen von nicht zu unterschävendem Lortheil ist Herr Wagner »u Gohli- fügte noch hinzu indem er sich den Ansichten de- Vorredner- im Uebrigen vollkommen anschloß, daß für groß«- und au-gedehnte Gewäch-hau-ränme sich die Dampf Heizung vorzüglich empfehle, da bei zweckmäßiger Anlegung derselben für viele Gewächshäuser nur ein einziaer Kessel erforderlich fei, wodurck schon eine Ersparviß an Heizmaterial erziel! würde; ferner laste sich Tarups mit viel größerer Leichtigkeit in ven verschiedensten Rich tungen sortleiten «l- Master; nur müsse man bei Anlegung derartiger Heizungen daraus bedacht sein, daß nicht, wie früher üblich, eine entsprechende Anzahl Heizcylinder ausgestellt würde, indem sich hierdurch eine Menge Feuchtigkeit gerade zu der Zeit in den Häusern ansawmle, wo man dieselbe am wenigsten gebrauchen könne, nämlich im Winter bei starker Kälte; man solle vielmehr die neuere bewährte Manier in Anwendung bringen, welche darin besteht, bei Weglassung besagter Ctzlinder recht weite Röhren anzubringen, welche man, um eine andauernde Wärme zu erzielen, mit Steinen oder Drainirröhren ansüllt. Anläßlich der Veredelung der Pflanzen (l- B. Pfropfen, Einspitzen, Copuliren, Pelzen, Oculiren, Emschilscn, Ablactiren resp. Anplatten), welche seiner Zeit besprochen wurde, bedurfte e- der hochgelahrten Berichtigung nicht, denn daß die Veredelung schon in den ältesten Zeiten bekannt war, ist jedem gebildeten Hortologen und -Pomo- logen kein Gedeimniß. daß aber die Veredelung von den italienischen GartenkÜnsilern zur allge meinen Praxi- erhoben und dadurch im vorigen Jahrhundert auch in Deutschland eing« führt wurde, da- sollte in dem populairen Bortrag hervorgehoben werben. ' De. N Nachtrag. * Leipzig, 21. Februar. Am heutigen Mitt woch feiert einer unserer aeachtetsten Mitbürger und Recht-anwälte, Herr Advocat JuliuS Albert Prasse, fein fünfzigjährige- Avvocaten Jubiläum in seltener Körper- und Gciste-srische. Soviel ua- bekannt, bekleidete Herr Advocat Prasse in den dreißiger und vierziger Jahren da- Amt eine- Gericht-director- über einige in der Nähe Leipzig- gelegene Ortschaften. Im Beruf-- wie im bürgerlichen Leben hat man am Jubilar alle zeit den streng rechtlichen, biedern und menschen freundlichen Cbarakter geschätzt. Möge ihm der Abend seine- Leben- recht beiter und angenehm verfließen. * Lrizyig, 20. Februar. Charaktervoll sei der Mann und auch die Zeitung Diesem Spruche gemäß handeln die „Dre-dner Nachrichten", indem sie zur Abwechselung heute einmal die deutsche Zerrissenheit uud den deutschen Particulari-mu- in da» rechte Licht stellen. Sie sagen u. A: „Verbündete Regierungen." Keine Rebe des Reich»- lanzler», in welcher nicht der „verbündeten" Regierungen gebacht wirb. Man versteht laut der Reichsverfastung unter dieser wohllautenden Wortgruppe dir Bereinigung aller deutschen Rraierungeu zu einem ewigen Bunde „zum Schutz« des innerhalb de» deutschen Bundesgebiete» gilti- gen Rechte« und der Pflege der Wohlfahrt des deutschen Balles." Entsprechen die Verheißungen der Reich»- Verfassung heute noch der Wirklichkeit? Statt der verbündeten sehen wir hadernde Regierungen, statt der Bvlkswohlfahrtspflege Eisenbahnwirren, statt des ge sicherten Rechtsschutzes dcn Versuch einer frivolen Rechts beugung. Man spricht bereits von einem Eisenbahu- kriege zwischen Preußen und Sachsen An die Namen der Hauptstädte beider Staaten knüpft sich die Sorg« tiefer Zerwürfnisse. Die Berlin-Drrsdner Bahn, bestimmt, di« Bürgerschaften beider Großstädte inniger mit eiserne« Strängen an einander zu knüpfen, droht die Quelle dleibruden Unfrieden- und dauernder Verbitterung zu werben. Sallte bie königlich sächsische Regierung in dieser Frag« nicht mit der Loyalität verfahren sein, die sie den Interessen »es Reiches und eigenen Lande« schuldet, sallle sie >s an derjenigen vorsichtigen Klugheit haben fehlen lassen, welche dem Kleineren, selbst wenn er das beste Recht auf seiner Seite weiß, eine der bcwLbrtesten Masten gegen «inen sieaesge- wohnten Mächtigen in die Hand drückt, so würde,hr der schwerste Borwurf nicht erspart bleiben. Im Reichs tage bürste ihre Stellung dann eine peinliche sein, und der sächsische Landtag würde zu untersuchen baden, ob die den Rath der Krone bildenden Staatsmänner sich von so viel deutsch-sächsischem Patriotismus erleuchten, von so viel Weisheit letten lieber», daß ihnen ferner noch di« Führung de« sächsische« Staatsschiffe« durch Sturm u»d Wogeudrang anvertraut bleiben kann ? Die Dre-dner Staatsmänner mögen diese Drohung mit der Ergebenheit hinnehmen, welche ihnen ihrem „verzogenen Liebling" gegenüber nicht schwer werden wird. Da- „sächsische Staat-- schiss" in „Sturm und Woaendrang" — Gott sei Dank, daß r- noch einen Bierey giebt, um e- zu retten! — Am verflossenen Sonntage versammelten sich in dem Lehrerinnen - Seminar de» Fräulein Angelika Hartmavn eine größere Anzahl von Herren und Dame« uud constituirten sich unter dem jVorfitze de» Herrn Stadtrath Winter zu einem Local-Comits, «elchr- sich der Auf gabe unterziehen soll, die erforderlichen Vorberei tungen für die diesjährige, während der Oster woche in Leipzig tagenden General-Ver sammlung de- Allgemeine Deutschen Frö- bel-Verbande- zu treffen. Fräulein .Hart mann präcisirte zunächst die bvn dem deutschen Fröbel - Verbände in- Auge gefaßte Aufgabe al- eine Zusammenfassung aller auf dem Ge biete der Jugend-Erziehung thätigen deutschen Vereine, besonder- derjenigen, welche die von Fröbel aufgestellten ErziehunaS-Principien adoptirt haben. Nach übersichtlicher Berichterstattung über die Verhandlungen und Vorträge, bie sich aus de» Programm der in den Vorjahren in Nord hausen und Weimar stattgesundenen General- Versammluvgen besandea, »endete Fräulein Hartmann sich zu den Vorlagen, welcde für die am 3., 4. und 5. April in Leipzig abzuhaltende General-Versammlung gemacht sind, und bemerkte unter Anderem, daß an diesen Tagen Vorträge in Au-sicht genommen seien von Drrector Köhler (Gotha), Gymnasial Oberlehrer vr Pappenheim (Berlin), Pfarrer Steinacker (Buttelstedt), Schul direktor Karl Richter (Leipzig), vr. Riemeyer (Leipzig) und von ihr selbst. Nach diesen mit großem Interesse entgegen genommenen Mitthei lungen veranlaßte der Vorsitzende die Versamm lung, zur Erörterung der einzelnen dem OrlS- Comits zvfaklenden Obliegenheiten, alS Beschaffung des Versammlung-- und AusstellungS-LocaleS :c. überzugehen, und vertheilte unter d:e Mitglieder de- Comits die mit der Au-sührung dieser Ob liegenheiten verbundenen Arbeiten. Vordem Schluffe der Sitzung einigten sich die Mitglieder dcs Comits dahin, daß einer Jeder nach seinen Kräften unter seinen Freunden und Mitbürgern da- Interesse für die Bestrebungen in der Kindergartensache ru erwecken und zu fördern suchen solle, damit da» Publicum in werteren Kreisen, alS Die- bi-ber geschehen, sich mit der Bedeutung der Kinder gärten für die erste Jugend-Erziehung bekannt mache Da- werde namentlich dadurch ermöglicht werden, daß die Betheiliqung des Leipziger PublicumS an den Verhandlungen de- demnächst hier tagenden deutschen Fröbel-Verbände- eine möglichst ledbaste und zahlreiche sei rwd daß der Kinderaartensachs aus diese Weise Freunde au- allen Schichten der Gesellschaft zugcfüdrt werden. /X Leipzig, 2V. Februar. DcrZöllnerbund, welcher der allen seinen bisherigen Aufführungen nur die ernste Seite der Kunst pflegte, wird in dem für nächsten Freitag, den 23. d. M., angc- setzten Humoristischen Abend auch einmal dem Frohsinn Rechnung tragen. Die bi-her von dem Vorstände de- Zöllnerbunde- arrangirten Feste und Aufführungen erfreuten sich stets so ehrender Anerkennung, daß er auch bei dem in der Centralhalle stattfindcnden humoristischen Abend den Beweis liefern wird, daß c- auch noch anständigen Humor giebt. Nach Dem, wa- man bi- jetzt über die Au-stattung diese- humoristischen Abend- gehört hat, dürste derselbe uu- da- Beste von Dem bieten, wa- wir im Lause der diesjährigen CarnevalSzeit geboten erhielten. Den Schluß de» reichen Programm- bildet eine höchst komische Operette Obschon vom Zvllnerbunde Fürsorge getroffen ist, daß einer uebersüllung de- Centralhallensaale- vorge beugt werden soll, so glauben wir doch die Freunde de- Zöllnerbundes daraus aufmerksam machen w sollen, daß auch BilletS für Gäste bei Herrn Müller. Colonnadenstraße 24, zu haben sind. (S. Inserat.) ) Leipzig, 20. Februar. In, Maschinenhause der Buchdruckerei von Breitkops und Härtel, Nürnberger Straße Nr. 47, qerietb heute Morgen eine Partie dort aufgestapeiter Nutzhölzer in Brand, wcshalb die sämmtlichcn Feuerwehren alarmirt wurden und mit den Spritzen auS- rückten. Letztere kamen jedoch nicht in Thätigkeit, e- gelang den Löschmannschaften, da- Feuer durch Anwendung der im Hause befindlichen Wasser- fchlauchcinrichtung bald zu dämpfen und jede Gefahr zu beseitigen. — Am vorigen Freitag wurde dem nach lang jähriger treuer Amtsführung in den wohlver- vnnten Ruhestand getretenen bisherigen Herrn Pastor Kunad in Eutritzsch durch Herrn Supe rintendent vr. Michel da- Ritterkreuz l. Classe de- Albrccht-orden- feierlich überreicht. Zu Ehren de- also Ausgezeichneten fand an demselben Tage noch ein kleine- Festesten statt, welchem Vertreter der politischen und der Kirchengemeinde und Freunde de- Gefeierten beiwohnten. — Am vorigen Sonntag gab der Capeimeister Herr Friedrich Wagner mrt der Capelle de- kgl. sächs. Garde-Re>ter-RegimentS au- Dre-den ein Concert in der Gesellschafts-Halle in Lindenau, zu welchem sich ein sehr zahlreichc- Publicum au- Leipzig, Lindenau, Plagwrtz ic. ein- gefunden hatte. Da» Programm war ein sehr gewählte- uud die meisten Nummern wurden mit lebhaftem Applau- belohnt. Die Leistungen der Capelle waren in der Thal vorzüglich. Herr Wagner wird am nächsten Sonntag noch ein Concert im gleichen Saale geben. * Brandt», 19. Februar. Bor einigen Tagen verunglückte in dem RittergutS-Dorwerk Post- Hausen die »erwittwete Hosmann auS Ge- rich-hain dadurch, daß, während sie in der Bren nerei mit dem Reinigen dcS Schlempe Bassin- beschäftigt war, von einem Brenner frische kochende Schlempe in den Raum, wo die Frau sich befand, eingelaffen und ihr dadurch — die Leiter war durch einen dabei behülslichen Jungen weg genommen worden — die Beine bi- an die Kniee schwer verbrannt wurden. Erst nach längerem Schreien wurde die Bedauern-werthe au- ihrer gräßlichen Lage errettet. Die Heilung der Wunden wird voraussichtlich längere Zeit in Anspruch nehmen. Ob dem erwähnten Brenner eine Schuld an dem f» traurigen Vorkommniß beizumessen sei. ist nicht zu sagen — Am Montag starb inAltenburg an einem Herzschlag der Geh. Finanzratb vr Cruciger. In ihm verliert Altenburg eincn Beamten, der demselben in verschiedenen Stellungen auf daß Gewiffenhafteste und Treueste gedient hat. Der Heimgegangene verband mit höchst gediegenem Wissen eine große und lieben-würdige Humanität und zählte in allen Schichten der dortigen Be völkerung Freunde und Verehrer — Peter war ein ausgedienter Soldat in RakoS in Oesterreich, befand sich ganz wohl auf seiner Wirtschaft und plauderte nur manchmal Allerlei, wa- ein richtiger Bauer f-r sich behalten hätte. So erzäblte er bei einer lnsiige» Kindlause seinen Gevatter-levte» nicht mehr bei« ersten Glase, m der Christoacht habe er einen merkwürdigen Traum gehabt. Seine verstorbene Großmutter sei ihm erschienen, habe ihm einen Platz aus seinem entfernten Acker gezeigt und »it Grade», stimme zugerufen, da solle er am Maria-Licdtmcß- tage einschlagen »nd eine Grube graben v:er Klaftern laug, drei Klaftern breit und drei Klafter« tief; da werde er auf einen Schatz stoßen, der in der TÜrkenzeit vergraben worden fei. Er glaube zwar nicht an Träume, sagte Peter, habe aber doch de» betreffenden Platz mit Pflöcken abgesteckr, man könne nicht wissen rc. — Die freundliche Gevatter-leute gaben ihm Recht, Traum sei Traum, man könne durchaus nicht wissen :c. uns in ten nächsten Nächten kamen sie mit Hacken und Schaufeln auf da- Feld und backten und schaufelten, daß ihnen der Schweiß von der Stirn floß; denn da- Erdreich war nicht nur gefroren, sondern auch steinig und mit Wurzeln durchzogen; und so trieben sie'- fech- Nächte lang, d« war die Grube fertig und noch viel tiefer al- drei Klafter lici. aber ein Schatz wollte sich nicht -eigen und sie hörten ärgerlich zu graben aus. Nicht so Peter; der lachte sich in den Bart hinein «nd machte an- dem großen Loch, da- ihm feine guten Gevattern ganz umsonst gegraben hatten, erne Ei-grubc, die er fick schon lange gewünscht hatte. Seitdem wollen die Gevattern Nicht- mehr von Peter - Träumen hören. Berichtigung. Die in Nr. 37 de- „Dr. Journ." enthaltene Nedersicht der Selbstmorde bezieht sich nickt auf ganz Sachsen, sondern umfaßt nur den Regierungsbezirk Dre-den Driefkafte«. «. V 7. Wir können Ihnen darüber zar krme Auskunft geben. »r. »K. Die wendischen Predigten m Dre-den sind eine alte Sache uud gar nicht unzweckmäßig, da üch zu denselben gewöhnlich sehr viele der in Dresden uud Telegraphische Depeschen. Wien, !9. Februar. Herrenhaus. Beratbung de- Gesetzentwurf-, betreffend die Abänderung dcL Eherechts. Bürgermeister Felder plaidirt für Aufhebung der religiösen Ehehinderuifle Fürsi-- erzdlschof Kutschker spricht gegen die Mischehe» und gegen die Zulässigkeit der Ehen ehemaliger Priester und beantragt schließlich über den Gesetz entwurf zur Tagesordnung überzugehen. Fürst Friedrich Liechtenstein beantragt den Uebergana zur Tage-ordnung, da die Regierung demnächst cinen Entwurf, betreffend die Regelung der Ehe gesetzgebung, einbringen werde Section-ches Konrad Schmidt spricht für Anwendung der den Bekennern anderer Consessionen geioährten Frei heiten auch auf die Katholiken. Arneth befür wortet den Gesetzentwurf. Prof. Neumann empfiehlt Einführung der obligatorischen Civil- ebe und gittindliche Revision der Ehegesrtzgebung. Hierauf wird die Debatte aus morgen vertagt. Rom, 19. Februar. Prinz Karl von Preußen ist heute hier eingetroffen »nd am Bahnhofe von dem Kronprinzen Humbert, dem deutschen Bot schafter von KeudeU und den Spitzen der Bebörden empfangen worden. Nom, 19. Februar. Deputirtenkammer. ViSconti Venosta theilte mit, daß er die Regie rung wegen der Vorlage der diplomatischen Akten stücke über die orientalische Krage zu mterpelliren beabsichtige, eventuell darüber, ob die Regierung Auskunft über ihre Haltung in der orientalischen Frage geben wolle. Cesaro meldete gleichfalls eine Interpellation wegen der Vorlage der ge dachten Aktenstücke an. Der Ministerpräsident erwiderte, daß sich die Actenstücke bereit- im Druck befänden »nd im Anfänge der nächsten Woche zur Bertbeilung gelangen sollten. ViSconti Venosta zog hierauf seine Interpellation zurück, indem er sich vorbehielt, die Aktenstücke zu prüfen, von denen hoffentlich eine so genügende Zahl veröffentlicht werden würde, daß nian daraus die Haltung der Regierung in dieser Frage er kennen könne, welche crnste Interessen Italien- berühre, da e- sich möglicherweise um eine Aende» runq der Verhältnisse de- MittelmeereS handele. Rom, 19. Februar. Deputirtenkammer. Im weiteren Verlause der Sitzung wie- der Minister präsident bei Beantwortung einer bezüglichen In terpellation de- Abg. Savini nach, daß e- un möglich sei, die Mahlfteuer auszuheben, obschon die Finanzlage de- Landes sich gebessert habe. Der Ministerpräsident versprach, dem Haufe dem nächst Gesetzentwürfe wegen Abänderung der Ver mögenssteuer, de- Zivang-course- und der Mahl steuer vorznlegen und fügte hinzu, da- Ministe rium werde allen feinen Versprechungen Nachkom men, soweit die- die ökonomischen und finanzielle» Grenzen, sowie die Bedingungen he» Staats schatzes gestatteten. London, 20 Februar. Bei der ParlameulS- Nachwahl in Wilton wurde Herbert (conservativ) mit 751 Stimmen gewählt, der Candidat der Liberalen. Norri«, erhielt nur 187 Stimmen Bukarest, 20 Februar Die Commisfioic, welche mit der gerichtlichen Verfolgung der früheren Minister beauftragt ist, hat angezeigt, daß sie die Vorarbeiten für dev Anklageakt beendet habe. Konstantinopel, 19. Februar Die serbische» Delegirlen statteten heute dem Großvezier und de« Minister der auswärtigen Angelegenheiten Be suche ab. Die Delegirlen Montenegro- werden am nächsten Freitag hier erwartet. ES bestätigt sich, daß die Pforte sich versöhnlich zeigt und daß Hoffnung auf da- Zustandekommen dr- Friedens schlüsse- vorhanden rst.
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